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Gefährdete einheimische Nutztierrassen in Sachsen

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Das <strong>Sachsen</strong>huhn<br />

Zuchtgeschichte, Merkmale<br />

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts begannen<br />

Züchter im Erzgebirge aus robusten, bodenständigen<br />

Landhühnern und M<strong>in</strong>orka–Langschan-Kreuzungen<br />

e<strong>in</strong> sächsisches Huhn zu<br />

züchten. Im Jahre 1914 e<strong>in</strong>igte man sich auf<br />

den Namen »<strong>Sachsen</strong>huhn« und stellte e<strong>in</strong>e<br />

Musterbeschreibung auf. Erst mit Gründung<br />

des Sondervere<strong>in</strong>s der <strong>Sachsen</strong>hühner kam es<br />

zu e<strong>in</strong>er zielgerichteten züchterischen Arbeit<br />

und e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Typ. Grundgedanke<br />

der Züchter war es, für das raue Gebirgsklima<br />

mit langen Schnee- und Frostperioden e<strong>in</strong><br />

Huhn mit kle<strong>in</strong>em Kamm zu züchten. Nicht<br />

nur gegen Frostschäden sollte das Zuchtziel<br />

bedacht se<strong>in</strong>, die Tiere sollten auch den dortigen<br />

Landhühnern entsprechen. Das Ziel war<br />

leistungsorientiert und zunächst nicht auf Ausstellungen<br />

ausgerichtet. Die Erzüchtung der<br />

<strong>Sachsen</strong>hühner begann zunächst nur mit dem<br />

schwarzen Farbenschlag. Später kamen gelbe,<br />

weiße und gesperberte h<strong>in</strong>zu, wobei die letzteren<br />

Farbenschläge etwas seltener s<strong>in</strong>d. Die<br />

Rasse gibt es auch <strong>in</strong> der Zwergform.<br />

Der Phänotyp (äußere Ersche<strong>in</strong>ung) des <strong>Sachsen</strong>huhnes<br />

wird im wesentlichen durch die<br />

Rückenl<strong>in</strong>ie und den »Tütenschwanz« geprägt;<br />

d. h. die Rückenl<strong>in</strong>ie verläuft vom Nacken bis<br />

zur Schwanzspitze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geraden leicht ansteigenden<br />

L<strong>in</strong>ie, ohne Schwanzw<strong>in</strong>kel, der breite<br />

Schwanzansatz verjüngt sich bis zur Schwanzspitze,<br />

ähnlich e<strong>in</strong>er spitzen Papiertüte.<br />

Begriffserklärung: Zwerghühner<br />

Bei Zwerghuhnrassen unterscheidet man zwischen<br />

»eigentlichen Zwergen« oder »Urzwergen«<br />

und sog. verzwergten Rassen. Urzwerge s<strong>in</strong>d seit<br />

Menschengedenken als solche bekannt, e<strong>in</strong>e<br />

»Urwildform« wurde nicht gefunden. Beispiele<br />

s<strong>in</strong>d Seidenhühner, Chabo, Bantam, Federfüßige<br />

Zwerghühner. Verzwergte Rassen (die von fast<br />

allen Normalrassen existieren) s<strong>in</strong>d das Zuchtprodukt<br />

e<strong>in</strong>er Normalrasse mit Rassen, die das<br />

Verzwergungsgen (dw = engl. dwarf), welches<br />

geschlechtsgebunden vererbt wird, besitzen.<br />

Bestandsentwicklung des <strong>Sachsen</strong>huhnes <strong>in</strong> Deutschland<br />

42 |<br />

Bestandsentwicklung, Gefährdung, Schutz<br />

»Mit der Gründung des <strong>Sachsen</strong>huhnzüchtervere<strong>in</strong>s<br />

<strong>in</strong> Ebersdorf im Jahre 1921 kam <strong>in</strong> die<br />

ganze <strong>Sachsen</strong>huhnzucht neues Leben und<br />

neuer Geist. Durch die strenge E<strong>in</strong>haltung der<br />

Musterbeschreibung fand diese fast auf der<br />

Aussterbeliste stehende Rasse schnell neue<br />

Anhänger. Während der Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> der 1. Hauptversammlung<br />

im März 1922 erst 10 Mitglieder<br />

zählte, umfasste er Anfang 1923 bereits 40 <strong>Sachsen</strong>huhnzüchter.<br />

Dieser Erfolg beweißt, daß<br />

der Vorschlag Esches nicht nur auf Leistung,<br />

sondern auch auf e<strong>in</strong>e bestimmte Form zu<br />

züchten, richtig war. Was nützt das leistungsfähigste<br />

Tier, wenn es niemand züchten will!<br />

Nur diejenigen Rassen bleiben bestehen und<br />

werden immer mehr verbessert, die möglichst<br />

viele E<strong>in</strong>zelzüchter aufweisen. Das Verbreitungsgebiet<br />

der <strong>Sachsen</strong>hühner war anfangs<br />

hauptsächlich der Chemnitzer Bezirk, weil die<br />

alten Züchter Agsten, Ebersdorf, E<strong>in</strong>enkel, Thalheim<br />

und Esche, Ebersdorf dort wohnen. Nur<br />

wenige <strong>Sachsen</strong>huhnzüchter wohnten im Leipziger,<br />

Dresdener und vogtländischen Bezirk,<br />

e<strong>in</strong>zelne auch <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen und Berl<strong>in</strong>« (Zitat<br />

Geflügelbörse 27. 11. 1936).<br />

Die Rasse gilt heute wiederum als stark bedroht<br />

und wird <strong>in</strong> der Kategorie II der Roten<br />

Liste geführt. Erfreulich ist die <strong>in</strong> der Tabelle<br />

ablesbare positive Bestandsentwicklung. Von<br />

den 55 Zuchten entfallen auf <strong>Sachsen</strong> 32 und<br />

<strong>in</strong>sgesamt 66 % der Zuchttiere. Damit trägt<br />

unsere Region die größte Verantwortung für<br />

den Erhalt dieser Rasse. In der Zwergform s<strong>in</strong>d<br />

bundesweit nur 14 Zuchten mit 139 Tieren<br />

registriert.<br />

2000 2006 2009<br />

Zuchten 53 48 55<br />

Hähne 96 86 97<br />

Hennen 467 450 521<br />

Quelle: BLE und BDRZ<br />

Rassebeschreibung (Zuchtziel)<br />

»äußere Ersche<strong>in</strong>ung«<br />

n gestreckter Rumpf mit breiten, vollen Sattelpartien<br />

n gut gesicherter Schwanz mit schön ausgezogenem<br />

Schwung und ohne Absatz<br />

n voll ausgebildete Bauchpartie, volle Brust<br />

n gut gewölbte Kamm- und Kehllappen,<br />

weiße mandelförmige Ohrscheiben<br />

n Hennen mit gut gestrecktem Körper mit<br />

ansteigender Rückenl<strong>in</strong>ie, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en tütenförmigen<br />

Schwanz übergeht<br />

n voller, weicher Legebauch<br />

Leistungsanforderungen<br />

n wirtschaftliches Huhn, welches dem rauen<br />

Klima des Erzgebirges gewachsen ist<br />

n 180 Eier im 1. und 150 Eier im 2. Legejahr<br />

n hellgelbe bis hellbraune Schalenfarbe<br />

n Bruteigewicht m<strong>in</strong>destens 55 g<br />

n Gewicht des Hahnes 2,5 bis 3 kg, der Henne 5,5 kg

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