04.12.2012 Aufrufe

Dienstleistung oder Menschenrechtsprofession? - ZPSA

Dienstleistung oder Menschenrechtsprofession? - ZPSA

Dienstleistung oder Menschenrechtsprofession? - ZPSA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Professionellen und ihren AdressatInnen. Welche Rolle Macht im „caring process“ spielt, bleibt<br />

offen. Was relativ unklar bleibt, ist das Verhältnis zur Fachlichkeit, genauer dem professionellen<br />

Wissen und dessen Inhalt. Um nicht weiterhin als typisch weibliche Qualitäten konnotiert zu<br />

werden, müsste aufgezeigt werden können, wie Sorge, Kreativität in der Kontaktaufnahme, Mitfühlen<br />

und Anteilnahme, Zuspruch und Trost usw. auch mit disziplinärem und professionellem<br />

Wissen über Veränderungen zusammenhängen. 51<br />

3.4 Sozial arbeiten und sozial wirtschaften (Wolf Rainer Wendt)<br />

Wendt formuliert sein Anliegen zum Thema „Sozialwirtschaft“ wie folgt:<br />

Die Theorie Sozialer Arbeit soll gegen den ideologischen Strich gebürstet (werden). Sozial wirtschaften als<br />

Paradigma für Soziale Arbeit lässt die bipolare Auseinanderlegung von Wirtschaft und Sozialem, ihren<br />

scheinbaren Antagonismus, hinter sich, in welcher Vorstellung jede Verknüpfung sozialen Engagements mit<br />

einem Kosten-Nutzen-Kalkül gleich eine unzulässige ‚Ökonomisierung’ bedeutete. Statt einer Marktlogik zu<br />

folgen, nach der sich auch soziale Probleme kommerziell per Angebot und Nachfrage lösen lassen, gilt es,<br />

die Logik angemessener Versorgung ökonomisch zu entfalten. 52<br />

3.4.1. Menschen- und Gesellschaftsbild<br />

In Bezug auf das Menschenbild ist Wendts Ausgangspunkt das Konzept der Lebensführung,<br />

definiert als „Zusammenhang aller Tätigkeiten einer Person in den verschiedenen für sie jeweils<br />

relevanten sozialen Lebensbereichen Erwerbstätigkeit, Familie und Hausarbeit, Freizeit und<br />

Erholung, Bildungsaktivitäten usw.“. Entscheidend ist nicht das Vorhandensein von Gütern, sondern<br />

die Fähigkeit des Menschen (zurückgehend auf Sens capability-Begriff), „aus sich etwas<br />

‚zu machen’ und in seiner Umwelt etwas zu erreichen“ 53 . Diese multiplen Formen des Funktionierens<br />

würden die Freiheit der Person ausmachen, die eine <strong>oder</strong> andere Form der Lebensführung<br />

zu wählen. Wendt zufolge hat sich das Konzept der „sozialen Bürgerrechte“ gewandelt und<br />

zwar von einem Bürger als Nutzer sozialer <strong>Dienstleistung</strong>en, die ihm auf Grund von Leistungsberechtigungen<br />

mit einem Wunsch- und Wahlrecht zukommen und damit einer Bedarfswirtschaft,<br />

die Ansprüche bedient, zu einem aktiv Mitwirkenden und eigenverantwortlichen Mitgestalter<br />

dessen, was sich sozial erreichen lässt - definiert als economic citizenship. Der Einzelne<br />

wird mit Rechten und Pflichten als haushaltender Teilnehmer am Wirtschaftsleben und Wohlfahrtsproduzenten<br />

im persönlichen Lebenskreis betrachtet. Eigene und gemeinsame Daseinvorsorge<br />

ist ein solcher Beitrag, der von den Bürgern erwartet werde.<br />

51<br />

Vgl. hierzu z.B. Klaus Grawe Neuropsychotherapie, Göttingen/Bern/Toronto 2004<br />

52<br />

Wolf Rainer Wendt: Sozialwirtschaft – eine Systematik. Baden-Baden 2003; ders.: Sozial arbeiten und sozial wirtschaften,<br />

Freiburg/Br. 2004, hier: S.12<br />

53<br />

Ders., a.a.O. 2004, S.116<br />

36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!