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Download program - Münchner Philharmoniker

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10Ludwig van Beethoven: 5. Symphonie c-MollAltvertraut und geheimnisvoll zugleich stehtsie uns gegenüber: Beethovens „Fünfte“ – vonhöchster Popularität und doch in den geistigenDimensionen unauslotbar; mitreißend in ihrerscheinbar offen zutage liegenden „Aussage“und dabei vielschichtig und unergründlich in ihrerkompositorischen Gestalt wie auch in dem, wasdie ideellen Hintergründe der Komposition betrifft.Schaffensweise„Ich lebe nur in meinen Noten, und ist das einekaum da, so ist das andere schon angefangen.So wie ich jetzt schreibe, mache ich oft drei, vierSachen zugleich“ – diese Aussage Beethovenswird immer wieder auf frappierende, alle Vorstellungenübersteigende Weise bestätigt, etwain den Jahren 1804–06: Nachdem er eben die„Eroica“ beendet hatte, beschäftigte er sichgleichzeitig mit der 4. und 5. Symphonie, dem„Fidelio“, dem Violin- und G-Dur-Klavierkonzert,der „Appassionata“ sowie den drei „Rasumowsky-Quartetten“.Nicht nur die Zahl dieser großartigenMeisterwerke, sondern gerade ihrestilistische Verschiedenartigkeit übersteigt allenormalen Begriffe und Vergleichsmaßstäbe.Zu solcher Fähigkeit, völlig verschiedene Werkeparallel zu konzipieren und auszuarbeiten, kamnoch ein anderes Charakteristikum seines Komponierens:„Wie ich gewohnt bin zu schreiben,auch in meiner Instrumentalmusik, habe ich immerdas Ganze vor Augen.“ Das lässt sich imkleinen wie im großen verfolgen – mit Blick aufden jeweiligen Satz, das einzelne Werk und denzyklischen Zusammenhang.Betrachtet man die genannten Symphonien,so unterscheiden sie sich von Grund auf: Warnämlich die „Eroica“ durch außermusikalischeVorstellungen inspiriert, so scheint die „Vierte“vergleichsweise „objektiv“ in ihrer Haltung.Als Beethoven mit ihr begann, hatte er bereitsdie beiden ersten Sätze der c-Moll-Symphonieniedergeschrieben. Vollendet wurde sie abererst im Frühjahr 1808; die Uraufführung fandam 22. Dezember 1808 statt – gemeinsam mitder „Pastorale“, dem 4. Klavierkonzert, Teilender C-Dur-Messe sowie der Chorphantasie. Dassdie Entstehung einen so langen Zeitraum in Anspruchnahm, wirft ein bezeichnendes Licht aufBeethovens Arbeitsweise, die grundsätzlichnicht – wie etwa bei Mozart oder Schubert –durch zügiges Niederschreiben, sondern durchständiges Feilen und Konzentrieren gekennzeichnetwar. Dabei hat er, wie seine Skizzenzeigen, die großartigsten Ideen und Gestaltungenoftmals aus einem winzigen, fast möchteman sagen: primitiven Kern entwickelt.So auch hier: Welches musikalische Gebildekönnte einfacher sein als die berühmten vierAnfangstöne dieser Symphonie ? Und doch bestimmensie den Charakter des ganzen Werks,nicht nur im 1. Satz, sondern als rhythmischeUrzelle auch sonst. Dabei handelt es sich nichtum ein Thema im traditionellen Sinne, sondernlediglich um ein kurzes, mottoartiges Motiv –schon dies ist einzigartig in der Musikgeschichte.Seine Prägnanz – die Eigenschaft des Rufenden,Aufrüttelnden, Drängenden – hat die Zeitgenossenzu besonderen Deutungen veranlasst; mankonnte es nicht lediglich als musikalisches Gebildeauffassen, sondern erlebte es als Ausdruckungeheurer emotionaler Kraft.

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