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GWG Journal 174 - GWG München

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14 <strong>GWG</strong> <strong>Journal</strong> <strong>174</strong><br />

versorgten Gebieten und im geförderten Wohnungsbau werden<br />

wir generell im Neubau das KfW-Effizienzhaus-70 nach<br />

der EnEV 2009 zum Standard machen. Natürlich erhöht das<br />

die Kosten im geförderten Wohnungsbau, allerdings senkt die<br />

Landeshauptstadt damit aber die sogenannte „zweite Miete“<br />

einkommensschwacher Mieter und leistet einen weiteren Beitrag<br />

zum Klimaschutz. Bei allen städtischen Wettbewerben<br />

des Planungsreferats werden wir umfassende Kriterien der<br />

Nachhaltigkeit aufnehmen, um dem Klimaschutz noch mehr<br />

Gewicht zu geben.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Müssen diese hohen Energiestandards dann<br />

von den Mietern bezahlt werden?<br />

Christian Ude: Mieter- und Käuferhaushalte werden beim<br />

<strong>München</strong>-Modell nur über maßvolle Aufschläge beteiligt. Sie<br />

profitieren aber dann über die laufenden Einsparungen bei den<br />

Energiekosten. Und beim kommunalen Wohnungsbau für<br />

Menschen mit kleineren Einkommen und den Wohnungen der<br />

Einkommensorientieren Förderung werden die Nettokaltmieten<br />

trotz des höheren energetischen Standards nicht erhöht – das<br />

würde eh nur den städtischen Sozialetat belasten. Das heißt:<br />

Trotz der energetischen Sanierungen bleiben die Mieten in<br />

etwa gleich.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Investiert die Landeshauptstadt <strong>München</strong> mehr<br />

Geld in den Wohnungsbau oder lässt sich das alles durch Verwaltungshandeln<br />

bewerkstelligen?<br />

Christian Ude: Wir weiten das kommunale Wohnungsbauprogramm,<br />

übrigens das größte Deutschlands, erneut aus: Im Vergleich<br />

zu „Wohnen in <strong>München</strong> IV“ erhöhen wir die Fördermittel<br />

um 175 Millionen Euro auf insgesamt 800 Millionen Euro.<br />

Damit kompensieren wir nicht nur den Rückgang der Förderungen<br />

des Bundes und des Freistaats Bayern. Wir gleichen auch<br />

die Mindererlöse als Folge gestiegener Grundstückspreise aus.<br />

Denn würde die Stadt ihre Grundstücke frei verkaufen, hätte sie<br />

große Einnahmen. Investiert sie dagegen in den geförderten<br />

Wohnungsbau, verzichtet Sie auf Mehrerlöse. Aber wir investieren<br />

mit dieser gewaltigen Summe in die Zukunft, den sozialen<br />

Frieden und die Energieeffizienz in <strong>München</strong>.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Warum hat die Stadt nicht ihre Wohnungen<br />

wie andere Städte verkauft? <strong>München</strong> könnte doch leicht<br />

schon schuldenfrei sein.<br />

Christian Ude: Über die städtischen Wohnungsgesellschaften<br />

kann die Stadt selbst auf dem Wohnungsmarkt agieren. Rund<br />

62.000 Wohnungen hält <strong>München</strong> über seine Töchter <strong>GWG</strong><br />

und GEWOFAG so in eigenen Händen. So wohnen etwa zehn<br />

Prozent der Münchnerinnen und Münchner in stadteigenen<br />

Wohnungen.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Aber ist es Aufgabe einer Kommune, größter<br />

Vermieter zu sein?<br />

Christian Ude: Den städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />

kommt zunehmend eine sozialpolitische und ökologische<br />

Bedeutung zu. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur<br />

Wohnraumversorgung, das ist ein wichtiger Baustein unserer<br />

kommunalen Daseinsvorsorge. Die Wohnungsbaugesellschaften<br />

erfüllen ein umfangreiches Neubauvolumen, vor allem im<br />

geförderten Mietwohnungsbau. Darüber hinaus modernisieren<br />

sie ihre Bestände laufend. Durch ihre Verpflichtung zur Energieeinsparung<br />

beim Neubau, zur energetischen Bestandssanierung<br />

und durch die Umsetzung von Modellvorhaben haben<br />

die Gesellschaften bereits heute eine Vorbild- und Vorreiterrolle<br />

auf dem Münchner Wohnungsmarkt.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Alle Bewerber um Ihre Nachfolge haben den<br />

Wohnungsbau bereits in diesem frühen Stadium als Wahlkampfthema<br />

entdeckt. Sind denn die aktuellen Zielzahlen zu niedrig?<br />

Christian Ude: Wir wollen weiterhin jedes Jahr 7.000 neue<br />

Wohnungen in <strong>München</strong> schaffen, 1.800 davon im geförderten<br />

Wohnungsbau. Und das entspricht dem erwarteten Wohnungsbedarf.<br />

Die Wohnungsbauoffensive und eine Beschleunigung<br />

der Verfahren werden dafür sorgen, dass die hohen<br />

Zahlen auch sicher erreicht werden. Die Voraussetzungen dafür<br />

schafft die Stadt <strong>München</strong> vor allem über mehr Baurechte.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Wieso hat <strong>München</strong> die Zielzahlen in den<br />

letzten Jahren nicht immer erreicht?<br />

Christian Ude: Durch ein Gerichtsurteil des Oberlandesgerichts<br />

Düsseldorf bedingt gab es in den letzten Jahren einen<br />

regelrechten „Ausschreibungsstau“. Dadurch konnte die Stadt<br />

Ihre Grundstücke nicht problemlos an die eigenen Wohnungsbaugesellschaften<br />

geben. Glücklicherweise ist das nun aber<br />

wieder möglich. Und private Investoren haben sich lange vornehm<br />

zurückgehalten.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Besteht nicht die Gefahr, dass wir Reichenund<br />

Armenviertel in der Stadt bekommen?<br />

Christian Ude: Wir wollen das Erfolgsmodell Münchner<br />

Mischung, das heißt die breite Streuung von Einkommensgruppen<br />

und entsprechenden Wohnungsangeboten in allen Neubaugebieten<br />

weiterhin fortführen. Schon jetzt werden 30 Prozent<br />

der Wohnungen in Neubaugebieten im Rahmen der sozialgerechten<br />

Bodennutzung (SoBoN) gefördert.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Steigt die Zahl der Obdachlosen, wenn Wohnungen<br />

knapp werden?<br />

Christian Ude: Unser Motto heißt hier seit Jahren „Wohnen<br />

statt Unterbringen“. Für Wohnungslose schaffen wir statt<br />

Zimmer oder Betten in Notunterkünften dauerhaften Wohnraum<br />

inmitten der Stadtgesellschaft. Wir werden statt 150<br />

in Zukunft 200 Wohneinheiten pro Jahr für diese Zielgruppe<br />

schaffen. Armut und Hilfsbedürftigkeit soll in <strong>München</strong> nicht<br />

zur Obdachlosigkeit führen.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Welche rechtlichen Möglichkeiten hat die<br />

Stadt, ihre Wohnungsbestände und damit die Mieterinnen und<br />

Mieter zu schützen?<br />

Christian Ude: Es werden weiter alle rechtlichen Möglichkeiten<br />

wie die Erhaltungssatzungen, die Zweckentfremdungsverordnung<br />

und die Mieterberatung voll ausgeschöpft. Eine wirklich<br />

spürbare Verbesserung wäre ein Verbot der Umwandlungen<br />

von Miet- in Eigentumswohnungen. Das kann jedoch nur<br />

der Freistaat erlassen.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Welche laufenden Wohnungsbauprojekte gibt<br />

es derzeit in <strong>München</strong>?<br />

Christian Ude: Um die größten zu nennen: In Freiham-Nord<br />

werden wir 3.000, in der Paul-Gerhardt-Allee 2.000, auf dem<br />

Gelände der ehemaligen Funk- und der Prinz-Eugen-Kaserne<br />

jeweils über 1.600, an der Bayernkaserne über 2.500 Wohneinheiten<br />

bekommen, darüber hinaus an der ehemaligen Luitpoldkaserne,<br />

auf dem Siemensgelände in Obersendling und in<br />

der Messestadt jeweils über 900, auf dem Agfagelände und an<br />

der Hochäckerstraße jeweils über 1.000 Wohnungen. Mit einigen<br />

anderen Arealen kommen wir also leicht auf über 16.000<br />

Wohneinheiten.<br />

<strong>GWG</strong>-<strong>Journal</strong>: Herr Oberbürgermeister, wir danken für dieses<br />

Gespräch.

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