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Die kleine Anfrage: Wie gefährlich ist eine verschluckte ... - WDR 5

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1Leonardo - Wissenschaft und mehrSendedatum: 12. Dezember 2013<strong>Die</strong> <strong>kl<strong>eine</strong></strong> <strong>Anfrage</strong>:<strong>Wie</strong> <strong>gefährlich</strong> <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> <strong>verschluckte</strong> Fischgräte?von Ariane HoffmannSprecher:Um zwölf kommt Schmöck und emsig setzt er sich zuTische, denn heute gibt´s Salatmit Fische. Autsch, <strong>eine</strong> Gräte kommt verquer. Und Schmöck wird blau und hustetsehr.Atmo: HustenSprecher:Und hustet bis ihm der Salat aus beiden Ohren fliegen tat.Atmo: HustenSprecher:Bums – er schließt den Lebenslauf. <strong>Wie</strong> schnell <strong>ist</strong> doch das Leben aus!Sprecherin:Jedenfalls in diesem Märchen.O-Ton:„Dass man an <strong>eine</strong>r solchen Gräte erstickt – wie das zum Beispiel WilhelmBusch ja auch beschrieben hat – das habe ich in 30 Jahren Hals-, Nasen-Ohrenheilkunde nie erlebt und es wird auch in der Literatur nichtbeschrieben.“© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller s<strong>eine</strong>r Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


2Sprecherin:Beruhigt Professor Thomas Deitmer - Präsident der Deutschen Gesellschaft fürHals-, Nasen-, Ohren-Heilkunde und Leiter der HNO-Abteilung der StädtischenKliniken Dortmund.O-Ton:„Dafür <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> Fischgräte viel zu klein. Nach m<strong>eine</strong>r Erfahrung sind dieseFischgräten vielleicht zwei, maximal drei Zentimeterlang und sind vielleichtvom Durchmesser <strong>eine</strong>n Millimeter oder weniger - <strong>kl<strong>eine</strong></strong>r als einZahnstocher.“Sprecherin:Aber so wie der können Gräten sich fest pieken.O-Ton:„Entweder im Bereich der Mandeln oder im Bereich des Zungengrundes. Das<strong>ist</strong> ein ja vergleichsweise weiches Gewebe und dann kann <strong>eine</strong> solchehalbscharfe Fischgräte sich da gut einspießen und verankern.“Sprecherin:Genau das <strong>ist</strong> Sarah Erdelt aus Gevelsberg passiert.O-Ton:„Es war sehr unangenehm und beim Schlucken war es so, dass die immerwieder an den Hals stieß. Und das war natürlich ein Gefühl, was <strong>eine</strong>n auchziemlich wahnsinnig gemacht hat.“O-Ton (Professor Dr. Thomas Deitmer):„<strong>Die</strong> Gräte sitzt typischerweise nicht in der Luftröhre. Aber sie macht natürlichhinten im Rachen <strong>eine</strong>n erheblichen Reiz. Und es gibt Leute, die reagierenmit <strong>eine</strong>m massiven Hustenreiz und husten so stark, dass der Kehlkopf ins<strong>eine</strong>n Bewegungen völlig durcheinanderkommt und man meint, gar k<strong>eine</strong>Luft mehr zu kriegen. Ich kann das ja mal nachmachen.(hustet) Und das <strong>ist</strong> das, was die Mütter, Großmütter, Schwiegermütter undalle anderen, die immer warnen, wahrscheinlich erlebt haben, dass jemand,der ’ne Gräte verschluckt hat, dann in so <strong>eine</strong> Art Kehlkopfkrampf kommt, deraber ein völlig reflektorischer Krampf <strong>ist</strong>, der löst sich ja, ne?“© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller s<strong>eine</strong>r Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


3Sprecherin:Darauf konnte Sarah Erdelt nicht warten. Sie fuhr ins Krankenhaus.O-Ton:„Das <strong>ist</strong> unter lokaler Betäubung dann entfernt worden und die war auchziemlich lang. Und wäre sie längs sozusagen runtergerutscht, dann hätte manvielleicht noch ne Chance gehabt, aber dadurch, dass sie quer im Hals saß,war es im Grunde genommen gar nicht machbar, dass man das Zuhauseentfernen konnte.“O-Ton (Professor Dr. Thomas Deitmer):„Ne Fischgräte <strong>ist</strong> nicht <strong>eine</strong> Bagatelle, sondern wenn die dort festsitzt, dannsoll man - nötigenfalls auch in <strong>eine</strong>r Betäubung – nachgucken, wo die sitzt,damit die da auch rauskommt und nicht anfängt, irgendwann zu wandern.“Sprecherin:Wandern? Wohin denn?O-Ton:„Da gibt es seltene Berichte darüber, dass so <strong>eine</strong> Gräte sich durch die Wandder Speiseröhre durcharbeiten könnte Richtung Lunge oder Schlagader. Das<strong>ist</strong> etwas, was ich persönlich noch nie erlebt habe, aber so etwas steht inBüchern geschrieben.“Sprecherin:Viel <strong>gefährlich</strong>er als Fischgräten sind in der Realität andere Lebensmittel – und zwarvor allem für Kinder, meint Professor Deitmer.O-Ton:„Typische Atemwegs-Fremdkörper für Kinder sind Erdnüsse oderCashewkerne - was man so im Studentenfutter kauft. Das sollte man Kindernunter vier, fünf Jahren nicht anbieten, weil die Gefahr einfach zu groß <strong>ist</strong>,dass die Kinder das im Mund haben, inkomplett kauen und dann in <strong>eine</strong>rSchrecksekunde das auf einmal einatmen und dann haben sie es in denBronchien – und das muss raus, sonst kriegen die unweigerlich <strong>eine</strong> ganz,ganz schlimme Lungenentzündung.“© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller s<strong>eine</strong>r Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


4Sprecherin:Fazit: Fischgräten zu verschlucken <strong>ist</strong> unangenehm, aber in der Regel un<strong>gefährlich</strong>.O-Ton:„<strong>Die</strong>se plötzliche Erstickung – das <strong>ist</strong> ein Ammenmärchen, was sich inDeutschland aber sehr hartnäckig hält.“© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller s<strong>eine</strong>r Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.

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