22Aus den Arbeitskreisen | Meine Meinung„<strong>Dresden</strong> braucht Europa! Wie viel Europa vertragen wir?“Diskussionsrunde mit Herman Winkler und Detlef SittelThomas WeszDer Arbeitskreis Europa PLUS der <strong>CDU</strong> <strong>Dresden</strong>hat es sich zum Ziel gesetzt, <strong>die</strong> positivenAspekte der Europäischen Einigung stärker indas öffentliche Bewusstsein zu rücken und <strong>die</strong><strong>CDU</strong> als Europapartei zu positionieren.Dem <strong>die</strong>nte eine Diskussionsrunde am 25. November2013. Im Rahmen der Reihe „<strong>Dresden</strong>in Europa – Europa in <strong>Dresden</strong>“ begrüßte der<strong>CDU</strong>-Kreisvorsitzende Christian HartmannMdL als fachkundige Referenten den EuropaabgeordnetenHermann Winkler und denZweiten Bürgermeister der Landeshauptstadt<strong>Dresden</strong> Detlef Sittel im Palitzschhof. Moderiertwurde der Abend vom Landtagsabgeordnetenund Arbeitskreisvorsitzenden MartinModschiedler. Hermann Winkler begann denAbend mit einem Kurzreferat. Er wies daraufhin,dass seit 1991 15 Milliarden € von Brüsselnach Sachsen geflossen sind. Unabhängig vonden monetären Dingen ist Europa für Winkleraber immer auch eine Werte- und Solidargemeinschaft.Daraus folgend soll sich <strong>die</strong> EuropäischeUnion auch verstärkt auf <strong>die</strong> großenund nur gemeinsam zu lösenden Aufgabenwie z. B. <strong>die</strong> Flüchtlings-, Asylproblematik undEnergieversorgung kümmern. Ölkännchen aufRestauranttischen oder ein Plastiktütenverbotmuss nicht in Brüssel geklärt werden. Die Bürokratiemuss weiter zurückgeführt werden.Die Arbeitsgruppe von Edmund Stoiber leistethier hervorragende Arbeit.Bürgermeister Detlef Sittel verwies in seinemImpulsreferat auf <strong>die</strong> inzwischen gutegrenzübergreifende Zusammenarbeit z. B. imBereich des Hochwasserschutzes und bzw.Kooperationen während der Hochwasserkatastrophe.Hier werde Europa konkret. DasHaus Europa, so ein Bild Helmut Kohls, stehefür Freiheit und Frieden und sei ein weltweitbewundertes Erfolgsmodell. Sittel forderte,dass europäische Richtlinien nur eins zu einsumgesetzt werden sollen und in Deutschlandund Sachsen nicht noch zusätzlich verschärftwerden dürften. In <strong>Dresden</strong> müsse insbesondere<strong>die</strong> Fremdsprachenkompetenz der Menschenverbessert werden.Die anschließende Diskussionsrunde war sehrintensiv. Es wurden vorrangig Probleme desEuros, <strong>die</strong> Regulierungswut der EU, <strong>die</strong> Energieversorgungund <strong>die</strong> Innere Sicherheit thematisiert.Dabei konnten einige Vorurteileabgeräumt werden, wenn auch eine gewisseGrundskepsis gegenüber Europa blieb. Leiderwaren der Einladung etwas mehr als zwanzigGäste gefolgt, vielleicht auch ein Zeichen dafür,dass das Thema Europa derzeit nicht besonderspopulär ist.Fazit des Abends: Die Europäische Einigungist ein einmaliger Prozess, der Europa Frieden,Freiheit und Wohlstand gebracht hat. Die EUist besser als ihr Ruf. Aber <strong>die</strong> EU muss Überregulierungenbeenden, sich auf ihre Kernaufgabenkonzentrieren und ihre Erfolge besserkommunizieren.Als Ergebnis wurde vereinbart, zum Thema InnereSicherheit und grenzübergreifende Zusammenarbeitein Europaforum 2014 zu organisieren.tw@martin-modschiedler.de<strong>Dresden</strong> EU-Gewinnler?Walter RoggeIm letzten Monat fand in Prohlis im Pahlitzsch-Hof eine Gesprächsrunde u. a. mit dem EuropaabgeordnetenHerrmann Winkler statt. Dablieb Grundsätzliches offen. Dazu <strong>die</strong>se Anmerkungen.Es sind nicht so ohne weiteres Gelder vonBrüssel nach <strong>Dresden</strong> geflossen. Vorher sinderst einmal welche von Berlin nach Brüsselgeflossen, damit Brüssel überhaupt wasauch nach Deutschland ausreichen kann. Dabeigilt freilich: Deutschlands Nettozahlungen(also mehr rein als raus, der Verf.) belaufensich seit Beginn der neunziger Jahre auf 170,6Milliarden Euro. … Zählt man weitere Zahlungenhinzu, etwa Zolleinnahmen und andere Abgaben,<strong>die</strong> an Brüssel abgeführt werden, lag <strong>die</strong>Nettobelastung Deutschlands seit der Wiedervereinigungnoch deutlich höher: bei über 200Milliarden Euro. … In heutigen Preisen belau-fen sich <strong>die</strong> deutschen Nettobelastungen seit1991 auf fast 250 Milliarden Euro (nach derFAZ vom 10.02.2013). Entsprechend dem Bevölkerungsanteilvon <strong>Dresden</strong> an der gesamtdeutschenBevölkerung (0,5 Mio. zu 80 Mio.)herunter gebrochen, würden sich <strong>die</strong> Mittel,<strong>die</strong> <strong>Dresden</strong> auf <strong>die</strong>se abstrakte Weise zurVerfügung gestanden hätten, auf ca. 71 Mio.Euro jährlich belaufen. Umgekehrt beliefensich <strong>die</strong> aus Brüssel nach <strong>Dresden</strong> geflossenenMittel insgesamt auf rund 1,6 Mrd. Euro, dassind jährlich etwa 72 Mio. (nach DNN-Onlinevom 16.07.2013 unter Berufung auf das sächsischeWirtschaftsministerium). Für <strong>Dresden</strong>geht der abstrakt vorgenommene VergleichEin- und Auszahlungen praktisch pari pari aus.Zukünftig zählt <strong>Dresden</strong> aber nicht mehr zuden besonders förderwürdigen Regionen, sodass <strong>Dresden</strong> über Deutschland dann – wiederabstrakt gesehen – mehr einzahlen alszurückbekommen wird. So wie das für ganzDeutschland gilt, wird <strong>Dresden</strong> zukünftig also„abstrakter“ Nettozahler.Bei solchen Millionensummen verliert manschnell das Gefühl, wie viel ist denn das eigentlich.Bei einem Haushalt der Landeshauptstadt<strong>Dresden</strong> von über 1 Mrd. Euro machen<strong>die</strong>se Beträge von jeweils gut 70 Mio.Euro aber deutlich weniger als 10% aus. DieMittel aus Brüssel (und <strong>die</strong> abstrakt aus <strong>Dresden</strong>nach Brüssel transferierten Summen) sindalso im Vergleich zum Haushalt der Landeshauptstadt<strong>Dresden</strong> nicht übermäßig hoch.Wenn man sich vergegenwärtigt, dass der EU-Haushalt 2013 weniger als 50% des HaushaltesDeutschlands ausmacht, dann darf mangenerell sagen, <strong>die</strong> Bürokratie in Brüssel verfügtnicht über so viel Verteilungsmasse.Die DRESDNER UNION · Dezember '13 / Januar '14
Aus den Ortsverbänden23Alle <strong>die</strong>, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Brüsseler Bürokratieschimpfen, sollten in <strong>die</strong>sem Sinn <strong>die</strong> Kirchealso im Dorf lassen.Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund gilt umso mehr, dasdas eigentliche gegenwärtige Problem der EUaber <strong>die</strong> Krise des Euro ist. Und das wohl nochlänger. Die Lösung <strong>die</strong>ser Krise ist das A undO für <strong>die</strong> EU, weil alle sonstigen Problememit <strong>die</strong>ser Krise in Verbindung stehen odergebracht werden. Dazu gehört auch <strong>die</strong> obendargestellte Problematik. Zahlen wir unanhängigvon der absoluten oder relativen Höhe derMittel zu viel ein oder nicht? Und was wird mit<strong>die</strong>sem Geld eigentlich gemacht?Wer Dankbarkeit und Solidarität durchaus fürpolitische Kategorien hält, dem kann <strong>die</strong> EUnicht gleichgültig sein. Müssen wir nicht wirklichdankbar sein, dass beginnend mit der großenZüricher-Rede Churchills 1946 <strong>die</strong> FeindeDeutschlands <strong>die</strong>sem bald nach dem Ende desgroßen Weltkrieges <strong>die</strong> Hände reichten. Sichernicht ganz ohne dem Gedanken, schonan Saale und Elbe eine Panzersperre zu haben.Aber <strong>die</strong> großen Männer der jüngerenGeschichte Frankreichs und Deutschlandsihren Völkern eine Vision gegeben, dass esauch ohne Krieg zwischen unseren Völkerngeht und am besten mit einer europäischenVölkergemeinschaft als einem Rechtsinstitut.Warum sollte nach der Völkerschlacht L.,dem Deutsch-Französischen Krieg 70/71 undden beiden Weltkriegen mit der Folge der TeilungEuropas bis 1989 jetzt schon alles in Buttersein? Wer annimmt, dass sich schon nach24 Jahren einem Europa ohne eisernen Vorhang<strong>die</strong> europäische Vielfalt konfliktfrei ineine EU-Staatengemeinschaft einbindet, istein Phantast. Bis jetzt ist das Geld Deutschlandsin Europa doch gut eingesetzt, finde ich.Natürlich kann ich mich auch irren. Einen Versuchwar es aber allemal wert.Autoklau in <strong>Dresden</strong> – Was tun Polizei undAutomobilindustrie für <strong>die</strong> Sicherheit?3. Wirtschaftsgespräch mit Innenminister Markus Ulbig Alexander LiebingWas kann gegen den Auto<strong>die</strong>bstahl in <strong>Dresden</strong>und Umgebung getan werden? Welche Maßnahmenkann <strong>die</strong> Polizei, welche <strong>die</strong> Automobilindustrieergreifen? Was sind <strong>die</strong> Ursachenfür den hohen Kfz-Diebstahl in unserer Region?Um <strong>die</strong>se Fragen zu diskutieren, hatten der<strong>CDU</strong>-Ortsverband Dresdner Südosten und derLandtagsabgeordnete Christian Piwarz zum 3.Wirtschaftsgespräch in <strong>die</strong> Glöckner Autoweltgeladen. Mehr als 50 interessierte Gäste, darunterzahlreiche lokale Unternehmer, folgtender Einladung. Als Referenten begrüßteChristian Piwarz den Sächsischen InnenministerMarkus Ulbig, den Präsidenten der Handwerkskammer<strong>Dresden</strong> Dr. Jörg Dittrich sowieden Gastgeber und Geschäftsführer derGlöckner Autowelt Adrian Glöckner. Zudemstand auch der Dresdner Polizeipräsident DieterKroll für <strong>die</strong> Diskussion als Gesprächspartnerzur Verfügung.Nach den einführenden Worten von ChristianPiwarz führte Markus Ulbig aus Sicht von Politikund Polizei in <strong>die</strong> Problematik ein. Für <strong>die</strong>vergleichsweise hohe Diebstahlsquote in <strong>Dresden</strong>sei <strong>die</strong> hohe Verfügbarkeit bevorzugterModelle, das geringe Entdeckungsrisiko durch<strong>die</strong> Anonymität der Großstadt und insbesondere<strong>die</strong> Lage im Dreiländereck mit hervorragenderAutobahnanbindung ursächlich. Dementsprechend hat <strong>die</strong> Polizei ihre Kontrollenverstärkt, um so größeren Druck auf <strong>die</strong> Täterauszuüben. Aber allein durch <strong>die</strong> verstärktenKontrollmaßnahmen der Polizei, so auchder Dresdner Polizeipräsident Dieter Kroll inseinen Ausführungen, kann kein wirksamerDiebstahlschutz erfolgen. Dies sei nur möglich,wenn Eigentümer wie auch <strong>die</strong> Autoindustriedurch Selbstvorsorge und technische Weiterentwicklungenneue wie bestehende Möglichkeitenzum Schutz vor Diebstahl ausschöpfen.Die Referenten waren sich insofern einig, dassvor allem eine verstärkte Sensibilisierung fürPräventionsmaßnahmen erfolgen muss.Für eine schnelle Aufklärung im Schadenfallkonnte der Innenminister auf eine Vielzahl anMaßnahmen sowohl auf nationaler wie auchinternationaler Ebene verweisen. Hervorzuhebenist hier der durch BundesinnenministerFriedrich initiierte „Hofer Dialog“. Die gemeinsamenFahndungsgruppen „Neiße“ und „Elbe“,in denen deutsche Polizeibeamte gemeinsammit ihren tschechischen und polnischen Kollegengrenzübergreifend ermitteln, haben ersteErfolge bei der Bekämpfung und Aufklärung erzielt.Dr. Dittrich erörterte aus Sicht des Handwerks,dass insbesondere in den grenznahenRegionen der Diebstahl von Firmenfahrzeugenein großes Problem darstellt und man sich neueMöglichkeiten der Sicherung wünscht, darunter<strong>die</strong> Fortführung der gestarteten gemeinsamenGespräche mit der Polizei im Rahmen derSicherheitsstammtische.Aufgrund der immer kürzeren Zeiten, <strong>die</strong> füreinen erfolgreichen Diebstahl benötigt werden,seien wieder mechanische Diebstahlsicherungengefragt, da hierdurch <strong>die</strong> benötigteZeit für den Diebstahl so weit erhöht werdenkann, dass von dem Zielfahrzeug abgelassenwird. Zudem plä<strong>die</strong>rten <strong>die</strong> Diskussionsteilnehmerfür <strong>die</strong> Nutzung vorhandener technischerMöglichkeiten für den Diebstahlschutz und <strong>die</strong>Verfolgung gestohlener Fahrzeuge. Im Rahmender Diskussion um <strong>die</strong> technischen Möglichkeitenwurden <strong>die</strong> Bemühungen der Automobilindustriezur Schaffung nachhaltiger Diebstahlsicherungenvereinzelt als unzureichendkritisiert. Auch <strong>die</strong> Versicherungswirtschaftmüsse mehr in <strong>die</strong> Verantwortung genommenwerden, so <strong>die</strong> Diskussionsteilnehmer. Als Vorschlagwurde <strong>die</strong> Schaffung von Prämienanreizenfür <strong>die</strong> Anschaffung besonderer Sicherheitsausstattungenins Gespräch gebracht.Gegen Ende der Diskussion kam verstärkt <strong>die</strong>Frage nach der Überwachung neuralgischerPunkte auf. Innenminister Ulbig sprach sichdabei klar für eine Videoüberwachung polizeibekannterProblembereiche aus.Dies war nur eine von vielen Fragen, <strong>die</strong> weiterhindiskutiert werden müssen, aber sie istgewichtig, da sie eine (erneute) generelle Diskussionüber das Verhältnis von Freiheit und(gefühlter) Sicherheit verlangt.Als Fazit kann festgehalten werden, dass nurüber eine intensive Kommunikation unter allenBeteiligten <strong>die</strong> nächsten nachhaltigen Schrittezur Lösung des Problems gegangen werdenkönnen. Automobilindustrie und Versicherungswirtschaftmüssen dafür in den Dialogmit Unternehmern und Polizei treten. StrittigeFragen wie <strong>die</strong> Videoüberwachung dürfen dabeikein Tabu sein, müssen aber im Verhältniszur persönlichen Freiheit abgewogen werden.Diesen Diskussionsprozess muss <strong>die</strong> Politik vorallem moderierend begleiten und Einfluss auf<strong>die</strong> handelnden Partner nehmen.Die DRESDNER UNION · Dezember '13 / Januar '14