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Der AZ-Klinikreport - Techniker Krankenkasse

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C<br />

12 <strong>AZ</strong>-SERIE ABENDZEITUNG FREITAG,25.6.2010 WWW.ABENDZEITUNG.DE<br />

<strong>Der</strong> <strong>AZ</strong>-<strong>Klinikreport</strong>:Wann eine Hüft-Prothese notwendig ist<br />

Die Schreiber Klinik in Bogenhausen. Fotos: Mike Schmalz Die Wolfart-Klinik in Gräfelfing.<br />

Die Kliniken München Pasing und Perlach: Standort Perlach.<br />

Mobil mit neuer Titan-Hüfte<br />

Wenn es in der Leiste oder im Oberschenkel<br />

schmerzt, istnicht selten die Hüfte schuld -vor<br />

allem mit zunehmendem Alter.Manchmal muss<br />

dann eine Prothese eingebaut werden<br />

Bücken, beugen, balancieren<br />

– mit einer gesunden<br />

Hüfte sind alltägliche Belastungen<br />

kein Problem.<br />

Wenn aber Bewegungen wie<br />

etwa Sockenanziehen zum<br />

Hindernis werden, sind Orthopäden<br />

gefragt. Bewegungseinschränkungen<br />

und Schmerzen<br />

deuten auf eine Erkrankung<br />

der Hüfte hin, in den<br />

häufigsten Fällen auf eine Arthrose.<br />

Einen Ausweg aus dem<br />

Kreislauf der Schmerzen bieten<br />

künstliche Hüftgelenke.<br />

Das Risiko, an einer Hüftarthrose<br />

zu erkranken, steigt<br />

mit zunehmendem Alter,<br />

Übergewicht beschleunigt<br />

den Verschleiß. „Meistens liegen<br />

präarthrotische Deformitäten<br />

vor. Das sind Fehlformen<br />

der Hüfte, die schon seit<br />

der Jugend bestehen und permanent<br />

zu einer Knorpelüberlastungführen“,erklärtProfessor<br />

Werner Plötz. „Irgendwann<br />

ist die Regenerationsfähigkeit<br />

des Knorpels erschöpft.“<br />

Die Knochen im Hüftgelenk<br />

reiben im Spätstadium<br />

ungeschützt aneinander, es<br />

treten Schmerzen in der<br />

Leiste auf, aber auch in Oberschenkeln<br />

und Knien. Die Entscheidung<br />

für ein künstliches<br />

Hüftgelenk fällt, wenn das<br />

Hüftgelenk weit zerstört ist<br />

und keine sinnvollen Alternativen<br />

in Frage kommen. Plötz<br />

und sein Team im Kranken-<br />

Gelenkerkrankung der Hüfte mit<br />

schmerzhafter Entzündung (rot).<br />

So sieht Lebensfreude aus.<br />

Petra Fiebach-Mörz strahlt<br />

vorGlück. Noch voreinem halbenJahr<br />

litt die 43-Jährigeaufgrund<br />

einer ausgeprägten angeborenen<br />

Hüftfehlstellung<br />

unter höllischen Schmerzen.<br />

Heute hat sie zwei künstliche<br />

Hüftgelenke und keine Beschwerden<br />

mehr.<br />

„Es ist unfassbar, ich kenne<br />

diesen Schmerz nicht mehr,<br />

den ich mein Leben lang<br />

spürte“,sagt die Patientin. Ursache<br />

für die Schmerzen war<br />

eine angeborene Hüftgelenks-<br />

<strong>Der</strong> Münchner<br />

Klinik-Report<br />

<strong>AZ</strong>-SERIE FOLGE 5<br />

haus der Barmherzigen Brüder<br />

haben im vergangenen<br />

Jahr mehr als 1000 künstliche<br />

Hüftgelenkeeingebaut – minimalinvasiv<br />

und muskelschonend.<br />

Die meisten Patienten<br />

dürfen ihre Hüfte bereits kurz<br />

nach der OP wieder völlig belasten.<br />

Nach einiger Zeit ist<br />

auch Sport kein Tabu mehr –<br />

ideal ist Nordic Walking.<br />

Zwischen den verschiedenen<br />

Endoprothesentypen gibt<br />

es Unterschiede. Im Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Brüder<br />

baut man am häufigsten<br />

eine moderne zementlose<br />

Standardhüftprothese ein, die<br />

sehr gute Langzeitergebnisse<br />

aufweist. „Prothesenschaft<br />

und Verankerungsschale sind<br />

aus Titan, das ist besonders<br />

knochenverträglich“, erklärt<br />

Plötz. „Für die Gleitflächen verwenden<br />

wir routinemäßig einen<br />

modernen Kunststoff und<br />

einen Keramikkopf, das istbiologisch<br />

gut verträglich und<br />

hat einen sehr geringen Abrieb.“<br />

Früher hatten die hohen<br />

Abriebraten älterer Prothesenmodelle<br />

auf Dauer zu Prothesenlockerungen<br />

geführt. Darüber<br />

müssen sich Patienten<br />

heute weniger Sorgen machen:<br />

„Bei qualitativhochwertigen<br />

Prothesen sind auch<br />

nach15Jahren um die 95 Prozent<br />

noch nicht wieder gewechselt“,sagt<br />

Plötz.<br />

dysplasie, die heute bei Kindern<br />

leicht behandelt werden<br />

kann. Für Petra Fiebach-Mörz<br />

kam einzig eine Operation in<br />

Doch nicht immer stimmt<br />

die Qualität, weiß Christian<br />

Bredl, Leiter der <strong>Techniker</strong><br />

<strong>Krankenkasse</strong> (TK) in Bayern<br />

„Knapp vier Prozent aller<br />

Hüft-Endoprothesen müssen<br />

innerhalb der ersten zwei<br />

Jahre ersetzt werden. Allein<br />

wegen fehlerhafter Hüftpro-<br />

Frage. Über Jahre quälte sie<br />

vor allem eine Frage: „Wann<br />

istder richtige Zeitpunkt?“<br />

Den gab schließlich ihr Kör-<br />

thesen müssen in Deutschland<br />

jeden Tag zwölf Menschen<br />

unters Messer. Das kostetdas<br />

Gesundheitswesen Millionen.“<br />

V. Assmann<br />

Morgenlesen Sie:<br />

Babyglück pur:Worauf es<br />

bei einerGeburt ankommt<br />

„Wann istder richtigeZeitpunkt?“<br />

PetraFiebach-Mörz<br />

lebt heutenachlanger<br />

Leidenszeit mit zwei<br />

künstlichen Gelenken<br />

<strong>Der</strong> Klinik-Report ist<br />

ein Kooperationsprojekt<br />

der <strong>AZ</strong> mit der <strong>Techniker</strong><br />

<strong>Krankenkasse</strong> (TK) in<br />

Bayern und dem Gesundheitsladen<br />

München<br />

„Wie fühlen Sie sich?“ Professor Werner Plötz macht mit Patientin<br />

Petra Fiebach-Mörz einen Bewegungstest. Foto: von Loeper<br />

Künstliche Hüfte mit einer Total-Endo-Prothese. Fotos: medicalpicture<br />

per vor. „Die Schmerzen zogen<br />

bis in die Leisten und in<br />

die Knie. SelbstSitzen und Liegen<br />

war schmerzhaft. Nachts<br />

konnte ich häufig nicht schlafen.“<br />

An ihregeliebten Freizeitaktivitäten<br />

– Tanzstunden<br />

und Motorradfahren – war<br />

nicht zu denken. Das soll in Zukunft<br />

wieder anders sein.<br />

Im Januar wurde links das<br />

erste künstliche Hüftgelenk<br />

eingesetzt, drei Monatespäter<br />

das zweite rechts. Warum Petra<br />

Fiebach-Mörz nun in der<br />

Reha mehr Geduld braucht,<br />

als andere Patienten, erklärt<br />

Werner Plötz: „Aufgrund der<br />

ausgeprägten Vorerkrankung<br />

darf die Patientin ihre Beine<br />

erst sechs Wochen nach der<br />

OP voll belasten.“<br />

Wereine künstliche Hüfte<br />

braucht, muss sichinMünchen<br />

keine Sorgen machen:<br />

Von22Kliniken erreichen<br />

19 alle drei geforderten<br />

Zielwerte für guteQualität -<br />

einigeallerdings mit nur<br />

sehr geringen Fallzahlen:<br />

Überprüft wurden die<br />

Daten zu folgenden Qualitätskriterien:<br />

„Ausrenkung<br />

des künstlichen Hüftgelenksnach<br />

der Operation“,<br />

Isar Kliniken<br />

Klinikum der Universität München,<br />

Campus Innenstadt/Großhadern<br />

Privatklinik Josephinum<br />

Rotkreuzklinikum<br />

Klinikum Dritter Orden<br />

Krankenhaus Barmherzige Brüder<br />

Diakoniewerk München-Maxvorstadt<br />

Clinic Dr. Decker<br />

Städtisches Klinikum München,<br />

Klinikum Schwabing<br />

Klinikum München Pasing<br />

Chirurgische Klinik Dr. Rinecker<br />

Sana-Klinik Solln und Sendling<br />

Städtisches Klinikum München,<br />

Klinikum Harlaching<br />

Orthozentrum München<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Chirurgische Klinik München-Bogenhausen<br />

Schreiber Klinik<br />

Klinik München-Perlach<br />

Städtisches Klinikum München,<br />

Klinikum Neuperlach<br />

Städtisches Klinikum München,<br />

Klinikum Bogenhausen<br />

Wolfart-Klinik Gräfelfing<br />

Klinikum Starnberg<br />

Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München.<br />

Wo sichdie Münchner ein neues Hüftgelenk einsetzen lassen<br />

108<br />

223<br />

49<br />

186<br />

184<br />

771<br />

unter 20<br />

94<br />

unter 20<br />

39<br />

33<br />

1291<br />

HÜFT-PROTHESEN: ERGEBNISSE DER QUALITÄTSBERICHTE<br />

Gruppe Klinik<br />

Sehr gut: Diese Kliniken<br />

haben alle drei<br />

gefordertenZielwerte<br />

für gute Qualität erreicht<br />

(siehe unten)<br />

Befriedigend: Diese<br />

Klinik hat nur zwei<br />

Zielwerte erreicht<br />

Ausreichend: Diese<br />

Klinik hat nur einen<br />

Zielwerterreicht<br />

Mangelhaft: Diese<br />

Klinik wirdbei einem<br />

Zielwertals qualitativ<br />

auffällig bezeichnet<br />

INFOS ZU DEN KRITERIEN<br />

57<br />

190<br />

247<br />

53<br />

77<br />

52<br />

21<br />

164<br />

385<br />

52<br />

„Entzündung des Operationsbereichs<br />

nachder OP“<br />

und „ungeplanteFolgeoperation<br />

(en) wegen Komplikation(en)“.<br />

Auch die beiden Kliniken,<br />

die ihre Zielwerte nicht<br />

erreicht haben, wurden<br />

nacheiner Befragung der<br />

BQS in einem so genannten<br />

„StrukturiertenDialog“ für<br />

„qualitativ unauffällig“<br />

eingestuft – sie werden<br />

2010 veröffentlicht: Die<br />

aktuellsten Fallzahlen der<br />

Bundesgeschäftsstelle für<br />

Qualitätssicherung (BQS)<br />

– mit Daten von 2008.<br />

Quelle: www.klinik-lotse.de<br />

<strong>AZ</strong>-Grafik Schemberg<br />

A Isar Kliniken<br />

A Klinikum der Universität München, Innenstadt/Großhadern<br />

A Privatklinik Josephinum<br />

A Rotkreuzklinikum<br />

A Klinikum Dritter Orden<br />

A Krankenhaus Barmherzige Brüder München<br />

A Diakoniewerk München-Maxvorstadt<br />

A Clinic Dr.Decker<br />

A Klinikum München Pasing<br />

A Sana-Kliniken Solln und Sendling<br />

A Städtisches Klinikum München, Klinikum Harlaching<br />

A Orthozentrum München-Harlaching<br />

A Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

A Chirurgische Klinik München-Bogenhausen<br />

A Klinik München Perlach<br />

A Städtisches Klinikum München, Klinikum Neuperlach<br />

A Städtisches Klinikum München, Klinikum Bogenhausen<br />

A Wolfart-Klinik Gräfelfing<br />

A Klinikum Starnberg<br />

A Schreiber Klinik<br />

Die Klinik wird bei einem Zielwert im nächstenJahr erneut geprüft<br />

A Städtisches Klinikum München, Klinikum Schwabing<br />

Die Klinik wird bei zwei Zielwerten im nächstenJahr erneut geprüft<br />

A Chirurgische Klinik Dr. Rinecker (Zwei Zielwerte wurden erreicht.<br />

Für den dritten Zielwert werden mit der Klinik vonder externen<br />

Qualitätssicherung Zielvereinbarungen getroffen, was inZukunft<br />

verändert werden muss)<br />

allerdings vonder BQS<br />

„erneut geprüft“.Nur die<br />

Rinecker-Klinik,wo in<br />

11,4 Prozent aller Fälle<br />

ungeplanteFolgeoperation(en)<br />

wegen Komplikation(en)<br />

nötig waren, wurde<br />

nachAbschluss der Prüfung<br />

als „qualitativauffällig“<br />

bewertet und muss nun<br />

konkreteMaßnahmen zur<br />

Verbesserung der Qualität<br />

ergreifen. Tabelle/Darstellung: <strong>AZ</strong>

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