und ARBEITSSCHUTZ VON KOPF BIS FUSS ONLINE-SHOP - VDWF
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Innovation <strong>und</strong> Technik <strong>VDWF</strong> im Dialog 3/2009 19<br />
Neue Ideen braucht das Land<br />
von Wolfgang Pittrich, Chefredakteur der “fertigung”<br />
Die Geschichte von den blinden Gelehrten <strong>und</strong><br />
dem Elefanten verdeutlicht das Phänomen<br />
komplexer Situationen: Dadurch, dass man nur<br />
Teile des Problems sieht oder versteht, kann es<br />
zu widersprüchlichen Aussagen kommen, <strong>und</strong><br />
trotzdem hat jeder – zumindest in seinem eigenen<br />
Horizont – recht. So ist der deutsche Maschinenbau<br />
zwar stolz auf seine Hightech-Produkte,<br />
doch von vielen Seiten her werden neue Anforderungen<br />
an künftige Entwicklungen gestellt. So<br />
stellt sich auch die Frage, ob der Anwender wirklich<br />
hochkomplexe, teilweise wartungsintensive<br />
Maschinen benötigt. Zwar gehören Qualität <strong>und</strong><br />
Genauigkeit des Produktionsmittels immer noch<br />
zu den wichtigsten Punkten im Pflichtenheft –<br />
die Anforderungen in den letzten Jahren haben<br />
sich jedoch stark verändert.<br />
Moderne Maschinenkonzepte müssen mittlerweile<br />
viel leisten:<br />
– hohe Produktqualität<br />
– hohe Maschinengenauigkeit<br />
– hohe Reproduzierbarkeit<br />
– guter Service<br />
– gute Produktivität<br />
– verschwendungsarme, schlanke Produktion<br />
– hoher Nutzungsgrad der Maschine<br />
– integrativer Systemlieferant<br />
– guter After-Sales-Service<br />
– hohe Flexibilität<br />
– kurze Umrüstzeiten<br />
– kleine Losgrößen bearbeitbar<br />
– instandhaltungsgerechte Maschine<br />
– Total-Cost-of-Ownership (TCO)-Betrachtung<br />
– schnelle Umsetzung von Neuheiten in die Serie<br />
– marktfähige Herstellkosten<br />
– sinkende Preise bei gleichzeitig komplexeren<br />
Produkten<br />
In Zeiten der Krise dürfen Denkansätze durchaus akzentuierter<br />
formuliert werden. Wenn sich dabei der eine oder<br />
andere Gedanke nicht gleich jedem Zuhörer erschließt, ist<br />
das nicht weiter tragisch; man will ja aufrütteln <strong>und</strong> zum<br />
Nachdenken anregen.<br />
So geschehen bei den letzten “Göppinger Maschinenbautagen”<br />
Ende März dieses Jahres. Die Veranstaltung plätscherte gerade<br />
ein wenig vor sich hin, als ein Satz von <strong>VDWF</strong>-Präsident Professor<br />
Thomas Garbrecht bei nicht wenigen Zuhörern schlagartig<br />
zu einer aufrechten Körperhaltung <strong>und</strong> gespitzten Ohren<br />
führte: “Rücken konkret das System Werkzeug- <strong>und</strong> Formenbau<br />
<strong>und</strong> das System Werkzeugmaschine näher zusammen <strong>und</strong><br />
stellt sich der Vertrieb des Werkzeugmaschinenherstellers neben<br />
die Auftragsbeschaffung des Werkzeug- <strong>und</strong> Formenbauers,<br />
um partnerschaftlich dessen Eingang zu erhöhen, dann wird<br />
in dieser Partnerschaft auch kein Mitbewerber eine Werkzeugmaschine<br />
absetzen können.”<br />
Im Klartext forderte Thomas Garbrecht also, dass die lieben<br />
Werkzeugmaschinenhersteller ihre Maschinen dem Werkzeug-<br />
<strong>und</strong> Formenbauer nicht nur hinstellen, sondern auch gleich für<br />
die notwendigen Aufträge sorgen sollten. Hightech ja, aber bitte<br />
mit Mehrwert.<br />
Die Krise macht’s möglich: Neue Ideen braucht das Land. Ob sie<br />
nun gleich so bunt sein müssen wie der Vorschlag des eloquenten<br />
Wissenschaftlers, bleibt dahingestellt. Doch warum nicht?<br />
Der Anstoß geht durchaus in die richtige Richtung. Denn eines<br />
wurde bei der besagten Veranstaltung auch klar: Ein “Weiter<br />
wie bisher” wäre der gr<strong>und</strong>verkehrte Ansatz, um erfolgreich<br />
aus der Krise herauszustarten.<br />
Natürlich hat der deutsche Maschinenbau, allen voran der deutsche<br />
Werkzeugmaschinenbau, aus den Krisen der Vergangenheit<br />
gelernt. “Deutsche Werkzeugmaschinenhersteller sind heute<br />
strukturell besser aufgestellt als in jedem vorangegangenen<br />
Konjunkturabschwung”, beschwört Wilfried Schäfer, Geschäftsführer<br />
des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW),<br />
zu Recht das Potential der Branche. Und: “Sie haben in den<br />
Boomjahren ihre Hausaufgaben gemacht.”<br />
–<br />
–<br />
Anspruchsvolle Spritzwerkzeuge incl.<br />
Bemusterung <strong>und</strong> Erstmusterprüfbericht<br />
Rüstzeitverkürzung auf Vertikalspritzmaschinen<br />
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www.waltherwolf.com<br />
Doch stimmt das wirklich? Mehren sich nicht die Anzeichen<br />
eines neuen Over-Engineerings? Jener “Alles-ist-machbar-<strong>und</strong>möglichst-in-einer-Maschine”-Mentalität,<br />
die sicherlich gefördert<br />
wird durch die Lust am Hightech-Produkt. Vor allem die<br />
Forschungsinstitute – auf deren Zusammenarbeit die Branche<br />
großen Wert legt <strong>und</strong> auch stolz ist – haben in den letzten Jahren<br />
den Trend zu immer ausgefeilteren Maschinenbaulösungen<br />
befördert. Das Ziel war <strong>und</strong> ist, mit Innovationen beim K<strong>und</strong>en<br />
zu punkten. Aber um jeden Preis?<br />
“Vorne ist zu weit hinten” lautet das Motto von Prof. Dr. Hans-<br />
Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Nicht<br />
umsonst ist das hohe Innovationspotential <strong>und</strong> daraus resultierend<br />
die Produktoffensive der letzten Jahre die Stärke der<br />
deutschen Maschinenhersteller <strong>und</strong> gleichzeitig ihr “Unique<br />
Selling Point” (USP) im internationalen Wettbewerb.<br />
Auf der anderen Seite ist es ein schmaler Grat zwischen wirtschaftlichem<br />
Produktionsmittel <strong>und</strong> unwirtschaftlicher Hightech-Maschine.<br />
Denn einer sollte beim Streben nach immer<br />
mehr Technik <strong>und</strong> komplexeren Maschinenstrukturen nicht vergessen<br />
werden: der Anwender. Und den beschäftigen zurzeit<br />
intensiv zwei Themen: Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> Flexibilität.<br />
“Moderne Fertigungssysteme zeichnen sich durch die Notwendigkeit<br />
immer größerer Flexibilität <strong>und</strong> einem damit oft<br />
verb<strong>und</strong>enen hohen Anteil an unproduktiver Nebenzeit aus”,<br />
beschreibt Wolfgang Jütting, Leiter Maschinen-, Werkzeug- <strong>und</strong><br />
Produktionssysteme bei der Daimler AG in Stuttgart, das daraus<br />
entstehende Dilemma.