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Dienstleistung oder Menschenrechtsprofession? - ZPSA

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von Sozialer Arbeit begrüßt wird, fällt nicht zuletzt auf den Stand der Theorie- und Ausbildung in<br />

Sozialer Arbeit zurück. Im Vergleich zu anderen Professionen ist sie diejenige, die das Paradigma<br />

bzw. Teile davon aufgrund theoretisch-professioneller Sprachlosigkeit am ungebrochensten<br />

umgesetzt hat, weil sie dem Druck nichts entgegenzusetzen hatte. Kurz, neoklassische Ökonomie<br />

und Markt- bzw. Fallsteuerung können wohl – auf dem Hintergrund der internationalen Definition<br />

der Disziplin und Profession Sozialer Arbeit - nicht die zentralen theoretischen Bezugs-<br />

punkte Sozialer Arbeit sein, es sei denn, sie beabsichtige, ihre Entprofessionalisierung <strong>oder</strong> gar<br />

Selbstabschaffung und Ersetzung durch standardisierte Verfahren und unausgebildete Arbeitskräfte<br />

selber einzuleiten.<br />

Aus der Sicht des Neoliberalismus dürfte die hier dargestellte systemtheoretisch begründete<br />

Soziale Arbeit mit ihrer Betonung von Gesellschaft und Kultur als wichtige Determinanten und<br />

Resultanten menschlichen Verhaltens, mit ihrem Beharren sowohl auf Befreiung und Autonomie<br />

als auch auf menschlicher Abhängigkeit und Schutzbedürftigkeit mehr <strong>oder</strong> weniger inakzeptabel<br />

sein. Ebenso inakzeptabel dürfte ihr Beharren auf die Konzeptualisierung illegitimer Machtstrukturen<br />

und von Veränderungsprozessen sein, die nicht durch den Markt und Geld (als Anreiz)<br />

gesteuert werden können, was den Fokus auf Sozialrechte sowie intra- wie internationale<br />

(Verteilungs)Gerechtigkeit nahe legt. Im nächsten Abschnitt werde ich allerdings zeigen, dass<br />

sich die beiden theoretischen Zugänge zur Sozialen Arbeit nur in ihrer „reinen Form“ nahezu<br />

unversöhnlich gegenüberstehen. Will man diese Polarisierung vermeiden, wird man nach „theoretische<br />

Brücken“ suchen müssen.<br />

3. Theoretische Übergänge zwischen neoliberalem <strong>Dienstleistung</strong>s- und systemischem<br />

Menschenrechtskonzept<br />

In diesem Abschnitt sollen vier Theoriebeiträge vorgestellt werden, die sich ebenfalls mit der<br />

<strong>Dienstleistung</strong>sthematik auseinandersetzen, dabei jedoch bestrebt sind, sie mit theoretischen<br />

Vorstellungen aus der Tradition von Theorien Sozialer Arbeit zu verknüpfen. Der erste versucht,<br />

„Lebenswelt, partizipative Organisationsstrukturen und <strong>Dienstleistung</strong>“ miteinander zu verknüpfen.<br />

Der zweite hat zum Ziel, einen revidierten Marxismus, der ebenfalls stark von ökonomischen<br />

Vorstellungen ausgeht, mit der Forderung nach klarer Nutzerperspektive im Sinne von<br />

„social citizenship“ zu verbinden. Der dritte Beitrag gibt einen Rückblick auf die alte Vorstellung<br />

christlicher Diakonie und zeigt auf, dass im Rahmen säkularer, westlicher Gesellschaften mit<br />

ihrem Leitbild des autonomen Menschen Soziale Arbeit als Arbeit mit Abhängigen zu einer Domäne<br />

der Frauen wurde; Soziale Arbeit soll mit der neuen gesellschaftstheoretischen Diskussion<br />

über „Care“ verknüpft werden, um sie von der Geschlechtsgebundenheit zu befreien. Der vierte<br />

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