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Reader zur Ausstellung Urbanes Leben - Württembergischer ...

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Werkbeschreibungen<br />

Frank Haußmann<br />

Llum1, Installation (Rippen von Fächerpalmen, Stahlseile, Baustahl, Leuchtstoffröhren, Plexiglas,<br />

Fotoelemente), 2010/11<br />

„Llum1“ ist die erste Arbeit aus der Reihe „Llums de Catalunya / Lichter Kataloniens“, die<br />

unterschiedlichste Objekte mit regionalem Bezug auf Katalonien umfasst, als Widerspiegelung<br />

dieser mediterranen, doch hart industriell geprägten, traditionsbewussten, sich zugleich aber<br />

futuristisch gebenden Region um Barcelona. In „Llum1“ kommen spröde, aggressive, trotzdem<br />

naturhaft wirkende Materialien zum Einsatz, die sich, brutalistisch, doch fein verarbeitet, in einem<br />

gespannten schwebenden Gleichgewicht befinden.<br />

Kern des Objekts ist ein dreizackiger Wurfanker aus Eisen. Er spießt mit Stahldraht vorgespannte<br />

Palmrippen auf und zieht sie, verlängert um einen eisernen Riegel nach oben, während die<br />

Konstruktion gleichzeitig von Stahlseilen nach unten gezogen und so zusammengehalten wird.<br />

Stahldraht und Baustahl zwingen mit ihrer Kraft Natur standardisierend in eine Form, die dennoch,<br />

auch als Rekonstruktion ihrer selbst, eine eigene naturhafte Poetik entwickelt, andererseits aber<br />

auch Welt- und Gesellschaftsmodell sein kann.<br />

Schmale Leuchtstoffröhren als Träger fotografischer Elemente durchkreuzen das Objekt streng<br />

horizontal. So verschmelzen reale Objekte, die Plastisches und Authentisches einbringen mit<br />

filmisch-virtuell wirkenden Fotos, die eine Erinnerung an urbane Situationen, eine Ahnung von<br />

Landschaftsraum und Geschwindigkeit einbringen. Mit seiner sinnlichen Präsenz erinnert das<br />

Objekt an den katalanischen Modernismus, ohne dass dessen Formen nachgeahmt oder zitiert<br />

würden.<br />

Das seriell Beliebige wechselnder, immer gleicher Stadtsituationen, die schöne Brillanz beim Blick<br />

aus einem Autofenster bei Nacht wird durch das Motiv der Ab- und Ausrichtung von Natur durch<br />

Zwang und Licht gespiegelt. Das sperrige, ungewöhnliche Material, die unzeitgemäße Intensität in<br />

der technischen Ausführung des Objekts, das nicht beliebig Reproduzierbare und das assoziativ<br />

Vielschichtige will subjektiv erlebte Urbanität kondensieren, als Reflex auf die fremdbestimmten,<br />

nicht wirklich politisch mitgestaltbaren Formen des öffentlichen Raumes und <strong>Leben</strong>s in einem<br />

zunehmend an Struktur- und Gesichtsverlust leidenden Europa.<br />

Llum1 mit Leuchtbalken<br />

– MITGLIEDERAUSSTELLUNG 2011 – 35

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