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Aktuelle Ausgabe - Strahlen des Lichts

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findungsleib projiziert, dann ziehtes Empfindungsstoff an sich unddie individuell entwickelte Seeleempfindet dann, je nach ihrer Veranlagung,gefühlsmäßig, einen vielweitergehenden Sinneseindruck.Manchmal stößt man aber auf derSuche nach der Herkunft der primärenKennzeichnung von Bergformationenusw. auch auf mythisch-sagenhafteUrsprünge. Vonden Griechen ist ja bekannt, dasssie die Helden ihrer Sagen, Götterund Heldengeister zur Unsterblichkeitals Sternbilder an den Himmelerhoben haben. Andere Völker mögendies vielleicht aus der gleichenAbsicht im Blickfeld auf die Erdegetan haben.Auf dem Jungfrauenjoch lag fürdie Jahreszeit (Ende Juni) nochviel Schnee. Die mir von früher herbekannten Wanderwege lagen allenoch tief unter dem Schnee. Eswar daher Vorsicht geboten, dennauf der einen Seite <strong>des</strong> Grates ginges über tausend Meter in die Tiefeund auf der anderen Seite hunderteMeter tief auf den Aletschgletscherhinunter, der mit seiner Längevon 19 km der längste Eisstromder Alpen ist. Das mit Seilen abgesicherteJungfraujoch-Plateau botjedoch einen idealen Rastplatz inder Nachmittagssonne, mit einemherrlichen Rundblick über die photogeneHochgeborgslandschaft derViertausender.„Doch mit <strong>des</strong> Geschickes Mächtenist kein ewiger Bund zu flechten,und das Unglück schreitetschnell“, heißt es im „Lied von derGlocke“. In den Bergen kann mandas vom Wetter sagen. Mitten ausheiterem Himmel wälzten sich,aus der Tiefe kommend, riesigeNebelschwaden heran, die im Nudie ganze Gegend verdeckten; dieSonne erschien wie in einem nebligen<strong>Strahlen</strong>kranz, so wie es in der„Kosmokonzeption“ als in der AtlantischenEpoche geschildert ist. Eineisiger Sturm trieb heulend Schneemassenvor sich her, hinunter aufdas Gletscherfeld; es war das „Hojo-to-ho“,der Schlachtruf der Luftgeisterin dem entbrannten Kampfder Sylphen und Undinen. Da hießes, schleunigst Fersengeld gebenund in die schützenden Räume <strong>des</strong>Berghotels zu flüchten, von wo ausman in aller Ruhe das Austoben <strong>des</strong>Wettereinbruches abwarten unddurch die großen Glasscheiben <strong>des</strong>Hotelfoyers beobachten konnte.Die Sonne war schon ziemlich tiefin den abendlichen Himmel hinabgesunken,als das Wetter sich wiederaufhellte. Sie hatte die ganzeGebirgsszenerie mit einem leichtrosigen <strong>Lichts</strong>chein überzogen, dersich von Minute zu Minute änderte.Die Schatten auf dem Gletscherfeldwurden immer länger, einzelneFelsspitzen standen noch, wie Pylone,hellerleuchtet von der untergehendenSonne, deren Schein inden Tälern schon längst dem heranrückendennächtlichen Schattengewichen war.Und nun entfaltete sich hier oben aufder Höhe ein farbiges Lichterspiel,das auch das abgestumpftesteGemüt in seinen Zauber hätte ziehenmüssen. Die Farbe <strong>des</strong> Himmelswechselte vom violetten Rosain ein blaugrünes Violett mit derkaum merkbaren Spur eines gelbenSchimmers, der sich am Horizont ineinen lichtblauen Streifen auflöste.Das weite Gletscherfeld war vondiesem gelben Glast überzogen,in den sich strichweise graubrauneTönungen mischten, deren Wechseldas Schneefeld wie in eine rhythmischschwingende Bewegung versetzterscheinen ließ.Langsam krochen diese Schattenfelder<strong>des</strong> Gletschers zu den Firnrändernhinauf, um sich an dennackten Felsen, die aus dem Firnschneeherausragten, in ein dunkles,später immer heller werden<strong>des</strong>Violett zu wandeln. Nach und nacherloschen die beleuchteten Bergspitzenund Grate, die Sonne warlängst untergegangen, und nur einerötlich-gelbliche Stelle am Firmamentbezeichnet die Stelle, an dersie für meinen Blick entschwundenwar. Die Dämmerung der Nachtbrach herein. Scharfumrissenragten die Bergspitzen in harterZeichnung in das blaugrüne Violett<strong>des</strong> Himmelsgewölbes.In ebenso klaren Umrissen ragte dasvor mir liegende Jungfraumassiv inden nächtlichen Himmel – wahrhaftein majestätischer Anblick! Und davollzog sich etwas berauschendFaszinieren<strong>des</strong>, Sinnberücken<strong>des</strong>:Die aus dem Firneis aufsteigendenSteilwände, Bergzacken, Kanten16 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2013-4

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