kreisteil - CDU Stadtverband Vaihingen/Enz
kreisteil - CDU Stadtverband Vaihingen/Enz
kreisteil - CDU Stadtverband Vaihingen/Enz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Aus den Ortsverbänden KREISTEIL<br />
hätte Herr Stratthaus auch noch die berühmte<br />
Zigarre im Mundwinkel gehalten:<br />
„Eine freie Wirtschaft braucht einen starken<br />
Staat“ - dieses Zitat von Ludwig Erhard<br />
passte sehr gut an einem Abend, an dem<br />
auch die Vorzüge der sozialen Marktwirtschaft<br />
als „deutsches Modell“ im Mittelpunkt<br />
standen.<br />
Wo stehen wir heute?<br />
Wir befinden uns in der tiefsten Rezession<br />
seit der Weltwirtschaftskrise 1929. Der<br />
höchste Einbruch des Bruttoinlandsproduktes<br />
in einem Jahr seit dem zweiten Weltkrieg<br />
ist mit 0,9 % zu verzeichnen. In diesem<br />
Jahr werden es voraussichtlich sogar<br />
noch um minus 6 % sein. Was anfangs nur<br />
die Finanzwirtschaft betraf, hat mittlerweile<br />
die ganze Wirtschaft erfasst. Die bekannten<br />
Prognose-Institute sagen zwar, dass die<br />
Krise der Weltwirtschaft infolge von Ungleichgewichten<br />
und Überkapazitäten auch<br />
ohne die Finanzkrise gekommen wäre, jedoch<br />
nicht in dieser Geschwindigkeit, Größe<br />
und Schärfe.<br />
Wo liegen die Ursachen der Krise?<br />
Herr Stratthaus beschrieb, dass die großen<br />
Umbrüche in der Welt immer nach Krisen<br />
oder Kriegen gekommen waren. Dieser<br />
neueste Krisenfall jedoch ist außergewöhnlich.<br />
Er erfasste alle Staaten. Der Referent<br />
legte anschaulich dar:<br />
• Die Schuld an der Situation hatten Spekulanten<br />
an den Banken und den Börsen<br />
- die Schuldenblase platzte. Das Bankensystem<br />
- der „Blutkreislauf der Wirtschaft“<br />
schlitterte in die Vertrauenskrise.<br />
• Die Krise kam in diesem Fall aus dem<br />
„Land der starken Währung“, den USA<br />
nach Europa, aber man verfuhr hier in<br />
vielen Dingen genauso wie in den USA:<br />
– Kredite für den Hauskauf waren leicht<br />
zu bekommen - ohne ausreichende Sicherheiten.<br />
Anders als bei uns galt z.B. in<br />
den USA nur das gekaufte Haus als Sicherheit<br />
für den Kredit. Wenn der Hauspreis<br />
fiel, hatte die Bank das Risiko zu<br />
tragen.<br />
– Zinsen waren für Privatpersonen steuerlich<br />
absetzbar. Das „Leben auf Kredit“<br />
wurde damit gefördert.<br />
– Risiko und Haftung fielen auseinander.<br />
Kredite wurden durch die Banken weiterverkauft.<br />
Die weltweit gehandelten<br />
Fonds und Zertifikate waren mit sehr<br />
wenig Eigenkapital unterlegt. Die Struktur<br />
dieser Papiere war selbst für Experten<br />
schwer zu durchschauen, dafür aber<br />
seitens der Rating-Agenturen gut bewertet.<br />
– Für Kreditschulden gründeten Banken<br />
auch Zweckgesellschaften im Ausland,<br />
die keiner Bilanzkontrolle unterlagen.<br />
– In einem vollkommen falschen Anreizsystem<br />
wurden Bonuszahlungen gelei-<br />
Ludwigsburg 7-8/2009 >>> Seite 16<br />
stet für kurzfristige Gewinne von Papieren,<br />
die bald darauf abstürzten.<br />
– Der Politik gelang es nicht, die Entwicklung<br />
wieder auf Kurs zu bringen.<br />
– Wendepunkt war dann die Pleite der<br />
Lehmann-Brother-Bank: Niemand hatte<br />
mit dem Bankrott einer so großen Geschäftsbank<br />
gerechnet. Die Vertrauenskrise<br />
war da. Keine Bank wollte mehr<br />
Geld an andere Banken verleihen; in den<br />
USA wollten die Sparer plötzlich ihre<br />
Konten leeren.<br />
Nun profitierten zunächst die „Schwellenländer“<br />
(China, Indien) von der Krise, das<br />
US-System geriet in Probleme, in den USA<br />
begann man plötzlich zu sparen, dadurch<br />
hatten die Schwellenländer plötzlich selbst<br />
Probleme bei ihren Ausfuhren, die weltweite<br />
Nachfrage ging zurück. Davon waren<br />
auch und vor allem Länder mit starken Exportraten<br />
wie Deutschland betroffen.<br />
Volkswirtschaftliche Schäden traten erst<br />
durch diese Folgen der Finanzkrise auf. Riesige<br />
Schuldenblasen wurden „aufgestochen“<br />
und zerfielen.<br />
Was und wer war Schuld an der Krise?<br />
Alle sagen: „Schuld war die Gier der Banker!“<br />
Das stimmt, aber nicht ganz: Auch andere<br />
Berufsgruppen sind gierig. Doch warum<br />
konnte sich die Gier der Banker so gefährlich<br />
für das Gemeinwohl auswirken?<br />
• Die Verbriefungsmöglichkeiten von Krediten<br />
wurden mit der Zeit immer komplizierter.<br />
• Die private, die öffentliche und die unternehmerische<br />
Verschuldung wurden in<br />
den USA auch politisch gewünscht - und<br />
erleichtert.<br />
• Eine große Mehrheit lebte auf Kredit.<br />
Dadurch wurden dort riesige Schuldenberge<br />
aufgebaut.<br />
• Die Gläubiger - also die Kreditgeber - saßen<br />
im Ausland (China, Japan, Deutschland,<br />
arabische Ölstaaten).<br />
• Nach dem 11.09.2001 wurde die Welt mit<br />
billigen US-amerikanischen Dollars<br />
überflutet. Der US-Dollar ist als weltweite<br />
Leitwährung anerkannt und alle hielten<br />
ihn für die sicherste Währung der<br />
Welt - vor allem, weil die größte Volkswirtschaft<br />
der Welt dahinter stand. Dabei<br />
bauten die Vereinigten Staaten ein<br />
riesiges Leistungsbilanzdefizit auf, weil<br />
sie mehr verbrauchten, als sie an Gütern<br />
selber herstellten, und die Sparquote annähernd<br />
bei Null lag.<br />
• Deutschland, China und Japan sparten<br />
viel, verbrauchten weniger, als sie herstellten<br />
und führten die Warenüberschüsse<br />
aus. Die Erlöse wurden in US-<br />
Dollars ausgezahlt und gehortet. China<br />
zum Beispiel sitzt auf einem Berg von<br />
fast zwei Billionen US-amerikanischer<br />
Staatspapiere.<br />
• Neue und internatonal ausgerichtete Bilanzierungsregeln<br />
verstärkten den Effekt<br />
fallender Kurse bis in die Bilanzen der<br />
Banken und Unternehmen hinein. Die<br />
Marktwerte sanken drastisch, die Bilanzwerte<br />
sanken mit. In der jetzigen Situation<br />
der konjunkturellen Baisse verstärken<br />
neue Eigenkapitalregeln für Banken<br />
(z.B. „Basel II“)die Zurückhaltung bei<br />
der Ausgabe der dringend benötigten<br />
Kredite. In der Folge werden Arbeitszeiten<br />
und Löhne gekürzt und Arbeitsplätze<br />
abgebaut.<br />
Dies alles führte zu einem scharfen weltweiten<br />
Konsumrückgang und einem starken<br />
Abschwung des Welthandels.<br />
Was geschah bisher?<br />
Politik und Zentralbanken reagierten,<br />
nachdem die Krise erst einmal ausgebrochen<br />
war, „beherzt und richtig“:<br />
• Die Bundesregierung (Frau Merkel als<br />
Bundeskanzlerin und der Finanzminister)<br />
verkündete an einem Sonntagnachmittag:<br />
„In Deutschland sind alle Einla-