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Thema 2: Pecking Order Theorie und Empirie der optimalen ...

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Symbolverzeichnisab DEIItatsächliches vorhandenes Vermögentatsächlicher Wert des Nettobarwerts (NPV)Erwartungswert des vorhandenen VermögensErwartungswert des Nettobarwerts (NPV)„Book Leverage“ (Buchverschuldung)Cash Flow des UnternehmensSchuldtitelHöhe <strong>der</strong> AktienemissionKapitalgewinn o<strong>der</strong> -verlustInvestitionsprojektAnzahl <strong>der</strong> Unternehmengeplante InvestmentM‘ InvestitionsbereichNPVPQSnet present value („Nettobarwert“)Marktwert <strong>der</strong> Aktien bei NichtausgabeTobin’s QSumme <strong>der</strong> finanziellen Ressourcen Zeitzustand „0“VVermögenV


1 EinleitungJedes Unternehmen sieht sich im Zeitablauf <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung entgegen die Kapitalkostenzu reduzieren. Die Schwierigkeit besteht darin, abzuwägen, ob es für die UnternehmensleitungSinn macht, das nächste Investitionsprojekt durchzuführen. Die zentrale Frage <strong>der</strong> Finanzierungbesteht in <strong>der</strong> Kapitalbeschaffung des Unternehmens. Die Entscheidungsfunktiondes präferierten Finanzinstruments obliegt dabei dem Management. Die bedeutendsten Kapitalstrukturtheoriensind in diesem Zusammenhang die „<strong>Pecking</strong>-<strong>Or<strong>der</strong></strong>-<strong>Theorie</strong> (POT)“, <strong>der</strong>enzentrale Aussagen erstmals von Donaldson 1961 vorgeschlagen 1 <strong>und</strong> 1984 von Myers/Majlufformal als „Hackordnungsmodell <strong>der</strong> Finanzierung“ 2 bestätigt wurde <strong>und</strong> die „Trade-Off-<strong>Theorie</strong>“ 3 , <strong>der</strong>en Hypothesen auf Kraus <strong>und</strong> Litzenberger 4 zurückzuführen sind. Beide <strong>Theorie</strong>ngelten als Weiterentwicklung des traditionellen Irrelevanztheorems von Modigliani/Miller(1958), in dem es um die Annahmen des Unternehmenswertes aus operativer Finanzierungunter symmetrischer Information ohne Kapitalmarktfriktionen geht. 5 Im Gegensatzzur Annahme <strong>der</strong> perfekten Information, untersuchten Myers/Majluf in Anlehnung an dieAgency-<strong>Theorie</strong>, das Finanzierungsverhalten von Unternehmen unter asymmetrischer Information6 . Aufbauend darauf kann die Frage gestellt werden, wie die Informationen in Unternehmenbeschafft werden <strong>und</strong> wie mit Informationen anhand <strong>der</strong> (Gr<strong>und</strong>-)Annahmen <strong>der</strong>POT in Unternehmen umgegangen wird.Anhand <strong>der</strong> <strong>Thema</strong>tik <strong>der</strong> Informationsbeschaffung des Unternehmens soll im ersten Teil <strong>der</strong>Arbeit eine Einführung in die POT gegeben werden. Das formale Modell von Myers/Majlufsoll als Ergebnis <strong>der</strong> POT eine Hierarchie <strong>der</strong> Finanzierung aufzeigen. Die empirische Überprüfung<strong>und</strong> die sich daraus ergebene Hypothesen bezüglich des Unternehmenswertes <strong>und</strong> <strong>der</strong><strong>Empirie</strong> <strong>der</strong> <strong>optimalen</strong> Kapitalstruktur bilden den Abschluss <strong>der</strong> Arbeit.1 Vgl. Donaldson (1961), S. 672 Vgl. Myers (1984), S. 5813 Siehe auch Abschnitt 2.1 <strong>und</strong> Studie von FAMA / FRENCH im Abschnitt 3.1.14 Vgl. Kraus / Litzenberger (1973), S. 911ff.5 Eine detaillierte Aufzählung <strong>der</strong> vollkommenen Kapitalmarkbedingungen findet sich in Schmidt / Terberber(1999), S. 56f.6 Die Gr<strong>und</strong>überlegungen <strong>der</strong> asymmetrischen Information <strong>und</strong> eine Einordnung <strong>der</strong> Agency-<strong>Theorie</strong> folgt imAbschnitt 3.1


heben. 14 Myers/Majluf argumentieren, dass eine Aktienausgabe ein negatives Signal sendet.Da <strong>der</strong> zu zahlende Preis <strong>der</strong> Investoren beeinträchtigt wird, verän<strong>der</strong>t sich auch die Ausgabe-Investitionsentscheidung des Unternehmens. Erfolgt überhaupt keine Aktienausgabe, sokommt es zur Problematik <strong>der</strong> Unterinvestition 15 , da <strong>der</strong> Wert des Unternehmens gemin<strong>der</strong>twird.2.2 <strong>Pecking</strong>-<strong>Or<strong>der</strong></strong>-ModellBetrachtet wird ein zwischenzeitliches Modell mit 3 Zeitzuständen: , die durchunterschiedliche Informationsstände zwischen Managern <strong>und</strong> externen Investoren gekennzeichnetsind. Dem Unternehmen bietet sich neben seinem bestehendem Vermögenswert einezusätzliche Investitionsoption . Die Investition kann über die Ausgabe von Aktien, über dieBelastung des Barkapitals des Unternehmens o<strong>der</strong> über den Verkauf von Schuldtiteln finanziertwerden. 16 Das Barkapital <strong>und</strong> die risikofreien Schuldtitel bilden die Summe <strong>der</strong> finanziellenRessourcen (). Eine Aktienemission in Höhe von ist dann unausweichlich,wenn die Investition die finanziellen Ressourcen übersteigt.Keine Informationsasymmetrie herrscht in . Im Zeitpunkt ist es für die Investoren nichtabschätzbar, ob <strong>der</strong> Aktienpreis des Unternehmens steigt o<strong>der</strong> fällt, da die Manager einen Informationsvorteilbesitzen, welcher erst zum Zeitpunkt ausgeglichen wird. sei <strong>der</strong> zukünftige Erwartungswert des vorhandenen Vermögens <strong>und</strong> <strong>der</strong>zukünftige Erwartungswert des Nettobarwerts (NPV). Die Anpassung an die aktualisiertenAusprägungen von <strong>und</strong> in sei für das Vermögen <strong>und</strong> für den NPV . Dabei ist <strong>der</strong>tatsächliche Wert des Vermögens <strong>und</strong> <strong>der</strong> NPV , <strong>der</strong> sich im Zeitpunkt ergibt, <strong>der</strong> Unternehmensleitungbereits in bekannt, während die Investoren im Zeitpunkt lediglich dieWahrscheinlichkeitsverteilungen <strong>und</strong> abschätzen können. 1714 Vgl Myers/Majluf (1984), S. 19115 Vgl. Berkovitch / Kim (1990), S. 76516 Vgl. Myers / Majluf (1984), S.19017 Vgl. Myers / Majluf (1984), S.1913


Myers/Majluf gehen davon aus, dass die Unternehmensleitung im Interesse <strong>der</strong> „passivenAltaktionäre“, die in in Besitz ihrer Aktien waren, handelt. 18 Bei einer Aktienausgabe werdendie Aktionäre keine neuen Beteiligungen erstehen. Durch die Annahme <strong>und</strong>die vorherrschende Informationsungleichheit in den verschiedenen Zeitzuständen, lässt sichdas formale Modell von Myers/Majluf darstellen. 19Bleibt die Investitionsmöglichkeit bei Kenntnis <strong>der</strong> tatsächlichen Werte für <strong>und</strong> ungenutzt, definiert sich <strong>der</strong>Vermögenswert als: Altaktionäre maximieren . Bei Durchführung <strong>der</strong> Investition erhöhen dieAltaktionäre ihr Vermögen um den Anteil <strong>der</strong> Kapitalerhöhung. Es ergibt sich als Unternehmenswert: Der Anteil <strong>der</strong> Altaktionäre am Gesamtunternehmenswert ergibt sich durch Bei Aktienemissionfolgt daher: ) Mit <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong> Besserstellung <strong>der</strong> Altaktionäre muss die Investitionsmöglichkeit dannvorteilhaft sein, wenn <strong>der</strong> Anteil bestehen<strong>der</strong> Vermögenswerte <strong>und</strong> Ressourcen an neue Aktieninhaberkleiner o<strong>der</strong> gleich dem Anteil des Anstiegs des Unternehmenswertes für bestehendeAktieninhaber ist. 22Als Ergebnis folgt eine Ungleichung, die auch grafisch angedeutet werden kann (Grafik sieheAnhang, Abb. 1: <strong>Pecking</strong>-<strong>Or<strong>der</strong></strong>-Modell nach Myers/Majluf). 18 Vgl. Myers/Majluf (1984), S. 19119 Vgl. Myers/Majluf (1984), S. 198. Die Darstellung des formalen Modells entspricht in den Bezeichnungen <strong>und</strong>grafischen Darstellungen dem Modell von Myers/Majluf (1984) auf S.198-203)20 21 Vgl. Myers / Majluf (1984, S. 19122 Vgl. Myers / Majluf (1984), S. 1994


zw. Durch Umstellung <strong>der</strong> Ungleichung erhält man: Anhand des Insi<strong>der</strong>wissens <strong>der</strong> Manager über die Vermögenswerte <strong>und</strong> den Nettobarwert ergibt sich grafisch eine Gerade, die den Investitionsbereich aufteilt. Eine Kapitalerhöhungerfolgt nur oberhalb <strong>der</strong> Geraden. Dieser Bereich, in dem das Investitionsprojekt des Unternehmenseinen hohen NPV <strong>und</strong> einen geringen Vermögenswert besitzt, wird als bezeichnet.Altaktionäre profitieren dann von einer Emission, wenn <strong>der</strong> NPV hoch ist. Je kleiner ,desto attraktiver ist <strong>der</strong> Ausgabepreis . Das Unternehmen wird nichts tun, wenn in demBereich M liegen. In diesem Bereich wird das Unternehmen auch dann eine Investitionsmöglichkeitmit einem positiven NPV nicht nutzen, wenn sie dazu eine Kapitalerhöhung durchführenmuss (Unterinvestitionsproblem). Ist <strong>der</strong> Marktwert bei Projektdurchführung kleinerist als bei Nichtdurchführung , führt die Entscheidung für eine Aktienemission immer zueiner Min<strong>der</strong>ung des Aktienpreises. 24 Die Begründung liegt in <strong>der</strong> Rationalität <strong>der</strong> Investoren.Investoren fassen die Entscheidung gegen die Emission bezüglich des Unternehmenswertesals gute Nachricht auf. Die negative Signalwirkung wird durch die Vermutung bekräftigt, dassEigenkapital genau dann emittiert wird, wenn <strong>der</strong> Aktienkurs überbewertet scheint. 25 DasAufbringen von Kapital durch Thesaurierung von Gewinnen bietet eine Möglichkeit die negativeWirkung <strong>der</strong> Aktienemission zu vermeiden. Besteht keine Möglichkeit <strong>der</strong> Thesaurierung,so sollte sich das Unternehmen Finanzierungsmöglichkeiten suchen, die im Vergleichzu Eigenkapital nicht so stark auf neue Informationen reagieren. D.h. diese Informationensind – dann – weniger vom Problem <strong>der</strong> Unterbewertung betroffen.23 Vgl Myers / Majluf (1984), S. 19924 Vgl. Myers / Majluf (1984), S. 20325 Vgl. Mikkelson / Partch (1986), S. 315


Durch Ausgabe von Schuldtiteln ohne Ausfallrisiko kann das Unternehmen jedes Investitionsprojektmit positivem NPV durchführen. 26 Bei <strong>der</strong> Ausgabe riskanter Schuldtitel wird dasProblem nur abgeschwächt, da das Unternehmen durchaus auch Investitionsprojekte mit positivemNPV verstreichen lässt. Der Verlust ist bei <strong>der</strong> Fremdfinanzierung jedoch geringer alsbei reiner Kapitalfinanzierung. Myers/Majluf formulieren daher eine allgemeine Regel, dasses für ein Unternehmen besser sei, sichere Wertpapiere herauszugeben als risikoreiche. 27 Ineiner kurzen formalen Darstellung soll nun gezeigt werden, dass auch die Ausgabe risikobehafteterSchuldtitel <strong>der</strong> reinen Eigenkapitalerhöhung vorzuziehen sind:Sei die Unternehmensleitung in Kenntnis über die Werte des vorhandenen Vermögens <strong>und</strong>des Kapitalwerts des Projekts. 28 Das erfor<strong>der</strong>liche Kapital des Investitionsprojektskann durch Schuldtitel o<strong>der</strong> durch Eigenkapital aufgebracht werden. Das Unternehmenwird das Investitionsprojekt finanzieren, wenn <strong>der</strong> Kapitalwert <strong>der</strong> Altaktionäre mit <strong>der</strong>Emission höher ist als ohne. entspricht bei Emission <strong>der</strong> Marktwertän<strong>der</strong>ung des Unternehmens,die sich aus dem Unternehmenswert <strong>und</strong> dem Wert <strong>der</strong> neu ausgegebenen Wertpapiereergibt. 29 Bei EK-Ausgabe folgt: . Dabei entspricht demMarktwert <strong>der</strong> neu ausgegebenen Aktien nach Beseitigung <strong>der</strong> Informationsasymmetrie imZeitpunkt . Der Ausgabepreis E berechnet sich aus E = I – S <strong>der</strong> Aktien. Dieser Faktor setztsich zusammen aus <strong>der</strong> Summe von <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Marktverän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> neuen Aktien: Eine Emission wird durch die Unternehmensleitung nur dann vorgenommen, wenn die ungenutzteInvestitionsmöglichkeit bei Kenntnis <strong>der</strong> tatsächlichen Werte für <strong>und</strong> , also o<strong>der</strong> die Än<strong>der</strong>ung des Vermögens <strong>der</strong> Altaktionäre ist.Die Ausgabe von Schuldtiteln folgt <strong>der</strong> gleichen Argumentation. Dabei werden <strong>und</strong> durch <strong>und</strong> ersetzt. Aus <strong>der</strong> Optionspreistheorie folgt, dass dasselbe Vorzeichen hatwie , sein absoluter Wert allerdings immer darunter liegt. 31 . Der Zukunftswert des Unter-26 Vgl. Myers / Majluf (1984), S. 20727 Vgl. Myers / Majluf (1984), S. 20728 Vgl. Myers / Majluf (1984), S. 207ff.29 Vgl. Myers / Majluf (1984), S. 20730 bezeichnet den Wert des Kapitals (Kapitalgewinn o<strong>der</strong> –verlust) bei Emission in für die neuen Aktieninhaberin . Vgl. Myers / Majluf (1984), S. 20731 Vgl. Galai / Masulis (1976), S. 53ff.6


nehmens ist daher bei Durchführung einer Fremdfinanzierung höher, als <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> imMarktwert aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringeren Investitionen entsteht.2.3 Hierarchie <strong>der</strong> FinanzierungsmöglichkeitenDurch das oben dargestellte formale Modell von Myers/Majluf ergibt sich eine Hierarchie <strong>der</strong>Finanzierung in „vier Stufen“ 32 . Dabei stellt die Innenfinanzierung den bevorzugten Ausgangspunktdar. Besteht keine Möglichkeit <strong>der</strong> Innenfinanzierung folgt in <strong>der</strong> Präferenzreihenfolgedie Außenfinanzierung mit Fremdkapital, dann die Mezzanine-Finanzierung <strong>und</strong> alsletzte Möglichkeit die Finanzierung mit externem Eigenkapital. 33Die Innenfinanzierung bzw. Selbstfinanzierung 34 ist durch die geringste Informationsasymmetriegekennzeichnet. Dabei ist die Eigenfinanzierung <strong>der</strong> internen Fremdfinanzierung (Finanzierungaus Rückstellungen) vorzuziehen. 35 Internes Kapital erlaubt es dem ManagementInvestitionen durchzuführen ohne dabei durch externe Aufsichten kontrolliert zu werden. Beieinem Zahlungsmittel-Überschuss kann die Unternehmensleitung bestehende For<strong>der</strong>ungenbegleichen, den Cash-Flow-Überschuss für sichere o<strong>der</strong> riskante Wertpapiere Gewinn bringendverwenden o<strong>der</strong> die finanziellen Ressourcen als Reserve für Investitionsprojekte anlegen.36Die Außenfinanzierung mit Fremdkapital (FK) unterglie<strong>der</strong>t sich in ihrer Präferenz anhanddes Risikos <strong>der</strong> Zahlungsströme. FK, welches kurzfristig aufgenommen wird, ist dabei vordem langfristigen FK zu präferieren. In <strong>der</strong> Rangfolge <strong>der</strong> Außenfinanzierung mit Fremdkapitalsteht die Kreditfinanzierung vor <strong>der</strong> Mezzanine-Finanzierung. Die Vorteile <strong>der</strong> Kreditfinanzierungsind die geringeren Beteiligungen, Mitwirkungsrechte <strong>und</strong> fest vereinbarte Zahlungsversprechen.37 Aus steuerlicher Sicht ergibt sich <strong>der</strong> Vorteil <strong>der</strong> Abzugsfähigkeit <strong>der</strong>Schuldzinsen. 3832 Vgl. Uhrig-Homburg (2001), S. 19133 Vgl. Schäfer (1997), S. 8634 Bei <strong>der</strong> Innenfinanzierung wird zwischen Selbstfinanzierung (Thesaurierung von Gewinnen), Finanzierungaus Rückstellung <strong>und</strong> Finanzierung durch Vermögensumschichtung unterschieden.35 Vgl. Spreman / Gantenbein (2013), S. 2236 Vgl. Brealy / Myers / Allen (2007), S. 517ff.37 Vgl. Schäfer (1997), S. 12938 Vgl. Grefe (2013), S. 957


Die Mezzanine-Finanzierung wird auch als hybride Finanzierung bezeichnet, weil sie Formenvon Eigen- <strong>und</strong> Fremdkapital enthält. Auch bei dieser Mischfinanzierung gibt es eine Präferenzreihenfolgehinsichtlich des Risikogrades <strong>der</strong> Rendite. Das Risiko steigt demnach vonnachrangingen Darlehen über stille Beteiligungen, Genussrechte, Wandelanleihen bis schließlichzu den Optionsanleihen, bei denen externe Investoren ein Recht auf Eigentumsanteil desemittierenden Unternehmens erwerben. 39 Der Vorteil liegt in <strong>der</strong> niedrig verzinsten Kapitalüberlassung.40Im letzten Schritt kommt es zur Finanzierung mit externem Eigenkapital. Die Einlagenfinanzierungmuss dann durch Aktienemission bzw. <strong>der</strong> Zuführung neuen Eigenkapitals erfolgen. 41Das Unternehmen sieht sich erheblichen Kontrollen des Kapitalmarktes konfrontiert. Zu beachtensind dabei auch die aufkommenden Dividendenzahlungen durch die Aktienverkäufe,die das Unternehmen zahlt, um liquide Mittel aus risikoreichen Wertpapieren aufzubringen.Aus dieser Hierarchie <strong>der</strong> Finanzierung zeigt sich als Kernaussage <strong>der</strong> POT, dass es kein Ergebnisim Sinne einer <strong>optimalen</strong> Kapitalstruktur gibt. Vielmehr deutet sich an, dass Informationsasymmetrienzentral für die die Wahl <strong>der</strong> Kapitalstruktur verantwortlich sind. Unternehmenwerden dabei zur Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kontrolle – die Kapitalgeber vornehmen, um ihreigenes Risiko bei <strong>der</strong> Kreditvergabe zu verringern – in erster Linie auf Innenfinanzierungsmittelzurückgreifen. 423 „<strong>Pecking</strong> <strong>Or<strong>der</strong></strong> <strong>Theorie</strong>“: Empirische Tests <strong>und</strong> UntersuchungenIn diesem Kapitel werden das Modell <strong>und</strong> die aufgestellten Thesen von Myers <strong>und</strong> Majluf mitan<strong>der</strong>en ausgewählten Studien verglichen. Es handelt sich hierbei um die die Studien von Fama/French(2002) – hierbei wird insbeson<strong>der</strong>e auf den „Trade-Off-Aspekt“ eingegangen –,Rajan/Zingales (1995), Benito (2003) <strong>und</strong> Frank/Goyal (2001/2002).39 Vgl. Übersicht Rudolph (2006), S. 35340 Vgl. Breuer (2001), S. 50441 Vgl. Myers / Majluf (1984), S. (208)42 Dies stellt die zentrale Aussage <strong>der</strong> POT dar. Nur wenn <strong>der</strong> Kapitalbedarf des Unternehmens aus <strong>der</strong> Quelle„Innenfinanzierung“ nicht zu decken ist, finanzieren sich Unternehmen extern durch Kredite, Fremdkapital o<strong>der</strong>die Emission von Aktien. Und dies in <strong>der</strong> genannten Reihenfolge.8


Der Vergleich erfolgt anhand von unterschiedlichen Einflussfaktoren auf den Verschuldungsgrad(<strong>Empirie</strong> <strong>der</strong> <strong>optimalen</strong> Kapitalstruktur) sowie anhand <strong>der</strong> Aspekte „Leverage-Effekt“<strong>und</strong> „Dividenden“ (Dividendenzahlungen). Hieraus soll abgeleitet werden, ob sich die POTzur Erklärung <strong>der</strong> Kapitalstruktur eignet o<strong>der</strong> nicht. Es soll die Frage beantwortet werden, obeine Systematik in den <strong>Theorie</strong>n (Untersuchungen) zu erkennen ist.Der Vergleich baut auf den Gr<strong>und</strong>überlegungen <strong>der</strong> asymmetrischen Information <strong>und</strong> <strong>der</strong>Prinzipal-Agent-<strong>Theorie</strong> auf. Erweitert man die Betrachtung um die übergreifende Ebene <strong>der</strong>positiven Prinzipal-Agent-<strong>Theorie</strong>, so werden die Vertretungskosten nach Jensen/Meckling<strong>und</strong> die Transaktionskosten i.w.S. nach Milgrom/Roberts zusätzlich <strong>der</strong> Betrachtung unterzogen.43 Hierunter werden im ersten Fall die Überwachungsausgaben des Prinzipals, die Kautionsausgabendes Agenten sowie <strong>der</strong> Residualverlust verstanden. Im zweiten Fall fallen hierunterdie Motivationskosten <strong>und</strong> die Koordinationskosten. Die Prinzipal-Agent-<strong>Theorie</strong> untersuchtdabei das Verhältnis zwischen Auftraggeber (Prinzipal) <strong>und</strong> Auftragnehmer (Agent). 44Sie postuliert, dass die Vertragspartner opportunistisch handeln <strong>und</strong> unterschiedliche Zielsetzungenhaben. Konflikte entstehen durch unzureichendes Wissen des Auftraggebers über denAuftragnehmer. 45 . Dabei haben sowohl die Kontrollaktivitäten als auch die „Verhin<strong>der</strong>ungsmaßnahmen“des Auftragnehmers an sich Auswirkungen auf die Informationskosten; im Sinne<strong>der</strong> Informationsökonomie gilt es diese – ähnlich wie die Transaktionskosten – zu minimieren.46Als Ausfluss aus <strong>der</strong> Präferenzreihenfolge <strong>der</strong> Finanzierung stellt sich die Frage, ob sich dieseAussage auch empirisch bestätigen lässt. Dieser Beweis soll im folgenden Kapitel erfolgen.3.1 Vergleich mit dem Modell von Myers/MajlufDem Management eines Unternehmens ist es zu empfehlen, sich intensiver mit dem Unternehmenswertauseinan<strong>der</strong>zusetzen, als ein potentieller Investor dies tun würde. Myers/Majlufsprechen hier von „Superior Information“; diese Information hat entsprechende Auswirkungenauf den Aktienkurs eines Unternehmens. Myers/Majluf dazu wörtlich: „When managers43Vgl. Bardmann (2011), S. 364 f.44 Vgl. hierzu auch Kapitel 3.1.1.45Vgl. Söllner (2008), S. 53 ff.46Vgl. Blum / Dudley / Leibbrand / Weiske (2005), S. 58.9


ment. As the pecking or<strong>der</strong> model predicts, short-term variation in investment and earnings ismostly absorbed by debt”. 57 Bezüglich <strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen Buchverschuldung <strong>und</strong>(erwartetem) Investitionsgrad können Fama/French keine eindeutige Verbindung herstellen.Allerdings gibt es einen starken Zusammenhang zwischen Unternehmensinvestitionen <strong>und</strong>einer geringeren Verschuldung am Markt. Auch leiten Fama/French positive Zusammenhängezwischen Verschuldung, Firmengröße <strong>und</strong> Dividenzahlung ab. 58Fama/French führten hierzu ihre Untersuchung 2002 in den USA für einen Zeitraum von1965 bis 1999 durch <strong>und</strong> verwendeten hierfür COMPUSTAT-Daten. Sie verwendeten Beispielevon kleinen/mitteständischen bzw. Großunternehmen; eine genaue Anzahl von Unternehmenwird in <strong>der</strong> Studie nicht angegeben. Es erfolgt lediglich <strong>der</strong> Hinweis, dass bei demUnternehmen für drei aufeinan<strong>der</strong>folgende Perioden Daten vorliegen müssen. 59 Zentrale Variablen– neben den bereits genannten Variablen des Trade-Off-Modells – sind die Dividenden,das Verhältnis zwischen Erträgen vor Steuern bezogen auf die Anlagen im Unternehmen(„ratio of annual preinterest pretax earnings to end-of-year total assets“), das Verhältnis zwischenMarktwert <strong>und</strong> Buchwert im Unternehmen, das Verhältnis zwischen den Ausgaben für„Research“ <strong>und</strong> „Development“ zu den vorhandenen Assets <strong>und</strong> das gewünschte Unternehmensergebnis.Zur Belegung <strong>der</strong> Hypothese werden Dividenden-Regressionen <strong>und</strong> Verschuldungs-Regressionendurchgeführt <strong>und</strong> die Situation <strong>der</strong> Unternehmen bei „Debt“, „Earnings“and „Investment“ gegenübergestellt. 603.1.2 Untersuchung von Benito (2003)Benito untersuchte, ob es einen Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Ertragskraft eines Unternehmens<strong>und</strong> dem Verschuldungsgrad gibt 61 . Nach Benito kann als Hypothese zum Verschuldungsgradausgedrückt werden, dass je profitabler das Unternehmen ist, je geringer <strong>der</strong> Verschuldungsgradist. Er spricht hier von einem negativen Zusammenhang zwischen Ertragskraft<strong>und</strong> dem Verschuldungsgrad, d.h. es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen Profitabilität<strong>und</strong> Eigenkapitalausstattung. Diese Hypothese kann wie folgt überprüft werden57 Fama / French (2002), S. 1.58 Vgl. Fama / French (2002), S. 29.59 Vgl. Fama / French (2002), S. 30.60 Vgl. Fama / French (2002), S. 10-26.61 Vgl. Benito (2003), S. 612


zw. die Überprüfung kommt zu folgendem Ergebnis: Der Zusammenhang ist gegeben. DieAussage <strong>der</strong> POT kann bestätigt werden. 62Im Detail untersuchte Benito, wie Unternehmen ihre Kapitalstruktur beeinflussen. Als Gr<strong>und</strong>lagezur Erklärung dieser Zusammenhänge wendete Benito die POT sowie das Trade-Off-Modell 63 an. Zunächst geht Benito auf den wirtschaftlichen Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> untersuchten Unternehmenin Spanien <strong>und</strong> England ein. Seine Untersuchungen bauen dann auf den Erkenntnissenvon Fama/French aus dem Jahre 2002 64 auf, indem er die beiden empirischen Implikationendieser Studien gegenüberstellt, „but relaxing the assumption of exogeneity of the keyregressors, controlling for firm-specific fixed effects and presents independent evidence onthis subject for firms operating in two different financial systems“. 65 Im Hinblick auf die beidenModellansätze kommt Benito zu dem Ergebnis, dass beide Modelle unterschiedliche Implikationenfür die Zusammenhänge zwischen Verschuldung, Cash Flow <strong>und</strong> Investitionstätigkeit<strong>der</strong> Unternehmen aufweisen. Im Hinblick auf die Zusammenhänge konnte Benito Belegefür die POT finden.Zentrale Aussage <strong>der</strong> Studie ist, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Unternehmensrentabilität<strong>und</strong> den freien Cash-Flows eines Unternehmens gibt. Je besser die Rentabilitäteines Unternehmens ist <strong>und</strong> je höher die freien Cash-Flows im Unternehmen sind, jegeringer ist <strong>der</strong> Verschuldungsgrad des Unternehmens. 66 Je höher <strong>der</strong> Cash Flow o<strong>der</strong> dieProfitabilität eines Unternehmens ist, je weniger sind Unternehmen auf Außenfinanzierungangewiesen.Benito führte seine Untersuchung für die Zeiträume 1985 bis 2000 bei 6.417 Großunternehmenin Spanien <strong>und</strong> England durch. 67 Im Detail waren es 6.417 spanische Unternehmen inden Sektoren Produktion <strong>und</strong> Einzelhandel für 1985 bis 2000 sowie 1.784 Unternehmen inGroßbritannien für die Jahre 1973 bis 2000. 68 Das interessante an <strong>der</strong> Untersuchung Benitosist, dass <strong>der</strong> Untersuchung zwei unterschiedliche Finanzierungssysteme von zwei unterschiedlichenLän<strong>der</strong>n zu Gr<strong>und</strong>e liegen. Spanien hat ein „bankbezogenes Finanzierungssystem“,England ein „marktbezogenes Finanzierungssystem“, d.h. die Finanzierung in Großbritannien62 Vgl. Benito (2003, S. 7-26.63 Vgl. u.a. Kapitel 3.1.1.64 Vgl. Kapitel 3.1.1.65 Benito (2003), S. 7.66 Vgl Benito (2003), S. 7-26.67 Vgl. Benito (2003), S. 11-16.68 Vgl. Benito (2003), S. 24 f.13


erfolgt überwiegend an den Geld- <strong>und</strong> Kapitalmärkten direkt. Und für beide Län<strong>der</strong> konnteo.g. Hypothese ihre Bestätigung finden. 69Folgende Variablen untersuchte Benito im Rahmen von Regressionsanalysen zur Klärung <strong>der</strong>Hypothesen: Book Leverage, Net Leverage, Debt Issue, New Equity Issue, Any Debt Issue 70 ,Any New Equity 71 , New Issue ≥ 2%, Cash Flow, Profitability, Fixed Investment, WorkingCapital 72 , Dividends, Dividend Emission, Financial Deficit, Tobin´s Q 73 <strong>und</strong> Real Sales. Abgeleitethieraus wurde eine GMM-Schätzung 74 für den Verschuldungsgrad („Debt Ratio“) vonUnternehmen in Spanien <strong>und</strong> Großritannien. Dies war die zentrale Methode, mit <strong>der</strong> Benitoarbeitete. Als Formel zur Beschreibung für den Verschuldungsgrad („Debt Ratio“) wurde aufBasis eines dynamischen „Fixed Effects Data Model“ folgende Formel verwendet:Mit B/A wird hierbei die „Book Leverage“ 75 <strong>der</strong> Unternehmen angegeben, I/K stellt das geplanteInvestment dar, CF/K <strong>der</strong> Unternehmens Cash Flow, Q ist das beschriebene Tobin´s Q<strong>und</strong> i die Anzahl <strong>der</strong> Unternehmen. Quellen für die Berechnungen waren die Unternehmensdatenbzw. Jahresabschlüsse <strong>der</strong> untersuchten Gesellschaften.69 Vgl. Benito (2003), S. 24-26.70 Dt. Schuldtitelemission.71 Dt. Aktienemissionenen.72 Das Working Capital kann wie folgt definiert werden: „Das Working Capital ergibt sich aus <strong>der</strong> Differenzvon Umlaufvermögen <strong>und</strong> kurzfristigen Verbindlichkeiten. Das Ergebnis sollte möglichst positiv sein, wasbedeutet das ein Teil des Umlaufvermögens mit langfristig zur Verfügung stehendem Kapital finanziert wird. Istdas Ergebnis dagegen negativ, bedeutet dies, dass das Umlaufvermögen nicht ausreichend ist, um die gesamtenkurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken. Ein Teil des Anlagevermögens ist damit kurzfristig finanziert“ (Controllling-Portal.de(Hrsg.) (2013): Kennzahl Working Capital, in:http://www.controllingportal.de/Fachinfo/Gr<strong>und</strong>lagen/Kennzahlen/working_capital.html, Zugriff am 22.09.2013um 15:45 Uhr).73 Das „Tobin´s Q“ (dt. Tobins Quotient) ist eine Kennzahl zur Bewertung von Unternehmen. Man versteht darunterdas Markwert-Buchwert-Verhältnis, d.h. man teilt den Marktwert eines Unternehmens (Aktienkapitalisierungzuzüglich Verbindlichkeiten) durch die Wie<strong>der</strong>beschaffungskosten von allen Vermögenswerten (den sog.Assets). Ist das Ergebnis größer als eins, wird das Unternehmen an <strong>der</strong> Börse zu einem höheren Preis gehandelt,als die Summe seines Vermögens (Vgl. Tobin (1969), S. 15).74 Die verallgemeinerte Momentenmethode (Generalized Method of Moments, GMM) ist ein allgemeiner Ansatzzur Schätzung <strong>und</strong> Inferenz. Ähnliche Methoden bzw. Unterverfahren sind die die klassische Momentenmethode,die Methode <strong>der</strong> kleinsten Quadrate o<strong>der</strong> <strong>der</strong> sog. Instrumentenschätzer (Vgl. o.V. (o.J.): GMM-Schätzung<strong>und</strong> Inferenz, in: http://www.ruhr-uni-bochum.de/mathematik3/quellen/moek4.pdf, Bochum, Zugriff am24.09.2013 um 17:04 Uhr, S. 1).75 Dt. Buchverschuldung.14


3.2 Hypothesen <strong>der</strong> empirischen Untersuchungen zur Charakterisierung<strong>der</strong> POTDie Hypothesen können wie in <strong>der</strong> folgenden Tabelle (siehe Tabelle 2: Kategorisierung <strong>und</strong>Bestätigung <strong>der</strong> Hypothesen, S. 18) dargestellt kategorisiert werden. Dabei konzentriert sichdie Gegenüberstellung auf die vier zentralen Zusammenhänge mit dem Verschuldungsgrad:Profitabilität, Investitionen (im Sinne von Investitionsbereitschaft <strong>und</strong> Investitionsfähigkeit),Größe <strong>und</strong> Wachstum.Zunächst gilt es den Begriff „Verschuldungsgrad“ zu definieren, um die im vorhergehendenKapitel erfolgten Darstellungen <strong>der</strong> Hypothesen zum Verschuldungsgrad einordnen zu können<strong>und</strong> als Basis für den anschließenden Vergleich als Gr<strong>und</strong>lage zu nehmen. Unter „Verschuldungsgrad“im Sinne dieser Arbeit versteht man eine Größe, die „[auf]zeigt die Relationvon Eigenkapital zu Fremdkapital (…) [,damit] gibt [er] Auskunft über die Finanzierungsstruktur[eines Unternehmens, Anm. d. Verf.]. 76Ausgehend von den im Kapitel 3.1. untersuchten empirischen Tests soll nun <strong>der</strong> Einfluss aufden Verschuldungsgrad aufgezeigt werden, d.h. die Einflussfaktoren (Wirkungsfaktoren)werden abgeleitet <strong>und</strong> verglichen. Hierzu wurden die Studien von Fama/French <strong>und</strong> Benitoausgewählt. Die Betrachtung erfolgt anhand <strong>der</strong> Kriterien „Rentabilität“, „Greifbarkeit desVermögens“ <strong>und</strong> „Cash Flow“.Die Übersicht ist in Tabelle 3: Ableitung <strong>der</strong> Einflussfaktoren (Wirkungsfaktoren) auf denVerschuldungsgrad (S. 19) dargestellt.Die in <strong>der</strong> obigen Tabelle dargestellten Zusammenhänge können wie folgt bewertet <strong>und</strong> beurteiltwerden: Es zeigt sich, dass es – empirisch belegt – einen starken Zusammenhang zwischen<strong>der</strong> Profitabilität eines Unternehmens sowie dem Verschuldungsgrad sowie einen vergleichbarenZusammenhang mit dem Cash Flow gibt. Im Hinblick auf den Cash Flow resultiertdies u.a. daraus, dass <strong>der</strong> Cash Flow eine Folge <strong>der</strong> Profitabilität ist.76Controllingportal.de (Hrsg.) (2013): Kennzahl Verschuldungsgrad, in:http://www.controllingportal.de/Fachinfo/Gr<strong>und</strong>lagen/Kennzahlen/Verschuldungsgrad.html, Zugriff am24.09.2013 um 17:08 Uhr.15


3.3 Fazit <strong>und</strong> ZusammenfassungZur eingehenden Frage, ob sich die POT dazu eignet, die Kapitalstrukturen zu erklären, kannformuliert werden, dass dies gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>der</strong> Fall ist. Die Untersuchung <strong>der</strong> genannten Studienzeigt auf, dass die Kapitalstruktur von Unternehmen in einem systematischen Zusammenhangzu <strong>der</strong>en wirtschaftlicher Situation steht. D.h. eine Systematik ist in denen im Kapitel3.1. dargestellten Untersuchungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Betrachtung ihrer Ergebnisse zu erkennen.Unternehmen orientieren sich in Summe primär an den Möglichkeiten <strong>der</strong> Innenfinanzierung<strong>und</strong> wählen erst den Weg <strong>der</strong> „beschwerlicheren“ Außenfinanzierung, wenn die internenMöglichkeiten ausgeschöpft sind.Somit kann die zentrale Erkenntnis <strong>der</strong> POT durch Untersuchung <strong>der</strong> Studien eine gr<strong>und</strong>sätzlicheBestätigung finden, auch wenn nicht in allen Teilen eine Übereinstimmung mit den Erkenntnissen<strong>der</strong> POT vorzufinden war. Von den vier genannten Hypothesen-Kategorien, diesich aus <strong>der</strong> POT ableiten lassen 77 , können die Kategorien (1), (2), (3), <strong>und</strong> in Teilen (4) imRahmen <strong>der</strong> durchgeführten Vergleiche bestätigt werden; insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf dieZusammenhänge zwischen Verschuldungsgrad <strong>und</strong> Profitabilität des Unternehmens sowieVerschuldungsgrad <strong>und</strong> Anlagenintensivität des Unternehmens konnte starke Zusammenhängegef<strong>und</strong>en werden.77 (1) Kategorie: Verschuldungsgrad <strong>und</strong> Profitabilität, (2) Kategorie: Verschuldungsgrad <strong>und</strong> Investitionen, (3)Kategorie: Verschuldungsgrad <strong>und</strong> Größe, (4) Kategorie: Verschuldungsgrad <strong>und</strong> Wachstum – siehe Abschnitt3.216


AnhangAbbildung 1: <strong>Pecking</strong>-<strong>Or<strong>der</strong></strong>-Modell nach Myers/Majluf 7878 Unter „E“ versteht man den Betrag des neuen Eigenkapitals. Diese Größe ist für die Finanzierung <strong>der</strong> Investitionerfor<strong>der</strong>lich. Mit „P“ ist <strong>der</strong> Gleichgewichtswert des Unternehmens gemeint, <strong>der</strong> einen Zusammenhangzwischen Emission <strong>und</strong> <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> finanziellen Ressourcen („S)“ darstellt. Vgl. Myers / Majluf (1984), S. 19917


RegressionenEinflussfaktoren auf den VerschuldungsgradLeverage- DividendenEinflussfaktorEinfluss-Einfluss-Einfluss-Effekt 79UnfaktorProfaktorAnfaktorIn-terneh-mensgrößefitablität lageninten-sität 80formations-gradMyers/ ja (+) ja (-) ja (+) ja (+) ja 81 n.a. (o)MajlufFama/ n.a. (o) ja (-) ja (+) nicht eindeutign.a. (o) ja (+)FrechRajan/ ja (-) nein (o) ja (+) n.a. (o) n.a. (o) n.a. (o)ZingalesBenito n.a. (o) ja (-) ja (+) n.a. (o) ja (+) ja (+)Frank/GoyalKein systematischer Zusammenhang gegeben zwischen dem Verschuldungsgradeines Unternehmens sowie erfolgten Aktienemissionen (als Gradmesser für dieFremdverschuldung).Tabelle 1: Vergleich des Modells von Myers/Majluf mit an<strong>der</strong>en ausgewählten StudienQuelle: Eigene Darstellung 82Kategorie 1: Verschuldungsgrad<strong>und</strong> Profitabilität(Ertragskraft)Kategorie 2: Verschuldungsgrad<strong>und</strong> InvestitionenKategorie 3: Verschuldungsgrad<strong>und</strong> GrößeFama/ ja ja n.a. n.a.FrechRajan/ nein ja ja, aber negativ n.a.ZingalesBenito ja ja n.a. jaFrank/ kein systematischer Zusammenhang gegebenGoyalKategorie 4: Verschuldungsgrad<strong>und</strong> WachstumTabelle 2: Kategorisierung <strong>und</strong> Bestätigung <strong>der</strong> HypothesenQuelle: Eigene Darstellung 8379 Hierunter versteht man die Hebelwirkung, die <strong>der</strong> Verschuldungsgrad als Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapitalals positiven Einfluss auf die Eigenkapitalrentabilität hat.80 Im Sinne von Unternehmensinvestitionen bzw. Tangibilität <strong>der</strong> Assets.81 Als Resultat aus dem Faktor „Profitabilität“.82 Legende: Mit „ja“ wird bezeichnet, wenn <strong>der</strong> Einflussfaktor in <strong>der</strong> Hypothese bejaht (bestätigt) wird, mit„nein“, wenn dieser keine Bestätigung findet <strong>und</strong> mit „n.a.“ wenn dieser Faktor in <strong>der</strong> jeweiligen Studie nichtuntersucht wurde. Mit „+“ wird ein positiver Zusammenhang, mit „-“ ein negativer Zusammenhang <strong>und</strong> mit „o“kein Zusammenhang charakterisiert.18


Fama/FrenchBenitoRentabilitätJe rentabler das Unternehmenarbeitet, desto geringerist <strong>der</strong> Verschuldungsgrad.Je profitabler das Unternehmen,je geringer ist <strong>der</strong>Verschuldungsgrad.Greifbarkeit desVermögenskeine Aussagekeine AussageCash FlowUnterschiede in <strong>der</strong> Verschuldung<strong>der</strong> Unternehmenresultieren aus den unterschiedlichenCash Flows. Jehöher das geplante Investitionsvolumen,desto geringerdie Verschuldung, aberdie verstärkten Investitionenbedeuten eine Min<strong>der</strong>ungdes Cash Flows. Der niedrigebzw. volatile Cash Flowbedingt eine geringere Dividendenzahlung<strong>und</strong> einegeringere Verschuldung.D.h.: es gibt einen negativenZusammenhang zwischen<strong>der</strong> Volatilität des CashFlow <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verschuldung.„Again, this implies a positiverelation between firms’debt ratios and cash flow orprofitability.” 84Tabelle 3: Ableitung <strong>der</strong> Einflussfaktoren (Wirkungsfaktoren) auf den VerschuldungsgradQuelle: Eigene Darstellung83 Legende: Mit „ ja“ ist gekennzeichnet, wenn die Hypothese bestätigt wurde, mit „nein“, wenn die Hypothesenicht bestätigt wurde. Mit „n.a.“ wird die Aussage gekennzeichnet, wenn sie in <strong>der</strong> untersuchten Studie keineBerücksichtigung fand. Erfolgte in <strong>der</strong> Studie keine Aussage zu dieser Größe, wurde dies in <strong>der</strong> Tabelle mit„keine Aussage“ vermerkt.84 Benito, Andrew (2003): The Capital Structure Decisions of Firms: Is there a <strong>Pecking</strong> <strong>Or<strong>der</strong></strong>?, in: Documentode Trabajo, No. 0310, Banco de Espana, S. 9.19


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