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Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum / Ergebnisprotokoll 11<br />
den beiden Freitreppen beginnt großzügig und Raum strukturierend, wird<br />
durch den Wechsel aber unübersichtlich.<br />
Der Lesesaal changiert zwischen einem freistehenden geschlossenen<br />
Volumen und einem überdachten Zwischenraum: eine eindeutige Charakteristik<br />
mit eigenständiger Atmosphäre fehlt.<br />
Wirtschaftlich gesehen liegt das Projekt sowohl was den energetischen<br />
Aspekt wie Realisierungskosten betrifft im Rahmen der Möglichkeiten.<br />
Insgesamt gesehen stellt die Arbeit einen eigenständigen und durchaus<br />
bemerkenswerten Beitrag dar, trotz aller Defizite im Inneren.<br />
1140<br />
Die Bibliothek präsentiert sich als kompaktes, städtisches Haus. Einerseits<br />
wirkt es massiv und verschlossen, andererseits ist es zitatenreich<br />
verspielt und betört durch seine poetischen Elemente. Die Bibliothek<br />
setzt sich aus vier Hauseinheiten zusammen, die sowohl im Inneren als<br />
auch in der Fassade ablesbar sind. Hierin liegt die besondere Qualität<br />
der Arbeit.<br />
Jede Hauseinheit hat ihrer Funktion entsprechend einen spezifischen<br />
Charakter, der jeweils eine besondere Konstruktion, Erschließung und<br />
Raumproportion zu Grunde liegt: besonders dicke Stützen im Magazin,<br />
kannelierte Säulen in der Leihstelle, Galerien und Rampen im hohen<br />
Lesesaal, filigrane Stützenreihen im historischen Lesesaal. Arbeitsplätze<br />
werden so spezifisch formuliert, dass sie sogar nach Außen einen Abdruck<br />
hinterlassen.<br />
Der helle Backstein mit eingelagerten Natursteinen verbildlicht das Lagern,<br />
die Anspielung auf den Faktor Zeit scheint etwas weit hergeholt.<br />
Liebevolle Details und Perfektion in der Darstellung erzeugen eine atmosphärische<br />
Dichte und sprechen für eine hochwertige Architektur.<br />
Funktional ist die Unterbringung der Leihstelle im 2. OG problematisch,<br />
ebenso das Nebeneinander von Leihstelle, Lesesaal und Lehrbuchsammlung,<br />
die Geschosshöhen von teilweise 2,85 m zu niedrig,<br />
Der Entwurf ist handwerklich sehr gekonnt, wirkt eigenwillig und geheimnisvoll,<br />
andererseits scheint er einer romantischen Idee nachzugehen,<br />
die die heutige Realität und Anforderung auszublenden versucht.<br />
1143<br />
Die neue Bibliothek der HU fügt sich wie selbstverständlich in das vorhandene<br />
städtebauliche Umfeld ein und bildet zugleich einen markanten<br />
Abschluss des Blockes vor der aufgeständerten Bahntrasse. Die unterschiedlichen<br />
Traufhöhen der Dorotheenstädtischen Bebauung werden<br />
aufgenommen und geschickt zur Ausbildung von Mittelrisaliten genutzt.<br />
Diese risalitartigen Überhöhungen an der Planck- und Geschwister-<br />
Scholl-Straße betonen die sonst eher unauffälligen, knapp dimensionierten<br />
Eingänge zu diesen Straßen.<br />
Trotz dieser Erschließungssymmetrie gibt es eine aus den Funktionen<br />
abgeleitete Hierarchie der Eingänge. Der Haupteingang befindet sich an<br />
der Geschwister-Scholl-Straße und damit in dem Gebäudeteil, in dem die<br />
öffentlichen Räume eine höhere Besucherfrequenz erwarten lassen. Die<br />
Besucher gelangen durch den zu knapp dimensionierten Eingang in ein<br />
großzügiges, über alle Geschosse reichendes Foyer, von dem die Hör-<br />
und Vortragssäle, die Ausstellungsräume, Leihstelle, Poststelle,<br />
Zeitungsleserraum und das Café erschlossen sind. Mit diesem Foyer<br />
erhält die Bibliothek ein ihrer Funktion und Bedeutung angemessenes