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Wiener Staatsoper 1933-1936 Operntagebuch eines ... - Oper in Wien

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13.11.1934 „Meisters<strong>in</strong>ger“<br />

Clemens Krauß dirigiert sehr schön. Hr.<br />

Kalenberg (Stolz<strong>in</strong>g) hatte e<strong>in</strong>en guten Tag<br />

und unterließ se<strong>in</strong> meckern. Hr. Mayr (Pogner)<br />

sang die Ansprache sehr hübsch. Fr. Ursuleac<br />

(Evchen) und Fr. Rünger (Magdalene) gut wie<br />

immer; Hr. Zimmermann (David) war nicht gut<br />

bei Stimme. Unter den Meisters<strong>in</strong>gern fielen<br />

die Herren Gallos, Ettl, Knapp, Duhan, Zec<br />

auf; Hr. Maikl vermißte man. Hr. Weidemann<br />

(Beckmesser) war wieder sehr lustig.<br />

Wunderbar Hr. Jaro Prohaska a.G. (Hans<br />

Sachs); der Flieder= und Wahnmonolog gefiel<br />

mir weniger, aber am Schluß war er prachtvoll.<br />

Er hatte so großen Beifall, daß, während das<br />

Orchester die letzten Takte spielte, auf der<br />

Bühne und im Zuschauerraum geklatscht<br />

wurde.<br />

23.11.1934 „Eugen Oneg<strong>in</strong>“<br />

Dirigent: Hr. Reichenberger, sehr langsames<br />

Tempo. Fr. Zika (Tatjana) gefiel mir gut, die<br />

erste Rolle, <strong>in</strong> der sie mir zusagte; natürlich<br />

reicht sie nicht an Fr. Lehmann heran. Fr.<br />

Szantho (Olga) ist mir als Filipjewna lieber; sie<br />

sah sehr herzig aus. Fr. With (Filipjewna), Frl.<br />

Paalen (Lar<strong>in</strong>a), Hr. Hammes (Oneg<strong>in</strong>), Hr.<br />

Kullmann (Lenski), Hr. Mayr (Grem<strong>in</strong>) waren<br />

wie gewöhnlich. Sehr nett wieder Hr. Maikl<br />

(Triquet).<br />

24.11.1934 „König<strong>in</strong> von Saba“<br />

Hr. Reichenberger dirigierte wieder zum<br />

E<strong>in</strong>schlafen. Fr. Pauly sang zum ersten Mal<br />

die König<strong>in</strong>; sie war überraschend gut. Fr.<br />

Gerhart (Astaroth) sang den Lockruf (zum<br />

ersten Mal) wie e<strong>in</strong> Kanarienvogel. Fr. Nemeth<br />

(Sulamith) schrie e<strong>in</strong>ige Male zu viel; e<strong>in</strong>ige<br />

Stellen gelangen ihr wunderbar. Herrlich Hr.<br />

Pataki (Assad); se<strong>in</strong>e Stimme ist viel größer<br />

und voller geworden, se<strong>in</strong> Spiel hat sich sehr<br />

gebessert; den Anfang des Duettes „Magische<br />

Töne“ sang er bezaubernd. Hr. Schipper<br />

(Salomon) war gut disponiert. Hr. Norbert<br />

(Hoher Priester) sang gut, aber sah sehr<br />

komisch aus. [...].<br />

„Die König<strong>in</strong> von Saba gehört als tönendes<br />

Wahrzeichen zu jenem <strong>Wien</strong>, das die<br />

Prunkbauten der R<strong>in</strong>gstraße aufführte, das<br />

sich großbürgerlich weitete und im eigenen<br />

Glanz sonnte.“ Me<strong>in</strong>t He<strong>in</strong>rich Kralik und<br />

f<strong>in</strong>det, dass das Werk auch noch heute<br />

Bestand habe. Die Sänger<strong>in</strong> der König<strong>in</strong>, Fr.<br />

Pauly, würde e<strong>in</strong>e „modernisierte Ausgabe“<br />

dieser Rolle bieten, „die mit ihrer<br />

leidenschaftlichen <strong>Oper</strong>ndiktion das<br />

sph<strong>in</strong>xartige Charakterbild psychologisch<br />

auflockert“. Insgesamt empfiehlt er – <strong>in</strong><br />

Anbetracht des passenden Ensembles – das<br />

20<br />

Werk musikalisch neue<strong>in</strong>zustudieren und<br />

„<strong>in</strong>sbesondere für e<strong>in</strong>e Beflügelung des<br />

Tempos zu sorgen“.<br />

30.11.1934 „Die Zauberflöte“<br />

Hr. Krauß gibt den Sängern nicht nach und<br />

jagt sie schrecklich. Hr. Manowarda (Sarastro)<br />

ist dafür nicht geeignet, er macht auch seit<br />

letzter Zeit e<strong>in</strong> furchtbares Gesicht beim<br />

S<strong>in</strong>gen. Fr. Gerhart (König<strong>in</strong>) sang sehr gut.<br />

Herrlich wieder Hr. Völker (Tam<strong>in</strong>o). Die<br />

geharnischten Männer sangen dieses Mal Hr.<br />

Grün<strong>in</strong>ger und Hr. Zec.<br />

2.12.1934 „Evangelimann“<br />

Hr. Alw<strong>in</strong> dirigiert sehr gut. Ausgezeichnet ist<br />

Fr. Szantho (Magdalena); ihre Stimme ist für<br />

die Arie „Schöne Jugendtage“ sehr geeignet,<br />

die Tiefe ist prachtvoll. Sehr gut war auch Frl.<br />

Michalsky (Martha). Hr. Graarud (Matthias)<br />

darstellerisch sehr gut, stimmlich elend; er hat<br />

fast ke<strong>in</strong>e Stimme und spricht mehr als er<br />

s<strong>in</strong>gt. Sehr gut Hr. Weidemann (Johannes).<br />

Sehr lieb sang das K<strong>in</strong>d (Kl. Reichenfeld).<br />

2.12.1934 „Fidelio“<br />

Hr. Krips dirigiert sehr mäßig; manchmal zu<br />

schnell, dann wieder zu langsam. Hr. Völker<br />

(Florestan) s<strong>in</strong>gt herrlich. Die Leonore von<br />

Anny Konetzny a.G. ist sehr gut, kann aber mit<br />

Fr. Lehmann nicht verglichen werden. Hr.<br />

Schipper (Pizarro), Hr. Hammes (Fernando),<br />

Hr. Gallos (Jaqu<strong>in</strong>o), Hr. Maikl und Hr. Ettl<br />

nicht zu vergessen s<strong>in</strong>d sehr gut, wie immer.<br />

Hr. Mayr (Rocco) läßt die Arie aus. Fr.<br />

Helletsgruber (Marzell<strong>in</strong>e) wird vom Orchester<br />

zu viel gehetzt.<br />

Die Vorstellungen des „Evangelimanns“ und<br />

von „Fidelio“ s<strong>in</strong>d unter demselben Datum<br />

e<strong>in</strong>getragen.<br />

5.12.1934 „Hoffmanns Erzählungen“<br />

Hr. Alw<strong>in</strong> dirigiert gut. Fr. Gerhart (Olympia)<br />

s<strong>in</strong>gt trotz Kopfschmerzen fabelhaft. Fr. Zika<br />

(Giulietta) schreit wieder so viel; sie verliert<br />

immer ihren Kopfputz. Fr. Angerer (Antonia)<br />

s<strong>in</strong>gt katastrophal. Hr. Wernigk (Andreas,<br />

Cochenille, Pitich<strong>in</strong>accio, Franz) ist sehr gut,<br />

Hr. Zimmermann ist aber unübertrefflich. Hr.<br />

Schipper (4 Gestalten) ist wieder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Element. Fr. With (Niklaus), Fr. Szantho (e<strong>in</strong>e<br />

Stimme), Hr Weidemann (Spalanzani) s<strong>in</strong>d<br />

gut. Hr. v. Pataky (Hoffmann) leistet stimmlich<br />

und darstellerisch erstaunliches; er kann sich<br />

schon sehr gut auf der Bühne bewegen; ich<br />

war erstaunt mit welchem Schwung er auf den<br />

Tisch sprang.

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