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Ein Beitrag zur Genese barocker Bildkunst in Franken lnaugural ...

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Nordhausen, woher auch M.Kern schon Material bezogen hatte, aber auch an<br />

andere, ungenannte Orte (Q 85,12). Genommen wird schließlich Viernsberger<br />

Alabaster, den Preuß im September 1666 <strong>in</strong> Ickelheim besichtigt. Bei der Aus­<br />

führung wird ihm zunächst se<strong>in</strong> langjährig bekannter Werkmeister He<strong>in</strong>rich<br />

Eberhardt <strong>zur</strong> Seite gestellt, der aber bald darauf stirbt und durch den Ste<strong>in</strong>met­<br />

zen Caspar Sporer ersetzt wird. Bedeutsam ist, daß der Preuß'sche Entwurf<br />

im letzten Augenblick auf Wunsch des konservativen Domkapitels geändert<br />

werden muß: Anstelle e<strong>in</strong>er frei mit dem Allerheiligsten im Hochaltar kommuni­<br />

zierenden Kniefigur soll der betenden Bischofsstatue das traditionelle Kruzifix<br />

samt Betpult vorgesetzt werden. Beurteilt werden muß natürlich die Konzeption<br />

ohne Kruzifix, die auf italienischen, bzw. niederländischen-flämischen Brauch<br />

<strong>zur</strong>ückgeht, während die Adoratio von Personen geistlichen Standes von Beg<strong>in</strong>n<br />

an <strong>in</strong> <strong>Franken</strong> fast ausschließlich unter, später vor dem Kruzifix stattf<strong>in</strong>det.<br />

Das Motiv der mit verzerrten Gesichtern laut klagenden Putten ist dagegen<br />

mittelalterlich, aber für den Barock ist es typisch, daß er solche drastischen,<br />

an das Gefühl apellierenden Mittel wieder aufgreift. Die <strong>in</strong> verhaltenen Posen<br />

122b der Trauer leichtfüßig postierten Putten M.Kerns am Aschhausen-Grabmal s<strong>in</strong>d<br />

dagegen Produkte überfälliger Konvention, die solche extremen Gefühlsäußerungen<br />

mied.<br />

Bekrönte bei unzähligen Grabmälern se<strong>in</strong>er Vorgänger e<strong>in</strong> auferstandener<br />

Christus den Aufbau, so stellt Preuß <strong>in</strong> der s<strong>in</strong>nfälligen und vor allem e<strong>in</strong>heitli­<br />

cheren Sprache des Barock e<strong>in</strong>en Posaune blasenden Puttenengel als Erlösungs­<br />

motiv für die andächtig betende Seele oben h<strong>in</strong>. Als e<strong>in</strong>ziger von den Engeln<br />

trauert er nicht. Das im letzten Krieg schwer zerschlagene große Monument<br />

aus Alabaster und schwarzbraunem Marmor gehört zu den ersten Werken, die<br />

Scharold auf archivalischer Grundlage für Preuß wiedergewann, das auch durch<br />

Johann Anton Oegg 1809 e<strong>in</strong>e erste ausführliche Beschreibung erfuhr (K 28).<br />

Im Lob dieses Klassizisten, der für den Barock sonst nichts übrig hatte, wird<br />

der immanent klassizistische Grundzug bei Preuß deutlich, der sich <strong>in</strong> harmoni­<br />

schen Proportionen und gezügelter Ornamentik äußert. Im Gegensatz zum ökono­<br />

mischen S<strong>in</strong>n vieler handwerklich orientierter Bildhauer dieses Zeitalters, die<br />

jedes geschnitzte Detail extra e<strong>in</strong> Rechnung stellten, könnte e<strong>in</strong>e solche Zurück­<br />

haltung bei Preuß bedeuten, daß er Architektur und Bildhauerei gleichermaßen<br />

ernst nahm. Dementsprechend war ihm das Ganze wichtiger, was sich <strong>in</strong> der<br />

Tatsache äußert, daß die Architektur des schmückenden Beiwerkes nur an ganz<br />

bestimmten Orten bedarf l31 • Da e<strong>in</strong> Grabmal aber nun selbst nach der Auffas­<br />

sung des Domkapitels nicht e<strong>in</strong>em Portal ähneln sOllte l32 , mußte <strong>in</strong>sbesondere<br />

der obere Abschluß von den klassischen Segment-oder Dreiecksgiebeln abweichen.<br />

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