Praxisteil - Bundesverband Seniorentanz eV
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Das Tanzen im Sitzen wird nach Ansicht<br />
vieler Tanzleiter auch in Pflegeheimen<br />
immer beliebter. Doch<br />
lässt sich diese Entwicklung objektiv<br />
belegen? In wie vielen Pflegeheimen<br />
ist das Tanzen im Sitzen (TiS) überhaupt<br />
bekannt und wird als Angebot<br />
zur Aktivierung, Tagesstrukturierung<br />
und Gesundheitsförderung<br />
angewandt? Wie viele Personen<br />
nehmen an den Tanzgruppen teil<br />
und wer führt das Tanzen im Sitzen<br />
durch?<br />
Diesen und anderen Fragen ging<br />
Katrin Runge, Studentin der Alice<br />
Salomon Hochschule Berlin –Studiengang<br />
Ergotherapie- in Ihrer Bachelorarbeit<br />
nach.<br />
Dazu führte sie 2010 eine Befragung<br />
in jedem zweiten Berliner Pflegeheim<br />
mit mehr als 50 Pflegeplätzen<br />
durch, an der sich Pflegedienstleiter,<br />
Therapeuten oder Sozialarbeiter<br />
aus insgesamt 105 verschiedenen<br />
Einrichtungen beteiligten.<br />
Im Ergebnis der Studie wurde deutlich:<br />
Das Tanzen im Sitzen war in<br />
fast allen Berliner Pflegeheimen<br />
(96%) bekannt und wurde bereits<br />
in 66 (63 %) der befragten Heime<br />
erfolgreich in die praktische Arbeit<br />
integriert. In 45 % der Einrichtungen<br />
fand das Tanzen im Sitzen<br />
„Sich regen<br />
bringt Segen“<br />
TiS als ergotherapeutisches<br />
Angebot im Pflegeheim<br />
einmal wöchentlich statt. Zweimal<br />
wöchentlich in 10 % und in unregelmäßigen<br />
Abständen (5 x wöchentlich<br />
bis 1 x im Monat) in 30 Heimen<br />
(45 %). An den Gruppen nahmen<br />
jeweils 10 – 15 Heimbewohner teil<br />
(52 %). Bis zu 10 Teilnehmer in 27%,<br />
15- 20 Teilnehmer in 12 % mehr als<br />
20 Teilnehmern in 9 % der Fälle. In<br />
25 von 66 Heimen (38%) wenden<br />
Ergotherapeuten das TiS an. Sie<br />
wurden von der Gruppe „sonstige<br />
Mitarbeiter“ (42%) übertroffen. Zu<br />
diesen Mitarbeitern zählten vor<br />
allem Alltagsbetreuer nach § 87 b,<br />
Abs.3 SGB XI, aber auch ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter, Kunsttherapeuten,<br />
Physiotherapeuten, Tanzlehrer oder<br />
Heilpraktiker. Über ein Zertifikat<br />
als Tanzleiter für Tanzen im Sitzen<br />
verfügten davon lediglich 13 Gruppenleiter<br />
(20 %). Auf die Frage nach<br />
ihren Erfahrungen mit dem Tanzen<br />
im Sitzen äußerten sich über 95 %<br />
der Befragten ausschließlich positiv.<br />
Die Aussagen reichten von: „Kommt<br />
sehr gut an“ (18 Nennungen), „sehr<br />
gute Erfahrungen“ (12 x) über „positive<br />
bzw. gute Erfahrungen“ (10<br />
x) bis zu „macht Spaß“ oder „gute<br />
Stimmung“ (12 x). Auch Begriffe wie<br />
„Lebensfreude“, „wunderbare Methode“,<br />
„phantastische Sache“ wurden<br />
Interessantes 33<br />
von den Mitarbeitern genannt.<br />
Nach den Resultaten der Studie<br />
bleibt zu wünschen, dass sich das<br />
Tanzen im Sitzen als Angebot in<br />
Pflegeheimen auch im Rahmen<br />
der Ergotherapie noch weiter etabliert.<br />
Denn das Tanzen im Sitzen<br />
als gezieltes Betätigungs- und<br />
Aktivierungsangebot kann einer<br />
unnötigen Verschlechterung des<br />
Gesundheitszustandes und höherer<br />
Pflegebedürftigkeit durch Inaktivität<br />
und fehlende Bewegungsmöglichkeiten<br />
entgegenwirken. Es<br />
kann verbliebene Fähigkeiten der<br />
Heimbewohner fördern, ihren Alltag<br />
strukturieren, den Aufbau und<br />
die Pflege zwischenmenschlicher<br />
Beziehungen unterstützen und die<br />
Lebensqualität und das Wohlbefinden<br />
positiv beeinflussen. Ganz im<br />
Sinn des alten Sprichwortes:<br />
„Sich (tanzend) regen, bringt<br />
(wirklich) Segen!“<br />
Autorin: Katrin Runge<br />
Ergotherapeutin B.Sc.<br />
Diakoniestiftung Lazarus<br />
Bernauer Str. 115-118, 13355 Berlin<br />
tis.runge.katrin@gmx.de<br />
Senioren tanzen 02/2011