Prüfungstraining Differenzialdiagnostik für Heilpraktiker

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38 3 Die 50 Leitsymptome – systematische Ursachennennung, Diagnosegänge und Fälle Anamnese Fragen zur Weichenstellung • Seit wann besteht die Symptomatik schon? • Andere gastrointestinale Symptome, wie z. B. Bauchschmerzen? • Besteht Obstipation oder Diarrhoe? • Medikamentenanamnese! Zusätzliche Symptome und Informationen zur Symptomatik „Blut im Stuhl“ • B-Symptome, Veränderungen der Stuhlgewohnheiten � Kolonkarzinom • Schleimbeimengungen, Durchfall � Colitis ulcerosa • Bauchschmerzen im linken unteren Quadranten � Divertikulitis, Colitis ulcerosa • Bauchschmerzen im rechten unteren Quadranten � Morbus Crohn • Defäkationsschmerz � Analfi ssuren, Hämorrhoiden • Pruritus ani, Analekzem � Parasitose • Fieber, erbsbreiartiger Durchfall, vorangegangene Obstipation � Typhus abdominalis • himbeergeleeartiger Stuhl � Amöbenruhr • „immer ein Löff el Schleim und ein Löff el Blut in den Fäzes“ � Shigellenruhr Körperliche Untersuchung Basisuntersuchung: Puls und Blutdruck Pulspalpation • Relative Bradykardie bei Typhus abdominalis • Tachykardie � Schockentwicklung? Blutdruckmessung Erniedrigt � Schockentwicklung? Untersuchung nach dem IPPAF-System Inspektion Mögliche inspektorische Begleitbefunde zu Blut im Stuhl: • Blässe � Anämie im Rahmen von Kolonkarzinom oder autoaggressiven Darmentzündungen • Inspektion des Analbereichs � Fissuren, Hämorrhoiden, Analekzem • Roseolen an Bauch u./o. Rücken � Typhus abdominalis • Zunge in der Mitte belegt, aber an Rändern/Zungenspitze nicht � W-Zunge/Typhuszunge � Typhus abdominalis Palpation Mögliche palpatorische Begleitbefunde zu Blut im Stuhl: Palpation des Abdomens Druckschmerzhaft igkeit: • in verschiedenen Quadranten � antibiotikaassoziierte Kolitis • im linken Unterbauch � Divertikulitis, Colitis ulcerosa • im rechten Unterbauch � Morbus Crohn • mit bretthartem Bauch � akutes Abdomen (z. B. Mesenterialarterienverschluss; › Kap. 3.1) Palpation der Milz Splenomegalie � Typhus abdominalis, Shigellenruhr, Amöbiasis, hämorrhagische Diathese Auskultation Mögliche auskultatorische Begleitbefunde zu Blut im Stuhl: Auskultation des Bauchraums • Wirbelgeräusche � Mesenterialarterienverschluss • ggf. veränderte Darmgeräusche bei Kolonkarzinom Kratzauskultation der Leber Hepatomegalie bei: • Morbus Crohn und Colitis ulcerosa möglich • Lebermetastasen im Rahmen von Kolon-Ca Funktionsprüfung Mennell-Zeichen Mennell-Zeichen (› Tab. A.1) � positiv aufgrund von Sakroiliitis bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Praxislabor Mögliche Praxislaborbefunde beim Symptom „Blut im Stuhl“: BSG Beschleunigt bei Entzündungen und Tumoren; eine durch Blutungen ausgelöste Eisenmangelanämie würde ebenfalls eine BSG-Beschleunigung verursachen. BZ — TOBS Der Test auf okkultes Blut im Stuhl wird häufi g auch dann positiv sein, wenn der Patient aktuell kein Blut im Stuhl hat. Urinuntersuchung Positive Befunde bei Lebermetastasen im Rahmen von Kolon- Ca möglich (z. B. Bilirubinurie) Körpertemperatur Subfebrile Temperaturen oder Fieber als B-Symptomatik bei tumorösen oder entzündlichen Geschehen
Praxisfall Herr B., 25 Jahre alt, stellt sich in Ihrer Praxis vor. Er klagt über Oberbauchbeschwerden, Fieber und Krankheitsgefühl sowie Gewichtsverlust. Die ersten Symptome habe er vor zweieinhalb Wochen bekommen, als er von seinem Tropenurlaub (Südamerika) zurückgekehrt sei. Er hatte Durchfälle, die ohne vorherige Obstipation plötzlich auft raten. Meistens enthielt der Durchfall Blut und Schleim. Jetzt sind die Durchfälle seltener, jedoch Fieber und Krankheitsgefühl dafür stärker geworden. In Südamerika habe er an einem Survival-Training teilgenommen. Daher habe er auch wenig auf die Qualität der Nahrung geachtet. Hautausschlag oder ein „benebeltes Gefühl im Kopf“ hat Herr B. weder im noch nach dem Urlaub bemerkt. Anamnese • Eigentlich kerngesunder junger Mann mit leerer gastrointestinaler Anamnese • gelegentliche Rückenschmerzen, keine Medikamenteneinnahme Untersuchungsbefund • Inspektion: Blässe erkennbar, kein Ausschlag an Bauch oder Rücken • Palpation: druckdolenter Oberbauch 3.5 Depressives Syndrom 3.5 Depressives Syndrom 39 • Auskultation: Herz und Lunge o. B., Hyperperistaltik, Hepatomegalie per Kratzauskultation nachweisbar • Körpertemperatur: Fieber (39 °C) Fallaufl ösung Herr B. hat wahrscheinlich eine Amöbiasis oder eine Shigellenruhr. Typische Lebensmittelvergift ungen und Cholera können ausgeschlossen werden, da diese Krankheitsbilder nicht mit Blut im Stuhl einhergehen. Auch Typhus abdominalis ist unwahrscheinlich, da Herr B. keine initiale Obstipation und auch keinen Hautausschlag (im Sinne von Roseolen) aufwies. Außerdem hätte Typhus mit einem „benebelten Kopf“ imponiert. Sie weisen Herrn B. nun darauf hin, dass Sie ihn aufgrund der Vorschrift en des Infektionsschutzgesetzes nicht behandeln dürfen, und verweisen ihn an seinen Hausarzt. Ausgang Der Hausarzt lässt eine Stuhluntersuchung durchführen, welche die Verdachtsdiagnose der Amöbiasis bestätigt. Die Hepatomegalie wird ebenfalls mittels Ultraschall bestätigt, was den Hausarzt dazu veranlasst, Herrn B. zum Abdomen-CT zu überweisen. Das CT zeigt einen großen Leberabszess, der durch die Protozoen hervorgerufen wurde. Herr B. muss nun ein Antibiotikum einnehmen. Der Leberabszess muss aufgrund seiner Größe chirurgisch ausgeräumt werden. Definitionen und Erklärungen Laut Schätzungen der WHO wird die Depression bis zum Jahre und Schuld drängen sich auf. Das Interesse und die Moti- 2020 an 2. Stelle der Liste der häufi gsten Erkrankungen stehen. vation, Dinge anzupacken, fehlen und die Patienten haben Weltweit sind schon jetzt ca. 120 Millionen Menschen betrof- Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treff en. fen. Es gibt also kaum eine Erkrankung, die so häufi g ist, und Denken/Kognition: Die Patienten erleben alles gewisser- die Wahrscheinlichkeit, dass ein Heilpraktiker in seiner Praxis maßen durch eine „dunkle Brille“ als negativ, uninteres- oder ein HPA in seiner Prüfung mit dem Krankheitsbild konsant und hoff nungslos. Daraus leiten sich dann auch Gefrontiert wird, ist entsprechend hoch. Aus diesem Grund habe danken an einen Suizid ab. ich mich dazu entschlossen das Leitsymptom „depressives Syn- Körper: Körperlich stellen sich Appetitveränderungen, drom“ in diesem Buch in ausführlicher Weise zu integrieren. Störungen der Libido und Schlafstörungen ein, wobei die 1. Die Depression ist eine aff ektive Störung, d. h. eine Er- Patienten oft in aller Frühe erwachen. Ihr Aktivitätsniveau krankung, bei der die Stimmung und der Antrieb beein- kann bis hin zum Stupor absinken oder im Sinne einer trächtigt sind. Agitiertheit verändert sein (psychomotorische Unruhe bei 2. Depressionen treten geschlechter- und kulturübergreifend sog. agitierter Depression). in jedem Alter auf. Meistens erkranken jedoch Menschen 4. Ursachen des depressiven Syndroms im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Depressionen können, wie viele andere medizinische Er- 3. Leitsymptome des depressiven Syndroms krankungen auch, in primärer oder in sekundären Formen Die Symptome des depressiven Syndroms beziehen sich vorkommen. Die sekundäre Depression ist Folge einer an- auf den ganzen Menschen und bewirken, dass die Betrofderen Erkrankung, die somatisch oder psychiatrisch sein fenen sich sozial zurückziehen und ihre Lebensqualität kann. So führt beispielsweise eine (somatische) Schilddrü- immer mehr abnimmt. senerkrankung häufi g zu Depressionen; Ähnliches gilt für Stimmung, Emotion und Motivation: Die Patienten kön- Suchterkrankungen oder Essstörungen. Die primäre Denen sich über nichts mehr freuen, sie fühlen sich hilfl os, pression ist dagegen ein eigenständiges Krankheitsbild, dem hoff nungslos und niedergeschlagen. Gefühle von Angst keine andere Erkrankung ursächlich zugrunde liegt. Ätiolo-
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