Ausgabe September bis November 201 - Ev. Kirchengemeinden ...

Der doppelte Martin
Wie aus einem katholischen ein evangelischer Feiertag wurde
Am 10. November findet in unseren Gemeinden
wieder das Martinilaufen statt.
Kinder ziehen mit Laternen von Haus zu
Haus und bitten mit Liedern um Süßigkeiten
- zu den traditionellen Gaben gehören
Stutenkerl, Pfeffernüsse und Äpfel.
Der Brauch hat einen ernsten Hintergrund:
Der 10. November war im Mittelalter der
Tag, an dem Landarbeiter und Dienstpersonal
über Winter entlassen wurden. Am
Tag darauf zogen ihre Kinder von Haus zu
Haus und bettelten um Lebensmittel für
den Wintervorrat.
Dieser Tag, der 11. November, ist der urspüngliche
Martinstag, benannt nach Bischof
Martin von Tours (316-397), der für
seine Mildtätigkeit bekannt war und z. B.
einem Bettler die Hälfte seines Mantels abgegeben
haben soll.
Anlässlich der 300-Jahrfeier der Reformation
wurde 1817 in den evangelischen Gebieten
in Norddeutschland damit begonnen,
das Martinisingen auf den Vorabend
des Martinstages, den Geburtstag Martin
Luthers vorzuziehen. Die vorgetragenen
Lieder bekamen eine religiöse Färbung,
Evangelisches Martinilied
Luther beim Reichstag in Worms
Laternelaufen am Martinstag
Aktuelles 5
und es wurden neue geschaffen, die sich auf
die Verehrung Martin Luthers bezogen
(s.u.) Das Bettelmotiv wurde damit begründet,
dass auch Martin Luther als Kind
um Lebensmittel betteln musste und später
einem Bettelorden angehörte.
Heute vermischen sich beide Traditionen
oft wieder - den Kindern ist das aber wohl
egal, Hauptsache es gibt Süßes.
Torsten Nolting-Bösemann
Martinus Luther war ein Christ,
ein glaubensstarker Mann.
Weil heute sein Geburtstag ist,
zünd´ ich mein Lichtlein an.
Und sing ein Lied nach altem Brauch
aus voller Brust heraus.
So singend zog Martinus auch
als Kind von Haus zu Haus.
Und als geworden er ein Mann,
ward er ein helles Licht.
Dies deutet auch mein Lichtlein an,
wenn es die Nacht durchbricht.
MÜNDLICH ÜBERLIEFERT
FOTO: EPD-BILD
BILD: ERNST WILHELM HILDEBRANDT, UM 1890