Ausgabe Mai/Juni 2012 - auf der Startseite der Kreuzkirche Lingen
Ausgabe Mai/Juni 2012 - auf der Startseite der Kreuzkirche Lingen
Ausgabe Mai/Juni 2012 - auf der Startseite der Kreuzkirche Lingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
14 LEBENSLÄUFE<br />
Gefängnisschikane <strong>der</strong> DDR sein<br />
sollte o<strong>der</strong> ein menschlicher Gruß<br />
eines Mitleidenden.<br />
Es wird in ihrem Leben keinen<br />
Moment gegeben haben, in dem<br />
sie nicht zu ihrem Herrn gestanden<br />
hätte: Luise Meyer ist an <strong>der</strong><br />
Einzelhaft <strong>der</strong> ersten Wochen<br />
nicht zerbrochen.<br />
Wenn Luise Meyer mit Dir<br />
sprach, dann wusstest Du, diese<br />
Worte kommen von Herzen.<br />
All das Gottvertrauen sprach da<br />
heraus, und eine Urteilsfähigkeit,<br />
die in uns allen Spuren hinterließ,<br />
weil sie zeugte von <strong>der</strong> Bereitschaft,<br />
Jesus Christus zu folgen<br />
und keinem an<strong>der</strong>en.<br />
Ihre Wahrhaftigkeit wird auch im<br />
System <strong>der</strong> DDR nicht nur <strong>auf</strong><br />
taube Ohren gestoßen und wahrgenommen<br />
worden sein, denn<br />
nach <strong>der</strong> Aussetzung ihrer Haftstrafe<br />
zur Bewährung wurde Jahre<br />
später auch ihr Ausreiseantrag,<br />
wenn auch unter weiteren Schwierigkeiten,<br />
genehmigt. Im Dezember<br />
1975 konnte sie endlich in den<br />
Westen ausreisen.<br />
Wütend wurde Luise Meyer noch<br />
immer dann, wenn sie daran dachte,<br />
dass ihr - trotz mündlicher<br />
Zusagen - we<strong>der</strong> Besuche zu Lebzeiten<br />
<strong>der</strong> Eltern, noch zu ihrer<br />
später pflegebedürftigen Mutter,<br />
noch eine Reise zur Beerdigung<br />
<strong>der</strong> Eltern gestattet wurden. Hoch<br />
betagt, aber wach im Geist gestaltete<br />
sie das Leben im Pflegeheim<br />
mit und mühte sich nach Kräften<br />
um die Logistik für den Hausgottesdienst.<br />
Auch das Wirken des<br />
Pflegepersonals nahm sie wahr<br />
und ließ in einem Fall die grobe<br />
Umgangsart <strong>der</strong> jungen Pflegekraft<br />
über sich ergehen, um ihr<br />
später dann beherzt aber diskret<br />
ins Gewissen zu reden:<br />
„Junge Frau, so dürfen sie mit<br />
einem alten Menschen nicht umgehen.<br />
Soviel Krafteinsatz ist zuviel<br />
des Guten, sie schrubben zu<br />
doll. Und das sage ich Ihnen nicht<br />
nur, weil ich, wie Sie, die Arbeit<br />
am Nächsten zu meinem Beruf<br />
gemacht hatte.“<br />
Von Herzen kamen ihre Worte,<br />
wenn sie ihrer Rührung und Freude<br />
über eine nette Geste Ausdruck<br />
gab. Sei es, weil Neffen, Nichten<br />
o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus dem großen<br />
Freundeskreis eine liebe Zeichnung<br />
von Wellensittich Putti und<br />
seinem Frauchen gestaltet o<strong>der</strong><br />
eigenhändig eine Schmuckdose<br />
aus Papier gefertigt hatten. Auch<br />
die treuen Besuche von Schülern<br />
<strong>der</strong> Friedensschule, später <strong>der</strong><br />
Gebrü<strong>der</strong>-Grimm-Schule unter<br />
Leitung von Frau von Vogel, bereiteten<br />
ihr große Freude. Sie zeigen<br />
die Verbundenheit <strong>der</strong> Schulen<br />
mit dem Stephanus-Haus.<br />
„Fröhlichkeit und Leben bringen<br />
die jungen Menschen in das Altenheim.“<br />
Luise Meyer schaute und hörte<br />
genau hin, Scharfsinn, Achtsamkeit<br />
zusammen mit Liebe zu<br />
Familie, Freunden und Mitmen-<br />
schen ließen sie wahrhaftig sprechen.<br />
Bis ins hohe Alter hatte sie<br />
Sehnsucht nach Gemeinde und<br />
Gottesdienst und irgendwann kam<br />
doch ihre Bitte, sonntags im Haus<br />
zu bleiben, die Anstrengung des<br />
Kirchgangs sei für ihr Herz zuviel<br />
geworden.<br />
Und trotz Krankheit: Gottes Wort<br />
aus <strong>der</strong> Bibel, im Bibelkreis gelesen<br />
und ausgelegt, bei Anselm<br />
Grün, aus ihrem klitzekleinen<br />
Radio, im Gespräch, ganz gleich,<br />
sie nutzte was möglich war, um an<br />
<strong>der</strong> frohen Botschaft teilzuhaben.<br />
Bis zum Schluss, als eine kleine<br />
Runde sich bei ihr traf, um ihren<br />
90en Geburtstag singend zu begehen,<br />
eh sie kurz dar<strong>auf</strong> verstarb.<br />
Sie sagte von sich selbst, <strong>der</strong> Gedanke<br />
an Tod und das Danach sei<br />
ihr keine Last, sie sei dessen gewiss,<br />
wohin die Reise gehe. Luise<br />
Meyer war frei.<br />
Luise Meyer hat ihr Leben christlich<br />
geteilt, in <strong>der</strong> DDR wie in <strong>der</strong><br />
BRD, in Haft, in Freiheit, privat<br />
und beruflich, sie hat unter uns<br />
gelebt und verstand sich als<br />
Werkzeug Gottes. Eine feine uneitle<br />
Dame, <strong>der</strong>en Lebensbuch<br />
eine eigene Handschrift trägt, sehr<br />
deutlich und deswegen gut leserlich:<br />
Wo <strong>der</strong> Geist des Herrn ist,<br />
da ist Freiheit. Sie lebt weiter,<br />
weil ihre Nähe immer mit Jesus zu<br />
tun hatte.<br />
as<br />
Tschernobyl-Kin<strong>der</strong>aktion - Gasteltern gesucht...<br />
Kin<strong>der</strong> aus dem Bezirk Gomel werden in diesem Sommer bei uns zu Gast sein<br />
Vor einem Jahr ereignete sich<br />
nach einem Erdbeben und einem<br />
gigantischen Tsunami die Atomkatastrophe<br />
von Fukushima und in<br />
wenigen Wochen jährt sich <strong>der</strong><br />
Atomunfall von Tschernobyl zum<br />
26. Mal. Die Spätfolgen von Fukushima<br />
sind heute kaum abzuschätzen,<br />
aber noch heute leiden<br />
die Menschen insbeson<strong>der</strong>e im<br />
Südosten Weißrusslands unter den<br />
Folgen <strong>der</strong> Verstrahlung ihrer<br />
Heimat. Vor diesem Hintergrund<br />
bittet die Tschernobyl-Kin<strong>der</strong>aktion<br />
um ihre tatkräftige Unterstützung.,<br />
ein weißrussisches Kind<br />
für vier Wochen von Ende Juli bis<br />
Ende August in ihrer Familie<br />
<strong>auf</strong>zunehmen. Eine größere Anzahl<br />
von Kin<strong>der</strong>n aus dem Bezirk<br />
Gomel wird auch in diesem<br />
Sommer bei uns zu Gast sein.<br />
Weitere Informationen: Klaus<br />
Schadwinkel, Veldhausen, Tel.<br />
05941 (4410) o<strong>der</strong> E-mail:<br />
klaus.schadwinkel@t-online.de