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E sus eia! - Naturpark Schwäbisch Fränkischer Wald

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Eine Leidenschaft für römische Geschichte: In Tunika, Kettenhemd,<br />

Reiterhose, Militärmantel, Sandalen - und natürlich bewaffnet - tut<br />

Wolfgang Wölfel Dienst am Limes-Wachtturm in Großerlach-Grab.<br />

M o s t b r ö t c h e n f ü r d i e S o n n t a g s r ö m e r<br />

V EX.VDLC steht auf der roten<br />

Standarte, das heißt soviel wie<br />

„Einheit der Limes-Cicerones“, daneben<br />

ein Soldat mit Tunika, Kettenhemd,<br />

Reiterhose, Militärmantel, in Sandalen<br />

und natürlich bewaffnet mit dem Nachbau<br />

eines in Mainz gefundenen Gladiatorenschwerts.<br />

In dieser originalgetreuen<br />

Aufmachung tut Wolfgang Wölfel von<br />

Mai bis Oktober fast jeden Sonntag am<br />

rekonstruierten Limes-Wachtturm bei<br />

Großerlach-Grab seinen Dienst. Von 13<br />

bis 16 Uhr ist Kernzeit, doch meistens ist<br />

der 62-jährige schon eher da, denn im<br />

Sommer kommen die Ausflügler früher.<br />

Vor allem die Kinder finden es toll, einen<br />

römischen Soldaten anzutreffen und ihn<br />

mit Fragen löchern zu dürfen.<br />

Im Zuge der Vorbereitungen zur Aufnahme<br />

des obergermanisch-raetischen Limes<br />

in das UNESCO Welterbe 2005 wurde<br />

die Limes-Trasse am Graber Wachtturm<br />

freigelegt. Jetzt kann man den ursprünglichen<br />

Limeswall erkennen und den Turm<br />

schon von der Straße aus sehen und das<br />

lockt Besucher. Hier bekommen sie einen<br />

Einblick in die Zeit des römischen Kaisers<br />

Antonius Pius. Der ließ um das Jahr 150<br />

n. Chr. den Limes vom Neckartal nach<br />

Osten vorverlegen. So entstand die neue<br />

Grenze zwischen dem römischen Reich<br />

und dem freien Germanien. Die neuen<br />

Kastelle wurden in einer schnurgeraden<br />

Linie von Lorch über Welzheim, Murrhardt,<br />

Öhringen und Osterburken nach<br />

Wolfgang Wölfel im Element<br />

Walldürn am Main gebaut. Mitten drin:<br />

Der Wachtturm in Grab. Als einer der<br />

höchsten Punkte an dieser Strecke war<br />

er ein wichtiger Vermessungspunkt beim<br />

Bau des Limes.<br />

Wie die Menschen damals lebten, wie<br />

der Limes gebaut wurde, welche Waffen<br />

die Soldaten trugen, das erzählt Wölfel<br />

wie kaum ein anderer, wobei es kaum ein<br />

Detail gibt, das er nicht erklären könnte.<br />

Seit seiner Jugend beschäftigt er sich<br />

mit römischer Geschichte. Einmal kam<br />

ein Bauer zu Wölfels Klassenlehrer und<br />

erzählte, er habe da eine merkwürdige<br />

Ansammlung von Steinen beim Pflügen<br />

auf seinem Acker gefunden. Der Lehrer<br />

ging dem nach, und „damit waren meine<br />

Sommerferien verplant“. Jeden Tag half<br />

Wölfel bei der Ausgrabung eines römischen<br />

Gutshofs bei Metzingen, katalogisierte<br />

Fundstücke und fertigte Zeichnungen<br />

an. „Seither bin ich Römernarr“,<br />

sagt er.<br />

Als 2004 die Limes-Cicerones als Gästeführer<br />

ausgebildet wurden, bewarb<br />

er sich sofort. Das bedeutete für den<br />

damals noch als Heizungsbauer tätigen<br />

Wölfel ein halbes Jahr Abendkurs mit<br />

Unterricht durch Archäologen und Museumspädagogen.<br />

Mittlerweile gibt es<br />

80 Limes-Cicerones, die geführte Touren<br />

entlang des Limeswanderweges, zu<br />

Wachttürmen, Kastellen und Museen<br />

anbieten oder auch mal eine römische<br />

Weinprobe veranstalten.<br />

Der Limesturm bei Großerlach-Grab<br />

Die schnurgerade Limeslinie<br />

Natürlich ist Wölfel auch bei „Limes<br />

grenzenlos“ am 17. Mai 2009 dabei, dem<br />

gemeinsamen Aktionstag der Gemeinden<br />

am Limes. In Grab steht der Wachtturm<br />

im Mittelpunkt und das Backhäusle im<br />

Ortskern, wo die Landfrauen wieder römische<br />

Mostbrötchen backen. Beinahe<br />

wäre das erste Mal auch das letzte Mal<br />

gewesen, weil niemand das merkwürdige<br />

Gebäck probieren wollte. Bürgermeister<br />

Christoph Jäger appellierte schließlich:<br />

„Jetzt versuchet’s doch wenigstens mal!“<br />

Auf diese Weise kamen die lecker mit<br />

Kräutern, Gewürzen und Käse gebackenen<br />

Laibchen in Nullkommanix weg.<br />

Diesmal muss man wohl schnell sein,<br />

schätzt Wölfel, der die römische Küche<br />

liebt und schon viele antike Rezepte<br />

nachgekocht hat. Falls er selbst zu kurz<br />

kommt, ist das nicht so schlimm. In seinem<br />

Garten hat er einen römischen Backofen<br />

gebaut, in dem er Mostbrötchen<br />

bäckt wann er Lust hat.<br />

INFORMATIONEN<br />

www.grosserlach.de<br />

www.limes-cicerone.de<br />

www.schwaebischerwald.com<br />

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