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Download - Sankt Marien und Sankt Katharina Bad Soden

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Was ist Krankenhausseelsorge?Die Krankenhausseelsorge ist ein Angebotder Kirchen für kranke Menschenim Krankenhaus. Damit wirddas Krankenhaus als ein wichtiger <strong>und</strong>eigenständiger Ort religiöser Erfahrungengesehen, der qualifizierte Seelsorgebraucht.Die Aufgabe der Krankenhausseelsorgeist es, einzelnen kranken Menschenbei der Suche nach ihrem ganzpersönlichen Lebensweg <strong>und</strong>/oderSterbeweg Hilfe anzubieten.Patientinnen <strong>und</strong> Patienten fällt esoft schwer, sich im Kontext eines Krankenhauseszu artikulieren, (z.B. das,was sie sich im Laufe ihres Lebens anWissen um ihren Körper erworben haben,…).Deswegen ist es notwendig,dass Krankenhausseelsorger sich darumbemühen, einzelne Kranke in ihrenje eigenen Ausdrucksmöglichkeitenwahrzunehmen <strong>und</strong> sie darin zu unterstützen.Sie versuchen, die (religiösen)Fragen der Kranken wirklich zu hören<strong>und</strong> mit auszuhalten, ohne vorschnellLösungen anzubieten.Die Aufgabe der Krankenhausseelsorgegegenüber der Institution Krankenhausist es, dafür einzutreten, dassder Anspruch, jeden einzelnen Patientenin seiner Besonderheit zu sehen,theologisch gesprochen „als einzigartigesKind Gottes“, wach gehalten wird<strong>und</strong> lebendig bleibt.Dabei arbeitet die Seelsorge nichtisoliert, sondern ist eingeb<strong>und</strong>en indie Zusammenarbeit der verschiedenenBerufsgruppen auf der Station.Dies geschieht unter Wahrung derSchweigepflicht jeder Berufsgruppe.Dadurch haben alle, die sich für Patientenengagieren die Chance, ihre unterschiedlichenWahrnehmungen <strong>und</strong>Einschätzungen auszutauschen. Dabei© Natalia Bratslavskykann sich der Blick für den einzelnen,konkreten Menschen weiten <strong>und</strong> helfensensibler zu werden für das, wasein bestimmter Patient vielleicht geradein dieser Situation braucht. DieSeelsorger kommen nicht unaufgefordert,sondern dann, wenn sie gerufenwerden, entweder vom Kranken selbstKrankenhausseelsorge in <strong>Bad</strong> <strong>Soden</strong>oder von den Angehörigen, dem Arzt,der Schwester oder anderen therapeutischenDiensten.Das Seelsorgeangebot ist offen füralle Menschen <strong>und</strong> nicht beschränktauf Kirchenmitglieder oder die Zugehörigkeitzu einer christlichen Gemeinschaft.Susanne EbelingIch wurde von den Schwestern <strong>und</strong>Pflegern der Intensivstation gerufen.Sie baten mich, zu einer Patientin zugehen, die nach einer schweren Operationseit Wochen bei ihnen lag. Sie erzähltenmir, wie viel die Frau durchgemachthabe <strong>und</strong> wie sie alle zwischenzeitlichauch um sie gebangt hatten– <strong>und</strong> dann ein wenig stolz:„Aber jetzt ist sie über den Berg!“Alle freuten sich über den Erfolg, –nur die Patientin nicht. Die Schwesternberichteten, dass sie sich zurückziehe,sehr niedergeschlagen <strong>und</strong> passiv sei,depressiv. Sie müsse doch jetzt ihr Lebenanpacken! Jetzt sei sie dran!Am nächsten Tag besuchte ich diePatientin. Ganz vorsichtig nähertenwir uns einander an.„Alle erwarten, dass ich froh bin<strong>und</strong> dankbar, …aber,… wie soll ichmich ausdrücken…? Für mich ist nichtvorbei, was da alles war...“Wie sollte sie mir auch nur ansatzweiseverständlich machen, was es fürsie bedeutet hatte, so lange zwischenLeben <strong>und</strong> Tod zu schweben, vom Todberührt worden zu sein, sich ausgeliefertzu fühlen an Pflegende <strong>und</strong> Ärzte,die sich liebevoll um sie kümmerten<strong>und</strong> die sie so brauchte, die aber zugleichauch über sie bestimmten <strong>und</strong>ihr manchmal auch wehtaten, wehtunmussten...Ich war erschüttert von dem, wasich hörte <strong>und</strong> musste der Patientin zugleicheingestehen, wie wenig ich diesesLeid letztlich ermessen kann. Nurmit einer „kleinen“ eigenen Erfahrungkonnte ich ihr entgegenkommen, derErinnerung an die Zeit nach meinemAuffahrunfall, bei dem aber niemandetwas Schlimmeres passierte. Wochenlanghatte ich noch davon geträumt<strong>und</strong> große Angst vor dem Fahren gehabt.Einige Tage später erinnerten wirbeide uns noch einmal an die ersteBegegnung: Für die Patientin war essehr wichtig, dass die Seelsorgerinnicht gleich Bescheid wusste, über das,was in ihr vorging, sich aber darumbemühte zu verstehen. So konnte siestammelnd <strong>und</strong> bruchstückhaft Worte<strong>und</strong> Gesten suchen, um das Erlebteauszudrücken. Wir konnten auch miteinanderaushalten, dass es für vieleErfahrungen keine Worte gab.Auch für den regelmäßigen Austauschzwischen den Schwestern derStation <strong>und</strong> mir war dies eine wichtigeRückmeldung: Dadurch wurde es4 5

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