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Abschlussveröffentlichung IdA-Projekt JumoKoH - Bundesverband ...

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ESISTDEINLEBENIDA JUMOKOHEIN MOBILITÄTSPROJEKT FÜR JUNGE ERWACHSENE


2DANMARK


ESPAÑA3


5. Zahlen/Fakten/Erhöhung der Beschäftigungschancen 366. Studienreisen und Expertentreffen 387. Nachwort 488. Endnotenverzeichnis 49ESPAÑA5


1. EINLEITUNGDas bundesweite Programm „<strong>IdA</strong> – Integration durch Austausch“ ist 2008 mit dem Ziel an den Start gegangen,Menschen mit erschwertem Zugang zum Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt durch ein transnationales Mobilitätsprojektzu stärken und ihnen damit diesen Einstieg zu erleichtern. Es wird gefördert durch das Bundesministeriumfür Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds.Transnationale Mobilität wird seit langem durch verschiedenste EU-Programme unter dem Stichwort „LebenslangesLernen“ gefördert. Für Studierende ist ein Auslandssemester schon fast Standard und junge Fachkräftesammeln im Ausland wertvolle Erfahrungen, werten damit ihren Lebenslauf auf und vergrößern ihre Chancenauf dem Arbeitsmarkt noch zusätzlich. Seit einigen Jahren ist außerdem die Zielgruppe der Auszubildenden indiesen Fokus gerückt. Sie können – z. B. mit dem Förderprogramm Leonardo da Vinci – die Chance erhalten,einen Teil der Ausbildung im Ausland zu verbringen. Die Vorzüge solcher Auslandsaufenthalte sind hinlänglichbekannt.Finanziell oder sozial benachteiligte junge Menschen waren durch ihre Arbeitsmarktferne und/oder Nichtintegrationin Regelsysteme bislang weitestgehend von dieser Erfahrung ausgeschlossen. Das Programm <strong>IdA</strong>hat diese Lücke geschlossen. Jungen Menschen mit erhöhtem Förderbedarf wird die Chance gegeben, durcheine transnationale Mobilitätserfahrung ihre arbeitsmarktrelevante Handlungskompetenz zu erweitern. „ImRahmen der ersten Förderrunde für Jugendliche und junge Erwachsene werden 69 <strong>Projekt</strong>verbünde mit einemVolumen von 74 Millionen Euro ESF- und 17 Millionen Euro BMAS-Mitteln gefördert. Mit dem Programm hatdas BMAS konzeptionelles Neuland betreten“ 1 und diese für transnationale Mobilitätsmaßnahmen neue Zielgruppein den Mittelpunkt gestellt. 2009 startete Werk-statt-Schule e.V. mit den <strong>Projekt</strong>partnern DiakonischesWerk Stadtverband Hannover e.V., Abteilung SINA – Soziale Integration Neue Arbeit und <strong>Bundesverband</strong>Produktionsschulen e.V. und mit der Unterstützung des JugendJobcenters der Region Hannover, der LandeshauptstadtHannover – Jugendberufshilfe und dem Deutschen Gewerkschaftsbund Bezirk Niedersachsen– Bremen – Sachsen-Anhalt das hannoversche <strong>Projekt</strong> <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong>. Mobilität verbinden wir zumeist mit derIdee von A nach B zu gelangen. Auch im <strong>IdA</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>JumoKoH</strong> ist die grenzüberschreitende – geografische6DANMARK


– Reise ins europäische Ausland zentrales Motiv, aber der Begriff der Mobilität bzw. Beweglichkeit weist aufein weitaus vielschichtigeres Spektrum an Handlungsfeldern hin. So machen die jungen Erwachsenen durchihre Teilnahme am <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> <strong>Projekt</strong> eine Vielzahl von Erfahrungen, die insbesondere ihre persönlichebzw. geistige Mobilität betreffen. Nicht nur, dass ihre Bereitschaft, etwas Neues zu entdecken auf eine geistigeBeweglichkeit schließen lässt. Die Teilnahme ermöglicht und stärkt die Fähigkeit, einen Perspektivwechselvorzunehmen und eigene Handlungsalternativen zu entwickeln. So kommt es im Ausland immer wieder zuSituationen, die sich anders darstellen als erwartet und in denen ein hohes Maß an Beweglichkeit und Flexibilitätnotwendig ist. Ebenso eröffnen sich für Teilnehmende andere Sichtweisen. Dies kann bedeuten, andereWege als bisher einzuschlagen, um zum Traumberuf zu gelangen. Bisweilen kann es zu einer Überprüfung desBerufs- bzw. Ausbildungswunsches führen.Die Erfahrung, den Mut gehabt zu haben an dem Mobilitätsprojekt teilgenommen und durchgehalten zu haben,verändert die Sicht auf die Situation zu Hause. Die grenzüberschreitende Mobilität setzt demnach eine Dynamikin Kraft, getreu dem Motto:„Wenn du dich bewegst, bewegen sich auch die Dinge um dich herum!“Der Titel der Dokumentation „Es ist Dein Leben!“ ist das Zitat eines Teilnehmers, der erst nach Aussprachedieser Worte die eigentliche Bedeutung erkannte. Die Gruppe warf mit dieser Floskel um sich – vorerst ohnesich ihrer Bedeutung bewusst zu sein. Später wurde diese Aussage Allgemeingut, auch im Team der Pädagoginnenund Pädagogen. Nach Beendigung ihres Praktikums füllten viele der Teilnehmenden diesen Satz mitInhalt. Eine junge Frau sagte:„Wenn ich es geschafft habe, in Spanien einen Monat lang zu leben und zu arbeiten –ohne, dass ich spanisch sprechen kann – dann werde ich es hier in Hannover auch schaffen,meinen Hauptschulabschluss nach zu holen.“Im Verlauf des <strong>Projekt</strong>es wurde 139 jungen Menschen aus der Region Hannover mit beruflichen Startschwierigkeitenund häufig auch sozialen Problemlagen ermöglicht, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. Mitbeachtenswertem Erfolg. Von 139 ehemaligen Teilnehmenden sind zum Jahresende 2012 30 in Ausbildung, 19in weiterführenden Qualifikationen/Maßnahmen, 16 wollen ihren Schulabschluss verbessern und 26 in Arbeit.6 ehemalige Teilnehmende haben ein duales Studium begonnen und 4 junge Frauen sind in Mutterschutz oderElternzeit.ESPAÑA7


2. PROJEKT-DARSTELLUNG2.1 DER PROJEKTVERBUNDDer <strong>Projekt</strong>verbund <strong>JumoKoH</strong> setzte sich aus drei in Hannover ansässigen Einrichtungen zusammen. DieWerk-statt-Schule e.V. 2 als <strong>Projekt</strong>träger kooperierte mit dem Diakonischen Werk Stadtverband Hannover e.V.– Abteilung SINA, Soziale Integration Neue Arbeit (SINA) 3 sowie dem <strong>Bundesverband</strong> Produktionsschulene.V. 4 Auf transnationaler Ebene schlossen sich in Spanien und Dänemark verschiedene Einrichtungen demVerbund an.Die Werk-statt-Schule e.V. ist ein unabhängiger Bildungsträger mit sechs verschiedenen Lernorten in Hannoverund arbeitet mehrheitlich mit sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Werkstatt-Schulee.V. unterhält eine Kindertagesstätte und drei Ersatzschulen: Haupt-, Förder- und berufsbildendeSchule (BVJ) und ist ebenfalls als Jugendhilfeträger anerkannt. Zu diesem Bereich gehören eine Produktionsschule,eine Jugendwerkstatt, ein Schulverweigererprojekt, verschiedene Berufsvorbereitungsmaßnahmen,das Beruforientierungszentrum BOZ, mehrere außerbetriebliche Berufsausbildungen, ein Existenzgründungsprojektfür junge Erwachsene (Kindergartengründungen und gewerbliche Jugendkooperative/JuCoop eG)sowie verschiedene Umweltbildungsmaßnahmen. Werk-statt-Schule e.V. hat in den vergangenen 20 Jahrenzahlreiche EU-Mobilitäts- und Pilotprojekte durchgeführt, u. a. im Programm Leonardo da Vinci.Der Jugendhilfeträger SINA widmet sich der arbeitsmarktintegrierten Ausbildung und individuellen Förderungvon benachteiligten jungen Frauen und Müttern. Seit 1997 ist SINA von der Industrie- und Handelskammer(IHK) als Ausbildungsbetrieb anerkannt und seit 2001 bietet er die duale Ausbildung in Teilzeit an. SINA verfolgtdurch sein politisches Wirken das Ziel, den jungen Frauen durch Ausbildung und Chancengleichheit die Integrationin Arbeit zu ermöglichen und so eine selbstbestimmte individuelle Lebensgestaltung zu realisieren.Der <strong>Bundesverband</strong> Produktionsschulen e.V. (BVPS) hat sich 2007 mit der Zielsetzung gegründet, die Umsetzungdes Produktionsschulgedankens qualitativ abzusichern und das Produktionsschulkonzept weiterzuentwickeln.Er legt fachliche Prinzipien für die Produktionsschularbeit vor. Die Festlegung von Prinzipien im Sinne8DANMARK


von Standards ist notwendig, um den derzeitigen Initiativen und Aktivitäten in Deutschland Perspektiven fürden Aufbau einer exzellenten Produktionsschule zu weisen.Weiterer Kooperationspartner war das Jobcenter Region Hannover (Bereich U25), das bei der Gewinnung derTeilnehmenden unterstützt hat und sich im Rahmen der Möglichkeiten aktiv am transnationalen Expertenaustauschbeteiligte.In Spanien gehörten UCOTAR 5 und FOREM 6 zum <strong>Projekt</strong>verbund <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong>. UCOTAR ist ein genossenschaftlicherRegionalverband aus Logroño in der Region La Rioja. Er vertritt die Interessen seiner Mitgliedsbetriebegegenüber Staat und Gesellschaft und ist bei der Gründung neuer Unternehmungen behilflich.Bei der Erfüllung dieser Aufgabe geht UCOTAR besonders auf die Bedürfnisse von Personengruppen ein,die unter besonderen Schwierigkeiten bei der Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt leiden. FOREM ist einBildungsträger der Berufsbildung. Im Zentrum stehen hier Menschen, die von Dauerarbeitslosigkeit und gesellschaftlichemAusschluss bedroht sind. Die deutschen Teilnehmenden konnten ihre Praktika u. a. auf einemGolfplatz, im Gastronomiebereich, im Bereich Schweißen, im Facility Management, im Büro oder in einerTöpferei absolvieren.In Dänemark wurde mit zwei Produktionsschulen kooperiert – der Odder Produktionsskole und der RandersProduktionshøjskole. Beide haben als Zielgruppe Jugendliche im Alter von 15 bis 25 Jahren, die ohne Arbeitund/oder Ausbildung sind, arbeiten produktionsorientiert und bedienen bzw. beliefern externe Kunden. DieSchule in Odder bietet für 40 bis 50 Jugendliche Lern- und Förderprogramme in fünf Werkstätten an: MetallundHolzwerkstatt, Küche, Grafikwerkstatt, Pädagogik/soziale und gesundheitliche Vorsorge sowie Musikwerkstatt.Die Produktionsschule in Randers hingegen bietet bis zu 180 junge Menschen Lern- und Fördermöglichkeitenin folgenden Werkstätten: Metall, Holz, KFZ, Textil, Küche, Multimedia, Radio/Video, Design, Musik,Outdoor/Forstwirtschaft und Facility Management.In einer Produktionsschule erhalten benachteiligte, lernmüde und schulverweigerndeJugendliche, mit und ohne Schulabschluss, durch arbeitsbegleitende Qualifikationen dieMöglichkeit, die eigenen Stärken und Schwächen in unterschiedlichen Berufs- bzw. Produktionsfeldernzu überprüfen. Außerdem soll durch das produktions- und betriebsorientierteLernarrangement der stagnierte schulische Lernprozess wieder in Gang gesetzt werden.Das Ziel ist die berufliche und soziale Integration. In einer Produktionsschule sind dieTeilnehmenden unter fachlicher Anleitung produzierend tätig.ESPAÑA9


2.2 DAS TEAM>Werk-statt-Schule e.V.Anke JarehedAndrea FasterdingAriane KisselmannHeinrich DeningLydia KrauseMaren Mutschall>Diakonisches Werk Stadtverband Hannover e.V. – Abteilung SINA, Soziale Integration NeueArbeitEva HofmannHannelore Bochers><strong>Bundesverband</strong> Produktionsschulen e.V.Tara de Lorenzo[Von li. nach re.: Andrea Fasterding, Tara de Lorenzo, Anke Jarehed, Lydia Krause, Ariane Kisselmann, Eva Hofmannund Heinrich Dening]10DANMARK


2.3 DIE ARBEIT IM PROJEKTDie TeilnehmendenBei den Teilnehmenden des <strong>Projekt</strong>es handelte es sich überwiegend um benachteiligte Jugendliche, die mitbesonderen Schwierigkeiten in ihrer beruflichen Entwicklung konfrontiert sind. Sie verfügten häufig über einsehr geringes bis gar kein Selbstvertrauen. Die Möglichkeit, auch selbst die Initiative ergreifen zu können, gerietfür diese jungen Menschen in Vergessenheit. Hierfür kann zusätzlich eine Erfahrungskette verantwortlichsein, bei der das Scheitern als mehrfach wiederkehrende Erfahrung in den Vordergrund gerückt ist. Darüberhinaus mussten sich viele der Teilnehmenden mit komplexen Problemlagen auseinandersetzen: schlechte,niedrige oder keine Schulabschlüsse, schwierige soziale Umfelder, besonders prekäre finanzielle Situationen,chronische körperliche oder psychische Erkrankungen, Suchtproblematiken u. ä.landsaufenthaltes sollten ihnen zei-petenzen, aber auch selbständigeserlernbar sind und sich in Beschäfti-dener Sektoren des Arbeitsmarktesberufsfachliche Erfahrungen konntentext erprobt und erweitert werden.entierung in einer neuen räumlichen,Eine große Herausforderung stellte inAuseinandersetzung mit einer neuensatzweise bekannten Sprache dar.Die Erfahrungen während ihres Ausgen,dass bestimmte fachliche Kom-Handeln und solidarisches Verhaltengungsperspektiven innerhalb verschieübertragenlassen. Bisher erworbenein einem fremden betrieblichen Kon-Dies ging Hand in Hand mit der Orisozialenund kulturellen Umgebung.diesem Zusammenhang die vertiefteoder evtl. aus der Schule schon an-Insgesamt befand sich ein Großteileiner Phase der Berufsvorbereitung[Steinmetzarbeiten in Spanien]der am <strong>Projekt</strong> beteiligten Personen inoder der beruflichen Orientierung.Die Motivation der jungen Akteure an <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> teilzunehmen war meist auf die individuelle Lebensweltzurückzuführen. Häufig war das Gefühl einmal dem als belastend empfundenen Alltag entfliehen zu können,in dem Orientierungs- und Hilflosigkeit vorherrschen, der entscheidende Motor. Aber auch das Interesse anFremdsprachen und anderen Kulturen bewegte viele zur Teilnahme. Außerdem bot <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> jungenMüttern die Möglichkeit, in Dänemark ein ganztägiges Betriebspraktikum absolvieren zu können, ohne sichGedanken machen zu müssen, wo und wie ihr Kind untergebracht werden kann. Während dieser Phasen imAusland zeigte sich bei den Müttern, die während der Vorbereitungsphase häufig wegen Betreuungsproblemenfehlten, dass sie bei gut organisierter Kinderbetreuung ausgesprochen zuverlässig sein können.ESPAÑA11


Die VorbereitungsphaseDie einmonatige Vorbereitungsphase diente denTeilnehmenden als eine schrittweise Annäherung anden Auslandsaufenthalt. Außerdem wurde sowohlauf der Seite der Teilnehmenden als auch auf derSeite des <strong>Projekt</strong>teams diese Phase genutzt, um zuüberprüfen, ob das Mobilitätsprojekt tatsächlich dasindividuell geeignete Instrument ist.Im Zentrum der vier Wochen stand das aktive undeigenständige Erarbeiten von unterschiedlichenThemen, wie z. B.:>>>>>>[Vorbereitungsphase Spaniengruppe I]das Fremdsprachentraining (Spanisch bzw. Englisch)Definition eigener ZieleLandeskunde der ZielregionInterkulturelles TrainingKommunikations- und FeedbacktrainingPräsentationstrainingDie vierwöchige Vorbereitungsphase war durch einen vielfältigen Methodenmix gekennzeichnet, immer mitdem Blick auf ein erfolgreiches Teambuilding in der Gruppe. Genutzt wurden Einzel-, Gruppen- und Plenumsarbeit,eigenständige Erkundungen, Rollenspiele, Coachingelemente, der Besuch eines Hochseilgartens etc.Die PraktikumsphaseDie Praktikumsstellen wurden bei verschiedenen Bildungsträgern und Betrieben angeboten.Die Berufsfelder reichten von verschiedenen handwerklichen Berufen (Baubereich) über industrielle Produktion(Metallbereich) bis zu verschiedenen Dienstleistungen (Bereich Soziales, Gastronomie, Medien u. a.). DieTätigkeit sollte den beruflichen Interessen und Fähigkeiten des Praktikanten oder der Praktikantin möglichstentsprechen und ihn oder sie in die betrieblichen Arbeitsabläufe der aufnehmenden Organisation einbinden.Die Tages- und Wochenstruktur während der Praktikumsphase wurde dem jeweiligen Zielland (Spanien/Dänemark)angepasst.12DANMARK


Praktikum in SpanienDie Anreise nach Spanien erfolgte per Flugzeug und Bus. Ziel war Logroño, eine Stadt mittlerer Größe in derRegion La Rioja. Die Gruppe, samt des <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> Teams, war in einer katholischen Seminarstätte des BistumsCalahorra y La Calzada-Logroñountergebracht. Der beeindruckendeGebäudekomplex beinhaltet u. a. Kapellen,Konzertsäle, ein Seniorenheimfür pensionierte Priester, Seminarräumesowie eine Herberge. In dem vonuns bewohnten Trakt gibt es auf zweiEtagen verteilt ca. 50 Zimmer mit eigenemBad. Die meiste Zeit gab es dortkeine weiteren Gäste. Jedoch wurdenan manchen Wochenenden spanischeGäste untergebracht, die dorthin einereligiöse Bildungsreise unternahmen.[Das Seminario in Logroño]An diesen Tagen wurde besonders auf die Einhaltung der Hausregeln geachtet, die z. B. das Rauchen undden Genuss von alkoholischen Getränken in den Zimmern untersagten sowie eine Nachtruhe ab 22:00 Uhrbeinhalteten und die eine bestimmte Kleiderordnung vorschrieben. Die Unterbringung in einem katholischenUmfeld war für viele Jugendlichen eine neue Erfahrung und eine große Herausforderung.Der erste Tag galt der Begrüßung und Besichtigung aller Praktikumsstellen. Die gemeinsame Begrüßungstourgab allen die Möglichkeit zu sehen, wo die anderen Teilnehmenden die nächsten vier Wochen arbeiteten. Beidieser Gelegenheit wurden zusammen mit dem Teilnehmenden und den spanischen Kolleginnen und Kollegendie betrieblichen Prozesse, die einzelnen Arbeitsabläufe und die in den nächsten Tagen anliegendenAufgaben und Funktionen für den einzelnen Praktikanten oder die Praktikantin besprochen. Die Tagesstrukturin Spanien wurde durch die drei täglichen gemeinsamen Mahlzeiten vorgegeben. Der Tag begann mit einemgemeinsamen Frühstück um 07:45 Uhr. Die Arbeitszeit war in der Regel von 09:00 Uhr bis 14:30 Uhr. Dasgemeinsame Mittagessen wurde um 15:00 Uhr und das Abendessen um 20:00 Uhr eingenommen.Das Kultur- und Freizeitprogramm sollte die Teilnehmenden unterhalten, interessieren, vor allem aber informierenund ihnen mit Spaß einen Ausschnitt der dortigen Kultur näher bringen. Dies wurde durch das Angebot aufFreiwilligkeit basierender Ausflüge erreicht. In der Woche konnten am Nachmittag kleinere Ausflüge, zumeistin die nähere Natur, wahrgenommen werden. An den Wochenenden wurden Tagesausflüge zu regional rele-ESPAÑA13


vanten Orten angeboten. So wurde ein Weinmuseum besucht, das die Geschichte der Weinregion La Riojaanschaulich darstellt, Wanderungen im Naturschutzgebiet unternommen und die Stadt Guernica besichtigt, dieihre Bekanntheit durch die Bombardierung im spanischen Bürgerkrieg 1937 erlangte. An den Wochenendenwurden intensive Feedback-Runden im Plenum mit allen Beteiligten durchgeführt. Die Fragestellungen bezogensich hauptsächlich auf die Arbeitswoche und das Miteinander in der Gruppe: Was ist gut gelaufen? Waswar nicht so gut? Wie können wir das verändern?Praktikum in DänemarkDie Fahrt nach Dänemark erfolgte mitVW Bussen. Untergebracht waren dieTeilnehmenden in einem Feriencentermit zehn kleinen Ferienhäusern inEgå, etwa zehn Kilometer von Århusentfernt, der zweitgrößten Stadt Dänemarksund in Midtjylland gelegen. Eineeher ländliche Gegend mit einer ebensolchenInfrastruktur. Ein Haus bietetPlatz für maximal acht Personen aufvier Schlafzimmer verteilt. Bei einemvierwöchigen Aufenthalt und vor dem[Unterkunft der Teilnehmenden in Dänemark]Hintergrund einen relativ „normalen“Arbeitsalltag zu schaffen, teilten sichvier Personen zuzüglich der Kinder, ein Haus. Für die Teilnehmenden bot diese Unterbringung die Herausforderungin einer Wohngemeinschaft mit Menschen zu leben, die sie erst seit vier Wochen kannten. Anders alsin Spanien mussten sich die Teilnehmenden selbst versorgen.Bereits in der Vorbereitungsphase entschieden sich die Teilnehmenden mit wem sie das Haus teilen wollten.Sie erhielten ausreichend Zeit, um sich mit den „neuen“ Hausbewohnern über das gemeinsame Zusammenwohnenzu verständigen:>>>>>Gibt es eine Gemeinschaftskasse oder kauft jede bzw. jeder für sich ein?Wenn es eine Gemeinschaftskasse gibt, wie wird sie organisiert?Welcher Anspruch an Sauberkeit ist vorhanden?Wird gemeinschaftlich gekocht und gegessen?Wer hat welche Besonderheiten beim Zusammenleben?14DANMARK


Was ist beim Zusammenleben mit Kindern zu beachten?Die Kinder nahmen einen besonderen Einfluss auf die Gruppe. Häufig war es die gesamte Gruppe, die sichgemeinschaftlich um die kleinen Mädchen und Jungen gekümmert hat. Auch wurden einige junge Erwachsenerücksichtsvoller im Umgang, wenn die Kinder dabei waren. Die Kinder wurden während der Arbeitszeiten durchdeutsche Erzieherinnen innerhalb des Feriencenters betreut.Wie in Spanien wurde der erste Tag in Dänemark zur Begrüßung und Erkundung aller Praktikumsstellen genutzt.Während die eine Produktionsschule in der Kleinstadt Odder liegt und klein und übersichtlich ist, gehörtRanders mit zu den größten Produktionschulen Dänemarks. Der Hauptsitz ist in Randers selbst, eine Stadtmittlerer Größe. Der zweite Standort liegt im Virring, der etwa 20 Minuten Autofahrzeit von Randers entferntliegt.Beide Produktionsschulen sind etwa eine Autofahrstunde von den Unterkünften in Egå entfernt. Aus diesemGrund startete der Tag bereits um 06:45 Uhr. Die vier Praktikantinnen und Praktikanten in Odder wurden vom<strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> Team morgens mit dem Auto zur Produktionsschule gebracht. Am Nachmittag fuhren sie selbstständigmit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Die acht Praktikantinnen und Praktikanten aus Randersbekamen einen VW Bus vonder Produktionsschule gestellt,mit dem sie eigenstän-dig zur Produktionsschuleund zurück fuhren – eine be-sondere Herausforderung fürdie jeweilig verantwortlicheFahrerin oder den Fahrer.Um 16:00 Uhr gab es täglicheine Gesamtteamrunde, beider kleinere Dinge bespro-chen wurden, z. B. welchesKultur- und Freizeitangebotgibt es am Wochenende undwer möchte daran teilneh-men, wann und wie regelnwir das nächste gemeinsame Einkaufen oder möchtejemand seine oder ihre Pro-jekte und Erlebnisse einfachin der Runde erzählen. Frei-tags wurde eine ausführlicheFeedback- bzw. Reflexions-runde durchgeführt. Dabeisollten die Teilnehmendenbenennen, was in der Wochegut gelaufen, was schlechtgelaufen war und woran deroder die einzelne noch ver-stärkt in der nächsten Wochearbeiten möchte. Außerdembot diese Runde die Gelegenheit,größere Themen [Metallwerkstatt Produktionsschule Odder] gemeinsam zu besprechen,insbesondere Störungen inder Gruppe.An den Wochenenden wurden Ausflüge angeboten. Die Teilnahme war freiwillig. Die Inhalte des Kultur- undESPAÑA15


Freizeitprogramms waren vielfältig: Besichtigung von Museen (Kunst, Seefahrt, historische Gebäude, Menschheitsgeschichte),Tier- und Freizeitparks, sportliche Aktivitäten (Kanu fahren, Reiten, Schwimmen, Minigolfspielen) sowie Naturerkundungen.Die NachbereitungsphaseDie Nachbereitungsphase umfasste zwei Wochen. Der Fokus lag auf der Planung und Durchführung einerAbschlusspräsentation. Alle zwölf Gruppen präsentierten ihren vierwöchigen Auslandsaufenthalt mit den KernthemenPraktikumserfahrungen, das Zusammenleben in der Gruppe sowie die erlebten Kultur- und Freizeitangebote.Diese Veranstaltung diente den Teilnehmenden zur Reflexion der Erlebnisse und Erfahrungen. DieBesucherinnen und Besucher dieser Veranstaltungen waren die persönlichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnerder Jobcenter, Familienangehörige, Freundinnen und Freunde sowie am <strong>Projekt</strong> interessierteJugendliche, die die Möglichkeit nutzten, <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> aus der Sicht Gleichaltriger vorgestellt zu bekommen.Ein weiterer Schwerpunkt in der Nachbereitungsphase war die Aufgabe einen Bericht über die Praktikumsphasezu verfassen. Dabei sollten die jungen Männer und Frauen die gesamte Vorbereitungs- und Praktikumsphasereflektieren. Zur Orientierung wurden ihnen Leitfragen an die Hand gegeben, wie z. B.:>>>Welche Themen der Vorbereitungsphase halfen dir im Ausland?Konntest du dein für das Ausland gesetztes Ziel erreichen? Wenn ja, wie hast du eserreicht? Wenn nein, warum konntest du es nicht erreichen?Wie gut fühltest du dich bei deinem Praktikum aufgenommen und an die Aufgaben herangeführt?Das Schreiben wurde neben den Leitfragen auch durch die im Ausland vorangegangenen regelmäßigen Reflexionsrundenunterstützt. Sowohl der Bericht als auch die Abschlusspräsentation halfen den Teilnehmendendabei, die eigene Situation nach Beendigung des Aufenthaltes realistisch einzuschätzen, eigene Ziele zu formulierenund die zur Erreichung dieser Ziele notwendigen Schritte und Instrumente zu benennen. Diese zuersteigenständig erarbeiteten Ziele flossen in die individuellen Coachinggespräche ein. Bei diesen Gesprächenwurden die nächsten beruflichen und lebensweltlichen Ziele konkretisiert und in ein überschaubares ZeitfensterSchritt für Schritt verschriftlicht. Die Teilnehmenden sollten mit diesem Schritt lernen, wie sie ihre eigenenZiele erarbeiten und umsetzen können.16DANMARK


3. PÄDAGOGISCHESHANDELNBei den <strong>IdA</strong>-Teilnehmenden handelt es sich um junge Erwachsene, die mit besonderen Schwierigkeiten inihrer beruflichen Entwicklung konfrontiert sind, d. h. sie haben mit einer Reihe innerer und äußerer Problemlagenzu kämpfen. Selbst die Initiative zu ergreifen, scheint ihnen unmöglich, die Verantwortung für die eigeneSituation tragen andere, selbst können sie vermeintlich nichts für die Verbesserung ihrer Situation tun.In der Vorbereitungsphase galt es, Inhalte und Ziele des <strong>Projekt</strong>es kennen zu lernen, eigene Erwartungen undZiele zu formulieren. Von Beginn an wurde großer Wert auf die direkte Beteiligung der Teilnehmenden gelegt.Sie sollten ihre Fragen und Unsicherheiten benennen, daraus resultierende Aufgaben formulieren und untersich verteilen, diese bearbeiten und anschließend der Gruppe präsentieren. Schlagworte wie Eigenverantwortungund Selbständigkeit bekamen immer mehr Gewicht. Dazu gehörten eine regelmäßige Teilnahme am<strong>Projekt</strong>, zeitnahe Abmeldung bei Verhin¬derung, selbständige Erarbeitung von Referaten. Auch im Sprachunterrichtwurden die Teil¬nehmenden gefordert und gefördert. Sie erhielten ein sprachliches Grundtraining – inder vierwöchigen Lernphase ist es unmöglich, sich umfassend in die Tiefen der spanischen bzw. englischenSprache einzuarbeiten. Dieses Training verdeutlichte uns und auch den Teilneh¬menden selbst, wie ernst siedas Training und damit das gesamte <strong>Projekt</strong> nahmen.Die Erfahrungen und Beobachtungen des <strong>Projekt</strong>trägers Werk-statt-Schule e.V. haben gezeigt, dass neben Eigenverantwortungund Selbständigkeit das Thema Gruppe einen wesentlichen Bestandteil der pädagogischenArbeit in Mobilitätsprojekten darstellt. Die Gruppe kann jedem Mitglied Halt geben, insbesondere in der „Fremde“.Sie kann dort unterstützen, beraten und motivieren. Denn alle Gruppenmitglieder befinden sich in dergleichen Situation, Probleme und Fragestellungen Einzelner können daher nachvollzogen werden. Sie gilt alsstabilisierender Faktor für Feedback und gegenseitige Unterstützung. Die Gruppe im Hintergrund zu haben,war auch im <strong>IdA</strong>-<strong>Projekt</strong> für viele der Teilnehmenden eine wertvolle Ressource. Sie ermöglichte Eigenständigkeit,z. B. während der Arbeitszeit. Gleichzeitig war die Gruppe nach der Arbeit ein wichtiger Faktor, es wurdesich über die Arbeit ausgetauscht, Parallelen im Umgang mit der Sprache oder den Arbeitskolleginnen undArbeitskollegen festgestellt. Darüber hinaus bot der Rückhalt der Gruppe in Konfliktsituationen – zu der sieESPAÑA17


in einigen Fällen selbst beitrug – ein starkes Fundament, das einiges aushalten aber auch bewältigen kann.Damit aus der Gruppe ein gutes Team wurde, wurde bereits in der Vorbereitungszeit mit unterschiedlichstenTeamentwicklungsübungen begonnen.„Der Besuch des Hochseilgartens stellte uns Teamerinnen immer wieder vor eine Herausforderung.Einerseits waren wir für die Teilnehmenden ein fester Bestandteil derGruppe, auf der anderen Seite brachte uns das in die Situation, für uns unangenehmeDinge zu meistern. Wir konnten die Ängste und Überwindungen, die die Teilnehmenden beiden Übungen empfanden, sehr gut nachvollziehen. Diese Ressource hat uns im Auslandin einigen Situationen sehr weiter geholfen, um einen Teilnehmenden beispielsweise zumotivieren und ihm seine Position in der Gruppe zu verdeutlichen.“ (Ariane Kisselmann,pädagogische Mitarbeiterin)Allerdings ist eine Gruppe ständig in Bewegung. Nicht nur bei gemeinsamen Ausflügen in die Umgebung, sondernauch in Konfliktsituationen innerhalb der Gruppe. Das erforderte von den pädagogischen Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern höchste Flexibilität. War ein Thema vorbereitet und waren die Aufgaben verteilt, zerschlug einunerwartet auftretendes Problem den Zeitplan. In solchen Situationen hatten jedoch die Störungen Vorrang.[Hochseilgarten DK 3]„Trotz unserer „Masterpläne“, die wirzu Anfang des <strong>Projekt</strong>es entwickelthatten, um in bestimmten (Krisen-)Situationen strukturiert handeln zukönnen, haben wir diese meist direktüber den Haufen geworfen und situationsbedingtreagiert. Im Vorfeld warenuns die Dinge, die drum herum passieren,nicht als so maßgeblich wichtigerschienen, wie sie es im Ausland tatsächlichwaren. Daher wurde unsereBeweglichkeit und Flexibilität ein umsandere Mal auf die Probe gestellt.“(Eva Hofmann, pädagogische Mitarbeiterin)Auch besonders in der Nachbereitungsphase haben die jungen Erwachsenen ihre Selbständigkeit unter Beweisgestellt. Neben einer schriftlichen Auswertung wurde eine Informationsveranstaltung vorbereitet, zu der18DANMARK


Interessierte, Verwandte, Freundinnen und Freunde der Teilnehmenden sowie Verantwortliche der regionalenund kommunalen Stellen eingeladen waren. Die Teilnehmenden präsentierten die Ergebnisse und Erfahrungenihres Auslandsaufenthaltes.In Coachinggesprächen wurden die Teilnehmenden dazu motiviert und unterstützt, ihre eigenen Ziele undweiteren Schritte in ihrem Leben anzugehen. Besonders hilfreich waren für sie auch die Beobachtungen des<strong>IdA</strong>-Teams während des Auslandsaufenthaltes.„Das pädagogische Personal war ziemlich nah dran in den letzten Wochen und hat dieTeilnehmenden erlebt, wie sie in unterschiedlichen Situationen soziale, kulturelle und organisatorischeProblemstellungen gemeistert und ihre Ambiguitätstoleranz gestärkthaben. Dort haben sich Erfahrungen, Kompetenzen und Verhaltensdispositionen der Teilnehmendengezeigt, die im ‚normalen Alltag’ kaum zu erkennen sind.“ (Lydia Krause, pädagogischeMitarbeiterin)[Flughafen Spanien 6.]ESPAÑA19


[Abschlussessen ES 6.]20DANMARK


3.1 EFFEKTE BEI DENTEILNEHMENDENAusgehend von der Zielsetzung des <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> <strong>Projekt</strong>es eine Kompetenzerweiterung und Persönlichkeitsentwicklungbei den Teilnehmenden in Gang zu setzen bzw. zu stärken, haben sich im Verlauf der pädagogischenArbeit vier Bereiche herauskristallisiert, auf die im Folgenden ein besonderes Augenmerk gerichtetwird:>>>>Selbstwertgefühl/SelbstwirksamkeitSelbständigkeitTeamfähigkeitBerufliche Orientierung/MobilitätsbereitschaftUnsere pädagogischen Einschätzungen der erzielten Effekte bei den Teilnehmenden werden durch Zitate derTeilnehmenden aus deren Abschlussberichten ergänzt, um einen authentischen Eindruck des Zusammenspielsvon Selbst- und Fremdbild der Entwicklung zu erhalten.Während der bereits in der <strong>Projekt</strong>darstellung beschriebenen vierwöchigen Vorbereitungszeit wurde bei einigenProgrammpunkten deutlich, dass viele Teilnehmende über ein sehr geringes Selbstwertgefühl verfügenund sich wenig zutrauen. Beispiel hierfür ist die Auseinandersetzung mit eigenen Fähigkeiten. Schwierig warnicht nur die Nennung von eigenen Stärken, sondern auch das Aushalten von positivem Feedback zur eigenenPerson. Auch bei Einheiten wie z. B. dem Präsentationstraining fiel auf, dass es vielen Teilnehmenden schwerfällt, Positives über sich selbst zu formulieren, sie aber sofort wissen, was sie „schlecht“ gemacht haben.Darüber hinaus haben viele Teilnehmende diverse Abbruch¬erfahrungen von Maßnahmen, Schulbesuchen,Ausbildungen oder Jobs gemacht, was ihr Vertrauen in sich selbst und in ihre Fähigkeit, ihre Lebensumständeselbst beeinflussen zu können, erschüttert hat. In diesem Bereich – Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit– konnte unseres Erachtens <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> einen wichtigen stärkenden Beitrag leisten.„Ich wurde in meinen Fähigkeiten bestärkt und habe Kraft bekommen meine Zukunft aktivzu gestalten. Ich habe nicht mehr so viel Angst vor Veränderungen.“ (TN Spanien 1)ESPAÑA21


„Ich bin selbstbewusster geworden und weiß jetzt, dass auch wenn ich ins kalte Wassergeschmissen werde, es alleine schaffe. Spanien hat mir viel Zeit zum Nachdenkengegeben, um mir klar zu werden, wer ich eigentlich bin und was ich vom Leben will.“ (TNinSpanien 2)„Ich weiß zwar nicht genau wie ich es am besten ausdrücken kann, aber ich glaube durchden Aufenthalt im Ausland und den Abstand etwas Selbstsicherheit dazu gewonnenzu haben. Ich habe sehr viel Lob und Zuspruch erfahren, was mich ehrgeiziger und zuversichtlicherin die Zukunft blicken lässt. Ich bin im Umgang mit anderen Menschen sehr vielsicherer geworden.“ (TNin Dänemark 2)Die unterschiedliche Ausprägung derKompetenz „Selbständigkeit“ war vorallem während der Auslandsaufenthaltezu beobachten. Die Herausforderungim Bereich Selbständigkeitwar in Dänemark die Selbstversorgungund -organisation in Ferienhäusernin vierer Teams. In Spanienlag die Herausforderung einerseitsim selbstständigen Erreichen derArbeitsstelle und andererseits in derBewältigung des beruflichen Praktikums– vor allem in Bezug auf dieVerständigung mit geringen Spanischkenntnissen.„Ich lernte die Selbständigkeit im Bezug auf meine Krankheit. Die Abhängigkeit von meinerMutter ist wie eine Seifenblase zerplatzt und für mich ist Dänemark eine Bestätigunggewesen, dass ich alleine leben kann. Eine Erfahrung für das Leben, die mich bis ans Endemeiner Tage prägen wird.“ (TNin Dänemark 3)„Aber ich habe gemerkt, dass ich trotz dessen, dass ich kaum Spanisch konnte und trotzdes¬sen, dass ich schüchtern bin, ich gut mit allem klar kam. Ich habe erwartet, dass ich michda gar nicht zurechtfin¬den kann. Aber es war dann doch ganz einfach.“ (TN Spanien 3)22DANMARK


Im Bereich Teamfähigkeit bot das <strong>Projekt</strong> ein Lernfeld in doppelter Hinsicht. Zunächst das Zusammentreffenund die Interaktion mit den anderen Teilnehmenden in der Vor- und Nachbereitungsphase. Hier fiel auf, dassdie Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmenden wesentlich besser funktionierte, als dies aufgrund des äußerstheterogenen Teilnehmerkreises zu erwarten war. Des Weiteren trafen die Teilnehmenden im Arbeitskontextauf Kolleginnen und Kollegen, mit denen sie zusammen arbeiteten trotz bestehender Sprachbarrieren.Auch und gerade für Teilnehmende, die in sozialen Gruppen unsicher sind und eher Einzelgänger, war derAspekt der Teamfähigkeit ein sehr anspruchsvolles Lernfeld.„Ich arbeite doch deutlich besser mit anderen Menschenals mir bekannt war. Ich werde in Zukunft positiverAufgaben mit Gruppenarbeiten begegnen.“(TN Dänemark 4)„Durch das <strong>IdA</strong>-<strong>Projekt</strong> habe ich Menschen mit vollkommenanderen Lebensgeschichten als meiner eigenenkennen gelernt und habe mich in einer Gruppemit den unterschiedlichsten Menschen wiedergefunden. Ich war gefordert ganz anders auf einigeRücksicht zu nehmen bzw. mit ihnen umzugehen, wasich manchmal als sehr nervenaufreibend empfundenhabe. Ich habe gelernt mich auf sehr schnell wechselndeEmotionen einzustellen. Insgesamt konnteich mich auf die Gruppe mit ihren unterschied¬lichenCharakteren einlassen und dadurch eine sehr positiveZeit erleben.“ (TNin Spanien 5)Ein wesentlicher Effekt der Teilnahme am <strong>IdA</strong>-<strong>Projekt</strong> war, dass viele Teilnehmende eine genauere Vorstellungihres beruflichen Weges entwickeln konnten. Dies ergab sich aus der Kombination von eigenen aktivenArbeitserfahrungen im Ausland und den Coachinggesprächen in der Nachbereitung. Für einige Teilnehmendewar neben der beruflichen Orientierung auch ein erstmaliges Erleben ihrer Selbst in einem positiven Arbeitskontextmöglich, so dass Berufstätigkeit im Allgemeinen wieder positiv konnotiert werden konnte.Des Weiteren liegt als Mobilitätsprojekt ein Fokus der pädagogischen Arbeit darauf, die Mobilitätsbereitschaftder Teilnehmenden zu fördern. Ziel ist jedoch nicht, die jungen Erwachsenen im Ausland „unterzubringen“,sondern bei ihnen durch das Erleben, „es sogar im Ausland schaffen zu können“, eine Erhöhung der Mobilitätsbereitschaftin Bezug auf Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche innerhalb Deutschlands zu ermöglichen.ESPAÑA23


Die Ausgangssituation ist in vielen Fällen – wie auch von Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern desJobcenters bestätigt – eine fehlende Bereitschaft von jungen Erwachsenen für einen Ausbildungsplatz bzw.Arbeitsstelle innerhalb der Region oder ihres Bundeslandes umzuziehen.„Aus meiner Berufsvorstellung, was ich eventuellmal gerne tun möchte, hat sich ein gefestigterBerufs¬wunsch ergeben. Ich möchteim Fachbereich Modedesign und Schneidereiarbeiten. Konkret kann ich das noch nicht ineiner Schulform oder Ausbildung benennen, damir noch das Wissen über die Möglich¬keitenfehlt, aber zu wissen, in welche Richtung eserst mal gehen soll, hat mich entscheidendweiter gebracht.“ (TNin Dänemark 3)„Für mein Berufsleben habe ich die Erfahrunggemacht, dass es nicht unbedingt einbestimmter Beruf, sondern dass auch vieleandere Berufe Spaß machen können.“ (TNSpanien 1)„Ich nehme sehr viel mit. Anfangs hätte ich nie gedacht, dass ich es schaffen werde, längerals zwei Wochen ohne Familie und Freunde zu leben. Das hat sich schlagartig geändert.Wenn ich jetzt darüber nachdenke, hätte ich dort auch noch zwei Monate arbeitenund leben können.“ (TNin Spanien 3)Ein Teilnehmer der Dänemark 5 Gruppe zieht ein Fazit, das sich hervorragend eignet, um die erzielten Effekteauf die Teilnehmenden zusammenzufassen:„Das <strong>IdA</strong>-<strong>Projekt</strong> würde ich als eine Art Brunnen ansehen, an dem man seinen Geistwieder frischmachen kann.“24DANMARK


4. BEITRÄGE DER KOOPERATIONS-PARTNER4.1 GEMMA SORIA (UCOTAR)Transnationale PartnerorganisationVerband der Produktivgenossenschaften in La Rioja (Unión de Cooperativas de Trabajo Asociado de La Rioja(UCOTAR)SituationsbeschreibungDie Werk-statt-Schule e.V. und UCOTAR haben auf zwei Treffen am 29. Juni und 15. Juli 2009 eine transnationaleZusammenarbeit für den <strong>Projekt</strong>zeitraum von <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> vereinbart. Gegenstand und Ziel derZusammenarbeit ist die Bereitstellung von Praktikumsstellen in Genossenschaften, kleinen und mittelständischenUnternehmen (KMU) und anderen Organisationen in der Region La Rioja, um jungen Erwachsenenaus Hannover, mit oder ohne Schulabschluss eine berufliche Orientierung und/oder Berufsvorbereitung zuermöglichen.Teilnehmerinnen und TeilnehmerWährend des dreijährigen <strong>Projekt</strong>s waren 72 junge Erwachsene aus Hannover in der Region la Rioja (sechsGruppen zu je 12 Personen).Folgenden Genossenschaften, KMU und anderen Organisationen haben den jungen Erwachsenen eine Praktikumsstellezur Verfügung gestellt:>>>>Töpfeproduktion – Esmaltaciónes - La Estrella S.Coop.Töpferei – El ToreroHotel- und Kunstbetrieb – Aparthotel Anahuaska, PanzaresGolfplatz in SojuelaESPAÑA25


Steinmetzarbeiten – Restaurierung einer antiken Klosteranlage „Valbuena“Schweißkurs für arbeitssuchende Erwachsene – ForemKindergarten – Genossenschaft, NaldaSecondhandhandel und -verkauf – El Trastero S.Coop.Gebäudeunterhaltung – Coloser S.Coop.Büro für Mediation – Medea Rioja S.Coop.Gastronomie – Cafetería Molly Malone, Cafetería Al Punto, Cafetería GlassBüroservice – UCOTAR, ForemAls transnationale Partnerorganisation hat UCOTAR zusammen mit anderen Partnern aus dem Kooperationsverbundzum Erfahrungsaustausch und der Sicherung von Zwischenergebnissen an drei Expertentreffenteilgenommen, zwei in Hannover und eines in Logroño.Durchführung:Die Arbeit von UCOTAR lässt sich in drei verschiedene Phasen untergliedern:Phase 1> Erstkontakt mit den Genossenschaften, KMU und beteiligten Organisationen und derenBereitschaft zur Aufnahme junger Erwachsener aus dem <strong>IdA</strong>-<strong>Projekt</strong>.> Suche von geeigneten Praktikumsstellen, ausgerichtet an den jeweiligen Interessen dereinzelnen Teilnehmenden.Phase 2> Als transnationaler Partner organisiert UCOTAR den Erstkontakt der jungen Erwachsenenaus Hannover mit den beteiligten Praktikumsbetrieben.> UCOTAR gibt einen Einblick in die Mentalität und Kultur des Landes, die Arbeitsweise vonGenossenschaften und der beteiligten Praktikumsbetriebe.> Unterstützung bei der Durchführung des vierwöchigen Praktikums sowohl logistischer Artfür die beteiligten Partnerbetriebe als auch die persönliche Betreuung der Teilnehmendenund deren Erfahrungen, Verantwortungen und Fähigkeiten.Phase 3>Organisation eines regelmäßigen Austausches über Ergebnisse und Erfahrungen mit denbeteiligten Praktikumsbetrieben.26DANMARK


Abschlussbericht:Sowohl UCOTAR als auch die beteiligten Partnerbetriebe bewerten die Erfahrung positiv. Nach ihrem Verständnishaben alle jungen Erwachsenen ihre Eignungen, Verhaltensweisen und Fähigkeiten sowohl auf derpersönlichen wie auch beruflichen Ebene verbessert. Sie haben Kenntnisse der Mentalität und Kultur desLandes erlangt durch ihre sehr direkten, sehr freundlichen bis hin zu familiären Kontakten mit den Kolleginnenund Kollegen in den Praktikumsbetrieben. Bei einigen jungen Erwachsenen wurden die Entwicklungen sogarderartig positiv beurteilt, dass sie einen Arbeitsplatz in den selbigen Betrieben hätten erhalten können, wenndort eine Stelle vakant gewesen wäre. Alle beteiligten Partnerbetriebe signalisieren ihre Bereitschaft für eineTeilnahme an zukünftigen transnationalen <strong>Projekt</strong>en mit Beteiligung von UCOTAR.ORIGINALTEXT IN SPANISCH:Proyecto de promoción de la movilidad juvenil y de la competencia en el Programa “Integration durch Austausch”(<strong>IdA</strong>) “integración por medio del Intercambio”Socio Transnacional: Unión de Cooperativas de TrabajoAsociado de La Rioja (UCOTAR)Antecedentes:La Werk-statt-Schule e.V. y UCOTAR en junio y julio de 2009 (29 de junio y el 15 de julio) firman un acuerdode cooperación transnacional para la duración del projecto <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong>. El objeto de colaboración es la organizacióny desarrollo de la participación de jóvenes sin certificado de escolaridad de la región de Hannover,en prácticas de preparación profesional en cooperativas, pymes y entidades de La Rioja.Participantes:Durante estos tres años se ha recibido a 72 jóvenes participantes de Hannover en La Rioja. (6 grupos de 12jóvenes).Las empresas cooperativas, pymes y entidades que han acogido a los jóvenes en práctica de preparaciónprofesional han sido las siguientes:>>>>>Esmaltaciones – La Estrella S.Coop.Alfarería – El ToreroAparthotel Anahuaska, PanzaresCampo de Golf, SojuelaCantería – Restauración del antiguo convento “Valbuena”ESPAÑA27


Curso de formacion - Soldadura – ForemLudoteca, Cooperativa en NaldaTienda de segunda mano – El Trastero S.Coop.Cooperativa de limpieza – Coloser S.Coop.Oficina de mediación – Medea Rioja S.Coop.Gastronomía – Cafería Molly Malone, Cafetería Al Punto, Cafetería GlassOficina – UCOTAR, ForemUCOTAR ha participado como socio transnacional, junto a otros socios y miembros de la Werk-statt-Schulee.V., en tres reuniones, dos en Hannover y una en Logroño (La Rioja), para compartir experiencias y evaluarsus resultados parciales.Itinerario de ejecución:Durante la colaboración se han seguido las siguientes fases:FASE 1.-> Primer contacto con las empresas cooperativas, pymes y entidades colaboradoras paradetectar su disposición al acogimiento de jóvenes en practicas.> •Remisión de documentación de las empresas a los jóvenes participantes para abrirles laposibilidad de determinar el centro más idóneo para realizar las prácticas en función de susintereses particulares.> Remisión a las empresas de ficha de los interesados y de cuestionario previo con consultarelativas a lugar del centro de prácticas de preparación profesional, horario, nombre deltutor o persona de contacto, ropa de trabajo necesaria, medidas de salud laboral yprevención de riesgos, etc.FASE 2.-> UCOTAR recibe el primer día de estancia en La Rioja, UCOTAR recibe al grupo de jóvenespara presentar las empresas en las que realizarán las prácticas, se presentan a los tutoresde las empresas y se explican las tareas a realizar en ellas.> UCOTAR da un vistazo en la mentalidad y cultura del país, cómo funciona la asociación decooperativas y qué servicios presta a los socios, qué es una cooperativa de trabajo segúnla legislación española vigente.> Realización del periodo de prácticas de preparación profesional en las empresascooperativas, pymes y UCOTAR con seguimiento diario de logística e incidencias y28DANMARK


evolución de las competencias, capacidades, tareas y responsabilidades asumidas yasimiladas por los participantes.FASE 3.-> UCOTAR mantiene una ronda de reuniones con las empresas cooperativas y pymes que hanparticipado en la experiencia para recoger la su valoración y conformar su informe final.Informe Final de Valoración:Tanto UCOTAR como las empresas participantes coinciden en valorar positivamente la experiencia. A suentender, todos los participantes han mejorado a nivel personal y profesional sus aptitudes, actitudes y capacidadesy han adquirido un adecuado conocimiento de la mentalidad y cultura del país al haber establecidoun contacto directo, afable e incluso familiar con los socios y trabajadores de las empresas en las que handesarrollado sus prácticas.En algunos casos, incluso las empresas participantes han manifestado que la evolución de los jóvenes podríaincluso facilitarles la entrada en la empresa como trabajadores en el supuesto de que se domiciliaran en LaRioja, y hubiera un puesto vacante.Todas las empresas participantes coinciden en considerar positivo su participación en futuros proyectos de objetivossimilares que puedan desarrollarse en el futuro, valoración que también es compartida por UCOTAR.En Logroño, a 22 de octubre de 2012Fdo.: Gemma SoriaDirectora de UCOTARESPAÑA29


4.2 REDE VON MIKAEL ODDERNIELSEN (PÄDAGOGISCHER MITAR-BEITER DER PRODUKTIONSHØJSKOLERANDERS)Launching in Hannover:I would like to thank you for asking us to be involvedin the project. It has been an informative and educationalprocess for both the school and, not least,for me personally. I was a new employee at RandersProduction School and had not been involved in suchprojects before.I want to talk a little bit about what we have gainedfrom being part of such an international project as aschool, as a teacher and as a student. I will also talka bit about why mobility is important.As a school we have learned a lot of being part of the<strong>IdA</strong> project. Both directly in the form of experienceand networks but also indirectly in terms of motivationand inspiration and to seek new international partnerselsewhere in the world and even try to describe someprojects ourselves. When we started the project wedid not have much international work but it has nowbecome one of our „cornerstone“ as our priorities andwe would like to offer that to all our students at theschool. Through the experience we have gained fromthe <strong>IdA</strong> project we have asked ourselves as a schoola number of issues such as: How do we prepare ourselvesand our colleagues’ best to receive foreign students?How do we prepare our students to welcome anew student who does not speak Danish? What wentgood and what went not so good? What can we useand what can we do differently? Which elements canwe use in new projects? Which learning perspectivesare there? Etc. In this way, the <strong>IdA</strong> project helped toboost the development of the school in relation to theinternational work.It has also given us the opportunity to look inward, especiallyas a workshop and as teachers. Are the taskswe ask the pupils clear and precise? Are the tasks orassignments easy to get started with or are they hardfor students to figure out what to do with it? In addition,the language barrier can make it more difficult.If you do not understand the task using the languageand students have trouble figuring out what to use itfor, it is very difficult to participate in the tasks. Thiscreates a sense of meaninglessness and then everythingbecomes unimportant. It is therefore of greatimportance that the tasks and assignments are veryprecise, clear and transparent so the reason for doingthis particular task is totally clear for the students. Ifit doesn’t make sense the motivation disappears andstudents do not show up.The language barrier may, in addition to being a challenge,also be motivating to do something differentthan the usual and starts a creative and abstractthinkingprocess. What do you do when you cannotunderstand each other‘s language and cannot find acommon third language to communicate on? How dowe work together, solve a problem or tell the strangerabout your culture? Etc. These are questions thatboth Danish and German students and teachers facein meeting between different nationalities. It is a taskthat we all have grown with and found new opportunitiesin. It is precisely here that experience is important.30DANMARK


Or„What do you do when you do not ....?“„We found a great way to ....“, etc.For many of our students it has been an “eye opener”and a little visibility into the global world. A view intoanother culture as they thought they knew so wellbecause it is our neighbor, turned out to have manydifferences or diversities to the culture we have in ourown country. But also a culture that has many similarities,which means that we as humans are not sodifferent despite diversities. The pupils often come tous and say:Or„Do you know that in Germany ....?“„In Germany, they have this or thistoo“.One of our students who had very big difficulties inlanguage gave himself the challenge that he shouldhave at least one conversation with a German pupildaily. And he had. It was incredible how his confidencegrew because something which he had neverdared before suddenly succeeded him. He found thatgestures and facial expressions could help him to telland understand, even when they could not speak acommon language. In this way, the world has becomea little smaller and we have moved closer to eachother. For our students Germany is no longer just thecountry there you collect cheap beer and wine. Germanyis now a country where they know someoneand a country they know something about. A studentonce said„they are in fact quite similar to us.“Both at Randers Production School and in the <strong>IdA</strong>project, we work to get our young people ready foran education so they can enter the labour market andsupport themselves. But there is an agenda which isgreater than that. We must educate our young peopleto be citizens in a democratic society that they canact and make informed choices in a global world inthe light of experience and knowledge about what ishappening here and around the world. Their choicesand acting should not be based on something theythink but from something they know or have learned.Something they believe in. How to deal with disagreementsbetween the two countries, if the only experienceyou remember is that your father once hada dispute with a neighbor about the height of thehedge?, or development countries poverty if the onlyform of distress you know is that you cannot afford thelatest PS3 games? Here it is very important to havea broad vision and knowledge of history so you canbase you choice on something else, an experience. Itis therefore important to see and know what it‘s like inother places or how they do things elsewhere.Mobility is of course also important in relation to educationand employment. Maybe you cannot take therequired training or education near the city you liveor maybe the job you want is not to be found in yourown region. It is important to be flexibile, either in theform of moving to another city or in order to travelevery day. Being ready and able to move physicallycan help to create more opportunities to get on withESPAÑA31


an education or find a job.Mobility can help to make the world smaller andstrengthen cooperation across cities, regions andcountries as well as education and jobs. Mobility canbring people together and strengthen the understandingof our differences and similarities.4.3 REDEENTWURF VON DIET-MAR LANGER FÜR DIE AB-SCHLUSSVERANSTALTUNG(LEITER DES JUGENDJOBCENTERSREGION HANNOVER)Verehrte Gäste,als Vertreter des Jugendjobcenters bin ich gern derBitte nachgekommen, mit einem kurzen Grußwort indie Veranstaltung einzuführen. Damit verbunden istaber auch ein Bedauern, denn es handelt sich heuteum eine Abschlussveranstaltung. Ein erfolgreiches<strong>Projekt</strong>, das vielen jungen Menschen eine Perspektivegegeben hat, läuft nun aus.Das Jobcenter kann rückblickend auf die vergangenendrei Jahre attestieren, dass sich hinter demrecht komplizierten Namen: „<strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong>“ ein innovativesAngebot für arbeitslose junge Menschenverbirgt, das neue Wege für den Start in den Berufaufgezeigt hat.Wir alle wissen und unsere Partner aus Spanienganz besonders, dass Jugendarbeitslosigkeit einesder dringendsten Probleme unserer Gesellschaft ist.Denn es ist Fakt: Ausbildung und Arbeit entscheidenin unserer Gesellschaft über den sozialen Werdegang,über wirtschaftliche Unabhängigkeit und überdie Zuteilung von Lebenschancen. Ausbildung undArbeit sind ein zentrales Element sozialer Gerechtigkeit.Doch trotz des zunehmenden Bedarfs an Fachkräftenzeigt unsere tägliche Praxis, dass sozial- undbildungsbenachteiligte jungn Menschen bisher davonnicht profitieren können. Sie genügen nicht den Anforderungender Ausbildungsbetriebe. Es gibt vielejunge Frauen und Männer, die nicht mithalten können,eine Reihe von ihnen gerät an den Rand derGesellschaft.Vor allem diese jungen Menschen brauchen unsereUnterstützung, damit sie den Einstieg in das Berufslebenfinden und eine persönliche Zukunftsperspektiveentwickeln können.Dabei gilt es auch, neben den herkömmlichen Angebotender Berufsvorbereitung und Qualifizierungneue Wege zu gehen, die auf die spezifischen Problemlagenzugeschnitten sind. Hier muss der Ansatzim Vordergrund stehen, der die aktive Beteiligung derjungen Menschen fordert. Sie sollen eigene Vorstellungenentwickeln und sich selbst einbringen können.Dabei ist mir wichtig: Wer von den Jugendlichenetwas fordert – der muss auch passende Angebotemachen.Und gerade hierzu möchte ich das <strong>Projekt</strong> <strong>IdA</strong>-Jumo-KoH ganz besonders hervorheben. Der Werk-statt-Schule e.V. und insbesondere der <strong>Projekt</strong>leiterin FrauJarehed ist es hervorragend gelungen, passgenaueHilfen anzubieten. „Integration durch Austausch“hat deutlich gemacht, wie praktische Erfahrungen32DANMARK


im Ausland wesentlich dazu beitragen, soziale undberufliche Kompetenzen zu stärken, die mit solchenBegriffen verbunden sind wie>>>>>>SelbständigkeitSelbstvertrauenEigeninitiativeFlexibilitätKritikfähigkeit undTeamfähigkeit.Festzustellen ist, dass durch die transnationale Mobilitätvon <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> die Teilnehmerinnen undTeilnehmer richtige „Persönlichkeitssprünge“ machenkonnten. Es ist neuer Schwung in ihr Lernverhaltenund in ihre Motivation gekommen. Die Bereitschafthat zugenommen, sich weiteren Herausforderungenzu stellen. Das Vertrauen in sich selbst hat zugenommen,das eigene Leben meistern zu können.Bei diesem Vorhaben wünsche ich allen Teilnehmerinnenund Teilnehmern von <strong>IdA</strong>, dass es ihnennun gelingt, einen dauerhaften Einstieg in das Berufslebenzu finden. Und dazu biete ich auch weiterhindie Unterstützung des Jobcenters an.Mein besonderer Dank und meine Anerkennung giltder Werk-statt-Schule e.V. und allen Förderern undMitarbeiterinnen und Mitarbeitern des <strong>Projekt</strong>es.Durch Ihr Engagement haben sie vielen jungen Menschenwieder eine Perspektive gegeben. Denn eineBefragung hat gezeigt, dass der überwiegende Teilder Teilnehmerinnen und Teilnehmer festgestellt hat:„Ich weiß jetzt, wo ich hin will in meinemLeben“.Dafür wünsche ich „gutes Gelingen“ und „viel Erfolg.Und zum Abschluss habe ich noch folgende Anmerkung:Wie ich in Erfahrung bringen konnte, ist geplantanknüpfend an den guten Erfahrungen von <strong>IdA</strong> einFolgeangebot auf den Weg zu bringen. Das begrüßeich sehr und dafür kann ich vorweg weiterhin unsereUnterstützung zusagen.Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.4.4 REDE VON GUNNAR RUMPUND XENIA JOZIC (PERSÖNLICHERANSPRECHPARTNER UND FALLMA-NAGERIN DES JUGENDJOBCENTERSREGION HANNOVER)Buenos Dias! Goddag!Rückblick auf drei Jahre <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong>Aller Anfang ist schwer... So auch der Start des Austauschprojektes<strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> im Jahr 2010.„Ida was????“Allein der Name schafft Misstrauen in den Reihen derpersönlichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner(kurz pAps) der Jobcenter in der Region Hannover.„Auslandsaufenthalte für Harz IV-Empfängeraus meinen Steuergeldern???Unterstütze ich nicht!“„Da habe ich keine geeigneten Kunden!!!“Es gab aber auch andere Sichtweisen, die das <strong>Projekt</strong>ESPAÑA33


<strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> aufgrund der vielen besonderen Möglichkeiten,die jungen Arbeits- und Ausbildungsplatzsuchendengeboten werden, sofort als etwas ganzbesonderes im großen Maßnahmekatalog der SGBII-Förderung erkannten: Die Chance (z.T. zum erstenMal im Leben der Hilfebedürftigen) interkulturelle Erfahrungenim Ausland sammeln zu können, den eigenenStadtteil, die eigene Stadt bzw. Deutschland zuverlassen und andere Arbeitsbedingungen und Kulturenkennen zu lernen, Fremdsprachenkenntnisseauf- und auszubauen, Horizonte zu öffnen.Mit vereinten Kräften wurden diese Startschwierigkeitenüberwunden, die ersten jungen Erwachsenenfuhren nach Dänemark und Spanien, berichteten ihrenpAps von ihren tollen Erfahrungen, Mitarbeitendeder Jobcenter nahmen an den ersten Abschlussveranstaltungennach den jeweiligen „Flows“ teil undwaren begeistert – die Liga der Zweifler wurde kleinerund kleiner.Im Laufe der drei Jahre nahm das <strong>IdA</strong> <strong>JumoKoH</strong> <strong>Projekt</strong>für immer mehr pAps und Fallmanagerinnen undFallmanager einen wichtigen Stellenwert im Maßnahmekatalogdes Jobcenters ein.Die Akquise für potenzielleTeilnehmende an dem <strong>Projekt</strong> gestaltete sichmit fortschreitender <strong>Projekt</strong>dauer einfacher.Aber, wie heißt es so schön? Jede Medaille hat zweiSeiten. Die steigende Bekannt- und Beliebtheit von<strong>IdA</strong> stellte nun auch die <strong>Projekt</strong>mitarbeitenden vorlaufend neue Herausforderungen.Die „Ziel-Jugendlichen“, die 2010 noch diejenigengewesen sein sollten, die ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühlund eine gewisse Reife habenmitbringen sollen, vermischten sich mit einem Potpourrijunger Menschen, die durchaus vehementeProblemlagen in vielen Lebensbereichen aufwiesen– eine interessante, höchst heterogene Mischung,die vor allem im Rahmen der Auslandsaufenthalte fürständig wechselnde Szenarien sorgte.Diese bunte Mischung junger Menschen war sicherlichnicht immer einfach zu händeln und trotzdemerhielten wir Mitarbeitenden des Jobcenters fast ausschließlichpositive Feedbacks der Teilnehmenden,insbesondere auch bezüglich des Engagements der<strong>IdA</strong>-Betreuer und Betreuerinnen. Es war sehr offensichtlich,dass die Jugendlichen hier stets auf offeneOhren und konkrete Unterstützung zählen konnten,auch noch nach Ablauf des <strong>Projekt</strong>es. Konkrete Berichtevon pAps und Fallmanagern und Fallmanagerinnenüber ihre Eindrücke lauteten z. B.:„Mein Kunde hat es geschafft frei zusprechen, eine angenehme Gesprächsatmosphäreaufrecht zu erhalten,Humor zu entwickeln. Unglaublich – ichhabe das Gefühl, er ist ein bisschen erwachsengeworden.“„Aus meiner Rate haben zwei junge Männeran dem <strong>Projekt</strong> teilgenommen undes war in beiden Fällen ein voller Erfolg.Beide sind mit erheblich erhöhter Sozialkompetenzund mit einem gestärktenSelbstbewusstsein zurückgekommen.Außerdem sind beide jetzt in Ausbildung(Fallmanagement- Kunden!!!).Ich habemich darüber sehr gefreut! Schwierig34DANMARK


war nur, junge Menschen zur Teilnahmezu bewegen – in vielen Fällen wurde derSchritt einfach nicht geschafft.Ich fändees super, wenn wir etwas ähnlichesnoch mal zur Verfügung hätten.“sicher noch sehr lange hiervon profitieren können.„Ich zog auch bei Jugendlichen eine Teilnahmein Erwägung, die in der näherenVergangenheit negative Erlebnisse verkraftenmussten. Das Herauskommenaus dem gewohnten Umfeld, hierzu gehörtneben dem sozialen Umfeld unbedingtauch der bewohnte Stadtteil, erschienmir in vielen Fällen als Möglichkeit,persönlich und beruflich nach vorne zuschauen.Ich kann, um nur ein Beispiel zunennen, von einem „Kandidaten“ berichten,der kurz nach der Teilnahme den langersehnten Ausbildungsplatz bekommenkonnte, er hatte zu diesem Zeitpunktseit längerem eine Krebserkrankungüberwunden. Vor der Zuweisung wirkteer in sich gekehrt und mutlos, noch aufder Abschlussveranstaltung in der Werkstatt-Schulee.V. war dann zu erkennen,dass er wieder einen Zugang zu sich undseinen Stärken gefunden hat.“Stellvertretend für unsere Kolleginnen und Kollegenbedanken wir uns bei dem <strong>Projekt</strong>-Team von <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong>für die engagierte, kreative und besonderepädagogische Arbeit mit unseren – nicht immer ganzeinfachen – jungen Hilfebedürftigen, die allesamteine ganze Menge toller Erfahrungen und Eindrückein ihren Koffern mit nach Hause nehmen konnten undESPAÑA35


5. ZAHLEN/FAKTEN/ERHÖHUNG DERBESCHÄFTIGUNGSCHANCENRückblick auf 31/2 Jahre <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong>> 12 Praktikumsphasen in Dänemark und Spanien> 12 Abschlussveranstaltungen der Teílnehmenden> 2 Expertenaustausche in Deutschland> 2 Studienbesuche in Spanien (Logroño und Barcelona)> 1 Studienbesuch in Dänemark (Randers)Teilnehmende bis heute> Spanien: 40 Frauen, 30 Männer> Dänemark: 35 Frauen, 34 Männer> Altersstruktur: 18 – 30 Jahre>>>Migrationshintergrund: 42 TN russisch, kurdisch, türkisch, polnisch, kasachisch,philippinisch, italienisch, portugiesisch, griechisch, französisch, bulgarisch, serbisch,argentinischBildungsabschlüsse: ohne Schulabschluss, HSA, RSA, erw. RSA, BaE, Abitur,Studienabschluss13 Kinder 2 – 5 JahreErgebnisse der Befragung der Teilnehmenden nach dem AuslandpraktikumVorbereitung:>Über 90% der befragten Teilnehmenden beurteilten die Qualität der Vorbereitung mit gutbzw. sehr gut.36DANMARK


Nutzen für Beruf und Ausbildung>76 % der Befragten gaben bei der Frage der Nützlichkeit des <strong>Projekt</strong>es an „trifft voll zu“oder „trifft eher zu“.Persönlicher Nutzen>>>>>Über 80 % fühlen sich nach dem <strong>Projekt</strong> sicherer und selbstbewusster86% gehen neue Aufgaben mit mehr Energie anKnapp 70% haben gelernt, besser mit anderen Menschen zusammen zu arbeiten84% haben ihre Sprachkenntnisse deutlich verbessertKnapp 80% verstehen jetzt besser, dass in anderen Kulturen manche Dinge anders sind.Nutzen insgesamt>86% der Befragten sagten, der Auslandsaufenthalt habe ihnen sehr viel oder viel gebracht.14% antworteten mit „mittel“ an. Keiner der Befragte sagte, es habe ihm „wenig“ bis „sehrwenig“ gebracht.Integrationsergebnisse von 120 <strong>IdA</strong>-Teilnehmenden – Stand Oktober 2012ESPAÑA37


Die Beschäftigungsprojektion für die Region Hannover geht von einem Zuwachs einersteigenden Nachfrage in der Größenordnung von knapp 7.000 Stellen bis zum Jahr 2015aus. Das <strong>Projekt</strong> <strong>JumoKoH</strong> wurde in seinem Verlauf zu einem beispielhaften, zusätzlichenInstrument der Beschäftigungsförderung in der Region Hannover (vgl. die Stellungnahmendes Jugendjobcenters S. 32 -35). Um dem zu erwartenden demographischen Wandel undkonjunkturbedingten Fachkräftemangel entgegen zu wirken, wird es bedeutsamer, ein besonderesAugenmerk auf die Zielgruppen junger Migratinnen und Migranten und jungerFrauen zu richten. Der prozentuale Anteil der Menschen ohne Ausbildung oder Beschäftigungliegt unter den Migrantinnen und Migranten in der Region Hannover ca. doppelt sohoch wie bei den jungen Menschen ohne Migrationshintergrund. Das <strong>Projekt</strong> <strong>IdA</strong> <strong>JumoKoH</strong>hat dies berücksichtigt: von den 139 TN waren 75 Frauen, 42 Teilnehmenden haben Migrationshintergrund.Im Verlauf des <strong>Projekt</strong>es <strong>IdA</strong>- JumoKoh wurde nicht nur die verantwortliche Grundsicherungsstellevon der Wirksamkeit grenzüberschreitender Mobilitätsaktivitäten überzeugt,auch die regionalen Kammern -insbesondere die Handwerkskammer in Hannover -zeigteein zunehmendes Interesse an den Teilnehmenden. So wurden mehrere junge Teilnehmendewährend, der sich an jedem Flow anschließenden Abschlussveranstaltungen vonVerantwortlichen dieser Kammer „entdeckt“ und an interessierte Handwerksbetriebe weiterempfohlen. Die Kammern in Hannover sind auf diesem Weg in nachfolgenden Mobilitätsprojektender Werk-statt-Schule zu Unterstützern geworden.38DANMARK


6. STUDIENREISEN UND EXPER-TENTREFFENIm <strong>Projekt</strong> <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> wurde Verantwortlichen im Übergangssystem Schule-Beruf, also in der Jugendberufshilfe,der Beschäftigungsförderung und der Grundsicherung junger Menschen, die Möglichkeit gegeben,sich über die Notwendigkeit zur Verankerung von Auslandserfahrungen in der beruflichen Eingliederung vonjungen Erwachsenen auszutauschen. Grundsätzlich sind zwei Handlungsebenen zu unterscheiden:>>Studienreisen, die in erster Linie über die Ereignisse während der Praktika in den beidenZielorten Odder/Randers und Logroño informierten, die Ergebnisse gemeinsam mit denspanischen und dänischen Akteuren bewerteten und Verbesserungen vorschlugen. Inzweiter Linie waren sie auch eine Form der Erkundung lokaler Beispiele derJugendberufshilfe.Expertentreffen – diese fanden in Hannover statt – warben für das <strong>Projekt</strong> und den lokalenTrägerverbund. Sie sollten wesentlich der Netzwerkarbeit dienen, die Sinnhaftigkeittransnationaler Mobilitätsprojekte für benachteiligte junge Erwachsenen verdeutlichen undden lokalen Akteuren ungewöhnliche Praktiken der Beschäftigungsförderung in Dänemarkund Spanien näher bringen.Im Weiteren werden drei der insgesamt sechs Aktionen in ihrem Ablauf oder anhand der verfolgten Ziele kurzdargestellt, anschließend stellt ein Protokollausschnitt ein Ereignis näher dar.Erste Aktion: Expertentreffen vom 17. bis 18. Dezember 2009in Hannover1. Ziele und Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer der AuftaktveranstaltungZiele der Veranstaltung:>Das <strong>IdA</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>JumoKoH</strong> vorstellen, die Grundidee und einzelne Arbeitsschritte erörternund diskutierenESPAÑA39


2. Inhalte des ExpertentreffensGrundzüge der Bildungs- und Beschäftigungspolitikin Spanien und Dänemark kennen lernenNeue Ideen für die Beschäftigungsförderung undberufliche Orientierung in der Region Hannover aufder Basis von Best-Practice-Beispielen aus den PartnerländernsammelnBest-Practice-Beispiele aus Deutschland vorstellendie Durchführung der Auslandsaufenthalte derjungen Erwachsenen im <strong>JumoKoH</strong> <strong>Projekt</strong> im Detailplanendie einzelnen transnationalen Partnerorganisationenvorstellen und Kooperationsmöglichkeiten mitOrganisationen aus der Region Hannover findenTeilnehmerinnen und Teilnehmer:Fachkräfte aus Dänemark und verschiedener Regionenin SpanienAkteurinnen und Akteure des lokalen Jugendbeschäftigungssystems(Vertreterinnen und Vertreterder regionalen Jobcenter, der Leibniz-Universität,des DGB sowie verschiedener Bildungsträger)<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen und <strong>Projekt</strong>mitarbeiterKonsekutiv-Dolmetscherin dänisch und Konsekutiv-DolmetscherspanischDie Veranstaltung gliederte sich in mehrere Blöcke:>>>>>>>>>>>>>>Nach Gastländern getrennte Arbeitsgruppen zur Konkretisierung der Abläufe während derAufenthalte vor Ort, Moderation durch die Expertinnen und ExpertenVisitation von Best-Practice-Beispielen in Hannover und Erfahrungsaustausch mit derGesamtprojekt gruppePräsentation und Diskussion ausgewählter Praxisbeispiele aus den Zielregionen vor einerbreiteren Öffentlichkeit, Moderation Werk-statt-Schule e.V. (Protokollausschnitt)Podiumsdiskussion der Expertinnen und Experten: Intensiver Austausch über die länderspe-40DANMARK


zifischen Strukturen, Instrumente und Strategien der beruflichen Förderung jungerMenschen. Diskussion über die Einbindung des <strong>IdA</strong>-<strong>Projekt</strong>es <strong>JumoKoH</strong> innerhalb derspanischen und dänischen Beschäftigungsförderung.Protokollausschnitt:Vorstellung dänischer Instrumente und Strukturen der Jugendbeschäftigungsförderung:Mikael Nielsens Vortrag beschäftigte sich mit der Situation benachteiligter junger Menschen in Dänemark, denZielen der Landesregierung zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit sowie der politischen Einbindung vonProduktionsschulen im staatlichen Bildungssystem.Durch die Arbeitsmarktreform Mitte der 1990er Jahre konnte dieJugendarbeitslosigkeit der unter 25 jährigen einen Rückgangverzeichnen. Diese Reform sieht eine Verkürzung der Höchstdauerder Zahlung von Arbeitslosengeld sowie mehr Angebotezur Aktivierung von Arbeitslosen. Wenn arbeitslose Jugendlicheinnerhalb eines halben Jahres selbst keine Arbeit gefunden haben,müssen sie an einer zugewiesenen Ausbildung teilnehmenoder ihnen wird das Arbeitslosengeld halbiert. Laut Nielsen setztsich die dänische Landesregierung zum Ziel eine Vollbeschäftigungssituationzu erreichen, in der alle Jugendlichen über eineBerufsausbildung bzw. Arbeit verfügen. Bis 2010 sollen 90%und bis 2015 95% der Jugendlichen durch eine öffentliche Unterstützungeine Ausbildung absolviert haben. Produktionsschulen bieten Jugendlichen bis 25 Jahren, die keinerArbeit nachgehen oder noch keine Ausbildung haben, ein besonderes Angebot. In Dänemark existieren bereitsseit den 1980er Jahren Produktionsschulen, die jedoch keine „Schulen“ im herkömmlichen Sinne sind. Vielmehrsind sie Einrichtungen, in denen junge Menschen in schwierigen Lebenslagen die Integration in die Berufsbildungbzw. auf den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht wird. Durch die Kombination von Arbeiten und Lernen sollen Jugendlicheberufliche Qualifikationen sowie personelle und soziale Kompetenzen erwerben, um Verantwortung für ihrLeben zu übernehmen. Neben der Entwicklung und Stabilisierung der Persönlichkeit steht die Entwicklung undStärkung der Teamfähigkeit im Vordergrund. Produktionsschulen ermöglichen als einzige Schulform Dänemarksden Teilnehmern und Teilnehmerinnen ein laufendes Ein- und Ausschreiben.ESPAÑA41


Die dänische Produktionsschule am Beispiel der „Odder Produktionsskole“:In Susanne Olsens Vortrag stand die „dänische“ Produktionsschule am Beispiel der Odder Produktionsskoleim Mittelpunkt. Susanne Olsen weist darauf hin, dass es zur Erreichung der Ziele wie berufliche Qualifikationensowie personelle und soziale Kompetenzen, bestimmter pädagogischer und didaktischer Konzepte bedarf.Hierbei spielen die angebotenen Werkstattbereiche sowie das pädagogische Personal eine wichtige Rolle.In der Odder Produktionsskole verteilen sich etwa 60 junge Menschen auf sechs Werkstattbereiche: PädagogischeWerkstatt, Musikwerkstatt, Gastronomie, Grafikdesignwerkstatt, Holz- und Metallwerkstatt. DieseBereiche werden von acht „Werkstattlehrern“ betreut. Die Lehrerinnen und Lehrer sind nicht wie im deutschenSinne ausgebildetes Lehrpersonal, sondern fachlich ausgebildete Praktikerinnen und Praktiker mit viel Berufserfahrung.Susanne Olsen kommt selber aus der Familientradition der Gastronomie, besitzt eine Bar undhat in verschiedenen Ländern z. B. in Show-Küchen gearbeitet. Bei dem didaktischen Konzept betont Olsen,dass auf ein selbstbestimmtes Lernen und eine individuelle Förderung der Jugendlichen besonders viel Wertgelegt wird. Das Lernen erfolgt innerhalb der unterschiedlichen Werkstätten an praktischen Aufträgen für realeKunden. Dieses Konzept enthält dabei kein starres Ausbildungsprogramm. Hierdurch können jederzeit Teilnehmerinnenund Teilneh-mer ein- und ausgeschleustwerden. Ne-ben dem didaktischenInstrument der indivi-duellen Förderung verfolgtdas pädagogischeKonzept die Leitregeln:„Konsequenz“ und „Ak-tivierung“. Die Regel„Konsequenz“ zielt auf die Einhaltung derHausregeln. Mit „Akti-vierung“ werden denJugendlichen, die nicht „aktiv“ sein wollen,klare Angebote unter-breitet, die sie nicht soeinfach ablehnen können.Vierte Aktion: Studienreise vom 16. bis zum 18. November2011 nach BarcelonaIm November 2011 führte der <strong>Bundesverband</strong> Produktionsschulen e.V. die vierte Aktion dieser Art durch. Zielregionfür diesen Studienbesuch war der Großraum Barcelona. Der <strong>Projekt</strong>verbund verfügt vor Ort über eineentsprechende Partnerstruktur, die sich aus einem lokalen Träger der Jugendberufshilfe (Impulsem s.c.c.l.)und der Generaldirektion für Sozialwirtschaft (Direcció General de la Economía Cooperativa) der katalanischenLandesregierung zusammensetzt. Themen dieser Studienreise waren eigenverantwortliches Handeln und42DANMARK


Selbstorganisation für eine Beschäftigungs- und Berufsperspektive. Damit verknüpfte sich der Arbeitsgegenstanddieser Studienreise mit dem Kompetenzbereich, den es unter den teilnehmenden jungen Erwachsenenzu fördern gilt. Betrachtet wurden die eingangs erwähnten Praxisbeispiele unter drei Blickwinkeln:1. Beschäftigungsinitiativen, die die Beteiligten in eigenerRegie betreiben. Vor dem Hintergrund einer Jugendarbeitslosigkeitin der Zielregion von mehr als 40% wurden die Betroffen selbst nach der Einschätzungihrer Situation auf dem Ausbildungs- und Beschäftigungsmarktbefragt. Sie gaben Auskunft über ihre Berufswünscheoder Beschäftigungsperspektiven. Ausgehendvon dieser Betrachtung liegt ein weiterführendesAugenmerk auf sozial ambitionierten Kooperativen, dieden jungen Akteuren eine sinnstiftende Arbeitsperspektiveverschaffen und sie dadurch in eine soziale undgesellschaftliche Verantwortlichkeit einbinden.2. Beschäftigungs- und Qualifizierungsinitiativen, die von Trägern der Jugendberufshilfe in Quartieren mit hohemKonfliktpotenzial getragen werden. Auch hier standen die nachbarschaftlich organisierten Netzwerke imVordergrund. Sie sollten im Hinblick auf ihre Beschäftigungspotenziale, gerade für junge Menschen beleuchtetwerden. Zusätzlich geht von diesen Initiativen ein Impuls aus, der junge Menschen motiviert und ihnen Identifikationund Verantwortung anbietet. (Protokollausschnitt)3. In einem kritischen Gedankenaustausch wurde über öffentliche Instrumente zur Qualifizierung und Beschäftigungsförderungjunger Menschen informiert. Der pädagogischen Ansatz, die Einschätzung der Zielgruppe,besondere Vorgehensweisen, der Mitteleinsatz und die letztendliche Wirkung (soweit überprüfbar) standenim Blickfeld dieser Betrachtung. Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in diesem dritten Teil warenVertreter und Vertreterinnen der öffentlichen Verwaltungen im Sachgebiet Qualifizierung und Beschäftigungsförderungsein.Während die ersten beiden Beobachtungsfelder mit der Methode der Erkundung und einer anschließendenErgebnissicherung bearbeitet wurden, erfolgte die Bearbeitung des dritten Punktes durch einen Vortrag undeine Diskussion.Zeitlicher Überblick:Mittwoch, 16. November: Anreise und Unterbringung der Studiengruppe, Eröffnungsplenum zur Klärung letzterESPAÑA43


Veränderungen und organisatorische Feinabstimmung.Donnerstag, 17. November, vormittags: Frage- und Diskussionsrunde mit Jugendvertreterinnen und Jugendvertreternzu den Berufsperspektiven junger Menschen in der Region Barcelona. Erkundung von zwei Beschäftigungsprojekten,die von den Betroffenen selbst geleitet werden. Im Anschluss gemeinsame Ergebnissicherungals Kartenpräsentation. Nachmittags: Erkundung der Netzwerkarbeit des Partners „Impulsem s.c.c.l.“ im„Barrio Chino“ von Barcelona. Die organisatorischen Rahmenbedingungen werden erklärt, Entwicklungslinienaufgezeigt und Beteiligte kennen gelernt. Im Anschluss gemeinsame Ergebnissicherung als Kartenpräsentation.(Protokollausschnitt)Freitag, 18. November, vormittags: Expertengespräch als Vortrag und Diskussion über die Instrumentarienöffentlich rechtlicher Beschäftigungspolitik in Barcelona und Hannover – als kritischer Vergleich. Identifizierungzukünftiger Lernfelder im öffentlichen Bereich, Sondierung von Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. ProtokollarischeDokumentation der Ereignisse. Nachmittags: Reflektion der Geschehnisse, Klärung offen gebliebenerFragen, Ausblick auf zukünftige gemeinsame Aktionen.Protokollausschnitt:Vorstellung der Stiftung „Tot Raval“Vortragende: Fina Garcia (Impulsem, SCCL) und Nuria Paricio Paricio (La Fundació Tot Raval)In den 1970er und 1980er Jahren rückten im El Raval die Themen (Drogen-)Kriminalität und Prostitution insZentrum des Interesses. Die sozialen Probleme der Einwohnerinnen und Einwohner stiegen an und sorgtenfür die Auswanderung aus Raval. Als die dritte Welle der Einwanderung kam, war in Raval viel Platz und sowohnen im südlichen Teil Ravals viele Einwandererinnen und Einwanderer. Es wurde erkannt, dass etwasgetan werden musste. Viele soziale Organisationen wurden in diesem Zuge hier aufgebaut, jedoch machtejede ihre eigenen <strong>Projekt</strong>e ohne zu wissen, welche Angebote es noch im Stadtteil gibt. Auch die Geschäfte undkulturellen Institutionen arbeiteten neben einander her. So entstand die Idee, sich zusammen zu schließen undgemeinsam zu erkunden, was mit El Raval passiert und welche Lösungen es geben könnte. Es wurde nachKooperationsmöglichkeiten gesucht.Daraufhin wurde die Stiftung Tot Raval gegründet. Die Stiftung umfasst 130 Organisationen, wovon 60 Mitgliederund 70 Freunde sind. Die Führungsebene besteht aus 15 Personen, jeweils fünf Personen aus derWirtschaft, der Kultur und aus sozialen Institutionen.Gemeinsam wurde analysiert was die einzelnen <strong>Projekt</strong>e abdecken und wo es noch Lücken gibt. Es wurdedie Problematik erkannt, dass viele öffentliche Gelder für Bildung und Erziehung ausgegeben wurden aber44DANMARK


die gewünschten Ergebnisse ausblieben. Aus dieser Not heraus wurde die Situation junger Menschen analysiertund ein Bildungsplan entwickelt. Hierbei wird eng mit den Schulen zusammen gearbeitet. Wenn es beieiner Schülerin oder einem Schüler zu hohen Fehlzeiten kommt, dann erhält diese Person eine Tutorin bzw.einen Tutor an die Seite. Sie oder er analysiert gemeinsam mit der Schülerin oder dem Schüler die Situationund ermittelt, was ihr bzw. ihm der Stadtteil bieten kann. Um die Mitarbeit der Schülerin bzw. des Schülersweitestgehend zu gewährleisten, wird die Familie mit ins Boot geholt und eine Vereinbarung mit ihr und derSchülerin bzw. dem Schüler getroffen. Die Zielgruppe sind junge Menschen zwischen 16 und 20 Jahren, diedie Schule abgebrochen haben, keine Arbeit haben oder sozial benachteiligt sind. Pro Jahr werden 90 bis 120Jugendliche über dieses Programm erreicht. Jede Einrichtung verfügt über Tutorinnen bzw. Tutoren, die aufeinem Fachgebiet spezialisiert sind. Den Jugendlichen wird viel im Freizeitbereich geboten (Musik, Sport etc.).Wenn in einem Bereich eine Nachfrage entsteht, müssen die Organisationen die Ressourcen bereitstellen. DiePilotphase wurde im ersten Jahr durch die Stadt finanziert.Als weiteres Ziel verfolgt Impulsem die Zusammenarbeitinnerhalb des Stadtteils. Weiß eine Tutorin bzw.ein Tutor, dass seine Schülerin bzw. sein Schüler imHotelfach arbeiten möchte, tritt er an die Hotels ausRaval heran und findet dort einen Arbeitsplatz für diejunge Frau bzw. den jungen Mann. Dieses Modellfunktioniert auch umgekehrt: Wenn eine Firma ausRaval jemanden sucht, ruft sie bei Impulsem an undjemand aus dem Stadtteil wird diese Stelle besetzen.Beispiele sind das Restaurant „Noray“ und die Kooperationmit einem Frisör, der nach seiner eigentlichenÖffnungszeit ausbildet. Die Umsetzung desKonzepts hat etwa zehn Jahre gedauert, die Mentalitätder Unternehmen hat sich verändert und diesmöglich gemacht.Die Stiftung beschäftigt ein Team von acht Personen, die sich darauf spezialisieren, diese Zusammenarbeit fördernund koordinieren sowie weitere Ideen aus dem Stadtteil umsetzen. So werden z. B. keine Kurse mehr doppelt angeboten,Synergieeffekte genutzt „obwohl 50% der Bevölkerung einen anderen Pass“ haben. Die Bewohnerinnen undBewohner von Raval sehen sich als Community, der Zusammenhalt ist gut und es herrscht Gemeinschaftsdenken.5. Aktion: vom 30. Mai bis zum 1. Juni 2012 in HannoverESPAÑA45


Folgende Ziele sind bereits in der <strong>Projekt</strong>beschreibung von <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> festgelegt worden: „Darstellung undAuswertung der Ergebnisse von <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong>. Berichte von ehemaligen Beteiligten/Perspektiven einer Verbesserungund Verstetigung des Modells <strong>JumoKoH</strong>/Grundlagen für den Aufbau eines Netzwerks von Akteurenaus den beteiligten Regionen/Gestaltung von Partnerschaften unter den beteiligten öffentlichen Stellen/einAusblick.“Wir beabsichtigen, die genannten Ziele (und damit auch die Schwerpunkte im Programm <strong>IdA</strong>) weitgehendin zukünftigen Arbeitprogrammen der Werk-statt-Schule e.V. auf regionaler Ebene umzusetzen. Zu diesemZweck arbeiten wir an der Entwicklung und Umsetzung von drei verschiedenen <strong>Projekt</strong>en im Raum Hannover.Die Finanzierung soll durch das Wirtschaftsministerium in Niedersachsen und kommunale Mittel gesichertwerden. Die Partnerstruktur wird von Wirtschaftsverbänden bis Migrantenorganisationen reichen(Industrie- und Handeslkammer (IHK), Handwerkskammer (HWK), Wirtschaftsförderung, hannoverimpuls, Genossenschaftsverbände,Träger der Jugendberufshilfe).Um hier ein stabiles Netzwerk mit den transnationalen Partnern auszubauen und die Erfahrung im <strong>Projekt</strong> <strong>IdA</strong>-JumKoH für die Zukunft zu nutzen, wurde eine Delegation von vier Personen aus der Partnerregion La Riojaeingeladen (UCOTAR, FOREM, Ayuntamiento de Logroño Ministerio de Industria) sowie zwei Expertinnenbzw. Experten aus Barcelona und Madrid (FIS, Impulsem).Für die gesamte Tagung wurden vier organisatorische Schwerpunkte festgelegt. Am ersten Tag ging es umdie inhaltliche und technische Bewertung der Arbeit im <strong>Projekt</strong>. Aus diesem Grund kamen ehemaligen Teilnehmende,Pädagoginnen und Pädagogen, Koordinatorinnen und Koordinatoren und technisch Verantwortlicheaus den beteiligten Einrichtungen und Institutionen zu Wort. Welchen Beitrag hat <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> qualitativ undquantitativ zur Integration junger Menschen in Arbeit und Ausbildung geleistet? Es ging um eine abschließendeinhaltliche Stärken- und Schwächenanalyse sowie um die Erarbeitung von Thesen zur konzeptionellenVerbesserung zukünftiger transnationaler Mobilitätsprojekte. Im Weiteren wurde der Kompetenzzuwachs unddessen Bewertung bei den Betroffenen erörtert. Auf der technischen Ebene spielte die Zusammenarbeit mitden Akteurinnen und Akteuren der Grundsicherungsstellen im Sinne einer funktionierenden Eingliederungskettegenauso eine Rolle wie die transnationale Zusammenarbeit und der entsprechende Informationsfluss.Diese Arbeit erfolgte im Plenum. Im Schwerpunkt „Bewertung der Kompetenzsteigerungen unter den Teilnehmenden“gab es hauptsächlich Gruppenarbeit. Zu allen Schwerpunkten wurden im Vorfeld Leitfragen verteilt,deren Beantwortung einleitend vorgestellt wurden.Der Vormittag des zweiten Tages diente der Diskussion einer umfassenden Perspektive transnationaler Kooperationenmit Organisationen und Unternehmungen aus den drei Zielregionen. Aus diesem Grund fand diesesGespräch in den Räumlichkeiten der IHK in Hannover statt. Zu diesem Zweck lag ein Grundsatzpapier vor, das46DANMARK


einen Austausch auf kultureller, sozialer und ökonomischer Ebene unter den Bewohnerinnen und Bewohnernder beteiligten Regionen erörtert. Eine besondere Rolle spielte aber auch die Mobilität von Arbeitskräften imeuropäischen Raum. Die besondere Frage war, wie Rekrutierung und Vermittlung von Beschäftigung suchendenMenschen über nationalstaatliche Grenzen hinaus verbessert werden kann. (Protokollausschnitt)Am Nachmittag wurden zwei <strong>Projekt</strong>vorschläge der Werk-statt-Schule e.V. diskutiert, die die Fortsetzungder mit dem <strong>Projekt</strong> <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> begonnen Arbeit ermöglichen werden und ein funktionierendes spanischdeutschesNetzwerk zur Voraussetzung haben. Außerdem ging es um das Interesse spanischer Regionen, jungeMenschen für ein Auslandspraktikum nach Deutschland zu schicken. (Während dieses Arbeitstages hattendie zusätzlich eingeladenen Expertinnen und Experten aus Madrid und Barcelona die Aufgabe die Situationunter den gegebenen Fragestellungen in ihren Städten darzustellen.) Während der Laufzeit von <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong>waren es besonders spanische Kooperativen, die aktiv als Partner in Erscheinung getreten sind und betrieblichePraktikumsplätze zur Verfügung gestellt haben. Aus diesem Grund war in der riojanischen Delegationbesonders der regionale Genossenschaftsverband (UCOTAR) vertreten. Um für einen evtl. Rückaustauscheine vergleichbare Basis schaffen zu können waren zu diesem Termin auch zwei Vertreterinnen bzw. Vertreterdes Genossenschaftsverbandes eingeladen.Am letzten Tag hatten die ausländischen Gäste nochmals die Gelegenheit, sich von der pädagogischen Arbeitin den drei Trägern der Jugendberufshilfe zu informieren, die auch den lokalen Trägerverbund im <strong>Projekt</strong> <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> darstellen.Protokollausschnitt:Bedarf an Auszubildenden in Niedersachsen: Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung (Geburtenrückgang)gibt es in Niedersachsen einen eklatanten Mangel an Fachkräften. Zu wenig junge Menschensind bereit, eine Ausbildung aufzunehmen, viele von ihnen streben wenn möglich eine akademische Karrierean. Der Fachkräftemangel besteht vor allem in technischen Berufen (Mechatronik, Elektrotechnik, Bautechnik),in Berufen des Hotel- und Gaststättengewerbes sowie in der Touristikbranche. Dem gegenüber steht eine Jugendarbeitslosigkeitin Niedersachsen in Höhe von 8,3%.In der Region La Rioja, Spanien, sind mehr als 50% der jungen Erwachsenen unter 25 Jahre arbeitslos, vielevon ihnen ohne Ausbildung. Grund ist das „Platzen der Baublase“.Die IHK Hannover versteht sich als europäische Institution und möchte als solche einen Ausgleich zwischenden unterschiedlich hohen Jugendarbeitslosenquoten schaffen. Wichtig sind ihr dabei direkte Kontakte nachSpanien zur Schaffung von Pilotprojekten. Als ein Beispiel ist in diesem Zusammenhang ein Unternehmer ausGöttingen zu nennen, der bereits Kontakte mit Granada, Spanien, hat. Dieser Unternehmer, der auch PolitikerESPAÑA47


ist, versucht derzeit, einen „Kümmerer“ zu finden. Die IHK hat in Göttingen eine Umfrage gestartet, nach derenErgebnis Göttinger Unternehmen bereit sind, zwischen 30 und 35 Ausbildungsplätze für spanische jungeErwachsene zur Verfügung zu stellen. Derzeit ist die IHK Hannover dabei, 18 deutsche Berufsbilder (13, diein den IHK-Bereich fallen, fünf, die in den Bereich der HWK fallen) ins Spanische zu übersetzen. Desgleichenpassiert mit dem dualen System. Diese Übersetzungen werden Granada zur Verfügung gestellt. In Granadagibt es bereits deutschen Sprachunterricht (Level A1). In Hannover wäre es nach Einschätzung von HerrnOrlob (IHK Hannover) möglich, 20 bis 30 Ausbildungsplätze in Hotel- und Gaststättenberufen für arbeitslosespanische junge Erwachsene zur Verfügung zu stellen. Dazu würde die IHK als nächstes Betriebe aus dieserBranche kontaktieren. Wichtig ist dabei, die Qualifikationsstruktur der spanischen jungen Menschen zu kennen,ebenso müssen sie über 18 Jahre alt sein. Ein Kontakt zu spanischen Institutionen besteht noch nicht.Herr Biederbeck (Region Hannover) knüpft derzeit Kontakte zu spanischen Partnern für die Region Hannover.Die Region Hannover will ebenfalls – wie die IHK Hannover – konkrete <strong>Projekt</strong>e initiieren: Bedarfe ermitteln (z.B. im Gesundheits- und Pflegebereich) und eine sprachliche Ausbildung vor Ort in Spanien initiieren zur Vorbereitungder spanischen jungen Erwachsenen auf eine betriebliche oder eine Hochschulausbildung in Deutschland.Wichtig ist es auch, den jungen Menschen realistische Vorstellungen vom Arbeitsalltag in Deutschlandzu vermitteln.Herr Beck (hannoverimpuls) kann mit einer Internetplattform unterstützen, mittels derer die Abfrage der Nachfragean Auszubildenden aus verschiedenen Branchen möglich wäre, die dann mit den Profilen spanischerBewerberinnen und Bewerber gematched werden könnte. Als Beispiel führt er Russland an, mit dem diesesbereits praktiziert wird. Daran nehmen fünf Unternehmen und 20 Bewerberinnen und Bewerber in einem geschütztenBereich dieser Plattform teil, um das Tool überschaubar und effizient zu halten und eine virtuelleBeschleunigung des Auswahlverfahrens zu gewährleisten.Nach Herrn Niggemeier (HWK Hannover) fehlen gerade in technischen und hochtechnisierten Berufen Auszubildende.Es sei zum Abschluss festgestellt, dass die oben stehende Auswahl keinem Kriterienkatalog folgt, sondernlediglich beabsichtigt, die Ereignisse möglichst lebendig darzustellen, ohne der Leserin bzw. dem Leser zuvielMaterial zuzumuten. Sollte sich ein weitergehendes Interesse im Zusammenhang mit einzelnen Gesichtspunktenergeben, sind die Kolleginnen und Kollegen aus dem ehemaligen <strong>Projekt</strong>team gerne bereit, Auskunft zugeben.Alle Texte sind im zeitlichen Kontext von Mitgliedern des Teams selbst verfasst worden.48DANMARK


7. NACHWORTDie Erfahrungen der letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass auch eine sorgfältige pädagogische Arbeit undeine gute Reflektion zurückliegender Ereignisse nicht allein Erfolge ermöglichen, sondern auch neue Chancenentdecken hilft.Für die Werk-statt-Schule e.V. waren die ersten grenzüberschreitenden Erfahrungen in den 1990er Jahrenein hervorragendes Instrument um Gruppenprozesse zu intensivieren. Diese ließen sich aber aus finanziellenGründen nur im Einzelfall umsetzen.Eine systematische Arbeit im Rahmen verschiedener Aktionsprogramme (Sokrates Lingua und Leonardo daVinci) brachte an dieser Stelle Abhilfe, schloss aber gleichzeitig viele benachteiligte Jugendliche im ÜbergangssystemSchule-Beruf aus und gewährte nur begrenzte Möglichkeiten einer soliden Vor- und Nachbereitung.Außerdem wurde deutlich, dass der stärkste Inhalt nicht der fachliche Kompetenzerwerb war, sondern die neueinterkulturelle und soziale Erfahrung und somit der Zugewinn personaler Kompetenzen für die Jugendlichensein musste.Hier setzte die Arbeit im <strong>Projekt</strong> <strong>IdA</strong>-<strong>JumoKoH</strong> an. Dabei entstanden erwartete und unerwartete Erkenntnisse.Als bedeutsam erschien das sich tatsächlich einstellende (zum Teil sehr emphatische) Erfahrungswissen seitensder Begleiterinnen und Begleiter über das Verhalten der jungen Erwachsenen in einer für sie neuenUmgebung. Es wuchs eine Art “Datenbank“ über Kompetenzen der Teilnehmenden, die sie auf informellenWegen erworben hatten. Daneben schufen die gemeinsamen Erfahrungen in einem außergewöhnlichen Kontextgegenseitiges Vertrauen unter den jungen Akteurinnen und Akteuren und zum Team. Dadurch entstandSensibilität gegenüber dem Wert einer Gemeinschaft als bedeutsame Hilfe zur Gestaltung des eigenen (Berufs-)Lebens.Damit dieses Wissen und dieses Vertrauen nicht verloren gehen, wird die zukünftige Arbeit der Werk-statt-Schule e.V. im Übergangssystem Schule-Beruf transnationale Erfahrungen als integrierten Bestandteil auf demWeg der jungen Menschen in ihre berufliche Zukunft betrachten.ESPAÑA49


Was passiert auf Bundes- und Länderebene weiter?BMASWeiterführung <strong>IdA</strong> II (<strong>IdA</strong> für Menschen mit Behinderung)Initiierung eines Netzwerkes mit ca. zehn Gründungsländern(D, ES, S, F,…)Ziel: Vorbereitung und Launch eines synchronisierten <strong>Projekt</strong>aufrufs für transnationale Maßnahmen für benachteiligteJugendliche und junge Erwachsene Ende 2014Zeitplan, Förderbedingungen, Qualitätskriterien etc.BMFSFJModellprojekt „Lernerfahrungen durch grenzüberschreitende Mobilität für Jugendliche ermöglichen“ vier länderspezifischeEntwicklungsinitiativen mit dem Ziel Mobilität jugendpolitisch zum integralen Bestandteil weiterzu entwickeln.8. ENDNOTEN-VERZEICHNISBundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) HG: Mit <strong>IdA</strong> neue Wege gehen, Zwischenbilanz des ESF-Programms <strong>IdA</strong> – Integration durch Austausch, November 2011Handreichung zur erfolgreichen transnationalen Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen, Juni 20121Weitere Informationen unter www.werkstattschule.de2Weitere Informationen unter www.sina-hannover.de3Weitere Informationen unter www.bv-produktionsschulen.de4Weitere Informationen unter www.ucotar.com5Weitere Informationen unter www.rioja.ccoo.es/webrioja6Weitere Informationen auf Spanisch unter www.iglesiaenlarioja.org50DANMARK


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