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Schlesischer Gottesfreund - Gesev.de

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GEISTLICHES WORT2Was bei <strong>de</strong>nMenschen unmöglich ist,das ist bei Gott möglich.(Lk. 18, 27)Zur Jahreslosung 2009Eines <strong>de</strong>r größten Hin<strong>de</strong>rnisse für <strong>de</strong>n Glauben ist <strong>de</strong>rMangel an Wahrheit und Klarheit über uns selbst. DieserMangel zeigt sich durchgängig und je<strong>de</strong>n Tag darin, daß wirvergessen, daß unsere Geltung in <strong>de</strong>r Welt auf <strong>de</strong>r einen undvor Gott auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite klar unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>nmuß. Die Reformation Martin Luthers hat diese schlichteUnterscheidung auch in <strong>de</strong>r Kirche wie<strong>de</strong>r zur Geltunggebracht: Was vor <strong>de</strong>n Menschen zählt, zählt bei Gott nochlange nicht. Vor <strong>de</strong>n Menschen wer<strong>de</strong>n wir eingestuft nachGehaltsklassen, Besitz, Titeln – aber vor Gott?Die Jahreslosung für 2009, im Lukas-Evangelium alsAbschluß <strong>de</strong>r Geschichte vom Reichen überliefert (Lk. 18,18-27), ist im Bereich dieser Problematik angesie<strong>de</strong>lt: Dakommt ein „Oberster“ zu Jesus und fragt: Guter Meister, wasmuß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe? Er ist stolz darauf,die Gebote erfüllt zu haben. Unsicher ist er aber, ob erselig wer<strong>de</strong>n wird. Darum seine Frage. Die Antwort Jesu: Esfehlt dir noch eins. Verkaufe alles, was du hast, und gib’s <strong>de</strong>nArmen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, undkomm, folge mir nach! Die Reaktion <strong>de</strong>s Mannes: Da er aberdas hörte, ward er traurig; <strong>de</strong>nn er war sehr reich.Die Frage drängt sich auf: Warum erhebt Jesus dieseFor<strong>de</strong>rung? Es ist schlicht unmöglich, diese For<strong>de</strong>rung einzulösen.Soll <strong>de</strong>r Reiche jetzt von <strong>de</strong>r Luft o<strong>de</strong>r von Almosenleben? Unsere gesamte Welt- und Sozialordnung brächezusammen, wenn man das flächen<strong>de</strong>ckend umsetzen wollte.Selbst die Kirchen haben es nie geschafft, nur von <strong>de</strong>r Luftund von Spen<strong>de</strong>n zu leben. Berechtigt war dieser Protestoffensichtlich zu allen Zeiten. Wenn wir an unser Auskommenunter uns Menschen <strong>de</strong>nken, muß man dagegen protestieren.Der Protest allerdings ginge ins Leere, weil er von falschenVoraussetzungen ausgeht. Die Frage <strong>de</strong>s Reichen wiedie Antwort Jesu Christi zielen in eine ganz an<strong>de</strong>re Richtung.Dem Obersten geht es doch um die Gewinnung <strong>de</strong>s EwigenLebens. Dazu aber sind unser Besitz o<strong>de</strong>r unsere Position imSozialgefüge nicht wichtig. Die Frage: Was hast du? Wie weithast du es gebracht? wird unter uns Menschen gestellt. Hierist sie wichtig. Sie wird aber nicht gestellt, wo es um dasReich Gottes geht. Darum ist Jesu Meinung auch: Vergiß dasalles, was du hast. Gib es weg. Im Himmelreich spielt eskeine Rolle – höchstens, daß es uns ermöglicht, Notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nabzugeben und zu helfen. Vor Gott aber ist <strong>de</strong>r reichsteReiche arm, arm wie je<strong>de</strong>rmann und auf Gna<strong>de</strong> angewiesen.Das wollte Jesus <strong>de</strong>m Reichen klar machen. Der Reiche aber,<strong>de</strong>r offensichtlich an seinem Reichtum hing und von daherseinen Selbstwert bezog, hatte nicht die Kraft, Jesus darin zufolgen. Und Jesus wie<strong>de</strong>rum konnte ihn nicht halten. Ermußte ihn ziehen lassen. An<strong>de</strong>rerseits verurteilt er ihn auchnicht. Er versteht sein Problem und bringt es auf <strong>de</strong>n Punkt:Es ist leichter, daß ein Kamel gehe durch ein Na<strong>de</strong>löhr, alsdaß ein Reicher in das Reich Gottes komme.Trotz<strong>de</strong>m en<strong>de</strong>t die Geschichte nicht pessimistisch. Aufdie Frage „Wer kann dann selig wer<strong>de</strong>n?“ antwortet Jesus:Was bei <strong>de</strong>n Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.Das meint doch, noch ist nicht aller Tage Abend. Im Augenblickist es <strong>de</strong>m Reichen „unmöglich“, <strong>de</strong>n BeurteilungsmaßstabGottes anzuerkennen und auf sich anzuwen<strong>de</strong>n.Im Augenblick. Aber das muß nicht so bleiben. Es könnte jasein, daß das Gespräch in ihm weiter wirkt und ihm – mitGottes Hilfe – klar wird, was ihm fehlt und was Jesus meinte,nämlich daß wir vor Gott auf Gna<strong>de</strong> Angewiesene, Arme,Bedürftige sind und unsere Positionen in <strong>de</strong>r Welt uns in dieserBeziehung überhaupt nichts nützen, eben weil im ReicheGottes an<strong>de</strong>re Maßstäbe gelten als im irdischen Leben.Aber auch wenn wir <strong>de</strong>n Rahmen dieser Geschichte verlassenund auf Beobachtungen und Erfahrungen aus unsererUmwelt zurückgreifen, wer<strong>de</strong>n wir uns an Menschen erinnern,bei <strong>de</strong>nen es dieses Wirken Gottes o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s HeiligenGeistes gegeben hat. Manchmal ist es durch Schicksalsschlägeausgelöst wor<strong>de</strong>n, manchmal durch Erinnerungen,die lange in ihnen geschlummert haben, manchmal durchaktuelle Begegnungen in einem Gottesdienst, einem Gespräch,einer Sendung in Funk o<strong>de</strong>r Fernsehen. Gott hatviele Möglichkeiten, das Gespräch mit uns zu eröffnen undfortzusetzen. Das gehört zu seinen wun<strong>de</strong>rbaren, geheimnisvollenMöglichkeiten, auf die wir immer wie<strong>de</strong>r stoßen.Darum: Wenn wir etwas aus dieser Geschichte lernenkönnen, dann ist es einmal die Einsicht: Wir können und wirsollen nicht alles verkaufen und wegschenken. Aber wir solltenuns auch immer wie<strong>de</strong>r klar machen und ehrlich eingestehen,daß unser Besitz, unser Ansehen, unsere Erfolge unsnicht retten können. Martin Luther: Die äußerliche, zeitliche,weltliche und menschliche Gerechtigkeit nützt nichtsfür die zukünftige Herrlichkeit, son<strong>de</strong>rn sie empfängt in diesemLeben ihren Lohn (WA 2, 489 S. 30-32, Galaterkommentarvon 1519). Angesichts <strong>de</strong>r Sinnlosigkeit, <strong>de</strong>r innerenLeere, angesichts <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s hilft nur, daß wir Gott um seineGna<strong>de</strong> bitten. O<strong>de</strong>r, was das Gleiche ist, daß wir nicht aufhören,die Erste Seligpreisung zu buchstabieren: „Selig sind,die geistlich arm sind, <strong>de</strong>nn das Himmelreich ist ihr“.Zum an<strong>de</strong>ren aber sollten wir <strong>de</strong>n offenen Schluß <strong>de</strong>rGeschichte im Blick behalten. Es gibt Situationen im Leben,da können wir nichts mehr machen. Dann ist es beson<strong>de</strong>rswichtig, daß wir uns an die Zuständigkeit Gottes erinnernund darauf vertrauen, daß er auch die Menschen und Umstän<strong>de</strong>im Blick hat, die wir nicht mehr beeinflussen können.So hat es Jesus getan. Den Mißerfolg, <strong>de</strong>n er bei dieser Berufunghinnehmen mußte, konnte er aushalten, weil er auchdiesen Reichen in <strong>de</strong>r Obhut Gottes wußte. Diese Haltung,die offen ist und Gott etwas zutraut, könnte uns mancheunnötige Sorge und Bekümmernis ersparen.Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen Gottes Segen und Freu<strong>de</strong>an Gott und <strong>de</strong>n Menschen. Christian-Erdmann Schott

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