Der AZ-Klinikreport - Techniker Krankenkasse
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12 <strong>AZ</strong>-SERIE ABENDZEITUNG DIENSTAG, 22.6.2010 WWW.ABENDZEITUNG.DE<br />
<strong>Der</strong> <strong>AZ</strong>-<strong>Klinikreport</strong>:Für welche Patienten eine Knie-Prothese sinnvoll ist<br />
Das Münchner Orthozentrum in Harlaching. Standort Großhadern: Klinikum der Universität München. Die Münchner Sana-Klinik in Solln. Fotos: Mike Schmalz<br />
Laufen mit neuen Gelenken<br />
Wo sichdie Münchner ein künstliches Kniegelenk machen lassen<br />
Ein künstliches Knie<br />
hält heutewesentlich<br />
länger und ermöglicht<br />
mehr Mobilität – 80<br />
Prozent der Patienten<br />
sind damit zufrieden<br />
VonMichael Backmund<br />
Wenn wirklich nichts<br />
mehr geht, können<br />
nur noch Knieprothesen<br />
Schmerzgeplagte wieder<br />
mobil machen. In keiner<br />
Münchner Klinik werden so<br />
viele künstliche Gelenke implantiert<br />
wie in den Sana-Kliniken<br />
Solln und Sendling (siehe<br />
Tabelle rechts).Mit großem Erfolg:<br />
Denn die modernen Endoprothesen<br />
kommen dem Original<br />
immer näher und halten<br />
länger: „Heute beträgt die<br />
durchschnittliche Lebensdauer<br />
für ein künstliches Kniegelenk<br />
bereits 15 Jahre“,bestätigt Chef-<br />
<strong>Der</strong> Münchner<br />
Klinik-Report<br />
<strong>AZ</strong>-SERIE FOLGE 2<br />
<strong>Der</strong> Klinik-Report ist ein<br />
Kooperationsprojekt der<br />
<strong>AZ</strong> mit der <strong>Techniker</strong><br />
<strong>Krankenkasse</strong> (TK) in<br />
Bayern und dem Gesundheitsladen<br />
München<br />
arzt Gerhard Metak, „weil sich<br />
die Materialien, aber auch die<br />
OP-Methoden wesentlich weiterentwickelt<br />
haben.“ <strong>Der</strong> erfahrene<br />
Operateur, der als Professor<br />
an der TU München lehrt,<br />
leitet seit 2006 die Sana-Kliniken:<br />
„Für die überwiegende<br />
Mehrheit der Patienten ist es<br />
eine segensreiche Operation.<br />
Rund 80 Prozent aller Patienten<br />
sind damit sehr zufrieden.“<br />
Gerade wegen seiner Erfahrung<br />
bleibt Metaktrotzdem „zurückhaltend“<br />
bei der Indikationsstellung:<br />
„Wir operieren wegender<br />
Schmerzen, wir operieren<br />
nicht das Röntgenbild!“<br />
Denn jeder Patient habe das<br />
Recht aufeine optimale und individuell<br />
kluge Lösung: „Wenn<br />
der Betroffene zum Beispiel<br />
trotz größter Gelenkveränderungen<br />
schmerzfrei ist, wird<br />
beiuns nicht operiert.“ Ein solcher<br />
Eingriff sei schließlich das<br />
letzteMittel, der nicht mehr zurückgenommen<br />
werden könne.<br />
Aber auch die negativenEin-<br />
SOLLN Schon 2002 kündigte<br />
ihr ein Orthopäde an: „Sie werden<br />
um ein neues Knie nicht<br />
mehr herumkommen.“ Die Diagnose:<br />
Arthrose. Eigentlich<br />
waren die Schmerzen schon<br />
zelfälle will Metak nicht verschwiegen:„Hauptkomplikationen<br />
sind Wundinfektionen<br />
oder eine Lockerung der Prothese.“<br />
Rund vier Prozent aller<br />
künstlichen Kniegelenke müssen<br />
in deutschen Kliniken innerhalb<br />
der ersten beiden Jahre<br />
nach der OP wieder ausgetauscht<br />
werden. Das betraf im<br />
Jahr 2008 genau 5840 Patientenbei<br />
rund 146000 Fällen insgesamt.<br />
Eine erneuteOPist damit<br />
zwar eher selten nötig,<br />
damals kaum mehr aushaltbar.<br />
Doch Annelore Suss (68)<br />
hatte zugroße Angst vor der<br />
OP: „Deshalb habeich es noch<br />
acht Jahre durchgezogen.“<br />
Es war die reinste Hölle:<br />
Das rechte Knie war ständig<br />
entzündet und geschwollen.<br />
Es musste immer öfter punktiertwerden<br />
– zuletzt alle drei<br />
Monate. Frau Suss konnte nur<br />
doch handelt es sich offenbar<br />
um ein oftvermeidbares Ärgernis:<br />
Die Spannweite zwischen<br />
den einzelnen Kliniken istgroß.<br />
Deshalb sollten Betroffene<br />
bei der Klinikwahl besonders<br />
auf Qualität achten. In den<br />
Sana-Kliniken sind rund 15 Belegärzte<br />
auf künstliche Kniegelenke<br />
spezialisiert: „Viele Behandlungsfälle<br />
bedeuten in der<br />
Regel, dass eine Klinik auch<br />
eine große Erfahrung im gesamten<br />
Ablauf besitzt“, rät Metak.<br />
Das umfasse die Diagnose, die<br />
Empfehlung zur OP, die Auswahl<br />
der individuell richtigen<br />
Prothese bis zur Physiotherapie<br />
und Nachbetreuung. Das bestätigt<br />
auch Christian Bredl, Leiter<br />
der <strong>Techniker</strong> <strong>Krankenkasse</strong><br />
(TK) in Bayern: „Für eine umfassende<br />
Beurteilung der Qualität<br />
stellt sich zum Beispiel bei einer<br />
Knie-Endoprothese die<br />
Frage, welche Ausstattung und<br />
welches Personal die Frühmobilisierung<br />
befördern und ob<br />
Schmerztherapeuten mit be-<br />
noch wenige Meter laufen.<br />
Treppensteigen? Fehlanzeige.<br />
„Jedes mal, wenn ich in die<br />
Stadt zum Einkaufen wollte,<br />
musste ich erstmal ein bis<br />
zwei Tabletten einnehmen –<br />
sonstwäreesüberhaupt nicht<br />
mehr gegangen.“ Vor allem<br />
nachtshätten sichdie Schmerzen<br />
bis zur Unerträglichkeit<br />
gesteigert: „Es tobte imKnie<br />
stimmten Therapien das Behandlungsergebnis<br />
und die Patientenzufriedenheit<br />
schneller<br />
und positiverbeeinflussen können.“<br />
Die Operation an sichdauert<br />
nur rund eineinhalb Stunden.<br />
Je nach Befund erhalten<br />
die Patienten einen Teilgelenkersatz,<br />
eine Total-Endo-Prothese<br />
oder einen Oberflächenersatz<br />
wie bei Annelore Suss, bei<br />
der die Kniescheibenocherhaltenwerden<br />
konnte(siehe Info).<br />
Für Ärzte und Patienten besteht<br />
die Kunstdarin, den „richtigen<br />
Zeitpunkt“ zu wählen: „Erfolgt<br />
die OP zu spät, leidet der<br />
Patient unnötig lange, die Ergebnisse<br />
sind dann oft schlechter“,<br />
so Metak. Für Frau Suss steht<br />
heute fest: „Wenn ich gewusst<br />
hätte, dass es so gut wird, hätte<br />
ich mich schon vor fünf Jahren<br />
operieren lassen.“<br />
Morgenlesen Sie:<br />
wie ein elektrischer Weidezaun.<br />
Die Schmerzen waren<br />
nicht mehr auszuhalten, ich<br />
konnte nicht mehr schlafen.“<br />
Neun Tage nach der Operation<br />
ist die 68-Jährige „total<br />
glücklich“. Kein Wunder: Sie<br />
kann endlich wieder richtig<br />
auftreten – ohne Schmerzen<br />
beim Stehen und Gehen. Das<br />
Ergebnis sei sehr gut, die Ver-<br />
sorgung in der Klinik optimal.<br />
AufzweiDingefreut sichAnnelore<br />
Suss nach der Zeit in<br />
der Reha ganz besonders: Auf<br />
die erste richtige Bergwanderung<br />
mit ihrer Tochter und<br />
und auf ihre lang vermisste<br />
Gymnastikgruppe. „Aber das<br />
Allerwichtigste ist, dass ich<br />
endlich wieder ohne Schmerzen<br />
durchschlafen kann.“ mb<br />
Isar Kliniken<br />
Klinikum der Universität München,<br />
Campus Innenstadt/Großhadern<br />
Privatklinik Josephinum<br />
Rotkreuzklinikum<br />
Klinikum Dritter Orden<br />
Krankenhaus Barmherzige Brüder<br />
Clinic Dr. Decker<br />
Städtisches Klinikum München,<br />
Klinikum Schwabing<br />
Klinikum München Pasing<br />
Chirurgische Klinik Dr. Rinecker<br />
Sana-Kliniken Solln und Sendling<br />
Städtisches Klinikum München,<br />
Klinikum Harlaching<br />
Orthozentrum München<br />
Klinikum rechts der Isar der TU München<br />
Chirurgische Klinik<br />
München-Bogenhausen<br />
Schreiber Klinik<br />
Klinik München Perlach<br />
Städtisches Klinikum München,<br />
Klinikum Bogenhausen<br />
Wolfart-Klinik Gräfelfing<br />
Klinikum Starnberg<br />
„Das Knie tobtewie ein elektrischer Weidezaun“<br />
AnneloreSuss (68) ist<br />
glücklich: Jetzt kann sie<br />
wieder durchschlafen<br />
Modell eines Kniegelenks: Arthrose<br />
zerstört die Knorpelschicht, die rund<br />
um den Knochen (grau-bläulich) als<br />
„Stoßdämpfer“ dient. Starke Schmerzen<br />
sind die Folge.Modell: medicalpictures<br />
So sieht eine Knie-Total-Endo-<br />
Prothese aus. Grafik: medicalpicture<br />
Warum eine Lungenentzündung<br />
gefährlichwerden kann<br />
Gruppe Klinik<br />
Ausgezeichnet: Diese<br />
Kliniken haben beide<br />
gefordertenZielwerte<br />
für gute Qualität problemlos<br />
erreicht. Sie<br />
haben überhaupt keine<br />
ungewollten Komplikationen<br />
oder nur in<br />
maximal einem Prozent<br />
der Fälle (siehe<br />
auch Infokasten unten)<br />
Sehr gut: Diese Kliniken<br />
haben beide geforderten<br />
Zielwerte für<br />
gute Qualität erreicht<br />
Befriedigend:Nur ein<br />
Zielwerterreicht<br />
INFOS ZU DEN KRITERIEN<br />
Werein künstliches Kniegelenk<br />
braucht, ist in Münchner<br />
Kliniken gut aufgehoben:<br />
Alle zwei Jahremüssen<br />
die Krankenhäuser einen<br />
Qualitätsbericht veröffentlichen<br />
(die neueste Auswertung<br />
von2010 umfasst die<br />
Daten ausdem Jahr 2008) –<br />
dafür werden bei Eingriffen<br />
wie der Erstimplantation<br />
Ein Untersuchungsraum im Klinikum Starnberg.<br />
149<br />
127<br />
84<br />
146<br />
122<br />
454<br />
72<br />
unter 20<br />
64<br />
35<br />
1233<br />
43<br />
182<br />
129<br />
88<br />
99<br />
63<br />
106<br />
173<br />
65<br />
A Isar Kliniken<br />
A Privatklinik Josephinum<br />
A Rotkreuzklinikum<br />
A Klinikum Dritter Orden<br />
A Krankenhaus Barmherzige Brüder München<br />
A Clinic Dr.Decker<br />
A Städtisches Klinikum München, Klinikum Schwabing<br />
A Sana-Kliniken Solln und Sendling<br />
A Klinikum rechts der Isar der TU München<br />
A Chirurgische Klinik München-Bogenhausen<br />
A Klinik München Perlach<br />
A Städtisches Klinikum München, Klinikum Bogenhausen<br />
A Wolfart-Klinik Gräfelfing<br />
A Klinikum Starnberg<br />
<strong>AZ</strong>-Grafik Schemberg<br />
A Klinikum der Universität München, Innenstadt/Großhadern<br />
A Klinikum München Pasing<br />
A Chirurgische Klinik Dr. Rinecker<br />
A Orthozentrum München<br />
A Schreiber Klinik<br />
A Städtisches Klinikum München, Klinikum Harlaching<br />
Diese Klinik wird imnächstenJahr bei einem Zielwert erneut geprüft<br />
vonKnie-Total-Endoprothesen<br />
bestimmteKriterien<br />
gemessen: <strong>Der</strong> Zielwert für<br />
den Qualitätsindikator<br />
„Postoperative Wundinfektion“<br />
darf für eine gute<br />
Qualität der Behandlung<br />
nur kleiner oder gleichzwei<br />
Prozent sein. Die Rate für<br />
eine „ungeplanteFolgeoperationwegenKomplikatio-<br />
2010 veröffentlicht: Die aktuellsten<br />
Fallzahlen der Bundesgeschäftsstelle<br />
für Qualitätssicherung<br />
(BQS). Die Daten stammen<br />
von 2008.Quelle: www.klinik-lotse.de<br />
KNIE-PROTHESEN: ERGEBNISSE DER QUALITÄTSBERICHTE<br />
nen“ kleiner oder gleich<br />
sechs Prozent. In München<br />
hat nur das Klinikum Harlaching<br />
den Zielwert„Wundinfektion“<br />
mit 2,40 Prozent<br />
leicht verfehlt. Allerdings ist<br />
die Zahl der Folge-OPs sehr<br />
unterschiedlich: Viele haben<br />
null Prozent, die Rinecker<br />
Klinik dagegen 5,30<br />
Prozent. Darstellung Tabelle: <strong>AZ</strong><br />
Chefarzt<br />
Gerhard Metak<br />
im Gespräch<br />
mit Patientin<br />
Annelore Suss,<br />
die mit ihrem<br />
künstlichen<br />
Knie sehr<br />
zufrieden ist.<br />
Foto: Schmalz