05.12.2012 Aufrufe

Ein Beitrag zur Genese barocker Bildkunst in Franken lnaugural ...

Ein Beitrag zur Genese barocker Bildkunst in Franken lnaugural ...

Ein Beitrag zur Genese barocker Bildkunst in Franken lnaugural ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gerade <strong>in</strong> den letzten drei Jahren hatten ihn große Aufträge von Bedeutung<br />

erreicht, so die Hochaltäre für Kloster Bildhausen (1679, K 36), Wechtersw<strong>in</strong>kel<br />

(1679/80, K 38) und Gerolzhofen (1679/80, K 37). Auch <strong>in</strong> anderer H<strong>in</strong>sicht<br />

war er noch gefragt, denn 1679 hatte er dem jungen Dombaumeister Joh.Joseph<br />

Thomann e<strong>in</strong> halbes Jahr lang pro Tag e<strong>in</strong>e Stunde Unterricht im Abreißen,<br />

also Architekturzeichnen, gegeben (Q 44;45). Das versprochene Lehrgeld von<br />

16fl muß er allerd<strong>in</strong>gs erst vor dem Domkapitel e<strong>in</strong>klagen. Schulden dürfte<br />

er also kaum gehabt haben. Überdies hatte er sich 1678 noch e<strong>in</strong>en Morgen<br />

Acker bei Kloster Himmelspforten gekauft (Q 49), besaß also zusammen mit<br />

zwei We<strong>in</strong>bergen und e<strong>in</strong>em Haus e<strong>in</strong>en ansehnlichen, wenn auch im Vergleich<br />

zu anderen Handwerkern bescheidenen Besitz l36 • Verständlich wäre es, wenn<br />

er sich altershalber nach so viel Arbeit nun <strong>zur</strong>ückziehen wollte, doch hat<br />

er e<strong>in</strong>erseits noch e<strong>in</strong>ige "Abriß <strong>in</strong> handen" (Q 47), also Aufträge und ist zum<br />

anderen zwei Jahre später schon wieder mit e<strong>in</strong>em Hochaltar beschäftigt, diesmal<br />

für das Dietrich-Spital (K 40), e<strong>in</strong>em bislang unbekannten, aber verschollenen<br />

Werk. Da er aber 1681 zusammen mit dem Haus auch e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>berg im Münch­<br />

berg verkauft (Q 49), muß er doch ernsthaft mit der Auflösung se<strong>in</strong>es Hausstan­<br />

des beschäftigt gewesen se<strong>in</strong>.<br />

Die tieferen Ursachen könnten familiärer Natur se<strong>in</strong> und mit se<strong>in</strong>er frau<br />

bzw. se<strong>in</strong>em Gesellen Johann Michael Rieß zusammenhängen, der m<strong>in</strong>destens<br />

seit 1679 (Hochaltar Bildhausen, Q 91) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Werkstatt arbeitet. Dieser<br />

erreicht nämlich e<strong>in</strong>e Scheidung und heiratet Susanna Preuß, geborene Kern<br />

am 10.Juli 1683 im protestantischen Ma<strong>in</strong>stockheim, wo Rieß se<strong>in</strong>e eigene Werk­<br />

statt gründet (Q 50)137. Dieses gewiß ungewöhnliche Ereignis, das e<strong>in</strong>iges Aufse­<br />

hen erregt haben wird, wird e<strong>in</strong> längeres Vorspiel gehabt haben, was der Heirats­<br />

e<strong>in</strong>trag im Ma<strong>in</strong>stockheimer Kirchenbuch auch andeutet: Rieß stand im Verdacht,<br />

schon lange Jahre mit der frau se<strong>in</strong>es Meisters zusammengelebt zu haben (Q 50;<br />

15). Die konfessionelle Mischehe ermöglichte sicherlich die Scheidung, deren<br />

juristischer Grund vielleicht unter dem Anklagepunkt Ehebruch seitens der Ehe­<br />

frau vermutet werden kann l38 • In Anbetracht dieses nicht der Tradition entspre­<br />

chenden Vorganges - gewöhnlich heirateten die Gesellen erst die Witwen ihrer<br />

Meister - müssen wir uns mit der Erkenntnis bescheiden, daß Preuß b<strong>in</strong>nen<br />

zwei Jahren Haus und frau verlor. Susanna Rieß stirbt am 20.September 1702<br />

"wunderlich und unversehens an zu viel e<strong>in</strong>genommenem opio,,139. Ob er mit<br />

dem Hausverkauf se<strong>in</strong>em Gesellen Rieß die Aussicht auf e<strong>in</strong>e baldige Übernahme<br />

der Werkstatt nehmen wollte, oder e<strong>in</strong>en Weggang vielleicht zu se<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Nürn­<br />

berg lebenden Sohn plante, wird man nie wissen 140. Tatsache ist,,, daß nach<br />

dem Hausverkauf zunächst e<strong>in</strong>mal alles beim alten bleibt, denn für 1682 entrich-<br />

42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!