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Wir entdecken - Landschaft zwischen Elbe und Weser

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Fünf Elbfischer gibt es heuteDie Elbfischerei war im Mittelalter von solch großer Bedeutung, dasssich Hamburg in dem angeblich von Kaiser Barbarossa ausgestellten,in Wahrheit gefälschten Freibrief von 1189 neben der zollfreien Fahrtauf der <strong>Elbe</strong> auch das Fischrecht sicherte. 1929 erklärte der Reichsministerdie Fischerei unterhalb Hamburgs als nicht mehr lebensfähigesAuslaufmodell <strong>und</strong> wies Beschwerden der Altenwerder Fischer wegendrastisch sinkender Fangmengen zurück.Vor der Gründung des zweiten Deutschen Kaiserreiches waren auf derUnterelbe noch 420 Boote unterwegs, noch im Ersten Weltkrieg lebtenmehr als 1500 Menschen von der Fischerei auf der Unterelbe. Abden 1930er Jahren gaben immer mehr Fischer auf, durch die Verschmutzungder Industrie gingen die Fänge zurück, Eindeichungen<strong>und</strong> Flussvertiefungen taten ein Übriges. Nach dem Fall der Mauer1989 verbesserte sich die Wasserqualität erheblich. Das Ende der Gifteinleitungenin der ehemaligen DDR <strong>und</strong> strengere Umweltauflagenfür Industriebetriebe <strong>und</strong> Kraftwerke wirkten sich positiv auf die <strong>Elbe</strong>aus, die Elbvertiefung von 1999 <strong>und</strong> die Zuschüttung des MühlenbergerLochs hingegen negativ.Heute gehen auf der Unterelbe – während der Saison <strong>zwischen</strong>November <strong>und</strong> März – nur noch fünf hauptberufliche Elbfischer wieLothar Buckow mit ihren Hamenkuttern auf Stintfang. Der Stint ist deram häufigsten an der Unterelbe gefangene Fisch <strong>und</strong> neben dem Aaldie Haupteinnahmequelle der Fischer, aber auch Zander oder Kabeljaugehen ins Netz. Elbbutt oder Finte, typische Arten im Brackwasser,finden sich nur noch vereinzelt in den Netzen.Bei der Aufsicht in Hamburg sind die Kutter unter dem Kürzel HF(steht für Hamburg-Finkenwerder) registriert <strong>und</strong> dürfen auch auf Seefischen. Die Elbfischer fischen umweltfre<strong>und</strong>lich. Das Prinzip: DerHamenkutter geht vor Anker, beiderseits des Schiffes werden – an denOber- <strong>und</strong> Unterbäumen eingehängt – die Netze zu Wasser gelassen,der Gezeitenstrom treibt die Fische hinein. Sieben Meter unter demWasserspiegel treibt die Strömung die Stinte in die 42 Meter langenNetze des Hamenkutters. Der Fisch bleibt frisch: Er kommt nach demFang in die so genannte „Bünn“; das ist „ein Swimmingpool“ mit Elbwasserim Schiffsbauch.Noch Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde der Stint an den Elbufernmassenweise mit Netzen gefangen, viele Bauern verfütterten denFisch an Hühner <strong>und</strong> Schweine oder brachten ihn als Dünger auf Felderaus. Nach dem Ersten Weltkrieg verschwand der Stint zeitweiligvöllig <strong>und</strong> geriet als Speisefisch in Vergessenheit – bis sich die Wasserqualitätänderte. Seitdem ist die regionale Delikatesse ein wahrer Kultfisch<strong>und</strong> die Fischerei lohnt sich für die verbliebenen Fischer wieder.

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