05.12.2012 Aufrufe

Prüfungstraining Differenzialdiagnostik für Heilpraktiker

Prüfungstraining Differenzialdiagnostik für Heilpraktiker

Prüfungstraining Differenzialdiagnostik für Heilpraktiker

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Praxisfall<br />

Herr B., 25 Jahre alt, stellt sich in Ihrer Praxis vor. Er klagt über<br />

Oberbauchbeschwerden, Fieber und Krankheitsgefühl sowie<br />

Gewichtsverlust. Die ersten Symptome habe er vor zweieinhalb<br />

Wochen bekommen, als er von seinem Tropenurlaub<br />

(Südamerika) zurückgekehrt sei. Er hatte Durchfälle, die ohne<br />

vorherige Obstipation plötzlich auft raten. Meistens enthielt<br />

der Durchfall Blut und Schleim. Jetzt sind die Durchfälle seltener,<br />

jedoch Fieber und Krankheitsgefühl da<strong>für</strong> stärker geworden.<br />

In Südamerika habe er an einem Survival-Training teilgenommen.<br />

Daher habe er auch wenig auf die Qualität der Nahrung<br />

geachtet. Hautausschlag oder ein „benebeltes Gefühl im<br />

Kopf“ hat Herr B. weder im noch nach dem Urlaub bemerkt.<br />

Anamnese<br />

• Eigentlich kerngesunder junger Mann mit leerer gastrointestinaler<br />

Anamnese<br />

• gelegentliche Rückenschmerzen, keine Medikamenteneinnahme<br />

Untersuchungsbefund<br />

• Inspektion: Blässe erkennbar, kein Ausschlag an Bauch<br />

oder Rücken<br />

• Palpation: druckdolenter Oberbauch<br />

3.5 Depressives Syndrom<br />

3.5 Depressives Syndrom<br />

39<br />

• Auskultation: Herz und Lunge o. B., Hyperperistaltik, Hepatomegalie<br />

per Kratzauskultation nachweisbar<br />

• Körpertemperatur: Fieber (39 °C)<br />

Fallaufl ösung<br />

Herr B. hat wahrscheinlich eine Amöbiasis oder eine Shigellenruhr.<br />

Typische Lebensmittelvergift ungen und Cholera können<br />

ausgeschlossen werden, da diese Krankheitsbilder nicht mit<br />

Blut im Stuhl einhergehen. Auch Typhus abdominalis ist unwahrscheinlich,<br />

da Herr B. keine initiale Obstipation und auch<br />

keinen Hautausschlag (im Sinne von Roseolen) aufwies. Außerdem<br />

hätte Typhus mit einem „benebelten Kopf“ imponiert.<br />

Sie weisen Herrn B. nun darauf hin, dass Sie ihn aufgrund der<br />

Vorschrift en des Infektionsschutzgesetzes nicht behandeln<br />

dürfen, und verweisen ihn an seinen Hausarzt.<br />

Ausgang<br />

Der Hausarzt lässt eine Stuhluntersuchung durchführen, welche<br />

die Verdachtsdiagnose der Amöbiasis bestätigt. Die Hepatomegalie<br />

wird ebenfalls mittels Ultraschall bestätigt, was den<br />

Hausarzt dazu veranlasst, Herrn B. zum Abdomen-CT zu überweisen.<br />

Das CT zeigt einen großen Leberabszess, der durch die<br />

Protozoen hervorgerufen wurde. Herr B. muss nun ein Antibiotikum<br />

einnehmen. Der Leberabszess muss aufgrund seiner<br />

Größe chirurgisch ausgeräumt werden.<br />

Definitionen und Erklärungen<br />

Laut Schätzungen der WHO wird die Depression bis zum Jahre und Schuld drängen sich auf. Das Interesse und die Moti-<br />

2020 an 2. Stelle der Liste der häufi gsten Erkrankungen stehen. vation, Dinge anzupacken, fehlen und die Patienten haben<br />

Weltweit sind schon jetzt ca. 120 Millionen Menschen betrof- Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treff en.<br />

fen. Es gibt also kaum eine Erkrankung, die so häufi g ist, und Denken/Kognition: Die Patienten erleben alles gewisser-<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass ein <strong>Heilpraktiker</strong> in seiner Praxis maßen durch eine „dunkle Brille“ als negativ, uninteres-<br />

oder ein HPA in seiner Prüfung mit dem Krankheitsbild konsant und hoff nungslos. Daraus leiten sich dann auch Gefrontiert<br />

wird, ist entsprechend hoch. Aus diesem Grund habe danken an einen Suizid ab.<br />

ich mich dazu entschlossen das Leitsymptom „depressives Syn- Körper: Körperlich stellen sich Appetitveränderungen,<br />

drom“ in diesem Buch in ausführlicher Weise zu integrieren. Störungen der Libido und Schlafstörungen ein, wobei die<br />

1. Die Depression ist eine aff ektive Störung, d. h. eine Er- Patienten oft in aller Frühe erwachen. Ihr Aktivitätsniveau<br />

krankung, bei der die Stimmung und der Antrieb beein- kann bis hin zum Stupor absinken oder im Sinne einer<br />

trächtigt sind.<br />

Agitiertheit verändert sein (psychomotorische Unruhe bei<br />

2. Depressionen treten geschlechter- und kulturübergreifend sog. agitierter Depression).<br />

in jedem Alter auf. Meistens erkranken jedoch Menschen 4. Ursachen des depressiven Syndroms<br />

im Alter zwischen 30 und 40 Jahren.<br />

Depressionen können, wie viele andere medizinische Er-<br />

3. Leitsymptome des depressiven Syndroms<br />

krankungen auch, in primärer oder in sekundären Formen<br />

Die Symptome des depressiven Syndroms beziehen sich vorkommen. Die sekundäre Depression ist Folge einer an-<br />

auf den ganzen Menschen und bewirken, dass die Betrofderen Erkrankung, die somatisch oder psychiatrisch sein<br />

fenen sich sozial zurückziehen und ihre Lebensqualität kann. So führt beispielsweise eine (somatische) Schilddrü-<br />

immer mehr abnimmt.<br />

senerkrankung häufi g zu Depressionen; Ähnliches gilt <strong>für</strong><br />

Stimmung, Emotion und Motivation: Die Patienten kön- Suchterkrankungen oder Essstörungen. Die primäre Denen<br />

sich über nichts mehr freuen, sie fühlen sich hilfl os, pression ist dagegen ein eigenständiges Krankheitsbild, dem<br />

hoff nungslos und niedergeschlagen. Gefühle von Angst keine andere Erkrankung ursächlich zugrunde liegt. Ätiolo-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!