Forschung - Lehre - Studium Zeitung <strong>Universität</strong> <strong>Osnabrück</strong> <strong>2006</strong>/320Diskutieren über den Nahost-Konflikt<strong>Osnabrück</strong>er Studierende nahmen in Palästina an einer UN-Sicherheitsrat-Simulation teil(ul) Gaza, Ramallah, Jerusalem.Israelische Panzer sindaufgefahren. Es herrscht Angstvor einer neuen Runde derEskalation, die die ganze Regionin einen Strom von Gewaltund Zerstörung führenkann. Zu gleicher Zeit reistenEnde Juni 14 Studierende der<strong>Universität</strong> <strong>Osnabrück</strong> unterLeitung der PolitikwissenschaftlerinDr. Patricia Bauernach Palästina, um an derPartneruniversität Birzeit,Nähe Ramallah, an der UN-Sicherheitsrats-Simulation(BirMUN) teilzunehmen.„Wir haben viel über denNahost-Konflikt geredet und auchviel Leid Einzelner erfahren“, fasstdie <strong>Osnabrück</strong>er Dozentin ihreEindrücke nach einer einwöchigenReise zusammen. „Die Studierendenaus Birzeit waren bemüht,uns ein anderes Bild von Palästinazu vermitteln, als das, welches wiraus den Medien kennen. Das istihnen gelungen.“Auf Einladung der Studierendender Partneruniversität Birzeitund der Leiterin des DAAD-Informationszentrumsin Ost-Jerusalem,Dr. Helga Baumgarten, durften die<strong>Osnabrück</strong>er zunächst in die Rolleder Diplomaten im SecurityCouncil der Vereinten Nationenschlüpfen. An zwei Tagen debattiertensie über den Konflikt inDarfur/Sudan und den Atomkonfliktim Iran. Patricia Bauer: „Durchsimulierte Abläufe können dieStudierenden aktiv Struktur undDiplomatie der Vereinten Nationenkennen lernen. Sie müssensich mit den außenpolitischen Interessendes Landes, das sie vertreten,intensiv vertraut machen.“Dass die Mitgliedschaft im Sicherheitsratnicht nur Macht sondernauch Verantwortung mit sichbringt und Überzeugungskraft verlangt,wurde den „Diplomaten aufProbe“ schnell deutlich. „Wirkonnten allerdings nur für denKonflikt in Darfur eine Resolutionverabschieden“, erzählt AnnikaStienen. „Beim Atom-Konflikt mitdem Iran legte China ein Veto ein.“Dann die Reise durch die palästinensischenAutonomiegebiete.Bethlehem, Jericho und Jerusalemwurden besucht. „Während wiruns frei bewegen konnten, ist dasZu Besuch: Die deutsche Delegation vor der Arafat-Grabstätte.Foto: privatLeben der Menschen im Westjordanlandund Gaza durch Checkpoints,Mauerbau und Militär dominiert“,schildert Thomas Rahnseine Eindrücke. Umso erstaunlicherwar es für die <strong>Osnabrück</strong>erStudierenden, mit welcher Herzlichkeitsie aufgenommen wurden.„Wir haben dort viel Freundschaftund Offenheit erfahren“, berichtetSwantje Heuck beeindruckt. „EsQudwe, in den Präsidentenpalastin Ramallah. Die <strong>Osnabrück</strong>erStudierenden hatten dort die Gelegenheit,aus erster Hand Informationenüber die Arbeit imSicherheitsrat zu erhalten.In einem Gespräch mit demPräsidenten der Birzeit University,Dr. Nabil Kassis, wurde die Hochschulpartnerschaft,die seit 2003besteht, erneut bestärkt. Auchdie Studierenden beider <strong>Universität</strong>enwollen in Kontakt bleiben.Bauer: „Ihr Wunsch nach einemLeben in Frieden und Freiheit, daswir in der Friedensstadt <strong>Osnabrück</strong>schon lange führen, eint diejungen Menschen.“Der <strong>Osnabrück</strong>er OberbürgermeisterHans-Jürgen Fip hatdie Schirmherrschaft für das <strong>Osnabrück</strong>erModel United Nations(OsnaMUN) übernommen, dasunter anderem von der DeutschenGesellschaft für die VereintenNationen, dem Friedensbüroder Stadt, der Karmann-Stiftung und dem NiedersächsischenWissenschaftsministeriumunterstützt wird.Umweltgeschichte auf einen KlickNeues Archiv gibt Einblicke in wichtigen regionalen Dokumentenfundus(os) Wie kam die Stadt nachCholera-Epidemien an unbedenklichesTrinkwasser? Undwarum wurde so viel Müll imStadtteil Wüste gefunden?Diese und andere Fragen beantwortetdas umweltgeschichtlicheStadtarchiv desProjekts „Nachhaltigkeit undUmweltbildung für die Stadt<strong>Osnabrück</strong>“ (NUSO) authentisch,lebendig und spannendin über 32.000 Zeitungsartikelnaus 150 Jahren. Initiiertund seit 18 Jahren kontinuierlichumgesetzt wurde dasProjekt vom ErziehungswissenschaftlerDr. GerhardBecker an der <strong>Universität</strong> mitMitgliedern des Vereins fürÖkologie und Umweltbildung<strong>Osnabrück</strong> e.V. Finanziell unterstütztwurden sie dabeivon mehreren Förderern.Vor kurzem öffnete NUSOfür alle historisch Interessiertenwar schwer, die neu gewonnenFreunde nach einer Woche zurückzu lassen.“„Palästina ist ein wunderschönesLand mit tollen Menschen undinteressanter Landschaft“, fügtAndree van Hoevelaken hinzu.Höhepunkt der Reise war dieEinladung des ehemaligen Außenministersund langjährigen UN-Botschafter Palästinas, Dr. Nasr alseine Türen, um Einblick zu gebenin diesen riesigen Dokumentenfundus.Anlass war die aktuelleOnline-Schaltung des Archivs.Unter der Web-Adressehttp://www.nuso.de kann jetztjeder selber kostenlos stöbernoder auch nach Ereignissen in derUmweltgeschichte <strong>Osnabrück</strong>sgezielt recherchieren. Möglichwurde dies mit einer Förderungdurch die niedersächsische Lottostiftung.Der Internet-Nutzerkann bequem nach Daten, SuchoderSchlagwörtern recherchierenund erhält in Sekundenschnellesein gewünschtes Ergebnis.Die einzelnen Dokumentewerden detailliert beschrieben,Inhaltsangaben fassen die wesentlichenInformationen zusammen.Die Originaltexte allerdings sindonline noch nicht nachzulesen.Das ist jedoch nach Absprachemit NUSO nach wie vor imProjektbüro möglich. „Die seitder Online-Schaltung sprunghaftProf. Dr. Gerhard BeckerFoto: Elena Scholzgestiegenen Nutzerzahlen auf derNUSO-Homepage sind ein Belegfür ein großes öffentlichesInteresse“, erklärt der ProjektleiterBecker. Deshalb halteNUSO daran fest, langfristig alleDokumente im Originallayout undVolltext im Internet zu präsentieren– auch wenn im Moment dasdazu benötigte Geld leider nochfehle.
21 Zeitung<strong>Universität</strong> <strong>Osnabrück</strong> <strong>2006</strong>/3 Forschung - Lehre - StudiumDie Blicke der anderen und was sie bedeutenErfolgreiche Abschlusstagung eines dreijährigen Forschungsprojektes in der Literaturwissenschaft(os) Die Debatten über den europäischen Einigungsprozesssowie die Osterweiterung der EU zeigen vor allem eines: wievielKonfliktpotential in der europäischen Identitätsbildungliegt. Kultur- und literaturhistorisch dies aufgreifend, analysiertdas an der <strong>Universität</strong> <strong>Osnabrück</strong> zusammen mit der<strong>Universität</strong> Bremen durchgeführte Projekt „Die Blicke derAnderen“ die Wahrnehmung der europäischen MetropolenBerlin, Paris und Moskau durch Reisende in der Zwischenkriegszeit.Über drei Jahre wurde es von der Volkswagenstiftungmit insgesamt einer halben Million Euro finanziert.Nach drei internationalen Kongressen des Projektes wurden ineiner abschließenden zweitägigen Konferenz die behandeltenArbeitsschwerpunkte zusammengefasst und auch erweitert.urteilsstrukturen bewusst zu machenund möglichst aufzubrechen.“Die besondere Aktualität derThematik betonte Projektkoordinatorapl. Prof. Dr. WalterFähnders: „Die Tagung machtedeutlich, dass angesichts der aktuellenDebatten um eine europäischeVerfassung und um die EU-eigenen Buchreihe des BielefelderAisthesis-Verlages, in der bereitszwei Kongress-Bände erschienensind und zwei weitere noch in diesemJahr erscheinen werden.“Asholt: „Auch über das Endedes Projektes hinweg wird inunseren Forschungen das Themaeine wichtige Rolle spielen, undRund ein Dutzend Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftlernahmen an der Tagung teil.„Ziel ist es, in der Thematisierungvon Reise- und Metropolendiskursenderen Bedeutung für Realitätund Vorstellung von ‚Europa' herauszustellenund zu problematisieren“,erklärte einer der Projektleiter,Prof. Dr. Wolfgang Asholt.Nicht allein ökonomische undpolitische, sondern auch kulturelleDifferenzen sind bei der Fragenach ‚Vereinheitlichung' des europäischenKulturraumes zu betonen.Und der <strong>Osnabrück</strong>er RomanistProf. Dr. Wolfgang Klein fügthinzu: „Die kritische Analyse desBlicks auf das Andere und Fremdeist so aktuell wie brisant, um Vor-Sportiv ins SemesterZentrum für Hochschulsport: Neues Programm(os) Pünktlich zum Semesterbeginnerscheint wieder dasneue Sportprogramm desZentrums für Hochschulsport(ZfH) der <strong>Universität</strong> undFachhochschule<strong>Osnabrück</strong>.Das Programm mit einer ganzenReihe verschiedener Angeboteliegt als Broschüre in denneuen Räumen des ZfH in derStudierenden Information <strong>Osnabrück</strong>(StudiOS), Neuer Graben27 (Eingang vom Neuen Graben),im Sportzentrum der <strong>Universität</strong><strong>Osnabrück</strong> in derJahnstraße 75und in denASten der<strong>Universität</strong> undFachhochschuleaus. Im Netzkann es unterwww.zfh. uniosnabrueck.deabgerufen werden.Zu den kostenpflichtigenKursenmüssen sich die Interessentenab dem17. Oktober im ZfHpersönlich anmeldenund die Kursgebührsofort bezahlen.Eine Anmeldepflichtzu den kostenfreien Kursenbesteht nicht. Hierheißt es: Einfach hingehenund mitmachen!Erweiterungen, man sich immerwieder auch der historischen Dimensionendes europäischen Projektsvergewissern muss. Dabeispielen kulturelle und literarischeProzesse eine beträchtliche Rolle.“Die Tagung fand eine außerordentlicheResonanz. Das online-Netzwerk „hsozkult“ der Humboldt-<strong>Universität</strong>Berlin urteilte inseinem Kongressbericht: „DieWege zur Erforschung der literarischen,kulturellen und politischenImaginationen-Interferenzenzwischen Paris, Berlin und Moskau1918-1938 sollten demnächst(auch) über <strong>Osnabrück</strong> führen.“Insgesamt ziehen die Organisatorenein positives Resümee.Fähnders: „Es hat sich gezeigt,dass unser Ansatz, dass unsereFragestellung ungemein ergiebigwar und dass sich unsere Ergebnissezeigen lassen können“, soFähnders. „Nachzulesen sind dieForschungsergebnisse in unsererbesonders die zahlreichen internationalenKontakte, die wir aufunseren Kongressen geknüpfthaben, werden wir weiter pflegen.“Nähere Informationen unterwww.bda.uni-osnabrueck.deProf. Dr. Wolfgang AsholtFoto: Elena Scholz