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Wiener Staatsoper 1933-1936 Operntagebuch eines ... - Oper in Wien

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wieder rührend. Hr. Maikl, Hr. Gallos und Hr.<br />

Weidemann sangen die Masken.<br />

He<strong>in</strong>rich Kralik stellt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurzbesprechung<br />

des Abends dem gastierenden „Kalaf“ e<strong>in</strong>e<br />

günstige Prognose, vergleicht ihn im Timbre<br />

mit Kiepura, wenn er auch Abstriche bei der<br />

Technik macht. Cavara ist für ihn e<strong>in</strong><br />

„verheißungsvoller Fall“ mit „fundierter<br />

Mittellage und sehniger Höhe.“<br />

8.1.1935 „Schwanda“<br />

Dirigent Hr. Alw<strong>in</strong>. Hr. Hammes (Schwanda)<br />

spielt und s<strong>in</strong>gt recht gut. Fr. Angerer (Dorota)<br />

s<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>ige Male entsetzlich. Hervorragend Hr.<br />

Kullmann (Bab<strong>in</strong>sky). Fr. Rünger (König<strong>in</strong>)<br />

sang zum letzten Mal, da sie am Donnerstag<br />

e<strong>in</strong>fach nach Berl<strong>in</strong> fuhr. Hr. Mayr (Teufel) war<br />

wieder ergötzlich.<br />

13.1.1935 „Traviata“<br />

Leider kam ich erst zum Duett im 2. Akt. Fr.<br />

Margharita Perras von der <strong>Staatsoper</strong> Berl<strong>in</strong><br />

a.G. sang die Violetta; leider entg<strong>in</strong>g mir die<br />

große Arie, aber im übrigen Teil gefiel sie mir<br />

sehr gut. Sie hatte fabelhafte Toiletten. Ihr<br />

Partner Hr. Kullmann (Alfred) sang auch sehr<br />

gut. Herr Schipper (Germont) war <strong>in</strong> guter<br />

Disposition und sang die Arie herrlich. Fr.<br />

Hadrabova stand als „lange“ Flora auf der<br />

Bühne, aber Fr. Michalsky sang den Part. Hr.<br />

Krips dirigierte.<br />

15.1.1935 „Troubadur“<br />

Hr. Alw<strong>in</strong> dirigierte wieder skandalös; er<br />

brauchte länger als angesetzt war. Hr. Cavara<br />

a.G. sang den Manrico; er war nicht so gut wie<br />

<strong>in</strong> „Turandot“, e<strong>in</strong>ige Töne, wie das c <strong>in</strong> der<br />

Stretta gelangen ihm sehr schön. Schlecht war<br />

Hr. Ballar<strong>in</strong>i von der Skala Mailand a.G.; er<br />

sang deutsch, hatte e<strong>in</strong>ige schöne Töne, aber<br />

tremolierte sehr stark. Fr. Nemeth (Leonore)<br />

sang sehr mäßig, sie machte alle ihre alten<br />

Fehler. Fr. Anday (Azucena) ließ um Nachsicht<br />

bitten, da sie Grippe habe, aber sie sang nicht<br />

viel schlechter als sonst. Frl. Michalsky (Ines)<br />

sang recht nett. Urkomisch Hr. Norbert<br />

(Ferrando). Lustig der Vorfall, als Manrico <strong>in</strong>s<br />

Horn bläst und man nichts hört. Die ganze<br />

Aufführung war zu heruntergeleiert.<br />

Für Kralik trat <strong>in</strong> Sachen Cavara „echtes<br />

Tenormaterial abermals sieghaft <strong>in</strong><br />

Ersche<strong>in</strong>ung“, wobei er besonders se<strong>in</strong>e<br />

„schlagkräftige Höhe“ betont. Abermals hat<br />

Kralik E<strong>in</strong>wände, was die Technik betrifft und<br />

zählt gleich auf, was verbessert werden<br />

müsste: „Auflockerung der Mittellage,<br />

Differenzierung der Vokalisation, Resolutheit<br />

im Tonansatz“. Betreffend Ballar<strong>in</strong>i me<strong>in</strong>t er<br />

22<br />

wenig schmeichelhaft, er könne nur „durch e<strong>in</strong><br />

seltsames Mißverständnis <strong>in</strong>s <strong>Oper</strong>ntheater<br />

geraten se<strong>in</strong>“ Er diagnostiziert e<strong>in</strong>e „zwar<br />

geräuschvolle, aber ganz brüchige Stimme“<br />

und e<strong>in</strong>e marionettenhaftes Auftreten.<br />

6.2.1935 „Lohengr<strong>in</strong>“<br />

Dr. We<strong>in</strong>gartner dirigiert herrlich; unter se<strong>in</strong>er<br />

Leitung nimmt sich das Ensemble sehr<br />

zusammen. Hr. Kalenberg (Lohengr<strong>in</strong>) ist<br />

überraschend gut; er sieht sehr fesch aus,<br />

s<strong>in</strong>gt sehr hübsch. Fr. Helletsgruber (Elsa) ist<br />

reizend, gesanglich gut. Fr. Merker a.G.<br />

(Ortrud) ist hervorragend. Hr. Schipper<br />

(Telramund) hat wieder e<strong>in</strong>ige unmögliche<br />

Augenblicke. E<strong>in</strong> schrecklicher Mißgriff,<br />

gerade zu e<strong>in</strong> Kasperl Hr. Zec (König); er<br />

verpatzte die ganze Aufführung. Hr. Mad<strong>in</strong><br />

(Heerrufer) war sehr gut. Unmöglich die<br />

Edelknaben.<br />

13.2.1935 „L’heure espagnole“ (Ravel) –<br />

„Der Jahrmarkt von Sorotsch<strong>in</strong>ti“<br />

(Mussorgskij)<br />

„L’heure espagnole“ (Zum ersten Mal)<br />

Dirigent: Dr. We<strong>in</strong>gartner; die Sänger spielen<br />

und s<strong>in</strong>gen sehr gut; der Inhalt ist sehr blöd<br />

und langweilig; ich langweilte mich das erste<br />

Mal <strong>in</strong> der <strong>Oper</strong>. Fr. Bokor (Conception) war<br />

reizend; Hr. Kullmann gut bei Stimme. Hr.<br />

Maikl (Torquemada), Hr. Norbert (Gomez)<br />

zwei gelungene Typen. Gut und fesch Hr.<br />

Jerger (Ramiro). Die Musik gefiel mir gar nicht.<br />

Die Inszenierung (Benützung der Drehbühne)<br />

war sehr nett.<br />

„Der Jahrmarkt von Sorotsch<strong>in</strong>ti“ (Zum ersten<br />

Mal)<br />

Nach der matten <strong>Oper</strong> ist das e<strong>in</strong>e Erholung.<br />

Die Musik ist sehr hübsch, das Duett im 1. Akt<br />

schön. Gespielt wurde sehr gut. Hr.<br />

Manowarda (Tscherewik) spielte den<br />

besoffenen Bauern wunderbar. Hr. Kullmann<br />

(Grizko) sang wieder sehr hübsch. Fr.<br />

Hadrabova (Parasja) sang katastrophal, sie<br />

scheppert entsetzlich. Gut wieder e<strong>in</strong>mal Fr.<br />

Anday (Chiwria). In kle<strong>in</strong>en Rollen ragten Hr.<br />

Gallos (Iwanowitsch), Hr. Jerger (Gevatter)<br />

hervor. Die Drehbühne zauberte e<strong>in</strong>en<br />

russischen Jahrmarkt hervor, bei dem nicht<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> R<strong>in</strong>gelspiel fehlte.<br />

20.2.1935 „Pique Dame“<br />

Dirigent: Hr. Krips. Fr. Hadrabova (Lisa) s<strong>in</strong>gt<br />

und spielt unmöglich; ihre Stimme wird immer<br />

schlechter. Fr. Anday (Gräf<strong>in</strong>) sang die Partie<br />

zum ersten Mal; sie spielte wie es die Rolle<br />

verlangt. Fr. Szantho (Paul<strong>in</strong>e) sang die Arie

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