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Der ängstliche, unsichere Hund - all about dogs web

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<strong>Der</strong> <strong>ängstliche</strong>, <strong>unsichere</strong> <strong>Hund</strong>von Monika Kaltner-Muschkiet ©2009


Stress:Stresshormone sind für <strong>Hund</strong>e genauso wie für uns Menschen nötig, um durchden Tag zu kommen, zu arbeiten und um dem Körper die notwendige Energiefür die täglichen Dinge des Lebens bereitzustellen. Wenn <strong>all</strong>erdings zu vieledieser Hormone ausgeschüttet werden, z.B. bei Angst, Aufregung, Bedrohungoder Schmerzen, ist der <strong>Hund</strong> gestresst, da der Körper die Hormone in einersolchen Situation überdosiert.<strong>Hund</strong>e empfinden Stress in Situationen, von denen sie meinen, sie nichtmeistern zu können. Sie werden gestresst, wenn der Besitzer wütend odergewalttätig wird oder auch durch Erregung, z.B. wenn ein Rüde den Gerucheiner läufigen Hündin aufnimmt.1.2. Ursachen AngststörungenHätten Tiere in der Wildnis keine Angst, dann hätten sie keine wirklicheÜberlebenschance: Vorsicht heißt die Mutter der "Man-frisst-sich-Gesellschaft".Auch <strong>Hund</strong>e tragen sowohl genetische als auch erworbene Ängste mit sich.Zu den Urängsten zählt die Angst vor großen, aufrecht gehenden Lebewesen(Bär!), vor dem Verlassen-Sein, Ängste vor Schüssen, Gewitter oderzischenden Geräuschen, vor engen und dunklen Räumen oder Schatten.Solche Urängste können schon durch gute Erfahrung verschwinden.Bereits während der Trächtigkeit beeinflussen Berührungsreize wie Streichelndurch die Bauchdecke der Hündin die Gehirnentwicklung des Welpen. Nachder Geburt erwachen die Sinne des Welpen nach und nach: Tastsinn,Wärme-, Geschmacks- und Geruchssinn sofort, Sehen und Hören etwasspäter. Das erbliche Programm der Gehirnentwicklung wird in dieserSozialisation genannte Entwicklungsphase bis zur 12. Woche maßgeblich undentscheidend durch die Umgebung beeinflusst. Ein Welpe, der in einerreizarmen und eintönigen Umwelt aufwächst, hat ein bleibendes strukturellesDefizit im Gehirn für sein ganzes weiteres Leben!Eine zweite äußerst sensible Entwicklungsphase des <strong>Hund</strong>es ist die Pubertät, imAlter von 5-12 Monaten. In diesem Alter finden neben körperlichen auchpsychische Ausreifungsvorgänge statt. Selbst aufgeschlossene undfreundliche <strong>Hund</strong>e werden auf einmal sensibel und reagieren sehrempfindlich auf Neues, seien es Menschen, Objekte, Geräusche oderSituationen. Kleinste unangenehme Erfahrungen haben starken Einfluss aufdas Weltbild des <strong>Hund</strong>es, Phobien zeigen sich häufig erstmals in diesem Alter.Und schließlich nehmen Angststörungen im höheren Alter des <strong>Hund</strong>es zu. Imgleichen Masse wie die geistige Flexibilität und die Sinnesleistungen des<strong>Hund</strong>es abnehmen, werden sie durch emotionale Reaktionen – zum BeispielFurcht oder Angst – ersetzt. Wenn ein <strong>Hund</strong> die Umweltreize in seinem Weltbildnicht mehr richtig einordnen kann, wird er unsicher und bekommt Angst.Seite 2©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Neben diesen „Umwelteinflüssen“ oder erblich bedingten psychischenStörungen können auch physische Krankheiten Angst auslösen. Zu diesemzählen insbesondere Erkrankungen der Schilddrüse, Epilepsie, Hyperaktivitätund Tumore im Gehirnbereich. Aber auch nicht erkannte Schmerzen könnenzur Angst führen.A) DeprivationssyndromAls Deprivationssyndrom wird die Gesamtheit der Symptome bezeichnet, diedurch eine reizarme Aufzucht entstehen, wenn sich der <strong>Hund</strong> in seinemweiteren Leben in einer komplexen und anregenden Umwelt befindet. Durchseine Defizite in der Gehirnstruktur kann er mit den vielen Umwelteinflüssennicht umgehen. Er reagiert zunächst mit einer Phobie vor <strong>all</strong>em, was neu istund aufgrund der dynamischen Vorgänge im Rahmen dieser Erkrankung lebter sehr bald in einem dauernden Zustand von Angst: deprivationsbedingteÄngstlichkeit. Allzu schnell lernt ein <strong>Hund</strong> in diesem überwachsamen,angespannten Zustand, dass aggressives Verhalten eine hervorragendeMethode ist, sich <strong>all</strong>es und jeden vom Leib zu halten. Da diesen chronisch<strong>ängstliche</strong>n <strong>Hund</strong>en aufgrund ihrer Erkrankung eine vernünftige Selbstkontrollefehlt, stellen sie eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Öffentlichkeitund, wenn die Kommunikation gestört ist, auch für ihre Familie dar! Inmanchen Fällen finden diese <strong>ängstliche</strong>n <strong>Hund</strong>e für sich eine – scheinbar –großartige Lösung. Sie kann die Ursache für das nächste Problem sein.B) Trennungsbedingte AngststörungenEin <strong>unsichere</strong>r, <strong>ängstliche</strong>r <strong>Hund</strong> bindet sich übermäßig an seineBezugsperson. Aus der Anwesenheit und dem Körperkontakt mit seinemMenschen bezieht er seine Stabilität und soziale Sicherheit. Sie, als Besitzer,sind die Lösung <strong>all</strong> seiner Probleme ... ja, solange bis diese ohne <strong>Hund</strong>weggehen. Dann stürzt die Welt für den <strong>Hund</strong> zusammen, er hat auf einmalseine ganze Stabilität verloren. In seiner Verzweiflung beginnt er zu bellen undzu heulen, um wieder Kontakt zu bekommen. Die körperlichen Symptome derAngst können sich soweit steigern, dass er mehrfach Harn und vielfachflüssigen Kot absetzen muss. Manche <strong>Hund</strong>e beruhigen sich sehr zumMissf<strong>all</strong>en ihrer Besitzer selbst durch Kauen und Nagen – die Schäden in derWohnung können enorm sein. Bei der Rückkehr finden die Besitzer dann einengeduckten, eingeschüchterten und <strong>ängstliche</strong>n <strong>Hund</strong>. „Er weiß ganz genau,was er wieder angerichtet hat ...“. Auch wenn es aus menschlicher Sicht nochso sehr danach aussehen mag: <strong>Der</strong> <strong>Hund</strong> weiß es nicht.Er kombiniert schlicht und einfach: Wenn Frauchen und kaputter Teppichzusammentreffen, bedeutet das nichts Gutes. Dass es sein, für ihn ja sinnvolles,weil beruhigendes Verhalten vor zwei Stunden war, das Ihre Unfreundlichkeitauslöst, kann er nicht erkennen. Dafür fehlen selbst einem sehr intelligenten<strong>Hund</strong> die geistigen Fähigkeiten, zeitlich versetzt zu kombinieren.Seite 3©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Mit einer – wie auch immer gearteten – unfreundlichen Reaktion vergrößertman <strong>all</strong>erdings das Angstproblem des <strong>Hund</strong>es: Einerseits ist der Besitzer dieeinzige Möglichkeit, wo er Beruhigung und Sicherheit findet, andererseits wirder zurück gewiesen – eine ziemlich ausweglose Situation für einen <strong>ängstliche</strong>n<strong>Hund</strong>.1.3. Überblick Therapieformen<strong>Der</strong> Leidensdruck und die Beeinträchtigung der Lebensqualität für <strong>Hund</strong> wieBesitzer sowie die potentielle Gefahr für die Gesellschaft durch aggressivesVerhalten dieser <strong>Hund</strong>e sollten genug Gründe sein, <strong>Hund</strong>e mit Angststörungentierärztlich behandeln zu lassen.Die Möglichkeiten der modernen Verhaltensmedizin erlauben zwar nichtimmer die vollständige Heilung – ein mangelhaft entwickeltes Gehirn oderfehlende Selektion auf anpassungsfähige und psychische stabile <strong>Hund</strong>e kannnicht mehr rückgängig gemacht werden – aber es gibt dennoch zahlreicheMöglichkeiten, diesen <strong>Hund</strong>en zu helfen.Die Ziele der Behandlung hängen im Einzelnen natürlich davon ab, was derBesitzer des <strong>Hund</strong>es erreichen möchte. Aber im Wesentlichen möchte manFolgendes erreichen:• Wiederherstellung der psychischen Stabilität und des Wohlbefindensfür den <strong>Hund</strong>• Wiederherstellung einer harmonischen Beziehung zum Besitzer oder zurFamilie• Sicherheit für die Gesellschaft (z.B. bei aggressivem Verhalten)• Keine weiteren Schäden in der Wohnung, Auto, etc.Die Behandlung hängt natürlich immer von der genauen Diagnose, derDauer der Erkrankung und dem Grad der Beeinträchtigung ab.Die unangenehmen körperlichen Symptome der Angst und die gesamte<strong>ängstliche</strong> Stimmungslage des <strong>Hund</strong>es können – und sollten – zunächst mitMedikamenten behandelt werden. Die Palette der medikamentellenMöglichkeiten reicht von der Homöopathie, der Bachblütentherapie bis zusehr spezifisch auf die Botenstoffe im Gehirn wirkenden synthetischenPsychopharmaka.Auch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel können die Therapieunterstützen.Seite 4©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Ein vollkommen neuer Weg in der Verhaltensmedizin ist der Einsatz vonspeziellen Geruchsstoffen, so genannten Pheromonen. Diese Pheromonewerden von der Hündin während der Säugeperiode produziert und habeneine beruhigende und entspannende Wirkung auf die Welpen. JüngsteUntersuchungen haben gezeigt, dass diese Pheromone auch beierwachsenen <strong>Hund</strong>en Angst lösend wirken.(siehe Anlage)Eine zusätzliche Unterstützung ist die Physiotherapie. Gestresste <strong>Hund</strong>e leidengenau wie wir Menschen an Verspannungen. Auch Therapieformen wie derTTouch können begleitend helfen.Dann beginnt die Phase der Verhaltenstherapie, wo der <strong>Hund</strong> langsam mitverschiedenen Techniken, wie zum Beispiel der systematischenDesensibilisierung, der Gegenkonditionierung oder der Spieltherapie an Angstauslösende Reize gewöhnt wird. Eine Verbesserung ist oft schon nach denersten Wochen zu sehen, in manchen Fällen von schweremDeprivationssyndrom kann die Therapie einige Monate bis zu einem Jahrdauern. Rückschläge sind häufig, mit Konsequenz, Ausdauer und derStrategie der kleinen Schritte können jedoch auch diese <strong>Hund</strong>e mit ihrerBeeinträchtigung leben.Seite 5©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Kapitel II Gesichter der Angst2.1. <strong>Hund</strong>2.1.1. Anzeichen von Angst beim <strong>Hund</strong>1. Hörbare AnzeichenJaulenWinselnKnurrenBellenHeulenKläffenSchreien2. Sichtbare Anzeichenerweiterte Pupillenangespannte MuskelnZitternHechelnstarke SpeichelbildungGähnenUnruheGrinsenRastlosigkeitBeschwichtigungssignale3. subtile AnzeichenSchweißpfotenschlechtes FellUnruhe oder gar Hyperaktivitätflache Atmungverstärktes Kratzen und SchüttelnLippen bludernöffnen der AnaldrüseLeeren der BlaseEs ist sehr wichtig, die Körpersprache des <strong>Hund</strong>es und seiner Stresssignale zuverstehen, damit Sie ihm helfen können, seine Ängste zu überwinden.Achten Sie auf seine Signale!Seite 6©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


2.1.2. Körpersprache2.2. MenschLassen Sie den <strong>Hund</strong> auf Sie zukommen. Zwingen Sie ihn nicht.Drehen Sie sich eher zur Seite, als Frontal auf ihn zu zugehen.Bitte nicht starren!Lehnen Sie sich nicht über den <strong>Hund</strong>!Bücken, nicht herabschießen!Streicheln, aber bitte richtig! Nicht Kopf tätscheln; nicht umarmenAchten Sie auf Ihr Lächeln...Zähne zeigen heißt unter <strong>Hund</strong>en was anderes...Seite 7©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Kapitel III VerhaltenstherapieDie vier Säulen sind nach meiner Meinung Grundlage für dieVerhaltenstherapie.3.1. KontrolleSetzen Sie Ihren <strong>Hund</strong> so selten wie möglich Dingen aus, die ihm Angstmachen.Halten Sie eine gewisse Routine ein, damit Ihr <strong>Hund</strong> weiß, was ihn erwartet.Weichen Sie aber auch immer mal wieder ein klein wenig ab.Schränken Sie die Rechte Ihres <strong>Hund</strong>es zu seiner eigenen Sicherheit etwas ein.Reagieren Sie auf einen <strong>unsichere</strong>n <strong>Hund</strong> mit Gelassenheit undSelbstsicherheit. Belohnen Sie den <strong>Hund</strong> für ruhiges und entspanntesVerhalten. Lassen Sie Ihren <strong>Hund</strong> nicht im Stich! Bindung ist unerlässlich!3.1.1. BindungsaufbauEs ist egal ob ein Welpe in die Familie kommt oder ein erwachsener <strong>Hund</strong>, derMensch muss beweisen, dass er sorgen, schützen, helfen und anleiten kann.Gefestigt wird die Bindung durch <strong>all</strong>e gemeinsamen positiv erlebtenErlebnisse. Gemeinsames Spiel (auch Aufgaben, Sport, u.s.w.), gemeinsameAusflüge (aktive Spaziergänge, Reisen, Besuche) und Körperkontakt(Pflege, Schmusen, u.s.w.).Bei <strong>all</strong> den Erlebnissen, sollte man den <strong>Hund</strong> aktiv mit einbeziehen.Durch wechselnde Anforderungen, spannende Spiele auf Ausflügen,eingebaute Gehorsamkeitsübungen (zB Absitzen lassen) bleiben Mensch und<strong>Hund</strong> in Kontakt. Machen Sie sich zum interessanten und begehrten"Teampartner" für Ihren hochsozialen, wissbegierigen und neugierigen Schüler.(Die Bindungsspannung auf Ausflügen, ist bei jagdbegeisterten <strong>Hund</strong>en sehrwichtig, um sie vom Jagen abzuhalten.) Aber auch eine klare Hierarchie miteiner verständnisvollen artgerechten Erziehung , stärkt die Bindung und dasVertrauen zum Menschen. Nur wenn der <strong>Hund</strong> sanft und klar angeleitet wird,fühlt er Sicherheit und kann sich entspannt auf seinen Menschen verlassen.<strong>Hund</strong>e stimmen ihr Verhalten mit dem ihres Menschen ab. Im Laufe der Zeitentsteht eine Harmonie im Umgang miteinander und die Bindung zwischenMensch und <strong>Hund</strong> wird immer enger. <strong>Der</strong> <strong>Hund</strong> kann seine Gefühle nichtverbergen. <strong>Hund</strong>e reagieren mit Freundlichkeit auf Freundlichkeit, mitAggression auf Aggression, mit Misstrauen auf Misstrauen und mit Unsicherheitauf Unsicherheit. Auch Vertrauen ist immer eine Sache auf Gegenseitigkeit.Wenn Sie Ihren <strong>Hund</strong> von morgens bis abends mit misstrauischen Blickenbeobachten, wird er diese Distanz, diese latente Kritik spüren. Da er abernicht weiß, worauf sie sich bezieht, wird er unsicher werden und misstrauisch.<strong>Der</strong> <strong>Hund</strong> kann nur so viel Vertrauen in Sie aufbauen, wie Sie ihm schenken.Seite 8©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


3.2. Körperliches WohlbefindenAußergewöhnlich unsicher <strong>Hund</strong>en sollten dem Tierarzt vorgestellt werden.3.2.1. Die Ernährung beeinflusst die Gesundheit Ihres <strong>Hund</strong>es und natürlichauch sein Verhalten. Kauen z.B. baut Stress ab.3.2.2. Bewegung nützt dem <strong>Hund</strong> in vielerlei Hinsicht. Sie ist für <strong>ängstliche</strong><strong>Hund</strong>e besonders wichtig, da sie zu einem ruhigen, friedlichen Gemütszustandbeiträgt.3.2.3. Die geistige Auslastung des <strong>Hund</strong>es fast unumgänglich. Ein <strong>Hund</strong> dessenGeist zu wenig ausgelastet ist, neigt eher dazu Angst zu haben.3.2.4. Absolut unerlässlich sind Ruhephasen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr <strong>Hund</strong>entspannen kann.3.3. FührungGute <strong>Hund</strong>eführer setzten eher Psychologie als körperliche Gewalt ein, umden <strong>Hund</strong> zu führen und ihm was beibringen. Es gibt keinen Grund, den <strong>Hund</strong>durch körperliche Überwältigung zu beweisen, wer das sagen kann. In einemWolfsrudel sind es die, die in der Ranfolge in der Mitte stehen, die zanken. Einwahres „Alphatier“ muss nichts beweisen. Es ist souverän und gelassen.Auf den Mensch gebracht: Ruhige, knappe Sprache; die Körpersprache klarund eindeutig und als oberstes Gebot: Konsequenz!Bringen Sie ihrem <strong>Hund</strong> bei, dass es Konsequenzen hat, wenn er nichtkooperiert.Seien Sie nie ungeduldig oder gar ungerecht.3.3.1. Hausordnungoder NILIG: nichts im Leben ist gratis!Die Hausordnung ist keine Übung, die man dann und wann auszuüben ist. Sieist vielmehr als regeln und Gewohnheiten zu sehen, die in die tägliche Routineintegriert werden sollte und das von <strong>all</strong>en Familienmitgliedern.FutterWeil Fressen für <strong>Hund</strong>e im wahrsten Sinne des Wortes Leben und Tod bedeutetist es wichtig, dass der <strong>Hund</strong> versteht, dass es von Ihnen kommt und nicht aufwundersame Weise aus dem kleinen runden Ding am Boden kommt.Also: Kein Futter zur freien Verfügung!,Seite 9©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Es stellen sich schnelle Erziehungserfolge ein, wenn dem <strong>Hund</strong> klar wird, dasser arbeiten muss um fressen zu können. Unbedingt vor dem <strong>Hund</strong> zu essen istmeines Erachtens überflüssig. Sie sind der Boss, also entscheiden Sie, wannDinge passieren.Bevor der <strong>Hund</strong> die Mahlzeit bekommt soll er also „arbeiten“. Verlangen Sieein Sitz oder Platz, wenn er es prompt macht, geben Sie ihn wieder frei undstellen Sie die Futterschüssel hin. Befolgt Ihr <strong>Hund</strong> das Hörzeichen nicht sofort,d.h. spätestens beim 2. Mal, nehmen Sie den Napf weg. Einige Minuten späterversuchen Sie es noch einmal. Es ist wohl selbstverständlich das dafür nurbekannte Kommandos verwendet werden.Eine noch effektivere Methode ist die Handfütterung. Ein Sitz in der Küche istrelativ unwichtig im Vergleich zu einem Sitz an der Hauptstraße.Die Handfütterung macht deutlich, dass die wertvollste Ressource direkt vonIhnen kommt. Sie werden bald merken wie sich die Bereitschaft Ihres <strong>Hund</strong>eszur Kooperation ändert.RessourcenZentrale und erhöhte Liegeplätze sind ein Privileg. <strong>Der</strong> <strong>Hund</strong> muss sich dieserarbeiten, wie wir Menschen eben auch.Zentrale und erhöhte Liegeplätze wie z.B. die Couch, das Bett oder derEingangsbereich, sowie das Bedrängen an Türen und Treppen sind tabu.Mögliche Abhilfen können sein:Das Schlurfen, als ob der <strong>Hund</strong> nicht da wäre; ein Richtungswechsel; dasWegschicken des <strong>Hund</strong>es oder der „Bodycheck“.Sorgen Sie durch Körpereinsatz dafür, dass der <strong>Hund</strong> an Türen und TreppenIhnen der Vortritt lässt. Tut er das nach einiger Zeit automatisch, verlangen Siehin und wieder von ihm dass er vorangeht.TerritoriumGarten: <strong>Der</strong> <strong>Hund</strong> soll nicht <strong>all</strong>eine im Garten bleiben. Dort lernt er oftunerwünschtes Verhalten wie Bellen, Löcher graben oder Vögel jagen.Besucher<strong>Der</strong> <strong>Hund</strong> soll Besucher nicht als Erster begrüßen. Legen Sie ihm eine Hausleinean, bringen Sie ihn auf seinen Platz und binden ihn dort an. Geben Sie undIhre Besucher dem <strong>Hund</strong> keinerlei Aufmerksamkeit. Erst wenn der <strong>Hund</strong> zurRuhe gekommen ist, kann man ihn losmachen, aber weiterhin keinerleiBeachtung schenken. Wenn er dann immer noch ruhig ist, darf er begrüßtwerden.Seite 10©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


IndividualdistanzBürsten Sie den <strong>Hund</strong>, ob es nun notwendig ist oder nicht. Sie dürfen dieIndividualdistanz jederzeit unterschreiten und Körperkontakt einfordern. <strong>Der</strong><strong>Hund</strong> nicht! Wenn der <strong>Hund</strong> Sie bedrängt, arbeiten Sie wieder mitKörpereinsatz. „Schubsen“ und ein „H<strong>all</strong>ooo??“ helfen sicher.Soziale AktionenSpielzeuge gibt’s nicht zur freien Verfügung; Kleidung oder gar Menschenhautsind kein Spielzeug.Sie beginnen und Sie beenden das Spiel oder jegliche Interaktionen. Wird der<strong>Hund</strong> zu wild oder lässt das Spiel nicht beenden sofort Abbrechen => keineBeachtung.Da das beste Spielzeug und die Möglichkeit dieses zu Nutzen nur durch Sieerreichbar ist, wird Ihr Rang automatisch höher.Das Selbe gilt für Spaziergänge und Schmuseeinheiten. <strong>Der</strong> <strong>Hund</strong> darf diesenie einfordern (z.B. durch jaulen, bellen, Pföteln oder Kopf auflegen).Ignorieren Sie den <strong>Hund</strong> völlig. Beachtung wäre dabei auch Tadel, Strafeoder jeglicher Blickkontakt. Erst wenn Ihr <strong>Hund</strong> wieder ruhig ist oder sich sogarablegt, holen Sie ihn zu sich und gehen Gassi oder streicheln Sie ihn.3.4. Training/LernenBenutzen Sie nur positive, sanfte Ausbildungsmethoden. Wenden Sie keinekörperliche Gewalt an.Das Training sollte keine lästige Pflicht sein, sondern eine spaßmachende, dasSelbstbewusstsein stärkende und verbindende Erfahrung für Sie und Ihren<strong>Hund</strong> sein. Überlegen Sie, welche Sportarten Ihnen und dem <strong>Hund</strong> Spaßmachen könnten.3.4.1. Lerntheorie im Überblick„ .....denn früh belehrt ihn die Erfahrung.... sobald er schrie bekam er Nahrung!“(Wilhelm Busch)Die Natur hat zwei Strategien zur Anpassung eines Organismus an die Umwelt:Vererbung und Lernen Vererbung ermöglicht Anpassung an relativ statischeUmweltbedingungen Lernen ermöglicht Überleben in einer flexiblen UmgebungSeite 11©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Die 3 grundlegenden Gesetzmäßigkeiten des LernensGesetzt der Bereitschaft besagt, dass nur gelernt wird, wenn im Organismuseine Bereitschaft dafür vorliegt, d.h. wenn ein Bedürfnis gestillt werden soll.Versucht wird einen angenehmen Zustand herzustellen bzw. aufrecht zuerhalten oder einen unangenehmen Zustand zu beseitigen bzw. zuvermeiden.Mit dem Effektgesetz ist gemeint, dass aus einer Menge von ausgeübtenVerhaltensweisen auf Dauer nur solche gezeigt werden, die den Organismusbefriedigende Konsequenzen mit sich bringen. Folgt keine befriedigendeKonsequenz, so wird ein Verhalten seltener bzw. gar nicht mehr gezeigt. Somitbestimmen die Konsequenzen die Auftretenswahrscheinlichkeit einesVerhaltens.Frequenzgesetz ist, dass ein Verhalten nur durch mehrfache Übung erlerntwird. Durch mangelnde, unregelmäßige Übung wird es abgebaut.Lernkategorien• Habituation (Gewöhnung/Desensibilisierung)• Motorisches Lernen (Bewegungslernen)• Prägung(Sozialisierung)• Nachahmung bzw.„soziale Anregung“• Lernen aus Einsicht (logisches Denken)• Klassische Konditionierung – Operante KonditionierungKlassische Konditionierung„Verknüpfungs- oder Assoziationslernen“„Pawlow´sche Konditionierung“Iwan Pawlow (1849 – 1936) entdeckt in den 20-er Jahren des letztenJahrhunderts konditionierte Reflexe bei seiner Laborarbeit mit <strong>Hund</strong>en (siespeicheln wenn der Assistent den Raum betritt, der sie regelmäßig füttert.Anschließend erforscht er diese Konditionierungsvorgänge indem er einenGlockenton mit der Futtergabe verknüpft!)Klassische Konditionierung beschreibt einen Lernvorgang, bei dem einursprünglich neutraler Reiz eine Bedeutung (einen „Vorhersagecharakter“)bekommtUrsprünglich ist/war K.K. per Definition nur gegeben, wenn ein Lebewesen aufden erlernten Reiz mit angeborenen Reflexen reagiert (Speichelfluss,Augenzwinkern......usw.)In weiter gefassten Definitionen unterliegen aber auch Gefühle der K.K. (z.B.Reaktion bei Wahrnehmung typischen Zahnarztgeruchs im Wartezimmer, oderAufregung eines <strong>Hund</strong>es beim Klingeln der Haustürglocke)Seite 12©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Wesentlich ist dabei, dass bei der K.K. das „konditionierte Lebewesen“keinerlei Zusammenhang zwischen eigenen Handlungen und der Konsequenzauf den Ankündigungsreiz zu erkennen vermeint.Durch Erlernen ankündigender Ereignisse können durch K.K. ganzeReizverkettungen entstehen (z.B.: bei Ängsten: Angst vor Autofahren - zuerstnur wenn <strong>Hund</strong> im Auto mit Fahrgeräusch, dann bereits vor dem Auto, dannim Treppenhaus, in der Wohnung wenn der Autoschlüssel klappert usw.)Klassische Konditionierung kann nur stattfinden, bei ausreichender Kontiguität = zeitlicher Zusammenhang – konditionierter Reiz muss vordem unkonditionierten Reiz kommen (optimal 0,5 sec. – max. 2 sec.) Kontingenz = konsequente Paarung der beiden ReizeBeim Erlernen der Konditionierung ist eine ausreichende Anzahl anVerknüpfungen nötig (die Anzahl variiert je nach Bedeutung desunkonditionierten Reizes)Reize bei denen bereits Gewöhnung aufgetreten ist, sind schwerer neu zukonditionieren (z.B. der Rufname des <strong>Hund</strong>es!)Umkonditionierung und Löschung ist möglich!Beispiele für Klassische Konditionierung:Rascheln der Futtertüte, Schüsselklappern, Glocke an der Haustüre, Klingelndes Telefons, Geräusche eines ankommenden Fahrzeugs, Gerüche,Schreckreaktion auf Autohupe, <strong>Hund</strong>epfeife, Clickgeräusch usw.Operante Konditionierung(Instrumentelle Konditionierung)„Lernen durch Versuch und Irrtum/Erfolg“Edward Lee Thorndike (1874 – 1949) untersucht Anfang des 20. Jahrhundertsdas Lernverhalten von Katzen und entdeckt, dass diese durch Versuch undIrrtum lernen einen Käfig mit einem Hebel zu öffnen. Gilt mit John B. Watsonals Begründer des Behaviorismus („die Lehre vom Verhalten des Menschen“)Thorndike´s “Law of effect”„Verhalten wird durch seine Konsequenzen bestimmt“Die „Operante Konditionierung“ ist wohl die bedeutendste Lernform in derNatur. Alle Lebewesen lernen anhand der Ergebnisse ihres Verhaltens diesesnach Bedarf zu optimieren.Seite 13©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


<strong>Der</strong> wesentliche Unterschied zur „Klassischen Konditionierung“ ist, dass esgenau auf dieses Verhalten des Lebewesens ankommt! Es erkennt dabei denZusammenhang zwischen seinem Verhalten und den Reaktionen der Umwelt.„Erfolgreiches Verhalten“ wird wiederholt – „nicht lohnendes Verhalten“reduziert sich und wird auf Dauer gelöscht!Die „Kontinuität“ (der zeitliche Zusammenhang) zwischen Verhalten undUmweltkonsequenz spielt wie bei der K.K. eine wesentliche Rolle(„Verknüpfungszeit 0,5 – 2 sec.)Die „Kontingenz“ (der konsequente Zusammenhang zwischen Verhalten undBestärkung) spielt eine geringere Rolle, als bei der K.K. (besonders lohnendesVerhalten wird auch wiederholt, wenn es nur ganz selten Erfolg bringt!)beeinflusst aber dennoch die Wahrscheinlichkeit von Lernerfolgen!Burrhus Frederic Skinner(1904–1990)Skinner, ein Schüler Pawlow´s, führt Thorndike´s Forschungen fort undbegründet die moderne „Lerntheorie“.Er entdeckt bei seinen Versuchen unter anderem, dass Lernen überBelohnung wesentlich zuverlässiger und dauerhafter funktioniert, als überBestrafung.Skinner entdeckt bei seinen Versuchen die bestärkende Wirkung „klassischkonditionierter Signale“ – wie das Klacken des Futterverschlusses und beginntdamit zu experimentieren – insofern kann man ihn als „Vater desClickertrainings“ bezeichnen!Im Folgenden bleiben diese Erkenntnisse aber nur einem kleinen Insiderkreisvorbehalten. Tiere werden zu militärischen Zwecken, oder von Filmtiertrainernmittels „Click & Treat“ ausgebildet, bis Karen Pryor, eine Delphintrainerin esdurch ihr Buch „Don´t shoot the Dog“ 1984 populär macht.Seite 14©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Die vier möglichen Umweltantworten auf „Verhalten“B+: „Positive Bestärkung“Verhalten wird bestärkt, weil etwas Angenehmes hinzugefügt wird. <strong>Der</strong> innereZustand des Tieres verändert sich von NEUTRAL (oder schlecht) nach GUT!(<strong>Hund</strong> sitzt – und wird gefüttert, ABER auch <strong>Hund</strong> bellt -und wird beachtet)Verhalten tritt öfter auf, da durch dieses angenehme Konsequenzenherbeigeführt werden oder erhalten bleiben. (Darbietung eines Reizes)B-: „Negative Bestärkung“Verhalten wird bestärkt, weil etwas Unangenehmes entzogen wird. <strong>Der</strong> innereZustand des Tieres verändert sich von SCHLECHT nach NEUTRAL (oder gut)!(Zwangsapport – Schmerz /Ohrenzwicken lässt nach, wenn <strong>Hund</strong> Apportel insMaul nimmt, oder Sitz/Platz mit Druck auf den Körper – dieser lässt nach, wennPosition eingenommen wird)Verhalten tritt häufiger auf, da durch dieses eine negative Konsequenzvermieden, beendet oder geschwächt werden kann. (Entfernung einesReizes)S+: „Positive Strafe“Verhalten wird gehemmt, weil etwas Unangenehmes hinzugefügt wird. <strong>Der</strong>innere Zustand des Tieres verändert sich von NEUTRAL (oder gut) nachSCHLECHT!(Jegliche aversive Einwirkung: von barschem NEIN bis Teletakt, aber auch die„heiße Herdplatte“)Verhalten tritt seltener auf, da durch dieses eine unangenehme Konsequenzfolgt.S-: „Negative Strafe“Verhalten wird gehemmt, weil etwas Angenehmes entzogen wird. <strong>Der</strong> innereZustand des Tieres verändert sich von GUT nach NEUTRAL (oder schlecht)!(Entzug von Aufmerksamkeit, Beendigung einer Trainingseinheit, ABER auchenttäuschte Erwartungshaltung, Konditionierung von Fisher-Disc´s)Verhalten tritt seltener häufiger auf, da durch dieses ein angenehmer Zustandbeendet bzw. das Erreichen eines positiven Zustands vermieden wird.Seite 15©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Lernen und StressStress ist eine messbare physiologische Reaktion zur Mobilisierung vonkörperlichen Leistungsreserven, die Lebewesen in Situationen zeigen, denensie eventuell nicht gewachsen sein könntenIn gewissem Maße gehört Stress zum Leben und ist nicht unbedingt schädlich,wenn er in bewältigbarer Größenordnung auftritt.Stress hemmt Lernvorgänge! Eine positive Grundstimmung fördert dieLernfähigkeit!Das „Wohlfühlhormon“ Serotonin spielt bei der Bildung neuer Synapsen(Nervenverbindungen im Gehirn, die für neue Lernverknüpfungen zuständigsind) eine wesentliche Rolle!Lernen wird also dadurch begünstigt, dass wir uns um eine entspannteLernatmosphäre bemühen (bei „Zuckerbrot und Peitscheausbildung“ ist dieskaum möglich)Hingegen lernt ein <strong>Hund</strong> gerade beim Clickertraining schrittweiseAnforderungen zu bewältigen und dadurch mit „mildem Stress“ umzugehen.Löschung und LöschungstrotzLöschung bei Klassischer Konditionierung:Verändert sich das erlernte Muster bei klassisch konditionierten Vorgängen,also verschwindet plötzlich der unkonditionierte Reiz nach dem Signal, wirddie Reaktion mit der Zeit schwächer (z.B. hören die Pawlow´schen <strong>Hund</strong>e mit0der Zeit zum Speicheln auf, wenn sie die Glocke eine Zeit lang hören -OHNEdass ihnen Futter verabreicht wird. Wie lange dies dauert hängt vonverschiedenen Faktoren ab (Stärke, Intensität des Reizes, Dauer derLernerfahrung etc.). Im Grunde genommen findet dabei ein „Umlernen“ statt.<strong>Der</strong> <strong>Hund</strong> lernt durch.„Gewöhnung“ dass ein ursprünglich wichtiger –interessanter Reiz nun nicht mehr von Bedeutung ist.„Uninteressanter“ wir das Signal aber auch eventuell schon, wenn dieHäufigkeit der Verknüpfung signifikant unter 50% absinkt (man denke daran,wie stark unsere Lust sinkt, die Haustüre nach Ertönen der Klingel zu öffnen,wenn mehr als jedes zweite Mal niemand draußen steht).Deswegen ist es empfehlenswert bei gezielter Klassischer Konditionierung dieBestärkungsrate dauerhaft hoch zu halten (siehe z.B. Verknüpfung CLICK +BELOHNUNG)Seite 16©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Löschung bei Operanter Konditionierung:Löschung bei „Operanter Konditionierung“ ist hingegen wesentlichschwieriger, weil hier die variable Bestärkung äußerst wirksam ist. Das heißt nurwenige Erfolgserlebnisse verhindern ein Aussterben unerwünschtenVerhaltens. Im Gegenteil, die Bemühungen werden nach den Gesetzen desLernens sogar besonders intensiviert, wenn die erhoffte Bestärkung ausbleibt.Man spricht dabei vom „Löschungstrotz“ – dieser wirkt sich mitunter fatal fürunsere erzieherischen Bemühungen aus, denn er tritt besonders heftig auf,kurz bevor Löschung vielleicht stattfindet und lässt den <strong>Hund</strong>ehalter geradedann besonders am eingeschlagenen Weg zweifeln. Gibt er nun nach – trittdas unerwünschte Verhalten stärker auf, als zuvor. Künftige„Löschungsversuche“ werden durch diese vereinzelten besonderenLernerfolge („ich muss mich nur ganz toll anstrengen“) umso mehr erschwert!3.4.2. ClickernBasiert auf dem Urprinzip des Lernens:Das Formen von Verhalten nach versuch und Irrtum; das Formen vonVerhalten durch Erfolg!A) Vorteile• Punktgenau, da schneller als Worte• Entfernung zum <strong>Hund</strong> egal• außergewöhnliches Geräusch und emotionslos• da ohne Leckerchen in der Hand gearbeitet wird ist die Konzentrationbeim <strong>Hund</strong> besser (100 Euroschein – Bahnhof)• rein positive Erziehung (Verhalten wird bestimmt durch Konsequenzen)Rote Ampeln – grüne Ampeln• <strong>Hund</strong> lernt agieren und nicht nur zu reagierenaktiver -> kreativerB) Arten, den Clicker zu benützen• Einfangen<strong>Hund</strong> zeigt Übung von sich aus und man clickt dies(z.B. Strecken nach dem Aufstehen = Diener machen)• Locken<strong>Hund</strong> wird in eine bestimmte Position gelockt und dafür geclickt• Formenbestimmte Übungen hervorrufen in dem der erste Ansatz geclickt wird(z.B. leichtes Pfoteheben bis zu Give Five)Seite 17©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Durch die sorglose Nichtbeachtung rassespezifischer Verhaltensweisenentstehen die größten Probleme. <strong>Der</strong> Terrier, der Nachbars Katze„totschüttelt“; der Border Collie, der die Fliegen an der Wand hütet; der Spitz,der dem Postboten eindeutig klar legt, wessen Revier das ist.Einige Rasse-Beispiele"Von einem <strong>Hund</strong> zu verlangen,er müsse lernen, wie ein Mensch,in unserer Gesellschaft zu leben,hieße seine Natur zu missachten.Um ihm gerecht zu werden,müssen vielmehr wir lernen,mit ihm wie ein Wolf im Rudel zu leben:Dabei werden seine Grenzen erst durchunsere Einsicht in sein Wesen erweitert "(Dr. Erik Zimen)RetrieverDie Apportierhunde wurden gezüchtet, um erlegtes Wild (vor <strong>all</strong>em Flugwild)zu suchen und dem <strong>Hund</strong>eführer zu bringen. Diese Aufgabe erfordert ruhigeund gut sozialisierte <strong>Hund</strong>e, welche hohe Intelligenz, Selbständigkeit undAusdauer mit guter Führigkeit und Freude am Wasser verbinden.(Ursprungland: Kanada, Neuschottland)HuskyUnter Husky werden zwei unterschiedliche Schlittenhundetypen geführt, zumeinen der ältere und auf kaltes Umfeld angepasste Siberian Husky, zumanderen der ausschließlich auf Rennzwecke optimierte Alaskan Husky.Beagle<strong>Der</strong> Beagle ist ein Jagdhund, der ursprünglich in England als lauffreudigerMeutehund speziell für die selbstständige Treibjagd auf Feldhasen undWildkaninchen gezüchtet wurde.EloEines der wichtigsten Zuchtziele ist es den Elo so zu züchten, dass er einengeduldigen und kindergeeigneten Charakter aufweist und gegenüberanderen Artgenossen und Tierarten ein verträgliches Verhalten zeigt. DasZuchtziel ist ein reiner Familienhund.Seite 19©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


SpitzSpitze sind ausgesprochene Haus-, Familien- und Wachhunde. Sie wurdendarauf gezüchtet, sich eng an den Menschen und seinen Lebensraum zubinden. Dementsprechend sind sie sehr menschenbezogen und immer fürStreicheleinheiten zu haben. Fremden gegenüber sind sie jedoch ehermisstrauisch, ein Aspekt der Wachhundeigenschaft. Dem Spitz entgeht nichts!Und da Menschen nicht <strong>all</strong>es bemerken, meldet der Spitz, was ihm auffällt.DalmatinerDalmatiner zeigen im Allgemeinen ein freundliches Wesen. Sie gelten mitunterals etwas lebhafte Familienhunde, wobei sie aber sehr anpassungsfähig sind.Sie sind überaus sensibel, meist sehr verschmust und sollten mit Liebe und Lobund nicht mit Autorität erzogen werden. <strong>Der</strong> bewegungsfreudige <strong>Hund</strong> kannVerhaltensprobleme zeigen, wenn er dauerhaft unterfordert ist.ColliesIst er ein HütehundUnterschied:Hütehund: Border-Collie, CollieHüte-/Treibhund: Kelpie, Cattle DogHüte-/Schutzhund: Bearded-Collie, Australian ShepherdSchäferhundLaut F.C.I. Rassestandard muss der Deutsche Schäferhund " [...] vomWesensbild her ausgeglichen, nervenfest, selbstsicher, absolut unbefangenund (außerhalb einer Reizlage) völlig gutartig sein, dazu aufmerksam undführig. Er muss Triebverhalten, Belastbarkeit und Selbstsicherheit besitzen, umals Begleit-, Wach-, Schutz-, Dienst- und Hütehund geeignet zu sein."WindhundeWindhunde sind <strong>all</strong>e hochläufigen, schlanken und mit den Augen jagenden<strong>Hund</strong>e (Hetzhunde).GesellschaftshundeGesellschaftshunde sind <strong>Hund</strong>e, die dem Menschen zur Gesellschaft (alsSozialpartner) dienen. Unter diesem Begriff werden auch verschiedene<strong>Hund</strong>erassen zusammengefasst, die traditionell meist die Funktion alsGesellschaftshunde hatten oder haben und als solche gezüchtet wurden.Seite 20©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Beschäftigungsbeispiele <strong>Hund</strong>eschule• Fährte• Apportieren (Dummy)• Dogdance• Treibb<strong>all</strong>• Agility• Obedience• Diskdogging (Frisbee)• Flyb<strong>all</strong>• Turnierhundesport (Gehorsamsübungen, Hürdenlauf, Slalomlauf,Hindernislauf)• Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde VPGSparten Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst;• Tricktraining• Trial (Hüten)• Begleit- und Thearpiehunde (Behinderten-; Reit-; Blinden-)• RettungshundeFlächen-, Trümmer-, Lawinen-<strong>Hund</strong>e, Wasserrettung; Mantrailing• SchlittenhundesportBeschäftigungsbeispiele Daheim/Unterwegs• Sport mit Menschen(Joggen, Wandern, Radfahren)• Nasenarbeiten(Such-Spiele mit Futter, Menschen oder Gegenständen)• Clickern/Tricktraining(„Handlanger-Arbeiten“)• Denk- und Geschicklichkeitsaufgaben(Ottosson Spielzeug; Futterb<strong>all</strong>)• Spielen(gemeinsames Toben, Zerren)Seite 21©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Kapitel IV Einzelne ÄngsteHier noch ein kleiner Überblick über einzelne Ängste und derenVerhaltenstherapie-Ansatz.4.1. Auto fahrenViele <strong>Hund</strong> haben Angst, im Auto zu fahren. Sie zittern, hecheln oderwollen gar nicht einsteigen.Sorgen Sie für Sicherheit beim Fahren (Kennel oder Gurt). Machen Sieden <strong>Hund</strong> mit dem Auto vertraut, ohne zu fahren (Futtern im Auto; beimAutowaschen helfen lassen). Fahren sie Anfangs nur kurze Strecken, diemit etwas Tollem enden (Spiel, Spaziergang). Bei Übelkeit gibt eshomöopathische Hilfsmittel.4.2. fremden MenschenViele <strong>Hund</strong>e sind rassebedingt reserviert zu fremden Menschen. AberAngst davor muss nicht sein.Eine Möglichkeit dabei ist die Bestechung (Leckerlie-Gabe) durch diefremde Person. Sie als Besitzer bleiben dabei absolut still undunbeteiligt.Die zweite Möglichkeit ist das erlernen des Handtouches. Diesenkönnen Sie dann nützen, um den <strong>Hund</strong> (nach vielen Übungseinheiten inkleinen Schritten) Touch bei der fremden Person machen zu lassen undsich dann das Lerckerlie bei Ihnen abzuholen.Achten Sie bei den Personen auf <strong>all</strong>e Fälle auf starke Körpersignale. <strong>Der</strong>Mensch sollte nicht starren, frontal zum <strong>Hund</strong> stehen oder ähnliches.Fangen Sie mit Freunden oder Familie an und steigern Sie dann erstlangsam zu fremden Menschen. „Sag H<strong>all</strong>o“-Befehl einführen.4.3. fremde <strong>Hund</strong>eManche <strong>Hund</strong>e haben, speziell nach schlechten Erfahrungen, Angstvor Artgenossen.Bei diesem Problem ist der Halter meist nicht unschuldig. Nach einerBeißerei wird jeder vorsichtig und überträgt dies leider auf seinen <strong>Hund</strong>.Langsame Zusammenführung mit gut sozialisierten <strong>Hund</strong>en, am Bestenunter Aufsicht eines vertrauensvollen Trainers.Seite 22©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


4.4. GeräuscheDas ist meines Erachtens der schwierigste Angstfaktor. Geräusche sindzahlreich und für uns manchmal nicht hörbar. <strong>Der</strong> <strong>Hund</strong> hört sie ebenschon. Vorrangig sind dabei wohl Schüsse zu nennen, aber auchAutohupen, Schlittschuhgeräusche oder des Nachbarns Jalousie. DieListe könnte wohl endlos fortgeführt werden.Sie können dabei versuchen, mit Geräusch-CDs zu arbeiten. Anfänglichganz, ganz leise, dann immer lauter werdend.Das Clickern ist hierbei wiederum eine gute Gelegenheit den <strong>Hund</strong> mitseinen Ängsten zu konfrontieren. Shapen Sie mit Gegenständen, dieGeräusche von sich geben.4.5. TrennungDie Trennungsangst ist ein sehr umfangreiches Thema. Hier muss erstüberprüft werden, ob es Kontrollzwang oder tatsächlich Trennungsangstist. Wählen Sie einen geeigneten Raum, in dem er sich aufhalten soll.Finden Sie heraus, was für ihn am angenehmsten ist. Fördern Sie dasSicherheitsgefühl Ihres <strong>Hund</strong>es. Üben Sie regelmäßig mit Ihrem <strong>Hund</strong> dasAlleine sein. Steigern Sie den Zeitraum von zwei Sekunden auf zweiMinuten und so weiter. Seien Sie bei Ihrem Aufbruch und Ihrer Rückkehrzurückhaltend. Sie gehen, dass ist das normalste der Welt!4.6. Gegenstände<strong>Der</strong> leichteste Weg ist eine Leckerliespur zu dem Gegenstand. Zerren Sieden <strong>Hund</strong> niemals zu dem Angstobjekt hin. Setzten Sie ihn ab, gehen Sieselber hin und zeigen ihm, dass <strong>all</strong>es in Ordnung ist. <strong>Der</strong> beste Weg istauch hier wieder, ihm zu lernen, den Gegenstand zu berühren.4.7. TierarztMachen Sie bei Ihrem Tierarzt auch einfach mal nur einenFreundschaftsbesuch. Üben Sie zuhause und in der <strong>Hund</strong>eschuleUntersuchungen (Ohren anschauen, Pfote heben, usw.) und dasfestgehalten werden.Gewöhnen Sie Ihren <strong>Hund</strong>, f<strong>all</strong>s nötig, an das Tragen eines Maulkorbes.Seite 23©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


4.8. TreppenSchließen Sie Schmerzen und gesundheitliche Probleme aus. NehmenSie wortwörtlich immer nur eine Stufe. Stellen Sie den hund nicht ganzoben hin, und erwarten, dass er die ganze Treppe auf einmal nimmt.Werfen sie Leckerchen auf die Stufen, machen Sie ein Spiel draus.Prüfen Sie den Belag der Treppe.4.9. BoxenWählen Sie eine Box, die für ihren <strong>Hund</strong> die richtige Größe hat. GehenSie es langsam an, zwingen Sie ihn niemals dazu, hineinzugehen.Stellen Sie die Box in einen Raum, der oft genutzt wird, und lassen SieIhren <strong>Hund</strong> erstmal ein paar Tage an die Box gewöhnen. Machen Siedie Box dem <strong>Hund</strong> so angenehm wie möglich. Legen Sie Leckerliesoder sonstige Lockmittel in die offene Box., damit ihr <strong>Hund</strong> sie erkundenkann. Wenn dies erfolgreich war, können Sie damit beginnen, den hundin der Box zu füttern.Benutzen Sie die Box nie als Auszeit oder Bestrafung.Seite 24©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Anhang 1Medikamentelle Therapien/Nahrungsergänzungen:Bachblütengeeignete Essenzen wählen und variieren; nie mehr als 6 mischen und nichtmit Alkohol (auch hier ist individuell abzustimmen)Rescue-Tropfen bei Schockartigen Zuständen z.B. Unf<strong>all</strong>Bei Angst besonders geeignet:MimulusStar of BetlehemAspenImpatiensRock RoseHomöopathische Mittelgeeignet sind u.a.Belladonna D30 bei AngstbeißernBorax D3 bei Sylvesterkn<strong>all</strong>ernArgentum nitricum D30 bei PlatzangstCocculus D6 oder NuxVomica D6 bei Autofahr-ProblemenSchüssler SalzeDie Schüssler-Salze werden bei <strong>Hund</strong>en ähnlich angewendet wie beimMenschen. Es gibt jedoch gewisse Unterscheide, vor <strong>all</strong>em bei der Art derEinnahme.Bei Ängsten werdenempfohlen:Nr. 5 Kalium PhosphoricumNr. 22 Calcium carbonicumSeite 25©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Medikamente und Nahrungsergänzungen:(zur Verfügung gestellt von Dr. Mara Pielsticker ©2009)Seite 26©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Anhang 2Fragebogen zu Ihrem <strong>Hund</strong> und seinem/eurem ProblemDieser Fragebogen soll Ihnen und mir helfen bei eurer Vorstellung nichts zuvergessen, denn je umfassender und vollständiger Ihr Euer Problem und diegesamte Lebenssituation darstelltst, desto besser können wir euch mit Rat undTat zur Seite stehen.Name: ________________________________________<strong>Hund</strong>: _________________________________________Fragen zu Ihrem <strong>Hund</strong>Wie alt ist der <strong>Hund</strong>?Woher haben Sie den <strong>Hund</strong>? (vom Züchter, aus dem Tierheim, aus demAusland, von einer Tierschutzorganisation mit Pflegestelle usw.)Wie lange lebt der <strong>Hund</strong> schon bei Ihnen bzw. deiner Familie?Zu welcher Rasse gehört der <strong>Hund</strong> bzw. wissen Sie, welche Rassen in dem Mixstecken?Ist es ein Rüde oder eine Hündin?Sind irgendwelche Krankheiten/Allergien bekannt?Bekommt der <strong>Hund</strong> regelmäßig Medikamente? Wenn ja, welche?Ist der <strong>Hund</strong> kastriert/sterilisiert?Ist der <strong>Hund</strong> eher lebhaft/aufgedreht oder ruhig?Bellt er viel?Hatte der <strong>Hund</strong> vorher andere Besitzer?Ist die Vorgeschichte des <strong>Hund</strong>es bekannt?Kennen Sie die Wurfgeschwister oder die Eltern des <strong>Hund</strong>es?Seite 27©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Fragen zu eurem AlltagLebt ihr in einer Wohnung, Haus mit Garten, in der Stadt oder eher ländlich?Wird der <strong>Hund</strong> zu festen Zeiten gefüttert? Was und wie oft wird gefüttert?Wie viel Personen leben im Haushalt? (Erwachsene, Kinder, Alter der Kinder)Leben im Haushalt noch andere Tiere? (<strong>Hund</strong>e, Katzen, Kleintiere)Sind Sie berufstätig bzw. wie lange muss der <strong>Hund</strong> am Tag <strong>all</strong>eine bleiben?Wie oft, wann und wie lange geht ihr Gassi?Geht ihr immer zu bestimmten Zeiten raus oder wechselt das öfter?Wer geht mit dem <strong>Hund</strong> spazieren?Hat der <strong>Hund</strong> einen festen Platz/Plätze in der Wohnung?Darf der <strong>Hund</strong> aufs Sofa oder mit ins Bett?Warum haben Sie sich für die Rasse/ den <strong>Hund</strong> entschieden?Hatten Sie vorher einen oder mehrere <strong>Hund</strong>e? Sind Sie Ersthundebesitzer?Gab es Veränderungen in diesem Haushalt, seit der Adoption des <strong>Hund</strong>es?Wenn ja, welcher Art?Wie viel bzw. wie lange ruht der <strong>Hund</strong> täglich?Wie verhält sich der <strong>Hund</strong> in der Öffentlichkeit?Was mag der <strong>Hund</strong> lieber? Futter oder Spieli?Hitliste von 1 – 10Seite 28©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Fragen zum Problem des <strong>Hund</strong>esWelches Problem hat der <strong>Hund</strong>?Beschreibe was es für Sie bedeutet: (Zutreffendes anstreichen):1 – Das Problem ist nicht ernst2 – Ich würde an dem Problem gern etwas ändern, es ist aber nicht ernst3 – Das Problem ist ernst, und ich möchte es ändern, aber es ist nicht schlimm,wenn sich nichts ändert4 – Das Problem ist sehr ernst und ich möchte es ändern, wenn es aberunverändert bleibt behalte ich meinen <strong>Hund</strong> dennoch5 – Das Problem ist sehr ernst und ich möchte es ändern, wenn es unverändertbleibt werde ich meinen <strong>Hund</strong> einschläfern lassen oder abgebenWann haben Sie das Problem zum ersten Mal festgestellt?Wie reagieren Sie auf das Problem?Wie sind Sie bislang damit umgegangen oder gehen damit um?Wie versuchen Sie das Verhalten des <strong>Hund</strong>es zu beeinflussen?Haben Sie schon mal mit professioneller Hilfe daran gearbeitet und waswurde dabei geraten?Hat sich das Problem danach eher verbessert oder verschlechtert?Wie weisen Sie Ihren <strong>Hund</strong> zurecht, wenn dieses Problem auftritt, oder er sichnicht gut benimmt?Wie sieht ein Spaziergang bei euch aus? Was machen Sie und was macht der<strong>Hund</strong>?Was machen Sie sonst mit dem <strong>Hund</strong>? Welche Sportarten?Wie gut „hört“ der <strong>Hund</strong>?Hat der <strong>Hund</strong> schon mal gebissen? Mensch oder <strong>Hund</strong>?Wenn ja, in welcher Situation?Lässt sich der <strong>Hund</strong> am ganzen Körper anfassen?Wie verhält sich der <strong>Hund</strong> gegenüber bekannten Menschen und <strong>Hund</strong>en?Seite 29©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Wie verhält sich der <strong>Hund</strong> gegenüber unbekannten Menschen und <strong>Hund</strong>en?Gibt es Situationen, in denen der <strong>Hund</strong> knurrt, fletscht oder gar zuschnappt?(Knochen wegnehmen, strafen, schimpfen, Bürsten, usw.)Andere bedeutende Vorkommnisse / Zwischenfälle (Verletzungen/Unfälle)?Was gibt es sonst noch zu dem <strong>Hund</strong> zu sagen?Seite 30©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


1. Körpereigene Substanzen, die dabei eine Rolle spielen1.1 eurotransmittereurotransmitter sind heterogene biochemische Stoffe, welche die Information von einerNervenzelle zur anderen über die Kontaktstelle der Nervenzellen, der Synapse , weitergeben. Indie Synapse einlaufende elektrische Impulse veranlassen die Ausschüttung der chemischenBotenstoffe aus ihren Speicherorten, den synaptischenVesikeln. Durch die Fusion derVesikelmembran mit der präsynaptischen Membran gelangen die Transmittermoleküle in densynaptischen Spalt, durch den sie zu den Rezeptoren des nachgeschalteten postsynaptischenNeurons diffundieren. Die Neurotransmitter werden nach ihrer Ausschüttung schnell inaktiviert,indem er entweder wieder in die Vesikel aufgenommen, oder mit Hilfe eines Enzyms chemischabgebaut wird.<strong>Der</strong> wichtigste erregende Transmitter im zentralen Nervensynstems (ZNS) ist Glutamat. Diewichtigsten hemmenden Transmitter im ZNS sind Gamma-Aminobuttersäure(GABA) undGlycin. Andere bekannte Transmitter sind Noradrenalin oder Acetylcholin, Dopamin, Serotonin .Häufig wird die Wirkung der Neurotransmitter noch durch weitere Stoffe moduliert, man sprichtvon den sogenannten Neuromodulatoren.EinteilungDie Neurotransmitter können nach Stoffklassen in verschiedene Arten eingeteilt werden. Diewichtigsten Neurotransmitter sind:Neurotransmitter werden anhand ihrer chemischen Struktur eingeteilt:• Biogene Amine (Acetylcholin, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin, Histamin)• Aminosäuren (Aspartat, Glutamat, Glycin, GABA)• Nukleotid (ATP)• Peptide (u.a. Substanz P, Opioide)©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Biosynthese der eurotransmitter:Glutaminsäure Phenylalanin Phenylethylamin TryptophanTyrosinL-DOPA5-HydroxytryptophanDopaminNoradrenalinGABA Adrenalin Serotonin©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Schematische Darstellung einer Synapse im ZSpräsynaptischeervenendigungSyntheseNeurotransmitterSpeicherung(in Vesikeln)AbbauFreisetzungWiederaufnahmeBindungAbbauRezeptorpostsynaptische Membran©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


1.1.1 Serotonin:Serotonin ist ein biogenes Amin, das als Neurotransmitter im peripheren und zentralenNervensystem vorkommt. Außerhalb des Nervensystems findet sich Serotonin u.a. in denenterochromaffinen Zellen der Darm-Mukosa und in Thrombozyten.BiochemieSerotonin entsteht aus der Aminosäure Tryptophan. Es wird in den Endknöpfchen der Neuronenin Vesikeln gespeichert.L-TryptophanAminosäure-5-HydroxytryptophanSerotoninMonoaminooxidase (MAO-TypA)wird gehemmt durch MAO-A Hemmer5-Hydroxy-Indol-AcetylaldehydPhysiologieDie Wirkungen des Serotonins werden über sog. 5-HAT-Rezeptoren vermittelt. Über<strong>all</strong>, wo sich5-HT Rezeptoren befinden, beeinflusst Serotonin physiologische Abläufe. Im ZNS entfaltetSerotonin vielfältige Wirkungen. Unter anderem ist es an folgenden Prozessen beteiligt:• Schmerzempfindung• Gedächtnisleistung• Schlafsteuerung• Essverhalten• Sexualverhalten• ThermoregulationDarüber hinaus beeinflusst Serotonin eine Vielzahl von emotionalen Prozessen, wie Aggressionund Angst. Ein gestörtes Serotonin-Gleichgewicht findet sich u.a. bei Krankheiten wieDepressionen, Zwangserkrankungen und Angststörungen.Außerhalb des ZNS bewirkt Serotonin u.a. eine Blutdrucksenkung, eine verstärkteThrombozytenaktivität und eine Steigerung der Darmperistaltik.Wirkung auf ZNS: - erhöhter Spiegel lindert Depressionen und Angststörungen- wird auch als „Glückshormon“ bezeichnet, da es Wohlbefinden undZufriedenheit bewirkt©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Pharmakologische Beeinflussung1. erhöhtes Angebot Serotonin-Vorläufersubstanz (L-Tryptophan)2. Hemmung Serotonin-Abbau durch MAO-Hemmer3. Erhöhung Serotonin-Spiegel im synapt.Spalt durch Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer1.1.2 DopaminDopamin (DA) ist ein biogenes Amin aus der Gruppe der Katecholamine und ein wichtigerNeurotransmitter. Im Volksmund gilt es als Glückshormon, das z. B. bei intensivem Flow-Erlebnis ausgeschüttet wird.Dopamin wird aus der Aminosäure L-Tyrosin hergestellt. Dopamin ist ein Zwischenprodukt derSynthese von Adrenalin und Noradrenalin, fungiert aber auch selbst als NeurotransmitterDas High-Gefühl beim Konsum von Drogen, das verstärkte Empfinden von Glück, Freude undZuversicht, wird auf eine verstärkte Ausschüttung von Dopamin zurückgeführt. Verantwortlichdafür ist ein Belohnungssystem, das wir auch selbst stimulieren können. DiesesBelohnungssystem besteht aus verschiedenen Bestandteilen Opiate, Kokain und Amphetamineführen zu einer erhöhten Dopaminkonzentration im Bereich des Nucleus accumbens AndereDrogen bewirken eine Hemmung des Neurotransmitters Noradrenalin. Diese Hemmung von NAführt zu einer verstärkten Wirkung von Dopamin. Auch auf diese Weise wird dasBelohnungssystem aktiviert. Drogen, die diese indirekte Stimulation vermutlich ausüben sindOpiate, Alkohol, Barbiturate und Benzodiazepine. Auch die körpereigenen Endorphine wirkenauf diese Weise. Nikotin und Koffein stimulieren ebenf<strong>all</strong>s das Belohnungssystem.1.1.3 AdrenalinAdrenalin, auch Epinephrin oder Suprarenin ® genannt), ist ein im Nebennierenmark gebildetesund in Stresssituationen ins Blut ausgeschüttetes Hormon. Als Stresshormon vermitteltAdrenalin eine Steigerung der Herzfrequenz, einen Anstieg des Blutdruckes, eine Erweiterungder Bronchiolen, eine schnelle Bereitstellung von Energiereserven durch Fettabbau (Lipolyse)sowie die Freisetzung und Biosynthese von Glucose. Es reguliert ebenso die Durchblutung(Zentralisierung) und die Magen-Darm -Tätigkeit (Hemmung). Im Zentralnervensystem kommtAdrenalin als Neurotransmitter in adrenergen Neuronen (Nervenzellen) vor.Biosynthese:Adrenalin wird aus dem Neurotransmitter Dopamin über Noradrenalin synthetisiert. DieBiosynthese und die Freisetzung von Adrenalin kann durch nervale Reize und durch Hormone©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


gesteuert werden. Nervale Reizung fördert die Umwandlung von L-Tyrosin zu L-DOPA und vonDopamin zu Noradrenalin. Cortison, das Hormon der Nebennierenrinde, fördert dienachfolgende Umwandlung von Noradrenalin zu Adrenalin.Die Adrenalinproduktion kann auch durch einen negativen Feedback-Mechanismus reguliertwerden. Ansteigende Adrenalinspiegel sind mit der L-Tyrosin-Bildung negativ rückgekoppelt,bei erhöhten Adrenalinspiegeln wird also die L-Tyrosin-Bildung gebremstWirkungAdrenalin ist ein Stresshormon und schafft als solches die Voraussetzungen für die rascheBereitstellung von Energiereserven, die in gefährlichen Situationen das Überleben sichern sollen(Kampf oder Flucht).1.1.3 oradrenalinoradrenalin, auch orepinephrin, ist einerseits ein Neurotransmitter und einer derwichtigsten Botenstoffe des zentralen Nervensystems und des Sympathikus, Teil des vegetativenNervensystems. Herzkreislauf, Atmung, Stoffwechsel und die Magen-Darmfunktionen werdendurch das vegetative Nervensystem gesteuert. Andererseits ist Noradrenalin auch ein Hormondes Nebennierenmarks (ein Katecholamin).Wirkung als HormonNoradrenalin wird als Hormon in den Nebennieren produziert, ins Blut abgegeben (Fluchtreflex)und wirkt vorwiegend an den Arteriolen und führt über Aktivierung von Adrenorezeptoren zueiner Engstellung dieser Gefäße und infolgedessen zu einer Blutfrucksteigerung.Wirkung als eurotransmitterNoradrenalin wird im peripheren Nervensystem von sympathischen Nervenfasern ausgeschüttet.Es ist Neurotransmitter der postganglionären Synapsen des sympathischen Nerbensystems undentfaltet dort weitgehend die gleiche Wirkung wie Adrenalin.Es steigert die Motivation, die Aufmerksamkeit und die geistige Leistungsbereitschaft.Kurzfristig hemmt Noradrenalin die Immunfunktion und stößt dabei Entzündungsmechanismenan. Daher bei kann es bei Dauerbelastung zu Entzündungen kommen.Die Eliminierung des Noradrenalins aus dem synaptischem Spalts erfolgt hauptsächlich durchWiederaufnahme in die präsynaptische Zelle über den Transporter, kann aber auch enzymatischinaktiviert werden. Nordadrenalin-Wiederaufnahmehemmer führen zu einer Erhöhung derNoradrenalin-Konzentration und somit zu einer Erhöhung des Sympathikotonus.Im Locus caeruleus , einer relativ kleinen, dunkelfarbigen Zellgruppe im Mittelhirn, wird einGroßteil des Noradrenalins des ZNS produziert. Benzodiazepine vermindern die Aktivität desLocus caeruleus und reduzieren damit den Transport von Noradrenalin zum Vorderhirn.©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


BiosyntheseDie Produktion von Noradrenalin erfolgt in den Nebennieren und im Nervensystem aus DopaminSNRI ( Serotonin- Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer ) wirken durch die simultaneHemmung der Wiederaufnahme der Botenstoffe / Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin.Dabei werden durch die Serotonin - Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (SNRI) dieKonzentrationen der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin Ge<strong>web</strong>eflüssigkeit desGehirns erhöht.1.1.4 γ-Aminobuttersäure (Gamma-Aminobuttersäure, GABA)Die γ-Aminobuttersäure (GABA) ist das biogenes Amin der Glutaminsäure und der wichtigsteinhibitorische (hemmende) Neurotransmitter im ZentralnervensystemGABA ist ein Neurotransmitter, der die Weiterleitung einer Information in der Nervenzelleverringert. Das bedeutet, dass die Zelle entweder langsamer Reize weiter leitet oder sie gar nichtmehr sendet. Die Reaktionen des Körpers werden dadurch langsamer, dieSchmerzempfindlichkeit sinkt, die Müdigkeit steigt. Außerdem entspannt sich bei höheremGABA-Spiegel die Muskulatur besser. Außerdem verringert GABA die Menge an Kortison, dieim Blut kreist. Kortison ist ein Hormon, das den Muskelabbau steigert. GABA verschiebt alsodas Gleichgewicht zwischen Muskelauf- und abbau zugunsten des Muskelaufbaus.GABA wirkt bei fast <strong>all</strong>en neuronalen Abläufen im ZNS mit. Nervenzellen, die Empfangstellen(Rezeptoren) für GABA besitzen, beeinflussen in der Regel die neuronale Kommunikation. Soist GABA angstlösend, muskelentspannend (relaxierend), krampflösend (antikonvulsiv),schmerzstillend (analgetisch) und blutdruckstabilisierend. Typischen Stressreaktionen wird alsoentgegengewirktGABA hat neben Serotonin und Melatonin auch eine bedeutende schlaffördernde Wirkung.Barbiturate wurden früher als schlaffördernde Substanzen eingesetzt, da sie die Wirkung vonGABA noch verstärken. Weiterhin hat GABA einen massiven Einfluss auf die Ausschüttung von©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Wachstumshormonen (HGH, Human Growth Hormone) durch die Hirnanhangsdrüse(Hypophyse) und auf die Insulinausschüttung bei der Stoffwechselregulation2. Einsatz von Medikamenten2.1 BenzodiazepineBenzodiazepine sind bicyclische Verbindungen, bestehend aus einem Benzolring (Benzo-),verknüpft (annelliert) mit einem siebengliedrigen Ring, der zwei Stickstoffatome enthält (-diazepin).Benzodiazepine vermitteln ihre Wirkung dadurch, dass sie modulierend auf die Bindungsstelledes Neurotransmitters GABA (γ-Aminobuttersäure) wirken. Dadurch wird die Wirksamkeit desinhibitorisch wirkenden Neurotransmitters GABA verstärkt, was wiederum zu einer geringerenErregbarkeit der Neuronenmembran führt. Zusätzlich wird durch Benzodiazepine die Wirkungvon Dopamin durch Hemmung von Noradrenalin verstärkt.Benzodiazepine wirken im Allgemeinen• Anxiolytisch (angstlösend)• Antikonvulsiv (krampflösend)• Muskelrelaxierend (muskelentspannend)• Sedativ (beruhigend und schlaffördernd)• Amnestisch (Erinnerung für die Zeit der Wirkdauer fehlt)• leicht stimmungsaufhellendBenzodiazepine haben den stärksten angstlösenden Effekt. Sie können daher sinnvoll beiPatienten mit Angst oder Panikattaken eingesetzt werden.Bei regelmäßiger Einnahme besteht die Gefahr der Gewöhnung und der Abhängigkeit . DieAnwendung von Benzodiazepinen sollte so kurz wie möglich und die Dosis so gering wiemöglich sein. Bei einer Dauerbehandlung sind die Gefahren von Sucht und Abhängigkeit gegenden therapeutischen Nutzen sorgfältig abzuwägen. Die meisten Benzodiazepine sindgrundsätzlich nicht zur Dauerbehandlung geeignet. Ausnahmen bilden die antiepileptischwirksamen Benzodiazepine, welche bei entsprechender Indikationsstellung nicht seltenlebenslang eingenommen werden müssen. Das Alprazolam-haltige Medikament Xanax ® besitzteine erwähnenswerte Sonderstellung, da es als einziges in Deutschland zugelassenesBenzodiazepin-Präparat - im Unterschied zu <strong>all</strong>en sonstigen zugelassenen alprazolamhaltigenMedikamenten - unter besonderen Verordnungsauflagen auch zur Langzeitbehandlung vonPanikstörungen (bis zu acht Monaten) zugelassen ist.©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


2.1.2 AlprazolamAlprazolam (Handelsname u. a. Xanax ® ) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Benzodiazepinemit mittlerer Wirkungsdauer, der zur kurzzeitigen Behandlung von Angst- und Panikstörungeneingesetzt wird.Alprazolam hat unter den Benzodiazepinen eine mittlere Halbwertszeit zwischen 12 und 15Stunden. Alprazolam wirkt beruhigend, entspannend und angstlösend. Es wird zur kurzzeitigensymptomatischen Behandlung von Angst- und Panikstörungen eingesetzt, sofern dieseschwerwiegend sind und den Patienten stark belasten. Bei der Behandlung von Angstzuständenmit Depressionen gilt Alprazolam aber nicht als Behandlung erster Wahl.AllgemeinAlprazolam ist ein oral zu verabreichendes Benzodiazepin, das bei Verhaltensproblemen von<strong>Hund</strong>en und Katzen eingesetzt wird Im Gegensatz zu Diazepam wird aus Alprazolam keinaktiver Metabolit gebildet. Daher eignet sich dieses besser zur Langzeittherapie vonVerhaltensproblemen . Außerdem hat Alprazolam einen schnelleren Wirkungseintritt alsDiazepam.AngstzuständeAlprazolam eignet sich zur Behandlung von Angstzuständen, insbesondere von Trennungsangstund Angst vor Gewitter.Alprazolam kann ebenf<strong>all</strong>s zur Therapie von Aggressionen verwendet werden.Dosierung - <strong>all</strong>gemein<strong>Hund</strong> - Alprazolam oralAngstzustände0,01 - 0,1 mg/kg für Panikzustände. Dabei sollten nicht mehr als 4 mg/<strong>Hund</strong>/Tag verabreicht-werden .0,01 - 0,25 mg/kg 2 - 3 × täglich oder nach Bedarf. Eine Gesamttagesdosis von 4 mg soll nicht-überschritten werden .- 0,01 - 0,1 mg/kg, mindestens 1 Stunde vorher- 0,02 - 0,1 mg/kg 2 × täglich- 0,125 - 1 mg/kg 2 × täglich- 0,02 mg/kg, 1 Stunde vor dem Gewitter verabreichen- 0,25 - 2 mg/pro <strong>Hund</strong> 2 - 3 × täglichVerhaltensprobleme- 0,022 mg/kg 3 × täglich für <strong>ängstliche</strong> oder agressive <strong>Hund</strong>e<strong>Der</strong> Plasmaspiegel von Alprazolam erreicht 1-2 Stunden nach Gabe den höchsten Wert©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Absetzen der TherapieAlprazolam sollte langsam abgesetzt werden, da sonst Rebound-Phänomene, wie Angst-,Schlafstörungen und Krampfanfälle auftreten können.<strong>Der</strong> Plasmaspiegel von Alprazolam erreicht 1-2 Stunden nach Gabe den höchsten Wert2.1.2 DiazepamDiazepam (Handelsname u.a.Valium ®)ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der langwirksamenBenzodiazepine. Es wird insbesondere als Psychopharmakon zur Behandlung vonAngstzuständen, in der Therapie epileptische Anfälle und als Schlafmittel angewendet. Da es beieiner Langzeittherapie mit Diazepam zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeitkommen kann, wird der Wirkstoff vorrangig in der Akuttherapie – das heißt nicht länger als vierbis sechs Wochen – eingesetzt.Beim <strong>Hund</strong> hat Diazepam eine sehr kurze Halbwertszeit und ist daher nur für kurzandauerndeSituationen wirksamDosierung oralVerhaltensprobleme- 0,5 - 2,2 mg/kg 2 - 3 × täglich- 0,25 - 1 mg/kg 2 - 3 × täglichAngstzustände- 0,5 - 2,2 mg/kg- 0,5 - 2 mg/kg 4 - 6 × täglich bei Lärmphobien0,1 - 0,5 mg/kg bei Lärmphobien2.1.3 Lorazepam und OxazepamÜber Lorazepam und Oxazepam gibt es keine klinische Studien für Angstpatienten und nur sehrwenige Angaben in der vet.-med. Literatur.Dosierung:Lorazepam: ggf. 0,5 mg/kg p.o. 1 –2 x täglichOxazepam: ggf. 0,2 – 1,0 mg/kg p.o. 1 – 2 x tägl.©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


2.2 euroleptikaDefinition und WirkungsweiseAls Neurolepsie bezeichnet man einen Zustand mit Dämpfung der emotionalen Erregbarkeit,Verminderung des Antriebs, der Spontanbewegung und der AusdrucksmotorikAls gesichert gilt heute, dass der Wirkungsmechanismus von Neuroleptika auf einem Eingreifenin die synaptische Erregungsübertragung innerhalb des Gehirns beruht, wobei <strong>all</strong>e derzeitigenNeuroleptika die Übertragung des Neurotransmitters Dopamin hemmen. Zusätzlich könnenNeuroleptika mit Rezeptoren für Serotonin, Acetylcholin, Histamin und Noradrenalininteragieren.Neuroleptika wirken symptomatisch, das heißt, sie können psychische Krankheiten nicht imeigentlichen Sinne heilen, aber Symptome wie H<strong>all</strong>uzinationen oder Wahn können damit zumeistbeseitigt werden. Dies ermöglicht dem Patienten eine Distanzierung von der Erkrankung - erkann also seinen Zustand selbst als krankhaft erkennen.Neuroleptika beeinflussen nicht das Bewusstsein und die intellektuellen Fähigkeiten, könnenjedoch mitunter stark sedieren. Insbesondere atypische Neuroleptika führen häufig sogar zu einerbesseren Konzentrationsfähigkeit und Sprachfähigkeiten. Teilweise haben Neuroleptika nebender antipsychotischen auch eine sedierende (beruhigende) Wirkung. Zumindest für dieherkömmlichen Neuroleptika gilt dabei: je geringer die neuroleptische Potenz, desto stärker istdie Sedierung.CAVE: Neuroleptika machen in unterschielichem Ausmaß geräuschEMPFINDLICH!!!Für Geräuschprobleme ist der Einsatz von Neuroleptika daher NICHT geeignet2.2.1 Acepromazin (Handelsname Sedalin®,Vetranquil®)ist ein hoch wirksame Neuroleptikum und Sedativum. In der Tiermedizin ist es das amhäufigsten verwendete Phenothiazin-<strong>Der</strong>ivat und kann oral, subkutan, intramuskulär oderintravenös verabreicht werden. Es wirkt außerdem gegen Erbrechen (antiemetisch), blockt dieAcetylcholin-Wirkung (anticholinerg) und in geringem Maße auch die vonHistamin(antihistaminerg).In der Kleintiermedizin wird Acepromazin vor <strong>all</strong>em als Sedativum zur Beruhigung aufgeregteroder aggressiver Tiere, zur Reduzierung der Symptome einer Reisekrankheit, zur Beseitigungvon Angstzustände (Anxiolytikum) oder bei Milchmangel (Agalaktie, Wirkung durch indirekteProlaktin-Anregung) eingesetzt.Durch seine zentral psychomotorische Hemmung führt es zur verminderten Erregbarkeit(Sedation) und verminderten Motorik (Hypokinese) mit Erschlaffung der Muskulatur, wobei dasBewusstsein nicht wesentlich beeinträchtigt wird.Die psychische Erregbarkeit, Aggressionen, Angst und Abwehrreaktionen werden gehemmt.Die Wirkung zusätzlich applizierter zentraler oder peripherer Analgetika (Barbiturate,Morphinderivate, Lokalanästhetika) wird durch Acepromazin potenziert und kann zur©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Neuroleptanalgesie genutzt werden.Dosierung:Acepromazin: 0,1 – 2,2 mg/kg p.o. 1 – 4 x tägl.2.2.2 DroperidolDroperidol hat eine antagonistische Wirkung auf die Dopaminrezeptoren und führt so zu einereiner sedativen Wirkung . Zudem verhindert Droperidol durch die Blockade der zentralendopaminergen und noradrenergen Aktivität opioid-induzierte Erregungszustände, hat aber keineanalgetische WirkungAnwendung zur Sedation nur per Injektion und hat heute nur noch Zulassung zur Behandlungvon Übelkeit und Erbrechen2.3 chem. andersartige Tranquilizer2.3.1 BuspironAllgemeinBuspiron bewirkt eine gute Anxiolyse , hat aber im Gegensatz zu den Benzodiazepine keinesedativen oder muskelrelaxierenden Eigenschaften. Für den akuten Einsatz ist es nicht geeignet,da es eine recht lange Anflutungszeit hat. Ausserdem führt Buspiron zu keiner Abhängikeit,womit beim Absetzen der Therapie keine Entzugserscheinungen auftreten .Wirkung auf ZS:Bei Angstzuständen ist die serotoninerge Neurotransmission im ZNS erhöht. Buspiron als 5-HT 1A -Rezeptor-Agonist hemmt die Freisetzung von Serotonin durch eine Stimulation vonpräsynaptischen Serotonin-Autorezeptoren Klinisch wird so eine Anxiolyse. Buspiron bindetaber auch an postsynaptische 5-HT 1A -Rezeptoren und wirkt dort als partieller Agonist undfördert bei einem tiefen Serotoninspiegel die serotoninerge ÜbertragungBuspiron bindet an Dopamin-D 2 -Rezeptoren und hat eine schwache antidopaminerge WirkungDiese Bindung steht aber nicht im Zusammenhang mit der anxiolytischen Wirkung. Buspiron hatkeine Affinität zu den Benzodiazepinrezeptoren und hat auch keine Wirkung auf den GABA-Rezeptor. Darum besitzt Buspiron, im Gegensatz zu den Benzodiazepinen, keine antikonvulsivenoder muskelrelaxierende Wirkungen und auch nur geringe sedative. Ausserdem entwickelt sichnach Buspironapplikation keine Abhängigkeit und es treten nach dem Absetzen des Wirkstoffeskeine Entzugserscheinungen auf. Allerdings hat Buspiron im Vergleich zu den Benzodiazepineneinen langsameren Wirkungseintritt und eine geringere anxiolytische WirkungsstärkeIm Gegensatz zu Clomipramin führt Buspiron nicht zu einer Abhängigkeit<strong>Der</strong> Wirkungseintritt von Buspiron erfolgt erst nach 2 - 4 Wochen©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Indikation:Buspiron ist ein gutes Anxiolytikum und eignet sich zur Therapie von verschiedenenVerhaltensstörungen bei <strong>Hund</strong> und Katze, wie:- Angstzustände , wie Trennungsangst und Angst vor Gewittern- Aggressionsverhalten , wie angstbezogene Aggressionen und DominanzaggressionenStereotypes Verhalten , wie übermässiges Bellen und übertriebenes Putzverhalten. F<strong>all</strong>sBuspiron bei stereotypem Verhalten keine therapeutische Wirkung hat, kann das tricyclischeAntidepressivum Clomipramin angewandt werden .- Psychogene AlopezieBuspiron sollte immer mit einer Verhaltenstherapie kombiniert werdenDosierung: 0,5 – 2,0 mg/kg 1 – 3 x täglich2.5 selektive Serotonin -Wiederaufnahmehemmer(Selektive) Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI = Selective Serotonin ReuptakeInhibitor) sind Antidepressiva , die am Serotonin-Transporter ihre Wirkung entfalten und dabeidie Serotonin-Konzentration in der Ge<strong>web</strong>eflüssigkeit des Gehirns erhöhen. SSRI hemmen dieWiederaufnahme (engl. Reuptake) des Neurotransmitter Serotonin(5-HT) in die Präsynapse underhöhen so dessen Konzentration im synaptischer Spalt.An anderen Monoamin-Transportern wirken sie nicht oder nur schwach. Darin unterscheiden siesich von den älteren trizyklische Antidepressiva und werden deshalb als selektiv bezeichnet.Sie besitzen im Vergleich zu den Benzodiazepinen nur milden angstlösenden Effekt. Durch ihrelange Anflutungszeit eignen sie sich nicht für den akuten Einsatz2.5.1 FluoxetinDie längerfristige Gabe von Fluoxetin normalisiert die serotonerge Neurotransmission im ZNSund bewirkt durch die erhöhte Konzentration an Serotonin eine antiaggressive, antidepressiveund anxiolytische WirkungFluoxetin eignet sich zur Therapie von folgenden Verhaltensproblemen bei Tieren:Sterotypes Verhalten , wie übermässiges Bellen bei <strong>Hund</strong>en und übertriebenes Putzverhalten-bei Katzen- Aggressionen , auch gegenüber dem Besitzer und Dominanzaggresssion- Angstzustände . F<strong>all</strong>s Fluoxetin zu keiner Besserung des Verhaltens führt, kann mit Buspiron©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


therapiert werden- Trennungsangst-Urinmarkieren bei Katzen , wobei gleichzeitig zur Behandlung mit Fluoxetin eine Änderungder Umgebunsbedingungen stattfinden muss- Leckdermatitis und -granulome-Psychogene Alopezie bei KatzenGleichzeitig zur medikamentellen Therapie sollte auch immer eine Verhaltenstherapiedurchgeführt werden.Zu Beginn der Therapie sollte eine tiefe Anfangsdosis gewählt werden und dann mit der Zeit dieDosierung langsam erhöht werden. Damit können <strong>all</strong>fällige Nebenwirkungen auf einMindestmaß reduziert werden .BehandlungsdauerDie Behandlung mit Fluoxetin sollte über mindestens 3 - 5 Wochen, gemäß einigen Autorensogar über 8 Wochen , durchgeführt werden, um den Erfolg der Therapie beurteilen zu können<strong>Hund</strong> - Fluoxetinhydrochlorid oralAllgemein- 0,5 - 1 mg/kg 1 - 2 × täglich- 1 mg/kg 1 × täglichVerhaltensstörungen- 0,5 - 1 mg/kg 1 × täglich- 1 mg/kg 1 × täglich- 1 mg/kg 1 - 2 × täglich- 1 - 2 mg/kg 1 - 2 × täglichStereotypes Verhalten- 1 mg/kg 1 × täglich- 0,5 - 1 mg/kg 1 - 2 × täglichAngstzustände- 1 mg/kg 1 × täglich- 1 mg/kg 1 - 2 × täglich- 1 mg/kg 1 - 2 × täglich, für mindestens 8 WochenAggressionen- 1 mg/kg 1 × täglich- 0,5 - 1 mg/kg 1 × täglich©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


- 0,5 - 1 mg/kg 1 - 2 × täglichPsychogene <strong>Der</strong>matosen- 1 mg/kg 1 × täglichLeckdermatitis- 1 mg/kg 1 × täglich2.6 MAO-B-HemmerMonoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) oder auch -Inhibitoren (MAOI) hemmen dasEnzym Monoaminooxidase(MAO) und hemmen auf diese Weise den Abbau von biogenenAmine. Aufgrund dieser Eigenschaft werden sie als Antidepressiva genutzt.Die Enzyme von Typ MAO bauen diverse Hormone wie z. B. Adrenalin, sowie Neurotransmitterwie z. B. Noradrenalin, Dopamin und Serotonin ab. Durch Hemmung der MAO kommt es zueiner Anreicherung dieser Amine im Plasma und in der Zelle (Präsynapse). So stehen dieTransmitter für eine Signalübertragung im erhöhten Maß zur Verfügung, dies soll sich auf dendurch Depressionen aus der Balance geratenen Gehirnstoffwechsel günstig auswirken.2.6.1 Selegelin(Handelsname: Selgian®)Eigenschaften / WirkungenSelegilin ist ein Monoaminoxidase-Hemmer (MAOH). Als MAOH-A und MAOH-B erhöht esdie Konzentration der monoaminergen Neurotransmitter (Dopamin, Serotonin, Noradrenalin undAdrenalin). Unabhängig von dieser Wirkung schützt Selegilin zusätzlich das ZNS gegenüberfreien Radikalen und Neurotoxinen. Selegilin bindet rasch und irreversibel an dieMonoaminoxydasen. Die Dauer der pharmakologischen Wirkung, die dieser Fixierung folgt, istunabhängig vom Verlauf des Blutspiegels des Wirkstoffs. Selegilin wird im Stoffwechsel schnellabgebaut. MAO-B-Hemmer haben einen im Vergleich zu den Benzodiazepinen nur einenmilden angstlösenden Effekt. Sie eigen sich nicht für den akuten Einsatz, da sie lange brauchen,um ihre Wirkung zu entfaltenIndikationenZur Behandlung von <strong>Hund</strong>en mit Verhaltensstörungen emotionalen Ursprungs in Verbindungmit einer Verhaltenstherapie.©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Die Mindestdauer der Behandlung beträgt 2 Monate. Sie ist bis zur Stabilisierung des klinischenZustands fortzusetzen. Stellt sich nach 2 Monaten keine klinische Besserung ein, ist von einerFortsetzung der Behandlung abzusehen.Die Behandlung ist nicht progressiv abzusetzen, sondern muss brüsk abgebrochen werden.Verabreichung: Oral, morgens Tabletten ins Maul des nüchternen <strong>Hund</strong>es geben.Dosierung: 0,5 mg/kg p.o. 1x täglich2.7 D.A.P.(Dog Appreasing Pheromon)Wohlbefinden - BeruhigungInhaltCanines Beruhigungspheromon 2% - Isopropanol ad 60 mlEigenschaftenAlle weiblichen Säugetiere sondern in der Laktationsphase sogenannte Beruhigungspheromoneab. Dabei handelt es sich um Substanzen, deren Funktion darin besteht, dem Nachwuchs einGefühl der Sicherheit zu vermitteln.Die Beruhigungspheromone von <strong>Hund</strong>en werden von Talgdrüsen produziert, die sich zwischenden Gesäugeleisten laktierender Hündinnen befinden.Die Beruhigungspheromone beschwichtigen die Welpen, vor <strong>all</strong>em in unbekannter Umgebungoder bei neuen Erfahrungen.Untersuchungen zeigen, dass dieser beruhigende Effekt selbst bei ausgewachsenen <strong>Hund</strong>enauftritt.D.A.P. ® (Dog Appeasing Pheromone) ahmt die Beruhigungspheromone der Hündin nach undbesitzt deren besänftigende Eigenschaften.AnwendungsmöglichkeitenD.A.P. ® hilft sowohl Welpen als auch ausgewachsene <strong>Hund</strong>e in Situationen zu beschwichtigen,die sie als beunruhigend oder beängstigend empfinden. D.A.P. ® Spray kann in Innenräumen und/ oder im Freien angewendet werden, wie:• bei Reisen im Auto• zur Eingewöhnung in eine neue Umgebung (neues Heim, neuer Besitzer, Pension...)• bei Tierarztbesuchen, stationären Klinikaufenthalten• in neuen und unvorhersehbaren SituationenD.A.P. ® Spray hilft angstbezogene Probleme zu verringern oder zu vermeiden, wie:• Zerstörerisches Verhalten, Unsauberkeit• Vokalisieren (Winseln, Jaulen)• Speicheln• Erbrechen• Hecheln©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


D.A.P. ® kann auch in anderen spezifischen Situationen eingesetzt werden. Für weitereInformationen wenden Sie sich bitte an Ihren Tierarzt.Anwendung / GebrauchD.A.P. ® sollte etwa 15 min vor dem erwünschten Effekt oder bevor der <strong>Hund</strong> in dieentsprechende Umgebung gebracht wird (Auto, Transportbox, Zwinger...), mit 8 - 10Pumpstössen aufgesprüht werden. Die Wirkung sollte etwa 1½ bis 2 Stunden anhalten. Nachdieser Zeit oder wenn Sie merken, dass der Effekt nachlässt, sollte D.A.P. ® erneut aufgesprühtwerden.D.A.P. ® Spray kann direkt auf die Schlafstelle, in die Transportbox, den Zwinger oder ins Autogesprüht werden. D.A.P. ® Spray sollte nicht direkt auf Tiere oder in die Nähe des Gesichtsgesprüht werden.Sonstige HinweiseWeitere Informationen:Pheromone sind tierartspezifisch. Daher ist kein Effekt auf andere Tiere als auf <strong>Hund</strong>e zuerwarten. D.A.P. ® ist kein Arzneimittel. Sollte Ihr <strong>Hund</strong> Anzeichen einer Krankheit zeigen,wenden Sie sich bitte an Ihren Tierarzt.D.A.P. gibt es auch als Halsband©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


3. Einsatz von ahrungsergänzungsmittelnDie Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln zielt entweder auf die Beeinflussung vonNeurotransmittern (Serotonin, Dopamin, Adrenalin/Noradrenalin, GABA) oder als Adaptogene.Ein Adaptogen ist eine alternativ-medizinische Bezeichnung für pflanzliche Zubereitungen, dieden Organismus helfen soll, sich an Stresssituationen anzupassen und einen positiven Effekt beiStress-induzierten Krankheiten ausüben.3.1 Wirkung auf eurotransmitter3.1.1 Centella asiatica(Ind.Wassernabel)Definition:Standardisierter Extrakt mit 20% Asiaticosiden und MadecassosidenWirkungsweise:Ein alkoholischer Extrakt der löslichen Anteile aus Pflanzenmaterial. aus dem Wassernabelförderte die Entwicklung und die Regeneration von Neuronen in einem Zellkulturexperiment.Außerdem haben Wassernabel-Extrakte, wie viele andere Beruhigungsmittel, über dieStimulation des GABA-System einen entspannenden Effekt. GABA ist ein für die Funktion desGehirns sehr wichtiger Botenstoff, der viele Funktionen und Regelkreise im Gehirn bremst.Verwendung:Insbesondere als Psychopharmakon, das bei der Behandlung von verschiedenen geistigenStörungen, darunter geistige Müdigkeit, Epilepsie und Hysterie verwendet wird und zusätzlichsoll das Niveau des Angstgefühls gesenkt werden.Centella asiatica wirkt entgiftend, entzündungshemmend, fiebersenkend, harntreibend undwundheilend. <strong>Der</strong> Indischer Wassernabel wird seit Jahrhunderten in der Ayurvedischen Medizinals Nerven- Tonikum Stärkungsmittel verwendet. Er soll die Meditation erleichtern und helfen,die linke und rechte Gehirnhälfte zu balancieren. Man sagt, der Wassernabel habe eineausgleichende und schlafanstoßende Wirkung. Ebenso verwendet man den Wassernabel gegenStress oder mentale Erschöpfung und zur Verbesserung der Gedächtnisleistung.3.1.2 Bacopa MonnieriDefinition:Bacopa monnieri ist ein ayurvedisches TonikumWirksame Inhaltsstoffe sind die als "Bacoside" bezeichneten Steroidsaponine wie z.B. BacosidA, welches die Gehirndurchblutung anregt und Bacosid B, das den Proteinstoffwechsel imGehirn fördert.©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Wirkungsweise:In Stresssituationen, verbunden mit Schlafmangel, ermöglicht die Einnahme von Bacopa, dieGlutamatkonzentrationen zu reduzieren und die GABA-Konzentrationen in verschiedenen Zonendes Gehirns zu erhöhen. Die Angstgefühle werden um ungefähr 20% reduziert und die mentaleMüdigkeit wird verringert. Die Serotoninwerte (ein hemmender Vermittlerstoff im Gehirn)werden erhöht.Es führt zu einer verbesserten Aufnahmefähigkeit und Speicherfähigkeit des Gedächtnisses undeine höherwertigere Reaktionsfähigkeit.3.1.3 Magnolia ExtraktDefinition:Wirksame Bestandteile aus dem Extrakt der Magnolie, das Honokiol und das MagnololWirkungsweise:Magnolol und Honokiol modulieren auf positive Weise die Aktivität von verschiedenenNeurotransmittern und tragen dazu bei, die Funktionalität des Gehirns zu normalisieren und zuschützenVerwendung:Sie lindern das Angstgefühl, innere Unruhe und Stress, ohne Schläfrigkeit hervorzurufen. DasHonokiol übt einen Anti-Angst Effekt aus während das Magnolol vielmehr antidepressiv wirkt,eine Verbindung aus einer angenehmen Ergänzung. In einer Tierstudie wurde das Honokiol mitDiazepam (ein bekannter Tranquilizer zur Behandlung von Angstzuständen) verglichen, und eshat eine ähnliche Wirksamkeit bewiesen, aber ohne die schmerzstillenden Nebenwirkungen einesMedikamentes aufzuweisen und ohne ein Abhängigkeitsgefühl zu schaffen.3.1.4 SuntheanineDefinition:Enthält die wirksame Form des L-TheaninsWirkungsweise:L-Theanin erhöht im Gehirn das Niveau von GABA (Gamma-Aminobuttersäure), einhemmender Neurotransmitter, der die Entspannung induziert und das Gefühl des Wohlbefindensbegünstigt. Das L-Theanin erhöht im Gehirn auch die Werte von Dopamin, der Neurotransmitterdes Vergnügens und der Belohnung, und von Serotonin, der hauptsächliche hemmendeNeurotransmitter, die in kritischen Situationen von Stress und Überarbeitung degradiert werden.©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Verwendung:geistige und körperliche Entspannung ohne Schläfrigkeit/Benommenheit3.1.5 PeptideaDefinition:Proteinhydrolysat aus Fisch.Wirkungsweise:Peptidea® ermöglicht es, in Stresssituationen, die Intensität der ACTH-Sekretion zu reduzierenund im Bereich des Gehirns eine Veränderung des Wertes von GABA (gamma-Aminobuttersäure) zu bewirken, die der ähnlich ist, die sich nach einer Injektion mitBenzodiazepin produziert, beobachtet wird. Im Gegensatz zu den Benzodiazepinen, übt dasPeptidea® eine Anti-Stress Wirkung aus, ohne einen schmerzstillenden Effekt zu besitzen unddie Tieren behalten so während ihrer Behandlung <strong>all</strong>e ihre Anpassungsfähigkeiten.Verwendung:Lindert wirksam Müdigkeit, Angstgefühle und Depression, die durch den Stress hervorgerufenwerden.3.1.6 ReloraDefinition:patentierter Komplex aus spezifischen Extrakten aus Phellodendron amurense und aus MagnoliaofficinalisWirkungsweiseRegulation der Kortisolwerte, ein Hormon, das durch die Drüse der Nebennierenrinde inStressreaktionen produziert wird.Verwendung:©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Linderung von Stress Angst, Panikattaken und zur Reduzierung von Muskelspannungen .Relora® wurde entwickelt, um die Angstsymptome, wie Sorgen, Reizbarkeit, Erregung, Zweifel,Wut, krankhafte Muskelzuckungen und Heiβhunger zu kontrollieren, ohne die gewöhnlichenNebenwirkungen der Tranquilizer, wie die Benommenheit, hervorzurufen.3.1.7 PhytomindDefinition:Neurostimulierende Produktformel mit Phenylethylamin (PEA)Wirkungsweise:Das biogene Amin Phenethylamin als Stammsubstanz der Katecholamine und vielerH<strong>all</strong>uzinogene wird mit dem Entstehen von Lust- und Glücksempfindungen in Verbindunggebracht. Das PEA ist ein endogenes Neuroamin ,dass die Aufmerksamkeit und die Aktivität desGehirns erhöht, und die Depressionen bei 60% der Patienten, wie das Prozac(ein Serotonin-Wiederaufnahmehemmer), aber ohne Kontraindikationen oder Nebenwirkungen, mindert.PhytoMind enthält auch verschiedene andere Phytonährstoffe, die mit dem PEA synergetischsind:• <strong>Der</strong> an L-DOPA standardisierte Mucuna pruriens (Juckbohne) Extrakt besitzt bewieseneantidepressive, angstbewältigende und neurostimulierende Effekte. Er ist eine direkteVorstufe des Dopamins, dem Neurotransmitter für Belohnung und Vergnügen• <strong>Der</strong> Bacopa monnieri (Kleines Fettblatt) Extrakt hat eine einflußreiche und bewieseneWirkung auf die Speicherfähigkeiten (Erwerb und Speicherung von Kenntnissen), dieKlarheit des Geistes, die Reaktionsgeschwindigkeit und die Lernfähigkeit.• <strong>Der</strong> Ginkgo biloba Extrakt verbessert die Blutzirkulation und die zerebrale Oxigenierung,und er ist ein wirkungsvolles Antioxidans, dass Bestandteil von zahlreichen Studien war.• <strong>Der</strong> Eleutherokokk Extrakt (Siberischer Ginseng) ist ein adrenergisches Adaptogen, dassdie Resistenz gegenüber Stress, körperlichen Anstrengungen und extremen Konditionenbegünstigt.3.1.8 SAM-e(S-Adenosylmethionin-e)Definition:Das S-Adenosylmethionin (SAM-e) ist eine Verbindung, die auf natürliche Weise imOrganismus vorkommt, wo sie den Methylationsprozeβ, durch den die Methylgruppen (einKohlenstoffatom und drei Wasserstoffatome) von einem Molekül zum anderen transferiertwerden, begünstigt. Die Methylation ist für zahlreiche enzymatische Prozesse unerläβlich .©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


Wirkungsweise:Das SAMe wird bei der Bildung von Neurotransmittern, der Bildung von Phospholipiden wiePhosphatidylcholin oder Phosphatidylserin (PS) und der Bildung von Melatonin verwendet. Esweist ebenf<strong>all</strong>s positive heilbringende Effekte auf die Neuronenmembranen auf. Es erhöht dieFluidität der Zellmembranen und verbessert die Neurotransmissionen, indem es die Anzahl derRezeptoren der verfügbaren Neurotransmitter erhöht.Schließlich verbessert das SAMe die Bindungen der Neurotransmitter an die Rezeptorstellen,indem es die Aktivität von Serotonin und Dopamin erhöht.Verwendung:Unter anderem ermöglicht es das SAM-e, auf natürliche Weise Depressionen ohneNebenwirkungen, besser und schnellerer als mit herkömmlichen Antidepressiva zu behandeln.Das SAM-e erhöht gleichzeitig die Werte von verschiedenen Neurotransmittern, die beiPatienten, die aufgrund von Depressionen behandelt werden, abgeschwächt sind.3.1.9 AFA-ExtraktDefinition:Das Aphanizomenon flos-aquae (AFA) ist eine blaugrüne Alge,<strong>Der</strong> Extrakt aus AFA, der durch eine spezifische und patentierte Extraktionsmethode gewonnenwird, enthält eine bedeutende Menge an Phenylethylamin (PEA).s.Phytomind3.1.10 PicamilonDefinition:Es ist eine Verbindung aus Niacin (Vitamin B3) und aus Gamma-Aminobuttersäure (GABA).Wirkungsweise:s. GABAVerwendung:Nutrazeutikum mit gleichzeitig beruhigender und stimulierender Wirkung.Picamilon hat eine beruhigende Wirkung, ohne dabei zu Muskelerschlaffung, Schläfrigkeit oderApathie zu führen. Außerdem hat es eine psychostimulierende Wirkungen, um nachÜberarbeitung die körperliche und geistige Arbeitsfähigkeit wieder zu erlangen. Daneben findet©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


es Verwendung bei der Bewältigung von Angst, erhöhter Reizbarkeit und verschiedenen neuropsychologischenErkrankungen3.2 Wirkung als Adaptogene3.2.1 Schizandra senensisDefinition:Extrakt 10:1 standardisiert an 9% Schizandrin.Wirkungsweise:Die Schizandra ernährt die Nieren: sie stimuliert die Aktivität der Nebennierenrinden undermöglicht ist, wirksam gegen chronische Müdigkeit zu kämpfen, indem sie dieEnergieproduktion in ihrer Quelle stimuliert.AnwendungSie ist ein Adaptogen, das die Fähigkeit des Organismus, dem Streβ zu widerstehen, erhöht.3.2.2 Rhodiola roseaDefinition:Standardisierter Extrakt, der 3% Rosavin und ungefähr 1% Salidroside aufweist.Wirkungsweise:Es wurde nachgewiesen, dass die Rhodiola Rosea es ermöglicht, die Konzentration vonverschiedenen Metaboliten, die durch den Stress im Organismus verursacht werden,insbesondere das CRF (Corticotropin Releasing Factor), das die mentale Müdigkeit undBeschwerden der sexuellen Funktion erhöht, zu reduzieren.Anwendung:Man betrachtet die Rhodiola Rosea seitdem als eines der ersten Adaptogene (Substanzen, die im<strong>all</strong>gemeinen und nicht spezifisch die Widerstandskraft des Organismus gegenüber verschiedenenFormen von Stress, die ihn beeinträchtigen, erhöhen), dass das gleiche Niveau wie Ginseng,Eleutherokokk und Ashvaganda (indischer Ginseng) besitzt. Nach Einnahme verbessern sichdeutlich die kognitiven Leistungsfähigkeiten (Gedächtnis, Kopfrechnen, Konzentration, visuelleund auditive Wahrnehmung) trotz Stress und Müdigkeit.©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


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Überblick über Wirkung zur Behandlung Angst (VERSUCH!!!)1. Wirkung auf GABA-System (Erhöhung GABA-Spiegel bzw.- Benzodiazepine- Centella asiatica- Bacopa Monnieri- Suntheanin- Peptidea2. Wirkung auf Dopamin2.1 durch Hemmung von Synthese in oradrenalin- Benzodiazepine2.2 Hemmung Abbau- MAO-B-Hemmer2.3 durch Wirkung auf Rezeptor ( Hemmung )- euroleptika- Buspiron2.4 Förderung Aufbau durch Anreicherung Vorstufen- Phytomind- AFA-Extrakt3. Wirkung auf Serotonin3.1 Hemmung Freisetzung- Buspiron3.2 Hemmung Abbau- MAO-B Hemmer3.3 Steigerung Konzentration durch Serotonin-Wiederaufnahmehemmung- Fluoxetin©Monika Kaltner-Muschkiet 2009


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