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einer Betriebsabteilung im Walzwerk Hettstedt - DIE LINKE ...

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MANSFELD LINKS<br />

Informationsblatt<br />

18.(21.) Jahrgang Nr. 4/2011<br />

31.03.2011<br />

Manfred Lüning - Kreisvorsitzender<br />

Liebe Genossinnen, liebe Genossen,<br />

verehrte<br />

Sympathisantinnen und Sympathisanten,<br />

D a n k e<br />

die Landtagswahl hat gezeigt: Die Chance für einen<br />

Politikwechsel in Sachsen-Anhalt ist da.<br />

Namens des Kreisvorstandes danke ich allen WählerInnen<br />

und WahlkämpferInnen, unseren Kandidaten<br />

Holger Hüttel, Angelika Klein, Stefan Gebhardt sowie<br />

unserem Bürgermeisterkandidaten Hennry Strache,<br />

der sich am 3. April in die Stichwahl begeben muss,<br />

für ihren engagierten und überzeugenden Wahlkampf.<br />

Gleichermaßen sagen wir ein herzliches Dankeschön<br />

den Mitgliedern des Kreiswahlbüros.<br />

Der Kreisvorstand gratuliert den gewählten Landtagsabgeordneten.<br />

Auch wenn wir nicht alle Wahlziele erreichen konnten,<br />

so ist das Ergebnis unserer Partei insgesamt als<br />

Erfolg zu bewerten. Das belegen sowohl der absolute<br />

Zugewinn von 17.000 Wählerst<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Land und<br />

der deutliche Vorsprung vor der SPD.<br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. Sachsen-Anhalt geht als zweitstärkste<br />

Kraft aus dem Wahlkampf hervor.<br />

In diesem Kontex können sich die Ergebnisse unserer<br />

drei Direktkandidaten sehen lassen:<br />

Stefan Gebhardt fehlten zum Gewinn des Direktmandats<br />

<strong>im</strong> Wahlkreis 32 <strong>Hettstedt</strong> 0,7%! Im Wahlkreis 33<br />

Eisleben punktete Angelika Klein auf dem zweiten<br />

Platz mit 24,9% bei der Erstst<strong>im</strong>me und mit 25,6%<br />

bei der Zweitst<strong>im</strong>me. Damit blieb CDU-Bewerber<br />

Jantos auf der Strecke!<br />

Als ‚Neueinsteiger’ und Direktkandidat <strong>im</strong> Wahlkreis<br />

31 Sangerhausen hat Holger Hüttel mit 24,9% bei der<br />

Kreisverband Mansfeld-Südharz<br />

Weiterer Inhalt:<br />

Seite 4 Die Kommunismusdebatte war überfällig<br />

Seite 6/7 Über das „Aus“ <strong>einer</strong> <strong>Betriebsabteilung</strong><br />

Seite 8 IN MEMORIAM Frank Radschunat<br />

Erstst<strong>im</strong>me und mit 25,5% bei der Zweitst<strong>im</strong>me nach<br />

CDU-Bewerber Schröder und vor SPD-Bewerberin<br />

Hampel ein beachtliches Ergebnis eingefahren!<br />

Fazit: Auch wenn oder vielleicht weil sich SPD-<br />

Spitzenkandidat Bullerjahn so ins Zeug gelegt hat,<br />

um den Wählern die Sinnlosigkeit <strong>einer</strong> Wahl der<br />

<strong>LINKE</strong>N vor Augen zu führen, ist seine Partei wieder<br />

nur auf Platz drei gelandet.<br />

Den Sozialdemokraten ist offenbar egal, dass die<br />

CDU feixend abwarten kann, so lange die SPD kein<br />

entspanntes Verhältnis zur linken Konkurrenz findet.<br />

Als Erfolg vieler demokratischer Akteure und als<br />

wichtiges, über Sachsen-Anhalt hinausgehendes Signal<br />

ist der verpasste Einzug der NPD in den Landtag<br />

zu bewerten. Allerdings kann ein St<strong>im</strong>menanteil<br />

von knapp unter 5% nicht beruhigen. Vor allem der<br />

hohe St<strong>im</strong>menanteil der NPD bei Jung- und<br />

ErstwählerInnen ist mehr als bedenklich. Einmal<br />

mehr wird an diesem Ergebnis auch deutlich, dass<br />

Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus keine<br />

Kurzzeitprobleme sind.<br />

Das Ergebnis der Landtagswahl macht einen Politikwechsel<br />

möglich. Im Landtag gibt es rein rechnerisch<br />

Mehrheiten für Mindestlöhne und stärkere Tarifbindung,<br />

für längeres gemeinsames Lernen und<br />

bessere frühkindliche Bildung und für den Vorrang<br />

für erneuerbare Energien und den schnellstmöglichen<br />

Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie.<br />

Es gibt <strong>im</strong> Prinzip nur zwei Möglichkeiten – Fortsetzung<br />

der Großen Koalition oder Bildung <strong>einer</strong> rotroten<br />

Koalition mit einem Ministerpräsidenten Wulf<br />

Gallert. �


2 M a n s f e l d L i nn k s 4/2011<br />

Thomas Drzisga<br />

Mehrheiten alleine reichen nicht, sie wollen auch genutzt sein<br />

Nicht <strong>im</strong>mer nach dem Verziehen des Rauches ist es<br />

so, dass Konturen sogleich klarer werden. Am Sonntagabend<br />

noch, wohl unter dem Eindruck des Wahlergebnisses<br />

stehend, erklärte SPD-Fraktions- und -<br />

Landeschefin Katrin Budde, ihre Partei werde mit<br />

CDU und <strong>LINKE</strong>N sprechen. Nur 24 Stunden später<br />

ein ganz anderes Bild: Der Landesvorstand beschließt<br />

über Sondierungsgespräche ausschließlich<br />

mit der CDU, ob die dann mit der <strong>LINKE</strong>N überhaupt<br />

noch notwendig seien, werde man eine Woche<br />

später entscheiden. Eine Woche später – also nach<br />

den Landtagswahlen <strong>im</strong> Südwesten der Republik.<br />

Aber zurück zum Wahlabend: Zwei Ergebnisse waren<br />

es zuallererst, die wohl übergreifend zu Befriedigung,<br />

wenn nicht zu Freude führten. Die Wahlbeteiligung<br />

kletterte wieder über die 50 %, was aber nicht<br />

darüber hinwegtäuschen kann, dass es noch <strong>im</strong>mer<br />

die zweitniedrigste <strong>im</strong> bundesdeutschen Allzeitvergleich<br />

bleibt. Und – die NPD konnte, wenn auch nur<br />

sehr knapp, gestoppt werden, ihr Einzug in den<br />

Landtag wurde von den Wählerinnen und Wählern<br />

verhindert.<br />

Bemerkenswert auch dies: Die FDP als entschiedenste<br />

neoliberale Kraft wurde überdeutlich aus dem<br />

Landtag verbannt, die Grünen – <strong>im</strong> Wahlkampf oftmals<br />

recht nahe an den Positionen der <strong>LINKE</strong>N -<br />

ziehen mit Fraktionsstärke in selbigen ein. Damit,<br />

und das ist nicht zu unterschätzen, gibt es <strong>im</strong> Landtag<br />

jenseits der CDU eine sehr klare Mehrheit für gesetzlichen<br />

Mindestlohn und existenzsichernde Löhne,<br />

von denen man in Würde leben kann, für das so<br />

notwendige längere gemeinsame Lernen, für eine<br />

echte Chancengleichheit für alle Kinder, unabhängig<br />

von ihrer sozialen Herkunft, für einen konsequenten<br />

Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie.<br />

Wie diese Mehrheit in politisches Handeln umgemünzt<br />

werden kann, das auch zu realen Veränderungen<br />

in Sachsen-Anhalt führt, liegt einzig und allein<br />

bei der SPD. Alle Zeichen deuten <strong>im</strong> Moment darauf<br />

hin, dass sie sich erneut der CDU zuwenden dürfte.<br />

Dass sie damit das eigene Wahlprogramm buchstäblich<br />

in die Tonne tritt, muss sie selbst verantworten,<br />

vor allem gegenüber ihren Wählerinnen und<br />

Wählern. Da wird das absehbare wortreiche Erläutern<br />

von denkbaren Min<strong>im</strong>alkompromissen kaum beschwichtigen<br />

können, und es steht zu befürchten,<br />

dass eine Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD<br />

wie schon <strong>im</strong> Jahr 2006 erneut von unzähligen Prüfaufträgen<br />

überquellen könnte. Es scheint der SPD<br />

egal, dass sie selbst für andere Ziele gewählt wurde,<br />

und damit läuft sie Gefahr, sich selbst weiter zu mar-<br />

ginalisieren. Mit der Entscheidung, keinen linken<br />

Ministerpräsidenten zu wählen, hat sich die SPD<br />

selbst blockiert, sich ihren politischen Handlungsspielraum<br />

genommen. Wachsendes Ansehen wird ihr<br />

das kaum einbringen. Und warum eigentlich macht<br />

die SPD nicht endlich gegenüber der CDU die Forderung<br />

auf, diese solle gefälligst SPD-Spitzenmann<br />

Jens Bullerjahn zum Ministerpräsidenten wählen?<br />

Das wäre doch nur folgerichtig, schließlich war auf<br />

allen Wahlplakaten zu lesen, Bullerjahn sei dran.<br />

Wenn der Schwanz schon mit dem Hunde wedelt,<br />

dann aber doch bitte auch konsequent! Eigenartigerweise<br />

bedenken dies auch all jene nicht, die jetzt <strong>DIE</strong><br />

<strong>LINKE</strong> ermutigen wollen, doch in der Ministerpräsidentenfrage<br />

endlich über ihren Schatten zu springen.<br />

Einmal völlig abgesehen von den Thüringer Erfahrungen<br />

– wenn dieses Szenario durchgezogen würde,<br />

hätten Wählerinnen und Wähler für sich ein weiteres<br />

Argument für künftige Wahlverweigerung. Denn dies<br />

wäre nichts anderes als die Ansage: Liebe Leute, ihr<br />

könnt doch wählen, was ihr wollt, wir machen <strong>im</strong><br />

Anschluss unser Ding doch so, wie wir es selbst wollen.<br />

Nein, eine Koalition muss ihren inneren Zusammenhalt<br />

an Inhalten festmachen, alles andere endet<br />

auch nur in <strong>einer</strong> subtilen Form von Wahlbetrug.<br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> selbst hat ein ordentliches Ergebnis eingefahren.<br />

Das Ziel, stärkste Partei <strong>im</strong> Lande zu werden,<br />

wurde nicht erreicht, aber der zweite Platz<br />

konnte vom St<strong>im</strong>menanteil her nahezu unverändert<br />

verteidigt werden, absolut konnte <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> etwa<br />

20.000 St<strong>im</strong>men mehr auf sich vereinigen, als <strong>im</strong><br />

Jahr 2006. In vorangegangenen Umfragen wurde<br />

deutlich, dass ca. 22 % ein rot-rotes Bündnis unter<br />

Führung der <strong>LINKE</strong>N begrüßen würden. Das bedeutet<br />

aber zugleich, dass 78 % genau dies nicht wünschen.<br />

Auch das findet seinen Ausdruck <strong>im</strong> Wahlergebnis.<br />

Für <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> kann die Konsequenz nur so lauten:<br />

In den letzten Jahres wurde in intensiver Arbeit ein<br />

solides inhaltliches Politik-Fundament gelegt, das<br />

mit einem enormen Zuwachs an Kompetenz auf vielen<br />

Feldern verbunden ist. Klar sollte dabei aber <strong>im</strong>mer<br />

sein, dass die Kompetenzfrage nicht allein auf<br />

die Landespartei zu reduzieren ist, hier bleibt auch<br />

die Bundespartei in der Pflicht.<br />

Es gilt, Wege zu finden und zu eröffnen, um dies in<br />

eine weiter anwachsende gesellschaftliche Akzeptanz<br />

umzuwandeln, dann wird sich auch linker Regierungsanspruch<br />

gesellschaftlich anders und breiter reflektieren.<br />

Ja, da sind sie wieder, die Mühen der Ebene … ��


4/2011<br />

Harti Rische<br />

Schwerpunkt in den vergangenen Wochen und Monaten<br />

war natürlich der Wahlkampf.<br />

Aber die politischen Aktivitäten unseres Kreisverbandes<br />

und unserer BOen beschränkten sich nicht<br />

nur auf den unmittelbaren Wahlkampf wie Infostände<br />

und die Verteilung von Flyern. Sondern wir traten<br />

auch in weiteren Veranstaltungen <strong>im</strong>, hier vor allem,<br />

öffentlichen Raum in Erscheinung.<br />

Zuerst wäre, wie in jedem Jahr, die am Sonntag dem<br />

13. Februar stattgefundene Ehrung der Opfer des<br />

Eisleber Blutsonntags vom 12. Februar 1933 zu nennen,<br />

traditionsgemäß auf dem Alten Friedhof. Mehr<br />

als siebzig Anwesende st<strong>im</strong>mten den Worten der Eisleber<br />

Oberbürgermeisterin Frau Fischer und denen<br />

von Dr. Angelika Klein zu, dass sich faschistischer<br />

Terror in dieser Form nicht mehr wiederholen darf.<br />

Ein Schritt dazu war die Verhinderung des Einzugs<br />

der NPD in den am 20. März neu gewählten Landtag<br />

von Sachsen-Anhalt, die vor allem auf Grund der höheren<br />

Wahlbeteiligung gegenüber 2006 gelungen ist.<br />

Besorgniserregend sind trotzdem die Wahlergebnisse<br />

der Neofaschisten vor allem <strong>im</strong> Süden unseres Bundeslandes.<br />

Ein weiterer wichtiger Termin war der 90. Jahrestag<br />

der Märzkämpfe in Mitteldeutschland (s.a. Mansfeld<br />

´Links 3/2011). In drei Veranstaltungen am Sonntag<br />

dem 13. März gedachten wir dieses historischen Ereignisses<br />

in der an Kämpfen (u. a. Abwehr des<br />

Kapp-Putsches 1920) so reichen Zeit nach dem 1.<br />

Weltkrieg und der Novemberrevolution.<br />

In Sangerhausen, <strong>Hettstedt</strong> und Klostermansfeld fanden<br />

an den Gedenkstätten und Denkmälern für die<br />

Märzgefallenen jeweils gesonderte Zusammenkünfte<br />

zur Erinnerung und Ehrung der ums Leben gekommenen<br />

Arbeiter und ihrer Mitkämpfer statt.<br />

In <strong>Hettstedt</strong> (an dieser und der Ehrung in Klostermansfeld<br />

nahm der Autor teil) umrahmte der Chor<br />

der <strong>Walzwerk</strong>er unter Leitung von Frau Uschi Töffels<br />

mit drei Liedern, u.a. dem Gefangenenchor aus<br />

der Verdi-Oper Nabucco und dem Bergmannslied<br />

Glück auf! die Gedenkveranstaltung. Neben einem<br />

Vertreter der <strong>Hettstedt</strong>er Feuerwehr konnten wir<br />

auch Vertreter der SPD/CDU-Fraktion des <strong>Hettstedt</strong>er<br />

Stadtrates begrüßen.<br />

Die Redner unterzogen die damaligen Ereignisse <strong>einer</strong><br />

kritischen Bewertung und wiesen auf die Möglichkeit<br />

und Notwendigkeit von Veränderungen der<br />

Gesellschaft mit friedlichen und demokratischen<br />

Mitteln hin.<br />

Wir gedachten der ums Leben Gekommenen, an die<br />

M a n s f e l d L i n k s<br />

Nachlese – Das was war<br />

in Klostermansfeld erinnert wird: Paul Müller, Walter<br />

Päßler, Ernst Siersleben und Theodor Friedrich. Desgleichen<br />

der in <strong>Hettstedt</strong> mit dem Denkmal der<br />

Märzgefallenen in der Gerbstedter Straße Geehrten:<br />

Otto Hillmer, Karl Kegel, Luis Kirchner und Paul-<br />

Karl Stockhaus, nach denen in <strong>Hettstedt</strong> bis zur Wende<br />

1990 z.T. Straßen benannt waren.<br />

Abschließend möchte ich noch eine Sache erwähnen<br />

und zwar die Gesprächsrunde mit Gregor Gysi, Wulf<br />

Gallert und Angelika Klein in der Gaststätte „Mansfelder<br />

Hof“ in Eisleben am Samstag, dem 12. Februar.<br />

Obwohl der Zeitpunkt des Beginns - 11.00 Uhr -<br />

m.E. etwas ungünstig war (aber wer hat in der heißen<br />

Wahlkampfphase in der uns Gregor wie schon so oft<br />

tatkräftig unterstützte, kurz vorher am Infostand in<br />

Mansfeld, Einfluss auf Uhrzeiten), war der Saal bis<br />

auf den letzten Sitzplatz gefüllt (ca. 100 Besucher).<br />

Gregor wies in diesem Rahmen nochmals darauf hin,<br />

dass Politik sich <strong>im</strong>mer um konkrete Interessen<br />

dreht.<br />

Wir werden sehen, welche und wessen Interessen der<br />

neue Landtag und die neue Landesregierung Sachsen-Anhalts<br />

in den kommenden fünf Jahren vertreten.<br />

Warum bin ich mir der Antwort auf diese Frage<br />

schon so relativ sicher!? ��<br />

Termine<br />

Stadtfraktion <strong>Hettstedt</strong>, Fraktionssitzung<br />

Di. 12. April 18 Uhr „Hanoi“<br />

Redaktionssitzung für die Maiausgabe<br />

Mo. 04. April 17.00 Uhr<br />

Redaktionsschluss für die Maiausgabe<br />

Mi. 13. April<br />

Erscheinen der Maiausgabe<br />

Do. 28. April<br />

Impressum<br />

Herausgeber: AG Mansfeld Links<br />

<strong>im</strong> Kreisverband Die Linke. Mansfeld-Südharz<br />

Postfach 10 11 51<br />

06295 Sangerhausen<br />

Die AG ist zu erreichen über:<br />

06333 <strong>Hettstedt</strong>, Obertor 2 �� 03476 811270<br />

Fax 03476 811275<br />

e-mail mansfeld-links@die-opt<strong>im</strong>isten.net<br />

internet www. dielinke-msh.de<br />

Ein Exemplar jeder Ausgabe kostet die Herausgeber 1 €.<br />

3


4 MM a n s ff e l d L i n k s 4/2011<br />

Gerhard Wartzok<br />

Die Kommunismusdebatte<br />

war überfällig<br />

Gesine Lötzsch ist es zu danken, dass durch Ihre<br />

Äußerungen die längst fällige Kommunismusdebatte<br />

angeregt worden ist. Ihr als Parteivorsitzende<br />

blieb vorbehalten, was m<strong>einer</strong> Meinung<br />

nach an der Basis längst gängige Praxis sein<br />

müsste.<br />

Dabei ist es wichtig und unumgänglich, sich <strong>im</strong><br />

Rahmen dieser Debatte gründlich mit dem Stalinismus<br />

auseinanderzusetzen, um eine Restaurierung<br />

gescheiterter Politik kommunistischer und<br />

linker Parteien und Bewegungen zu verhindern.<br />

Stalinismus ist Antikommunismus von innen<br />

und entfaltet mit antikommunistischen Angriffen<br />

von außen eine große zerstörerische Wirkung<br />

und hemmt schließlich jede fortschrittliche gesellschaftliche<br />

Entwicklung.<br />

Dieser Auseinandersetzung dürfen wir nicht ausweichen<br />

oder diese einfach “aussitzen”!<br />

Sie muss öffentlich und ständig geführt werden<br />

und gehört als Aufgabenstellung unbedingt ins<br />

Parteiprogramm Der Linken.<br />

In allen Auseinandersetzungen sollte man es<br />

aber unbedingt vermeiden, sich an Einzelerscheinungen<br />

oder Einzelpersonen zu zerreiben,<br />

sondern <strong>im</strong> Dialog zu Erkenntnissen und Entscheidungen<br />

finden.<br />

Mehr theoretische Diskussionen zu den verschiedensten<br />

Grundfragen wären sicher hilfreich.<br />

In den Marx/Engels-Werken (ausgewählte Werke<br />

Bd. VI Seite 556/57) habe ich nochmals<br />

nachgelesen, wie sich materialistische Gesellschaftsentwicklung<br />

gesetzmäßig vollzieht.<br />

Die historische Entwicklung ist <strong>im</strong>mer nach<br />

oben offen.<br />

Wir wissen, die derzeitige Gesellschaftsordnung<br />

ist nicht das Ende der Geschichte,<br />

bildet aber zunehmend eine Gefahr für die<br />

Menschheit.<br />

Ziel linker Politik muss es sein, den Menschen<br />

einen Ausweg in eine erstrebenswerte<br />

Zukunft zu weisen. Die Kommunismusdebatte<br />

ist deshalb ein wichtiger Anfang. �<br />

Mansfeld Links gratuliert<br />

zum Geburtstag<br />

<strong>im</strong> April:<br />

aus ND vom 22./23.01.2011<br />

am 07.04. Marcus Kindeleit Leipzig<br />

am 10.04. Dagmar Pollin Helbra<br />

am 11.04. Ursula Barth Sangerhausen<br />

am 11.04. Manfred Fischer Wippra<br />

am 12.04. Ilona Debrabant Eisleben<br />

am 12.04. Petra Mewes Eisleben<br />

am 13.04. Rene Schendel Edersleben<br />

am 14.04. Kurt Blossfeld <strong>Hettstedt</strong><br />

am 14.04. Frieder Herold Wippra<br />

am 14.04. Edeltraud Kosiankowski Sangerhausen<br />

am 15.04. Bernd Strauß Wickrode<br />

am 21.04. Günter Jakobi Brücken<br />

am 25.04. Waltraud Meissner Sangerhausen<br />

am 26.04. Karl-Heinz Olejnyk Wolferode<br />

am 28.04. Käte Schwarz Eisleben


4/2011 M a nn s f e l d L i nn k s<br />

5<br />

Leserbrief zum Erscheinen der Broschüre "Ein Stolz ward uns genommen"<br />

Liebe Leser der Informationsschrift Mansfeld Links,<br />

natürlich habe ich schon vor Jahren von Eurem lohnenswerten<br />

Vorhaben gehört, wichtige gesellschaftliche<br />

Prozesse Eurer Geschichte <strong>im</strong> Mansfelder Land<br />

schriftlich festzuhalten und die Menschen zu neuem<br />

Handeln anzuregen.<br />

Oskar Glaser aus <strong>Hettstedt</strong> ist dazu wohl an erster<br />

Stelle zu danken.<br />

Doch jetzt, lieber Oskar, möchte ich Dich und die<br />

Mitwirkenden beglückwünschen, weil Ihr in Gestalt<br />

<strong>einer</strong> vorliegenden interessanten, teilweise wissenschaftlich<br />

und historisch begründeten sowie kritischen<br />

Broschüre ein nicht unwichtiges Erzeugnis linker<br />

Politik vorweisen könnt.<br />

Ich nehme doch an, dass Ihr es nun gut nutzen<br />

werdet!?<br />

Dem Inhalt dieses schönen Büchleins entsprechend<br />

soll und muss es Traditionen, Wissen und Können<br />

aber vor allem die Energien und Leistungen der<br />

Mansfelder neu beleben und zielgerichtet erweitern.<br />

Meine politische Wiege stand auch <strong>im</strong> Mansfelder<br />

Land und ich kann aus eigenem Erleben <strong>im</strong>mer nur<br />

voller Achtung und Stolz berichten, wie kämpferisch<br />

die Mansfelder Kumpel <strong>im</strong> Ringen um Frieden und<br />

Fortschritt beispielhaft vorangingen und weltbedeutende<br />

Leistungen mit modernster Technik zuwege<br />

brachten.<br />

Von der "Mansfelder Mulde", ihrer Entdeckung und<br />

dem natürlichen Reichtum erfuhr ich zwar erst später<br />

während meines Diplom-Studiums an der Bergakademie<br />

Freiberg in den 60er Jahren. Doch die tatsächlichen<br />

Vorgänge lernte ich viel früher in erregenden<br />

Gesprächen mit den früheren Bergleuten aus Sandersleben<br />

und Umgebung kennen, weil sie mir anschaulich<br />

und fühlbar erklärten, wie sie ihr Arbeitsleben<br />

lang bis zu 1000 m Tiefe und meistens nur in 40<br />

Zent<strong>im</strong>eter Arbeitshöhe <strong>im</strong> Flöz eine ganze Schicht<br />

in der Erde schufteten, um mühevoll die dort lagernden<br />

Bodenschätze ans Tageslicht zu fördern. Besonders<br />

erstaunt war ich zu hören, dass der 4-5stündige<br />

An- und Abmarsch zur Arbeit am Vitztumsschacht,<br />

Brosowskischacht u.w. über und unter Tage zu Fuß<br />

ohne Lohn zurückzulegen war.<br />

Unübersehbar für mich wie für alle Menschen, die<br />

Euch besuchen, sind die vielen ewigen und sicher<br />

auch bleibenden Denkmale der schweren körperli-<br />

chen Arbeit der Menschen, die in Form der pyramidenförmigen<br />

Abraum- und Schlackenhalden bis zu<br />

150 m hoch das südliche Harzvorland landschaftlich<br />

und historisch charakterisieren.. Auch sie betrachte<br />

ich als Mahnung für die gute und nützliche Arbeit.<br />

Sie belegen schließlich anschaulich die riesige<br />

Kraftanstrengung der Kumpel, um das Erz der Verarbeitung<br />

und Nutzung zuzuführen. Unendlich sind die<br />

gewaltigen wissenschaftlich-technischen Leistungen,<br />

die <strong>im</strong> Arbeitsleben der Menschen in den Schächten,<br />

Hüttenbetrieben und <strong>Walzwerk</strong>sanlagen hervorgebracht<br />

wurden. Die besagte Broschüre beschreibt nur<br />

einen kleinen Teil.<br />

Persönlich empfinde ich noch heute <strong>im</strong>mer wieder<br />

die Schweißattacken m<strong>einer</strong> täglichen Schichtarbeit<br />

an der Breiten Umkehrwalze, an der Rohrwalze und<br />

<strong>im</strong> Rohr- und Stangenzug. Doch ich nehme aus Eurer<br />

Broschüre freudig zur Kenntnis, dass sich inzwischen<br />

durch initiativreiche Erfindungen und technischen<br />

Fortschritt <strong>im</strong> Lauf der vergangenen Jahre<br />

manches bedeutend verbessert hat.<br />

Ich könnte mir vorstellen, dass viele der inzwischen<br />

entstandenen Anlagen mit Weltniveau erhalten und<br />

nicht nur in Museen verbannt, sondern den nachwachsenden<br />

Kräften erhalten bzw. in den geschäftlichen<br />

Umlauf gebracht werden.<br />

Die neue Förderung und Verarbeitung von Bodenschätzen<br />

<strong>im</strong> Lausitzer Raum ist, wie mir bekannt,<br />

schon klar terminisiert. Die Teufe der Schächte ist<br />

für 2013 und der Abbau der Rohstoffe Kupfer, Blei,<br />

Zink, Gold ist ab 2017 mit <strong>einer</strong> Schürfdauer von 25<br />

bis 30 Jahren vorgesehen. Es ist insgesamt von einem<br />

zu erwartenden Wert von 9 Milliarden Euro die<br />

Rede. Keine Angst, es ist kein Traum, von dem ich<br />

hier spreche. Die Probebohrungen waren bisher ergiebiger<br />

als gedacht.<br />

Ich will sagen, das dort schon 250 Millionen Jahre<br />

lagernde Edelmetall soll und wird in absehbarer Zeit<br />

geborgen und verarbeitet werden. Viele hervorragende<br />

Fachleute werden gefragt sein. Die Mansfelder<br />

haben sie in großer Zahl hervorgebracht..<br />

Also viel Mut und Gesundheit für die Fortführung<br />

großer Mansfelder Traditionen <strong>im</strong> Leben und friedlicher<br />

Arbeit.<br />

Glück auf<br />

Heinz Debbert �


6 M a nn s f e l d L i nn k s 4/2011<br />

Oskar Glaser<br />

Über das „Aus“ <strong>einer</strong> <strong>Betriebsabteilung</strong> <strong>im</strong> <strong>Walzwerk</strong> <strong>Hettstedt</strong><br />

Eine kleine Betriebsgeschichte<br />

Am 15./16. Januar 2011 veröffentlichte der Wirtschaftshistoriker<br />

Professor Jörg Roesler <strong>im</strong> ND<br />

einen Artikel unter der Überschrift „Marode,<br />

aber begehrenswert“.<br />

Darin zieht er Bilanz nach 20 Jahren über die<br />

Arbeit der Treuhand und ihre Machenschaften<br />

mit einstigen Betrieben der DDR. Mit dem Beschluss<br />

der Regierung der DDR vom 1. März<br />

1990 sollten die bisherigen volkseigenen Kombinate,<br />

Betriebe und Einrichtungen in Kapitalgesellschaften,<br />

in Gesellschaften mit beschränkter<br />

Haftung (GmbH) oder in Aktiengesellschaften<br />

(AG) umgewandelt werden. Doch was ist in den<br />

Folgejahren mit den ostdeutschen Industriebetrieben<br />

zum großen Teil passiert? Und dazu<br />

weist Prof. Roesler auf einige signifikante Beispiele<br />

hin. Viele Wirtschaftsfunktionäre oder<br />

Wissenschaftler der DDR haben nach der Wende<br />

auf diesen industriellen Kahlschlag hingewiesen,<br />

aber dass die gesamte Wirtschaft marode und<br />

nur unwirtschaftlich war, das ist nur aus den<br />

Kehlen der westdeutschen Politiker, Historiker<br />

und Journalisten zu vernehmen und ist von der<br />

Realität sehr weit entfernt.<br />

Landläufig wird man marode mit erschöpft oder<br />

ermattet übersetzen. Aber war das alles wirklich<br />

so bei all den Problemen, die es auch zu DDR-<br />

Zeiten gab?<br />

Da spricht der Berater der Treuhand, Klaus von<br />

Dohnanyi, für das damalige Kombinat TAKRAF<br />

Leipzig vom veralteten, uneffektiven Betrieb,<br />

der erst nach der Wende mit viel Geld modernisiert<br />

wurde. Heute ist er ein kl<strong>einer</strong> Betrieb der<br />

DEMAG, <strong>im</strong> Gegensatz zum früheren Kombinatsbetrieb<br />

für Krananlagen des RGW. Seine<br />

Anlagen waren weltweit gefragt und wegen s<strong>einer</strong><br />

Modernität und Qualität anerkannt und bewährt.<br />

Ich selbst habe den Betrieb kennen gelernt,<br />

denn als Lackdrahtfabrik <strong>im</strong> <strong>Walzwerk</strong><br />

<strong>Hettstedt</strong> lieferten wir die Aluminiumlackdrähte<br />

für die Lasthebemagneten.<br />

Es verwundert nicht, wenn solche angeblich profilierten<br />

Politiker oder Experten der Bundesrepublik<br />

in Talkshows auftreten und keine Gelegenheit<br />

auslassen und all das, was <strong>im</strong> Osten passiert<br />

ist, zu diffamieren.<br />

Meister darin ist z.B. der sehr gefragte Senior<br />

der Wissenschaft als Zeithistoriker, Journalist<br />

und Jurist, Arnulf Bahring, der den Osten wie<br />

folgt einschätzt: „Ob sich dort heute <strong>einer</strong> Jurist,<br />

Pädagoge, Psychologe, Soziologe – selbst Arzt<br />

oder Ingenieur nennt, das ist egal! Sein Wissen<br />

ist auf weite Strecken völlig unbrauchbar. Es<br />

wird nichts nutzen, denn viele Menschen sind<br />

wegen ihrer fehlenden Fachkenntnisse nicht<br />

weiter verwendbar. Sie haben einfach nichts gelernt,<br />

was sie in die freie Marktwirtschaft einbringen<br />

könnten.“<br />

Ist es nicht u.a. die freie Marktwirtschaft gewesen,<br />

die den Kapitalismus seit 2008 in die Weltfinanzkrise<br />

führte und bei der die Bundesrepublik<br />

als Exportweltmeister sich selbst als Meister<br />

ihrer Bewältigung lobt? Mit dem eigenen<br />

Eingeständnis, dass für die BRD die Finanzkrise<br />

die größte seit 60 Jahren war., hat sie allerdings<br />

nicht die Möglichkeit, die ehemalige DDR und<br />

die Staatssicherheit verantwortlich zu machen.<br />

Wenn nach den neuesten Schätzungen diese Finanzkrise<br />

weltweit einen Schaden von 10 Billionen<br />

Dollar verursacht hat, bleibt offen, wie viele<br />

davon auf das Konto des eigenen Unvermögens<br />

gehen.<br />

Auch auf die Gefahr hin, wie häufig üblich, wegen<br />

m<strong>einer</strong> Ausführungen zum Nörgler, Meckerer<br />

oder Nestbeschmutzer abgestempelt zu werden,<br />

war mir der Artikel Anlass, über meine eigenen<br />

Erkenntnisse und Erlebnisse <strong>im</strong> <strong>Walzwerk</strong><br />

<strong>Hettstedt</strong> nach 1990 nachzudenken, denn gewisse<br />

Parallelen zeigen sich für den Betrieb der<br />

Lackdrahtfertigung, der fast 70 Jahre eine respektable<br />

Produktionsentwicklung aufweisen<br />

konnte und dem nicht das Prädikat „marode“ angelastet<br />

werden kann.<br />

Weit über 60 Jahre konnte die Emailliererei und<br />

spätere Lackdrahtfabrik eine ständige Weiterentwicklung<br />

und einen permanenten Leistungsanstieg<br />

verzeichnen, hat zwei Gesellschaftssysteme<br />

gut überstanden bis zum Jahr 1993, dem Jahr<br />

der abrupten Produktionseinstellung. Um dies<br />

etwas zu untermauern, ist es erforderlich, einen<br />

kurzen historischen Abriss zu geben.<br />

Fortsetzung auf Seite 7


4/2011<br />

Fortsetzung von Seite 6<br />

1. Die ersten 20 Jahre<br />

Obwohl die Geschichte der Drahtentwicklung<br />

weit zurückreicht, denn bereits vor 5.000 Jahren<br />

stellte man in Ägypten Kupferdrähte her, ist das<br />

Produkt Lackdraht eine Entwicklung zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts. Besonders die 2. Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts war gekennzeichnet durch<br />

eine geradezu sprunghafte Entwicklung der<br />

Elektroindustrie. Dabei war Deutschland in der<br />

Entwicklung und <strong>im</strong> Erfindergeist Spitzenreiter.<br />

In und um Berlin schossen kleine, mittlere und<br />

Großbetriebe wie Pilze aus der Erde. Konzernbetriebe<br />

wie Siemens und AEG waren Marktführer<br />

in der Welt. Noch heute gibt es einen renommierten<br />

Stadtteil in Berlin, die so genannte<br />

Siemensstadt, mit seinen optisch sehr wirksamen<br />

Klinkerbacksteinbauten.<br />

Heute konzentriert sich dort vor allem die Berufsausbildung<br />

des Konzerns, nach dem dieser<br />

wohl aus politischen Gründen seinen Hauptsitz<br />

und die Produktion nach Bayern verlagert hat.<br />

Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass der<br />

deutsche Außenminister ab 1922, Walter<br />

Rathenau, Präsident der AEG war und seinen<br />

Sitz <strong>im</strong> späteren Kabelwerk Oberspree (KWO)<br />

hatte und so entscheidend am Aufbau dieses Betriebes<br />

mitwirkte.. Ein Mann aus der Wirtschaft<br />

geht in die Politik. Als Architekt des Rapallo-<br />

Vertrages, einem Bündnis mit der Sowjetunion,<br />

galt er als Komplize des Bolschewismus und<br />

wird <strong>im</strong> gleichen Jahr von ehemaligen Offizieren<br />

der Gruppe „Condor“ erschossen.<br />

Der spätere Generaldirektor des KWO, Prof. Dr.<br />

Georg Pohler, zählte zu den führenden Wirtschaftexperten<br />

der DDR und war als so genannter<br />

„Kabelpapst“ eine Persönlichkeit auf dem<br />

Gebiet der Elektrotechnik. Er soll auch seine Ingenieurarbeit<br />

auf dem Gebiet der Lackdrahtentwicklung<br />

geschrieben haben.<br />

Lackdraht ist kurz zusammengefasst eine Kombination<br />

eines Leiters (Kupfer) und eines Nichtleiters<br />

(Isolierlack). Mit Isolationsdicken von<br />

min<strong>im</strong>al 0,003 bis max<strong>im</strong>al 0,150 mm Dicke erweist<br />

sich Lackdraht als dünnste Isolation <strong>im</strong><br />

Gegensatz zu Nichtleitern wie Papier, Seide,<br />

Baumwolle, Gummi oder Kunststoffen.<br />

Lackdraht selbst ist erstmals 1904 <strong>im</strong> damaligen<br />

„Kabelwerk Vogel“ in Köpenick, dem späteren<br />

M a nn s f e l d L i nn k s<br />

Über das „Aus“ <strong>einer</strong> <strong>Betriebsabteilung</strong> <strong>im</strong> <strong>Walzwerk</strong> <strong>Hettstedt</strong><br />

„Kabelwerk Köpenick“, hergestellt worden. Als<br />

Isolierlack haben seine Öllacke oder Öl-Asphalt-<br />

Bitumen-Kombinationen Einsatz gefunden.<br />

Haftschwierigkeiten des Lackes auf dem Kupferleiter<br />

und geringe Temperaturbeständigkeit<br />

führten zu erheblichen Qualitätsausfällen bei deren<br />

Einsätzen <strong>im</strong> Motorenbau, für Geräte der<br />

Schwachstrom- und Fernmeldetechnik. Das war<br />

wiederum <strong>einer</strong> der Gründe, warum 1925 <strong>im</strong><br />

<strong>Walzwerk</strong> <strong>Hettstedt</strong> in den Kellerräumen des alten<br />

Feinzuges mit der Herstellung von Lackdrähten<br />

begonnen wurde. Ergänzend kam hinzu, dass<br />

mit dem Aufbau der Drahtindustrie, beginnend<br />

mit der Inbetriebnahme des Drahtwalzwerkes <strong>im</strong><br />

Jahre 1909 die Fertigung von Kupfergrob- und<br />

Kupfermitteldrähten gegeben war. Von 1916 bis<br />

1918 wurde erstmals in Deutschland mit dem<br />

Feinzug ein monolithischer Industriebau errichtet<br />

(die Grundmauern bestehen aus Stahlbeton),<br />

in dessen Keller neben <strong>einer</strong> Drahtumspinnung 7<br />

Lackiermaschinen des Types „Kirsch“ aus Berlin<br />

für das Produktionssort<strong>im</strong>ent von 0,05 bis 1,5<br />

mm Durchmesser am 25. September 1925 angefahren<br />

wurden. Vorher wurden so genannte<br />

„Emaillierer“ aus <strong>Hettstedt</strong> in Berlin ausgebildet<br />

und so in die neue Tätigkeit des Emaillierens<br />

von Draht eingewiesen. Es entstand die <strong>Betriebsabteilung</strong><br />

„Emailliererei“ <strong>im</strong> Feinzug.<br />

Trotz anfänglicher ernster Qualitätsprobleme<br />

wurden Produktionsmengen von 5 bis 6 Tonnen<br />

<strong>im</strong> Monat erreicht. Da ein Teil der Lackdrahtkunden<br />

die Ware aus <strong>Hettstedt</strong> ablehnte, gab es<br />

bereits damals kleine Formen des Warenschwindels,<br />

in dem die Lackdrahtspulen aus <strong>Hettstedt</strong><br />

mit Etiketten von einem renommierten Berliner<br />

Hersteller versehen worden. Fachkräfte aus Berlin<br />

kamen in den 30er Jahren nach <strong>Hettstedt</strong> u.a.<br />

der spätere Obermeister Noetzel. Unter s<strong>einer</strong><br />

Leitung kam es zu einem weiteren Ausbau der<br />

Emailliererei durch die Verlagerung der Drahtumspinnung<br />

in die frühere Zuckerfabrik nach<br />

Allstedt. Da die Emaillierer <strong>im</strong> 2. Weltkrieg z.T.<br />

eingezogen waren, wurden diese durch Russen,<br />

Polen, Franzosen und Belgier ersetzt. Erstmals<br />

kamen auch Frauen zum Einsatz als Drahtlackierer<br />

obwohl diese Tätigkeit bisher eine Domäne<br />

der Männer war. Da eine Hilfe für die Kriegsgefangenen<br />

nicht ausblieb, erhielten diese Produktionsräume<br />

schon früh die Bezeichnung der „rote<br />

Keller“.<br />

Fortsetzung in den nächsten Ausgaben<br />

7


8 M a n s ff e l d L i nn k s 4/2011<br />

IN MEMORIAM<br />

Frank Radschunat<br />

o2.o9.1958 – o9.o3.2o11<br />

Eine persönliche Hommage von Holger Hüttel<br />

Ein Freund, ein sehr sehr guter Freund und Genosse, Frank Radschunat, ist<br />

von uns gegangen. Für viele Bürgerinnen und Bürger, vor allem <strong>im</strong> Altkreis<br />

Sangerhausen, war die Partei mit seinem Namen verbunden. Er und die<br />

Partei bildeten eine Einheit.<br />

Kurz vor seinem Ableben brachten wir noch gemeinsam zwei Bleche Kuchen,<br />

die am o8. März übrig geblieben waren, zum Sangerhäuser Jugendclub.<br />

So kannten wir Frank, bis zum Schluss <strong>im</strong> Einsatz für die Allgemeinheit,<br />

für die, die unserer Hilfe bedürfen.<br />

Ich lernte Frank vor ca. 9 Jahren über unsere Partei, meine Fraktion kennen<br />

und schätzen. Wir ergänzten uns von Anfang an, kommunizierten auf der<br />

gleichen Wellenlänge, hatten die gleichen politischen Vorstellungen, hatten<br />

die gleichen Ideen, wie wir unsere Überzeugungen umsetzen, sie in Anträge<br />

formulieren, wie wir die Menschen mit unserem Elan mitzureißen versuchten.<br />

Vor allem seine ehrliche und direkte Art, seine Überzeugungskraft, seine Redegewandtheit, offensiv und zielführend, waren<br />

für mich, und ich glaube für die große Mehrheit in unserer Partei, beispielgebend.<br />

Frank`s politische Karriere begann <strong>im</strong> Mai 1984 und nicht, wie fälschlicherweise auch die Stadtverwaltung <strong>im</strong>mer wieder zitiert,<br />

<strong>im</strong> Mai 199o. Zu den Kommunalwahlen 1984 in Sangerhausen wurde er zum ersten Male, mit 24 Jahren, Stadtverordneter.<br />

Er saß also 27 Jahre für unsere Partei <strong>im</strong> Sangerhäuser Stadtparlament und war in diesen vielen Jahren auch<br />

die längste Zeit als Vorsitzender der Fraktion tätig.<br />

Frank`s überparteiliche Wertschätzung in Sangerhausen wurde besonders <strong>im</strong> Wahlergebnis zu den Kommunalwahlen<br />

2oo9 deutlich. Hier holte allein Frank dre<strong>im</strong>al so viele St<strong>im</strong>men wie der Erstplatzierte der anderen Parteien.<br />

Frank saß weiterhin viele Jahre in den Kreistagen von Sangerhausen und Mansfeld-Südharz und war ab 1998 zwei Legislativen<br />

Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt. Er war Mitglied des Kreisvorstandes Mansfeld-Südharz und des Ortsvorstandes<br />

Sangerhausen und Umgebung unserer Partei.<br />

Egal auf welcher politischen Ebene er sich auch engagierte, Frank hielt die Linie der Partei, notgedrungen hier und da<br />

auch gegen den allgemeinen Mainstream in der einen oder anderen eigenen Fraktion. Hier möchte ich nur drei Sätze aus<br />

der Trauerrede vom 17. März zitieren: „Wo er auch gewirkt hat, er wollte seinen Kopf behalten, sein Gesicht waren und<br />

sich nicht verbiegen. Das ist nicht grundsätzlich einfach, aber es hat Würde. Würde ist beständiger als ein Standing.“<br />

Nach seinem Ausscheiden, aus gesundheitlichen Gründen, aus dem Landtag, kam eine schwere Zeit für Frank. Entgegen<br />

allgem<strong>einer</strong> Unwissenheit, ist es nicht leicht, nach 8 Jahren Landtag, wieder in der freien Wirtschaft eine Tätigkeit aufzunehmen.<br />

Eine „Versorgungswirtschaft“ hierfür gibt es nur in anderen Parteien.<br />

So waren viele von uns und ich froh, dass Harald Koch den Bundestagswahlkampf für sich entscheiden konnte und an<br />

dem Wissen und Können von Frank, auch durch seine zurückliegende Arbeit für Jens-Uwe Rössel, nicht vorbei kam und<br />

ihn in sein Team als „Seinen Mann vor Ort“ einstellte.<br />

Hier blühte er wieder auf und engagierte sich bis zum Schluss für einen Wiedereinzug von Harald.<br />

Besonders dankbar bin ich natürlich Frank auch für seine Unterstützung <strong>im</strong> gerade beendeten Landtagswahlkampf für<br />

meine Person. Auch hier brachte Frank seine gesamte Persönlichkeit, seine gewaltige Kraft ein, um das Direktmandat in<br />

Sangerhausen zu erringen. Gleichzeitig möchte ich aber auch seine Unterstützung für unseren Jugendverband SOLID<br />

hervorheben. Er war ihnen stets Vorbild und kundiger Helfer in allen Belangen ihrer wichtigen zukunftsweisenden Tätigkeit.<br />

Ohne eine engagierte und von uns in die Arbeit einbezogene Jugend, ist keine Zukunft möglich, so sein Credo.<br />

Die Lücke die Du hinterlässt wird kaum zu füllen sein, daher möchte ich Dir, Frank, und auch D<strong>einer</strong> Frau und D<strong>einer</strong> Familie<br />

sowie allen die in Frank`s Arbeit die Umsetzung ihrer Überzeugungen sahen, zum Abschluss zusichern, Deine Arbeit, Dein<br />

Engagement, stets in Ehren zu halten und auch in Deinem Sinne die Arbeit für unsere gemeinsame Sache fortzusetzen.<br />

Danke, Frank

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