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A. „Die Schule gehört wieder in den Mittelpunkt“ - DP

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Deng Stëmm fir d'Zukunft.Die <strong>Schule</strong> <strong>wieder</strong><strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt stellenBildungspolitisches Programm der <strong>DP</strong>


InhaltsverzeichnisDie <strong>Schule</strong> <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt stellen ........................................................................ 1Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................... 2A. <strong>„Die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>gehört</strong> <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Mittelpunkt“</strong> ............................................................... 3B. Unsere Grundsätze e<strong>in</strong>er liberalen Bildungspolitik ......................................................... 41. Politik raus aus <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n ........................................................................................... 42. Unterschiedliche <strong>Schule</strong>n für unterschiedliche Schüler ............................................. 43. Potenziale nutzen, heißt Akteure vor Ort e<strong>in</strong>b<strong>in</strong><strong>den</strong>! .................................................. 54. Den sozialen Lift <strong>in</strong> Gang br<strong>in</strong>gen. ................................................................................ 55. Gezielt fördern und gerecht fordern ............................................................................. 5C. Unsere Methode für e<strong>in</strong>e liberale Bildungsreform! ......................................................... 6D. Der Prozess e<strong>in</strong>er liberalen Bildungsreform .................................................................... 8E. Analyse der Grundschulreform von 2009 ....................................................................... 9F. Die Sekundarschulreform von CSV und LSAP .............................................................. 121. Promotionskriterien ....................................................................................................... 121.Bloc 7e-6e ................................................................................................................... 142. „classes de raccordement“ ....................................................................................... 143. E<strong>in</strong>schränkungen beim Kompensieren ................................................................... 154. Unterschiedliche Sprachenanforderungen ............................................................. 165. E<strong>in</strong>führen e<strong>in</strong>es doppelten Bewertungssystems .................................................... 162. Orientierung ................................................................................................................... 176. Tutorat e<strong>in</strong>führen ...................................................................................................... 177. „travail personnel“ ..................................................................................................... 188. E<strong>in</strong>führung von zwei „dom<strong>in</strong>antes“ ......................................................................... 19G. Unser Ansatz: „Der Lehrer zählt, was der Lehrer tut, zählt !“ ................................... 21H. Die Antworten der <strong>DP</strong> auf die großen Herausforderungen des Schulsystems ........ 231. Unterricht differenzieren, Schüler <strong>in</strong>dividuell fördern .............................................. 232. Autonomie der <strong>Schule</strong>n stärken ................................................................................ 243. Lehrerausbildung professionell und praxisnah gestalten ........................................ 284. Lehrerprofil klären ........................................................................................................ 305. Offensive bei Lehrmaterialien .................................................................................... 306. Sprachen dürfen ke<strong>in</strong>e Barrieren se<strong>in</strong> ........................................................................ 317. Die Eltern e<strong>in</strong>b<strong>in</strong><strong>den</strong> und stärken ............................................................................... 338. E<strong>in</strong> Zukunftsplan für je<strong>den</strong> Schüler ........................................................................... 359. Ke<strong>in</strong>e schulischen Sackgassen .................................................................................. 3810. Ballast des KoUs abwerfen und Schüler <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt rücken ....... 3911. Empirische Basis für <strong>Schule</strong>ntwicklung schaffen .................................................... 40


A. <strong>„Die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>gehört</strong> <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Mittelpunkt“</strong>Die Schulreformen und -diskussionen, die von der aktuellen Regierung <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenenJahren <strong>in</strong>itiiert wur<strong>den</strong>, haben alle etwas geme<strong>in</strong>. Sie haben <strong>den</strong> Blick auf das Wesentlicheversperrt. Den Blick auf die <strong>Schule</strong>, <strong>den</strong> Unterricht, das Arbeiten zwischen Lehrer und Schülerund die Zukunftschancen, die wir <strong>den</strong> jungen Menschen von heute dadurch schaffen wollen.Die <strong>Schule</strong> <strong>gehört</strong> <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt, weil die Schulreformen der vergangenen Jahre<strong>den</strong> Blick auf Strukturreformen gelenkt haben, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Top-Down Herangehensweise <strong>den</strong><strong>Schule</strong>n auferlegt wur<strong>den</strong>. Es wurde viel geredet darüber, was die Reformen alles leisten sollten.Es wur<strong>den</strong> Erwartungen geschürt und Versprechen gemacht, die jedoch nicht gehalten wer<strong>den</strong>konnten. Es wurde <strong>den</strong> Menschen nicht mehr und nicht weniger als e<strong>in</strong>e „neue Grundschule“versprochen. Der kompetenzorientierte Unterricht sollte über Nacht e<strong>in</strong>geführt wer<strong>den</strong> und dieProbleme der <strong>Schule</strong>n mit e<strong>in</strong>em Streich lösen. Dabei wurde bestenfalls e<strong>in</strong>ekompetenzorientierte Bewertung e<strong>in</strong>geführt, die sich im schulischen Alltag als untauglich erwies.Mit der Unterrichtsgestaltung und der Frage, wie die Schüler und Lehrer die neu gesteckten Zieleüberhaupt erreichen sollten, wur<strong>den</strong> sie alle<strong>in</strong>e gelassen. Mit dem Resultat, dass viele Lehrer sichheute noch mit <strong>den</strong> negativen Auswirkungen der Reform herumplagen und der Schüler und se<strong>in</strong>e<strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse dabei <strong>in</strong> <strong>den</strong> H<strong>in</strong>tergrund geraten.Die <strong>Schule</strong> <strong>gehört</strong> <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt, weil wir die Kompetenzen der Akteure vor Ortbrauchen. Die Reformen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass wir die <strong>Schule</strong>ntwicklungnicht e<strong>in</strong>igen Wenigen überlassen können. Die Diskussionen darüber, wie wir <strong>den</strong> Unterrichtverbessern und damit unseren Schülern bessere Zukunftschancen sichern können, gehören <strong>in</strong> die<strong>Schule</strong>n h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. An diesen Diskussionen müssen die Lehrer, die Schüler und die Eltern sichbeteiligen. Jeder muss se<strong>in</strong>e Rolle und se<strong>in</strong>e Verantwortung dabei übernehmen. Die <strong>Schule</strong>nmüssen dafür aber auch die nötige Autonomie erhalten, um auf die lokalen sozio-kulturellenUnterschiede und die <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse der Schüler reagieren zu können.Die <strong>Schule</strong> <strong>gehört</strong> <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt, weil es darauf ankommt, was <strong>in</strong>nerhalb der<strong>Schule</strong>n geschieht. Es kommt auf <strong>den</strong> Unterricht an! Es kommt darauf an, wie die Lehrer <strong>den</strong>Lehr- und Lernprozess mit <strong>den</strong> Schülern gestalten. Die Herausforderung für die<strong>Schule</strong>ntwicklung besteht dar<strong>in</strong>, diesen Prozess konkret zu unterstützen anstatt abstrakteUmänderungen an <strong>den</strong> Bildungssystemen und Lehrplänen vorzunehmen, die kaum e<strong>in</strong>e positiveWirkung auf <strong>den</strong> schulischen Alltag haben und <strong>den</strong> Blick auf die wahren Probleme unserer<strong>Schule</strong>n versperren.Die <strong>DP</strong> will mit dem vorliegen<strong>den</strong> Programm für das Luxemburger Schulsystem, das Vertrauender Menschen <strong>wieder</strong> gew<strong>in</strong>nen. Mit e<strong>in</strong>er Politik, die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Klassenzimmern ansetzt und dieArbeit der Schüler und Lehrer unterstützt. E<strong>in</strong>e Politik, die konkrete Resultate br<strong>in</strong>gt. E<strong>in</strong>ePolitik, die die <strong>Schule</strong> <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt stellt.André BaulerBildungspolitischer Sprecher3


B. Unsere Grundsätze e<strong>in</strong>er liberalen Bildungspolitik1. Politik raus aus <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n„Um Freiheit, Verantwortung und Fortschritt „leben“ zu können,braucht jeder Mensch e<strong>in</strong>e angemessene Bildung. GleicheBildungschancen heißt aber nicht Gleichheit der Bildung. AllenMenschen wollen wir, entsprechend ihren Fähigkeiten, faireBildungschancen garantieren.“ 1Die <strong>DP</strong> plädiert dafür, dass die Rolle, welche die Politik <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n spielt, neu def<strong>in</strong>iertwer<strong>den</strong> soll. Das M<strong>in</strong>isterium und das Parlament sollten sich <strong>in</strong> Zukunft darauf konzentrieren,klare Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (Bildungsstandards, Monitor<strong>in</strong>g, Evaluation, wissenschaftlicheBegleitung,...) der <strong>Schule</strong> festzulegen. Diskussionen und Entscheidungen über pädagogischeInhalte und Metho<strong>den</strong> sollen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Augen der <strong>DP</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n selbst vor Ort geführt wer<strong>den</strong>.Die aktuelle Situation, wo sogar Detailfragen, wie z.B. die Essenspläne der Kant<strong>in</strong>en vomM<strong>in</strong>isterium aus entschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Bevormundung der <strong>Schule</strong>n und lenken von dereigentlichen Mission des M<strong>in</strong>isteriums ab.Die Politik muss darüber h<strong>in</strong>aus die nötigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen schaffen, für e<strong>in</strong>e<strong>Schule</strong>ntwicklung, die von der Basis ausgeht (Schulmaterialien, Weiterbildung, f<strong>in</strong>anzielle undpersonelle Ressourcen, etc...)Die <strong>DP</strong> erwartet sich von dieser neuen Fokussierung der Politik e<strong>in</strong> Ausbrechen aus <strong>den</strong>ideologischen Schuldebatten der vergangenen Jahre. Darüber h<strong>in</strong>aus will die <strong>DP</strong> die Potenzialeder Luxemburger <strong>Schule</strong>n und ihrer Akteure besser nutzen.2. Unterschiedliche <strong>Schule</strong>n für unterschiedliche SchülerDie <strong>Schule</strong> hat nach liberaler Auffassung die Pflicht die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen <strong>in</strong> Bezug aufihre <strong>in</strong>dividuellen Stärken und Schwächten bestens zu fördern! Heute ist allgeme<strong>in</strong> anerkannt,dass die Art und Weise wie Schüler lernen und welche pädagogischen Metho<strong>den</strong> sie ansprechen,sich von Schüler zu Schüler unterschei<strong>den</strong>. Es gibt nicht <strong>den</strong> e<strong>in</strong>en Schüler und es kann demnachauch nicht die e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> geben. Die öffentliche <strong>Schule</strong> muss deshalb sowohl e<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>nere“ alsauch e<strong>in</strong>e „äußere“ Differenzierung zulassen. Unter äußerer Differenzierung wird imAllgeme<strong>in</strong>en verstan<strong>den</strong>, dass die verschie<strong>den</strong>en <strong>Schule</strong>n sich <strong>in</strong> Bezug auf ihre pädagogischenMetho<strong>den</strong> und Angebote von e<strong>in</strong>ander unterschei<strong>den</strong>. Unter „<strong>in</strong>nerer“ Differenzierung verstehtman, dass der Lehrer die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Schüler berücksichtigtund <strong>den</strong> Unterricht entsprechend differenziert gestaltet.Wir behandeln unsere K<strong>in</strong>der nicht gerecht, wenn wir sie alle gleichbehandeln, sondern nur,wenn wir sie entsprechend ihren <strong>in</strong>dividuellen Stärken und Schwächen fördern. Die <strong>Schule</strong>nmüssen darauf reagieren mit e<strong>in</strong>er größeren Diversität an Angeboten, ohne dass man dadurchgleich <strong>in</strong> die Logik von „besseren“ oder „schlechteren“ <strong>Schule</strong>n verfällt. Wir brauchen <strong>Schule</strong>n,die anders s<strong>in</strong>d, damit jeder Schüler se<strong>in</strong>en Platz im Luxemburger Schulsystem f<strong>in</strong>det.1 Auszug aus dem Grundsatzprogramm der <strong>DP</strong>4


3. Potenziale nutzen, heißt Akteure vor Ort e<strong>in</strong>b<strong>in</strong><strong>den</strong>!Die <strong>Schule</strong>ntwicklung ist nach liberaler Auffassung ke<strong>in</strong>e „Top-Down“ Angelegenheit, bei dersich e<strong>in</strong>ige Wenige über die Zukunft der Luxemburger <strong>Schule</strong> Gedanken machen. Im Gegenteil,wenn die Luxemburger <strong>Schule</strong>n mit <strong>den</strong> Fortschritten und Entwicklungen im <strong>in</strong>ternationalenUmfeld Schritt halten wollen, müssen sie auf das Know-how und die Erfahrung der Lehrer, derSchulleitung und der Eltern zurückgreifen. Für die <strong>DP</strong> gilt deshalb auch <strong>in</strong> der Schulpolitik dasSubsidiaritätspr<strong>in</strong>zip. Wir müssen die Potenziale unserer <strong>Schule</strong>n stärker nutzen. Die <strong>Schule</strong>ns<strong>in</strong>d die entschei<strong>den</strong>de Ebene, auf der die Überlegungen über die <strong>Schule</strong>ntwicklungvorangetrieben wer<strong>den</strong> müssen. Die Denkarbeit, wie wir unsere <strong>Schule</strong>n verbessern können,muss <strong>in</strong> <strong>den</strong> Köpfen aller beteiligten Akteure vor Ort stattf<strong>in</strong><strong>den</strong>. Die Politik muss e<strong>in</strong> anregendesUmfeld schaffen, damit diese Überlegungen und Initiativen an der Basis entstehen. Darüberh<strong>in</strong>aus muss die Politik e<strong>in</strong>en klaren Rahmen vorgeben und sicherstellen, dass die gesetzlichenBildungsziele e<strong>in</strong>gehalten wer<strong>den</strong>.4. Den sozialen Lift <strong>in</strong> Gang br<strong>in</strong>gen.Der Erfolg der <strong>Schule</strong> muss sich nach liberaler Auffassung auch daran messen lassen, <strong>in</strong>wieferner allen K<strong>in</strong>dern die gleichen Startchancen <strong>in</strong>s Leben bietet, unabhängig von ihrem familiärenoder sozio-kulturellen H<strong>in</strong>tergrund. Die Luxemburger <strong>Schule</strong> reproduziert und verstärkt jedoch,mehr als dies <strong>in</strong> <strong>den</strong> allermeisten EU-Staaten der Fall ist, soziale Ungleichheiten. Dieses Problemist spätestens seit der ersten PISA-Studie bekannt und wissenschaftlich belegt. Doch dieBildungspolitik der aktuellen Regierung tut sich schwer damit, differenzierte Angebote <strong>in</strong>nerhalbder öffentlichen <strong>Schule</strong> zuzulassen, die etwa <strong>den</strong> besonderen Bedürfnissen von K<strong>in</strong>dern mitMigrationsh<strong>in</strong>tergrund Rechnung tragen.5. Gezielt fördern und gerecht fordernJeder Schüler hat das Recht darauf <strong>in</strong>dividuell gefördert zu wer<strong>den</strong>, doch geht dieses Recht nachliberaler Auffassung e<strong>in</strong>her, mit der Pflicht, se<strong>in</strong>en eigenen Fähigkeiten voll zur Entfaltung zuverhelfen. Die <strong>DP</strong> ist davon überzeugt, dass jeder Schüler das Beste aus sich herausholen kann, jamuss. Wir wollen uns deshalb auch <strong>in</strong> Zukunft für hohe Bildungs- und Leistungsstandards <strong>in</strong> der<strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>setzen. Unsere Schulpolitik zeichnet sich nach wie vor dadurch aus, dass wir hoheAnsprüche an die Schüler stellen und verlangen, dass sie im Rahmen klarer Strukturen undAufgabenstellungen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.5


5. Kann der Erfolg der Maßnahme evaluiert und kontrolliert wer<strong>den</strong>?Dies bezieht sich e<strong>in</strong>erseits darauf, dass der Erfolg e<strong>in</strong>er Maßnahme grundsätzlich messbar se<strong>in</strong>muss und anderseits darauf, dass die notwendigen Bewertungsmechanismen auch wirklichbereitgestellt wer<strong>den</strong> müssen um e<strong>in</strong>e detaillierte Evaluation der Reform <strong>in</strong> ihrer Praxis zuermöglichen. E<strong>in</strong>e Maßnahme muss deshalb auch immer vom Ende her gedacht wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>eReform, die nicht auch detailliert qualitativ und quantitativ ausgewertet wird bleibt nutzlos fürdie <strong>Schule</strong>ntwicklung.Konkret: Können wir feststellen, ob die Maßnahme zur Verbesserung der schulischen Qualitätbeigetragen hat oder nicht?7


D. Der Prozess e<strong>in</strong>er liberalen BildungsreformDie Reformen <strong>in</strong> der Grundschule und <strong>in</strong> der Berufsausbildung s<strong>in</strong>d nicht zuletzt auch an ihrerUmsetzung gescheitert. Denn das Inkrafttreten e<strong>in</strong>er Bildungsreform steht immer erst am Endee<strong>in</strong>es Prozesses, bei dem die nötigen Vorarbeiten zuerst geleistet wer<strong>den</strong> müssen. Der genaueAblauf e<strong>in</strong>er Reform wurde <strong>in</strong> Luxemburg <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren jedoch immer <strong>wieder</strong>ignoriert, sodass die notwendigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für das Gel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Reform gar nichtgegeben waren. 2 Die <strong>DP</strong> ist der Auffassung, dass jede Schulreform, wie dies auch im Auslandder Fall ist 3 , im wesentlichen folgende Etappen durchlaufen sollte:1. Projektphase starten: Nachdem e<strong>in</strong>e Maßnahme vom M<strong>in</strong>isterium ausgearbeitet wurde,sollte diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em klar def<strong>in</strong>ierten Projektrahmen getestet wer<strong>den</strong>.2. Evaluieren und Feedback e<strong>in</strong>fangen: Innerhalb dieser Projektphase sollte das Feedbackaller Beteiligten (Lehrer, Schüler, Eltern) <strong>in</strong> die Evaluation der Maßnahme mit e<strong>in</strong>fließen.3. Reform erklären: Nachdem die Maßnahmen diesen Prozess durchlaufen haben, sollte dieausgearbeitete Reform der Öffentlichkeit vorgestellt wer<strong>den</strong> und entsprechendeInformationskampagnen lanciert wer<strong>den</strong>.4. Kompetenzen aufbauen: Die Reform muss Gegenstand der Ausbildung der Lehrkräftewer<strong>den</strong>, sodass alle neuen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer mit der Reform vertraut s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e großangelegte Weiterbildungskampagne muss <strong>in</strong>itiiert wer<strong>den</strong>, bei der die bestehende Lehrerschaftdetailliert und gezielt auf die ausgearbeitete Reform h<strong>in</strong> <strong>in</strong>formiert und weitergebildet wird. Nurso kann garantiert wer<strong>den</strong>, dass die Reform von <strong>den</strong>jenigen richtig verstan<strong>den</strong> wird, die sie <strong>in</strong> <strong>den</strong>Klassensälen umsetzen müssen.5. Lehrbücher anpassen: Vor dem Inkrafttreten e<strong>in</strong>er Reform, müssen die damitzusammenhängen<strong>den</strong> Lehrbücher und -materialien ausgearbeitet wer<strong>den</strong> und <strong>den</strong> Lehrkräften imVorfeld zur E<strong>in</strong>arbeitung vorliegen.6. Gremien funktionsfähig machen: Bei Reformen, die auf neu konstituierten Gremienaufbauen sollen, muss die volle Funktionsfähigkeit dieser Instanzen vor Inkrafttreten der Reformgarantiert se<strong>in</strong>. Die Gremien müssen deshalb zuerst konstituiert wer<strong>den</strong> und ihre Arbeitaufnehmen, damit sie bei Inkrafttreten der Reform bereits ihren Arbeitsrythmus gefun<strong>den</strong> habenund etwaige Startschwierigkeiten gelöst wer<strong>den</strong> konnten.7. Externe Experten e<strong>in</strong>setzen: Die Umsetzung e<strong>in</strong>er Schulreform muss <strong>in</strong> <strong>den</strong> allermeistenFällen von außen begleitend unterstützt wer<strong>den</strong>. Gleichzeitig muss die Umsetzung der Reformkontrolliert wer<strong>den</strong>, um sicher zu stellen, dass die festgelegten Ziele erreicht wer<strong>den</strong>. Dazu bedarfes e<strong>in</strong>er Unterstützung der <strong>Schule</strong>n durch externe Experten. Dadurch soll e<strong>in</strong>e korrekte undkohärente Umsetzung e<strong>in</strong>er Reform sicher gestellt wer<strong>den</strong> und gleichzeitig die wissenschaftlicheBasis geschaffen wer<strong>den</strong> für e<strong>in</strong>e Evaluation der Reform.2 Für e<strong>in</strong>e grafische Darstellung des Prozesses der zum Inkrafttreten der Grundschulreform 2009 geführt hat, sieheAnhang 1.3 Exemplarisch dokumentiert wurde solch e<strong>in</strong> Prozess e<strong>in</strong>er Schulreform und der E<strong>in</strong>führung neuer Lehrpläne imBundesland Sachsen-Anhalt. Vgl. dazu: Landes<strong>in</strong>stitut für Lehrerfortbildung (2007) Anregungen zur schul<strong>in</strong>ternenLehrplanarbeit (Teil 1+2)http://www.bildung-lsa.de/pool/RRL_Lehrplaene/Erprobung/Dialog_19_1.pdf8


E. Analyse der Grundschulreform von 2009Kompetenzsockel stehen im Fokus, nicht der Schüler!Mit der Reform der Grundschule sollte im Luxemburger Schulsystem der „KompetenzorientierteUnterricht“ e<strong>in</strong>geführt wer<strong>den</strong>. Dieser Begriff dom<strong>in</strong>iert nun bereits seit Jahren die Diskussionenüber die <strong>Schule</strong>ntwicklung, ohne dass man sich jedoch auch nur annähernd hätte darauf e<strong>in</strong>igenkönnen, was der KoU 4 leisten kann respektive soll und was nicht. Denn mit <strong>den</strong> neuenLehrplänen wur<strong>den</strong> vor allem Kompetenzsockel, d.h. Bildungsziele e<strong>in</strong>geführt, ohne dass mansich jedoch damit beschäftigt hätte, wie diese Ziele konkret im Unterricht erreicht wer<strong>den</strong> sollen.Es wurde e<strong>in</strong>e kompetenzorientierte Bewertung e<strong>in</strong>geführt, doch mit e<strong>in</strong>emkompetenzorientierten Unterricht wurde sich kaum beschäftigt! Der Grund hierfür liegt auch <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er großen konzeptuellen Schwäche dieser „Kompetenzorientierung“. Sie suggeriert, dass ese<strong>in</strong> klares pädagogisches Modell gibt, nach dem <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n unterrichtet wer<strong>den</strong> soll. Dochgenau dies ist nicht der Fall. Der KoU legt <strong>den</strong> Fokus auf e<strong>in</strong>e detaillierte Analyse undBewertung der Kompetenzen der Schüler. Auf dieser Basis soll dann e<strong>in</strong> differenzierterUnterricht ansetzen, bei dem jeder Schüler <strong>in</strong>dividuell gefördert wird. Doch auf die Frage, wiedieser Unterricht konkret aussehen soll und welche Lernmetho<strong>den</strong> dabei zum E<strong>in</strong>satz kommensollen, dazu äußert sich der KoU gar nicht. Als „Unterricht“, das heißt als kohärentesdidaktisches Modell, gibt es <strong>den</strong> KoU überhaupt nicht! 5 Diese konzeptuellen Schwächen undUnklarheiten wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> Luxemburg noch dadurch verstärkt, dass die CSV-LSAP-Regierung beider Grundschulreform von 2009 die falschen Schwerpunkte setzte. Durch die Ausrichtung derSchulreform gerieten die Kompetenzsockel als Bildungsziele und die Bewertungsmetho<strong>den</strong> stark<strong>in</strong> <strong>den</strong> Vordergrund. Dah<strong>in</strong>ter verschwan<strong>den</strong> wesentliche Aspekte des KoU, wie die<strong>in</strong>dividualisierte Gestaltung des Unterrichts oder die differenzierte Analyse und Erhebung derLernstände der Schüler! Dies zeigt e<strong>in</strong>e Analyse der Reform anhand der oben angeführtenKriterien. 61. Ke<strong>in</strong>e klare Zielsetzung: KoU wird als Allheilmittel verkauft !Mit der Schulreform von 2009 hat die CSV-LSAP-Regierung <strong>den</strong> Luxemburgern nicht mehr undnicht weniger als „e<strong>in</strong>e neue Grundschule“ versprochen, die praktisch über Nacht e<strong>in</strong>geführtwer<strong>den</strong> sollte. Die Erwartungshaltung der betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer wur<strong>den</strong> dabeistark geschürt. Fortan sollten die Schüler e<strong>in</strong> „Recht“ auf e<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>dividuelle Förderung“ haben.Darüber h<strong>in</strong>aus wurde der Anspruch erhoben, dass durch <strong>den</strong> KoU „alle Schüler<strong>in</strong>nen undSchüler die gleichen Chancen auf Erfolg <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> erhalten“ sollen. 7 Zwischen Anspruch undWirklichkeit klafft jedoch e<strong>in</strong>e große Lücke. Denn die Grundschulreform hat ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigekonkrete Maßnahme zur Verwirklichung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividualisierten Unterrichts umgesetzt. Ebensowenig wur<strong>den</strong> im Rahmen der Reform Initiativen ergriffen um die Reproduktion von sozialen4 Der E<strong>in</strong>fachheit halber wird im vorliegen<strong>den</strong> Text für „Kompetenzorientierter Unterricht“ die geläufige AbkürzungKoU benutzt wer<strong>den</strong>.5 Vgl. dazu etwa die Ausführungen des renommierten Erziehungswissenschaftler Hilbert Meyer auf der Didakta2012 unter dem Thema „Kompetenzorientierung alle<strong>in</strong> macht noch ke<strong>in</strong>en guten Unterricht“www.bildungsmedien.de/veranstaltungen/fup/forum-unterrichtspraxis-2012/fup2012-meyer.pdf6 Vgl. Kapitel C: Unsere Methode für e<strong>in</strong>e Liberale Schulreform.7 Vgl. dazu die Informationsbroschüre des MEN für die Eltern über die Grundschulreformhttp://www.men.public.lu/actualites/2009/03/090312_ens_fond_brochures/090313_broch_parents_de.pdf9


Ungleichheiten <strong>in</strong> der Luxemburger Grundschule zu beheben. Die Regierung hat dieGrundschulreform als e<strong>in</strong>e Art Allheilmittel verkauft für die gesamten Probleme desLuxemburger Schulsystems. Der „Kompetenzorientierte Unterricht“ muss dabei als Modewortherhalten, obwohl er eigentlich <strong>in</strong>haltsleer ist.2. Reform schießt am Ziel vorbei: Nicht der Unterricht sondern die Bewertungzählt!Mit der Grundschulreform von 2009 wurde streng genommen nicht der kompetenzorientierteUnterricht sondern nur die kompetenzorientierte Bewertung e<strong>in</strong>geführt. Denn die Schwerpunkteder CSV-LSAP-Regierung lagen bei der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen Studienplans und <strong>den</strong> daranangeknüpften Bewertungsbögen. Und diese erwiesen sich im schulischen Alltag als völligungeeignet. In e<strong>in</strong>em mehr als 200 Seiten umfassen<strong>den</strong> Lehrplan wur<strong>den</strong> mehrere hundertKompetenzsockel für die Grundschule ausgearbeitet, die bei Inkrafttreten der Reformverb<strong>in</strong>dlichen Charakter erhielten. Die Lehrkräfte s<strong>in</strong>d demnach gehalten, alle aufgelistetenKompetenzen <strong>in</strong> ihren Unterricht e<strong>in</strong>fließen zu lassen. E<strong>in</strong>e Aufgabe, die noch nicht e<strong>in</strong>mal imAnsatz geleistet wer<strong>den</strong> kann. Die CSV-LSAP-Regierung ist mit dem Studienplan über das Zielh<strong>in</strong>aus geschossen und verheddert sich dabei <strong>in</strong> der Komplexität des eigenen Systems. AndereLänder, wie etwa Deutschland, haben diesen Problemen bei der Umsetzung e<strong>in</strong>erkompetenzorientierten Reform vorgebaut und nur <strong>in</strong> Kernbereichen sogenannteBildungsstandards e<strong>in</strong>geführt. Darüber h<strong>in</strong>aus haben sie allgeme<strong>in</strong>e Kriterien festgehalten, <strong>den</strong>en„gute Bildungsstandards“ genügen müssen. 8 In Luxemburg führt dieser „Kompetenzdschungel“dazu, dass quasi alle befragten Akteure 9 aus praktischen Grün<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e stark relativierendeHaltung gegenüber dem neuen Studienplan e<strong>in</strong>nehmen. Niemand geht davon aus, dass allevorgeschriebenen Kompetenzsockel <strong>in</strong> gleichem Maße Gegenstand des Unterrichts wer<strong>den</strong> undgezielt gefördert, überprüft und bewertet wer<strong>den</strong> müssten. Der verb<strong>in</strong>dliche Charakter desLehrplans geht dabei absolut verloren!3. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wur<strong>den</strong> total vernachlässigtDer KoU setzt als Basis voraus, dass der Lehrer durch e<strong>in</strong> genaues Beobachten und Reflektieren,e<strong>in</strong>e präzise Erhebung des Lern- und Wissensstandes für je<strong>den</strong> Schüler vornehmen kann.Spezifische Diagnosekompetenzen wer<strong>den</strong> damit für die Lehrkräfte von großer Bedeutung, beider Umsetzung der Reform. Kompetenzen, die aber nicht vorausgesetzt wer<strong>den</strong> können, da siebisher nicht Gegenstand der Ausbildung waren. Entsprechende Weiterbildungskurse wur<strong>den</strong>jedoch im Vorfeld der Grundschulreform nicht für die Lehrkräfte angeboten. 10 Genau so wenig,wie e<strong>in</strong>e detaillierte Vorstellung des neuen Lehrplans und der dar<strong>in</strong> enthaltenenKompetenzsockel. Dies wäre auch re<strong>in</strong> praktisch gar nicht möglich gewesen, da beimInkrafttreten der Reform noch nicht e<strong>in</strong>mal alle Kompetenzsockel def<strong>in</strong>iert waren. Die Aus- bzw.Weiterbildung der Lehrer als e<strong>in</strong>e wichtige Rahmenbed<strong>in</strong>gung für die Umsetzung der Reformwurde demnach sträflich vernachlässigt. Das gleiche gilt für das Ausarbeiten von neuen8 C.f. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung (2007): Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandardshttp://www.bmbf.de/pub/zur_entwicklung_nationaler_bildungsstandards.pdf9 Das vorliegende Papier basiert unter anderem auf e<strong>in</strong>em Konsultationsprozess bei dem rund 20 Grundschullehrer(<strong>DP</strong>-Mitglieder und Unabhängige) zu ihren Erfahrungen mit der Reform befragt wur<strong>den</strong>.10 Der SCRIPT organisierte im Vorfeld der Reform wohl allgeme<strong>in</strong>e Weiterbildungskurse zur Thematik„Kompetenzorientierter Unterricht“, doch die e<strong>in</strong>gela<strong>den</strong>en ausländischen Referen<strong>den</strong> betonten auf Nachfrageoftmals, dass sie ke<strong>in</strong>e Kenntnis der Luxemburger Reformprojekte hätten und der Kurs nicht darauf ausgerichtet sei.10


Lehrmaterialien. Vor dem Inkraftreten der Reform war ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Schulbuch auf <strong>den</strong> neuenLehrplan angepasst wor<strong>den</strong>. Bis heute noch wer<strong>den</strong> die allmeisten alten Schulbücher weiterbenutzt. Bei neuen Schulbüchern 11 wur<strong>den</strong> ansatzweise alternative Lernmetho<strong>den</strong> e<strong>in</strong>gebaut,ohne dass dar<strong>in</strong> jedoch der Ansatz e<strong>in</strong>es differenzierten Unterrichts umgesetzt würde. DieE<strong>in</strong>führung der neuen „Bilans <strong>in</strong>termédiaires“ setzt auch voraus, dass die Lehrer im schulischenAlltag die Aufgaben anders bewerten. Entsprechende Vorlagen, Best-Practice Beispiele und vieleandere Hilfsmittel, die <strong>den</strong> Lehrern im Ausland zur Hand gereicht wur<strong>den</strong> bei der Umsetzunge<strong>in</strong>er Reform, fehlten <strong>in</strong> Luxemburg.Ohne diese Voraussetzungen verkommt die Reform jedoch vollends zu e<strong>in</strong>em potemk<strong>in</strong>schenDorf. Sie beschreibt lediglich e<strong>in</strong>en Wunschzustand und hat ke<strong>in</strong>en Bezug mehr zum Ist-Zustand.4. Konkretisierung im Alltag: Schüler verschw<strong>in</strong><strong>den</strong> h<strong>in</strong>ter KompetenzsockelDie mangelnde Aus- bzw. Weiterbildung der Lehrkräfte, die fehlen<strong>den</strong> Lehrbücher und –materialien sowie die fehlende fachliche Begleitung durch Experten führt zu e<strong>in</strong>er großenUnsicherheit und Beliebigkeit bei der Umsetzung der Grundschulreform. Die Unterschiedezwischen dem, was <strong>in</strong> <strong>den</strong> Luxemburger Klassensälen aktuell geschieht, waren nie größer. Zume<strong>in</strong>en kann man feststellen, dass es Lehrkräfte gibt, die sich strikt an das bestehende Lehrmaterialhalten und die Schulreform mehr oder weniger ignorieren. Zum anderen versuchen vieleLehrkräfte und „équipes pédagogiques“ der Reform mehr oder weniger gerecht zu wer<strong>den</strong> unds<strong>in</strong>d dabei auf sich selbst gestellt. In bei<strong>den</strong> Fällen dom<strong>in</strong>iert auch zwei Jahre nach ihremInkrafttreten die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Reform selbst. Die Lehrer berichten darüber h<strong>in</strong>aus,dass die E<strong>in</strong>führung von Kompetenzsockeln zu e<strong>in</strong>er starken schematischen Gestaltung desUnterrichts beigetragen habe. Die zentrale Frage, die sich viele Lehrkräfte heute <strong>in</strong> ihrem Alltagstellen ist folgende: „Wie kann ich konform zur Reform e<strong>in</strong>e bestimmte Kompetenz unterrichten,fördern und abfragen ?“ In <strong>den</strong> H<strong>in</strong>tergrund trete dadurch die wesentliche Frage: „Was s<strong>in</strong>d dieBedürfnisse der Schüler !“ Vom Resultat e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividualisierten Unterrichts s<strong>in</strong>d wir deshalbheute <strong>in</strong> der Luxemburger Grundschule weiter entfernt <strong>den</strong>n je!5. Evaluation bestätigt Kritiker und bleibt doch an der Oberfläche!Die von der Universität Luxemburg durchgeführte Analyse der Grundschulreform bestätigt imwesentlichen die Kritikpunkte, vor <strong>den</strong>en die <strong>DP</strong> bereits vor Inkrafttreten der Reform gewarnthatte und seitdem regelmäßig <strong>wieder</strong>holt hat. Die mangelhafte Umsetzung der Reform, dieunklaren Kompetenzsockel und die fehlen<strong>den</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wur<strong>den</strong> von der Universitäthervorgehoben. Dabei s<strong>in</strong>d die Experten bei ihrer Evaluation nur an der Oberfläche geblieben.Wie wurde die Reform <strong>in</strong> <strong>den</strong> Grundschulen umgesetzt? Hat die Reform dazu beigetragen, dassheute differenzierter unterrichtet wird? Hat die Reform zu messbaren Erfolgen geführt? Auf dieseund andere Fragen wurde bei der Evaluation nicht e<strong>in</strong>gegangen. Die M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> behauptetvielmehr, dass die ersten schulischen Resultate erst <strong>in</strong> 20 Jahren bemessen wer<strong>den</strong> könnten. Diesist unseres Erachtens der Versuch, sich e<strong>in</strong>er ernüchtern<strong>den</strong> Bewertung der realen Auswirkungenihrer Reform zu entziehen.11 Als Beispiel für <strong>den</strong> KoU wird immer <strong>wieder</strong> das Zahlenbuch für <strong>den</strong> Cycle 2+3 genannt. Dabei handelt es sichum e<strong>in</strong> aufwendig und professionel gestaltetes Mathematikbuch. Doch es enthält ke<strong>in</strong>e Aufgaben mit abgestuftenSchwierigkeitsgra<strong>den</strong>, die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividualisierte Förderung der Schüler erlauben würde.11


F. Die Sekundarschulreform von CSV und LSAP 12Für die <strong>DP</strong> drohen sich mit der Reform <strong>in</strong> der Sekundarschule die gleichen Fehler zu<strong>wieder</strong>holen, die bereits bei der Grundschule und bei der Berufsausbildung begangen wur<strong>den</strong>:lückenhafte Problemanalyse, unklare Zielsetzung, vernachlässigte Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und<strong>in</strong>effiziente Maßnahmen!Die Vorschläge der Regierung können im Wesentlichen <strong>in</strong> zwei Blöcke zusammengefasstwer<strong>den</strong>, e<strong>in</strong>e Reform der Promotionskriterien und e<strong>in</strong>e Reform der Orientierung. Die e<strong>in</strong>zelnenMaßnahmen sollen im Folgen<strong>den</strong> analysiert und e<strong>in</strong> Ausblick auf die Alternativen der <strong>DP</strong>gegeben wer<strong>den</strong>.1. PromotionskriterienDas Reformprojekt der Regierung sieht e<strong>in</strong>e Reihe von Maßnahmen vor, mit <strong>den</strong>en derschulische Misserfolg und das Sitzenbleiben bekämpft wer<strong>den</strong> sollen. Dass das Wiederholene<strong>in</strong>es Jahrganges e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>effiziente Maßnahme ist, darüber ist man sich sowohl <strong>in</strong> politischen alsauch <strong>in</strong> wissenschaftlichen Kreisen weitestgehend e<strong>in</strong>ig.Über diese Feststellung h<strong>in</strong>aus ist der Reflexionsprozess <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren jedoch nichtgegangen. Denn die nationale Studie zu dieser Problematik von 2006 begnügt sich damitfestzustellen, dass Luxemburg e<strong>in</strong> Problem mit dem Sitzenbleiben hat und verweist aufallgeme<strong>in</strong>e Gründe, die <strong>in</strong> der Forschungsliteratur angeführt wer<strong>den</strong> als Ursache für dasschulische Scheitern. E<strong>in</strong>e profunde Analyse des Phänomens Sitzenbleiben wurde <strong>in</strong> Luxemburgjedoch nicht gemacht, da das Datenmaterial auch gar nicht zur Verfügung steht. WesentlicheFragen bleiben deshalb bis heute unbeantwortet:a. Was s<strong>in</strong>d die Ursachen schulischen Scheiterns <strong>in</strong> Luxemburg?Die Zahl derjenigen Schüler, die <strong>in</strong> Luxemburg m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal sitzenbleiben und e<strong>in</strong>enJahrgang <strong>wieder</strong>holen müssen, ist im Vergleich zum Ausland verhältnismäßig hoch. Mit nur 40,5% der Schüler, die die Sekundarschule <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>deststudienzeit absolvieren, ist Luxemburg dasSchlusslicht <strong>in</strong> der OECD-Zone. Nimmt man jedoch die Gesamtzahl an Schülern, die nach derWiederholung von maximal zwei Jahrgängen zu e<strong>in</strong>em Abschluss gekommen s<strong>in</strong>d, steigt dieserProzentsatz auf 71%. Dies ist <strong>wieder</strong>um der zweithöchste Prozentsatz unter allen OECD-Ländern. Dieser Widerspruch wirft Fragen auf, <strong>den</strong>en bisher nicht nachgegangen wurde. S<strong>in</strong>ddemnach die schulischen Probleme von Schülern die Sitzenbleiben <strong>in</strong> vielen Fällen zeitlichbegrenzt? Wenn ja, worauf s<strong>in</strong>d sie zurückzuführen? Worauf ist die Tatsache zurückzuführen,dass fast doppelt so viele Jungen sitzenbleiben als Mädchen? S<strong>in</strong>d die Lernschwächen aufschulische Probleme oder außerschulische Probleme zurück zu führen?b. Wie entsteht schulisches Scheitern?Schaut man sich die Schulresultate von Jahrgang zu Jahrgang an, muss man feststellen, dass dieZahl der Schüler, die entweder kompensieren müssen oder sitzen bleiben kont<strong>in</strong>uierlich im Laufedes „cycle <strong>in</strong>férieur“ als auch beim Übergang <strong>in</strong> <strong>den</strong> „cycle supérieur“, sowohl des ES als auch12 Als Diskussionsgrundlage für die Ausarbeitung des vorliegen<strong>den</strong> Textes hat sich die Arbeitsgruppe “Bildung” der<strong>DP</strong> auf <strong>den</strong> <strong>in</strong>itialen Text basiert, <strong>den</strong> die Unterrichtsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Anfang 2012 zur Diskussion mit <strong>den</strong> Partnernvorgelegt hat.12


Schulsystem hat, ist nicht bekannt. Nach welchen Kriterien evaluieren die Lehrkräfte ihrePrüfungen genau? Wie stark weicht dies von Lehrer zu Lehrer ab? Und was s<strong>in</strong>d die Ursachen?Wie stark variiert der Schwierigkeitsgrad der Prüfungen? Was zeichnet e<strong>in</strong>en „strengen“ und waszeichnet e<strong>in</strong>en „guten“ Lehrer aus? Welche Rolle spielt die Bewertung <strong>in</strong> der Beziehungzwischen Lehrer und Schüler? Wie wirken sich schlechte Noten auf die Motivation von Schülernaus? Dies alles s<strong>in</strong>d Fragen, die nicht geklärt s<strong>in</strong>d.2. Die Maßnahmen im E<strong>in</strong>zelnen!1.Bloc 7e-6eMit der Sekundarschulreform sollen <strong>in</strong> Zukunft im ES und EST e<strong>in</strong> Sitzenbleiben zwischen der7e und der 6e nicht mehr möglich se<strong>in</strong>. Diese Maßnahme:Zielt am Problem vorbeiAus <strong>den</strong> Statistiken des M<strong>in</strong>isteriums geht hervor, dass die Durchfallraten auf <strong>den</strong> Klassen der 7ean sich am ger<strong>in</strong>gsten s<strong>in</strong>d. Probleme entstehen, statistisch gesehen vielmehr gegen Ende desCycle Inférieur und beim Übergang <strong>in</strong> <strong>den</strong> „cycle supérieur“.Be<strong>in</strong>haltet zudem kontraproduktive EffekteDie Regierung blendet das durchweg negative Feedback aus, das sie im Rahmen des PROCI zudiesem Punkt erhalten hat. 13 Die Lehrer berichten von fehlender Motivation bei <strong>den</strong> Schülerndadurch, dass sie ke<strong>in</strong> reelles Feedback über ihre schulische Leistung erhalten.Positive Auswirkungen s<strong>in</strong>d nicht belegt.Diese Maßnahme soll aus <strong>den</strong> PROCI-Klassen übernommen wer<strong>den</strong>. Die Resultate dieserKlassen s<strong>in</strong>d jedoch höchst unterschiedlich und zum Teil widersprüchlich. 14 Unklar ist ebenfalls,welche Maßnahmen genau bei <strong>den</strong> PROCI-Klassen greifen und welche nicht.Der Ansatz der <strong>DP</strong>: Probleme bei der E<strong>in</strong>gewöhnungsphase sollten nach Ansicht der <strong>DP</strong> durchdas E<strong>in</strong>führen e<strong>in</strong>er Schülerpartnerschaft (Punkt 8c) und des Tutorats (Punkt 8b) Abhilfe geleistetwer<strong>den</strong>. Wir s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong>aus der Ansicht, dass der häufige Wechsel der Lehrkräfte eherh<strong>in</strong>derlich im H<strong>in</strong>blick auf das Schulklima aber auch für die Qualität des Unterrichts ist. Deshalbsollten die Schulleitung versuchen zwischen 7e und 6e die Lehrerteams beibehalten (Punkt 8d)um e<strong>in</strong>e größere Konstanz bei der Zusammensetzung der Lehrerteams zu erreichen.2. „classes de raccordement“Die Reform sieht für <strong>den</strong> ES und <strong>den</strong> EST sogenannte „classes de racordement“ vor, für Schüler,die auf 5e (ES, EST) oder auch 4e (EST) die schulischen Anforderungen nicht erreicht haben.Um e<strong>in</strong> Sitzenbleiben zu verh<strong>in</strong>dern, sollen diese auf e<strong>in</strong>e Parallelklasse orientiert wer<strong>den</strong>, aufder sie <strong>in</strong>dividuell betreut wer<strong>den</strong>. Diese Maßnahme:Ist <strong>in</strong> der Praxis schwer umsetzbar13 Vgl. Réforme de l'enseignement secondaire. Les réponses aux questions de la Délégation nationale des Lycées. S.5ff. http://www.reformelycee.lu/wp-content/uploads/2012/09/dnl-reponses-2012-09-20.pdf14 Vgl. dazu etwa <strong>den</strong> Widerspruch, dass PROCI-Schüler bei <strong>den</strong> PISA-Studien besser abgeschnitten haben sollen,doch bei <strong>den</strong> klassischen Punktesystemen ke<strong>in</strong>e Unterschiede zu <strong>den</strong> Schülern <strong>in</strong> der Regelschule festgestellt wer<strong>den</strong>können.14


Auswirkungen dieses Systems über e<strong>in</strong>e Reform diskutieren zu können. Für die <strong>DP</strong> kann e<strong>in</strong>eDebatte über die Promotionskriterien jedoch nicht losgelöst gesehen wer<strong>den</strong>, von e<strong>in</strong>er Debatteüber Bildungsziele und Schulprogramme. Alle drei Elemente müssen aufe<strong>in</strong>ander abgestimmtwer<strong>den</strong>.4. Unterschiedliche SprachenanforderungenMit der Reform <strong>in</strong> der Sekundarschule sollen <strong>in</strong> Zukunft die Sprachen Französisch, Deutsch undEnglisch <strong>in</strong> drei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen unterrichtet wer<strong>den</strong>. DieKompetenzstufen wer<strong>den</strong> dabei entsprechend dem CECR (Cadre européen commun de référencepour les langues ) des Europarates festgelegt.Unklare Problemanalyse: In der Debatte über das Luxemburger Schulsystem wirdvorausgesetzt, dass viele Schüler, vor allem mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, an <strong>den</strong> Sprachenbarrierendes Schulsystems scheitern. Genauere Analysen müssten dazu jedoch gemacht wer<strong>den</strong>, z.B. wasdie Unterrichtssprache als H<strong>in</strong>dernis etwa <strong>in</strong> <strong>den</strong> Fächern Mathematik, oder Chemie und Physikanbelangt. Darüber h<strong>in</strong>aus müsste jedoch vor allem geklärt wer<strong>den</strong>, <strong>in</strong> welchenLebensabschnitten Schüler ihre Sprachendefizite aufbauen. Womöglich wer<strong>den</strong> die Grundlagenfür diese Probleme bereits <strong>in</strong> der Vorschule oder der Grundschule gelegt. Das Herabsenken derSprachenniveaus ändert an diesen Problemen jedoch nichts.Unklare Zielsetzung: Es bleibt absolut unklar ob mit dieser Maßnahme versucht wer<strong>den</strong> sollgegen das schulische Scheitern vorzugehen und man deshalb die Sprachenanforderungenherabsetzen will. Oder soll es darum gehen, die Gewichtung der Schulfächer stärker an dieschulischen Projekte der Schüler sowie an die Anforderungen der Universitäten und desArbeitsmarktes anzupassen ?Widersprüchliche Auswirkungen: Mit der Reform sollen zwar im „cycle supérieur“ dieSprachenanforderungen herabgesetzt wer<strong>den</strong>. Doch mit der Abschaffung der Kompensation <strong>in</strong><strong>den</strong> Sprachenfächern im „cycle <strong>in</strong>férieur“ wer<strong>den</strong> die Hür<strong>den</strong> noch e<strong>in</strong>mal zusätzlich erhöht.Beide Ansätze widersprechen sich und zeugen von e<strong>in</strong>er mangeln<strong>den</strong> Abstimmung zwischen <strong>den</strong>e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen.Der Ansatz der <strong>DP</strong>: Für die <strong>DP</strong> ist die Sprachenförderung e<strong>in</strong>e der großen Herausforderungen,die sich dem Luxemburger Schulsystem aktuell stellen (Kapitel 6). Die <strong>DP</strong> will dieSprachenförderung (Punkt 6a) <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt der Vorschule (Enseignement Précoce undCycle 1) stellen und dadurch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Basis an Kenntnissen der Luxemburger Sprachegarantieren, auf der die Grundschule mit dem Deutschunterricht aufbauen kann. Im Rahmen e<strong>in</strong>erOffensive bei <strong>den</strong> Lehrmaterialien (Kapitel 5) sollen die Bücher des Französischunterrichts <strong>in</strong> derGrundschule grundlegend überarbeitet wer<strong>den</strong>. Diese datieren zum Teil noch aus <strong>den</strong> 80er Jahrenund entsprechen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>ster Weise mehr <strong>den</strong> Anforderungen der heutigen Zeit. In derSekundarschule sollen die Programme auf ihre Bildungsziele und Metho<strong>den</strong> h<strong>in</strong> überprüftwer<strong>den</strong>. Durchfallraten von 20% und mehr dürfen nicht zur Regel <strong>in</strong> <strong>den</strong> Luxemburger <strong>Schule</strong>nwer<strong>den</strong> (Punkt 11c).5. E<strong>in</strong>führen e<strong>in</strong>es doppelten BewertungssystemsMit der Reform soll auch im „cycle <strong>in</strong>férieur“ der Sekundarschule die kompetenzorientierteBewertung e<strong>in</strong>geführt wer<strong>den</strong>. Die Bewertung nach Noten soll jedoch <strong>in</strong> der gesamten16


Sekundarschule beibehalten bleiben. Die Promotion auf <strong>den</strong> unteren Klassen soll demnachsowohl nach Noten als auch nach Kompetenzen geschehen.Ke<strong>in</strong>e klare Problemanalyse: Wie bereits dargelegt wurde, wirft das aktuelleBewertungssystem nach Noten e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Problemen auf. Auf diese geht die Reformjedoch überhaupt nicht e<strong>in</strong>. Denn mit der E<strong>in</strong>führung der Kompetenzsockel bleibt das alte Systemdaneben weiterh<strong>in</strong> bestehen.Unklare Zielsetzung: Wie bereits <strong>in</strong> der Grundschule ist unklar, welchen Mehrwert dieE<strong>in</strong>führung der kompetenzorientierten Bewertung für welchen Partner (Eltern, Schüler, Lehrer)haben soll.In der Realität schwer umsetzbar: Die Promotion nach zwei Kriterien, Noten undKompetenzen wird sich <strong>in</strong> der Realität als äußerst schwierig herausstellen. Denn beideHerangehensweisen s<strong>in</strong>d nur schwer mite<strong>in</strong>ander vere<strong>in</strong>bar. Konkret stellt sich die Frage, ob e<strong>in</strong>Schüler die entsprechen<strong>den</strong> Kompetenzsockel erreicht und gleichzeitig jedoch e<strong>in</strong>e Note„ungenügend“ haben kann. Oder auch der entgegengesetze Fall könnte e<strong>in</strong>treten. Wie <strong>in</strong> diesenFällen zu verfahren se<strong>in</strong> soll, bleibt absolut unklar. Hiermit wird der Beliebigkeit Tür und Torgeöffnet. Es ist zu erwarten, dass die Lehrkräfte <strong>in</strong> der Sekundarschule, wie schon <strong>in</strong> derGrundschule, auf <strong>in</strong>offizielle Bewertungsmodelle zurückgreifen wer<strong>den</strong> um diesen Problemen <strong>in</strong>der Praxis zu begegnen.Der Ansatz der <strong>DP</strong>: Die <strong>DP</strong> ist der Ansicht, dass die E<strong>in</strong>führung von Kompetenzsockeln unde<strong>in</strong>es daran angeknüpften Bewertungssystems nicht zu <strong>den</strong> Prioritäten des LuxemburgerSchulsystems gehören sollte. Denn dies lenkt, wie bereits <strong>in</strong> der Grundschule, von wesentlichdr<strong>in</strong>genderen Problemen ab. Darüber h<strong>in</strong>aus erschwert e<strong>in</strong>e Reform des Bewertungssystems dieEvaluation der strukturellen und programmatischen Teilmaßnahmen der Reform. Die <strong>DP</strong> willvielmehr das aktuelle Bewertungssystem e<strong>in</strong>er grundlegen<strong>den</strong> Evaluation unterziehen und klareBewertungskriterien erstellen lassen (Punkt 6g), mit <strong>den</strong>en vor allem <strong>in</strong> <strong>den</strong> Sprachen undGeisteswissenschaften e<strong>in</strong>e kohärentere Bewertung über alle Klassen h<strong>in</strong>weg ermöglicht wer<strong>den</strong>soll. In Fächern, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en besonders viele Schüler scheitern, sollen die Programme und dieBildungsziele auf ihre Kohärenz h<strong>in</strong> überprüft wer<strong>den</strong> (Punkt 11c). Die <strong>DP</strong> will darüber h<strong>in</strong>ausaber auch die Rolle, welche die Bewertung <strong>in</strong> der Arbeit des Lehrers e<strong>in</strong>nimmt neu def<strong>in</strong>ieren(Kapitel 4). Weniger das Bewerten, als vielmehr das Fördern sollte im Mittelpunkt derLehrertätigkeit stehen.2. OrientierungDie Sekundarschulreform soll e<strong>in</strong>en kohärenteren Bildungsweg ermöglichen, die Schüler besserbetreuen und bei ihren weiterführen<strong>den</strong> Studien oder bei ihrer Berufswahl orientieren. Dabeibleibt jedoch erneut unklar, welche Problemanalyse der Reform vorausgegangen ist. Ebensowenig geklärt ist die Frage, wie die e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ander greifen sollen undwelchen Beitrag sie leisten sollen.1. Tutorat e<strong>in</strong>führenMit der Reform der Sekundarschule soll im „cycle <strong>in</strong>férieur“ der Sekundarschule das Tutorate<strong>in</strong>geführt wer<strong>den</strong>. Dem Schüler soll e<strong>in</strong> Klassenlehrer als Tutor zur Seite gestellt wer<strong>den</strong>, derihn <strong>in</strong> schulischen Fragen berät. Dies wird unter anderem mit der schwierigenE<strong>in</strong>gewöhnungsphase nach dem Übergang aus der Grundschule <strong>in</strong> die Sekundarschule begründet.17


Zielsetzung: Im Rahmen der Diskussionen über die Reform veröffentlichte das M<strong>in</strong>isteriume<strong>in</strong>e Liste mit allen Projekten, die <strong>in</strong> der Sekundarschule im Bereich des Tutorats durchgeführtwur<strong>den</strong>. Dabei wurde so ziemlich alles er<strong>den</strong>klich aufgelistet (z.B. Projekte zur Mülltrennung).Dies nährt <strong>den</strong> Verdacht, dass es ke<strong>in</strong>e klare Vorstellung davon gibt, was das Tutorat genauleisten soll, und was nicht. E<strong>in</strong>e Analyse und Evaluation der jeweiligen Projekte liegt zurzeitauch noch nicht vor. Der Reform zufolge soll die Aufgabe des Tutors dar<strong>in</strong> bestehen, <strong>den</strong> Schülerbei se<strong>in</strong>er schulischen Orientierung zu unterstützen. Unklar bleibt dabei jedoch, wie dasZusammenspiel mit <strong>den</strong> anderen Akteuren (SPOS, Régent de Classe, Klassenlehrer, Eltern,etc…) aussehen soll. Im Widerspruch zu dem gesetzten Ziel steht auch die Tatsache, dass dieE<strong>in</strong>gewöhnungsschwierigkeiten der Schüler als e<strong>in</strong>es der Hauptargumente für das Tutoratangeführt wer<strong>den</strong>. Denn dabei handelt es sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten Fällen nicht um schulischeProbleme. Auch ist es widersprüchlich, das Tutorat auf die unteren Klassen begrenzen zu wollen,wenn die wichtigsten Entscheidungen im Bereich der schulischen Orientierung danachstattf<strong>in</strong><strong>den</strong>.Umsetzung: Welchen Arbeitsaufwand das Tutorat bedeutet, zeigen diejenigen Projekte, <strong>in</strong><strong>den</strong>en das Konzept systematisch umgesetzt wurde (z.B. im Lycée Ermes<strong>in</strong>de). Aus diesen<strong>Schule</strong>n wird jedoch vor der reellen Gefahr gewarnt, dass die Tutoren vom Arbeitsaufwandüberfordert wer<strong>den</strong> oder die Umsetzung h<strong>in</strong>ter <strong>den</strong> Erwartungen zurück bleibt. Dies gilt umsomehr, wenn die Lehrer nicht gebührend auf diese neue Aufgabe vorbereitet wer<strong>den</strong> und dieZielsetzungen und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen unklar bleiben. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund mangelnderFachkräfte <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n stellt sich darüber h<strong>in</strong>aus die Frage, welche Auswirkungen das Tutoratauf die Personalprobleme im Luxemburger Schulsystem haben wird.Der Ansatz der <strong>DP</strong>: Die <strong>DP</strong> ist für die E<strong>in</strong>führung des Tutorats <strong>in</strong> der LuxemburgerSekundarschule (Punkt 8b). Um <strong>den</strong> Problemen der E<strong>in</strong>gewöhnungsphase zu begegnen solltenallerd<strong>in</strong>gs Schülerpartnerschaften (Punkt 8c) gefördert wer<strong>den</strong>. Die Betreuung und Begleitungdes Schülers sollte zu e<strong>in</strong>em wesentlichen Bestandteil des Lehrerprofils (Kaptiel 4) wer<strong>den</strong>. Umdie Lehrer auf diese neue Aufgabe vorzubereiten, sollten vor Inkrafttreten der Reformentsprechende Aus- und Weiterbildungsangebote gemacht wer<strong>den</strong> (Punkt 4a). Die Arbeit desTutors und des Schülers soll durch e<strong>in</strong>en Zukunftsplan orientiert wer<strong>den</strong> und e<strong>in</strong>en klarenRahmen erhalten (Kapitel 8).2. „Travail personnel“Mit der Reform <strong>in</strong> der Sekundarschule soll e<strong>in</strong> sogenannter „travail personnel“ für die Schülerder Klassen 2 ième ES und EST e<strong>in</strong>geführt wer<strong>den</strong>. Mit dieser Arbeit sollen die Schüler ihreFähigkeit unter Beweis stellen, kritisch mit Quellen umzugehen, <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är zu arbeiten und<strong>den</strong> Arbeits- bzw. Zeitaufwand des Projektes selber zu bemessen und zu managen. Mit dem„travail Personnel“ soll der Schüler auf die Universität vorbereitet wer<strong>den</strong>.Problemanalyse und Lösungsansatz: Aus unterschiedlichen Konsultationen hat dasM<strong>in</strong>isterium abgeleitet, dass der Initiativgeist, die Fähigkeit zu kommunikieren, die Kreativitätund die Autonomie des Schülers gefördert wer<strong>den</strong> müssten. Dass diese Ziele erstrebenswert s<strong>in</strong>d,darüber wird wohl weitgehende E<strong>in</strong>igkeit bestehen. Doch sollten diese Ziele nicht Gegenstanddes gesamten Unterrichts se<strong>in</strong>? Wird dies im Moment nicht geleistet? Warum nicht? Für <strong>den</strong> Fall,dass e<strong>in</strong>e mangelnde Fähigkeit zu kommunikieren bei <strong>den</strong> Schülern festgestellt wird, müsste diesdoch z.B. konkrete Auswirkungen auf die Gestaltung des Sprachenunterrichts haben! Was dieKreativität der Schüler anbelangt, stellt sich die Frage, was darunter konkret zu verstehen ist und18


wie diese gefördert wer<strong>den</strong> kann ? Wenn <strong>den</strong> Schülern im „cycle supérieur“ der nötigeInitiativgeist fehlt, dann wirft dies grundlegende Fragen auf über das schulische undaußerschulische Umfeld <strong>in</strong> dem der Schüler aufgewachsen ist. Auf diese Fragen wer<strong>den</strong> jedochke<strong>in</strong>e Antworten gegeben. Der „travail personnel“ soll diese Defizite aber alle beheben. DieErwartungshaltung gegenüber dem was der „travail personnel“ alles leisten soll, ist enorm. Wiedie Projektarbeit dies jedoch alles bewerkstelligen soll, bleibt absolut im Unklaren.Die Bildungsziele s<strong>in</strong>d demnach die richtigen, doch der „cycle supérieur“ ist nicht der richtigeZeitpunkt und die Projektarbeit nicht die richtige Form, um sie zu fördern. Diese Kompetenzenmüssen bereits <strong>in</strong> der Grundschule und im „cycle <strong>in</strong>férieur“ der Sekundarschule gefördert wer<strong>den</strong>und die Projektarbeit dient vor allem dazu, die angeeigneten Kompetenzen zur Anwendung zubr<strong>in</strong>gen.E<strong>in</strong> weiteres Argument für <strong>den</strong> „travail personnel“ ist das Erlernen von Grundtechniken deswissenschaftlichen Arbeitens. Inwiefern die Luxemburger Schüler hier jedoch e<strong>in</strong> Defizit haben,im H<strong>in</strong>blick auf weiterführende Studien, ist absolut unklar. Denn die akademische Ausbildungsetzt hier zumeist ke<strong>in</strong>e Vorkenntnisse voraus.Umsetzung: Die E<strong>in</strong>führung des „travail personnel“ ist mit e<strong>in</strong>em nicht unerheblichen Aufwandverbun<strong>den</strong>, da jeder Schüler se<strong>in</strong> Projekt vor e<strong>in</strong>em Jury von Lehrern vorstellen soll. Darüberh<strong>in</strong>aus kann nicht ausgeschlossen wer<strong>den</strong>, dass die Schüler bei ihrer Arbeit von e<strong>in</strong>emAußenstehen<strong>den</strong> (Familie, Freunde) unterstützt wer<strong>den</strong>. Es bleibt deshalb zu befürchten, dassSchüler aus sozial schwächer gestellten Familien dadurch eher benachteiligt se<strong>in</strong> wer<strong>den</strong>.Der Ansatz der <strong>DP</strong>: Die <strong>DP</strong> ist der Ansicht, dass das autonome und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre ArbeitenTeil des normalen Unterrichts se<strong>in</strong> sollte und es dazu ke<strong>in</strong>er Projektarbeit bedarf. Um e<strong>in</strong>eSelbstreflexion des Schülers über se<strong>in</strong>e Interessen, Stärken und Entwicklungsschritte zu fördernsoll der Schüler an se<strong>in</strong>em ganz eigenen <strong>in</strong>dividuellen schulischen Projekt arbeiten, <strong>in</strong> der Forme<strong>in</strong>es Zukunftsplans (Kapitel 8). Dabei sollte er durch <strong>den</strong> Tutor (Punkt 8b) unterstützt wer<strong>den</strong>.3. E<strong>in</strong>führung von zwei „dom<strong>in</strong>antes“Mit der Sekundarschulreform sollen die momentan bestehen<strong>den</strong> vier Sektionen des CycleSupérieur durch zwei „Dom<strong>in</strong>anten“ ersetzt wer<strong>den</strong>. Dadurch sollen die Schüler e<strong>in</strong>e größereWahlfreiheit bei der Auswahl ihrer Fächerkomb<strong>in</strong>ationen erhalten.Problemanalyse: Das bestehende Modell der vier Sektionen wird jedoch abgeschafft, ohne dasse<strong>in</strong>e genaue Evaluation der Stärken und Schwächen dieses Systems gemacht wor<strong>den</strong> wäre.Interessant wäre zum Beispiel gewesen zu wissen, welche Fächerkomb<strong>in</strong>ationen die Schüler imbestehen<strong>den</strong> System vermisst haben, bzw. <strong>in</strong> welchen Bereichen das bestehende System nichtmehr <strong>den</strong> Anforderungen des Arbeitsmarkts oder der Universitäten entsprochen hätte. Darüberh<strong>in</strong>aus löst das größere Angebote an Fächerkomb<strong>in</strong>ationen jedoch noch lange nicht das Problemder mangelhaften Orientierung der Schüler. Im Gegenteil, die Entscheidung wird nur nochkomplizierter.Umsetzung: Die Wahlfreiheit soll <strong>in</strong>nerhalb der zwei Dom<strong>in</strong>anten von vorne here<strong>in</strong> schon<strong>wieder</strong> e<strong>in</strong>geschränkt wer<strong>den</strong>. Auch hat die M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> bereits angekündigt, dass nicht alleSchulgebäude aus personellen Grün<strong>den</strong> alle Fächerkomb<strong>in</strong>ationen anbieten könnten. Dies wirftdie Frage auf, <strong>in</strong>wiefern das neue Modell mehr Flexibilität bieten wird, als das bestehende.Der Ansatz der <strong>DP</strong>: Die <strong>DP</strong> befürwortet die größere Wahlmöglichkeit der Schüler bei derZusammensetzung ihrer Fächerkomb<strong>in</strong>ationen. Für die <strong>DP</strong> sollten die <strong>Schule</strong>n im Rahmen e<strong>in</strong>er19


größeren Autonomie die Möglichkeit erhalten sich thematische Schwerpunkte zu geben (8e). Dieeigentliche Herausforderung besteht unserer Ansicht nach jedoch nicht alle<strong>in</strong> dar<strong>in</strong>, <strong>den</strong> Schülerne<strong>in</strong>e größere Wahlfreiheit zu geben, sondern vielmehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Orientierung derSchüler bei dieser Wahl. Die Fächerkomb<strong>in</strong>ationen, welche die Schüler wählen, sollten sichdeshalb aus e<strong>in</strong>em Zukunftsplan des Schülers (Punkt 8a) heraus ableiten lassen. Die Wahl desSchülers sollte Gegenstand von Gesprächen se<strong>in</strong>, die zusammen mit dem Tutor und <strong>den</strong> Elterngeführt wer<strong>den</strong> und bei <strong>den</strong>en die <strong>in</strong>dividuellen Stärken des Schülers sowie se<strong>in</strong> Berufs- oderStudienwunsch berücksichtigt wer<strong>den</strong>. Die Öffnung des bestehen<strong>den</strong> Systems der Sektionen unddie größere Auswahlmöglichkeiten für die Schüler müssen demnach Hand <strong>in</strong> Hand gehen mite<strong>in</strong>er besseren schulischen Orientierung.20


G. Unser Ansatz: „Der Lehrer zählt, was der Lehrer tut,zählt !“Der wissenschaftliche Leitfa<strong>den</strong> e<strong>in</strong>er liberalenBildungsreformDie Reformen <strong>in</strong> der Luxemburger Grundschule und bei der Berufsausbildung zeigen, dassMaßnahmen, die e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong>e auf struktureller Ebene (Schulorganisation, Lehrpläne etc…)ansetzen, zu kurz greifen. Diese Erkenntnis hat sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahrzehnten <strong>in</strong> der<strong>Schule</strong>ntwicklung gefestigt.Top-Down Herangehensweise kommt <strong>in</strong> <strong>den</strong> Schulklassen nicht an !Die Bildungsreformen der CSV-LSAP Regierung der vergangenen Jahre folgten dem klassischenSchema, wonach die Politik versucht E<strong>in</strong>fluss zu nehmen auf die Qualität des Unterrichts <strong>in</strong>demdie Lehrpläne überarbeitet wer<strong>den</strong>. Zu dieser Art und Weise vorzugehen schreibt Oelkers (2005,S.1): <strong>„Die</strong> Verfasser von Lehrplänen unterstellen oft e<strong>in</strong>en imag<strong>in</strong>ären Transfer, der nachGenehmigung durch die Behör<strong>den</strong> gleichermaßen von selbst e<strong>in</strong>setzt […] In der Logik vonLehrplänen wer<strong>den</strong> Nutzbarkeit und Nutzung vorausgesetzt, aber nicht überprüft. Evaluiert mandie Effekte, dann tritt schnell Ernüchterung e<strong>in</strong>.“ Ohne geeignete Transmissionsriemen (Ausbzw.Weiterbildung der Lehrkräfte, Anpassung der Lehrmaterialien etc…) zeigen die Reformenmeist kaum bis ke<strong>in</strong>e positiven Auswirkungen auf <strong>den</strong> schulischen Alltag. Was bleibt, ist letztlichre<strong>in</strong>e Reformprosa !Qualität kommt durch <strong>den</strong> Lehrer !Im Zuge der Debatte über die Gesamtschule <strong>in</strong> Deutschland haben wissenschaftliche Studienbelegt, dass die Qualitätsunterschiede <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> stärker variieren als zwischenunterschiedlichen Schulsystemen. 15 Diese Erkenntnis lenkt <strong>den</strong> Blick weg von großenStrukturdebatten, wie sie <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahrzehnten geführt wur<strong>den</strong>, h<strong>in</strong> zu der Frage wasdie Qualität des Unterrichts konkret im schulischen Alltag ausmacht. Bei diesemPerspektivwechsel kommt der Rolle des Lehrers und se<strong>in</strong>em Handeln e<strong>in</strong>e zentrale Funktion zu.In der Zusatzstudie COACTIV zur PISA-Untersuchung von 2003 wurde der starkeZusammenhang zwischen Lehrerkompetenz und schulischen Resultaten hergestellt. 16Es kommt darauf an, was der Lehrer tut !Besondere Aufmerksamkeit kommt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang der Metastudie des australischenForschers John Hattie zu. Hattie untersucht die Forschungsbilanz von über 50.000 Studien zuSchulreformen und pädagogischen Projekten. Dies ist aktuell die umfassendste Studie dieser Art.Dabei stellt Hattie die Frage: Welche Faktoren haben E<strong>in</strong>fluss auf <strong>den</strong> Lernerfolg von Schülern ?Das Resultat se<strong>in</strong>er Studie ist: <strong>„Die</strong> größte Quelle von [qualitativen] Abweichungen <strong>in</strong> unseremSystem hängt mit <strong>den</strong> Lehrern zusammen.“ 17 E<strong>in</strong>e weitere wichtige Erkenntnis bei der Analyse15 Vgl. He<strong>in</strong>z-Elmar Tenorth (2011) : Kompetenzorientierter Unterricht – Tautologie oder <strong>in</strong>novative Zäsurhttp://li.hamburg.de/contentblob/3156246/data/download-vortrag-tenorth-14112011.pdf16 egora.uni-muenster.de/ew/persoenlich/pfeiffer/b<strong>in</strong>data/coaktiv.pdf17 Hattie, John (2009): Visible Learn<strong>in</strong>g. A synthesis of over 800 meta-analyses relat<strong>in</strong>g to achievement. S.2521


von Bildungsreformen lautet: „Obwohl nahezu unwirksam, konzentrieren sich bildungspolitischeMaßnahmen <strong>in</strong> der Regel auf Strukturmaßnahmen und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen […]Reformen, diesich auf <strong>den</strong> Unterricht (Lehrstrategien und Lernkonzepte) fokussieren, kommen dabei zukurz.“ 18Fokussierung der Bildungspolitik auf <strong>den</strong> Unterricht !Für die <strong>DP</strong> müssen künftige Schulreformen deshalb an der Basis ansetzen und <strong>den</strong> LehrrespektiveLernprozess <strong>in</strong> <strong>den</strong> Klassensälen konkret unterstützen. Die <strong>DP</strong> verfolgt dabei e<strong>in</strong>eBottom-Up Strategie, bei der die Lehrer als wichtigster Partner der <strong>Schule</strong>ntwicklung gesehenwer<strong>den</strong>. Ziel ist und bleibt e<strong>in</strong>e möglichst <strong>in</strong>dividuelle Förderung des Schülers. Viel zu langewurde jedoch <strong>in</strong> Sche<strong>in</strong>debatten über Bildungsstandards und Bewertungsmodelle diskutiert. Die<strong>Schule</strong>n und die Bildungspolitik müssen sich schnell <strong>wieder</strong> der Frage widmen, wie diese Zielekonkret erreicht wer<strong>den</strong> können.18 Idem. S. 255f.22


H. Die Antworten der <strong>DP</strong> auf die großenHerausforderungen des Luxemburger Schulsystems1. Unterricht differenzieren, Schüler <strong>in</strong>dividuell fördernDie traditionelle Sichtweise auf die E<strong>in</strong>heitsschule wird geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> mit <strong>den</strong> sogenannten „siebenGs“ beschrieben. Gleiche Lehrer unterrichten gleiche Schüler im gleichen Tempo mit demgleichen Material im gleichen Raum mit <strong>den</strong> gleichen Metho<strong>den</strong> und mit dem gleichen Ziel.Auch wenn diese idealtypische Charakterisierung so nie <strong>in</strong> der Realität existierte, beschreibt siedoch auf sehr plakative Art und Weise e<strong>in</strong> überkommene Sichtweise auf die öffentliche <strong>Schule</strong>und die gleichberechtigte Behandlung der Schüler. Auch <strong>in</strong> Luxemburg tut man sich aktuell nochschwer mit der Diversifizierung der schulischen Angebote. Die Grundschulreform hat zwar dieIndividualisierung genau so wie die Autonomie der <strong>Schule</strong>n als Rethorik übernommen, doch fürderen Umsetzung <strong>in</strong> <strong>den</strong> schulischen Alltag wurde kaum etwas unternommen. Dabei istallgeme<strong>in</strong> anerkannt, dass gleichaltrige Schüler sich <strong>in</strong> Bezug auf ihre Kompetenzen, ihrenLernrythmus und ihre Lernstrategien maßgeblich vone<strong>in</strong>ander unterschei<strong>den</strong>. Den Schülerngerecht wer<strong>den</strong> und sie optimal zu fördern heißt unter diesen Gesichtspunkten, dass dieöffentliche <strong>Schule</strong> ihren <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen Rechnung tragen muss. Es gibt nicht <strong>den</strong>e<strong>in</strong>en Schüler, also kann es auch nicht die e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> geben. Doch wie kann das Ideal desdifferenzierten Unterrichts im schulischen Alltag konkrete Formen annehmen? Die <strong>DP</strong> schlägtdazu folgende Maßnahmen vor.a. Diagnosekompetenzen bei Lehrkräften aufbauen (EF/ES/EST)E<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividualisierter Unterricht muss an e<strong>in</strong>er detaillierten Lernstandserhebung des Schülersansetzen. Nicht alle<strong>in</strong>e das Bewerten des Schülers darf im Vordergund stehen, sondern vielmehre<strong>in</strong>e Analyse se<strong>in</strong>es Wissensstandes. Dazu bedarf es zusätzlicher Diagnosekompetenzen bei <strong>den</strong>Lehrkräften, die im Rahmen der Lehrerausbildung vermittelt wer<strong>den</strong> müssen.b. Fachdidaktik <strong>in</strong> <strong>den</strong> Vordergrund rücken (EF/ES/EST)E<strong>in</strong> guter Lehrer zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass er profunde Sachkenntnisse hat. Nichtalle<strong>in</strong>e das „was“ er unterrichtet darf im Vordergrund stehen, sondern vor allem das „wie“ erunterrichtet. Die Lehrer müssen nach Auffassung der <strong>DP</strong> Lehr- und Lernexperten se<strong>in</strong>. Demmuss sowohl die Lehrerausbildung als auch die Forschung Rechnung tragen. (siehe auch Kap.4:Lehrerausbildung professionel und praxisnah gestalten!)c. Offensive bei <strong>den</strong> Lehrmaterialien (EF/ES/EST)Das <strong>in</strong>dividuelle Fördern der Schüler entsprechend ihrer <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse kann nurgel<strong>in</strong>gen, wenn <strong>den</strong> Lehrkräften e<strong>in</strong>e Vielzahl an Lehrmaterialien zur Verfügung stehen, die siee<strong>in</strong>setzen können. In größeren Ländern ergibt sich diese Vielzahl aufgrund des normalenMarktangebotes. In Luxemburg muss die öffentliche Hand (SCRIPT, <strong>Schule</strong>n, Universität) dabeijedoch e<strong>in</strong>e Rolle spielen und entsprechende Materialien entweder sichten und weitervermittelnoder notfalls auch selber herstellen. (siehe auch Kap. 5.)e. Fachdidaktischer Input im Alltag (EF/ES/EST)Um <strong>den</strong> Lehrkräften immer <strong>wieder</strong> neue fachdidaktische Inpute liefern zu können, wie sie ihrenUnterricht anders und besser gestallten können, will die <strong>DP</strong> hauptberufliche23


Fachdidaktikexperten <strong>in</strong> der Sekundarschule e<strong>in</strong>führen (Punkt 3b). In der Grundschule sollen dieSchul<strong>in</strong>spektoren diese Rolle <strong>wieder</strong> übernehmen, nachdem sie die adm<strong>in</strong>istrativen Aufgaben ane<strong>in</strong>en Schuldirektor (Punkt 2d) übergeben haben.f. Individualisierung von erweiterten Lehrangeboten (EF/ES/EST)Damit schulische Defizite während e<strong>in</strong>es Schuljahres aufgeholt wer<strong>den</strong> können, müssen dieerweiterten Lehrangebote, wie Hausaufgaben und „Appui“-Stun<strong>den</strong> möglichst <strong>in</strong>dividuell an <strong>den</strong>Defiziten des Schülers ansetzen. E<strong>in</strong>e der Hauptaufgaben des Lehrers sollte <strong>in</strong> Zukunft dar<strong>in</strong>bestehen, e<strong>in</strong>e stärkere Individualisierung dieser Lernangebote zu garantieren. Der Lehrer solltedie Aufgaben vorgeben, die der Schüler <strong>in</strong> diesem Kontext üben soll.e. „Summer School“ gegen Sitzenbleiben (ES/EST)Das klassische „Nachexamen“ hat sich aus mehreren Grün<strong>den</strong> als überaus kontraproduktiverwiesen. Bei der Vorbereitung auf diese entschei<strong>den</strong>de Prüfung waren die Schüler <strong>in</strong> <strong>den</strong>allermeisten Fällen auf sich selber gestellt. Die Arbeit geschah außerhalb der <strong>Schule</strong> im Kontextder Familie. Es ist davon auszugehen, dass Schüler aus bildungsfernen Familien dadurch e<strong>in</strong>enNachteil erfahren haben. Darüber h<strong>in</strong>aus gab es ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Betreuung des Schülers imH<strong>in</strong>blick auf das „Nachexamen“. Gegenstand der Prüfung war im Pr<strong>in</strong>zip der gesamte Lehrstoffe<strong>in</strong>es Schuljahrs, unabhängig davon welches die schulischen Defizite des Schülers waren. DieseRahmenbed<strong>in</strong>gungen führten dazu, dass mehr als die Hälfte der Schüler diese Prüfung nichtbestan<strong>den</strong> und das Jahr <strong>wieder</strong>holen mussten. Als Reaktion auf diese unbefriedigen<strong>den</strong> Resultatewurde das „Nachexamen“ reformiert und durch e<strong>in</strong>en „travail de vacances“ ergänzt. DieseProjektarbeit zählt bei der Bewertung mit e<strong>in</strong>em Koeffizient von 1/3 während dieAbschlussprüfung mit e<strong>in</strong>em Koeffizient von 2/3 <strong>in</strong> die Endnote mit e<strong>in</strong>fließt. Diese Reform löstunserer Ansicht nach aber nicht die bei<strong>den</strong> beschriebenen Probleme. Denn auch der „travail devacances“ wird außerhalb der <strong>Schule</strong> verfasst und unterliegt damit <strong>den</strong> gleichen wenn nicht nochgrößeren sozio-kulturellen Ungleichheiten, wie das „Nachexamen“. Bei der Projektarbeit ist auchnicht garantiert, dass sie die schulischen Defizite des Schülers gezielt <strong>in</strong> Angriff nimmt.Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist die <strong>DP</strong> der Ansicht, dass die Vorbereitung des „Nachexamens“ imschulischen Rahmen statt f<strong>in</strong><strong>den</strong> muss. Darüber h<strong>in</strong>aus muss diesen Lehre<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong><strong>in</strong>dividualisierter Lehrplan zugrunde liegen, bei dem die schulischen Defizite des Schülersgeziehlt angepackt wer<strong>den</strong>. Dies sollte im Rahmen e<strong>in</strong>er dreiwöchigen „Summerschool“stattf<strong>in</strong><strong>den</strong>. Der Klassenlehrer wäre <strong>in</strong> diesem Fall zuständig für die detaillierte Erhebung desWissens- und Lernstandes, die sich aus dem laufen<strong>den</strong> Schuljahr heraus ergeben hat. Darüberh<strong>in</strong>aus würde er die Übungen und Prüfungen auswählen, die der Schüler zusammen mit <strong>den</strong>Betreuern der Summer School durchgehen soll. Die „Summer School“ könnte dabei auf <strong>den</strong>bereits bestehen<strong>den</strong> Nachhilfekursen aufbauen, die bereits heute <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n von Stu<strong>den</strong>tenund „chargés de cours“ organisiert wer<strong>den</strong>.2. Autonomie der <strong>Schule</strong>n stärkenDie groß angelegte OECD-Studie EURYDICE (2007) hat auf der Basis der PISA-Erhebungennachgewiesen, dass diejenigen Schulsysteme am erfolgreichsten s<strong>in</strong>d, die <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong> hohesMaß an Autonomie gewähren, um auf lokale Gegebenheiten und die <strong>in</strong>dividuellenAnforderungen der Schüler optimal reagieren zu können. 19 Was für das Ausland gilt, gilt <strong>in</strong>19 Vgl. Eurydice 200724


esonderem Maße für e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Land wie Luxemburg. Die Erfahrungen der vergangenen Jahrehaben auf e<strong>in</strong>drucksvolle Art und Weise gezeigt, dass Schulreformen nicht von oben herabgedacht, ausgearbeitet und umgesetzt wer<strong>den</strong> können. Wo steckt das Know-How und dieErfahrung, die wir brauchen um unser Schulsystem weiter zu entwickeln? Die Impulse hierfürmüssen nach Ansicht der <strong>DP</strong> aus <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n selber kommen. Die <strong>Schule</strong>n und die Lehrkräftemüssen als starke Partner bei der <strong>Schule</strong>ntwicklung akzeptiert wer<strong>den</strong> und ihre Rolle dabeispielen.a. Schluss mit Sche<strong>in</strong>autonomie (EF/ES/EST)Unter dem Deckmantel der Schulautonomie wur<strong>den</strong> viele Unzulänglichkeiten der Schulreformenverkauft, bei <strong>den</strong>en die <strong>Schule</strong>n schlichtweg im Stich gelassen wur<strong>den</strong>. Als Beispiel sei aufProgramme und Lehrmaterialien verwiesen, die <strong>in</strong> der Grundschule oder bei derBerufsausbildung bis heute fehlen. Schulautonomie heißt demnach nicht, dass die Lehrkräfte sichihr Programm oder ihre Lehrmaterialien selber zusammenstellen müssen. Im Gegenteil, es musse<strong>in</strong>e Vielzahl an Lehrmaterialien zur Verfügung stehen, damit die Autonomie der <strong>Schule</strong>nRealität wer<strong>den</strong> kann (vgl. Kapitel 5) Aktuell muss man jedoch feststellen, dass Luxemburg unterder CSV-LSAP-Regierung als e<strong>in</strong>ziges Land <strong>in</strong>nerhalb der OECD-Zone <strong>den</strong> Weg gegangen ist,<strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n immer neue Aufgaben zuzuteilen, ohne ihnen jedoch gleichzeitig weitereKompetenzen zu geben. Im Gegenteil! Weitere Kompetenzen, wie etwa die Ernennung desLehrpersonals und die Berechnung des Lehrerkont<strong>in</strong>gents wur<strong>den</strong> auf der Ebene desM<strong>in</strong>isteriums zentralisiert. Deshalb muss bezweifelt wer<strong>den</strong>, ob <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n heute die nötigenMittel zur Umsetzung e<strong>in</strong>er reellen Schulautonomie zur Verfügung stehen.b. Politik raus aus <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n (EF/ES/EST)Die <strong>DP</strong> plädiert dafür, dass die Politik lediglich die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der <strong>Schule</strong> festlegt.Diskussionen und Entscheidungen über pädagogische Inhalte und Metho<strong>den</strong> sollen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Augender <strong>DP</strong> nicht von der Politik (M<strong>in</strong>isterium, Parlament, Regierung) sondern von <strong>den</strong> Fachleutenvor Ort geklärt wer<strong>den</strong>. Die Politik muss jedoch klare Zielsetzungen vorgeben und e<strong>in</strong>Monitor<strong>in</strong>g bzw. e<strong>in</strong>e Evaluation der Arbeit <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n garantieren. Bereits 2004 hatte diedamalige liberale Bildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Anne Brasseur e<strong>in</strong> Gesetz für mehr Autonomie für dieSekundarschulen vorgelegt. Ausgehend von diesem Gesetz soll der Handlungsspielraum unserer<strong>Schule</strong>n - sowohl im Grundschul- als auch im Sekundarbereich - weiter ausgebaut wer<strong>den</strong>.Hierfür wird e<strong>in</strong>e Verfassungsumänderung eventuell notwendig se<strong>in</strong>.c. Mehr Mut zur Autonomie beweisen ! (EF/ES/EST)Die <strong>DP</strong> will die Autonomie der <strong>Schule</strong>n sowohl <strong>in</strong> der Grundschule als auch <strong>in</strong> derSekundarschule schrittweise ausbauen. Dadurch sollen die <strong>Schule</strong>n die Möglichkeit erhalten, sichprogrammatisch vone<strong>in</strong>ander abzugrenzen, ohne sich dabei jedoch gegenseitig die Qualitätabzusprechen. Die Differenzierung zwischen <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n soll demnach ke<strong>in</strong>e besseren oderschlechteren <strong>Schule</strong>n entstehen lassen, sondern e<strong>in</strong> unterschiedliches schulisches Angebot fürunterschiedliche Schüler.1. Schritt: Autonomie bei pädagogischen Konzepten und Lehrmaterialien (EF/ES/EST)Aufgrund der starken Heterogenität der Schulpopulationen brauchen wir e<strong>in</strong>e stärkereDifferenzierung der Angebote der öffentlichen <strong>Schule</strong>, ansonsten wer<strong>den</strong> die privaten bzw.ausländischen <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Zukunft noch stärkeren Zulauf kriegen, als dies bisher der Fall war.Deshalb will die <strong>DP</strong> die <strong>Schule</strong>n dazu ermutigen, eigene pädagogische Leitbilder zu entwickeln.25


Die Lehrer sollen darüber h<strong>in</strong>aus, ihre Lehrmaterialien zur Gestaltung des Unterrichts selbstauswählen können.2. Schritt: Autonomie bei der Nutzung von Poolstun<strong>den</strong> (ES/EST)Um der eigenen Ausrichtung und der Differenzierung zwischen <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n mehr Gewicht zugeben soll e<strong>in</strong>e gewisse Anzahl an „Poolstun<strong>den</strong>“ e<strong>in</strong>geführt wer<strong>den</strong>, die vom M<strong>in</strong>isterium alsnicht verpflichtend ausgewiesen s<strong>in</strong>d, und welche die <strong>Schule</strong>n selber def<strong>in</strong>ieren können. Solche<strong>in</strong> Modell wird <strong>in</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg seit Ende der 1990er Jahre bereits angewandt. Dieentsprechen<strong>den</strong> Erfahrungen mit diesem Modell sollten dazu genutzt wer<strong>den</strong>, die genaueStun<strong>den</strong>zahl der freiverfügbaren Poolstun<strong>den</strong> zu def<strong>in</strong>ieren.3. Schritt: Autonomie bei Personalfragen (ES/EST)Die eigenständige Verwaltung des Personals steht <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit derpädagogischen Autonomie der <strong>Schule</strong>n. Denn e<strong>in</strong> pädagogisches Leitbild kann nur dannumgesetzt wer<strong>den</strong>, wenn es von <strong>den</strong> Lehrkräften auch getragen wird und ver<strong>in</strong>nerlicht wurde.Deshalb sollen die <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Zukunft teilweise über Neue<strong>in</strong>stellungen nach fachlichen undpädagogischen Gesichtspunkten entschei<strong>den</strong> können. Diese Praxis wird ähnlich <strong>in</strong> <strong>den</strong>Niederlan<strong>den</strong> und verschie<strong>den</strong>en deutschen Bundesländern seit Jahren angewandt. 204. Schritt: Autonomie bei der Budgetverwaltung (ES/EST/EF)In e<strong>in</strong>em Großteil der Staaten der OECD-Zone gibt es ke<strong>in</strong>e Autonomie bei der Verwaltung desBudgets. Vor allem Belgien geht <strong>in</strong> diesem Bereich jedoch neue Wege. Hier können <strong>Schule</strong>n z.B.eigene E<strong>in</strong>nahmen generieren durch die Vermietung von Räumlichkeiten außerhalb derSchulzeiten. In Luxemburg besteht im Pr<strong>in</strong>zip auch die Möglichkeit, dass <strong>Schule</strong>n Eigenmittelerwerben können und Reserven anlegen können. Dieses Pr<strong>in</strong>zip wurde vom M<strong>in</strong>isterium jedochdadurch ad absurdum geführt, dass <strong>Schule</strong>n mit Reserven weniger f<strong>in</strong>anzielle Zuwendungenerhielten. Die <strong>DP</strong> will garantieren, dass die <strong>Schule</strong>n ihre gesetzliche Autonomie <strong>in</strong> diesemBereich wahrnehmen können.d. Ohne Schuldirektor geht es nicht <strong>in</strong> der Grundschule! (EF)Internationale Studien belegen, dass die Schulleitung e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle spielt bei derQualitätsentwicklung der <strong>Schule</strong>n. 21 Reformen können nur umgesetzt wer<strong>den</strong>, wenn die <strong>Schule</strong>nweitreichende Entscheidungsfreiheiten erhalten und es gleichzeitig e<strong>in</strong>e klare Hierarchie sowiee<strong>in</strong>e klare Zuteilung von Verantwortung <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Schule</strong> gibt. Zusätzlich zu <strong>den</strong>horizontalen Strukturen, wie <strong>den</strong> „équipes pédagogiques“ sollte deshalb <strong>in</strong> der Grundschule derSchuldirektor e<strong>in</strong>geführt wer<strong>den</strong>, der u.a. für die Umsetzung und E<strong>in</strong>haltung der Lehrplänegegenüber dem M<strong>in</strong>isterium verantwortlich ist.e. Mehr Arbeit, aber nicht weniger Lehrer! (EF)Mit der E<strong>in</strong>führung von Lehrerkont<strong>in</strong>genten wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Luxemburger <strong>Schule</strong>nklammheimlich Stellen abgebaut. Vor allem lokale Projekte (Team-Teach<strong>in</strong>g usw. …) oder diegezielte Intervention e<strong>in</strong>er weiteren Lehrkraft bei Schülern mit besonderen Erfordernissen fielendem zum Opfer. Dies steht im starken Widerspruch zu <strong>den</strong> immer neuen Herausforderungen, die20 Vgl. dazu Clausen, W<strong>in</strong>kler u. Neu-Clausen (2007)21 Vgl. Beiträge von Mart<strong>in</strong> Bonsen u. Maja Dammann <strong>in</strong>: Friedrich Ebert Stiftung (2011): <strong>Schule</strong>ntwicklungzwischen Autonomie und Kontrollehttp://library.fes.de/pdf-files/studienfoerderung/08419.pdf26


sich <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n stellen. Die Personalpolitik der <strong>Schule</strong>n darf nicht nach e<strong>in</strong>em statistischenSchlüssel erfolgen, sondern muss <strong>den</strong> besonderen lokalen Gegebenheiten Rechnung tragen. Diesekönnen am besten durch die Experten vor Ort (Lehrer, Inspektoren, Geme<strong>in</strong>deverantwortliche)erkannt wer<strong>den</strong>. Aus diesem Grund muss die Ernennung des Lehrpersonals und die Bestimmungdes Lehrerkont<strong>in</strong>gents auch durch diese Akteure geschehen.27


3. Lehrerausbildung professionell und praxisnah gestaltenLehramtsstudiengänge galten über Jahre h<strong>in</strong>weg als Stiefk<strong>in</strong>der der europäischen Hochschulen.Meist waren sie f<strong>in</strong>anziell und personell unterbesetzt. Die Gelder wur<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Universitätenlieber für prestigeträchtige Forschungsprojekte und Lehrstühle ausgegeben. Doch zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>unserem Nachbarland Deutschland ist diese Zeit vorbei. Die Regierung hat dort e<strong>in</strong>eQualitätsoffensive beschlossen mit der über e<strong>in</strong>en Zeitraum von zehn Jahren zusätzliche 500Millionen Euro <strong>in</strong> die Lehrausbildung fließen sollen. Mit Bochum und München haben <strong>in</strong> <strong>den</strong>vergangenen Jahren sogar zwei Universitäten eigene „Schools of Education“ gegründet. DieseWiederentdeckung der Lehrerausbildung ergibt sich aus <strong>den</strong> rezenten Resultaten zur Rolle desLehrers <strong>in</strong> Studien, wie z.B. COACTIV.a. Lehrer s<strong>in</strong>d Lehr- und Lernexperten und ke<strong>in</strong>e Forscher (EF)Die Universität Luxemburg steht, was die Grundschullehrerausbildung anbelangt, vor e<strong>in</strong>emgrundsätzlichen Problem. E<strong>in</strong>erseits soll die Universität ihren Schwerpunkt im Bereich derForschung und der Masterstudiengänge haben. Andererseits soll die Ausbildung derGrundschullehrer durch die Universität abgedeckt wer<strong>den</strong>. Der Studiengang des Bachelors <strong>in</strong>Erziehungswissenschaften spiegelt dieses Problem <strong>wieder</strong>, da das Studium dreierlei leisten soll.In gleichem Maße sollen Berufsausbildung, pädagogisches Wissen und Forschungsmetho<strong>den</strong>unterrichtet wer<strong>den</strong>. Die <strong>DP</strong> ist der Ansicht, dass grundlegende pädagogische Kenntnisse zurLehrerausbildung zählen, doch im Vordergrund muss e<strong>in</strong>deutig die Berufsausbildung stehen. DieVermittlung von Forschungsmetho<strong>den</strong> und -ansätzen geht jedoch e<strong>in</strong>deutig über <strong>den</strong> Rahmen derLehrerausbildung h<strong>in</strong>aus. Nach Ansicht der <strong>DP</strong> sollte dieser Aspekt <strong>in</strong> der Ausbildung zumGrundschullehrer zugunsten der bei<strong>den</strong> anderen aufgegeben wer<strong>den</strong> und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em separatenMaster-Studiengang angeboten wer<strong>den</strong>.b. Hauptberufliche Fachdidaktik-Experten s<strong>in</strong>d gefordert ! (ES/EST)Die <strong>DP</strong> ist der Ansicht, dass die Lehrausbildung von hauptberuflichen Fachdidaktik-Expertengestaltet wer<strong>den</strong> sollte. Dies setzt sowohl akademisches Wissen, als auch Praxiswissen voraus.Generell muss aber festgestellt wer<strong>den</strong>, dass die Universität Luxemburg sich zwar aus <strong>den</strong>unterschiedlichsten Ansätzen heraus mit der <strong>Schule</strong> und ihrem sozio-kulturellen Umfeld <strong>in</strong>Luxemburg ause<strong>in</strong>andersetzt, aber mit dem Unterricht und der konkreten Unterrichtsgestaltung <strong>in</strong><strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n nur sehr wenig. Dies ist mehr als erstaunlich für e<strong>in</strong>e Universität, die die Ausbildungder Grundschullehrer gewährleisten soll und aus e<strong>in</strong>em Institut, wie dem ISERP hervorgegangenist. Weite Teile der Lehrerausbildung wer<strong>den</strong> demnach auch von Lehrerkollegen übernommen,die dies neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit tun. Unabhängig davon, wo diese Ausbilder nunangesiedelt wer<strong>den</strong> sollen, brauchen wir Fachdidaktik-Experten, die auf folgen<strong>den</strong> Ebenen imLuxemburger Schulsystem e<strong>in</strong>wirken:o Lehrtätigkeit bei der Lehrerausbildungo Mitarbeit <strong>in</strong> Programmkommissioneno Didaktischer Input im SchulalltagUm diese Missionen garantieren zu können, brauchen wir hauptberufliche Experten, da dieseAufgaben <strong>den</strong> momentanen Arbeitsaufwand sprengen. In der Grundschule sollte diese Aufgabe<strong>wieder</strong> <strong>den</strong> Schul<strong>in</strong>spektoren zukommen, die von ihrer adm<strong>in</strong>istrativen Arbeit durch <strong>den</strong>Schuldirektor entlastet wer<strong>den</strong> sollen.28


c. Pädagogische und didaktische Vorkenntnisse s<strong>in</strong>d gefordert (ES/EST)Luxemburg ist aktuell bei der Ausbildung zum Sekundarschullehrer auf ausländische <strong>Schule</strong>nund Universitäten angewiesen. Dies führt zu erheblichen Schwierigkeiten, da die angehen<strong>den</strong>Lehrkräfte aus unterschiedlichen akademischen Systemen stammen. In Deutschland wird dieLehrerausbildung weitestgehend über so genannte Lehramtsstudiengänge garantiert, die mite<strong>in</strong>em Staatsexamen abgeschlossen wer<strong>den</strong> und bei <strong>den</strong>en didaktisches und pädagogischesWissen bereits während der ersten Jahre vermittelt wird. In Frankreich schließt dieLehrerausbildung h<strong>in</strong>gegen an e<strong>in</strong>e Licence an, sodass <strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten drei Jahren lediglichFachwissen vermittelt wird. Entsprechend unterschiedlich s<strong>in</strong>d die Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen, mit<strong>den</strong>en die angehen<strong>den</strong> Lehrer ihre Referendariatszeit (stage) beg<strong>in</strong>nen. Darüber h<strong>in</strong>aus bestehtbei der Ausbildung der Sekundarschullehrer das gleiche Problem wie bei ihren Kollegen aus derGrundschule. Das Vermitteln von Fachwissen steht bei ihrer Ausbildung <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Verhältnis zupädagogischem und didaktischem Wissen. Entsprechend allgeme<strong>in</strong> gehalten ist die Ausbildungder Sekundarschullehrer <strong>in</strong> diesen entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Bereichen während ihres Referendariats! Wasdie didaktischen und pädagogischen Voraussetzungen anbelangt, setzt man bei Null an!Gleichzeitig bleibt aber nur wenig Zeit, um Kompetenzen <strong>in</strong> diesen Bereichen aufzubauen.Um e<strong>in</strong>e ausgewogene Lehrerausbildung im Sekundarschulbereich garantieren zu können,müssen nach Ansicht der <strong>DP</strong> bereits grundlegende pädagogische und didaktische Kompetenzenbei <strong>den</strong> angehen<strong>den</strong> Lehrkräften vorausgesetzt wer<strong>den</strong>, bevor diese ihre Referendariatszeitbeg<strong>in</strong>nen. Der „examen-concours“ soll nach Ansicht der <strong>DP</strong> nicht nur Fachwissen, sondernebenfalls pädagogische und fachdidaktische Aspekte berücksichtigen. Daher können wir unsvorstellen, dass Anwärter auf das „examen- concours“ e<strong>in</strong>e gewisse Stun<strong>den</strong>zahl 22 <strong>in</strong> Pädagogikund Fachdidaktik bereits vor dem Examen belegen müssen. 23 Die Universität Luxemburg könntediese Kurse anbieten.d. Praxisbezug sicherstellen (EF/ES/EST)Um die Lehrerausbildung besser orientieren zu können, will die <strong>DP</strong> über regelmäßigeErhebungen bei <strong>den</strong> Lehrern analysieren lassen, auf welche Herausforderungen das Studium sienur unzureichend vorbereitet hat. E<strong>in</strong>e ähnliche Studie wurde vor kurzem im Auftrag derVodafone-Stiftung 24 durchgeführt. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass die Lehrer sichüber die fehlende Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> Eltern beklagten und darüber, dass sie immer mehrAufgaben des Elternhauses übernehmen müssten. Die Elternarbeit spielt aber zum Beispiel kaume<strong>in</strong>e Rolle bei der Lehrerausbildung <strong>in</strong> Luxemburg.e. Eignungstest bei Lehrerausbildung (EF/ES/EST)Um zu verh<strong>in</strong>dern, dass angehende Lehrkräfte erst sehr spät <strong>in</strong> ihrer Ausbildung mit etwaigenProblemen konfrontiert wer<strong>den</strong>, schlägt die <strong>DP</strong> vor, Eignungstests e<strong>in</strong>zuführen im Vorfeld derLehrerausbildung sowohl <strong>in</strong> der Grund- als auch <strong>in</strong> der Sekundarschule. Diese Tests haben alsZiel, die persönliche Reflexion über die Studien- und Berufswahl sowie über die eigenen<strong>in</strong>dividuellen Stärken und Schwächen zu fördern.22 In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und dem Saarland s<strong>in</strong>d es 20 SWS, die Lehramtsstudiengänger <strong>in</strong> Didaktik und Pädagogikbelegt haben müssen.23 Der Zeitrahmen zwischen Oktober und Januar könnte dafür vorgesehen wer<strong>den</strong>, während im Februar der„concours“ stattf<strong>in</strong>det und im April der „stage“ anfängt.24 Vodafone Stiftung (2012): Lehrer <strong>in</strong> Zeiten der Bildungspanikhttp://www.vodafone-stiftung.de/meta_downloads/53411/allensbach_studie_24042012__1_.pdf29


4. Lehrerprofil klärenDem Lehrer kommt <strong>in</strong> der Bildungspolitik der <strong>DP</strong> e<strong>in</strong>e besondere Rolle zu. Denn die Qualität desUnterrichts hängt maßgeblich von se<strong>in</strong>er Tätigkeit ab. Über <strong>den</strong> schulischen Rahmen h<strong>in</strong>aus,wer<strong>den</strong> jedoch immer neue Aufgaben an die Lehrkräfte herangetragen. Dies wirft die Frage nachdem Profil des Lehrers auf.a. Der Lehrer als PädagogeK<strong>in</strong>der und Jugendliche <strong>den</strong>ken und lernen anders als Erwachsene. Diese Erkenntnis müssen dieLehrkräfte ständig vor Augen haben. Es muss e<strong>in</strong>e Reflexion darüber stattf<strong>in</strong><strong>den</strong>, wie manschulische Inhalte möglichst altersgerecht vermittelt und dadurch <strong>den</strong> Lernprozess optimiert.Damit die Lehrer dies leisten können, müssen sie zu Lehr- respektive Lernexperten wer<strong>den</strong>. DieFachdidaktik und die Erziehungswissenschaften gehören deshalb <strong>in</strong> <strong>den</strong> Fokus derLehrerausbildung.b. Elternarbeit ausbauenWenn die <strong>in</strong>dividuelle Betreuung des Schülers erfolgreich se<strong>in</strong> soll, dürfen <strong>Schule</strong> und Familieke<strong>in</strong>e getrennten Lebensräume se<strong>in</strong>. Der Kontakt mit <strong>den</strong> Eltern muss deshalb zu e<strong>in</strong>er derHauptaufgaben des Lehrers wer<strong>den</strong>.Aufgrund von wirtschaftlichen Zwängen und gesellschaftlichen Entwicklungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> immermehr Familien beide Elternteile berufstätig. Die Herausforderung für die Lehrer besteht dabeie<strong>in</strong>erseits dar<strong>in</strong>, die Eltern über die schulische Entwicklung zu <strong>in</strong>formieren, andererseits aberauch dar<strong>in</strong>, die Eltern als Partner <strong>in</strong> die Pflicht zu nehmen. Die klassischen Mittel (wie z.B.Elternabende) haben sich dabei als wenig hilfreich erwiesen. Aus diesem Grund müssen neueWege <strong>in</strong> der Elternarbeit beschritten wer<strong>den</strong>. (siehe auch Kapitel 7)c. Der Lehrer als BetreuerWir müssen uns vom traditionellen Bild des Lehrers als „Bewerter“ des Schülers lösen, dessenRolle sich vor allem daraus ableiten lässt, dass er Noten vergibt und das Erreichen vonBildungszielen überprüft. Wir müssen <strong>den</strong> Fokus auf das Fördern des Schülers ausrichten. DerLehrer muss dabei die Rolle des Betreuers übernehmen, der <strong>den</strong> Schüler nach se<strong>in</strong>enMöglichkeiten unterstützt.d. Differenzierte Gestaltung des UnterrichtsDie Kompetenzen des Lehrers müssen bei der Evaluation des Wissensstandes der Schüler und beider Auswahl der Lehrmaterialien zum E<strong>in</strong>satz kommen. Bei der Vorbereitung e<strong>in</strong>er Lehre<strong>in</strong>heitsollen die Lehrkräfte deshalb auf e<strong>in</strong>e Vielzahl hochwertiger Lehrmaterialien zurückgreifenkönnen (Kapitel 5). Die Aufgabe des Lehrers soll dar<strong>in</strong> bestehen möglichst differenzierteAufgabestellungen zu formulieren, mit <strong>den</strong>en die Schüler <strong>in</strong>dividuell gefördert wer<strong>den</strong>.5. Offensive bei LehrmaterialienIn Deutschland oder Frankreich wird der Markt für Lehrbücher von spezialisierten Verlagenabgedeckt, die e<strong>in</strong>e Vielfalt an Lehrmaterialien garantieren. Dies ist <strong>in</strong> Luxemburg nicht der Fall.Entweder muss das M<strong>in</strong>isterium unter großem Aufwand eigene Materialien erstellen, oder diesewer<strong>den</strong> mehr oder weniger angepasst aus dem Ausland übernommen. Doch seit <strong>den</strong> Reformen <strong>in</strong>der Grundschule und <strong>in</strong> der Berufsausbildung fehlen bis heute noch <strong>in</strong> vielen Fächern passendeund moderne Lehrbücher. Dies führt dazu, dass jeder e<strong>in</strong>zelne Lehrer sich das didaktische30


Material mühselig zusammenstellen muss, dort wo se<strong>in</strong>e ausländischen Kollegen e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong>sRegal greifen und sich bedienen können.a. Pool an Lehrmaterialien erstellen (EF/ES/EST)Um im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividualisierten Unterrichts e<strong>in</strong>e Vielzahl an differenziertenAufgabenstellungen zu ermöglichen und unterschiedliche Lernstrategien ausprobieren zu können,brauchen wir e<strong>in</strong>en umfassen<strong>den</strong> Pool an Lehrmaterialien, der <strong>den</strong> Lehrern, aber auch <strong>den</strong>Schülern und Eltern frei zur Verfügung steht . Die Lehrer sollen das Rad nicht je<strong>den</strong> Tag neuerf<strong>in</strong><strong>den</strong> müssen. Denn nicht die eigenständige Ausarbeitung des Lehrmaterials darf bei derVorbereitung auf e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong><strong>in</strong>heit im Vordergrund stehen, sondern die Reflexion über <strong>den</strong>Wissensstand des e<strong>in</strong>zelnen Schülers und die adäquate Auswahl der Aufgaben, so dass e<strong>in</strong>eoptimale Förderung der Schüler garantiert wird. Dieser Pool an Lehrmaterialien sollte <strong>in</strong>Zusammenarbeit zwischen <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n und ihren Didaktikexperten sowie demSCRIPT und der Universität gespeist wer<strong>den</strong>. Die Datenbank soll darüber h<strong>in</strong>aus über Internete<strong>in</strong>gesehen wer<strong>den</strong> können.b. Innere Differenzierung bei <strong>den</strong> Lehrmaterialien (EF/ES/EST)Die Lehrbücher sollten nach Ansicht der <strong>DP</strong> so gestaltet wer<strong>den</strong>, dass sie pro Lehre<strong>in</strong>heitunterschiedliche Aufgabenstellungen vorsehen, die sich aufgrund ihres Schwierigkeitsgrades vone<strong>in</strong>ander unterschei<strong>den</strong>. In der Didaktik wird dieser Ansatz etwa <strong>in</strong> dem „Lernrad“-Modellumgesetzt. 25 Im Kern dieses Modells steht die Idee, dass es unterschiedliche Sammlungen vonAufgabenstellungen gibt, die sich aufgrund ihrer Aufgabenschwierigkeit unterschei<strong>den</strong>. LeichteAufgaben entsprechen dann etwa <strong>den</strong> m<strong>in</strong>imalen Bildungsstandards, mittelschwere Aufgaben <strong>den</strong>Regelstandards und schwere Aufgaben <strong>den</strong> maximalen Standards, die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänenfestgehalten wer<strong>den</strong> können. Wenn die Schüler e<strong>in</strong>e Reihe von Aufgaben erfolgreichbewerkstelligt haben, wechseln sie auf das nächste „Lernrad“ mit <strong>den</strong> nächst-schwierigerenAufgaben. S<strong>in</strong>d sie nicht erfolgreich, oder nur bed<strong>in</strong>gt erfolgreich, bleiben sie bei <strong>den</strong>Standardaufgaben oder wechseln zu <strong>den</strong> leichten Aufgaben. Durch diesen Ansatz könnte e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>nere Differenzierung des Unterrichts erreicht wer<strong>den</strong>.6. Sprachen dürfen ke<strong>in</strong>e Barrieren se<strong>in</strong>E<strong>in</strong>e der absoluten Stärken des Luxemburger Schulsystems ist se<strong>in</strong>e Mehrsprachigkeit. Dies iste<strong>in</strong>e Seite der Medaille. Die Kehrseite ist, dass immer mehr Schüler an <strong>den</strong> Sprachenbarrieren derLuxemburger <strong>Schule</strong>n scheitern und ihnen damit e<strong>in</strong> guter Schulabschluss verwehrt bleibt. Damitdas Luxemburger Modell auch weiterh<strong>in</strong> funktionieren kann, müssen e<strong>in</strong>e Reihe von Reformenvorgenommen wer<strong>den</strong>.a. Frühk<strong>in</strong>dliche Sprachenförderung (EF)Das Luxemburger Schulsystem baut auf dem Luxemburgischen, auch und vor allem im H<strong>in</strong>blickauf das Erlernen der deutschen Sprache ab dem Cycle 2.1. Vor allem französisch- undportugiesischsprachige Schüler s<strong>in</strong>d oftmals überfordert, wenn sie bei ihrer E<strong>in</strong>schulung sowohlmit der luxemburgischen als auch mit der deutschen Sprache konfrontiert wer<strong>den</strong>. Der Rückstandauf ihre Klassenkollegen und die schulischen Defizite fangen deshalb oftmals schon am erstenSchultag an. Unser Schulsystem hat jedoch <strong>den</strong> großen Vorteil, dass die K<strong>in</strong>der schon im Cycle 125 Vgl. Hermann Astleitner (2009): E<strong>in</strong>e Didaktik-Theorie zur Inneren Differenzierung <strong>in</strong> Schulbüchern: DasAufgaben-Rad-Modell, www.uni-salzburg.at/pls/portal/docs/1/562715.PDF31


und im Précoce mit der luxemburgischen Sprache <strong>in</strong> Kontakt kommen. Diese zwei bis drei Jahresollten nach Auffassung der <strong>DP</strong> <strong>in</strong>tensiv dazu genutzt wer<strong>den</strong>, Schülern mitMigrationsh<strong>in</strong>tergrund die nötigen Sprachkenntnisse des Luxemburgischen zu vermitteln.Entsprechende Schulprogramme müssen dr<strong>in</strong>gend ausgearbeitet wer<strong>den</strong>. Die Lehrkräfte müssenihrerseits entsprechend aus- bzw. weitergebildet wer<strong>den</strong>, um diese Aufgaben übernehmen zukönnen.b. Luxemburgisch-Kompetenzsockel für E<strong>in</strong>schulung festlegen (EF)Sowohl die Lehrer als auch die Eltern sollten daraufh<strong>in</strong> sensibilisiert wer<strong>den</strong>, dass dieE<strong>in</strong>schulung <strong>in</strong> Luxemburg gewisse Sprachkenntnisse voraussetzt. Um dies zu verdeutlichen,sollten genaue Kompetenzsockel im Luxemburgischen ausgearbeitet wer<strong>den</strong>, die bereits heuteimplizit als Basis vorausgesetzt wer<strong>den</strong>, um problemlos dem Schulprogramm des Cycle 2.1folgen zu können. Das Erreichen dieser Kompetenzsockel sollte jedoch ausdrücklich nicht, wieetwa <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland, e<strong>in</strong>e Voraussetzung für die E<strong>in</strong>schulung darstellen. Es geht vielmehr darum,Ziele festzulegen, die durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Sprachförderung im Cycle 1 erreicht wer<strong>den</strong> sollen.Auch sollen dadurch die Eltern bei der Wahl ihrer K<strong>in</strong>derbetreuung sensibilisiert und dazuangeregt wer<strong>den</strong>, K<strong>in</strong>derbetreuungsplätze zu wählen bei <strong>den</strong>en auch luxemburgisch gesprochenwird.c. Zweisprachige Alphabetisierung anbieten (EF)Die schulischen Realitäten zeigen, dass es kaum noch e<strong>in</strong>heitliche Bildungswege <strong>in</strong> unseren<strong>Schule</strong>n gibt. Viele K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ziehen zum Beispiel erst kurz vor ihrerE<strong>in</strong>schulung nach Luxemburg, oder haben ihre schulische Ausbildung bereits im Auslandbegonnen. Das Angebot der Luxemburger <strong>Schule</strong>n muss sich deshalb nach Ansicht der <strong>DP</strong> <strong>in</strong>Bezug auf die Sprachenproblematik stärker differenzieren. E<strong>in</strong> Ansatz hierfür könnte diezweisprachige Alphabetisierung darstellen. E<strong>in</strong> entsprechendes Projekt für e<strong>in</strong>e zweisprachige<strong>Schule</strong>, <strong>in</strong> der Deutsch und Französisch nach <strong>den</strong> Pr<strong>in</strong>zipien der Immersion und „E<strong>in</strong> Lehrer, e<strong>in</strong>eSprache“ von Beg<strong>in</strong>n an unterrichtet wer<strong>den</strong>, wurde von Luxemburger Lehrern ausgearbeitet.Dieses Konzept könnte sich wohl für frankophile luxemburgische K<strong>in</strong>der als auch für K<strong>in</strong>der mitMigrationsh<strong>in</strong>tergrund als gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend erweisen. Gleichzeitig wäre die zweisprachige <strong>Schule</strong>auch e<strong>in</strong>e Brücke, mit der man am Ende der Grundschule e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same sprachlicheGrundlage schaffen könnte für e<strong>in</strong>e gerechtere Orientierung <strong>in</strong> die Sekundarschule.d. Wechsel der Unterrichtssprache, Auswirkungen überprüfen. (ES/EST)E<strong>in</strong> Charakteristikum der Luxemburger Sekundarschule besteht dar<strong>in</strong>, dass dieUnterrichtssprache im Laufe des Bildungsweges von Deutsch auf Französisch wechselt. DieFrage ist jedoch, ob dies für das Aneignen von Fachwissen eher h<strong>in</strong>derlich ist, oder nicht? Umdies zu überprüfen, will die <strong>DP</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende wissenschaftliche Studie <strong>in</strong> Auftrag geben.e. Wahl der Unterrichtssprache grundsätzlich <strong>den</strong> Schülern überlassen. (ES/EST)Die <strong>DP</strong> bekennt sich zur Mehrsprachigkeit im Luxemburger Schulsystem und zu hohenSprachenstandards <strong>in</strong> der Sekundarschule. Doch bei dem Erlernen von Fachkompetenzen <strong>in</strong> <strong>den</strong>Nicht-Sprachenfächern darf es nicht zu sprachlichen Barrieren kommen. Hier muss das Erlernender Fachkompetenzen im Mittelpunkt stehen. Um <strong>den</strong> unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeitender Schüler Rechnung tragen, und die Schüler möglichst <strong>in</strong>dividuell fördern zu können, solltee<strong>in</strong>e Differenzierung der Unterrichtssprache <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nicht-Sprachenfächern angeboten wer<strong>den</strong>.32


a. Ausbau der Elternarbeit! (EF/ES/EST)Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Eltern <strong>in</strong> <strong>den</strong> Schulprozess muss <strong>in</strong> der Luxemburger Grundschule weiterausgebaut wer<strong>den</strong>. Nur wenn Eltern und Lehrer geme<strong>in</strong>sam an e<strong>in</strong>em Strang ziehen, kann derSchüler optimal gefördert wer<strong>den</strong>. <strong>Schule</strong> und Familie dürfen nicht weiterh<strong>in</strong> zwei vone<strong>in</strong>anderabgekapselte Lebensräume se<strong>in</strong>.b. Moderne Kommunikationsmittel nutzen für regelmäßigen Austausch (EF/ES/EST)In der bisherigen Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern wurde oftmals der Fehlerbegangen, dass der Kontakt zwischen bei<strong>den</strong> Parteien erst dann aufgenommen wurde, wennkonkrete Probleme vorlagen. Der Kontakt beschränkte sich demnach häufig auf e<strong>in</strong>e negativeKommunikation, die jedoch <strong>in</strong> <strong>den</strong> allermeisten Fällen nicht auf e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samenVertrauensverhältnis aufbaute. Aus diesem Grund wird <strong>in</strong> der Forschung die Bedeutung e<strong>in</strong>erregelmäßigen, von Problemen losgelösten Kommunikation hervor gehoben. Um diesen Kontaktmit <strong>den</strong> Eltern aufrecht erhalten zu können, müssen die <strong>Schule</strong> und die Lehrer auch auf moderneKommunikationskanäle wie SMS und Email zurückgreifen. Im Falle e<strong>in</strong>er Verspätung desSchülers oder se<strong>in</strong>er Abwesenheit im Unterricht, sollten die Eltern unmittelbar davon per SMS <strong>in</strong>Kenntnis gesetzt wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong> entsprechendes Pilotprojekt läuft zurzeit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.b. Erziehungs- und Bildungspartnerschaft! (EF/ES/EST)Eltern und Lehrer müssen e<strong>in</strong>e Erziehungs- und Bildungspartnerschaft e<strong>in</strong>gehen, bei der jederPartner se<strong>in</strong>e Rolle und Verantwortung übernehmen muss. Für die Erziehung des K<strong>in</strong>des s<strong>in</strong>dvornehmlich die Eltern verantwortlich. Doch e<strong>in</strong>en Großteil se<strong>in</strong>er Zeit verbr<strong>in</strong>gt das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<strong>Schule</strong>. Doch etwaige Erziehungsprobleme können und sollten die Lehrer nicht alle<strong>in</strong>e lösen.Hier ist die Hilfe der Eltern erforderlich. Genauso ist der Lehrer für die schulische Bildung desK<strong>in</strong>des verantwortlich. Doch ohne die Unterstützung der Eltern wird dies nicht optimalgeschehen können. Eltern und Lehrer s<strong>in</strong>d aufe<strong>in</strong>ander angewiesen, bei der Ausübung ihrerjeweiligen Rolle.c. Interesse wecken, <strong>Schule</strong> unterstützen! (EF/ES/EST)Unter „heimbasiertem Engagement“ versteht man <strong>in</strong> der Forschung nicht die klassischeÜberwachung von Hausaufgaben oder das Wiederholen von <strong>Schule</strong><strong>in</strong>heiten. Dies führt eher zunegativem Leistungsdruck und Versagensängsten. 29 Die Rolle der Eltern soll vielmehr dar<strong>in</strong>bestehen, die Schulleistungen der K<strong>in</strong>der gebührend zu würdigen und ihre Neugier zu fördern.Falls dies vom Lehrer für nötig empfun<strong>den</strong> wird, können e<strong>in</strong>zelne Kompetenzen auf spielerischeArt und Weise im familiären Kontext gefördert wer<strong>den</strong>. So haben Studien etwa belegt, dass dasgeme<strong>in</strong>same Lesen von Büchern (Eltern und K<strong>in</strong>d) zu signifikant besseren Resultaten bei demLeseverständnis von K<strong>in</strong>dern führte, als beaufsichtigte Hausaufgaben. Der Lehrer sollte auf je<strong>den</strong>Fall <strong>den</strong> Eltern e<strong>in</strong> regelmäßiges Feedback darüber geben, auf welche Art und Weise sie ihreK<strong>in</strong>der unterstützen können. 30d. Helfen um zu helfen! (EF/ES/EST)Bei manifesten schulischen Schwierigkeiten muss auch über gezielte Übungen zu Hause versuchtwer<strong>den</strong>, schulische Defizite aufzufangen. In <strong>den</strong> wenigsten Fällen verfügen die Eltern jedochüber das nötige Verständnis des Schulsystems oder des Lernstoffes, um ihre K<strong>in</strong>der auch fördern29 Werner Sacher (2008) Elternarbeit, Gestaltungsmöglichkeiten und Grundlagen für alle Schularten30 Jeynes, W. H. (2011) Parental Involvement and Academic Success34


zu können. Die Eltern müssen deshalb von <strong>den</strong> Lehrern <strong>in</strong> die Lage versetzt wer<strong>den</strong>, dieschulische Bildungsarbeit zuhause zu unterstützen. Dazu gehören konkreteHandlungsanweisungen des Lehrers ebenso wie der Zugang der Eltern zu weiterführen<strong>den</strong>Lehrmaterialien (Punkt 5b: Pool an Lehrmaterialien). Auch wenn sich dies zeitaufwendiggestaltet, ist es doch lohnend.e. Vertrag „<strong>Schule</strong> und Familie“! (EF/ES/EST)Die Partnerschaft zwischen <strong>Schule</strong>, Eltern und K<strong>in</strong>d sollte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er selbstverpflichten<strong>den</strong>Vere<strong>in</strong>barung festgehalten wer<strong>den</strong>, um die Rolle und Bedeutung der e<strong>in</strong>zelnen Akteure sowieihre Rechte und Pflichten festzuhalten. Dieser Vertrag und die dar<strong>in</strong> festgehaltenen Ziele solltendie Grundlage für die Elterngespräche und e<strong>in</strong>e Evaluation der geme<strong>in</strong>samen Zusammenarbeitbil<strong>den</strong>.f. Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gezielt <strong>in</strong>formieren! (EF/ES/EST)Für die Eltern von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ist das Luxemburger Schulsystem mitse<strong>in</strong>en sprachlichen Anforderungen meist total fremd. So wissen viele etwa nicht, dass ab demersten Jahr der Grundschule, die deutsche Sprache als Unterrichtssprache benutzt wird. DieK<strong>in</strong>der ihrerseits haben aber meist besondere Bedürfnisse (z.B. Sprachenkompetenzen) diesowohl im schulischen als auch im familiären Bereich <strong>in</strong> Angriff genommen wer<strong>den</strong> müssen.Gleichzeitig hemmen Sprachbarrieren oder kulturelle Unterschiede <strong>den</strong> Austausch mit demLehrer. Die Lehrer sollten diesbezüglich ausgebildet wer<strong>den</strong>, um ausländische Eltern besserberaten und begleiten zu können.g. Schwererreichbare Eltern <strong>in</strong> die Pflicht nehmen! (EF/ES/EST)Die <strong>DP</strong> ist der Überzeugung, dass schulischer Erfolg nur dann erreicht wer<strong>den</strong> kann, wenn Lehrerund Eltern zusammen an e<strong>in</strong>em Strang ziehen. Die <strong>Schule</strong> darf nicht <strong>den</strong> E<strong>in</strong>druck vermitteln,dass sie <strong>den</strong> Erziehungsauftrag der Eltern übernimmt. Leider wer<strong>den</strong> aus <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n jedochzunehmend Fälle gemeldet von Eltern, die sich ihrem Erziehungsauftrag komplett entziehen und<strong>den</strong> Lehrer mit dem Schüler bei Erziehungs- und Bildungsfragen im Stich lassen. Die negativenKonsequenzen davon tragen zumeist die K<strong>in</strong>der selbst. Die <strong>DP</strong> ist der Auffassung, dass die<strong>Schule</strong> <strong>in</strong> diesen Ausnahmefällen e<strong>in</strong> entsprechendes Engagement der Eltern e<strong>in</strong>fordern könnenmuss. Für <strong>den</strong> Fall, dass die Eltern dieser Aufforderung nicht nachkommen, ist die <strong>DP</strong> derAnsicht, dass gegen die Eltern als allerletzte Maßnahme auch f<strong>in</strong>anzielle Sanktionen ergriffenwer<strong>den</strong> sollten. Dabei müssen jedoch soziale Gesichtspunkte berücksichtigt wer<strong>den</strong>, sodass dieseMaßnahme nicht zu e<strong>in</strong>er weiteren Verschlechterung der Situation der K<strong>in</strong>der führen darf.8. E<strong>in</strong> Zukunftsplan für je<strong>den</strong> SchülerFür die <strong>DP</strong> besteht die erfolgreiche Förderung und Orientierung e<strong>in</strong>es Schülers dar<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e<strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten, se<strong>in</strong>e Interessen sowie se<strong>in</strong>en Bildungsweg und die Realitäten auf demArbeitsmarkt <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang mite<strong>in</strong>ander zu br<strong>in</strong>gen. Nur wenn diese Faktoren sich <strong>in</strong>e<strong>in</strong>anderfügen, kann von e<strong>in</strong>em kohärenten Bildungsweg gesprochen wer<strong>den</strong>. Um dieses Ziel zuerreichen, müssen jedoch folgende fünf Faktoren gegeben se<strong>in</strong>.1. Der Schüler muss sich proaktiv mit <strong>den</strong> Lern<strong>in</strong>halten der <strong>Schule</strong> ause<strong>in</strong>ander setzen könnenund darüber se<strong>in</strong>e eigenen Interessen erkennen und entwickeln.2. Der Schüler muss se<strong>in</strong>e schulische Orientierung <strong>in</strong> die eigene Hand nehmen und anhand se<strong>in</strong>ereigenen Interessen wählen können.35


3. Die gewünschte schulische Orientierung muss aber auch realistisch und vere<strong>in</strong>bar mit <strong>den</strong>schulischen Resultaten des Schülers se<strong>in</strong>.4. Die gewählte schulische Orientierung sollte <strong>den</strong> Schüler optimal auf e<strong>in</strong>en Beruf vorbereiten,der die Interessen des Schülers <strong>wieder</strong>spiegelt.5. Für <strong>den</strong> Berufswunsch muss es auf dem Arbeitsmarkt e<strong>in</strong>e realistische Perspektive auf Arbeitgeben.a. Zukunftsplan: Die Schüler arbeiten an ihrem eigenem Zukunftsprojekt ! (ES/EST)Es kann jedoch nicht vorausgesetzt wer<strong>den</strong>, dass e<strong>in</strong> Schüler im Teenager-Alter dieseHerausforderungen von ganz alle<strong>in</strong>e meistert. Um diese Wahlprozesse auf e<strong>in</strong>e explizite Art undWeise thematisieren zu können, wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> der Schul- und Berufsorientierung sogenannte„Stärkenportfolio“ entwickelt, anhand derer die Entwicklung der eigenen Interessen und derschulischen Fortschritte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen Projekt dokumentiert wer<strong>den</strong>. MöglicheReflexionsfragen bei Schülern des „Cycle Inférieur“ der Sekundarschule könnten se<strong>in</strong>:- Warum hast du gerade diese Arbeit für de<strong>in</strong> Portfolio ausgewählt?- Was sagt diese Arbeit über de<strong>in</strong>e Stärken bzw. Fähigkeiten aus?- Was hat dich besonders <strong>in</strong>teressiert?Bei älteren Schülern des „cycle supérieur“ würde solch e<strong>in</strong> „Stärkenportfolio“ die Basis für e<strong>in</strong>epositive schulische oder berufliche Orientierung bieten. E<strong>in</strong> ähnliches Konzept wurde bereits imLycée du Nord mit dem „projet d’établissement“ „Aawer Elo“ gestartet für dieBerufsorientierung. Das Projekt wird wie folgend beschrieben:« Af<strong>in</strong> d’éviter une orientation-sanction, consistant à sélectionner les élèves en fonction de leursrésultats scolaires, le Lycée du Nord met en oeuvre une procédure d’orientation formative etactive pour tous les élèves, le projet « AWER ELO – Eng positiv Orientatioun duerchpartnerschaftlech Berodung ». L’objectif pr<strong>in</strong>cipal de cette méthode est de former l’élève àdécouvrir ses propres <strong>in</strong>térêts, ses capacités et ses attitudes au travail. Un deuxième objectif estalors de comparer son ambition au profil propre des exigences scolaires et professionnelles. A<strong>in</strong>sil’élève devra formuler un projet personnel et professionnel. » 31Um diese Forderung umsetzen zu können, müssen e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Akteuren rund um e<strong>in</strong>solches Projekt zusammenarbeiten (für die Berufsausbildung etwa: SPOS, ADEM, Chambre desMétiers usw.)Die <strong>DP</strong> will, dass jeder Schüler neben se<strong>in</strong>er schulischen Ausbildung e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuellesZukunftsprojekt ausarbeitet, das die Entwicklung und Konkretisierung der eigenen Stärken undInteressen unterstützt und <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Portfolios dokumentiert. Davon erwarten wir uns:- E<strong>in</strong>e aktivierende Wirkung auf die Schüler und ihre Haltung gegenüber <strong>den</strong> schulischenLernstoffen;- E<strong>in</strong>e Steigerung der Motivation der Schüler;- E<strong>in</strong>e verbesserte und realistischere schulische Orientierung der Schüler.31 Projektbeschreibung des “projet d’établissement” „Awer Elo“ auf dem Internetportalwww.myschool.lu36


. Tutorat e<strong>in</strong>führen (ES/EST)Die <strong>DP</strong> spricht sich für die E<strong>in</strong>führung des Tutorats <strong>in</strong> <strong>den</strong> Sekundarschulen aus. Die Rolle,welche der Tutor gegenüber dem Schüler übernehmen soll, muss jedoch klar def<strong>in</strong>iert wer<strong>den</strong>,wenn die Zusammenarbeit zwischen Schüler und Tutor gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend se<strong>in</strong> soll und dabei ke<strong>in</strong>efalschen Erwartungen entstehen sollen. Darüber h<strong>in</strong>aus besteht die Gefahr, dass derArbeitsaufwand ausufert, wenn die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen nicht klar genug gesteckt s<strong>in</strong>d. Vordiesem H<strong>in</strong>tergrund will die <strong>DP</strong> e<strong>in</strong>e detaillierte Analyse der Tutorat-Projekte vornehmen, die <strong>in</strong><strong>den</strong> vergangenen Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong>itiiert wur<strong>den</strong>. Die <strong>DP</strong> plädiert dafür, dass die Rolledes Tutors sich auf die Begleitung und Orientierung des Schülers <strong>in</strong> schulischen Fragenkonzentrieren soll. Die Arbeit zwischen Tutor und Schüler soll durch <strong>den</strong> „travail personnel“strukturiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Portfolio dokumentiert wer<strong>den</strong>. Im Vordergrund der Arbeit sollene<strong>in</strong>erseits die besonderen Interessen und Stärken des Schülers stehen, die es zu fördern gilt sowieandererseits die Schwächen, die riskieren, dem Schüler die gewünschte schulische Orientierungzu verbauen. Die <strong>DP</strong> kann sich deshalb vorstellen, dass das Tutorat nicht nur auf <strong>den</strong> unterenKlassen der Sekundarschule e<strong>in</strong>geführt wird.Bei außerschulischen Problemen soll der Tutor e<strong>in</strong> Ansprechpartner und Koord<strong>in</strong>ator se<strong>in</strong> unddadurch die Hemmschwelle senken, um e<strong>in</strong>en Kontakt etwa mit dem Schulpsychologenaufzunehmen. Der Tutor soll demnach e<strong>in</strong>e wichtige koord<strong>in</strong>ierende Rolle spielen für e<strong>in</strong>e ganzeReihe von Ansprechpartnern (Klassenlehrer, Schulpsychologe, Sozialarbeiter etc…) die demSchüler zur Verfügung stehen sollen.c. Schülerpartnerschaften sollen bei E<strong>in</strong>gewöhnungsphase helfen (ES/EST)Um <strong>den</strong> Schülern <strong>den</strong> Übergang von der Grundschule <strong>in</strong> die Sekundarschule zu erleichter undihnen bei der E<strong>in</strong>gewöhnung aber auch bei ganz praktischen Fragen zu helfen, solltenSchülerpartnerschaften gefördert wer<strong>den</strong>.d. Schulklima verbessern durch konstantere Lehrerteams (ES/EST)Die Personalverwaltung sollte <strong>den</strong> jeweiligen <strong>Schule</strong>n überlassen se<strong>in</strong>, doch sollte dabei auf e<strong>in</strong>egrößere Kont<strong>in</strong>uität bei <strong>den</strong> Lehrerteams geachtet wer<strong>den</strong>. Die Schulleitung sollte versuchen <strong>in</strong><strong>den</strong> ersten bei<strong>den</strong> Jahren des „cycle <strong>in</strong>férieur“ die Lehrerteams bei zu behalten. Dadurchverspricht sich die <strong>DP</strong> e<strong>in</strong>e verbessertes Schulklima und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere Betreuung der Schüler.e. Weitgehende Freiheiten bei der Zusammenstellung der Schulfächer ! (ES/EST)Die <strong>DP</strong> ist der Ansicht, dass die Schüler weitgehende Freiheit genießen sollten bei der Auswahlihrer Studienfächer. Das erste Problem besteht dar<strong>in</strong>, dass die <strong>Schule</strong>n aus organisatorischenGrün<strong>den</strong> womöglich nicht alle Fächerkomb<strong>in</strong>ationen anbieten wer<strong>den</strong> können. Deshalb will die<strong>DP</strong> die <strong>Schule</strong>n dar<strong>in</strong> unterstützen, sich thematische Schwerpunkte zu geben um dadurch <strong>den</strong>Schülern von vornehere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Garantie geben zu können, dass bestimmte Fächerkomb<strong>in</strong>ationenmöglich s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> zweites Problem sieht die <strong>DP</strong> <strong>in</strong> der schulischen Orientierung. Den Schülerndie Wahlmöglichkeit zu geben, reicht alle<strong>in</strong>e nicht aus. Die Schüler müssen auf dieseEntscheidung vorbereitet und dabei unterstützt wer<strong>den</strong>. Die <strong>DP</strong> will dies im Rahmen des<strong>in</strong>dividuellen Zukunftsplans des Schülers (Punkt 8a) garantieren. Die Wahl derFächerkomb<strong>in</strong>ation des „cycle supérieur“ soll demnach das Resultat e<strong>in</strong>es langfristigenReflexionsprozesses des Schülers se<strong>in</strong>, bei dem aber auch die Eltern und der Tutor enge<strong>in</strong>gebun<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d.37


9. Ke<strong>in</strong>e schulischen SackgassenAlle Schüler, die das Luxemburger Schulsystem verlassen, müssen nach Ansicht der <strong>DP</strong>, e<strong>in</strong>eChance darauf haben, ihr Leben selber <strong>in</strong> die Hand nehmen und gestalten zu können. Die <strong>Schule</strong>muss Perspektiven schaffen. Nach Ansicht der <strong>DP</strong> ist dies im Luxemburger Schulsystem aktuelljedoch nur bed<strong>in</strong>gt der Fall.b. „régime préparatoire“, das Sorgenk<strong>in</strong>d des Luxemburger Schulsystems !Das „Régime préparatoire“ kann als „Restschule“ 32 des Luxemburger Schulsystems bezeichnetwer<strong>den</strong>. Denn die Orientierung <strong>in</strong> <strong>den</strong> „préparatoire“ folgt e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er negativenLogik. Hier f<strong>in</strong><strong>den</strong> sich all diejenigen Schüler <strong>wieder</strong>, die aufgrund von schulischen Defizitennicht <strong>in</strong> <strong>den</strong> anderen Lehrgängen aufgenommen wer<strong>den</strong> konnten. Die Gründe für dieseschulischen Defizite wer<strong>den</strong> bei der Orientierung jedoch nicht genügend <strong>in</strong> Betracht gezogen. Sof<strong>in</strong><strong>den</strong> sich heute <strong>in</strong> <strong>den</strong> Klassen des „préparatoire“ Schüler <strong>wieder</strong>, die an der Grenze zurLernbeh<strong>in</strong>derung angesiedelt wer<strong>den</strong> können, neben Schülern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergund, diespezifische Sprachdefizite aufweisen und Schülern mit außerschulischen Problemen undSchulverweigerern. Mehr als 40% der Schüler des „préparatoire“ verlassen das Schulsystem ohneAbschluss. Von <strong>den</strong> Lehrkräften aus dem „préparatoire“ kommt die Rückmeldung, dass beivielen Schülern <strong>in</strong> <strong>den</strong> drei Jahren kaum noch schulische Fortschritte <strong>in</strong> <strong>den</strong> unterrichtetenFächern festgestellt wer<strong>den</strong> können. Das „Régime préparatoire“ verkomme dadurch zu e<strong>in</strong>er Art„Wartesaal“ bis zum Verstreichen der Schulpflicht.Bei <strong>den</strong> Schülern des „préparatoire“ bedarf es deshalb, noch stärker als bei allen anderenSchülern, e<strong>in</strong>er detaillierten Analyse ihrer schulischen Probleme. Darauf aufbauend muss nochim ersten Jahr des „préparatoire“ zusammen mit dem Schüler und se<strong>in</strong>en Eltern dasOrientierungsziel festgehalten wer<strong>den</strong>, auf das h<strong>in</strong>gearbeitet wird (enseignement secondairetechnique, régime professionnel etc…). Das Programm, nach dem der Schüler unterrichtet wird,soll sich an <strong>den</strong> vorgegebenen Zielen orientieren. Inwiefern sich dies durch e<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>nereDifferenzierung“ des Unterrichts bewerkstelligen lässt oder es e<strong>in</strong>er grundsätzlicheren Reformdes „Régime préparatoire“ bedarf, soll kurzfristig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fundierten Studie analysiert wer<strong>den</strong>.Das Ziel muss weiterh<strong>in</strong> se<strong>in</strong> so viele Schüler wie möglich aus dem „préparatoire“ zu e<strong>in</strong>erweiterführen<strong>den</strong> Ausbildung zu verhelfen. Gleichzeitig gilt es jedoch, bereits frühzeitigdiejenigen Schüler zu i<strong>den</strong>tifizieren, die dieses Ziel nicht erreichen wer<strong>den</strong> können. Bei diesenSchülern muss der Unterricht sich stärker als bisher auf praxisbezogene und handlungsorientierteInhalte konzentrieren. Darüber h<strong>in</strong>aus soll bei diesen Schülern die Berufsorientierung imMittelpunkt stehen und durch ausgedehnte Praktika unterstützt wer<strong>den</strong>.c. Verhaltensauffällig aber ohne Unterstützung !K<strong>in</strong>der mit Verhaltensauffälligkeiten gehören nach Ansicht der <strong>DP</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt derAufmerksamkeit der <strong>Schule</strong>n. Die „European Agency for Development <strong>in</strong> Special NeedsEducation“ sieht dar<strong>in</strong> sogar e<strong>in</strong>e der größten Herausforderungen für die allgeme<strong>in</strong>bil<strong>den</strong><strong>den</strong><strong>Schule</strong>n. 33 Das Luxemburger Schulsystem bietet heute ke<strong>in</strong>e zufrie<strong>den</strong>stellende Antwort darauf,wie verhaltensauffälligen Schülern <strong>in</strong>nerhalb der Regelschule geholfen wer<strong>den</strong> kann und soll. ImGegenteil, die momentane Situation ist unbefriedigend für alle Beteiligten. Für die betroffenen32 Dieser Begriff wird <strong>in</strong> der deutschen Debatte immer <strong>wieder</strong> für die Hauptschule benutzt und soll auf die negativeOrientierung der Schüler verweisen.33 http://www.european-agency.org/38


K<strong>in</strong>der ist es oftmals so, dass sie bereits im frühen Alter als „Problemschüler“ i<strong>den</strong>tifiziert undstigmatisiert wer<strong>den</strong>. Doch nur <strong>in</strong> <strong>den</strong> seltensten Fällen wird <strong>den</strong> K<strong>in</strong>dern schnell und effizientgeholfen. In <strong>den</strong> meisten Fällen beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> langwieriger Prozess, bei dem sowohl die Eltern alsauch die Lehrer überfordert s<strong>in</strong>d. Mit dem Resultat, dass die Situation oftmals <strong>in</strong> <strong>den</strong>Klassensälen eskaliert - zum Nachteil der anderen Schüler. Viele Lehrkräfte beklagen sich <strong>in</strong> derZwischenzeit darüber, dass die Qualität ihrer Arbeit darunter leide, dass sie e<strong>in</strong>en Großteil ihrerAufmerksamkeit verhaltensauffälligen Schülern <strong>in</strong> ihrer Klasse widmen müssten. DieIntervention des Schulpsychologen, wenn sie <strong>den</strong>n stattf<strong>in</strong>det, erweist sich <strong>in</strong> der Mehrheit derFälle als wenig hilfreich. Zum e<strong>in</strong>en sehen viele Schulpsychologen sich an ihr Berufsgeheimnisgebun<strong>den</strong>, sodass sie ke<strong>in</strong>e Informationen über die geme<strong>in</strong>same Arbeit mit dem Schüler an <strong>den</strong>Lehrer weiter geben. Zum anderen f<strong>in</strong>det die Intervention des Psychologen nicht <strong>in</strong> <strong>den</strong>Klassensälen selber statt, sondern außerhalb des schulischen Rahmens.Die <strong>DP</strong> bekennt sich zum Pr<strong>in</strong>zip der Inklusion, wonach K<strong>in</strong>der mit besonderen schulischenBedürfnissen <strong>in</strong>nerhalb der Regelschule unterrichtet wer<strong>den</strong> sollen. Wenn das Pr<strong>in</strong>zip derInklusion jedoch nicht gegen die Wand gefahren und se<strong>in</strong>en Rückhalt <strong>in</strong> der Bevölkerungverlieren soll, müssen die <strong>Schule</strong>n besser <strong>in</strong> ihrer Arbeit unterstützt wer<strong>den</strong>. Unter demDeckmantel der Inklusion darf nicht versteckt wer<strong>den</strong>, dass es kaum geeignete Angebote fürK<strong>in</strong>der mit Verhaltensauffälligkeiten <strong>in</strong> Luxemburg gibt.Die <strong>DP</strong> fordert deshalb, dass die schulpsychologische Betreuung und Beratung <strong>in</strong> <strong>den</strong>Grundschulen <strong>in</strong>tensiviert und diversifiziert wird. Die <strong>DP</strong> erwartet sich, dass Lehrer, die sichbeim Umgang mit verhaltensauffälligen K<strong>in</strong>dern überfordert fühlen, schnell und frühzeitig vomSchulpsychologen beraten wer<strong>den</strong>, um geeignete Strategien im Umgang mit dem Schüler zuentwickeln. Dadurch sollen negative Entwicklungen frühzeitig unterbun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Die <strong>DP</strong>fordert darüber h<strong>in</strong>aus, dass bei anhalten<strong>den</strong> schulischen Problemen, die Zusammenarbeitzwischen dem Lehrer, dem Schulpsychologen, dem Schul<strong>in</strong>spektor und <strong>den</strong> Eltern verstärkt wird.Dieser Prozess darf nicht, wie bisher ergebnisoffen bleiben und ausschließlich <strong>den</strong> Elternvorbehalten se<strong>in</strong>. Um K<strong>in</strong>dern mit schweren psychischen Problemen helfen zu können, muss dieK<strong>in</strong>derpsychiatrie <strong>in</strong> Luxemburg ausgebaut und delokalisiert wer<strong>den</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus solltenverstärkt Kooperationen mit psychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> der Grenzregion e<strong>in</strong>gegangen wer<strong>den</strong>.10. Ballast des KoUs abwerfen und Schüler <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mittelpunkt rückenMit der E<strong>in</strong>führung des KoUs <strong>in</strong> der Grundschule und bei der Berufsausbildung wur<strong>den</strong>Großbaustellen eröffnet, welche e<strong>in</strong>en großen Teil der Ressourcen <strong>in</strong>nerhalb des Schulwesens <strong>in</strong>Beschlag nehmen. Mit der angekündigten Reform im Sekundarunterricht wird sich diese negativeEntwicklung weitersetzen. Der Blick auf die großen Probleme, die sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Schule</strong>n aktuellstellen, wird durch die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit überfüllten Lehrplänen und abstraktenBildungsstandards versperrt. Die <strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d heute größtenteils damit beschäftigt, die negativenAuswirkungen der vergangenen Reformen abzufedern. An neue Initiativen ist kaum zu <strong>den</strong>ken.Aus diesem Grund gilt es im Rahmen des KoUs Ballast abzuwerfen.a. Die <strong>DP</strong> bekennt sich zu <strong>den</strong> Zielen des KoU. (EF/ES/EST)Die <strong>in</strong>dividuelle Förderung des Schülers steht im Mittelpunkt unserer Bildungspolitik. DerAnsatz des KoU ist deshalb richtig. Die Art und Weise, wie diese Ziele jedoch erreicht wer<strong>den</strong>sollen s<strong>in</strong>d völlig offen und erfordern deshalb e<strong>in</strong>e konkrete Ause<strong>in</strong>andersetzung mit e<strong>in</strong>er<strong>in</strong>dividualisierten Unterrichtsgestaltung.39


. Diagnosekompetenzen aufbauen, Blick freimachen auf <strong>den</strong> Schüler. (EF/ES/EST)E<strong>in</strong>en reellen Mehrwert stellt der KoU bei der Erhebung detaillierter Lehrstände und derReflexion über die <strong>in</strong>dividuellen Lernstrategien der Schüler dar. Der Ansatz des KoU <strong>gehört</strong>deshalb vor allem <strong>in</strong> die Aus- bzw. Weiterbildung der Lehrkräfte. Hier muss nach Ansicht der <strong>DP</strong>verstärkt der Aufbau von Diagnosekompetenzen bei <strong>den</strong> Lehrern unterstützt wer<strong>den</strong>. Wirbrauchen Lehrkräfte, die e<strong>in</strong>en klaren und differenzierten Blick auf die Schüler werfen. Wirkönnen ke<strong>in</strong>e Lehrer gebrauchen, <strong>den</strong>en der Blick auf <strong>den</strong> Schüler aufgrund von schlechtenReformen dadurch versperrt ist, dass sie <strong>den</strong> größten Teil ihrer Arbeitszeit damit verbr<strong>in</strong>gen, zuverstehen, wie die Reformen umgesetzt wer<strong>den</strong> sollen.c. KoU e<strong>in</strong> Ansatz unter mehreren. (EF/ES/EST)Die <strong>DP</strong> steht zum Pr<strong>in</strong>zip der Vielfalt an pädagogischen Modellen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Luxemburger <strong>Schule</strong>n.Der KoU ist demnach e<strong>in</strong> Werkzeug unter vielen, das dem Lehrer zur Verfügung steht. Für die<strong>DP</strong> ist der KoU ke<strong>in</strong> klar umrissenes didaktisches Modell und lässt deshalb e<strong>in</strong>e Vielzahl anunterschiedlichen pädagogischen Ansätzen und Schulmodellen zu. Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mitdem KoU hat für die Lehrkräfte nur wenig Relevanz und muss deshalb Platz machen fürkonkretere Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit der Unterrichtsgestaltung.d. Ausarbeitung e<strong>in</strong>es pragmatischen Modells des KoU unterstützen. (EF/ES/EST)Der derzeitige Ansatz des KoU ist nur bed<strong>in</strong>gt alltagstauglich. Zu groß ist der Graben zwischen<strong>den</strong> Kompetenzsockeln als theoretische Konstrukte und dem Schulalltag. Die <strong>DP</strong> will deshalb dieAusarbeitung von alltagstauglichen Maßnahmen zwischen der Universität und <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen<strong>Schule</strong>n unterstützen. Das Verständnis der Kompetenzsockel, die Unterrichtsgestaltung, sowiedas Ermitteln, Überprüfen und Bewerten der Lern- bzw. Wissensstände der Schüler müssenaufe<strong>in</strong>ander abgestimmt wer<strong>den</strong>. 34e. Lehrpläne überarbeiten und reduzieren. (EF)Die aktuellen Lehrpläne müssen überarbeitet wer<strong>den</strong>. Die dar<strong>in</strong> enthaltenen Kompetenzsockelmüssen auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum reduziert wer<strong>den</strong> und sich auf Kernbereiche fokussieren.f. Bewertung vere<strong>in</strong>fachen. (EF)Die Bewertungsbögen müssen ebenfalls stark vere<strong>in</strong>facht wer<strong>den</strong>, sodass der adm<strong>in</strong>istrativeAufwand für die Lehrer auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum reduziert wird und die Verständlichkeit für die Elternund Schüler garantiert ist.g. Aus <strong>den</strong> Fehlern für die Sekundarschulreform lernen. (ES/EST)Die <strong>DP</strong> kann e<strong>in</strong>er generellen E<strong>in</strong>führung des KoU <strong>in</strong> <strong>den</strong> Sekundarschulen nur unter derBed<strong>in</strong>gung zustimmen, dass die bereits angeführten Lehren aus der falschen Ausrichtung und derschlechten Umsetzung der Reformen <strong>in</strong> der Grundschule und bei der Lehrerausbildung gezogenwer<strong>den</strong>.11. Empirische Basis für <strong>Schule</strong>ntwicklung schaffenIn vielen Bereichen fehlen heute gesicherte Kenntnisse darüber, was genau <strong>in</strong> unseren <strong>Schule</strong>npassiert, wo die Stärken und wo die Schwächen liegen. Die empirische Faktenlage ist dazu nicht34 Vgl. dazu erste Überlegungen von Hilbert Meyer anlässlich der Didacta 2012: Kompetenzorientierung alle<strong>in</strong>macht noch ke<strong>in</strong>en guten Unterricht!40


detailliert genug. Die statistischen Erhebungen des M<strong>in</strong>isteriums kratzen meist nur an derOberfläche. Die Resultate ermöglichen es meistens lediglich festzustellen, dass es Defizite oderProbleme gibt. Doch um genau herauszuf<strong>in</strong><strong>den</strong>, wor<strong>in</strong> die Ursachen dieser Probleme liegen, fehltes an gezielten und detaillierten Erhebungen und Studien. Die <strong>DP</strong> will deshalb e<strong>in</strong>e Reihe vonStudien <strong>in</strong> Auftrag geben, die e<strong>in</strong> besseres Verständnis der schulischen Realitäten erlauben unddie <strong>Schule</strong>ntwicklung besser orientieren soll.a. Herausforderungen an die K<strong>in</strong>derbetreuung und an die Vorschule! Erlernen derMuttersprache und der Integrationssprache. Die Basis schaffen für die E<strong>in</strong>schulung.Der hohe Anteil an Schülern, deren Muttersprache nicht Luxemburgisch ist, und die desLuxemburgischen bei ihrer E<strong>in</strong>schulung auch nicht mächtig s<strong>in</strong>d, stellt das LuxemburgerSchulsystem vor große Herausforderungen. Im Pr<strong>in</strong>zip müssten die Schüler vor der E<strong>in</strong>schulunge<strong>in</strong>e gute Kenntnis ihrer jeweiligen Muttersprache (e<strong>in</strong>e Voraussetzung für das Erlernen vonFremdsprachen) sowie des Luxemburgischen erlangt haben. Beides ist jedoch oftmals nicht derFall. In welcher Altersphase das K<strong>in</strong>d jedoch welche Sprache erlernen sollte und welcheAuswirkungen sich daraus für die K<strong>in</strong>dertagesstätten, die Maison Relais sowie für die Vorschuleergeben, ist aktuell nicht geklärt.Verhaltensauffälligkeit bei Schülern.Aus <strong>den</strong> Grundschulen wer<strong>den</strong> zunehmende Fälle von Verhaltensauffälligkeiten bei Schülerngemeldet. Welche Qualität dieses Phänomen genau hat, welche Auswirkungen es auf <strong>den</strong>schulischen Alltag sowie auf die betroffenen Schüler und Lehrer hat, darüber ist aktuell wenigbekannt. Ebenso steht die Frage offen, <strong>in</strong>wiefern das Luxemburger Schulsystem über dienotwendigen Ressourcen verfügt um diesem Phänomen wirksam zu begegnen.Stolperste<strong>in</strong>e der Luxemburger Sekundarschule.Aktuell wird lediglich erhoben, <strong>in</strong> welchen Fächern die Schüler e<strong>in</strong>e Note „ungenügend“ erhaltenhaben. Auf welche Faktoren diese Resultate zurückzuführen s<strong>in</strong>d, ist dabei jedoch absolut unklar.Die <strong>DP</strong> will deshalb, dass prioritär alle Fächer bei <strong>den</strong>en mehr als 20% der Schüler landesweite<strong>in</strong>en „ungenügen<strong>den</strong>“ Notendurchschnitt im Schuljahr erhalten haben, auf die Kohärenz ihrerBildungsziele und ihrer Programme h<strong>in</strong> überprüft wer<strong>den</strong>.Rolle des „Kompensierens“ <strong>in</strong> der Luxemburger Sekundarschule.In <strong>den</strong> Erhebungen des M<strong>in</strong>isteriums wird aktuell nicht der Verlauf der schulischen Leistungene<strong>in</strong>es Schülers über mehrere Klassen festgehalten. Dadurch ist ke<strong>in</strong>e Aussage darüber möglichwelche Auswirkungen das Kompensieren e<strong>in</strong>er ungenügen<strong>den</strong> Note <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahrgang auf <strong>den</strong>weiteren schulischen Verlauf des Schülers hat. In wie vielen Fällen erweist sich dasKompensieren als s<strong>in</strong>nvoll, dadurch dass der Schüler die schulischen Defizite eigenständig<strong>wieder</strong> aufholt. Und <strong>in</strong> welchen Fällen führt das Kompensieren zu e<strong>in</strong>em schulischen Scheiternauf <strong>den</strong> darauffolgen<strong>den</strong> Klassen In welchen Klassen kann das Kompensieren s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, und<strong>in</strong> welchen nicht? Diesen Fragen sollte nach Ansicht der <strong>DP</strong> nachgegangen wer<strong>den</strong>.Unterrichtssprache als Barriere.In fast allen Fächern ist Deutsch die Unterrichtssprache bis zur 4 ième . Danach ist dieUnterrichtssprache jedoch Französisch. Viele Schüler (auch die portugiesischsprachigen Schüler)haben große Probleme im Fach Mathematik aufgrund der französischen Unterrichtssprache. Die<strong>DP</strong> will diese Problematik deshalb im Detail analysieren lassen, um Empfehlungen aussprechen41


zu können und besser zu verstehen, worauf das schulische Scheitern <strong>in</strong> der Sekundarschulezurück zu führen ist.Régime Préparatoire, e<strong>in</strong>e schulische Sackgasse?Die Zahl der Schüler im „régime préparatoire“ steigt seit Jahren, obwohl die schulischeOrientierung <strong>in</strong> dieses System von Lehrern, Schul<strong>in</strong>spektoren und Eltern mit allen Mittelnvermie<strong>den</strong> wird. Welche Zukunft haben Schüler, die aus dem „régime préparatoire“ kommen <strong>in</strong>ihrer weiteren Ausbildung oder auf dem Arbeitsmarkt? In <strong>den</strong> Statistiken der Schulabbrecher undder Arbeitslosenzahlen s<strong>in</strong>d sie stark vertreten. Wie setzt sich die Schulpopulation zusammen?Was bietet das modulare Schulsystem diesen Schülern? Diesen Fragen muss nach Ansicht der <strong>DP</strong>dr<strong>in</strong>gend nachgegangen wer<strong>den</strong>!Schulverweigerung und Motivationsschwierigkeiten bei Schülern.Aus <strong>den</strong> Sekundarschulen (vor allem EST und Préparatoire) kommt immer häufiger dasFeedback, dass Schüler sich gar nicht mehr aktiv am Unterricht beteiligen oder aber großeMotivationsschwierigkeiten aufweisen und deshalb bei ihren schulischen Resultaten weit h<strong>in</strong>terihren Möglichkeiten zurückbleiben. Um das Ausmaß und die Qualität dieses Phänomense<strong>in</strong>schätzen zu können, will die <strong>DP</strong> e<strong>in</strong>e Studie zu diesem brennen<strong>den</strong> Thema <strong>in</strong> Auftrag geben.Anforderungen an die Lehrerausbildung.Viele meist junge Lehrer beklagen sich darüber, dass ihre Ausbildung sie nicht gebührend auf<strong>den</strong> Lehrerberuf vorbereitet habe. Um die Lehrerausbildung besser orientieren zu können, willdie <strong>DP</strong> <strong>in</strong> regelmäßigen Abstän<strong>den</strong> die Erfahrungen abfragen, welche die Lehrer bei ihremÜbergang <strong>in</strong> das Berufsleben gemacht haben.Ursache von Studienabbrüchen und Umorientierungen bei Stu<strong>den</strong>ten.Die vom CEDIES erhobenen Daten erlauben aktuell ke<strong>in</strong>e zuverlässigen Aussagen darüber, auswelchen Grün<strong>den</strong> rund e<strong>in</strong> Drittel der Luxemburger Stu<strong>den</strong>ten ihr Studium abbrechen und e<strong>in</strong>weiteres Drittel sich im Laufe des Studiums umorientieren. Aus diesem Grund will die <strong>DP</strong> mehrInformationen über <strong>den</strong> Studienverlauf der Luxemburger Stu<strong>den</strong>ten erheben und auswerten, umdie Zahl der Fehlorientierungen zu reduzieren.42

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