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Ausgabe 01/13 - Wirtschaftsjournal

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Special intec/Z 2<strong>01</strong>3Wachstum und unternehmerischeUnabhängigkeitInterview mit Wolfgang Genczler, Regionaldirektorder Merkur Bank KGaA für Sachsen und Thüringenzur Frage, wie Unternehmer ihr Wachstum erfolgreichfinanzieren.WJ: Unterschiedliche Wirtschaftsprognosen odergeringe Wachstumsperspektiven lassen manchenUnternehmer zögern, Investitionsentscheidungenzu treffen. Wie sehen Sie das?Wolfgang Genczler: Wir können uns in diese Thematiksehr gut hineinversetzen. Als mittelständisches Unternehmen,das in fünfundzwanzig Jahren von zehn auf 185 Mitarbeiterngewachsen ist, müssen wir uns diese Fragen nahezutäglich selbst beantworten. So wissen wir auch, dassZögern meist nicht die Sache eines Unternehmers ist.WJ: Sie meinen also, dass ein Unternehmer ständigInvestitionsentscheidungen trifft?Wolfgang Genczler: Ja, genau. Zum einen die Investitionen,die der Fokussierung oder der Steigerung der Rentabilitätdes bestehenden Betriebes dienen. Zum anderendie Investitionen, die das Wachstum – neue Märkte zuerschließen, die Wertschöpfungstiefe auszubauen oder dieProduktpalette zu erweitern – ermöglichen. Hier finden sieunterschiedlichste Produktlösungen vielfältiger Anbieter,von öffentlichen Förderinstituten bis zu Spezialanbieternaus Leasing, Factoring, oder private equity. Kurz gesagt: AnProdukten und Anbietern mangelt es hier nicht.WJ: Wo liegt die Komplexität der Wachstumsfinanzierung?Wolfgang Genczler: Generell ändern sich im Rahmeneiner Wachstumsfinanzierung strukturelle Kennzahlen derBilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung. Diese Änderungenhaben in der Regel sogar negative Auswirkungenfür die Folgejahre – Stichwort Bilanzverlängerung. Diesekann zu rein rechnerischen Effekten führen wie einer sinkendenEigenkapitalquote, einem reduzierten Anlagen -deckungsgrad oder einer erhöhten Zinsaufwandsquote inder GuV. Diese Veränderungen sind demnach zunächst vollkommenlogisch. Wie sich die Betrachtungsweise ändernkann, hat mancher Unternehmer sicherlich schon in denRatinggesprächen der Folgejahre erleben müssen.WJ: Was leisten Sie als Finanzierungspartner, umdies zu vermeiden?Wolfgang Genczler: Der beratungstechnische Schlüsselheißt bei uns: Erstellung von „Planbilanzen nach Investition“,auf deren Basis die Auswirkungen im Rating bereitsvor der finalen Investitionsentscheidung simuliert werden.Dieser Ansatz verhindert mögliche teure Nachfinanzierungenoder Konditionsverschlechterungen laufender Kontokorrent-Linienin den Folgejahren. In einer qualitativen Beratungdarf also nicht nur die Investition isoliert, sondern esmuss die gesamte Finanzierungsstruktur des Unternehmensbetrachtet werden, um insbesondere die Liquiditätssituationim Auge zu behalten.WJ: Liegt darin auch automatisch die Gefahr einersteigenden Abhängigkeit des Unternehmers vomeinzelnen Finanzierungspartner?Wolfgang Genczler: Ganz klar: fehlende Liquiditätsspielräumesind ihre Achillesferse. Auf diese ist damit in derWachstumsphase besonders zu achten. Bauen sie die Wertschöpfungstiefeaus oder erschließen neue Märkte, führtdies zu zusätzlicher Kapitalbindung und dadurch auch zueiner weiteren Liquiditätsbelastung.WJ: Wo liegen ihre Lösungsansätze für ein „liquiditätsschonendes“Wachstum?Wolfgang Genczler: Investitionsfinanzierung geht immereinher mit der Finanzierung des Umlaufvermögens. Hiersehe ich oft in der Praxis, dass dies über Kontokorrentlinienerfolgt. Dies bewerte ich als kritisch. Mein Ansatz ist, hiermittel- bzw. langfristig diesen Bedarf mitzufinanzieren:dadurch wird die kurzfristige Liquidität entlastet, Bilanzkontinuitätsichergestellt und Kennzahlen wie der Anlagedeckungsgradkönnen sogar verbessert werden. Statt einerdrohenden Ratingverschlechterung kann der Unternehmerdamit sogar positive Effekte erzielen.Das Gespräch führte Wolfgang BaltzerKontinuität und stets denBlick über den TellerrandhinausZur Person:Wolfgang Genczler (51) ist seitüber 15 Jahren in leitender Funktionbei der Merkur Bank KGaAtätig. Wichtig ist ihm in diesermittelständischen und inhabergeführtenBank eine langfristigeZusammenarbeit auf Augenhöhemit den Unternehmern. Dieseergibt sich aus einer Kombinationvon fundierten regionalen Marktkenntnissenmit weitreichendenGestaltungsspielräumen vor Ort.Er vertritt das Haus in diversenGremien, u. a. als Mitglied derVollversammlung der IHK Sachsenund gewähltes Mitglied derenFinanzausschusses. Er ist starkvernetzt und verwurzelt in denRegionen Sachsen und Thüringen.Seit 2<strong>01</strong>2 hat er die Verantwortungfür die Region Thüringenübernommen. Sein Verantwortungsbereichdeckt damit dieprosperierenden Regionen anAutobahnen A72 und A4 ab.36 <strong>Wirtschaftsjournal</strong> | Januar 2<strong>01</strong>3

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