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Ein Beitrag zur Genese barocker Bildkunst in Franken lnaugural ...

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24; 25<br />

Es kann also gesagt werden, daß die Würzburger Geistlichkeit samt e<strong>in</strong>igen<br />

umliegenden Klöstern - der Stifter als auch die auftraggebenden Testamentarier<br />

des Gerolzhofener Hochaltars waren Mitglieder im Stift Haug gewesen - Preuß<br />

als Altarbauer bevorzugten. Zwischen Ma<strong>in</strong>z und Bamberg ragen se<strong>in</strong>e Retabel<br />

hervor durch orig<strong>in</strong>elle Grundrisse, ihre von Grund auf architektonische Auffas­<br />

sung, die ke<strong>in</strong>e Säulenkonsolen zuläßt 128, ihre ebenso harmonisch proportionierten<br />

wie sdilanken formen wie auch durch ihre bis dah<strong>in</strong> ungewöhnliche, gleichberech­<br />

tigte Auffassung zwischen Architektur und Plastik, wozu die Aufstellung von<br />

Säule und Statue <strong>in</strong> gleicher Höhe zählt. Gut proportionierte, statuenlose Reta­<br />

bel f<strong>in</strong>det man öfter l29 , doch beides, große Statuen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Retabelkonstruktion<br />

s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gebunden, bleibt e<strong>in</strong>e Rarität. Auf diesem Gebiet leistet Preuß,<br />

der als Bildhauer im figürlichen gewiß von vielen se<strong>in</strong>er Zeit übertroffen wird,<br />

Neues und Wegweisendes, von e<strong>in</strong>igen frühen Ausnahmen, wie dem freis<strong>in</strong>ger<br />

Domhochaltar von Philipp Di rr und Rubens abgesehen.<br />

Neben kle<strong>in</strong>eren Arbeiten für das Ritterstift St.Burkard (K 25. K 24)<br />

1664/65, mit denen wohl <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie se<strong>in</strong>e Gesellen beschäftigt waren, befaßt<br />

sich Preuß auch mit dem Entwurf für e<strong>in</strong>e neue Kopfleiste des Domkapitelschen<br />

Kalenders (K 43), der sowohl von den Domherren als auch von Bischof Schön born<br />

dem dilettantischen Machwerk des Bamberger Stechers Seuffert vorgezogen<br />

wird. Da jener aber für se<strong>in</strong> halbfertiges Produkt schon e<strong>in</strong>e Menge Geld kas­<br />

siert hat, schickt man endlich - was bisher übersehen wurde - beide Entwürfe<br />

nach Nürnberg, um den vorgesehenen Stecher (J acob?) Sandrart darüber entschei­<br />

den zu lassen. Mittlerweite durch M. W.Brod aufgefundene und publizierte Exem­<br />

plare dieses von Kempter noch verschollen geglaubten Kalenders offenbaren,<br />

61b daß der Bamberger Stecher das Rennen gewonnen haben muß. Der ungeschickte<br />

architektonische Rahmen, das undiszipl<strong>in</strong>iert wuchernde Ornament als auch<br />

die hilflos postierten figuren sprechen gegen Preuß, so daß der bislang gültigen<br />

Zuschreibung an Preuß nicht zugestimmt werden kann. Dieses Kalenderblatt<br />

stellt alles auf den Kopf, was bisher über den Retabelbauer Preuß gesagt wurde.<br />

Bald darauf e<strong>in</strong>setzende Versuche, dieses unglückliche Produkt zu ersetzen,<br />

zeigen, wie unzufrieden man mit dem Werk des Bambergers gewesen se<strong>in</strong> muß.<br />

Der Vorgang um diesen wie auch die nachfolgenden Entwürfe um 1700 durch<br />

den Bildhauer Brandt beweisen, daß Bildhauer wegen der notwendl g erachteten<br />

Rahmenarchitektur und des dekorativen Beiwerkes vor Malern wie Onghers<br />

und Rüll oder dem Architekten Petr<strong>in</strong>i den Vorzug erhielten. Lediglich als<br />

Gutachter waren jene zugelassen. So bemängelt Rüll denn auch e<strong>in</strong>ige Punkte<br />

des Preuß'schen Entwurfes.<br />

36<br />

Nach anfänglichem Briefwechsel ergeht im Juli 1667 an Preuß der ehrenvolle

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