13.07.2015 Aufrufe

Download program - Münchner Philharmoniker

Download program - Münchner Philharmoniker

Download program - Münchner Philharmoniker

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6Richard Strauss: „Don Quixote“Die Variationsform als HandlungsträgerAnders als im „Heldenleben“, wo der titelgebende„Held“ einer sehr realen Konfrontationmit seinen „Widersachern“ ausgesetzt ist undalle Konflikte nach außen hin ausgetragen werden,sind im „Don Quixote“ Probleme und Konfliktepsychologisch interiorisiert, d. h. ins Innereder Hauptperson verlegt. Don Quixotekämpft nicht mit der „Welt“, sondern mit Irrtümern,Wahnvorstellungen, mit Produkten seinerstark ausgeprägten Einbildungskraft. Die Sonatenhauptsatzformmit ihrem Themen-Dualismuskonnte hier die rechte Form-Idee nicht sein; dennalles, was sich prinzipiell zur inhaltlichen Füllungeines „2. Themas“ eignete (z. B. Dulzinea, QuixotesAngebetete), erweist sich früher oderspäter als Halluzination oder Phantasmagorie –wie überhaupt die Außenwelt, die Don Quixotewahrzunehmen scheint, sich zunehmend alsSpiegelbild der eigenen Phantasie entpuppt, alsProdukt subjektiv fehlgeleiteter Imagination.Diesen schmerzhaften Widerspruch zwischenSein und Schein muss Don Quixote in sich selbstaustragen: ein Thema, nämlich das seine, ziehtin den Kampf gegen ein Nichts, die Leere derObjektwelt. Folgerichtig wählte Strauss als tönendesSymbol für Don Quixotes Hirngespinsteund Identitätskrisen das formale Stilmittel derVariation: den äußeren Rahmen der Tondichtungsollte, wie er sich von Anfang an vornahm, eine„ad absurdum geführte und tragikomisch persiflierteVariationsform“ bilden.Kein Realismus ohne Phantasie undArtistikPhantasie und Wirklichkeit zerren beide an derPersönlichkeit des „Ritters von der traurigenGestalt“. Die Entfernung eines Themas von sichselbst, wie sie sich notwendig aus der Anwendungvariativer Techniken ergibt, wird so zumKunstgriff des Komponisten, mit Mitteln ausschließlichder Musik den Prozess einer Selbstentfremdungzu beschreiben. Dass dabei diePhantastik, sei sie auch nur eingebildet, nichtzu kurz kommt, garantiert Strauss’ angeborenerSinn für Tonmalerei: Burleske und imaginäreKlangwirkungen gehören genauso zum Repertoireder „Don Quixote“-Partitur wie die bisweilenironisch gehandhabte „gelehrte“ Satztechnik,die den Titelhelden umgibt. Selbst BertoltBrecht hatte in seinen kunstästhetischen Schrifteneingeräumt, dass „realistische Schreibweisekeinen Verzicht auf Phantasie noch auf echteArtistik bedeutet. Nichts hindert auch dieRealisten Cervantes und Swift, Ritter mit Windmühlenkämpfen und Pferde Staaten gründenzu sehen.“Jedem Akteur seine klanglicheMimikryFür das phantastische Element und seine Transpositionin Bereiche des Klangs steht Strauss in„Don Quixote“ ein mit dreifachen Holzbläsern,Kontrafagott, sechs Hörnern, Tenor- und Basstuba,Tamburin und Windmaschine besetztes,kammermusikalischer wie bizarrer Klangwirkungenfähiges Instrumentarium zur Verfügung,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!