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Gefährdete einheimische Nutztierrassen in Sachsen

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Milchschafe 1938 e<strong>in</strong>gerichtet. Zur damaligen<br />

Zeit betrug der Bestand schätzungsweise<br />

20 000 Ostfriesische Milchschafe, dies entsprach<br />

13,4 % der <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> gehaltenen Schafe<br />

und 13,9 % des damaligen Milchschafbestandes<br />

<strong>in</strong> Deutschland. Zur dr<strong>in</strong>genden Frage<br />

entwickelte sich <strong>in</strong> den Folgejahren die Bockhaltung.<br />

Nach vielen Überlegungen, wie dieses<br />

Problem zu lösen sei, kaufte der Landesverband<br />

die Böcke als Lammböcke. Diese wurden<br />

dann an Zuchtvere<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>zelne Bockhalter<br />

abgegeben. Der Durchschnitt der Bedeckungen<br />

lag bei 50 Muttertieren.<br />

Die Folgen des Zweiten Weltkrieges bee<strong>in</strong>flussten<br />

auch die Milchschafzucht. So war der<br />

Tierbestand zurückgegangen und Züchtervere<strong>in</strong>igungen<br />

hatten sich aufgelöst. Die Zucht<br />

und Haltung konzentrierte sich weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

der E<strong>in</strong>zelschafhaltung <strong>in</strong> den Bezirken Chemnitz<br />

und Dresden, aber auch im Bezirk Leipzig<br />

arbeiteten e<strong>in</strong>ige engagierte Züchter.<br />

28 |<br />

Die Milchschafzüchter schlossen sich <strong>in</strong> Sparten<br />

und Vere<strong>in</strong>en zusammen. 1958 standen<br />

ca. 88 % der unter Milchkontrolle stehenden<br />

Mutterschafe im Zuchtgebiet <strong>Sachsen</strong>. Mit<br />

269 Melktagen und e<strong>in</strong>er durchschnittlichen<br />

Milchmenge von 456 kg bei 28 kg Fett und<br />

6,2 % Eiweiß bestimmten sie das Leistungsniveau<br />

der Milchschafzucht <strong>in</strong> der DDR.<br />

Den Höhepunkt erreichte die Milchschafzucht<br />

zweifellos <strong>in</strong> den 1980er Jahren. Milchschafe<br />

wurden nicht nur von Landwirten, sondern<br />

privat von vielen Familien im Ländlichen Raum<br />

gehalten. Mit den vom Milchschaf gewonnenen<br />

Produkten konnte die Haltung sehr gut<br />

f<strong>in</strong>anziert und e<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>kommen realisiert<br />

werden. Jährlich wurden bis zu 300 Zuchttiere<br />

vor allem nach Ungarn und Bulgarien,<br />

aber auch <strong>in</strong> die Bundesrepublik und nach<br />

Österreich als sogenannte Genreserve exportiert.<br />

1982 konnten 236 Jungböcke zur Hauptkörung<br />

aufgetrieben und verkauft werden. Das Leistungsniveau<br />

hatte sich <strong>in</strong> der Milchmenge auf<br />

600 bis 650 kg erhöht, der Wollertrag für geschorene<br />

Wolle je Tier lag bei 6 kg und das Ablammergebnis<br />

wurde mit 220 % ausgewiesen.<br />

Daten zur Milchleistungsprüfung des Ostfriesischen Milchschafes <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Heutige Nutzung<br />

Das Ostfriesische Milchschaf ist e<strong>in</strong> kräftiges<br />

und großrahmiges, widerstandsfähiges und<br />

anpassungsfähiges Schaf, frühreif, fruchtbar<br />

und frohwüchsig mit hoher Fruchtbarkeit, guter<br />

Milch- und Wollleistung sowie e<strong>in</strong>er guten<br />

Fleischqualität. Heute erfolgt die Nutzung dieser<br />

Rasse <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Herden mit 70 bis 80 Schafen<br />

als Nischenproduktion mit der Erzeugung<br />

und häufig Direktvermarktung von Milch und<br />

Lammfleisch. In der E<strong>in</strong>zelschafhaltung wird<br />

diese Rasse auch zur Landschaftspflege e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Insgesamt betrachtet verfolgen die Züchter<br />

des Ostfriesischen Milchschafes die optimale<br />

Nutzung der speziellen Leistungen dieser Rasse<br />

zur Erzeugung von Milch und Lammfleisch.<br />

Der Rückgang der Zuchtbasis spiegelt sich <strong>in</strong><br />

der Anzahl geprüfter Tiere als auch <strong>in</strong> der Leistungsentwicklung<br />

wider (siehe Tabelle). Mit<br />

aktuellen 367 kg Milchmenge (umgerechnet auf<br />

die 150-Tage-Leistung) lagen 2009 die sächsischen<br />

Zuchttiere deutlich unter den <strong>in</strong> früheren<br />

Jahren erreichten Ergebnissen mit über 440 kg.<br />

Anzahl Tiere Milchmenge <strong>in</strong> kg* Fett <strong>in</strong> % Fett <strong>in</strong> kg Eiweiß <strong>in</strong> % Eiweiß <strong>in</strong> kg<br />

1992 131 551 6,00 33,1 4,90 27,6<br />

1994 184 440 6,01 26,4 4,82 21,3<br />

1998 323 586 6,04 35,4 5,20 30,4<br />

2000 453 418 5,99 25,4 5,16 21,7<br />

2002 297 418 6,06 25,4 5,22 21,8<br />

2004 162 332 5,98 19,8 5,33 17,7<br />

2006 48 447 5,23 23,4 5,32 23,7<br />

2008 54 352 4,87 17,2 5,18 18,3<br />

2009 39 367 5,06 18,6 5,12 18,8<br />

* hochgerechnet auf 150-Tage-Leistung; Quelle: SSZV e.V. und LKV <strong>Sachsen</strong><br />

rechts: Züchter Gunter Schubert, Müdisdorf (rechts),<br />

und Gottfried W<strong>in</strong>kler, Cunnersdorf, mit ihren Tieren

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