wachstUM
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Als sich im 19. Jahrhundert die bürgerliche Wohnkultur<br />
formte, war das vor allem eine Kultur der Trennung, die<br />
sich vielfach bis in die Gegenwart gehalten hat, nach<br />
dem Motto: Für jeden Lebensbereich einen eigenen<br />
Raum und jedes Familienmitglied für sich. Gekocht wurde<br />
in der Küche, gegessen im Speisezimmer, gearbeitet<br />
wurde im Arbeitszimmer, während der Nachwuchs zum<br />
Spielen ins Kinderzimmer verbannt wurde. Lediglich im<br />
Wohnzimmer – der „guten Stube“ – lief man sich gelegentlich<br />
über den Weg oder empfing Besuch. Zwar haben<br />
visionäre Architekten wie Le Corbusier oder Mies van<br />
der Rohe zu Beginn des 20. Jahrhunderts versucht, diese<br />
Trennung aufzuheben, doch standen ihre Wohnwelten<br />
mitunter im krassen Gegensatz zur üblichen Aufteilung<br />
von Wohnungen und Häusern – oder waren schlicht<br />
nicht finanzierbar.<br />
Heute hat sich unser Lebensstil geändert. Wir sind in<br />
vielerlei Hinsicht mobiler und flexibler geworden – und<br />
stellen damit auch andere Anforderungen an unser<br />
Wohnumfeld: „Die funktionale Trennung der Räume<br />
wird in Zukunft einem verstärkten Bedürfnis nach<br />
Flexibilität weichen“, meint der Soziologe Hartmut<br />
Häussermann von der Humboldt-Universität zu Berlin.<br />
03/11 – 23<br />
DAS MAGAZIN DER CREATIVEN INNENEINRICHTER