Mehr Autobahnen braucht das Land - Salzgehalt.org
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08 Butter bei die Fische<br />
Inwiefern kann die Stadt die kostenpflichtige<br />
Nutzung des Radspeichers mit dem Argument<br />
erzwingen, die Halteverbotszone vor dem Bahnhof<br />
gelte auch für Fahrräder. Im vorigen Jahr hatte<br />
<strong>das</strong> Verwaltungsgericht Lüneburg entschieden:<br />
„<strong>das</strong> Parken auf dem Vorplatz durch Zonen-<br />
Halteverbotsschilder sei mit dem Zusatz ‚auch<br />
Fahrräder’ zu verbieten, nicht zulässig“. Insofern<br />
befinden wir uns in einem gewissen<br />
Klärungsbedarf, da es keine öffentliche Regelung<br />
dieses Fahrrad-Park-Verbot-Schildes gibt. Ein<br />
weiteres Argument, mit dem die Stadtregierung<br />
<strong>das</strong> harte V<strong>org</strong>ehen gegen die „Wildparker“ rechtfertigt,<br />
bezieht sich auf die Beschwerde einiger<br />
Bürger, deren ästhetisches Empfinden durch die<br />
Präsenz der Fahrräder gestört wird. Dieser Blick<br />
für städtebautechnische Finessen in allen Ehren,<br />
doch steht diesem Argument die breite Masse der<br />
ökologisch sensibilisierten Fahrradfahrer entgegen,<br />
die sich die Freiheit nicht nehmen lassen<br />
möchte, bei Eile oder knapper Börse ihr Fahrrad<br />
für einige Stündchen vor dem Bahnhof abstellen<br />
zu können. Sicherlich hat Stadt-Pressesprecher<br />
Hans-Herbert Jenckel recht, wenn er sagt:<br />
„Fußgänger werden behindert, die Verkehrssicherheit<br />
wird gefährdet, sogar Busse haben<br />
Probleme, weil manche Drahtesel fast auf der<br />
Straße stehen.“ Jedoch sollte in diesem Kontext<br />
dem “freien” Lüneburger nicht die Fähigkeit abgesprochen<br />
werden, parkenden Fahrrädern ausweichen<br />
zu können. Eine etwaige Behinderung der<br />
Fahräder frei - gilt am Bahnhof nicht mehr fürs Parken.<br />
Reih und Glied ist nicht mehr genug für <strong>das</strong> Empfinden mancher<br />
Bürger.<br />
Verkehrssicherheit kann insofern nicht eintreten,<br />
da kein Bus oder Auto die Pflastersteine direkt vor<br />
dem Bahnhofseingang berührt. Das einzige<br />
Argument, <strong>das</strong> wirklich greift, ist die Tatsache,<br />
<strong>das</strong>s durch <strong>das</strong> Anketten der Fahrräder die jungen<br />
Bäume beschädigt werden. Doch hier sollte ein<br />
netter Hinweis reichen, um die ohnehin bereits<br />
ökologisch bewusst handelnden Fahrrad-Nutzer<br />
auf diesen Missstand aufmerksam zu machen.<br />
Aber nun mal Butter bei die Fische: Dieser besagte<br />
Erwin ist eine fiktive Person. Trotzdem möchte<br />
er unserer Stadtregierung folgende Frage stellen:<br />
„Wenn Sie die parkenden Fahrräder vor dem<br />
Bahnhof als ein Chaos bezeichnen, <strong>das</strong> Sie nicht<br />
hinnehmen können, wie soll der fahrradfahrende<br />
Bürger diese Schikane hinnehmen? Handelt es<br />
sich hierbei nicht um einen unnötigen<br />
Klärungsbedarf mehr, den der treue Lüneburger<br />
erst einmal kognitiv verarbeiten muss? Gibt es<br />
nicht andere Dinge, die in Zeiten der Rezession<br />
mehr Relevanz besitzen als die ‚wild geparkten<br />
Draht-esel’ am Bahnhof? Sind nicht vielmehr parkende<br />
Fahrräder ein Zeichen von ökologischem<br />
Bewusst-sein der Bürger einer Stadt. Wem nützt<br />
ein leergeräumter Bahnhofsvorplatz, es sein denn<br />
Sie möchten diesen öffentlichen Raum für<br />
Werbezwecke privatisieren. Die Deutsche Bahn<br />
könnte sicherlich noch einige Werbeflächen für<br />
die Rettung ihres angeschlagenen Images gebrauchen.<br />
Oder: bieten Sie <strong>das</strong> Abstellen der Fahrräder<br />
im unbewachten Teil des Radspeichers einfach<br />
kostenlos an. Sicher würden Sie damit einige<br />
Wildparker wieder auf den rechten Pfad der<br />
Tugend zurück-holen.<br />
Andreas Isdepski isdepski@web.de