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Grand Prix Suisse - Neue Zürcher Zeitung

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2 Derivate <strong>Grand</strong><strong>Prix</strong><strong>Suisse</strong><br />

NZZ am Sonntag � 26. Juli 2009<br />

Faszination <strong>Grand</strong> <strong>Prix</strong> <strong>Suisse</strong>: Am Start zum Finallauf 1947 liegen vier Alfa Romeos vorn, das Mittelfeld wird von einigen Maserati 4CL gebildet.<br />

Knatternde Bubenträume<br />

Am 23. August werden wieder jene Zeiten aufleben, als im Bremgartenwald bei Bern die weltbesten<br />

Autorennfahrer gegeneinander kämpften. In Demonstrationsläufen werden die Juwelen des<br />

ennwagenbaus von einst zu bestaunen sein – rund 300 Autos und 70 Motorräder. Von Adriano Cimarosti<br />

Vor zwei Jahren setzten<br />

sich vier Automobilsportliebhaber<br />

in der Nähe von<br />

Bern an einen Tisch<br />

und beschlossen, den<br />

Verein «<strong>Grand</strong> <strong>Prix</strong><br />

uisse Bern Memorial» zu gründen.<br />

as war der Startschuss zu einem orgaisatorischen<br />

Riesenprogramm, in desen<br />

Mittelpunkt die Paraden der Oldimer<br />

stehen. Richtig – an einem<br />

emorial werden keine Rennen ausetragen.<br />

Es handelt sich vielmehr um<br />

emonstrationsläufe hinter Schrittmaherwagen.<br />

Der letzte Grosse Preis der Schweiz<br />

and 1954 auf der Bremgarten-Rundtrecke<br />

statt. Im Jahr darauf ereignete<br />

ich der schwere Unfall von Le Mans.<br />

ort flog ein Rennwagen, der in einen<br />

nfall verwickelt worden war, in die<br />

uschauer. Das Unglück forderte 81<br />

pfer und liess die Motoren auf<br />

chweizer Circuits für immer verstumen<br />

– im einzigen Land weltweit.<br />

Einst zählte der Grosse Preis der<br />

chweiz, der zwischen 1934 und 1954<br />

vierzehn Auflagen erlebte, zu den<br />

<strong>Grand</strong>es Epreuves» (analog zu den<br />

eutigen WM-Läufen). Die weltbesten<br />

ahrer traten zu diesen Prüfungen an,<br />

nd die Sieger im «Bremer» (so wurde<br />

ie Strecke in der Berner Umgangsprache<br />

genannt) hiessen vor dem<br />

rieg Hans Stuck, Rudolf Caracciola<br />

dreifacher Sieger), Bernd Rosemeyer<br />

Rundenrekordhalter) sowie Hermann<br />

ang. Ab 1947 war die Reihe an Jeanierre<br />

Wimille, Graf Carlo Felice<br />

rossi, Alberto Ascari, Juan Manuel<br />

angio und Piero Taruffi. – Bereits 1931<br />

wurde der erste Grosse Preis der<br />

Schweiz für Motorräder ausgetragen.<br />

Die Sieger jener Rennen hiessen Jimmy<br />

Guthrie, James Simpson, Omobono<br />

Tenni sowie Georges Cordey, Enrico<br />

Lorenzetti, Geoffrey Duke und Fergus<br />

Anderson. Der Letztgenannte gewann<br />

den Grossen Preis gleich sechs Mal.<br />

Man hätte annehmen können, dass<br />

der <strong>Grand</strong> <strong>Prix</strong> <strong>Suisse</strong> 2009 wieder an<br />

der Kultstätte des früheren Schweizer<br />

Motorsports stattfindet – oder wenigstens<br />

auf dem Teil, der vom alten Circuit<br />

noch übrig geblieben ist. Aber<br />

heute ist ein Grossanlass rund um den<br />

Bremgartenwald nicht mehr denkbar:<br />

An der Murtenstrasse, der einstigen<br />

Zielgeraden, wird emsig gelocht und<br />

gebaut, der einst zügig befahrene Streckenabschnitt<br />

im Wald ist vor vielen<br />

Jahren zu einem Fussgänger- und<br />

Radfahrerweg geworden.<br />

Relativ gut erhalten ist einzig die berüchtigte<br />

zweite Eymattkurve, dort, wo<br />

die Strecke wieder in den Wald mündet.<br />

In diesem perfiden Bogen, der<br />

breit beginnt, sich dann verengt und<br />

aussen von Bäumen umrahmt wird, haben<br />

mehrere Champions ihr Leben gelassen.<br />

Tenni-Kurve hat man diese Kurve<br />

getauft: 1948 stürzte hier der legendäre<br />

italienische Motorradrennfahrer<br />

Omobono Tenni tödlich.<br />

Auftritte von je 25 Minuten<br />

Mittelpunkt des bevorstehenden Memorials<br />

ist am westlichen Rand Berns<br />

das Einkaufs- und Freizeitzentrum<br />

Westside. Hier werden sich die Teilnehmerfelder<br />

formieren, um sich auf<br />

die Fahrt zu machen. Jeder Auftritt<br />

dauert 25 Minuten, so dass die Konkurrenten<br />

(rund 300 Autos und 70 Motorräder)<br />

den Circuit wohl viermal um-<br />

ADRIANO CIMAROSTI<br />

runden können. Nach der Umfahrung<br />

des Einkaufszentrums führt eine lange<br />

Steigung zuerst nach Frauenkappelen,<br />

von wo die Teilnehmer hinunter nach<br />

Riedbach fahren. Kurz nach der Talsenke<br />

führt der Parcours über einige<br />

Windungen zurück zum Westside. Das<br />

Spektakel ist trotz moderatem Tempo<br />

garantiert, auch dank dem Umstand,<br />

dass viele automobile Raritäten vor<br />

den Zuschauern vorbeiziehen: Der Gesamtwert<br />

des Fahrzeugparks beträgt<br />

rund 250 Millionen Franken.<br />

Seit den 1970er Jahren in Mode<br />

Revivals mit historischen Fahrzeugen,<br />

aber auch richtige Rennen sind Mitte<br />

der 1970er Jahre in Mode gekommen.<br />

Fahrzeuge, die manchmal jahrzehntelang<br />

herumstanden, wurden plötzlich<br />

begehrt. Die Sammler waren bereit,<br />

teilweise astronomische Summen zu<br />

bezahlen. Gutsituierte Herren erfüllten<br />

sich nun den Bubentraum und erwarben<br />

jenen Renn- oder Sportwagen, von<br />

dem sie einst geschwärmt hatten.<br />

Mit diesen Oldtimern Rennen zu<br />

bestreiten, ist nicht immer ratsam,<br />

denn es fehlt den Fahrern oft an<br />

Übung. Aber an Revivals, an denen<br />

eine gedrosselte Gangart gepflegt wird,<br />

sind die Liebhaber der einstigen<br />

Vollblüter gut aufgehoben. Dies gilt<br />

auch für die Motorradfreaks, die mit<br />

ihren blankgeputzten Maschinen zum<br />

Einsatz kommen. Am 23. August werden<br />

die bis zu 40 Fahrzeuge umfassenden<br />

Felder abwechslungsweise auf<br />

die Reise geschickt, jedes Feld steht<br />

mindestens zweimal im Einsatz, so<br />

dass die Liebhaber ihr bevorzugtes<br />

Kleinod während einer Stunde im<br />

Einsatz bewundern können.

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