VDWF im Dialog 2/2007
VDWF im Dialog 2/2007
VDWF im Dialog 2/2007
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<strong>im</strong> <strong>Dialog</strong><br />
Magazin des Verbands Deutscher<br />
Werkzeug- und Formenbauer e.V.<br />
Schenken Sie sich<br />
bei der Kalkulation<br />
reinen Wein ein<br />
Preis 9,50 € Ausgabe 2/07<br />
ISSN 1860-4935 www.vdwf.de
Spielen wir zu viel?<br />
Verbringen Sie auch gerne mehr Zeit als unbedingt nötig in Baumärkten? Für nahezu<br />
jedes Problem in Haus und Garten gibt es inzwischen die tollsten Geräte. Besonders<br />
Elektrohandwerkzeuge sind in den letzten Jahren sehr billig geworden. Das perfekte<br />
Spielzeug für den ambitionierten Gelegenheitshe<strong>im</strong>werker.<br />
Manchmal versuche ich, die Preisbildung für solche Geräte ungefähr nachzuvollziehen:<br />
Kosten für Druckgieß- und Spritzgießwerkzeuge, Elektronik, Montage usw. … Sie haben<br />
das ganz sicher auch schon getan. Am Ende bleibt Erstaunen, das sich schließlich zu<br />
einem Wort verdichtet: China. Und zu einem Gefühl: Frustration. In China gibt es billige<br />
Arbeit, billige Werkzeuge und billige Produkte. Wie können wir als deutsche Hersteller<br />
auf Dauer überleben, wenn andere augenscheinlich gleiche Produkte deutlich billiger<br />
produzieren können?<br />
Andere Frage: Kennen Sie einen Waldarbeiter oder professionellen Handwerker, der billige<br />
Elektrowerkzeuge oder Motorsägen aus dem Baumarkt benutzt? Ich kenne keinen.<br />
Und das hat einen Grund: Geräte aus he<strong>im</strong>ischer Produktion sind über die Lebenszeit<br />
gesehen günstiger. Nicht nach fünfmaliger Benutzung, wie es bei den Billiggeräten fast<br />
üblich ist, sondern erst nach frühestens zehn Jahren sollte sich der Besitzer eines<br />
hochwertigen Gerätes Gedanken über die umweltgerechte Entsorgung machen.<br />
Das Gleiche muss für unsere Werkzeuge gelten: Anschaffungskosten, Prozesssicherheit<br />
und Lebensdauer. Daraus errechnet sich der wahre Wert unserer Produkte. Und unsere<br />
Kunden sind zum Glück keine Baumarktkunden, sondern Profis, die das wissen. Darin<br />
besteht unsere Chance. Wir liefern das günstigere Produkt. Wenn es nicht so wäre,<br />
dann gäbe es uns nicht mehr. Sobald irgendwo auf der Welt Werkzeugmaschinen,<br />
Werkzeuge oder Motorsägen in gleicher Qualität zu günstigeren Preisen produziert<br />
werden, verlieren wir unsere wirtschaftliche Daseinsberechtigung. Diese Erkenntnis<br />
ist ebenso bitter wie einfach. Wir sollten alles dafür tun, dass es nie so weit kommt.<br />
Die Möglichkeiten dazu sind vorhanden. Wir verfügen über die Potentiale, die sich<br />
nicht kopieren lassen: Kreativität und die Fähigkeit zur Innovation.<br />
Haben Sie auch Mitarbeiter oder Kollegen, von denen Sie der Meinung sind, dass sie<br />
zu viel herumspielen und die Werkzeuge mit Dingen versehen wollen, die eigentlich<br />
nicht nötig wären und die die Werkzeuge teuer machen? Wenn ja, dann kann ich Sie<br />
nur beglückwünschen. Zugegeben: manches ist wirklich nicht nötig, vieles zu teuer.<br />
Aber es bleibt etwas zurück. Es ist unsere Fähigkeit zur Innovation, die wir niemals<br />
verlieren dürfen. Spielen Sie weiter.<br />
Es grüßt Sie ganz herzlich<br />
Ulrich Härer<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Härer<br />
Vorstandsmitglied des Verbands Deutscher<br />
Werkzeug- und Formenbauer
Die Abgrenzung der miteinander<br />
konkurrierenden Fertigungsverfahren,<br />
zeigt gezielt die Potentiale<br />
bei der Erzeugung komplexer dreid<strong>im</strong>ensionaler<br />
Formen.<br />
Eine Auswahl an interessanten<br />
Rennmaschinen, die nicht nur<br />
durch ausgekügelte technische<br />
Dateils, sondern auch durch<br />
hervorragendes Design auffallen.<br />
Wer sich aufmacht, um den Beruf<br />
eines Werkzeugmechanikers be<strong>im</strong><br />
europäischen Nachbarn zu ergreifen<br />
kann dabei auf ganz ungewohnte<br />
Ausbildungswege stoßen.<br />
Die Huberbuam – Ihr Name steht<br />
für extremes Bergabenteuer. Die<br />
Berchtesgadener Brüder Alexander<br />
und Thomas Huber zählen zur<br />
Weltspitze des Klettersports.<br />
Innovation und Technik<br />
Senkerodieren: Versteckte Leistungsreserven 31<br />
Drahterodieren: Die neueRobofil 640cc 32<br />
Kalkulation: Transcat Kunststofftechnik GmbH 34<br />
Vergleich: Hochgeschwindigkeitsfräsen und Senkerodieren 77<br />
Polierschleifen: Mit Rost zum Erfolg xx<br />
Fertigungstechnik: Die neue Hermle C 40 Alchemy xx<br />
Unternehmen stellen Neues aus der Branche vor xx<br />
Wissen und Nachwuchs<br />
Ausbildung in Deutschland: Verwaltungsdschungel 6<br />
Ausbildungsmodell der IHK: “Dual mit Wahl” 8<br />
Ausbildung in Europa: Wie bilden die Nachbarn aus? 10<br />
Einweihung: IFP der Hochschule Karlsruhe 12<br />
Wissensspeicher: Das Europäische Patentamt 14<br />
Märkte und Chancen<br />
Marktanalyse: Investieren in Indien xx<br />
Produkt und Design<br />
Hochgezüchtet mit Stil: Die Fahrräder der Tour de France 20<br />
Menschen und Wandel<br />
Antriebe und Ängste: Gespräch mit Alexander Huber xx<br />
Recht und Rahmen<br />
Arbeitssicherheit: Die neue EU-Verordnung “REACH” 30<br />
Verkehr: Rechte und Pflichten des Unternehmers 26<br />
Arbeitsrecht: Gehaltsumwandlung <strong>im</strong> Betrieb 30<br />
Verband und Netzwerk<br />
Firmenvorstellung xx<br />
Neues aus dem Verband xx<br />
Editorial 3<br />
Impressum xx<br />
Vorschau xx<br />
Bildnachweise xx<br />
Die Karlsruher Transcat Kunststofftechnik<br />
GmbH bietet mit ihrer<br />
Softwarelösung CalCard die Möglichkeit<br />
einer transparenten Feinjustierung<br />
sowie der effizienten<br />
Nachkalkulation zu jedem Zeitpunkt<br />
des Herstellungsprozesses.<br />
Mit “Incredible India–unglaubliches<br />
Indien”. wirbt Indiens Regierung<br />
nicht zu Unrecht für das chaotische<br />
und sehr vitale Land.<br />
Eine Behörde, die die Zukunft<br />
organisiert: Das Europäische<br />
Patentamt kümmert sich um<br />
den Transfer des weltweit <strong>im</strong>mer<br />
schneller und flüchtiger gehandelten<br />
Rohstoff “Wissen”.<br />
Die straf- und bußgeldrechtliche<br />
Verantwortlichkeit des Unternehmers<br />
bei Verkehrsdelikten
Wissen und Nachwuchs<br />
Ausbildung in Deutschland:<br />
Verwaltungsdschungel der<br />
Kompetenzen und Gebietsaufteilungen<br />
von Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping<br />
Ende vergangenen Jahres schlossen sich mehrere Firmen des<br />
<strong>VDWF</strong> zusammen, um den Arbeitskreis Ausbildung ins Leben<br />
zu rufen. Ziel dieses Arbeitskreises ist es, die Ausbildung der<br />
jungen Leute, die sich für den Beruf des Werkzeugmechanikers/<br />
der Werkzeugmechanikerin bzw. des Feinwerkmechanikers/<br />
der Feinwerkmechanikerin entschieden haben, zeitgemäß zu<br />
gestalten.<br />
Die Basis für den Arbeitskreis bildete eine Bestandsaufnahme,<br />
wie sich die Ausbildung in den teilnehmenden Betrieben derzeit<br />
darstellt. Im Anschluss daran wurden von den Mitgliedern die<br />
Anforderungen definiert, die ein Auszubildender aus Sicht der<br />
Führungskräfte heutzutage erfüllen sollte, wenn er die Ausbildung<br />
abgeschlossen hat. Ein Abgleich der Anforderungsliste mit<br />
den Ausbildungsordnungen nach BBiG (Berufsbildungsgesetz)<br />
und HwO (Handwerksordnung) ergab, dass die Ziele und die<br />
Lehrplaninhalte nur in wenigen Fällen nicht deckungsgleich<br />
sind.<br />
Vier verschiedene Verwaltungsbezirke bei vier<br />
Institutionen, die mit der Ausbildung beauftragt sind<br />
Als eine der größten Herausforderungen des Arbeitskreises<br />
stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus, dass die Verwaltungsbezirke<br />
der berufsbildenden Institutionen nur unzureichend<br />
deckungsgleich sind. Oberste Instanz für die Berufsschulen sind<br />
in den einzelnen Ländern die Regierungspräsidien, die direkt den<br />
Ministerien für Kultus, Jugend und Sport der Länder unterstellt<br />
sind. In Baden-Württemberg, welches hier exemplarisch als<br />
Beispiel dient, ist die Landesfläche in vier Regierungspräsidiumsbezirke<br />
aufgeteilt.<br />
Problematischer wird die Recherche nach statistischem Material,<br />
wenn neben den Regierungspräsidien, die aufgrund datenschutzrechtlicher<br />
Best<strong>im</strong>mungen und schwieriger Entscheidungskompetenzen<br />
keine Auskunft geben dürfen, die Industrie- und Handelskammern<br />
(IHK) und die Handwerkskammern (HK) angefragt<br />
werden. Nicht nur, dass sich einige Kammervertreter weigern,<br />
die angeforderten Informationen herauszugeben, durch die<br />
Diskrepanz zwischen Regierungspräsidiumsbezirken und HKbzw.<br />
IHK-Bezirken können keine eindeutigen Aussagen zu den<br />
Schülerzahlen in den Regierungspräsidien gemacht werden.<br />
Die einzig verlässliche Quelle, die Schülerzahlen <strong>im</strong> Werkzeugmechaniker-<br />
bzw. Feinwerkmechanikerhandwerk erhebt, ist das<br />
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Dieses Institut<br />
greift auf die Zahlen der Arbeitsämter zurück, wo die Lehrlingsverträge<br />
gemeldet werden müssen. Einziges Hindernis ist auch<br />
bei diesen Zahlen, dass sich die Arbeitsagenturbezirke weder<br />
mit den IHK- und HK-Bezirken noch mit den Regierungspräsidiumsbezirken<br />
decken.<br />
Erfahrungen zusammentragen und gemeinsam<br />
Lösungen erarbeiten<br />
Da die momentane Situation der Werkzeug- und Formenbaulehrlinge<br />
ein Thema ist, welches nicht nur die Firmen an sich,<br />
sondern die gesamte Gesellschaft etwas angeht, möchten wir<br />
gemeinsam mit den Regierungspräsidien, den Industrie- und<br />
Handelskammern und den Handwerkskammern eine Lösung<br />
erarbeiten, wie das Thema Ausbildung <strong>im</strong> Werkzeug- und Formenbau<br />
für alle Beteiligten zufriedenstellend gelöst werden kann.<br />
Parallel dazu rufen wir alle Werkzeug- und Formenbauer auf,<br />
sich aktiv an diesem Prozess zu beteiligen. Teilen Sie uns per Fax,<br />
per Mail oder per Post an die Geschäftsstelle, unter dem Stichwort<br />
“Ausbildung”, Ihre Erfahrungen und Probleme mit, damit<br />
der Verband diese in die Diskussion einbringen kann. Helfen<br />
Sie uns durch Ihre aktive Mitarbeit, damit wir gemeinsam stark<br />
sein können. | Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping, Schwendi<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
Bremen<br />
Hamburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Niedersachsen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 7<br />
1996 1998 2000 2002 2004 2006<br />
Lehrlingszahlen der <strong>im</strong> Werkzeug- und<br />
Formenbau relevanten Berufsbilder (Werkzeugmechaniker/-in,<br />
Feinwerkmechaniker/<br />
-in, Schneidwerkzeugmechaniker/-in, Werkzeugmacher/-in)<br />
Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn
8 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Kein einheitliches europäisches “Werkzeug”–<br />
die Ausbildung zum Werkzeugmechaniker<br />
von Udo Mathee<br />
Wohl kaum ein Reisender möchte zurück<br />
zu einem Europa der Schlagbäume und<br />
Zollkontrollen. Und wer schon einmal<br />
auf der Autofahrt von Amsterdam nach<br />
Rom gleich vier verschiedene Landeswährungen<br />
hat mitführen müssen, weiß<br />
den Euro zu schätzen. Die europäische<br />
Einigung ermöglicht uns eine große Freiheit<br />
– und zwar nicht nur für die Ferien.<br />
So fördert z.B. das deutsch-französische<br />
Sekretariat in Saarbrücken (www.dfssfa.org)<br />
den Austausch zur beruflichen<br />
Bildung zwischen diesen beiden Partnerländern.<br />
Wohl wissend, dass ohne solche<br />
unterstützenden Programme ein Wechsel<br />
manchmal recht mühselig werden kann,<br />
denn Europa ist und bleibt trotz allem<br />
sehr vielfältig. Dies zeigt sich z.B. in der<br />
handwerklichen Ausbildung.<br />
Wer sich aufmacht, um den Beruf eines<br />
Werkzeugmechanikers zu ergreifen, und<br />
zwar nicht in der he<strong>im</strong>atlichen Region,<br />
sondern vielleicht be<strong>im</strong> europäischen<br />
Nachbarn gegenüber, kann dabei auf ganz<br />
ungewohnte Ausbildungswege stoßen.<br />
So ist unser duales System, also das<br />
Zusammenspiel von Betrieb und Berufsschule,<br />
in ähnlicher Form vor allem in<br />
Österreich und der Schweiz zu finden.<br />
In Frankreich dagegen oder in Finnland<br />
sind die Ausbildungssysteme viel mehr<br />
verschult. Und in Italien existiert, mit<br />
der Ausnahme von Südtirol, überhaupt<br />
keine spezifische Werkzeugmechanikerausbildung,<br />
so dass man dort eher von<br />
einem “freien” Beruf spricht.<br />
Dieses duale System aus Lernen und<br />
Arbeiten setzt auf “Learning by doing”,<br />
so dass Praxisschocks nach der Ausbildung<br />
verhindert werden. Es bildet in den<br />
schon genannten Ländern die wichtigste<br />
Säule der beruflichen Bildung und genießt<br />
weltweit einen guten Ruf. So führt der<br />
Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />
(DIHK) die um die Hälfte geringere<br />
Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland<br />
gegenüber Frankreich auf dieses duale<br />
System zurück. (Siehe Broschüre “Pakt<br />
sucht Partner”, 2005)<br />
Die Ausbildung zum Werkzeugmechaniker<br />
definiert sich in Deutschland als ein<br />
sogenannter Monoberuf, dessen Differenzierungen<br />
in Fachrichtungen wie<br />
Stanz- und Umformtechnik, Instrumententechnik<br />
oder Vorrichtungstechnik<br />
in den jeweiligen Betrieben erfolgen.<br />
Obwohl man in Österreich den Lehrabsolventen<br />
natürlich auch eine möglichst<br />
große Mobilität am Arbeitsmarkt geben<br />
möchte, finden sich hier trotzdem zwei<br />
Ausbildungsrichtungen. Dies sind die<br />
Werkzeugbautechnik mit einer dreieinhalbjährigen<br />
Lehrzeit, welche laut dem<br />
Berufs-Informations-Comuter (www.bic.at)<br />
doch mehr die Stanz- und Schneidetechnik<br />
zum Schwerpunkt hat, und die<br />
Werkzeugmechanik mit vier Jahren. In<br />
beiden Berufen übern<strong>im</strong>mt der Betrieb<br />
80 Prozent der Ausbildung und 20 Prozent<br />
die Berufsschule.<br />
In der Schweiz dagegen betrachtet man<br />
den Ausbildungsberuf Werkzeug- und<br />
Formenbau als eine Spezialisierung des<br />
Polymechanikers. Dies ist eine vierjährige<br />
Ausbildung, bei der <strong>im</strong> theoretischen Teil<br />
auf Wunsch die Berufsmaturität (Fachabitur)<br />
zusätzlich miterworben werden<br />
kann. So werden <strong>im</strong> Jahr <strong>2007</strong> in allen<br />
Kantonen 1850 Polymechaniker/-innen<br />
ausgebildet, davon sind ca. 10 Prozent<br />
Werkzeugmechaniker. Die Spezialisierung<br />
des Polymechanikers zum allgemeinen<br />
Werkzeugmechaniker beginnt <strong>im</strong> dritten<br />
Jahr mit der Schwerpunktausbildung.<br />
Genauer betrachtet besteht aber in der<br />
Schweiz eine triale Ausbildung. Denn<br />
neben der betrieblichen Praxis und der<br />
Berufsschule legt man dort ein großes<br />
Gewicht auf vertiefende überbetriebliche<br />
Kurse.<br />
Um diesen Ansprüchen zu genügen,<br />
wird in der Schweiz ein Sekundarschulabschluss<br />
gefordert, der unserem Realschulabschluss<br />
gleichzusetzen ist. Zusätzlich<br />
wird von den meisten Betrieben ein<br />
Test (www.basic-check.ch) verlangt, der<br />
den Firmen ermöglicht, die Zeugnisnoten<br />
entsprechend einzuordnen. Außerdem<br />
wird die Methodenkompetenz und die<br />
Haltung der Jugendlichen oft noch durch<br />
eine Schnupperlehre hinterfragt. Trotzdem<br />
gibt es noch offene Lehrstellen. Auch<br />
hat der dortige Arbeitsmarkt nach einer<br />
Information der Arbeitgebervereinigung<br />
“Swissmem” einen deutlich größeren<br />
Bedarf an Polymechanikern, als zurzeit<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Mit diesem konjunkturellen Aspekt zeigt<br />
sich gleichzeitig der allgemeine Nachteil<br />
eines dualen oder trialen Systems. Denn<br />
durch die enge Bindung an die wirtschaftliche<br />
Entwicklung finden in schlechteren<br />
Zeiten weniger junge Menschen einen<br />
Ausbildungsplatz. Um aber auch diese<br />
Schulabsolventen “von der Straße zu<br />
holen”, geht man in Frankreich einen<br />
anderen Weg. “Nur wenn Ihr Kind wirklich<br />
weiß, dass es Werkzeugmechaniker<br />
werden will”, heißt es sinngemäß auf der<br />
Website www.studyrama.com, sollte es<br />
den betrieblichen Weg gehen. Wenn es<br />
aber mehr die Schule vorzieht, dann wäre<br />
eine theoretische Ausbildung vorteilhafter.<br />
Beide Wege dauern nur zwei Jahre.<br />
Die praktische Ausbildung nennt sich<br />
“Le certificat d’aptitude professionnelle”<br />
(CAP) und bietet dem angehenden<br />
Werkzeugmechaniker zwei Richtungen,<br />
nämlich den allgemeinen Werkzeugund<br />
Formenbau und die Stanztechnik.<br />
Der Anteil der Berufsschule bewegt sich<br />
dabei zwischen 35 und 50 Prozent.<br />
Der theoretische Weg “Le brevet d’études<br />
professionnelles” (BEP) bietet sogar drei<br />
Spezialisierungen. Neben dem Werkzeugund<br />
Formenbau gibt es noch die Umformtechnik<br />
(chaudronnerie) und den Vorrichtungsbau<br />
(structures métalliques). Jedoch<br />
besteht das erste Jahr an diesen Berufsfachschulen<br />
in Vollzeitform aus Theorie<br />
und allgemeiner Bildung und <strong>im</strong> zweiten<br />
finden dann die jeweils mehrwöchigen<br />
Praktika statt. Beiden Wegen kann noch<br />
das Bac pro (baccalauréat professionnel)<br />
angehängt werden. Dieser zweijährige<br />
Zusatz entspricht unserem Fachabitur.<br />
Der deutsche Facharbeiterbrief wird zwar<br />
in Frankreich individuell anerkannt, aber<br />
<strong>im</strong> Gegenzug stellt sich natürlich die<br />
Frage, in welchem Umfang Unternehmen,<br />
die von den Standards des dualen Systems<br />
geprägt sind, französische Werkzeugmechaniker<br />
mit solchen kurzen bzw.<br />
theoretischen Ausbildungswegen überhaupt<br />
einsetzen können.<br />
Für eine dritte europäische Ausbildungsalternative<br />
soll hier das Beispiel Italien<br />
dienen. Während in der autonomen Provinz<br />
Südtirol die duale Ausbildung zum<br />
Werkzeugmechaniker in der Industrie<br />
drei Jahre dauert und <strong>im</strong> Handwerk sogar<br />
noch fünf Jahre, ist die Ausbildung <strong>im</strong><br />
übrigen italienischen Staatsgebiet weniger<br />
spezifiziert. Nach einer Information<br />
der Handwerkskammer in Bozen gibt es<br />
dort keine vergleichbare Ausbildung an<br />
Berufsschulen. Die Fächer sind weniger<br />
berufsspezifisch und die Lehrlinge haben<br />
viel weniger theoretischen Unterricht, der<br />
außerdem mit denen anderer verwandter<br />
Berufe erfolgt.<br />
Was kann man also jemandem raten, der<br />
Werkzeugmechaniker werden und Berufserfahrungen<br />
jenseits der eigenen Landesgrenzen<br />
machen will? Vielleicht nur eins:<br />
Zu lernen und gut zu werden – gleich an<br />
welchem Ort – und <strong>im</strong>mer aufzubrechen,<br />
um weiter zu lernen, denn Europa bleibt<br />
vielfältig und spannend. Nicht nur in den<br />
Ferien. | Udo Mathee, Coesfeld<br />
Österreich<br />
Ausbildungsberufe<br />
Werkzeugmechaniker<br />
Werkzeugbautechniker<br />
Spezialisierung<br />
in den Betrieben<br />
Ausbildungszeit<br />
4 bzw. 3,5 Jahre<br />
Voraussetzung<br />
Pflichtschule<br />
Berufsschule<br />
Duales System,<br />
Schulanteil: 20 Prozent<br />
Prüfungskommission<br />
Wirtschaftskammern<br />
der Bundesländer<br />
Anerkennung<br />
Abkommen z.B. mit<br />
Deutschland, Südtirol,<br />
Tschechien, Ungarn<br />
Informationen<br />
www.bic.at<br />
Schweiz<br />
Polymechaniker<br />
Werkzeugmechaniker<br />
in den Betrieben<br />
4 Jahre<br />
“Realschulabschluss”,<br />
Basis-Check<br />
Triales System: Betrieb,<br />
Berufsschule und überbetriebliche<br />
Kurse<br />
Berufsexpertenkommission<br />
der Swissmem<br />
(Arbeitgeberverband<br />
der Maschinen, Elektround<br />
Metallindustrie)<br />
Individuelle Anerkennungsverfahren<br />
www.swissmem.ch<br />
Südtirol<br />
Werkzeugmechaniker<br />
in den Betrieben<br />
5 Jahre Handwerk,<br />
3 Jahre Industrie<br />
Alter: 15 Jahre,<br />
9 Jahre Pflichtschule<br />
Duales System,<br />
9 Wochen Schule/Jahr<br />
In der Berufsschule,<br />
mit Vertretern von<br />
Schule, Arbeitgeber,<br />
Innung und<br />
Gewerkschaft<br />
Abkommen z.B. mit<br />
Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz<br />
www.provinz.bz.it<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 9<br />
Frankreich<br />
CAP (praktisch)<br />
BEP (theoretisch)<br />
CAP (Werkzeugbau,<br />
Stanztechnik)<br />
BEP (Werkzeugbau,<br />
Umformtechnik,<br />
Vorrichtungsbau)<br />
Je zwei Jahre, dann<br />
Bac Pro (Fachhochschulreife)<br />
Mittlere Reife<br />
Duales System,<br />
35 bis 50 Prozent<br />
Schule oder Vollzeitschulen<br />
mit Praktika<br />
Erziehungsministerium<br />
Gegenseitige<br />
Anerkennung von<br />
Facharbeiterbrief<br />
und Bac pro<br />
www.studyrama.com<br />
www.dfs-sfa.org
10 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
“Dual mit Wahl” – ein Modell der IHK-Organisation<br />
zur Reform der betrieblichen Ausbildung<br />
von Ewald Schamel, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />
Die duale Ausbildung ist seit Jahrzehnten<br />
eine bewährte und bedeutsame Quelle<br />
für den Fachkräftenachwuchs in Deutschland.<br />
Sie garantiert eine hochwertige,<br />
bundesweit einheitliche berufliche Qualifizierung<br />
– und somit die Mobilität<br />
von Arbeitskräften und deren Einsatz<br />
in Unternehmen. Eine zentrale Stärke<br />
des betrieblichen Bildungssystems ist<br />
seine Verankerung in der betrieblichen<br />
Praxis – und zwar vom Fünf-Mann-<br />
Betrieb bis zum großen DAX-Unternehmen.<br />
Dadurch gelingt es dem dualen<br />
System, die Ausbildungsinhalte mit<br />
der technischen Entwicklung à jour zu<br />
halten. Das Resultat: Absolventen finden<br />
anschließend gut eine Beschäftigung –<br />
weit besser als in Ländern, in denen rein<br />
schulische Ausbildungsformen dominieren.<br />
Hierzulande absolvieren 60 Prozent<br />
eines Jahrgangs eine betriebliche Ausbildung;<br />
insgesamt sind das zurzeit 1,6<br />
Millionen junge Menschen.<br />
Die Herausforderungen an das duale<br />
System<br />
Um diese Bilanz auch für die Zukunft<br />
zu sichern, muss die berufliche Bildung<br />
Herausforderungen bewältigen, die durch<br />
die Wissensgesellschaft und den technischen<br />
Fortschritt auf sie zukommen.<br />
Die betriebliche Ausbildung steht unter<br />
Wettbewerbsdruck: Immer mehr wenden<br />
sich leistungsstarke Jugendliche den<br />
Hochschulen zu. Bereits heute ist zugleich<br />
in Teilbereichen ein Mangel an betrieblich<br />
qualifizierten Fachkräften am deutschen<br />
Arbeitsmarkt zu beobachten. Im Zuge<br />
der demografischen Entwicklung könnte<br />
sich dieser noch ausweiten. Folglich muss<br />
das System der beruflichen Ausbildung<br />
noch stärker als bisher für Jugendliche<br />
und für Ausbildungsbetriebe attraktiv<br />
werden.<br />
Die Alterung und Schrumpfung der<br />
Gesellschaft erfordert, dass lebenslang<br />
in die “Köpfe” investiert wird. Denn:<br />
Je weniger wir werden, desto besser<br />
müssen wir das Potential der arbeitsfähigen<br />
Menschen nutzen. Die Berufsausbildung<br />
muss die Basis für ein erfolgreiches<br />
Berufsleben legen und zugleich<br />
den Startschuss für das lebenslange<br />
Lernen in der Arbeitswelt geben. Eine<br />
bessere Verknüpfung mit Weiterbildung<br />
und Höherqualifizierung ist deshalb<br />
wichtig.<br />
Der technische Fortschritt und die zunehmende<br />
Arbeitsteilung haben zu <strong>im</strong>mer<br />
differenzierteren, teilweise branchenspezifischen<br />
Berufen geführt. Die Folge<br />
ist, dass in der aktuell bestehenden<br />
Differenzierung der Berufsbilder und <strong>im</strong><br />
Zuge des Rückgangs der Schulabgängerzahlen<br />
wird ein flächendeckender Berufsschulunterricht<br />
kaum mehr gewährleistet<br />
werden können. Bei der Modernisierung<br />
der Berufsbilder wurde insgesamt auf<br />
die alten Berufe “aufgesattelt”, neue<br />
Berufe wurden “überladen”. Insgesamt<br />
sind die Ausbildungsordnungen heute<br />
oft überfrachtet, berufstypische Fachqualifikationen<br />
kommen zugleich zu kurz.<br />
Des Weiteren kann häufig ein Betrieb<br />
allein die Fülle an Anforderungen von<br />
Ausbildungsberufen nicht mehr bewältigen.<br />
Vereinzelt wird gefordert, anstatt<br />
allgemeiner Berufe betriebsindividuelle<br />
Ausbildungen und Abschlüsse einzuführen.<br />
Die unerwünschten Nebenwirkungen:<br />
Ausbildungsabschlüsse ließen sich kaum<br />
mehr vergleichen; die Arbeitsmarktbefähigung<br />
der ausgebildeten Jugendlichen<br />
würde sinken.<br />
Somit stellt sich die Frage, welche Qualifikationen<br />
in der ersten beruflichen Phase<br />
unbedingt erforderlich sind und welche<br />
<strong>im</strong> weiteren Prozess des lebenslangen<br />
Lernens erworben werden sollten.<br />
Auswahlmodell der IHK-Organisation:<br />
“Dual mit Wahl”<br />
Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen<br />
Herausforderungen hat die IHK-Organisation<br />
einen Vorschlag zur Reform der<br />
Berufsausbildung erarbeitet.<br />
Bei dem Modell “Dual mit Wahl” werden<br />
in einem ersten Abschnitt, der zwischen<br />
einem und zwei Jahren dauert, grundlegende<br />
Qualifikationen einer Branche<br />
oder Berufsgruppe vermittelt. Damit<br />
kann ein Teil der Regelausbildungszeit<br />
bei verwandten Berufen inhaltlich gleich<br />
gestaltet werden. Das bedeutet, dass der<br />
erste Ausbildungsabschnitt z.B. für alle<br />
industriellen Metallberufe (Industriemechaniker,<br />
Konstruktionsmechaniker,<br />
Werkzeugmechaniker etc.) gleich ist.<br />
Ein gemeinsamer Berufsschulunterricht<br />
wird somit ermöglicht.<br />
In einem zweiten Ausbildungsabschnitt,<br />
der bis zum Abschluss der Berufsausbildung<br />
dauert, entwickeln die Jugendlichen<br />
dann die Kompetenzen, die zur Ausübung<br />
eines best<strong>im</strong>mten Berufs befähigen.<br />
Beispielsweise werden dem angehenden<br />
Industriemechaniker Kompetenzen in<br />
der Instandhaltung und der Produktionstechnik<br />
vermittelt, wohingegen be<strong>im</strong><br />
Konstruktionsmechaniker hier Themen<br />
wie Trennen, Umformen und Schweißen<br />
anstehen.<br />
In dieser Phase besteht dann zugleich<br />
die Möglichkeit, dass die Ausbildung<br />
den betriebsspezifischen Anforderungen<br />
und Möglichkeiten Rechnung trägt:<br />
Der Betrieb kann hierbei aus einem –<br />
je nach Beruf unterschiedlichen – Paket<br />
eine best<strong>im</strong>mte Anzahl an Modulen<br />
wählen. Dieses Paket deckt alle berufstypischen<br />
Kompetenzen des jeweiligen<br />
Berufs ab.<br />
Am Ende jeder Ausbildung steht dann –<br />
nach wie vor – eine bundesweit anerkannte<br />
öffentlich-rechtliche Abschlussprüfung.<br />
Das Modell ermöglicht Berufsabschlüsse<br />
sowohl für zwei- als auch für dreijährige<br />
Berufe. Wird die Ausbildung nach dem<br />
ersten Berufsabschluss fortgeführt,<br />
werden die bereits erworbenen Kompetenzen<br />
angerechnet. Ebenso verhält es<br />
sich, wenn Absolventen innerhalb einer<br />
Berufsgruppe wechseln wollen. Beispielsweise<br />
kann der Industriemechaniker den<br />
ersten Ausbildungsabschnitt anrechnen<br />
lassen, wenn er eine Ausbildung zum<br />
Konstruktionsmechaniker beginnen<br />
möchte.<br />
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,<br />
dass leistungsstarke Jugendliche freiwillige<br />
Zusatzqualifikationen schon<br />
während ihrer eigentlichen Ausbildung<br />
erlangen, soweit es der jeweilige Betrieb<br />
ermöglichen kann. Die Bausteine dieser<br />
Zusatzqualifikation können branchenoder<br />
betriebsspezifischer Art sein – oder<br />
aus dem Bereich der <strong>im</strong> zweiten Ausbildungsabschnitt<br />
nicht gewählten Module<br />
entstammen. Damit wird gleichzeitig ein<br />
fließender Übergang in die berufliche<br />
Weiterbildung und Höherqualifizierung<br />
gefördert.<br />
“Dual mit Wahl” verbindet die<br />
Stärken des bewährten Systems mit<br />
den Anforderungen der betrieblichen<br />
Realität:<br />
– Die Ausgebildeten sind in ihrem Beruf<br />
anerkanntermaßen bundesweit qualifiziert.<br />
Dies erhöht die Beschäftigungschancen<br />
der Jugendlichen und stärkt<br />
die gesamtwirtschaftliche Wirtschaftsleistung.<br />
– Jugendliche sind in ihrer beruflichen<br />
Orientierung flexibler: Denn die <strong>im</strong><br />
Verlauf einer Ausbildung erworbenen<br />
Kompetenzen können in der Weiterbildung<br />
oder in anderen Ausbildungsberufen<br />
angerechnet werden, was <strong>im</strong><br />
Übrigen auch die Zahl an Ausbildungsabbrechern<br />
sinken ließe.<br />
– Das Reformmodell macht das duale<br />
System auch für leistungsstärkere<br />
Jugendliche attraktiver, indem es durch<br />
Zusatzangebote frühzeitig Perspektiven<br />
für die Aufstiegsfortbildung bietet.<br />
– Das IHK-Modell knüpft an die bewährten<br />
Strukturen der dualen Ausbildung an.<br />
Es kann sofort umgesetzt werden. Änderungen<br />
des Berufsbildungsgesetzes sind<br />
nicht erforderlich.<br />
– Der erste Ausbildungsabschnitt vermittelt<br />
gemeinsame Kernkompetenzen einer<br />
Berufsgruppe und ermöglicht so selbst<br />
bei sinkenden Lehrlingszahlen einen<br />
betriebsnahen Berufsschulunterricht.<br />
– Die Betriebe erhalten eine flexibilisierte<br />
Ausbildung, indem sich die Zusammensetzung<br />
der Module <strong>im</strong> zweiten Ausbildungsabschnitt<br />
an den betriebsspezifischen<br />
Notwendigkeiten und Erfordernissen<br />
orientiert.<br />
– Das Reformmodell bietet die Chance<br />
einer sinnvollen Entschlackung von<br />
Ausbildungsinhalten. Zudem können<br />
Berufsbilder bei geänderten betrieblichen<br />
Anforderungen schneller als bisher aktualisiert<br />
werden, da Änderungen in einem<br />
Modul die anderen Module unberührt<br />
lässt.<br />
– Die bessere Anrechenbarkeit erworbener<br />
und geprüfter Kompetenzen verhindert<br />
unerwünschte Doppelungen von Lernzeiten.<br />
–<br />
Anders als in voll modularisierten Systemen<br />
mit innerbetrieblichen Teilprüfungen<br />
bleibt es bei den transparenten bundesweit<br />
einheitlichen Abschlussprüfungen.<br />
Nicht ohne Grund ist <strong>im</strong> schulischen<br />
Bereich schon seit längerem ein Trend<br />
hin zu einheitlichen Prüfungsinhalten<br />
zu beobachten.<br />
Die bundesweit einheitlichen Prüfungen<br />
des IHK-Modells verursachen keine<br />
neuen bürokratischen Lasten. Besonders<br />
die vielen kleinen und mittleren Unternehmen<br />
würden bei betriebsintern abzuhaltenden<br />
Prüfungen einen vergleichsweise<br />
hohen bürokratischen Mehraufwand<br />
zu leisten haben. | Ewald Schamel,<br />
Villingen-Schwenningen<br />
profilgebundene<br />
Kompetenzen<br />
unternehmensspezifische<br />
Module von<br />
3 bis 6 Monaten<br />
Kernkompetenzen<br />
grundlegende<br />
Qualifikation für<br />
eine Branche oder<br />
Berufsgruppe<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 11<br />
Aufstiegsfortbildung<br />
Berufsabschluss Zusatzqualifikation<br />
profilgebundene<br />
Kompetenzen<br />
nicht gewählte<br />
Module aus der<br />
Ausbildung<br />
Zusatzqualifikationen<br />
für unterschiedliche<br />
Berufe<br />
geeignete,<br />
branchen- und<br />
berufsspezifische<br />
Module<br />
Ausbildung Weiterbildung
12 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Einweihung des Instituts für Fertigungstechnik<br />
und Produktion (IFP) der Hochschule Karlsruhe<br />
von M. Sc. Dipl.-Ing. (FH) Markus Munz<br />
Prof. Dr. Rüdiger Haas, Leiter das Instituts <strong>im</strong><br />
Gespräch mit Willi Schmid, Geschäftsführer<br />
des <strong>VDWF</strong>.<br />
Am Freitag, 27. April <strong>2007</strong>, wurde das Institut für Fertigungstechnik<br />
und Produktion (IFP) der Hochschule Karlsruhe – Technik<br />
und Wirtschaft feierlich eingeweiht.<br />
Das Institut für Fertigungstechnik und Produktion ging unter<br />
Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Haas 2006 aus dem 2002 an der<br />
Hochschule gegründeten Produktionstechnischen Labor hervor.<br />
Zu seinem einjährigen Jubiläum kann das Institut auf eine<br />
Unterstützung seitens der Industrie <strong>im</strong> Umfang von insgesamt<br />
zwei Millionen Euro zurückblicken. “Mit der augenblicklichen<br />
Ausstattung zählt das Institut zu den modernsten seiner Art<br />
in der gesamten deutschen Hochschullandschaft”, bestätigt<br />
Institutsleiter Prof. Dr. Rüdiger Haas nicht ohne Stolz.<br />
Hauptaufgabe des Instituts ist die praktische Ausbildung von<br />
Maschinenbaustudierenden der Vertiefungsrichtungen Produktion<br />
und Konstruktion sowie die anwendungsorientierte<br />
Forschung <strong>im</strong> Bereich der Fertigungstechnik und Produktion.<br />
“Voraussetzung für eine praxisorientierte ingenieurwissenschaftliche<br />
Hochschulausbildung ist eine moderne Labor- und Institutsausstattung”,<br />
so Rektor Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, “diese<br />
ist für die Hochschule aber auch ein erheblicher Kostenfaktor,<br />
den sie nicht allein aus eigenen Mitteln finanzieren kann. Für<br />
die Bereitstellung hochwertiger Maschinen in beträchtlichem<br />
Wert sind wir daher unseren Kooperationspartnern in der Industrie<br />
ausgesprochen dankbar. Diese privatwirtschaftliche Unterstützung<br />
trägt ganz wesentlich dazu bei, dass die Hochschule<br />
ihren Studierenden eine zeitgemäße Ingenieurausbildung bieten<br />
kann.” Insbesondere gehören hierbei kleinere und mittelständische<br />
Unternehmen des Werkzeug- und Formenbaus zu den<br />
Projektpartnern des Instituts. Für diese wurde auch das Karlsruher<br />
Werkzeug- und Formenbauforum (KaWF) gegründet,<br />
das mehrmals jährlich mit Fachtagungen, Intensivseminaren<br />
und Workshops Neuerungen, aktuelle Problemstellungen und<br />
Lösungsmöglichkeiten innerhalb des Werkzeug- und Formenbaus<br />
aufgreift.<br />
Mit der hochmodernen Institutsausstattung können die Studierenden<br />
der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik mit den<br />
aktuellsten Schlüsseltechnologien des Werkzeug- und Formenbaus<br />
vertraut gemacht werden. Am Institut stehen damit alle<br />
<strong>im</strong> Werkzeug- und Formenbau üblichen Bearbeitungsverfahren<br />
zur Verfügung. Die Mitarbeiter und Studierenden können so<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 13<br />
die Prozesse und Abläufe in einer industriellen Produktion direkt<br />
nachvollziehen und Problemlösungen unter realen Bedingungen<br />
erarbeiten. “Der Einsatz modernster Maschinen ist für die<br />
Aktualität einer praxisorientierten, ingenieurwissenschaftlichen<br />
Hochschulausbildung besonders wichtig”, so Prof. Dr. Rüdiger<br />
Haas der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik sowie<br />
dortiger Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Produktion,<br />
“doch die Entwicklungszyklen der Maschinen <strong>im</strong> Werkzeug-und<br />
Formenbau sind inzwischen so kurz, dass eine solche<br />
Maschine nach zwei, drei Jahren nicht mehr dem aktuellsten<br />
Stand entspricht.“ Aus hochschuleigenen Finanzmitteln ist<br />
jedoch ein Neuerwerb solcher Maschinen in diesen zeitlichen<br />
Abständen nicht möglich. Das Problem konnte am IFP der<br />
Hochschule Karlsruhe in einzigartiger Form gelöst werden:<br />
Namhafte Maschinenbauunternehmen stellen dem Institut<br />
modernste Maschinen als Leihgabe zur Verfügung und sorgen<br />
für entsprechende Programme und Betriebsmittel. “Dies entspricht<br />
einem völlig neuen Konzept”, betont Rektor Prof. Dr.<br />
Karl-Heinz Meisel, “mit dem wir in Zusammenarbeit mit Industriepartnern<br />
die Aktualität unserer Hochschulausbildung auch<br />
längerfristig sicherstellen können.” Die Maschinen werden der<br />
Hochschule als Leihgabe auf unbest<strong>im</strong>mte Zeit zur Verfügung<br />
gestellt. Nach zwei bis drei Jahren werden sie von den beteiligten<br />
Unternehmen gegen die entsprechenden Nachfolgemodelle<br />
ausgetauscht.<br />
Welcher Stellenwert dem Institut und seiner Ausstattung<br />
inzwischen in Hochschul- und Industriekreisen beigemessen<br />
wird, verdeutlicht unter anderem die Anwesenheit eines Ehrengastes<br />
zur feierlichen Inbetriebnahme: Artur Fischer – auf ihn<br />
geht nicht nur der nach ihm benannte “Fischer-Dübel” zurück,<br />
sondern mit 1080 Patenten und 5867 Schutzrechten ist der<br />
Unternehmer einer der erfolgreichsten Erfinder weltweit. Ebenfalls<br />
konnte der Ministerialrat Dr. Hanno Schnarrenberger als<br />
Gast begrüßt werden, der von dieser Art der Partnerschaft<br />
überzeugt war und betonte, dass das Land Baden-Württemberg<br />
in Zukunft diese Art der Forschungskooperation gezielt fördern<br />
möchte. Natürlich zählten auch zahlreiche Industrievertreter,<br />
Partner und Sponsoren des Instituts zu den Gästen an diesem<br />
Tag.<br />
Das Nachmittagsprogramm war den Studentinnen und Studenten<br />
sowie allen Mitarbeitern der Hochschule gewidmet, die die<br />
Chance hatten, sich über die aktuellen Maschinen, die Forschungsschwerpunkte<br />
sowie Möglichkeiten einer Mitarbeit<br />
am Institut zu informieren. | M. Sc. Dipl.-Ing. (FH) Markus Munz,<br />
Karlsruhe<br />
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14 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Keine normale Behörde:<br />
Das Europäische Patentamt, ein internationaler<br />
Wissensspeicher in München<br />
von Claus Kaelber, München<br />
Die Idee zählt: Neben komplizierten technischen<br />
Patenten werden auch <strong>im</strong>mer wieder scheinbar<br />
“einfache” Ideen als Gebrauchs- und Geschmacksmuster<br />
geschützt. Am Beispiel zweier konsequent<br />
durchdachter Objekte aus der Sammlung<br />
der Designprofessoren Carmen und Urs Greutmann<br />
von der Akademie der Bildenden Künste<br />
München lässt sich erkennen, dass ein cleveres<br />
Konzept und eine entsprechend gute Gestaltung<br />
einem Produkt zu einer eigenständigen Qualität<br />
verhelfen können. Der Grundstein für den späteren<br />
wirtschaftlichen Erfolg ist gelegt.<br />
Silikon-Pillendose mit Filmscharnier: Der Verschluss<br />
stülpt sich be<strong>im</strong> Öffnen nach unten<br />
weg und bildet eine Mulde für den Inhalt.<br />
Vorteil: Das Behältnis lässt sich leicht mit einer<br />
Hand öffnen.<br />
Faltrasierer: Das Produkt verpackt sich selbst.<br />
Der Rasierer wird durch Filmscharniere an vordefinierten<br />
Stellen gefaltet, das Produkt benötigt<br />
nur ein Min<strong>im</strong>um an Platz. Interessanter Nebeneffekt:<br />
Die Handhabung des Objekts reizt den<br />
Spieltrieb. Wir wissen, wovon wir sprechen.<br />
Die nachlassende Anspannung ist den Gesichtern anzusehen.<br />
Alle denkbaren Verkehrswege, die vom Empfang in die Tiefe<br />
des Gebäudes führen, sind durch mobile Absperrungen, wie man<br />
sie vom Sicherheitscheck auf den Flughäfen kennt, klar gekennzeichnet.<br />
Niemand soll sich verlaufen oder zum unerwarteten<br />
Sicherheitsproblem werden. Das spezialisierte Personal trägt<br />
dunkle Anzüge und die obligatorischen Knöpfe in den Ohren,<br />
aber in ein paar Stunden wird wieder die Normalität des Büroalltags<br />
einziehen. Gestern war Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
zu Besuch, heute morgen hielt der Industriekommissar der<br />
Europäischen Union, Günter Verheugen, einen Vortrag. Ein<br />
nicht alltägliches Programm, aber das Europäische Patentamt<br />
(EPA) in München feiert gerade seinen 30. Geburtstag. In der<br />
Wahrnehmung der Öffentlichkeit handelt es sich um eine<br />
unauffällige, distanziert und leise arbeitende Einrichtung,<br />
von der viele Menschen <strong>im</strong> Grunde nicht so genau wissen, was<br />
dort eigentlich gemacht wird. Etwas mit Patenten, nur auf<br />
europäischer Ebene.<br />
Allein aus dem Namen Auftrag und Selbstverständnis des<br />
Europäischen Patentamts abzuleiten führt aber schon fast in<br />
die falsche Richtung. Denn eine europäische Behörde, in irgendeiner<br />
Form dem Brüsseler Verwaltungsapparat unterstellt, ist<br />
die Einrichtung keinesfalls. Auf Eigenständigkeit und separate<br />
Verantwortungen, auch in finanziellen Dingen, legt man betont<br />
großen Wert. Vizepräsident Thomas Hammer unterstreicht die<br />
Bedeutung des Amtes über die nationalen Landesgrenzen hinweg,<br />
verweist aber gleichzeitig auf die besonderen Aufgaben der<br />
jeweiligen nationalen Einrichtungen, die besonders für kleinere<br />
Unternehmen, Betriebe und Einzelpersonen die erste Anlaufstelle<br />
sind. Beide Organisationen eint freilich ein recht komplexes<br />
Regelwerk <strong>im</strong> Verwaltungsablauf zwischen Patentanmeldung,<br />
Prüfung, Bescheid und schließlich der Dokumentation und<br />
Informationsleistung über erteilte Patente. Das ist wesentlich<br />
anspruchsvoller, als es <strong>im</strong> ersten Augenblick klingt, und hat nicht<br />
sonderlich viel mit den üblichen Klischees behördlicher Organisationsabläufe<br />
zu tun. Zumindest die Chefetage vermittelt<br />
diesen Eindruck glaubhaft nach außen.<br />
Eine Behörde, die die Zukunft organisiert<br />
Thomas Hammer, ein sportlicher Endfünfziger, studierter<br />
Maschinenbauingenieur mit langjähriger Industrieerfahrung<br />
und permanent pendelnd zwischen seinen beiden Büros in<br />
Den Haag und München, denkt besonders gerne über die<br />
zukünftigen Herausforderungen und Weichenstellungen seiner<br />
international operierenden Einrichtung nach. Und <strong>im</strong> Zentrum<br />
dieser Aufgaben steht der Umgang mit einem weltweit <strong>im</strong>mer<br />
schneller und flüchtiger gehandelten Rohstoff: Wissen.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 15<br />
Das Europäische Patentamt in München liegt<br />
ein wenig versteckt <strong>im</strong> Grün der Außenanlagen<br />
direkt an der Isar, unmittelbar gegenüber vom<br />
Deutschen Museum. Hier trafen sich Claus<br />
Kaelber und Thomas Hammer, Vizepräsident<br />
des Europäischen Patentamts, zum Gespräch.
16 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Philips<br />
Siemens<br />
Samsung Electronics<br />
Matsushita Electric<br />
LG Electronics<br />
Sony<br />
Bosch<br />
Microsoft<br />
Fujitsu<br />
BASF<br />
Nokia<br />
Thomson<br />
DSM IP Assets<br />
IBM<br />
General Electric<br />
Alcatel<br />
Seiko Epson<br />
Bayer<br />
3M<br />
Canon<br />
Hitachi<br />
Fuji<br />
L´Oréal<br />
Delphi Technologies<br />
NEC<br />
Die größten Anmelder be<strong>im</strong> EPA<br />
<strong>im</strong> Jahr 2005<br />
Quelle: Europäisches Patentamt<br />
Werkzeugbau ERZ<br />
Industriestraße 5<br />
89150 Laichingen<br />
Telefon: 0 73 33 - 92 24 36<br />
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1152<br />
1117<br />
1030<br />
879<br />
837<br />
778<br />
688<br />
577<br />
575<br />
573<br />
567<br />
552<br />
521<br />
519<br />
517<br />
499<br />
492<br />
462<br />
448<br />
447<br />
431<br />
4883<br />
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Wir begleiten Sie von der Produktentwicklung<br />
über Auswahl und<br />
Einsatz von Formenbautechnologie,<br />
sowie Serienherstellung. Mit Vorschlägen<br />
und Herstellung von<br />
Handlingsystemen in Kombination<br />
Weil die Organisation und der Transfer von Wissen elementar<br />
für die Leistungsfähigkeit hochentwickelter Industrienationen<br />
geworden sind und ein Nachlassen des Drucks durch neue<br />
Wettbewerber wie Indien oder China weder zu erkennen noch<br />
in absehbarer Zeit zu erwarten ist, stellen sich für das Europäische<br />
Patentamt natürlich Fragen zur zukünftigen Bewertung<br />
und zum Schutz von Wissen <strong>im</strong> Sog wettbewerbsintensiver<br />
Auseinandersetzungen zwischen wirtschaftlichen und politischen<br />
Machtinteressen. Für Hammer liegt es deshalb auf der Hand,<br />
darüber nachzudenken, ob “wir uns in Zukunft nicht nur über ein<br />
Patentnetzwerk unterhalten, sondern über ein Innovationsnetzwerk<br />
diskutieren werden”. Das Europäische Patentamt sieht<br />
der Vize dabei “<strong>im</strong> Zentrum eines solchen Informationsverbundes<br />
stehen und da spielt die Politik natürlich eine große Rolle. Wie<br />
bringen wir Wissen weiter? Wie trainieren wir, wie bilden wir<br />
weiter?”<br />
Lernen mit der flüchtigen Ware Wissen<br />
Auf eine eventuell nachdrücklicher moderierende Rolle zwischen<br />
Wissensgeneratoren und Wissenverwertern will sich Hammer<br />
nicht eindeutig einlassen, vielleicht ist der Begriff des “Moderators”<br />
auch zu indifferent und zu wenig aktiv und die Diskussion<br />
über das Verständnis von “Intellectual Property” noch bei<br />
weitem nicht abgeschlossen, aber einen konkreten und rapide<br />
wachsenden Handlungsbedarf <strong>im</strong> Umgang mit der flüchtigen<br />
Ware gibt es bereits <strong>im</strong> eigenen Haus. Ein Blick nach innen<br />
veranschaulicht gleichzeitig die Herausforderungen außerhalb<br />
des Amtes: “Wenn wir die Probleme ganz konkret auf uns<br />
reduzieren, dann müssen wir überlegen, wie wir mit Mitarbeitern,<br />
besonders mit jungen Prüfern, die heute häufig direkt<br />
von der Universität weg eingestellt werden, über ihr gesamtes<br />
Berufsleben hinweg umgehen wollen. Wir müssen uns um<br />
deren Chancen und Kompetenzen, aber zugleich auch um deren<br />
Flexibilität und Anpassungsfähigkeiten kümmern. Und in vielen<br />
Technologiebereichen können wir heute gar nicht sagen, wohin<br />
die Reise geht.” Damit kommen der Wirtschaft und den Hochschulen<br />
<strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> mit den Patentämtern möglicherweise schnell<br />
neue Aufgaben zu, zur gegenseitigen Befruchtung und idealerweise<br />
zu beiderseitigem Nutzen.<br />
mit vorhandenen oder Neubeschaffung<br />
der Serienspritzmaschine.<br />
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mit höchsten Qualitätsansprüchen<br />
unter Einhaltung des mit<br />
dem Kunden getroffenen Terminplans.<br />
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unsere Tochterfirma<br />
Das Europäische Patentamt hat seinem Selbstverständnis zufolge<br />
“den Auftrag, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum<br />
zum Nutzen der Bürger Europas zu fördern”.<br />
Dabei entwickelt sich die Einrichtung <strong>im</strong>mer mehr in Richtung<br />
eines komplizierten Informationsspeichers zur Dokumentation<br />
von Wissen. Einzigartige Produkte und Dienstleistungen daraus<br />
zu entwickeln ist logischerweise Aufgabe der Wirtschaft und der<br />
Industrie, das Patentamt kann diesen Prozess kaum anstoßen.<br />
Vizepräsident Hammer betont, dass “wir mit der Verwertung<br />
der Patente” entgegen manchen Vermutungen, wettbewerbsrelevantes<br />
Wissen würde in den Ämtern brachliegen, “überhaupt<br />
nichts zu tun haben. Das heißt, wir haben keinerlei Information<br />
darüber, wie oder welches Patent eingesetzt wird, ob<br />
es eventuell Erfolg am Markt hat oder nicht.”<br />
Diese Informationen können nur extern und größtenteils mit<br />
erheblichem Rechercheaufwand über verschiedene Einrichtungen,<br />
wie beispielsweise die Industrie- und Wirtschaftsverbände, oder<br />
durch Rückmeldungen direkt von den Anmeldern zusammengetragen<br />
werden. Das Patentamt selbst hat keine Datenbank,<br />
die es erlauben würde, Informationen abzurufen, welches Patent<br />
besonders erfolgreich war und welches nicht. Die einzigen<br />
maßgeblichen Faktoren sind die Erteilung eines Patents oder<br />
die Zurückweisung eines Patentantrags.<br />
Hilfe bei der Suche nach Schätzen<br />
Allerdings steht jedem Antragsteller offen, zumindest <strong>im</strong> Verfahrensweg<br />
des Deutschen Patent- und Markenamts, bereits<br />
<strong>im</strong> Vorfeld mitzuteilen, ob er bereit ist, eine Lizenz auf sein –<br />
erwartetes – Patent zu vergeben. In einem solchen Fall ist<br />
dieses spezielle Merkmal den Informationen zum Patent zugefügt,<br />
jede Recherche in der entsprechenden Datenbank macht<br />
diesen Sachverhalt explizit kenntlich. Mit der Informationssuche<br />
verbunden ist aber grundsätzlich die Hilfe des Amtes, jedem<br />
Rechercheur einen umfassenden Überblick in den unterschiedlichsten<br />
technischen Bereichen zu verschaffen. Thomas Hammer<br />
präzisiert dieses Leistungsspektrum: “Unsere Hilfe heißt, alle<br />
Patentdokumente, die weltweit erscheinen und bei uns ins Haus<br />
Wenn‘s mal wieder brennt...<br />
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info@erodiertechnik.de<br />
Anmeldestärkste technische Gebiete <strong>im</strong> Jahr 2005<br />
Die dargestellten Gebiete stellen 55,5 Prozent aller<br />
Anmeldungen dar. Quelle: Europäisches Patentamt<br />
Medizin; Hygiene<br />
Elektr. Nachrichtentechnik<br />
Datenverarbeitung<br />
Elektrische Bauteile<br />
Organische Chemie<br />
Messen; Prüfen<br />
Fahrzeugtechnik<br />
Biochemie; Gentechnik<br />
Org. makromolekulare<br />
Verbindungen<br />
Maschinenelemente<br />
Werkzeug- und Formenbau<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 17<br />
4175<br />
4098<br />
3331<br />
3278<br />
• Drahterodieren<br />
• Senkerodieren<br />
• Startlochbohren <strong>im</strong> Werkzeug-<br />
und Formenbau<br />
Leistungen<br />
• Draht- und Senkerodieren für<br />
den Formenbau<br />
• Schnittwerkzeuge<br />
• Vorserien- und Serienteile<br />
• Prototypen<br />
• Elektrodenfertigung<br />
• Startlochbohren ab Ø 0,25 mm<br />
6570<br />
6525<br />
7541<br />
8664<br />
Equipment<br />
2004<br />
12 843<br />
14 688<br />
4 Drahterodiermaschinen<br />
(mit Plattenwechsler)<br />
4 Senkerodiermaschinen<br />
2 Startlochbohrmaschinen<br />
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18 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Eingereichte Anmeldungen <strong>im</strong> Jahr 2005<br />
Quelle: Europäisches Patentamt<br />
Im Berichtsjahr sind die Anmeldezahlen erneut<br />
stark gestiegen. So wurden fast 194000<br />
europäische Patentanmeldungen eingereicht,<br />
was einem Zuwachs um 7,2 Prozent gegenüber<br />
der Anmeldezahl des Vorjahres von 180700<br />
entspricht. Da sich die Gesamtzahl der europäischen<br />
Anmeldungen aus allen Anmeldungen<br />
zusammensetzt, die direkt be<strong>im</strong> EPA, bei den<br />
nationalen Patentämtern der Vertragsstaaten<br />
des Europäischen Patentübereinkommens (EPÜ)<br />
und bei der Weltorganisation für geistiges<br />
Eigentum (WIPO) eingereicht werden, ist ihr<br />
weiterer Anstieg ein Indikator für die starke<br />
europa- und weltweite Patentierungstätigkeit.<br />
Europäische Patentanmeldungen<br />
insgesamt<br />
Europäische Recherchen<br />
Internationale Recherchen<br />
Recherchen für nationale<br />
Ämter und Dritte<br />
Recherchentätigkeit<br />
des EPA insgesamt<br />
Recherchen <strong>im</strong> Jahr 2005<br />
Quelle: Europäisches Patentamt<br />
19 354<br />
74 068<br />
69 722<br />
Im Jahr 2005 wurden be<strong>im</strong> EPA mehr als 163 000<br />
Recherchenanträge gestellt. Rund 74 000 davon<br />
betrafen europäische Patentanmeldungen<br />
(2004: 78 000), 70 000 internationale Anmeldungen<br />
(2004: 66 000) und 19 000 stammten<br />
aus nationalen Ämtern von Vertragsstaaten<br />
sowie von Dritten (2004: 22 000).<br />
2004<br />
163144<br />
193 623<br />
kommen, werden von jedem Prüfer einzeln nochmals angeschaut<br />
und schließlich klassifiziert nach einem speziellen Ordnungsschema,<br />
das verschiedene technische Bereiche detailliert<br />
untertitelt in etwa 60000 Teilbereiche. Intern haben wir eine<br />
Verfeinerung dieser Logik mit ungefähr 120000 Einheiten, jedes<br />
Dokument hat dann ein Kürzel, das es einem best<strong>im</strong>mten technischen<br />
Teilbereich zugehörig macht. Über entsprechende Suchanfragen<br />
kann man natürlich sehr stark filtern, inhaltlich und<br />
zeitlich. Auch eine Suche <strong>im</strong> Volltext ist möglich. Letztlich können<br />
wir aber nur die Struktur liefern, was der einzelne Interessent<br />
sucht, muss er selbst wissen.”<br />
Stillstand verbietet sich<br />
Ende 2006 umfasste die Hauptrecherchedatenbank des Europäischen<br />
Patentamts nach eigenen Angaben über 60 Millionen<br />
Dokumente, dazu gehörten über eine Million neu hinzugekommene<br />
chinesische Patente. Die meisten Patentanmeldungen<br />
kamen mit einem Anteil von knapp etwas mehr als 25 Prozent<br />
am Gesamtvolumen von Antragstellern aus den USA, gefolgt<br />
von deutschen Anmeldungen mit 18,5 Prozent und fast 17<br />
Prozent aus Japan. Die drei am meisten frequentierten technischen<br />
Teilgebiete bei Neuanmeldungen waren die Bereiche<br />
Medizin, Nachrichtentechnik und Datenverarbeitung. Der überwiegende<br />
Teil aller Patentanträge, rund 70 Prozent, kommt <strong>im</strong><br />
europäischen Bereich aus der Großindustrie, allen voran vom<br />
holländischen Philips-Konzern.<br />
Das Europäische Patentamt sucht deshalb den konstruktiven,<br />
multilateralen <strong>Dialog</strong> mit vergleichbaren Einrichtungen anderer<br />
Länder. Wissen ist nicht nur zu einer dynamischen und instabilen,<br />
sondern auch zu einer rasend schnellen Ware geworden.<br />
Und die zukünftigen Aufgaben lassen sich erst in groben<br />
Umrissen erkennen. Insofern ist auch <strong>im</strong> Aufgabenbereich der<br />
Patentämter viel selbstbezogener Veränderungsdruck <strong>im</strong>pliziert.<br />
Zum 40. Geburtstag wird man sich möglicherweise wieder in<br />
München treffen. Real, von Angesicht zu Angesicht auf den<br />
Gängen des Hauses, zwischen Vorträgen und Diskussionsrunden<br />
mit prominenten Gästen. Es sei denn, virtuelle Konferenzumgebungen<br />
machen bis dahin riesige Entwicklungsschritte, denen<br />
vermutlich entsprechende Patente vorausgegangen wären.<br />
Und davon hätte man <strong>im</strong> Europäischen Patentamt aber wohl<br />
als Erster Kenntnis erlangt. | Claus Kaelber, München<br />
Österreich<br />
Belgien<br />
Bulgarien<br />
Schweiz<br />
Zypern<br />
Tschechische Republik<br />
Deutschland<br />
Dänemark<br />
Estland<br />
Spanien<br />
Finnland<br />
Frankreich<br />
Vereinigtes Königreich<br />
Griechenland<br />
Ungarn<br />
Irland<br />
Island<br />
Italien<br />
Liechtenstein<br />
Litauen<br />
Luxemburg<br />
Lettland<br />
Monaco<br />
Niederlande<br />
Polen<br />
Portugal<br />
Rumänien<br />
Schweden<br />
Slowenien<br />
Slowakei<br />
Türkei<br />
Japan<br />
USA<br />
Andere<br />
1053<br />
1658<br />
11<br />
5027<br />
35<br />
73<br />
1174<br />
3<br />
972<br />
1514<br />
8034<br />
4649<br />
67<br />
81<br />
311<br />
28<br />
4199<br />
152<br />
1<br />
181<br />
7<br />
15<br />
7799<br />
111<br />
41<br />
8<br />
2486<br />
87<br />
16<br />
68<br />
Ursprungsländer der <strong>im</strong> Jahr 2005<br />
eingereichten europäischen Anmeldungen<br />
Quelle: Europäisches Patentamt<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 19<br />
10 830<br />
23 789<br />
21461<br />
32 738<br />
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Produkt und Design<br />
Die französische Qual<br />
von Dipl.-Ing. Axel Riedelbauch<br />
40 km/h<br />
30<br />
1900 1925 1950 1975 2000<br />
Durchschnitts-Geschwindigkeit der Tour de<br />
France (1903 bis 2006 mit Unterbrechungen)<br />
Das Dumme an der Tour der France ist <strong>im</strong>mer, dass spätestens<br />
mit der Zieleinfahrt in Paris, also genau dann, wenn das individuelle<br />
Radrennsportfieber bei begeisterungsgefährdeten<br />
Zusehern kritische Werte ann<strong>im</strong>mt, auch der Sommer bei uns<br />
langsam seine Ehrenrunden dreht. Sich selbst ein wenig vom<br />
Übermaß anstecken lassen und den hundertmal gefahrenen<br />
Anstieg irgendwo ein paar Kilometer von zu Hause entfernt mit<br />
dem Quäntchen mehr an Biss angehen, das geht in den Julitagen<br />
der Tour viel besser, und noch ein paar Wochen in den August<br />
hinein spielen mit Glück die Temperaturen mit. Die obligatorische<br />
abendliche Ausfahrt mit dem eigenen Rennrad, gleich nach<br />
den Liveübertragungen <strong>im</strong> Fernsehen von den Zieleinläufen<br />
in L´Alpe d'Huez, oder einem Einzelzeitfahren in der Gascogne,<br />
geht nur eine relativ kurze Zeit. Spätestens zur Weltmeisterschaft,<br />
<strong>im</strong>mer am Ende einer Saison, kündigt sich mit unveränderter<br />
Regelmäßigkeit die Winterpause an. Zumindest für<br />
die meisten Amateure und Freizeitsportler. Insofern kann man<br />
mit dem “Aufwärmen” nicht früh genug beginnen, <strong>im</strong> Frühjahr<br />
die eher kurzen Klassiker wie Paris–Roubaix, dann <strong>im</strong> Frühsommer<br />
der Giro d’Italia, die große Testrunde, für uns Begeisterte<br />
leider viel zu wenig beachtet in den Medien, schließlich die<br />
knapp 3500 Kilometer lange Rundfahrt quer durch Frankreich,<br />
“le tour”, der Höhepunkt jeder Saison.<br />
Vermutungen, dass es sich hier um den härtesten Sport der Welt<br />
handelt und nur “unmenschliche” Leistungen zur Bewältigung<br />
der gesamten Strecke befähigen, gab es von Anfang an. Seit 1903<br />
wird die “Tour” ausgetragen und Tricks und Finten zur Leistungsmanipulation<br />
– heute eher harmlos wirkende Dinge wie Juckpulver<br />
in den Trikots der Gegner oder das Zurücklegen ganzer<br />
Etappendistanzen mit dem Zug anstatt auf dem Rad – gehörten<br />
schon <strong>im</strong>mer dazu. Erst in den letzten Jahren hat die ganze<br />
Schieberei industriellen Charakter erhalten. Der allgemeinen<br />
Begeisterung taten solche Interventionen angesichts des Einsatzes<br />
und der Leiden der Sportler – auch ohne jegliche Tricks –<br />
bis heute keinen Abbruch. Natürlich ist die Rundfahrt inzwischen<br />
auch zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftszweig geworden,<br />
sehr viel Geld steckt <strong>im</strong> gesamten Zirkus, an dem neben den<br />
Medien und der Sportindustrie eine Reihe anderer Branchen<br />
ihre Interessen einbringen und auch abschöpfen wollen.<br />
Neben den frühen Tour-Königen der großen Radsportnationen<br />
Frankreich, Italien und den Benelux-Staaten traten in den letzten<br />
Jahrzehnten vermehrt Fahrer aus Spanien, den USA und schließlich<br />
auch aus Deutschland in den Vordergrund. Für den Zuschauer<br />
sind die Rennfahrer Projektionsfiguren, für den Amateurradsport<br />
größtenteils Vorbilder, das Thema Doping einmal außen vor gelassen.<br />
Daneben die nicht unerhebliche Faszination am Trubel, an<br />
den Leistungen und der Leidenschaft, die jedes Jahr Anfang Juli<br />
beginnt, wenn wieder der Startschuss zur “großen Schleife” fällt.<br />
Zur Steigerung der Vorfreude auf die Tour und als Lustbeschleunigung<br />
für die eigenen Ausfahrten auf den folgenden Seiten eine<br />
Auswahl an interessanten Rennmaschinen, die nicht nur durch<br />
ausgeklügelte technische Details, sondern auch durch hervorragendes<br />
Design auffallen. | Dipl.-Ing. Axel Riedelbauch, Augsburg<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 21<br />
Nur Colnago darf für sich reklamieren, die Ferrari<br />
unter den Straßenmaschinen zu produzieren.<br />
Konsequenterweise spielen Tradition, Mythos<br />
und Emotionen eine ebenso große Rolle wie<br />
be<strong>im</strong> springenden Pferd aus Maranello. Seit<br />
den 80er Jahren gibt es <strong>im</strong>mer wieder spezielle<br />
Modelle, die auch den Namen Ferrari auf dem<br />
Rahmen tragen.<br />
Das Mitte der 50er Jahre vom ehemaligen Rennfahrer<br />
Ernesto Colnago gegründete Unternehmen<br />
in der Nähe von Mailand ist von Beginn an<br />
eine feste Größe <strong>im</strong> Straßenrennradsport. Unter<br />
anderem fuhren Gianni Motta und der legendäre<br />
Eddy Merckx auf Colnago. Das Bild links zeigt<br />
den Argentinier Juan Antonio Flecha Giannoni<br />
bei der Tour 2006 auf der 15. Etappe auf dem<br />
Weg nach L’Alpe d´Huez.<br />
In der Abbildung unten die spezielle Zeitfahrmaschine<br />
C50 Crono und das Modell CLX mit<br />
einem in Italien entwickelten, aber in Taiwan<br />
gefertigten Carbonrahmen, mit dem Hightech<br />
auch in bezahlbarere Preisregionen gebracht<br />
werden soll.
22 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 23<br />
Der amerikanische Hersteller Specialized rüstet<br />
seit zwei Jahren das Profiteam Gerolsteiner<br />
aus, das in der Vergangenheit mehrmals durch<br />
Erfolge des österreichischen Bergspezialisten<br />
Georg Totschnig auffiel.<br />
In der Abbildung das Modell Roubaix in der<br />
S-Works-Variante, einer Art Hightechversion<br />
der verschiedenen Baureihen, in der jeweils die<br />
neuesten Technikkomponenten zur Anwendung<br />
kommen. Die verwendeten Carbonteile werden<br />
chemisch verklebt und mit einer zusätzlichen<br />
Faserlage zu einem Bauteil verarbeitet. Eine<br />
Besonderheit sind die in Gabel, Sitzrohr und<br />
Sattelstütze integrierten Elastomer-Vibrationsdämpfer.<br />
Sie sollen für mehr Fahrkomfort sorgen.<br />
Traditionen spielen in Italien eine nicht unwichtige<br />
Rolle. Und eigentlich sind die Maschinen<br />
von Bianchi türkis lackiert, das “celeste bianchi”<br />
ist fester Bestandteil der Radsportgeschichte.<br />
Vor seiner vermurksten Rückkehr zum Team der<br />
Telekom <strong>im</strong> vergangenen Jahr fuhr Jan Ullrich<br />
eine Saison in den Farben der Italiener. Und das<br />
gar nicht mal so schlecht, wenn man bedenkt,<br />
dass Aufwand und Materialeinsatz nicht mit den<br />
Möglichkeiten des Teams von Lance Armstrong<br />
mithalten konnten. Vielleicht hätte er dort bleiben<br />
sollen.<br />
Zu sehen ist hier das “D2 Crono Carbon”. Die<br />
eigenwillige Rahmenform basiert einerseits<br />
auf aerodynamischen Aspekten, die Rohrquerschnitte<br />
sind luftwiderstandsarm ausgeformt<br />
und der Rahmen schmiegt sich an die Form<br />
der Laufräder an. Zum anderen ist die Form der<br />
Knotenpunkte, dem opt<strong>im</strong>ierten Kräfteverlauf<br />
folgend, angepasst.<br />
Cinelli, einer der ganz großen italienischen<br />
Traditionsnamen, war <strong>im</strong>mer eng mit dem<br />
Straßenrennsport verknüpft. Laurent Fignon,<br />
Bernard Hinault und andere Stars fuhren auf<br />
Maschinen der Italiener. Produkte des Herstellers<br />
aus der Lombardei stehen inzwischen aber auch<br />
in Kunstmuseen, denn Design spielt seit langem<br />
eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer<br />
Räder. Abgebildet sind zwei aktuelle Straßenmaschinen<br />
mit Carbonrahmen. Die unverbindliche<br />
Preisempfehlung des Cinelli-Carbon-Lenkers<br />
“RAM 2” liegt bei 650 Euro.<br />
Klassische Straßenmaschine des deutschen<br />
Technikspezialisten Rotwild in der traditionellen<br />
Farbwelt des Hauses Weiß, Schwarz, Silber, Rot.<br />
In der eigenen Entwicklungsabteilung werden<br />
neben der kompletten CAD-Konzeption S<strong>im</strong>ulationen<br />
zu Festigkeitsberechnungen durchgeführt,<br />
die von Langzeittests bezüglich der<br />
Rahmen-Lebensdauer auf den hauseigenen<br />
Prüfständen begleitet werden.<br />
Die <strong>im</strong> realen Versuch ermittelten Verschiebungen<br />
werden in einem virtuellen Abbild des Rahmens<br />
nachs<strong>im</strong>uliert und die Einspann- und<br />
Krafteinleitungsbedingungen abgebildet. Ziel<br />
ist es, <strong>im</strong> Finiten-Elemente-Modell eine Idealform<br />
des Rahmens bezüglich der Steifigkeit und des<br />
Gewichts zu ermitteln. Diese Berechnungsmethode<br />
erlaubt es trotz der Komplexität der einzelnen<br />
Faktoren, detaillierte Rohr- und Rahmengeometrie-Vergleiche<br />
durchzuführen.<br />
Auch für Laien ist das traditionell auffallend<br />
breite Unterrohr der amerikanischen Kultmarke<br />
Cannondale zu einer Art Markenzeichen<br />
geworden. Gleichzeitig wurden die Rahmen<br />
mit Carbonelementen durch <strong>im</strong>mer dünnere<br />
Außenwände so leicht, dass in der Vergangenheit<br />
den Prof<strong>im</strong>aschinen bei Wettbewerben<br />
öfter mal ein Extragewicht draufgepackt<br />
werden musste, weil das jeweilige Reglement<br />
sonst ein Verbot des Materials vorgesehen<br />
hätte.<br />
Mit dem Cla<strong>im</strong> “Legalize my Cannondale” haben<br />
die Amerikaner aus dem Problem gleich ein<br />
cleveres Marketinginstrument abgeleitet. Das<br />
abgebildete Modell SystemSix fällt durch eine<br />
integrierte Gabel-Vorbau-Steuersatz-Steuerrohreinheit<br />
auf.<br />
Das Modell TCR der taiwanesischen Marke Giant,<br />
dem weltweit größten Hersteller von Fahrrädern,<br />
wiegt ohne Sattelstütze knapp 900 Gramm. Auffallend<br />
und verantwortlich dafür ist der kompakte<br />
Rahmen mit abfallendem Oberrohr. Bei der Produktion<br />
werden Composite- und Aluminium-<br />
Einheiten muffenlos mit Carbonfasern verbunden<br />
–die oberste Carbonlage sorgt zudem für verbesserte<br />
Stabilität und glatte Oberflächen. Speziell<br />
dünnflüssiges Harz soll be<strong>im</strong> Zusammenfügen<br />
Lufteinschlüssen <strong>im</strong> Material vorbeugen.
24 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Einsatzgerät von Lance Armstrong. Mehr<br />
muss man eigentlich nicht sagen. Wie fast alle<br />
amerikanischen Hersteller ist Trek ebenso stark<br />
in der Mountainbikeszene verankert. Bei der<br />
Entwicklung neuer Maschinen für die Profiteams<br />
treiben die Amerikaner mittlerweile einen<br />
<strong>im</strong>mensen technischen Aufwand, um möglichst<br />
schnell neue Materialien oder Konstruktionsprinzipien<br />
umsetzen zu können. So werden nach<br />
Angabe von Trek <strong>im</strong>mer gleichzeitig mehrere<br />
mögliche Entwicklungsvarianten verfolgt,<br />
Analyse und Umsetzung gehen bei so einem<br />
Formel-1-ähnlichen Vorgehen Hand in Hand.<br />
Bei dem Fertigungssystem mit mehreren<br />
Elementen liegen die Fügestellen außerhalb der<br />
belasteten Knoten an unkritischen Abschnitten<br />
des Rahmens.<br />
Der Schweizer Hersteller BMC bietet seinen<br />
Kunden die maßgefertigte Zeitfahrmaschine<br />
“T<strong>im</strong>e Machine TT01” mit neu entwickeltem<br />
System zur präzisen Anpassung des Lenkers und<br />
der Sattelhöhe für eine opt<strong>im</strong>ale Formposition<br />
des Fahrers und konsequenter aerodynamischer<br />
Detailausrichtung: Scharnier statt Steuerrohr –<br />
das Gabelschaftrohr wird nicht mehr durch das<br />
Kugellager geführt. Dadurch wird der ganze<br />
Lenkkopf wesentlich schmaler. Der TT01-Rahmen<br />
ist <strong>im</strong> Monocoque-Verfahren, also an einem<br />
Stück ausschließlich mit unidirektionalem<br />
Carbongewebe, gefertigt. Dies ermöglicht – bei<br />
korrekter Ausrichtung der Fasern – eine opt<strong>im</strong>ale<br />
Kräfteführung durch das Material. Nach Angaben<br />
des Herstellers kann dank extrem präziser Formen<br />
auf Nachbearbeitungen der Rahmen, die unweigerlich<br />
die Fasern verletzen würden, verzichten<br />
werden.<br />
Straßenmaschine des designorientierten deutschen<br />
Herstellers Storck, der inzwischen auch<br />
für Porsche verschiedene Mountainbike- und<br />
Rennradmodelle fertigt. Durch ein patentiertes<br />
Steuersatzsystem kann auf Lagerschalen verzichtet<br />
werden. Industrielager werden zum<br />
Erhöhen der Lenkpräzision und der Lebensdauer<br />
mit geringsten Toleranzen direkt in den Rahmen<br />
eingesetzt.<br />
Blech trifft Business<br />
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26 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz <strong>im</strong> Betrieb:<br />
Die neue EU-Verordnung “REACH”<br />
von Dipl.-Ing. Sabine Lemke<br />
REACH-Verfahren für den Anwender<br />
Auf dem “REACH-Helpdesk” des Bundesverbands<br />
der Deutschen Industrie (BDI) finden Sie Hilfestellungen<br />
zur Erfüllung der REACH-Verordnung<br />
(http://reach.bdi.info).<br />
REACH-Verfahren<br />
durch Hersteller<br />
ja<br />
ja<br />
ja<br />
ja<br />
nein<br />
nein<br />
Der Hersteller<br />
akzeptiert die<br />
Verwendung?<br />
Identifizierte<br />
Verwendung laut<br />
Sicherheitsdatenblatt?<br />
Plant der Lieferant<br />
seinen Stoff registrieren<br />
zu lassen?<br />
nein<br />
Meldung der<br />
Verwendung an<br />
den Hersteller<br />
REACH-Verfahren<br />
durch Verwender<br />
Wechsel des Lieferanten<br />
oder den<br />
Stoff selbst vorregistrieren<br />
nein<br />
Am 1. Juni <strong>2007</strong> ist es so weit: Nach<br />
langem Hin und Her in den Brüsseler<br />
Entscheidungsgremien tritt die neue<br />
Chemikaliengesetzgebung für Europa<br />
“REACH–Registration, Evaluation, Authorisation<br />
and Restriction of Chemicals”<br />
in Kraft. Zielsetzung von REACH ist es,<br />
alle Chemikalien (Gefahrstoffe), die in<br />
der EU in Mengen größer als eine Tonne/<br />
Jahr auftreten, umfassend auf ihre<br />
Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt<br />
zu untersuchen und registrieren zu lassen.<br />
Es ist zu erwarten, dass durch REACH<br />
gerade kleine und mittlere Unternehmen<br />
– z.B. durch die mehr als 10 000-seitige<br />
Implementierungsanleitung – überfordert<br />
werden, was zu Lasten der europäischen<br />
Wettbewerbsfähigkeit geht. Damit keine<br />
Arbeitsplätze verloren gehen, muss die<br />
EU eine globale Harmonisierung der<br />
Standards anstreben.<br />
Was geht REACH mich an?<br />
Zunächst ist festzustellen, welche chemischen<br />
Stoffe, die als Gefahrstoffe deklariert<br />
sind, <strong>im</strong> Betrieb verwendet werden.<br />
Anhand dieser Bestandsaufnahme ist<br />
festzulegen, ob dieser Stoff registrierungspflichtig<br />
ist. Ist der Lieferant innerhalb<br />
der Europäischen Union, ist dieser für<br />
die Registrierung verantwortlich und<br />
wird diesen Stoff vermutlich registrieren.<br />
Hat der Lieferant seinen Sitz außerhalb<br />
der EU und beabsichtigt nicht, den Stoff<br />
durch einen Vertreter innerhalb der EU<br />
registrieren zu lassen, wird der Verwender<br />
zum Importeur und muss die entsprechende<br />
Registrierung vornehmen.<br />
Was muss der nachgeschaltete<br />
Anwender tun?<br />
Eine wesentliche Pflicht als nachgeschalteter<br />
Anwender ist, so mit den chemischen<br />
Stoffen oder Zubereitungen umzugehen,<br />
dass von diesen kein Risiko ausgeht.<br />
Das von dem Chemikalienlieferanten<br />
zur Verfügung gestellte Sicherheitsdatenblatt<br />
beschreibt u.a., wie mit dem Stoff<br />
umgegangen wird, welche Erste-Hilfe-<br />
Maßnahmen angebracht sind und wie<br />
ein gefährlicher chemischer Stoff entsorgt<br />
werden muss. Die dort beschriebenen<br />
Vorkehrungen für den Umgang müssen<br />
eingehalten werden. Der <strong>im</strong> Sicherheitsdatenblatt<br />
beschriebene Umgang mit<br />
dem chemischen Stoff bezieht sich auf<br />
Verwendungen, die <strong>im</strong> Einzelnen aufgeführt<br />
sind. Prinzipiell darf der Stoff nur<br />
in den Bereichen verwendet werden, die<br />
der Hersteller angegeben hat und die er<br />
somit als eine sichere und beherrschbare<br />
Verwendung ansieht. Der Anwender<br />
hat die Pflicht, festzustellen, ob <strong>im</strong> Stoffsicherheitsbericht<br />
eine “identifizierte<br />
Verwendung” wiederzufinden ist.<br />
Auswirkungen von REACH<br />
Die Auswirkungen auf Spezialchemikalien,<br />
wie sie häufig in Schmierstoffen verwendet<br />
werden, können gravierend sein,<br />
da Schmierstoffe aus zahlreichen Komponenten<br />
(Additive, Grundöle) bestehen.<br />
Die Folgen sind zurzeit noch nicht absehbar,<br />
dürften aber erhebliche Preissteigerungen<br />
zur Folge haben. Deswegen<br />
ist es für den Anwender wichtig, sich<br />
rechtzeitig mit seinem Lieferanten in<br />
Verbindung zu setzen, um festzustellen,<br />
ob er eine Registrierung vorn<strong>im</strong>mt und<br />
ob der erforderliche Anwendungsbereich<br />
<strong>im</strong> Sicherheitsdatenblatt aufgeführt ist. |<br />
Dipl.-Ing. Sabine Lemke, Weilhe<strong>im</strong><br />
Rechte und Pflichten<br />
des Unternehmers<br />
bei Verkehrsdelikten<br />
von Stefan Wally, Rechtsanwalt<br />
Die straf- und bußgeldrechtliche Verantwortlichkeit<br />
des Unternehmers<br />
Die meisten Straf- und Bußgeldvorschriften gehen von der Fallgestaltung<br />
aus, dass der Fahrzeugführer der Verantwortliche ist.<br />
In best<strong>im</strong>mten Fällen kommt aber zusätzlich auch eine Verantwortlichkeit<br />
des Fahrzeughalters in Betracht. Halter ist, wer ein<br />
Fahrzeug auf eigene Rechnung gebraucht und die Verfügungsgewalt<br />
darüber hat. Die häufig vertretene Auffassung, verantwortlicher<br />
Halter sei der Eigentümer oder derjenige, der <strong>im</strong><br />
Fahrzeugbrief eingetragen ist, ist falsch. Werden gegen einen<br />
Unternehmer polizeiliche Ermittlungen wegen eines Verkehrsdelikts<br />
geführt, sollte dieser daher stets prüfen, ob er als verantwortlicher<br />
Halter nach der vorgenannten Definition überhaupt<br />
in Betracht kommt.<br />
Handelt es sich be<strong>im</strong> Fahrzeughalter um eine juristische Person<br />
(z.B. GmbH), so ist der gesetzliche Vertreter (z.B. Geschäftsführer)<br />
oder der bevollmächtigte Vertreter verantwortlich. Probleme bei<br />
der Best<strong>im</strong>mung des Betroffenen treten regelmäßig bei Bevollmächtigten,<br />
z.B. Betriebsleitern, Fuhrparkleitern, auf, insbesondere<br />
wenn die Verantwortlichkeiten innerhalb des Betriebs nicht<br />
klar geregelt sind. Ist die Entscheidungsbefugnis des Betriebsleiters<br />
beispielsweise unklar, so ist er nur verantwortlich, wenn<br />
er ihm obliegende Pflichten verletzt oder seine Entscheidungsbefugnis<br />
eigenmächtig überschreitet.<br />
Entlastung des Unternehmers<br />
Der Inhaber eines Unternehmens kann sich in der Regel nicht<br />
bereits aufgrund der Beauftragung eines anderen (z.B. Fuhrparkleiter)<br />
entlasten. Die insbesondere in Großbetrieben übliche<br />
arbeitsteilige Übertragung von Aufgaben beschränkt aber seine<br />
Verpflichtung darauf, alle organisatorischen Maßnahmen zur<br />
Verhinderung von Straf- und Bußgeldvorschriften zu treffen.<br />
Folglich entfällt eine eigene Verantwortlichkeit des Betriebsinhabers<br />
dann, wenn er lückenlos eine ordnungsgemäße, innerbetriebliche<br />
Organisation nachweist.<br />
Der Betriebsinhaber muss <strong>im</strong> Zweifel die sorgfältige und fachkundige<br />
Auswahl (Qualifikation, Eignung etc.) sowie je nach<br />
Sachkunde und Zuverlässigkeit laufende, stichprobenartige Überprüfungen<br />
des Beauftragten darlegen können. Um all dies gegenüber<br />
der zuständigen Behörde belegen zu können, sollte der<br />
Unternehmer die genannten Punkte soweit wie möglich schriftlich<br />
festhalten und vom jeweiligen Mitarbeiter gegenzeichnen<br />
lassen. Nur so kann er je nach Fallgestaltung die Behörde davon<br />
überzeugen, dass er nicht der Verantwortliche ist.<br />
Es ist die Erstellung eines Fragebogens für die Auswahl der<br />
Mitarbeiter zu empfehlen, laufende Kontrollen, einschließlich<br />
wiederkehrender Prüfungen, z.B. ob Mitarbeiter noch <strong>im</strong> Besitz<br />
einer gültigen Fahrerlaubnis sind, sowie die Führung und<br />
Kontrolle von Fahrtenbüchern etc.<br />
Besondere Tatbestände<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 27<br />
Häufige Tatbestände, bei denen neben dem Fahrer auch der<br />
Fahrzeughalter als Verantwortlicher in Betracht kommt, sind die<br />
Anordnung oder Zulassung der Inbetriebnahme von Fahrzeugen,<br />
die gegen einzelne Vorschriften der Straßenverkehrsordnung<br />
(StVO), insbesondere Verkehrssicherheitsnormen, verstoßen, wie<br />
z.B. das Nichteinhalten des zulässigen Gesamtgewichts, fehlende<br />
ausreichende Profiltiefe von Reifen oder defekte Bremsen oder<br />
Lenkeinrichtungen. Ein Verstoß gegen diese Vorschriften hat<br />
regelmäßig auch für den Halter ein Bußgeld und eine Eintragung<br />
in der Flensburger Verkehrssünderdatei zur Folge. Auf den<br />
tadellosen Zustand seiner Fahrzeuge und die ordnungsgemäße<br />
Beladung sollte der Firmeninhaber daher stets besonderen Wert<br />
legen.
28 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Ein weiteres Beispiel für eine Halterhaftung ist, wenn ein Fahrzeug<br />
nicht der Hauptuntersuchung oder Sicherheitsprüfung<br />
vorgeführt wurde (bei Überschreitung um mehr als 4 bis 8<br />
Monate bereits 1 Punkt).<br />
In Betracht kommt aber neben der Haftung als Fahrzeughalter<br />
auch die Verantwortlichkeit des Unternehmers als selbständig<br />
Handelnder, wie etwa die Anstiftung oder Beihilfe zu best<strong>im</strong>mten<br />
Taten oder in best<strong>im</strong>mten Fällen sogar eine fahrlässige Körperverletzung<br />
oder fahrlässige Tötung. Beispiel: Der Betriebsinhaber<br />
setzt durch unachtsames Liegenlassen eines Fahrzeugschlüssels<br />
die Ursache dafür, dass ein Unbefugter ein Firmenfahrzeug<br />
benutzt und dabei einen schweren Unfall herbeiführt. Der Firmeninhaber<br />
kann dieser Gefahr durch entsprechende Sorgfaltsmaßnahmen<br />
entgegentreten.<br />
Mitwirkungspflichten<br />
Ist der Fahrzeugführer (bei Firmenfahrzeugen) nicht bekannt,<br />
versuchen die Behörden regelmäßig über den Fahrzeughalter<br />
an dessen Daten heranzukommen, entweder durch Versendung<br />
eines Anhörungsbogens oder durch ermittelnde Polizeibeamte.<br />
Wichtig: Der Fahrzeughalter ist in beiden Fällen nur verpflichtet,<br />
seine eigenen Personalien anzugeben, nicht jedoch die des Fahrzeugführers.<br />
Hält die Polizei den Fahrzeughalter für den Fahrzeugführer<br />
oder kommt er als Betroffener wegen eines eigenständigen<br />
Verstoßes gegen Verkehrssicherheitsnormen (s. o.)<br />
in Betracht, so muss er unverzüglich über seine Rechte als<br />
Betroffener belehrt werden (insbesondere über sein Aussageverweigerungsrecht).<br />
Selbstverständlich muss einem Polizeibeamten<br />
auch nicht ohne weiteres der Zugang zum Firmengelände<br />
gewährt werden.<br />
Beispiel: Zwei Polizeibeamte klingeln be<strong>im</strong> Unternehmer mit<br />
einem Radarfoto in der Hand, weil mit einem seiner Geschäftswagen<br />
eine Geschwindigkeitsüberschreitung um mehr als<br />
31 Stundenkilometer innerorts begangen wurde; der Fahrer<br />
ist noch nicht identifiziert (dem Fahrer droht ein Bußgeld von<br />
100 Euro, 3 Punkte und 1 Monat Fahrverbot). Es ist weder strafbar<br />
noch unhöflich, seine Mitarbeiter anzuweisen, den Beamten<br />
in solchen Fällen eine gewisse Reserviertheit und Zurückhaltung<br />
entgegenzubringen und <strong>im</strong> Zweifel die Ermittlungsbehörden<br />
zunächst darauf zu verweisen, dass der Vorgang erst intern<br />
geprüft werden müsse, bevor man hierzu Stellung nehme.<br />
Da gegen den Betroffenen mangels Kenntnis von seiner Person<br />
noch kein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden konnte,<br />
wird die Verjährung allein durch den Besuch der Beamten noch<br />
nicht unterbrochen. Kommt die Behörde auch über einen Passbildvergleich<br />
nicht weiter, bleibt ihr nur die Möglichkeit, den<br />
Fahrzeughalter als Zeugen vorzuladen, erforderlichenfalls kann<br />
die Behörde auch eine richterliche Vernehmung des Fahrzeughalters<br />
beantragen. Von dieser Möglichkeit wird allerdings selten<br />
Gebrauch gemacht, nicht zuletzt deshalb, weil wegen der kurzen<br />
Verjährungsfristen gar keine Zeit mehr bleibt. Wird allerdings<br />
von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, ist der Fahrzeughalter<br />
grundsätzlich verpflichtet, als Zeuge zu erscheinen und,<br />
sofern er kein Aussageverweigerungsrecht hat, zur Sache auszusagen.<br />
Folgen unterbliebener Mitwirkung<br />
Nur wenn der Fahrzeughalter als Zeuge vorgeladen wird, können<br />
bei unentschuldigtem Ausbleiben Ordnungsstrafen festgesetzt<br />
werden. Bei einer Falschaussage vor Gericht droht sogar ein<br />
Strafverfahren wegen Falschaussage. Bei Verstößen <strong>im</strong> ruhenden<br />
Verkehr (Parkverstöße) können ihm die Verfahrenskosten auferlegt<br />
werden, wenn der Fahrer nicht ermittelt werden kann. Auch<br />
droht dem Fahrzeughalter eine Fahrtenbuchauflage, wenn bei<br />
erheblichen Verkehrsverstößen oder bei ständig wiederkehrenden<br />
(auch kleineren) Verstößen der Fahrzeugführer nicht rechtzeitig<br />
vor Eintritt der Verjährung ermittelt werden kann. Im Einzelfall<br />
sollte der Fahrzeughalter daher die Folgen fehlender Mitwirkung<br />
jeweils genau abwägen und sich gegebenenfalls von einem<br />
Rechtsanwalt über die Folgen beraten lassen. Gerade bei geringen<br />
Verstößen (falsches Parken) ist es angezeigt, den Fahrer zu<br />
benennen, da hier die Folgen verweigerter Mitwirkung (insbesondere<br />
die Kostentragungspflicht) oft erheblich schwerwiegender<br />
sind als die Geldbuße selbst.<br />
Beispiel: Das Überschreiten der Parkzeit an einer Parkuhr bis<br />
zu einer Stunde kostet den Fahrer in der Regel 10 Euro. Eine<br />
Punkteeintragung erfolgt nicht. Die Verfahrenskosten liegen<br />
meist bei rund 25 Euro, sind also erheblich höher. Hingegen<br />
kann eine Fahrtenbuchauflage <strong>im</strong> Einzelfall das geringere Übel<br />
darstellen, wenn dem Fahrer ansonsten ein Fahrverbot droht,<br />
insbesondere wenn der Fahrer beruflich dringend auf den Führerschein<br />
angewiesen ist.<br />
Verjährung<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 29<br />
Die meisten Verkehrsverstöße verjähren innerhalb von drei<br />
Monaten. Allerdings kann es auf Grund zahlreicher behördlicher<br />
Maßnahmen zur Unterbrechung und Verlängerung dieser Verjährungsfrist<br />
kommen. Beispiel: Wird der Betroffene innerhalb<br />
von 3 Monaten nach dem Verstoß ermittelt und werden gegen<br />
ihn Ermittlungen eingeleitet, beginnt die 3-monatige Frist mit<br />
der Bekanntgabe des Ermittlungsverfahrens von neuem zu<br />
laufen. Nur wenn innerhalb der dre<strong>im</strong>onatigen Verjährungsfrist<br />
kein Unterbrechungstatbestand vorliegt, kann der Betroffene<br />
nicht mehr verfolgt werden, auch wenn seine Fahrereigenschaft<br />
nachträglich noch festgestellt werden sollte.<br />
Beispiel: Die Geschwindigkeitsüberschreitung war am 31. März.,<br />
die Tat ist damit bereits am 1. Juni. verjährt. Wird der Fahrer<br />
allerdings am 30. Juni ermittelt und ihm gleichzeitig mitgeteilt,<br />
dass gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird, ist<br />
die Verjährung unterbrochen, mit der Folge, dass die Behörde<br />
nun 3 weitere Monate Zeit hat, um einen Bußgeldbescheid zu<br />
erlassen (der Bußgeldbescheid unterbricht die Verjährung dann<br />
erneut um weitere 6 Monate)<br />
Beiziehung eines Verteidigers (Rechtsanwalt)<br />
Sobald gegen eine Person Ermittlungen eingeleitet werden, ist<br />
es ratsam, einen Verteidiger mit der Sache zu beauftragen, der<br />
dann umfassende Akteneinsicht nehmen kann. Bis zur Gewährung<br />
der Akteneinsicht sollte der Betroffene i.d.R. keine Angaben<br />
zur Sache machen. Hierzu besteht keine Verpflichtung und es<br />
dürfen aus dem Schweigen keine für den Betroffenen negativen<br />
Schlussfolgerungen gezogen werden. Der Anwalt kann nach<br />
erfolgter Akteneinsicht erläutern, ob es sinnvoll ist, Angaben<br />
zur Sache zu machen.<br />
Wird der Firmeninhaber lediglich als Zeuge befragt, kann es<br />
<strong>im</strong> Einzelfall sinnvoll sein, sich auch in diesen Fällen anwaltlich<br />
beraten zu lassen, insbesondere über die Folgen unterbliebener<br />
Mitwirkung. | Stefan Wally, Horb am Neckar<br />
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30 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Gehaltsumwandlung <strong>im</strong> Betrieb: Die Haftung<br />
des Arbeitgebers in der betrieblichen Altersversorgung<br />
von Christoph Rehmann, accaris AG<br />
Vorsicht, Haftung! Viele Arbeitgeber<br />
verkennen, dass betriebliche Altersversorgung<br />
hauptsächlich eine Frage<br />
des Arbeitsrechts ist.<br />
Die Einführung des Rechtsanspruchs auf<br />
die Gehaltsumwandlung (§ 1a BetrAVG)<br />
<strong>im</strong> Jahr 2002 löste einen regelrechten<br />
Boom in der betrieblichen Altersversorgung<br />
(bAV) aus. Allein 2006 wurden<br />
über 780000 Direktversicherungen und<br />
Pensionskassen neu abgeschlossen. Leider<br />
wuchs die Anzahl der qualifizierten<br />
Berater nicht <strong>im</strong> gleichen Ausmaß mit.<br />
Viele Berater sind auf den Zug der betrieblichen<br />
Altersversorgung aufgesprungen<br />
und betrachten diese als “Rentenversicherung<br />
mit spezieller steuerlicher<br />
Förderung”.<br />
Nahezu unbekannt ist beispielsweise,<br />
dass der Arbeitgeber auch bei der Gehaltsumwandlung<br />
für die Erfüllung des Vertrags<br />
haften muss. Beispiel: Bietet ein<br />
Arbeitgeber einen Pensionsfonds als<br />
Durchführungsweg an und kann dieser<br />
aufgrund eines Börsencrashs die Beiträge<br />
nicht zurückzahlen, so muss der Arbeitgeber<br />
dafür einspringen. Gleiches gilt<br />
selbstverständlich auch für fondsgebundene<br />
Pensionskassen oder Direktversicherungen.<br />
Besonders tückisch ist es,<br />
wenn ein neu in die Firma eintretender<br />
Mitarbeiter einen Vertrag mitbringt<br />
und dieser vom Arbeitgeber übernommen<br />
wird.<br />
Was hat es mit der Aufklärungspflicht<br />
des Arbeitgebers auf sich?<br />
Viele Berater setzen Arbeitgeber mit dem<br />
Hinweis der Aufklärungspflicht unter<br />
Druck. Ob den Arbeitgeber eine Pflicht<br />
zur Information des Arbeitnehmers über<br />
dessen Recht auf Entgeltumwandlung<br />
nach § 1a BetrAVG trifft, ist höchstrichterlich<br />
noch nicht entschieden. In<br />
Anlehnung an eine Entscheidung des<br />
Bundesarbeitsgerichts aus dem Jahr<br />
2000 ergibt sich jedoch die Pflicht zur<br />
Aufklärung über das Bestehen eines<br />
Anspruchs nach §1a BetrAVG, der Arbeitgeber<br />
muss aber nicht über die Vor-<br />
und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten<br />
informieren.<br />
Trotzdem ist angeraten die betriebliche<br />
Altersversorgung selbst in die Hand zu<br />
nehmen und zu organisieren. Der Arbeitgeber<br />
hat das Recht, den Anbieter vorzugeben.<br />
Die Vorteile liegen auf der<br />
Hand. Administrative Vereinfachung<br />
und Routine durch Beschränkung auf<br />
einen oder zwei Anbieter und einen<br />
Durchführungsweg – die Buchhaltung<br />
kennt in der Folge Ansprechpartner und<br />
die Abwicklung. Durch die Bündelung<br />
der Verträge auf wenige Anbieter können<br />
attraktive Konditionen mittels Kollektivverträge<br />
für die Mitarbeiter herausspringen.<br />
Und nicht zu vergessen: Bis<br />
zum 31. Dezember 2008 kann der Arbeitgeber<br />
bis zu 504 Euro Sozialabgaben p. a.<br />
je Mitarbeiter einsparen. Schwierig ist<br />
für den Arbeitgeber lediglich die Auswahl<br />
des richtigen Produktpartners. Vorsicht<br />
vor gebundenen Versicherungsvertretern–<br />
nur ein versierter Makler hilft hier mit<br />
transparenten Auswahlkriterien und<br />
übern<strong>im</strong>mt so die Enthaftung des Arbeitgebers.<br />
Neue Mitteilungspflicht seit <strong>2007</strong><br />
Im Schatten der Diskussion um das<br />
Steueränderungsgesetz hat der Gesetzgeber<br />
den Arbeitgebern neue Melde-<br />
und Aufzeichnungspflichten aufgebürdet.<br />
Die wichtigsten sind in der Lohnsteuer-<br />
Durchführungsverordnung <strong>2007</strong>, insbesondere<br />
<strong>im</strong> § 5 LStDV, genannt.<br />
So muss der Arbeitgeber der Finanzverwaltung<br />
melden, ob ihre Arbeitnehmer<br />
die Direktversicherung nach altem<br />
Recht mit der sogenannten Pauschalversteuerung<br />
(20 Prozent)–Höchstbetrag<br />
1752 Euro p. a. – oder die “neue” Direktversicherung<br />
nach § 3 Nr. 63 EStG –<br />
steuerfreie Einzahlung bis 2520 Euro p. a.<br />
und volle Versteuerung der späteren<br />
Leistung – in Anspruch nehmen.<br />
Die Unterscheidung erscheint auf den<br />
ersten Blick recht einfach, ist doch die<br />
alte Direktversicherung nur bis 31.<br />
Dezember 2004 möglich gewesen. Relevant<br />
ist aber nicht, wann der Vertrag<br />
abgeschlossen wurde, sondern lediglich,<br />
wann der Arbeitgeber erstmalig das<br />
Versorgungsversprechen erteilt hat.<br />
Beispiel: Hatte ein Arbeitnehmer bereits<br />
<strong>im</strong> Jahr 2001 eine alte, pauschal versteuerte<br />
Direktversicherung abgeschlossen,<br />
aber den Höchstbetrag von 1752 Euro<br />
p. a. noch nicht voll ausgeschöpft, so<br />
ist ein neuer ergänzender Vertrag <strong>im</strong><br />
Jahr 2005 auch dann eine Altzusage nach<br />
§ 40 b EStG. Im ungünstigsten Fall kann<br />
es hier zu einer Nachversteuerung der<br />
Beiträge kommen, für die der Arbeitgeber<br />
haftet. Die Sache wird unter Umständen<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 31<br />
noch komplizierter, wenn Arbeitnehmer<br />
noch den zusätzlichen Erhöhungsbeitrag<br />
nach § 3 Nr. 63 EStG in Höhe von 1800<br />
Euro in Anspruch genommen haben. Hier<br />
kann nur dringend empfohlen werden,<br />
sich rechtzeitig mit seinem Steuerberater<br />
oder bAV-Fachmann zusammen zu setzen.<br />
Es ist aber gar nicht nötig, so tief in die<br />
Welt der Gehaltsumwandlung einzutauchen:<br />
In der Praxis mangelt es bereits<br />
an einer richtig formulierten Lohnverwendungsabrede(“Gehaltsumwandlungsvereinbarung”)<br />
– häufig ist sogar keine<br />
aufzufinden. Der unterzeichnete Versicherungsvertrag<br />
reicht nicht aus. Auch<br />
herrscht <strong>im</strong>mer noch Unsicherheit bei<br />
der richtigen Buchung des Gehaltsverzichts;<br />
richtig heißt z.B., <strong>im</strong> Monat Mai<br />
verzichtet der Mitarbeiter erstmalig auf<br />
Gehalt und somit auf Teile seiner Maiauszahlung<br />
und dieses wird für den ersten<br />
Beitrag mit Versicherungsbeginn 1. Juni<br />
verwendet. Erst Verzicht und <strong>im</strong> Folgemonat<br />
Versicherungsbeginn des bAV-<br />
Vertrags.<br />
Eine Überprüfung bzw. Hilfestellung<br />
bei der (Neu-)Ordnung der bestehenden<br />
bAV durch Fachleute sei an dieser Stelle<br />
angeraten. Entscheidend ist die gute,<br />
kompetente und laufende Betreuung<br />
durch versierte Makler, die in rechtlichen<br />
Fragen über geeignete Netzwerke verfügen.<br />
| Christoph Rehmann, Lauphe<strong>im</strong>
Innovation und Technik<br />
Versteckte Leistungsreserven be<strong>im</strong> Senkerodieren<br />
von Holger Theilacker, oelheld GmbH<br />
Die Messprotokolle aus dem oelheld-Labor<br />
zeigen mit konventionellem Dielektrikum (oben)<br />
eine unregelmäßige Pulsfolge. Die Messung mit<br />
IonoPlus 3000 (unten) zeigt regelmäßige Impulse,<br />
die einen gleichmäßigen und effizienten Abtrag<br />
am Werkstück gewährleisten. Das oelheld-<br />
Dielektrikum bewirkt eine homogene Verteilung<br />
der Abtragspartikel. Fehlzündungen, die oft<br />
von älterer Generatortechnik nur unzureichend<br />
erkannt und geregelt werden, sind wirkungsvoll<br />
unterbunden.<br />
Dielektrikum IonoPlus 3000 frisiert<br />
EDM-Youngt<strong>im</strong>er<br />
Materialabtrag pro Zeit entscheidet die<br />
Wirtschaftlichkeit der funkenerosiven<br />
Bearbeitung. Die Entwicklung leistungsfähigerer<br />
elektronischer Schaltmodule<br />
und Generatortechnik erlaubt effiziente,<br />
kontrollierte Entladeströme, die wirkungsvoll<br />
Erodierzeiten verkürzt. Nur ein opt<strong>im</strong>ales<br />
Dielektrikum, mit gezielt angereicherten<br />
Satelliten-Elektroden, garantiert<br />
einen hohen Materialabtrag. IonoPlus<br />
3000 ermöglicht effektiveres Erodieren,<br />
auch auf älteren Maschinen und sogar mit<br />
Leistungssteigerungen bis zu 30 Prozent.<br />
Mit komplexen, computergestützten ISO-<br />
Impulsgeneratoren, die seit ca. 1984 in<br />
allen gängigen Senkerodiermaschinen<br />
eingebaut werden, hat die Funkenerosion<br />
auch bei wirtschaftlichen Anwendungen<br />
außerhalb des Werkzeug- und Formenbaus<br />
Einzug gehalten. Allein in Deutschland<br />
wurden mehr als 12000 dieser CNC-<br />
Maschinen ausgeliefert und sind größtenteils<br />
noch zuverlässig in Betrieb. Verglichen<br />
mit Leistungsstandards neuester Erodiermaschinen,<br />
müssen diese Youngt<strong>im</strong>er<br />
nicht “alt aussehen”, wenn alle Leistungsreserven<br />
konsequent genutzt werden.<br />
Mangelnde Maschinenhygiene kann<br />
fatale Folgen nach sich ziehen<br />
Regelmäßige Dielektrika-Wechsel sind<br />
unverzichtbar und richten sich nach<br />
den abgearbeiteten Erodierstunden bzw.<br />
verwendeten Generatoreinstellungen.<br />
Gealtertes, womöglich mit Reinigungsmittel<br />
und Hydrauliköl verschmutztes<br />
Dielektrikum kann entscheidende Anforderungen,<br />
wie Spülen und Kühlen <strong>im</strong><br />
engen Funkenspalt, nicht erfüllen. Selbst<br />
perfekt funktionierende Filtersysteme<br />
el<strong>im</strong>inieren diese negativen Auswirkungen<br />
nicht. Stetiges Nachfüllen anstatt der<br />
Erneuerung schränkt die elektrische Isolation<br />
zwischen Elektrode und Werkstück<br />
zunehmend ein und Verunreinigungen<br />
beeinträchtigen die Leitfähigkeit (lonisation)<br />
der Funkenwirkstrecke; Lichtbögen<br />
bewirken eine schlechte Oberflächenqualität<br />
und geringeren Materialabtrag.<br />
Hohe Abtragsraten bei geringerem<br />
Verschleiß<br />
Das hochreine Syntheseprodukt IonoPlus<br />
3000 fokussiert durch integrierte Satelliten-Elektroden<br />
die elektrische Energie<br />
<strong>im</strong> lonisationskanal; eine effektivere Funkenwirkstrecke<br />
ermöglicht gesteigerten<br />
Materialabtrag, komplementär zum Elektrodenverschleiß,<br />
der wesentlich reduziert<br />
wird. Dielektrikum-Be<strong>im</strong>ischungen von<br />
Additiven (z.B. Graphitstaub) nutzen den<br />
Satelliten-Effekt zumeist unkontrolliert<br />
und bedingen zusätzliche Filtersysteme.<br />
IonoPlus 3000 kontrolliert höhere Leistung<br />
in allen Erodierstufen, vom Schruppen bis<br />
zur Feinbearbeitung mit Oberflächengüte<br />
von weniger als R a 0,1 Mikrometer.<br />
Attestierte Umweltrelevanz für<br />
opt<strong>im</strong>ale Arbeitshygiene<br />
Frei von toxischen oder allergischen<br />
Stoffen, sichert es den weitgehend<br />
unbedenklichen Umgang für Mensch,<br />
Maschine und Umwelt. Es bestehen<br />
weder Toleranzgrenzen für die Raumluft<br />
an der Betriebsstätte (Arbeitsgrenzwert)<br />
noch Klassifizierungen innerhalb der<br />
Verordnung über brennbare Flüssigkeiten<br />
(VbF). Die Alterungsbeständigkeit ist<br />
doppelt so hoch wie bei herkömmlichen<br />
Mineralölraffinaten und prädestiniert<br />
das hochreine oelheld-Dielektrikum<br />
für wirtschaftliches Langzeiterodieren. |<br />
Holger Theilacker, Stuttgart<br />
Hitachi Tool bietet für jeden Fräsertyp die<br />
größte Auswahl verschiedener Nutzlängen,<br />
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werden dadurch bis zu 50% verkürzt.<br />
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Innovation und Technik<br />
Robofil 640cc <strong>im</strong> Einsatz bei der<br />
Bosch Erodiertechnik GmbH<br />
von Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping<br />
Teilebeispiel: Rotor aus Edelstahl für die<br />
Lebensmittelindustrie, 560 mm hoch, Außendurchmesser<br />
350 mm<br />
Werkstücke mit Abmessungen von 1300x1000 x<br />
510 mm sind auf der Robofil 640cc bearbeitbar.<br />
Seit einem halben Jahr liefert Charmilles<br />
die neue High-End-Drahterodieranlage<br />
Robofil 640cc an die Kunden aus. Als<br />
eine der ersten Firmen überhaupt konnte<br />
die Firma Bosch Erodiertechnik GmbH<br />
in Dornstadt die neue Maschine auf Herz<br />
und Nieren testen. Für Dipl.-Ing. Hans<br />
Bartosch, seit über zehn Jahren Geschäftsführer<br />
von Bosch Erodiertechnik, war<br />
die Investition in die neue Maschine<br />
ein notwendiger Schritt, um den Kunden<br />
weiterhin den bekannten und bewährten<br />
Service einer permanenten Verfügbarkeit–<br />
auch für größere Auftragsvolumina mit<br />
großen Teilen–garantieren zu können.<br />
Eine besondere Herausforderung für<br />
Charmilles bietet Bosch Erodiertechnik,<br />
da die neue Maschine direkt neben einer<br />
umgebauten 440er-Maschine läuft, die<br />
dank eines Eigenumbaus die gleichen<br />
Höhen wie die neue 640cc erodieren kann.<br />
Sechs Monate nachdem die Maschine<br />
ausgeliefert wurde, kann Hans Bartosch<br />
eines schon mit Sicherheit sagen: Charmilles<br />
hat die sich selbst gesetzten<br />
Anforderungen–gleiche Geschwindigkeit<br />
der neuen Maschine, wie die kleineren<br />
Baureihen 240 und 440 zu realisieren –<br />
voll erfüllt.<br />
Neues Konzept trotz alter Baureihe –<br />
digitaler Generator für mehr Leistung<br />
Obwohl die Maschine dem Namen nach<br />
auf die bereits bestehenden Baureihen<br />
240 und 440 aufbaut, ist die 640cc eine<br />
komplett neu konzipierte Maschine. Diese<br />
Neukonzeption war notwendig geworden,<br />
weil die Maschine in den D<strong>im</strong>ensionen<br />
so groß geworden ist, dass die elektrische<br />
Konzeption der früheren Baureihen für<br />
diesen Maschinentyp nicht mehr aus-<br />
reichend war. Doch nicht nur die elektrischen<br />
Wege machten eine Neukonzeption<br />
erforderlich, auch die größer gewordenen<br />
Verfahrwege erforderten neue Denkrichtungen.<br />
In der 640er-Baureihe verwendet Charmilles<br />
einen neuen, digitalen Generator.<br />
Nicht zuletzt dank dieses Generators<br />
konnte man das Ziel erfüllen, die gleichen<br />
Schneidleistungen wie bei den kleineren<br />
Baureihen zu realisieren. Dies betätigt<br />
auch Hans Bartosch: “Da wir die Werte<br />
der analogen Generatoren nicht eins<br />
zu eins übernehmen konnten, brauchten<br />
wir einige Zeit, um die gleichen Leistungen<br />
zu erreichen. Wir sehen das Ende<br />
der Fahnenstange bei den digitalen<br />
Generatoren jedoch noch nicht erreicht.”<br />
Hier sieht er vor allem auch den Partner<br />
Charmilles in der Pflicht, wo die Erprobung<br />
des digitalen Generators mit verschiedenen<br />
Drahtsorten und Werkstoffen<br />
noch <strong>im</strong> Gange ist.<br />
Hervorragende Leistungen<br />
am Kundenauftrag erbracht<br />
Die Feuertaufe bestand die neue Maschine<br />
bei Bosch Erodiertechnik gleich in den<br />
ersten Wochen ihres Daseins. Wegen<br />
eines großen Kundenauftrags konnte<br />
Hans Bartosch die gleichen Teile sowohl<br />
auf der alten umgebauten Maschine<br />
als auch auf der neuen 640cc laufen<br />
lassen. “Im direkten Vergleich haben<br />
beide Maschinen die gleichen Leistungen<br />
erbracht”, zeigt sich Hans Bartosch<br />
zufrieden mit dem Testergebnis unter<br />
Realbedingungen. Die Verarbeitung<br />
von Hartmetall in diesem Vergleichstest<br />
war eine weitere Schwierigkeit, die<br />
von der neuen Maschine mit Bravour<br />
gemeistert wurde.<br />
Startschwierigkeiten mit dem Häcksler<br />
Einziger Wermutstropfen war jedoch<br />
der Häcksler, der anfänglich nicht mit der<br />
Leistungen der neuen Maschine mitgehen<br />
konnte. “Aufgrund der komplexen Drahtführung<br />
in der Maschine musste Charmilles<br />
wieder einmal einen neuen Häcksler<br />
konzipieren, was jedoch <strong>im</strong> ersten Versuch<br />
nicht so gut gelungen ist”, erinnert sich<br />
Hans Bartosch. “Erst nach mehreren<br />
Reklamationen von uns wurde der<br />
Häcksler verbessert und läuft seither<br />
auch ohne Probleme.” Da dies jedoch<br />
die einzige Beanstandung war, die Hans<br />
Bartosch dem Partner Charmilles weitergeben<br />
musste, trübte sie den hervorragenden<br />
Gesamteindruck der Robofil<br />
640cc nicht.<br />
Hans Bartosch: “Da sich die Bosch Erodiertechnik<br />
GmbH auf die Drahterosion<br />
spezialisiert hat, ist die Maschine eine<br />
ideale Ergänzung der technischen Ausstattung<br />
des Betriebs. Sie hilft nahezu<br />
sämtliche Aufgaben in der Bearbeitung<br />
von Teilen durch diese Technologie abzudecken.<br />
Unsere beiden Spezialitäten –<br />
kleine filigrane Teile mit Dünndraht sowie<br />
sehr große und sehr hohe Teile – wollen<br />
wir gegenüber unseren Kunden mit<br />
der neuen Maschine unterstreichen.” |<br />
Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping, Schwendi<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 35<br />
Maße (B xT x H) 2550 x 2750 x 2565 mm<br />
Max. Werkstückmaße 1300 x 1000 x 510 mm<br />
X-, Y-, Z-Verfahrwege 800 x 550 x 510 mm<br />
U-, V-Verfahrwege 800 x 550 mm<br />
Max. Werkstückgewicht 3000 kg<br />
Max. Freiwinkel 30/510° /mm<br />
Kollisionsschutz (ICP) Standard auf 5 Achsen<br />
Drahtdurchmesser 0,1 bis 0.33 mm<br />
Oberflächengüte CH 6/R a 0,20 µm<br />
Automatische Drahteinfädelung<br />
ThermoCut System<br />
Numerische Steuerung<br />
CNC CT-Millenium/PC Multiprozessoren<br />
Mess-System<br />
Lineare Glasmaßstäbe auf allen 5 Achsen,<br />
Auflösung 0,5 µm<br />
stop<br />
nein<br />
2: Position<br />
erreicht?<br />
ja<br />
3: Achsverfahrung<br />
1: CNC-Befehl<br />
MOV X10<br />
4: Positionsüberprüfung<br />
Hart aber herzlich!
Von Beginn an sorgfältig kalkulieren<br />
mit der Transcat Kunststofftechnik GmbH<br />
von Thomas Wöhrle, Karlsruhe<br />
“Mit CalCard kann die Kalkulation opt<strong>im</strong>al an<br />
die Produktionsweise des Anwenders angepasst<br />
werden.” Michael Wilmsen, Geschäftsführer der<br />
Transcat Kunststofftechnik GmbH.<br />
Komplettanbieter für Kalkulationssoftware<br />
Viele Werkzeug- und Formenbauer haben<br />
massive Schwierigkeiten, ihre Produkte<br />
von Beginn an sorgfältig zu kalkulieren.<br />
Die Karlsruher Transcat Kunststofftechnik<br />
GmbH bietet mit ihrer Softwarelösung<br />
CalCard die Möglichkeit einer transparenten<br />
Feinjustierung sowie der effizienten<br />
Nachkalkulation zu jedem Zeitpunkt des<br />
Herstellungsprozesses. Neben der Kalkulationssoftware<br />
unterstützt Transcat<br />
Kunststofftechnik Unternehmen in ihrem<br />
Tooling Center bei der Entwicklung und<br />
Erstellung von Prototypen oder Kleinserienteilen<br />
aus Kunststoff.<br />
“Wir bilden heute als Lösungsanbieter<br />
durch unseren eigenen Werkzeugbau<br />
beziehungsweise unser Tooling Center<br />
die komplette Prozesskette in der Kunststofftechnik<br />
ab – von der allerersten<br />
Idee bis zum fertigen Endprodukt”, sagt<br />
Michael Wilmsen, Geschäftsführer der<br />
Transcat Kunststofftechnik GmbH mit<br />
Sitz in Karlsruhe. Diese Durchgängigkeit<br />
von der Entwicklung über die Beratung<br />
bis hin zur Werkzeugvorkalkulation findet<br />
man in vergleichbaren Systemen anderer<br />
Hersteller so nicht.“ Für Spritzguss-,<br />
Druckguss- und Folgeverbundwerkzeuge<br />
werden mit unserer Software CalCard<br />
sowohl Richtpreiskalkulationen als auch<br />
Detailkalkulationen mit Ausgabe der voraussichtlichen<br />
Stunden pro Produktionseinheit<br />
wie beispielsweise dem Erodieren<br />
möglich”, so Wilmsen. Neben dem Werkzeugpreis<br />
sei darüber hinaus auch die<br />
Kalkulation des zugehörigen Teilepreises<br />
möglich.<br />
Vollautomatisierte und schnelle<br />
Kalkulation<br />
In aller Regel stellt der Transcat-Kunde<br />
heute zur Kalkulation dreid<strong>im</strong>ensionale<br />
Daten zur Verfügung. “Der große Vorteil<br />
unseres Systems ist, dass diese 3-D-Daten<br />
– aber auch alle anderen – direkt in Cal-<br />
Card eingelesen werden können, die Probleme<br />
eines Bauteils sofort erkannt und<br />
in die Software übernommen werden”,<br />
erklärt Wilmsen. “Dies ermöglicht eine<br />
vollautomatisierte, sehr schnelle Kalkulation<br />
sowie die konkrete Abbildung des<br />
Werkzeugbaus an sich.” Die Merkmale<br />
des Anbieters sind als Werkzeugprofile<br />
direkt <strong>im</strong> System gespeichert und können<br />
vom Anwender selbst individuell eingestellt<br />
werden. Dadurch verringert sich<br />
die durchschnittliche Kalkulationszeit um<br />
bis zu 75 Prozent, durch die Erhöhung<br />
der Genauigkeit bei der Kalkulation<br />
um 5 Prozent erzielt der Kunde eine<br />
Einsparung pro Werkzeug von rund 2500<br />
Euro. Im Ergebnis führt dies zu einem<br />
Return on Investment (ROI) von drei bis<br />
sechs Monaten sowie einer wesentlich<br />
höheren Kapazitätsauslastung auf Seiten<br />
des Kunden.<br />
Branchenfokussierung auf Automobil,<br />
Elektro- und Medizintechnik<br />
Typische Zielgruppen für das Produkt<br />
CalCard sind OEMs, Systemlieferanten,<br />
Hersteller und in letzter Zeit auch verstärkt<br />
Werkzeugbauer. Das Angebot <strong>im</strong><br />
Tooling Center richtet sich in erster Linie<br />
an Anwender aus der Automobilindustrie,<br />
der Elektro- und der Medizintechnik.<br />
Die CalCard-Nutzer sind neben Großkonzernen<br />
wie Da<strong>im</strong>lerChrysler, Opel, Volkswagen<br />
oder Fiat unter anderem Werkzeugmacher<br />
wie das Unternehmen<br />
Hummel Formen oder als internationaler<br />
Dienstleister die Firma Schnitzer. Der<br />
Schulungsaufwand be<strong>im</strong> Anwender<br />
beträgt pro CalCard-Modul “3-D-Analyse”,<br />
“Spritzgusswerkzeuge”, “Druckgusswerkzeuge”<br />
oder “Blechwerkzeuge” jeweils<br />
einen Arbeitstag. Für alle Kunden, die<br />
einen Wartungsvertrag besitzen, bietet<br />
Transcat als weiteren Service eine kostenlose<br />
Hotline während der allgemein<br />
üblichen Geschäftszeiten an.<br />
Die Transcat Kunststofftechnik GmbH<br />
ist eine sechzigprozentige Tochter der<br />
Transcat Verwaltungs GmbH, diese gehört<br />
zu Dassault Systèmes, führender Anbieter<br />
von Lösungen zum Product Lifecycle<br />
Management. Im Geschäftsjahr 2006<br />
erzielte die Transcat Kunststofftechnik<br />
mit 14 Mitarbeitern einen Umsatz von<br />
1,2 Millionen Euro, der in diesem Jahr<br />
um weitere zehn bis fünfzehn Prozent<br />
gesteigert werden soll. | Thomas Wöhrle,<br />
Karlsruhe<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 37<br />
Die Transcat Kunststofftechnik GmbH bildet<br />
durchgängig von der Beratung über die Werkzeugkalkulation<br />
und -planung bis hin zur Entwicklung<br />
des Produkts durch den eigenen Werkzeugbau<br />
die komplette Prozesskette in der Kunststofftechnik<br />
ab.
Das effiziente Technologiepaar:<br />
HSC-Fräsen und Senkerodieren<br />
In den vergangenen zehn Jahren hat sich <strong>im</strong> Bereich Werkzeugund<br />
Formenbau ein drastischer Wandel vollzogen. In kaum<br />
einem anderen Bereich sind die Spuren der Globalisierung<br />
besser zu erkennen als in diesem Industriezweig. Zum einem<br />
wurden viele lohnintensive Arbeitsplätze nach Osteuropa und<br />
Asien verlagert, zum anderen hielten neue Technologien Einzug,<br />
welche die Unternehmen zu einer generellen Restrukturierung<br />
ihrer Produktionsprozesse sowie zu überlebensnotwendigen<br />
Investitionen zwangen. Bezogen auf den betrachteten Industriezweig<br />
sowie den dort relevanten Fertigungsverfahren Funkenerosion<br />
und Fräsen, sind die Innovationsfähigkeit einerseits<br />
sowie die Fähigkeit, die sich aus den Innovationen ergebenden<br />
Potentiale gezielt auszuschöpfen, für Hersteller und Anwender<br />
entsprechender Maschinen gleichermaßen relevant.<br />
Die eigentlich miteinander konkurrierenden Verfahren sind<br />
die funkenerosive Senkbearbeitung und das Hochgeschwindigkeitsfräsen.<br />
Beide Verfahren dienen in erster Linie zur Erzeugung<br />
komplexer dreid<strong>im</strong>ensionaler Kavitäten und Formkerne für<br />
Spritz- oder Druckgussformen sowie zur Herstellung von<br />
Schmiedestempeln und -gesenken, Presswerkzeugen, Prägestempeln,<br />
Sinterpressmatritzen, Blasformen usw.<br />
Die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung hat sich weiterhin insbesondere<br />
in der Herstellung von Graphit- und Kupferelektroden<br />
etabliert und ist unter diesem Gesichtspunkt auch komplementäres<br />
Verfahren zur funkenerosiven Senkbearbeitung. Man<br />
kann davon ausgehen, dass beide Verfahren bezüglich der<br />
erzielbaren Bauteilgenauigkeit weitgehend gleichwertig sind.<br />
Eine Besonderheit stellt das 5-achsige Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />
dar, welches in dieser Hinsicht und je nach Art der<br />
Anwendung besondere Aufmerksamkeit erfordert. Diese Einschränkungen<br />
gelten allerdings in gleichem Maße auch für<br />
Senkerodiermaschinen mit mehr als drei Achsen. Die Betriebskosten<br />
von Maschinen zur funkenerosiven Senkbearbeitung<br />
sind weitgehend identisch mit denen von Hochgeschwindigkeitsfräsmaschinen,<br />
vorausgesetzt, es werden Maschinen der<br />
gleichen Kategorie miteinander verglichen. Ein wichtiger Faktor<br />
bei diesem Vergleich ist die Betrachtung der Kosten für Werkzeuge<br />
(Fräswerkzeuge, Elektrodenherstellung), Hilfsstoffe (Dielektrikum,<br />
Öl für Min<strong>im</strong>almengenschmierung), Ersatz- und Austauschteile<br />
(Spindeln), Entsorgung (Dielektrikum, Späne, Erodierschlamm<br />
usw.).<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 39<br />
von Michael Hauser, Leiter Marketing und Sales Support, Leiter Technologiebereich Fräsen, Agie Charmilles Management Ltd., Genf<br />
Anwendung Senkerodieren (EDM) und Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />
(HSC): Funkenerosive<br />
Bearbeitung von Formeinsätzen für eine Zahnbürste<br />
(oben) und Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />
eines Gesenks zum Schmieden von Kurbelwellen<br />
(unten)
40 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Substitution der funkenerosiven Bearbeitung<br />
EDM durch Hochgeschwindigkeitsfräsen (HSC)<br />
<strong>im</strong> Blasformenbau. Die durch HSC realisierbare<br />
Oberflächengüte und Geometriegenauigkeit<br />
reduziert den Aufwand für das Polieren der Form<br />
auf ein Min<strong>im</strong>um, bei gleichzeitig drastischer<br />
Reduktion der Bearbeitunsgszeiten.<br />
Mit HSC-Fräsen zu besserer Oberfläche<br />
Auch unter dem Aspekt der erreichbaren Oberflächengüte<br />
erscheinen beide Verfahren <strong>im</strong> ersten Moment gleichwertig,<br />
mit geringen Vorteilen für die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung.<br />
In der Praxis gelten aber für die funkenerosive Senkbearbeitung<br />
wesentliche Einschränkungen. Die erzielbare Oberflächengüte<br />
ist abhängig von der aktiven Fläche der Elektrode,<br />
d.h., wenn diese wächst, n<strong>im</strong>mt die erreichbare Oberflächenqualität<br />
ab. Gleichzeitig steigt die erforderliche Bearbeitungszeit<br />
zur Erzeugung einer definierten Oberflächenqualität<br />
mit wachsender aktiver Elektrodenfläche überproportional<br />
an. Im Vergleich dazu ist die Größe einer zu bearbeitenden<br />
Oberfläche ohne Einschränkung der Oberflächenqualität<br />
be<strong>im</strong> Verfahren des Hochgeschwindigkeitsfräsens praktisch<br />
unbegrenzt. Ein l<strong>im</strong>itierender Faktor kann in speziellen Anwendungsfällen<br />
lediglich durch die Lebensdauer des Fräswerkzeugs<br />
auftreten.<br />
Dieser Nachteil der funkenerosiven Senkbearbeitung wird nur<br />
dann kompensiert, wenn die verfahrensspezifische Oberflächenstruktur<br />
der Kavität bzw. des Formkerns, z.B. zur Strukturierung<br />
von Sichtteilen aus Kunststoff, ausdrücklich erwünscht ist. Ist sie<br />
unerwünscht, z.B. bei Kunstoffteilen mit glatter oder glänzender<br />
Oberfläche sowie bei nahezu allen anderen Anwendungen<br />
(Schmiedegesenke und -stempel, Druckgusswerkzeuge usw.),<br />
ist das Verfahren des Hochgeschwindigkeitsfräsens unter dem<br />
Aspekt Oberflächengüte das mit Abstand schnellere Bearbeitungsverfahren.<br />
Wir formen die Zukunft ...<br />
Der <strong>VDWF</strong> sieht seine Aufgabe hauptsächlich<br />
darin, kleine und mittelständische Unternehmen<br />
tatkräftig zu unterstützen und für<br />
gemeinsame künftige Aufgaben zu stärken.<br />
Eine Mitgliedschaft, die sich für Sie rechnet.<br />
Mehr Materialabtrag be<strong>im</strong> HSC-Fräsen<br />
In Bezug auf den erzielbaren Materialabtrag pro Zeiteinheit<br />
be<strong>im</strong> Schruppen bzw. die realisierbare Fläche pro Zeiteinheit<br />
be<strong>im</strong> Schlichten auf eine definierte Oberflächenqualität<br />
zeigt das Hochgeschwindigkeitsfräsen ebenfalls eindeutige<br />
Geschwindigkeitsvorteile. Diese lassen sich auch in der Praxis<br />
in nahezu allen Fällen eindeutig und in beeindruckender<br />
Weise belegen.<br />
Einer der unbestreitbaren Vorteile der funkenerosiven Senkbearbeitung<br />
gegenüber dem Hochgeschwindigkeitsfräsen liegt<br />
eindeutig in der völligen Unabhängigkeit des Verfahrens von<br />
der Härte und der Zähigkeit des zu bearbeitenden Materials.<br />
Realistisch betrachtet funktioniert das Verfahren des Hochgeschwindigkeitsfräsens<br />
weitgehend problemlos bis zu einer<br />
Materialhärte von ca. 58–60 HRc. Übersteigt die Härte des zu<br />
bearbeitenden Materials diesen Wert, muss von einem starken<br />
Anstieg des Werkzeugverschleißes ausgegangen werden. Für<br />
kleinere Bauteile oder Bauteile, die lediglich über eine harte<br />
Oberflächenschicht (z.B. Nachsetzen von Schmiedegesenken)<br />
verfügen, kann eine Bearbeitung bei dieser Härte durchaus<br />
noch wirtschaftlich sein. Bei ca. 62–63 HRc ist heute die<br />
Grenze für eine erfolgreiche Bearbeitung mittels Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />
erreicht.<br />
Euromold<br />
Award 2006<br />
Bronze<br />
3D - CNC Gravieren<br />
CNC - Senk- und Drahterodieren<br />
Startlochbohren<br />
Hochglanzpolieren<br />
HSC-5-Achs-S<strong>im</strong>ultanfräsen<br />
3D-Laserbearbeiten<br />
5-Achs-Ultraschallschleifen<br />
Verfahrensabgrenzung HSC/EDM<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 41<br />
EDM HSC<br />
Genauigkeit 5–10 µm 3-achsig: 5–10 µm<br />
5-achsig: 10–20 µm<br />
Materialabtrag 900 mm 3 /min 2500–3500 mm 3 /min<br />
150 mm 2 /min<br />
(R a = 0,2 µm)<br />
Oberflächengüte R a < 0,1 µm R a = 0,1 µm<br />
Max<strong>im</strong>al bearbeitbare abhängig von Rauheit, unbegrenzt<br />
Oberfläche Bearbeitungszeit<br />
Prozess indirekt direkt<br />
Max<strong>im</strong>al bearbeitbare unbegrenzt ≤ 60 HRc prozesssicher<br />
Materialhärte (Stahl) 60–65 HRc bei<br />
hohem Verschleiß<br />
Max<strong>im</strong>al bearbeitbare unbegrenzt in Verbindung mit<br />
Zähigkeit des Materials hoher Härte<br />
problematisch<br />
Max<strong>im</strong>ales Tiefe-Breite- unbegrenzt ≤ 7 prozesssicher<br />
Verhältnis für Nuten 7–10 möglich<br />
> 10 fallabhängig<br />
Min<strong>im</strong>aler Radius für Funkenspalt Fräserradius<br />
Innenkanten Begrenzung durch<br />
L/Ø Verhältnis<br />
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<strong>im</strong> Griff<br />
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filigranste Geometrien <strong>im</strong><br />
Werkzeug- und Formenbau
42 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Be<strong>im</strong> räumlich begrenzten Übergang horizontaler<br />
in geneigte Flächen, be<strong>im</strong> Schnitt senkrechter<br />
Zylinder mit gewölbten Flächen oder bei gegenüber<br />
der angrenzenden Geometrie zurückgesetzten<br />
kleinen Radien, stößt HSC an seine Grenzen.<br />
horizontal/geneigt<br />
senkrecht/gewölbt<br />
zurückgesetzter<br />
kleiner Radius<br />
Senkerodieren bei schwierigen Härte- und Zähigkeitsverhältnissen<br />
Im Fall des Hochgeschwindigkeitsfräsens muss in Verbindung<br />
mit der Härte des zu bearbeitenden Materials unbedingt auch<br />
die Zähigkeit betrachtet werden. Beide Merkmale werden<br />
durch spezielle Geometrien der empfohlenen Fräswerkzeuge<br />
adressiert. Treten beide Merkmale getrennt voneinander auf,<br />
kann somit durch korrekte Auswahl des Fräswerkzeugs eine<br />
opt<strong>im</strong>ale Lösung gefunden werden. Problematisch ist die<br />
Bearbeitung von Werkstoffen, die bei hoher Härte gleichzeitig<br />
eine hohe Zähigkeit aufweisen. Hier müssen Kompromisse<br />
bei der Werkzeugauswahl gemacht werden, die ein gewisses<br />
Know-how auf der Anwenderseite voraussetzen. Im Extremfall<br />
ist das Material durch Hochgeschwindigkeitsfräsen nicht<br />
zu bearbeiten. Eine weitere Einschränkung für das Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />
gegenüber der funkenerosiven Senkbearbeitung<br />
besteht <strong>im</strong> realisierbaren Verhältnis von Tiefe<br />
zu Breite einer Kavität. Ähnlich ist die Situation in Bezug auf<br />
das Verhältnis der Tiefe einer Kavität <strong>im</strong> Punkt des Radius ihrer<br />
Innenkanten. Die Problematik wächst mit kleiner werdendem<br />
Radius und verschlechterter Zugänglichkeit.<br />
Grundsätzlich erfordern beide Merkmale Fräswerkzeuge mit<br />
einem großen Aspektverhältnis (Verhältnis von Länge zu<br />
Durchmesser). Dabei ist die Komplexität dieses Fertigungsproblems<br />
von vielen Faktoren abhängig, dazu zählen die<br />
Härte und Zähigkeit des Materials, die Bearbeitungssituation<br />
(Späneabfuhr, Schmiermittelzufuhr), die Qualität des Fräswerkzeugs,<br />
die Qualität der Werkzeugspannung (Rundlauf),<br />
die Bearbeitungsstrategie usw. Obwohl die Hersteller von<br />
Fräswerkzeugen heute eine ständig wachsende Auswahl<br />
hervorragender Werkzeuge für derartige Fertigungsprobleme<br />
anbieten, bleibt ihre Anwendung dennoch problematisch.<br />
Aus der Erfahrung lassen sich pauschal und ohne besondere<br />
Berücksichtigung der oben genannten Faktoren folgende<br />
Grenzwerte für das max<strong>im</strong>ale Verhältnis zwischen Länge<br />
und Durchmesser eines Werkzeugs angeben: Bis zu einem<br />
Verhältnis von L/Ø=10 verläuft der Fräsprozess in der Regel<br />
prozesssicher. Bearbeitungen bei einem Verhältnis von<br />
L/Ø =10–15 sind ohne weiteres möglich, erfordern aber<br />
erhöhte Aufmerksamkeit auf der Anwenderseite. Ab einem<br />
Verhältnis von L/Ø =15 ist spezielles Know-how erforderlich,<br />
um das Fertigungsproblem wenn überhaupt erfolgreich zu<br />
lösen.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 43<br />
Verfügt die Kavität über ausreichend Anzug, sind schlanke<br />
konische Werkzeughalter, konische Fräswerkzeuge oder Fräswerkzeuge<br />
mit einem zylindrischen Schneidteil und einem<br />
konischen Schaft eine ausgezeichnete Lösung. Im Fall guter<br />
Zugänglichkeit zu den Radien einer Kavität bedeutet der<br />
Einsatz 5-achsiger Maschinen zum Anstellen des Werkstücks<br />
eine praktikable Alternative. Im Extremfall bleibt aber lediglich<br />
der Einsatz der funkenerosiven Senkbearbeitung zur Lösung<br />
eines derartigen Fertigungsproblems. Alternativ dazu kann<br />
eine Kombination beider Fertigungsverfahren zum Einsatz<br />
kommen, wobei mittels funkenerosiver Senkbearbeitung<br />
diejenigen Partien nachbearbeitet werden, die durch Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />
nicht realisierbar waren.<br />
Beide Verfahren haben ihre Anwendungsgebiete<br />
Während das funkenerosive Drahtschneiden mit ablaufender<br />
Drahtelektrode heute weitgehend konkurrenzlos in der Herstellung<br />
von Schnitt- und Stanzwerkzeugen ist, stehen sich<br />
die funkenerosive Senkbearbeitung und das Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />
in vielen Anwendungsbereichen als konkurrierende<br />
Fertigungsverfahren direkt gegenüber. Trotzdem lässt sich<br />
die Frage nach dem Gewinner nicht endgültig beantworten.<br />
Trotz massiver Vorteile des Hochgeschwindigkeitsfräsens bleiben<br />
spezielle Geometrieelemente, auf die das Verfahren heute<br />
und in Zukunft keine Antwort weiß. In dieser Hinsicht sind<br />
die beiden Verfahren zum heutigen Stand der Technik eher<br />
als komplementär zu betrachten.<br />
Da die Vorteile des HSC-Fräsens bei der Elektrodenfertigung<br />
unbestritten sind, wählen viele Anwender diesen Einstieg, um<br />
mit der Hochgeschwindigkeitsbearbeitung erste Erfahrungen<br />
zu gewinnen. In einem weiteren Schritt können die bei der<br />
Weichbearbeitung gemachten Erfahrungen dann den Einstieg<br />
in die Hartbearbeitung zweifelsfrei erleichtern. Die Effizienz<br />
des sinnvoll genutzten Technologiepaars HSC und EDM werden<br />
dabei deutlich. | Michael Hauser, Genf
44 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Mit Rost zum Erfolg<br />
Prozessopt<strong>im</strong>ierung durch<br />
Polierschleifen<br />
von Dipl.-Ing. Alexander Grüntzig M.S. und Daniel Hollstegge,<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT<br />
Die wenigsten Werkzeugmechaniker mögen Rost. Er greift<br />
Oberflächen an und verändert ihre optischen und mechanischen<br />
Eigenschaften. Korrodierte Werkstücke müssen zumindest<br />
aufwendig entrostet werden, mit zunehmender Güte und<br />
Genauigkeit der Bauteiloberflächen wächst bei Korrosion auch<br />
die Gefahr, komplette Werkstücke ersetzen zu müssen. Doch<br />
gerade bei der Herstellung hochpräziser polierter Werkzeugoberflächen<br />
eröffnet der gezielte Einsatz von Rost neue Chancen<br />
für die Prozessopt<strong>im</strong>ierung und kann dazu beitragen, Kosten<br />
zu senken.<br />
Rost als Poliermittel <strong>im</strong> Schleifprozess<br />
Um polierte Werkzeugoberflächen herzustellen, sind mehrere<br />
Arbeitsschritte notwendig. Bei sprödharten und hochfesten<br />
Materialien umfassen diese das Vorschleifen, Feinschleifen<br />
und Polieren. Das Polieren n<strong>im</strong>mt dabei bis zu 70 Prozent der<br />
gesamten Bearbeitungszeit in Anspruch und verursacht entsprechende<br />
Kosten. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie<br />
IPT in Aachen nutzt ein innovatives Polierschleifverfahren,<br />
mit dem die letzten beiden Arbeitsschritte, das<br />
Feinschleifen und das Polieren, zusammengefasst werden. Dabei<br />
hilft ein Poliermittel, das <strong>im</strong> Schleifprozess gezielt selbst produziert<br />
wird: Rost, chemisch Eisenhydroxid (Fe(OH) 2).<br />
Der Einsatz von Metalloxiden und namentlich von Rost als<br />
Poliermittel ist nicht neu: Unter dem Namen “Polierrot” oder<br />
“Rouge” kannte es beispielsweise Meyers Konversationslexikon<br />
noch in verschiedenen Härtegraden von Goldrouge bis Stahlrouge.<br />
Genutzt wird dabei die Eigenschaft von Metalloxiden, ein<br />
lockeres Gefüge mittlerer Härte zu bilden, das sich hervorragend<br />
zum Polieren eignet. Neu ist nun die Verwendung von Rost als<br />
Poliermittel in einem Schleifprozess.<br />
Mit der Elektrolyse zur justierbaren, gleichmäßigen<br />
und selbstschärfenden Schleif- und Polierschicht<br />
Dabei wird das Prinzip der elektrolytischen Durchflusszelle<br />
angewandt, in der zwei Elektroden durch einen Spalt getrennt<br />
sind, der von einem Elektrolyt durchflutet ist. Angepasst an<br />
den Schleifprozess und die Schleifkinematik, fungiert eine<br />
positiv gepolte Schleifscheibe als Anode, während eine negativ<br />
geladene Kupferelektrode als Kathode dient und der Kühlschmierstoff<br />
die Rolle des Elektrolyts übern<strong>im</strong>mt. Durch den<br />
Stromfluss werden Metallionen aus der Oberfläche der Schleifscheibe<br />
herausgelöst und in Metallhydroxide umgewandelt.<br />
Der am Fraunhofer IPT eingesetzte Kühlschmierstoff enthält<br />
zusätzliche Molybdän-Ionen, die zu einer Mischkristallbildung<br />
führen. Dadurch baut sich eine gleichmäßige und flächendeckende<br />
Oxidschicht auf und die Haftung der Oxide an der<br />
Schleifscheibe verbessert sich. Der Kühlschmierstoff besteht<br />
zu mehr als 97 Prozent aus Wasser und kann daher auch bei<br />
einem konventionellen Schleifprozess eingesetzt werden. Eine<br />
Kombination aus einem üblichen Vorschleifprozess mit einem<br />
nachgelagerten Polierschleifverfahren gelingt damit auf einer<br />
Zweispindelmaschine in einem gemeinsamen Arbeitsraum<br />
ohne Einschränkungen.<br />
Die Dicke der sich aufbauenden Oxidschicht lässt sich durch<br />
eine entsprechende Einstellung der Strom- und Spannungswerte<br />
gezielt beeinflussen und kann eine Stärke von bis zu<br />
100 µm erreichen. Die passivierende Wirkung der Oxidschicht<br />
setzt die Leitfähigkeit zwischen den Elektroden herab und<br />
unterbindet zunächst die weitere Korrosion. Bei der Bearbeitung<br />
des Werkstücks reibt sich die Oxidschicht ab und der Korrosionsprozess<br />
beginnt erneut. Das Ergebnis ist eine kontinuierliche<br />
Selbstschärfung der Schleifscheibe.<br />
Das Polierschleifen lässt sich ohne Einschränkungen<br />
in den konventionellen Schleifprozess<br />
integrieren. Durch die Oxidbildung wird die<br />
Bindung der Schleifscheibe herabgesetzt. Die<br />
Schleifkörner brechen heraus und rollen auf<br />
dem Werkstück ab.<br />
Anfangszustand<br />
Nach Oxidschichtaufbau<br />
Während des Schleifens<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 45<br />
Kühlschmierstoff-/<br />
Elektrolyt-Zuleitung<br />
Kupferelektrode<br />
(Kathode)<br />
Stromzuführung<br />
Schleifscheibe<br />
(Anode)<br />
Schleifscheibenbindung<br />
Metalloxide<br />
abrollendes Korn<br />
Werkstück
46 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Ein Formstempel aus Keramik als Anwendungsbeispiel<br />
Aixtooling GmbH<br />
Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen der<br />
Oxidschicht vor der Bearbeitung: links Aufnahme<br />
der Schleifscheibenoberfläche (200fache Vergrößerung),<br />
rechts Schnitt durch die Schleifscheibe<br />
(1000fache Vergrößerung): braun die Oxidschicht,<br />
blau die Schleifscheibenbindung<br />
Gleichzeitig erzeugt der Abrieb der Oxidschicht das Poliermittel<br />
Rost <strong>im</strong> Prozess selbst und beeinflusst direkt den Schleifprozess.<br />
Die elektrolytische Auflösung verändert das Bindungsverhalten<br />
der Schleifscheibenoberfläche. Die Bindung der einzelnen<br />
Schleifkörner wird zurückgesetzt, das einzelne Korn wird gelockert<br />
und bricht früher aus der Schleifscheibenoberfläche heraus.<br />
Dadurch verändert sich das Spanabtragungsverhalten massiv<br />
und die Spandicke <strong>im</strong> Schleifprozess verringert sich. Zudem<br />
rollen die ausbrechenden Körner <strong>im</strong> Spalt zwischen Werkstück<br />
und Schleifscheibenbindung ab. Unter dem Arbeitsdruck des<br />
Werkzeugs üben sie ebenso wie das abgeriebene Korrosionsprodukt<br />
Rost eine zusätzliche Polierwirkung aus.<br />
Präzise Oberflächen <strong>im</strong> Polierschleifverfahren<br />
Nach erfolgreichen Testläufen auf mehreren Schleifmaschinen<br />
zeigt das Ergebnis des Polierschleifverfahrens besonders bei<br />
sprödharten Materialien eine wesentlich geringere Rauheit<br />
der Bauteiloberfläche <strong>im</strong> Verhältnis zum konventionellen<br />
Feinschleifen.<br />
Das Polierschleifen dient damit nicht nur der Prozessopt<strong>im</strong>ierung,<br />
sondern bietet sich auch für alle Präzisionsoberflächen an, bei<br />
denen eine besondere Konturschärfe gefordert ist. Da der Spanabtrag<br />
<strong>im</strong> Schleifprozess in einem Punktkontakt stattfindet,<br />
lassen sich auch komplexe Oberflächenstrukturen mit hoher<br />
Formgenauigkeit erzeugen. Grenzen setzt an dieser Stelle<br />
nur die Geometrie der Schleifscheibe. Die hohe Güte poliergeschliffener<br />
Glasoberflächen eröffnet außerdem neue Möglichkeiten<br />
in der Herstellung von Werkzeugen für die Verarbeitung<br />
von UV-härtenden Kunststoffen. |<br />
Dipl.-Ing. Alexander Grüntzig M. S.<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPTIPT<br />
Steinbachstraße 17<br />
52074 Aachen<br />
Telefon +49 (0)241 8904241<br />
Telefax +49 (0)241 89046241<br />
www.ipt.fraunhofer.de<br />
www.werkzeugbau-aachen.de<br />
Keramik 5<br />
2<br />
Stahl 15<br />
5<br />
Glas 80<br />
10<br />
Hartmetall 8<br />
5<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 47<br />
Polierschleifen (oben) erzielt bei sprödharten<br />
Materialien geringere Rauheiten der Oberflächen<br />
als konventionelles Feinschleifen (unten).<br />
Vergleich der Oberflächen-Rauheit R a [nm]<br />
bei verschiedenen Materialien<br />
Konventionell<br />
Polierschleifen<br />
FIBRO Speed-Control TM -Gasdruckfedern<br />
SPC. Reduzierung<br />
des Blechhalter-Rücksprungs.<br />
Gasdruckfedern für schnelle<br />
Produktionsprozesse<br />
Die FIBRO-Speed-ControlTM-Gasdruckfedern SPC sind entwickelt<br />
worden, um den Blechhalter-Rücksprung zu verhindern bzw. zu<br />
reduzieren. Dieser Rücksprung wird oft durch die erhöhten<br />
Rückhubgeschwindigkeiten bei schnell laufenden Pressen (Link-<br />
Drive-Pressen) verursacht.<br />
Die SPC-Gasdruckfedern verfügen über eine integrierte Rückhubverzögerung,<br />
die die Hubgeschwindigkeit auf den letzten 30 mm<br />
auf 0,4 m/s reduziert. Dadurch wird der Blechhalter sanft gestoppt.<br />
Eigenschaften der Speed-ControlTM-Gasdruckfedern SPC, gedrosselt:<br />
- verhindert das Rückspringen des Blechhalters<br />
- Produktivitätssteigerung durch effizienteren Teiletransport<br />
- einfach in vorhandene Werkzeuge einzubauen<br />
- Hublängen von 125 bis 300 mm<br />
- an vorhandenes Schlauchsystem anschließbar<br />
FIBRO GmbH · Bereich Normalien<br />
Postfach 1120 · DE-74851 Hassmershe<strong>im</strong><br />
Tel. 06266-73-0 · Fax 06266-73-237<br />
e-mail: info@fibro.de<br />
www.fibro.com<br />
13.–16.06.<strong>2007</strong><br />
Halle 5, Stand 5113
Hummel-Formen GmbH<br />
Da<strong>im</strong>lerstraße 9 -13 73252 Unterlenningen<br />
Telefon 07026 / 93 10 - 0 Telefax 07026 / 93 10 - 8686<br />
Email: info@hummel-formen.de www.hummel-formen.de<br />
Ansprechpartner: Volker Hummel, Eugen Kübler<br />
Hermann Rauscher, Jean-Michel Deck<br />
HERMLE C 40 Alchemy –<br />
die (R)Evolution in der<br />
Fertigungstechnik<br />
Dipl.-Ing (FH) Tobias Knipping<br />
Technische Daten der C 40 Alchemy<br />
5-Achsen Bearbeitungszentrum<br />
2-Achsen NC-Schwenkrundtisch<br />
Verfahrweg 770 x 700 x 500 mm<br />
Werkstückabmessungen ca. 500 x 500 x 400 mm<br />
Werkstückgewicht bis 600 kg<br />
Herstellung von<br />
scharfkantigen Innengeometrien<br />
Hinterschneidungen<br />
Bauteilen mit Einlegeteilen<br />
Legierungen (Materialmischungen)<br />
Materialkombinationen<br />
Gradientenwerkstoffen (fließender Materialübergang)<br />
Besonderheiten<br />
Materialauftrag komplett in die Maschine integriert<br />
Materialbevorratung (Pulver) integriert<br />
Wasserlösliches Füll-/Trägermaterial<br />
Arbeitsraum in glatter Edelstahlausführung<br />
Wasservorhänge <strong>im</strong> gesamten Arbeitsraum<br />
Komplette Schallschutzverkleidung<br />
Bei der diesjährigen Hausausstellung, die vom 25. bis zum 28.<br />
April <strong>im</strong> Hermle-Stammwerk in Goshe<strong>im</strong> stattgefunden hat,<br />
präsentierte Hermle erstmalig die Studie C 40 Alchemy, eine<br />
Maschine, die das Potential hat, den Formenbauprozess zu<br />
revolutionieren. Auf den ersten Blick sieht die C 40 Alchemy<br />
wie ein kompaktes Bearbeitungszentrum mit Schallschutzverkleidung,<br />
integrierter Magazinerweiterung und integrierter<br />
Absaugung aus. Auffällig ist die große Maschinentür, die eine<br />
gute Sicht und Zugängigkeit in den Arbeitsraum erlaubt. Dessen<br />
Wände sind mit glatten Edelstahlblechen verkleidet und werden–<br />
ebenso wie die Maschinentür–mit einem laminaren Wasservorhang<br />
gespült.<br />
Zwei (fast) unauffällige Details unterscheiden die Maschine<br />
jedoch ganz wesentlich von einem üblichen Bearbeitungszentrum:<br />
eine in der Z-Achse (Hauptspindelgehäuse) integrierte<br />
Auftragsvorrichtung sowie eine in den Schwenkrundtisch<br />
integrierte Tischheizung mit Wärmetauscher.<br />
Konturnahe Kühlung, Kupfereinlagen oder Heizwendeln<br />
in Konturnähe realisierbar<br />
Die Auftragstechnologie der neuen C 40 Alchemy ermöglicht<br />
in Kombination mit der bewährten Frästechnik eine neue<br />
D<strong>im</strong>ension in der Bauteilkomplexität. Selbst bisher nicht für<br />
möglich gehaltene Geometrien und Materialkombinationen sind<br />
realisierbar. Dazu gehören unter anderem Spritzgusswerkzeuge<br />
mit konturnahen Kühlkanälen in Kombination mit einem<br />
wärmeleitfähigen Kern aus Kupfer und einem Außenbereich<br />
aus Werkzeugstahl. Selbst Gradientenwerkstoffe mit einem<br />
fließenden Übergang zwischen Aluminium und Stahl sind<br />
realisierbar.<br />
Bislang basieren generative Fertigungsverfahren zur Herstellung<br />
metallischer Bauteile auf schmelzmetallurgischen Schweißverbindungen<br />
wie z.B. durch Auftragsschweißen oder Sintern <strong>im</strong><br />
Pulverbett mit Laser oder Elektronenstrahl. Diese Verfahren sind<br />
jedoch in den möglichen Materialkombinationen sowie in der<br />
Bauteilgröße stark l<strong>im</strong>itiert. Be<strong>im</strong> Auftragsschweißen können<br />
weder komplexe Geometrien wie Hinterschneidungen noch<br />
konturnahe Kühlkanäle realisiert werden; be<strong>im</strong> Sintern <strong>im</strong><br />
Pulverbett sind Werkstoffkombinationen wirtschaftlich nicht<br />
verarbeitbar, da sonst das teure Sinterpulver vermischt und<br />
somit unbrauchbar wird.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 49<br />
Arbeitsraum mit Frässpindel und Auftragseinheit<br />
Späne aus Kupfer-Stahl-Gemisch mit Aluminium<br />
und Werkzeugstahl mit Aluminium
50 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 51<br />
Mikroschmieden: Metallpulver wird mit hoher<br />
Geschwindigkeit (durch Wasserdampf und sauerstoffreduzierte<br />
Druckluft) auf das Werkstück<br />
“geschossen”. Die hohe Auftreffgeschwindigkeit<br />
bewirkt, dass sich die Metallpartikel dauerhaft<br />
mit dem Werkstück verbinden.<br />
Bauteil mit fließendem Übergang der Werkstoffe<br />
Kupfer und Werkzeugstahl<br />
Wasser, Strom, Druckluft und Metallpulver –<br />
Alltägliches bildet den Ausgangspunkt<br />
Die C 40 Alchemy basiert auf einem durchgängigen, kundenorientierten<br />
Konzept. Das betrifft insbesondere die Infrastruktur,<br />
um die Anlagentechnik zu betreiben. Das kompakte Bearbeitungszentrum<br />
benötigt keine aufwendige Infrastruktur wie Laser<br />
oder Brenngase. Die C 40 Alchemy benötigt nur Wasser, Druckluft<br />
und Strom. Selbst der Kontakt des Bedieners mit dem Metallpulver<br />
wird auf ein Min<strong>im</strong>um reduziert. Die benötigten Metallpulver<br />
werden in versiegelten Fässern in die Maschine eingesetzt.<br />
Die Steuerung liest automatisch den integrierten Transponder<br />
aus, auf dem z.B. Materialart, Prozessparameter und Inhaltsmengen<br />
gespeichert sind. Ferner sind durch vertauschungssichere<br />
Prozessanschlüsse Fehlbedienungen praktisch ausgeschlossen.<br />
Mikroschmieden als neues Auftragsverfahren<br />
Die Hermle C 40 Alchemy arbeitet nach dem Prinzip des Mikroschmiedens.<br />
Das zu verarbeitende Metallpulver wird in der<br />
Auftragseinheit mit Wasser vermischt und erhitzt. Durch die<br />
sehr schnelle Verdampfung des Wassers vergrößert sich das<br />
Volumen schlagartig und baut dadurch in der Auftragseinheit<br />
einen enormen Druck auf. Dieser Druck beschleunigt die Metallpartikel<br />
auf mehrfache Schallgeschwindigkeit und “schießt”<br />
diese auf das Werkstück auf. Die hohe Auftreffgeschwindigkeit<br />
bewirkt, dass sich die Metallpartikel dauerhaft mit dem Werkstück<br />
verbinden. Im Wesentlichen können mit diesem Verfahren<br />
alle schmiedbaren metallischen Werkstoffe wie z.B. Buntmetalle<br />
und Werkzeugstahl verarbeitet werden.<br />
Selbst unmittelbar nach dem Auftragen kann die neue Schicht<br />
schon wieder bearbeitet werden. Die dabei entstehenden Späne<br />
können auf den ersten Blick nicht als Späne der neuen Technologie<br />
identifiziert werden. Spätestens nach einer Warmbehandlung<br />
des neuen Werkstücks können, nach Aussagen von Markus<br />
Dirscherl, Geschäftsführer der Innovaris GmbH & Co. KG,<br />
die Gefügebilder der generierten Teile nicht mehr von denen<br />
konventionell hergestellter Bauteile unterschieden werden. Das<br />
für die Herstellung von konturnahen Kühlkanälen notwendige<br />
Füll-/Trägermaterial ist wasserlöslich und umweltverträglich.<br />
Nach dem Aufbau der Geometrie wird es aus dem Werkstück<br />
ausgespült. Auch das Füllmaterial hat metallähnliche Verarbeitungseigenschaften.<br />
Somit kann es – wie der Grundkörper–<br />
einer formgebenden Fräsbehandlung unterzogen werden. |<br />
Dipl.-Ing (FH) Tobias Knipping, Schwendi<br />
Zyklusbeginn<br />
Baumaterial auftragen<br />
Kavitäten fräsen –<br />
zugängliche Bereiche<br />
fertig fräsen, nicht<br />
zugängliche Bereiche<br />
freifräsen<br />
Füllmaterial<br />
auftragen<br />
Kontur an den zuvor<br />
nicht zugänglichen<br />
Bereichen fräsen<br />
Schrittweise Wiederholung<br />
(Schichtdicke<br />
0,1–2,0mm)<br />
Hinterschneidungen, scharfkantige Innengeometrien,<br />
innen liegende Kühlkanäle, Materialkombinationen<br />
und Bauteile mit Einlegeteilen<br />
sind mit dem dargestellten Verfahren herstellbar.<br />
Für Sie gibt es<br />
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BeSONDERes !<br />
Zusätzlich zu den lagermäßig<br />
verfügbaren Normalien liefert<br />
HASCO auch<br />
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bieten wir unseren Kunden<br />
technische, konstruktive und<br />
mechanische Unterstützung<br />
für Heißkanal-, Spritzgieß- und<br />
Druckgießwerkzeuge.<br />
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Kompetenz und Erfahrung zur<br />
Verfügung. Wir liefern das gesamte<br />
Spektrum von der Einzelplatte<br />
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Platten in Sonderwerkstoffen oder<br />
rundum bearbeiteten Formaufbaukomponenten<br />
bis hin zu<br />
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Sie sich auf die<br />
formgebenden<br />
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Im Wiesental 77<br />
58513 Lüdenscheid<br />
Telefon 02351 957-0<br />
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Unternehmen stellen Neues aus der Branche vor<br />
Werkzeugsysteme von Horn für<br />
den Werkzeug- und Formenbau<br />
Als Spezialist für das hochpräzise Zerspanen<br />
zwischen den Flanken wird die<br />
Firma Paul Horn GmbH täglich mit Bearbeitungsaufgaben<br />
konfrontiert, bei denen<br />
nicht nur die Werkstückabmessungen,<br />
sondern auch die Werkstoffe höchste<br />
Anforderungen an die Bearbeitungsstrategie<br />
und das Zerspanungswerkzeug<br />
stellen. Dank der mehr als 35-jährigen<br />
Erfahrung kann Horn auch für den Werkzeug-<br />
und Formenbau Lösungswege und<br />
Werkzeugsysteme aufzeigen, die sowohl<br />
den technischen als auch den wirtschaftlichen<br />
Anforderungen voll gerecht werden.<br />
Für die Weich- und Hartbearbeitung von<br />
NE und Stahlwerkstoffen mit einer Härte<br />
von bis zu 70 HRC stehen Vollhartmetallfräser<br />
aus dem System DS in unterschiedlichsten<br />
Ausführungen vom Durchmesser<br />
0,3 bis 16 mm als Standardwerkzeuge<br />
ab Lager zur Verfügung. Auf Anfrage<br />
sind nahezu alle Sonderformen und Ausführungen<br />
erhältlich. Zur Vorbearbeitung<br />
oder für das Semifinishing von größeren<br />
Formen kommt das Wechselkopfsystem<br />
DM in den Durchmesserbereichen 8, 10<br />
und 12 mm mit Vollradius- oder Eckfrässchneidköpfen<br />
mit unterschiedlichen<br />
Eckenradien zum Einsatz.<br />
Das 3-schneidige Wendeschneidplattensystem<br />
DA erweitert seit <strong>2007</strong> die Einsatzmöglichkeiten<br />
der Fräserreihe DS<br />
und DM. Das als Schaft- und Schraubkopfausführung<br />
lieferbare Werkzeugsystem<br />
mit Durchmessern von 16, 20,<br />
25 und 32 mm dient zum Plan-, Eck-<br />
und Taschenfräsen, Tauchfräsen mit<br />
schrägem Eintauchen sowie zum Aufbohren.<br />
Ein besonderes Merkmal der<br />
neuen Werkzeuge ist die 3-schneidige<br />
Wendeschneidplatte mit Axial- und<br />
Radialschneiden. Sie ist in zwei Größen<br />
lieferbar, so dass bei dem größten Fräsdurchmesser<br />
bis zu fünf kleine oder bis<br />
zu drei große Wendeschneidplatten einsetzbar<br />
sind. Fünf verschiedene Eckenradien<br />
von 0 bis 1,0 mm bei der großen<br />
Platte und drei Eckenradien von 0 bis<br />
0,4 mm bei der kleinen bieten Anpassungsmöglichkeiten<br />
an die Zerspanungsaufgabe.<br />
Die Auslegung der Geometrie<br />
erlaubt das exakte Fräsen von 90°-Schultern.<br />
Dabei sichert der Viper-Schliff bei<br />
der Axialschneide eine sehr gute Oberfläche<br />
bei hoher Spanleistung. Der seitlich<br />
radiale Bogenschliff mit der vom<br />
Durchmesser abhängigen radialen Wendeschneidplatte<br />
erhöht die Stabilität des<br />
Werkzeugs und gewährleistet mit der<br />
positiven Geometrie einen weichen und<br />
ruhigen Schnitt, der insgesamt zu einer<br />
langen Standzeit führt.<br />
Bei der Konstruktion und technischen<br />
Ausführung aller Werkzeugsysteme<br />
wurde besonderer Wert auf die opt<strong>im</strong>ale<br />
Kombination zwischen den Einzelkomponenten<br />
Hartmetall, Geometrie<br />
und Beschichtung gelegt, um ein Bearbeitungsergebnis<br />
in höchster Präzision<br />
und Qualität zu erreichen.<br />
www.phorn.de<br />
C<strong>im</strong>atron zeigt auf der Blechexpo<br />
die neue Applikation “DieDesign”<br />
C<strong>im</strong>atronE DieDesign ist eine innovative<br />
Anwendung, die bei der Entwicklung von<br />
Stanz- und Umformwerkzeugen, idealerweise<br />
bei Folgeverbundwerkzeugen, eingesetzt<br />
wird. Sie zeichnet sich durch<br />
eine professionelle Technologie für die<br />
Abwicklung von beliebig freigeformten<br />
Blechartikeln aus. Es erlaubt die Abwicklung<br />
beliebig freigeformter Blechartikel.<br />
Dies verdankt das C<strong>im</strong>atronE DieDesign<br />
seiner leistungsstarken Finite-Elemente-<br />
Lösung, die integraler Bestandteil jedes<br />
Basispakets ist.<br />
Die Lösung ist intuitiv und einfach zu<br />
bedienen, da sie sich an den üblichen<br />
Prozessabläufen des Werkzeugbaus und<br />
den Erfahrungen der Branche orientiert.<br />
C<strong>im</strong>atronE 8.0, das mit der neuen Die-<br />
Design-Applikation auf die speziellen<br />
Belange der Folgeverbundtechnik ausgerichtet<br />
ist, wird vom 13. bis zum 16. Juni<br />
auf der Blechexpo in Stuttgart gezeigt<br />
werden. C<strong>im</strong>atron bietet dem Werkzeug–<br />
und Formenbau mit seiner Entwicklung<br />
eine durchgängige Anwendung – von<br />
der Kalkulation bis zur Fertigung: Die<br />
Komplettlösung erlaubt die schnelle<br />
und exakte Erstellung von Kalkulation,<br />
Streifendesign und Werkzeugaufbau.<br />
Erweitert mit der C<strong>im</strong>atron NC-Lösung,<br />
wird der Prozess bis in die Fertigung<br />
unterstützt.<br />
www.c<strong>im</strong>atron.de<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 53<br />
Erowa FTS – Werkstückpalettierung<br />
auf kleinen Maschinen<br />
Die Wichtigkeit des hauptzeitparallelen<br />
Rüstens hängt nicht von der Größe der<br />
Werkstücke ab. Vielmehr ist es der Aufwand<br />
des Wechselns von einem Fertigungslos<br />
zum nächsten, der die Produktivität<br />
der Maschinen wesentlich beeinflusst.<br />
Speziell an diese Umstände angepasst<br />
ist das Erowa-Spannsystem “Fine<br />
Tooling System” (FTS) . Mit der extrem<br />
flachen Bauweise ist es das ideale Werkstück-Palettiersystem,<br />
um den Bearbeitungsraum<br />
kleiner Maschinen opt<strong>im</strong>al<br />
auszunutzen, wie z. B. in der Mikromechanik,<br />
Optik-, Uhren- und Schmuckindustrie<br />
oder der Medizinaltechnik.<br />
Die Spannfutter lassen sich direkt oder<br />
mit Adapterplatten auf den Maschinentisch<br />
montieren. Der Hub zum Ausfahren<br />
der Palette beträgt nur 4 mm. Mit einer<br />
Positioniergenauigkeit von weniger<br />
als 0,002 mm und der Indexierung der<br />
Paletten von 4 x 90° lässt das Spannsystem<br />
auch in puncto Genauigkeit keine<br />
Wünsche offen. Eine 18-mm-Bohrung<br />
in der Mitte der Spannfutter bietet genügend<br />
Platz, um Leitungen mit Pressluft,<br />
Vakuum oder Hydraulik auf die Palette<br />
zu führen. So werden Vorrichtungen<br />
auch automatisch bedienbar. Durch die<br />
Dichtung am Spannfutter wird sichergestellt,<br />
dass auch unter erschwerten<br />
Bedingungen sauber und präzise gespannt<br />
und positioniert wird.<br />
www.erowa.com<br />
Wir formen die Zukunft –<br />
Der Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer<br />
besteht seit 14 Jahren als Vereinigung mittelständischer<br />
Unternehmen aus dem Werkzeugund<br />
Formenbau. Mit dem Verband haben diese<br />
Unternehmen sich eine Plattform geschaffen, um<br />
sich untereinander auszutauschen, gemeinsam<br />
Probleme zu lösen und sich zu unterstützen.<br />
Als größter deutscher Fachverband für den Werkzeug-<br />
und Formenbau vertitt der <strong>VDWF</strong> aktiv die<br />
Belange und Wünsche seiner Mitglieder. Gemeinsam<br />
mit den Partnern setzt er sich dafür ein,<br />
den Standort Deutschland für den Werkzeug- und<br />
Formenbau zu erhalten und vertritt die politischen<br />
Interessen der Branche. Ein wichtiges Instrument<br />
für die Zusammenarbeit sind die regelmäßig stattfindenden<br />
Arbeitskreise, die den Mitgliedern eine<br />
Plattform bieten sich über aktuelle Themen auszutauschen.<br />
Des Weiteren bietet der Verband für die verschiedensten<br />
Themenbereiche professionelle Beratung<br />
durch Sachverständige, Vertragsanwälte für Vertrags-,<br />
Arbeits- und Patentrecht, eine eigene Zertifizierungsstelle,<br />
eine Umweltbeauftragte. Die<br />
Einkaufsgemeinschaft des Verbands bietet den<br />
Mitgliedern zudem Einkaufsvorteile in den unterschiedlichsten<br />
Bereichen.<br />
Machen Sie mit<br />
Entschließen Sie sich noch bis zum<br />
31. Juni <strong>2007</strong>, Mitglied <strong>im</strong> <strong>VDWF</strong> zu<br />
werden, und sparen Sie 250 Euro,<br />
die Hälfte der Aufnahmegebühr.<br />
Ihre Vorteile auf einen Blick:<br />
– Politische Interessenvertretung<br />
– Aktiver Austausch mit anderen<br />
Werkzeug- und Formenbauern<br />
– Fachanwälte für Vertrags-,<br />
Arbeits- und Patentrecht<br />
– Sachverständige<br />
– Zertifizierungsstelle<br />
– Umweltbeauftragte<br />
– Einkaufsgemeinschaft<br />
– Seminare, Fachtagungen<br />
und Infoveranstaltungen<br />
– Arbeitskreise zu zukunftsweisenden<br />
Themen<br />
<strong>VDWF</strong><br />
Gerberwiesen 3<br />
88477 Schwendi<br />
Tel.: 07353 / 98 42 299<br />
Fax: 07353 / 98 42 298<br />
info@vdwf.de<br />
www.vdwf.de
Mitgliedsantrag<br />
Die mit * markierten Felder müssen ausgefüllt werden.<br />
Mitgliedsbeiträge und Satzung finden Sie unter www.vdwf.de<br />
Firma*<br />
Strasse, Nr.*<br />
PLZ* Ort*<br />
Postfach* Homepage*<br />
Telefon* Telefax*<br />
E-Mail*<br />
Inhaber/Geschäftsführer* geboren am<br />
Ansprechpartner* geboren am<br />
Funktion/Position*<br />
Gründungsjahr der Firma*<br />
Anzahl Mitarbeiter inkl. Geschäftsführer*<br />
Vollzeitkräfte* Teilzeitkräfte* Aushilfen/Azubis*<br />
Die Firma ist tätig <strong>im</strong> / als*<br />
Werkzeugbau Formenbau Ausrüster<br />
Konstruktion / EDV Sonstige<br />
In die Handwerksrolle eingetragen seit*<br />
In die Industrie- und Handelskammer eingetragen seit*<br />
Geworben durch<br />
Unterschrift* Datum, Firmenstempel*<br />
Ausfüllen und per Fax an: +49 (0)7353 9842298<br />
oder per Post an: Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer e.V.,<br />
Gerberwiesen 3, 88477 Schwendi<br />
Die Daten werden nur zur internen Verarbeitung be<strong>im</strong> <strong>VDWF</strong> genutzt.<br />
Eine unbefugte Weitergabe an Dritte erfolgt nicht!<br />
Scannerlösung für Messaufgaben<br />
und Automationsprozesse<br />
Mit der Scannerlösung “ShapeTracer”<br />
zeigt C-Technologie-Spezialist Knotenpunkt<br />
einen kompakten Highend-Streifenlaser-Sensor<br />
zu geringen Investitionskosten.<br />
Mit 230 g und den Abmessungen<br />
100 x 68 x 50 mm ist ShapeTracer ein sehr<br />
kompakter 3-D-Lasersensor. Er macht aus<br />
einer 3-Achsen-Fräsmaschine z.B. eine<br />
Messmaschine zur 3D-Qualitätssicherung,<br />
da er sich an jede CNC-Steuerung adaptieren<br />
lässt. Für den Einsatz in Messmaschinen<br />
verfügt der Sensor über einen<br />
Renishaw-Multiwireadapter. Für die Verwendbarkeit<br />
bei Automationsprozessen<br />
ist der Sensor in der Lage, Soll-Ist-Vergleiche<br />
vorzunehmen, um damit die<br />
unterschiedlichsten Prozesse zu steuern.<br />
Verarbeitet werden die Scannerdaten mit<br />
der seit vielen Jahren bewährten Lösung<br />
für Reverse-Engineering und Messauswertungen,<br />
der von Knotenpunkt entwickelten<br />
Software PointMaster. Der<br />
Datenaustausch erfolgt durch die USB 2.0<br />
Highspeed-Schnittstelle. Die Datenformate<br />
sind *.D3D, *.XYZ und *.BIN.<br />
Die Scangeschwindigkeit liegt bei 48000<br />
pts/sec. Der Messbereich beträgt 90 mm,<br />
die Streifenbreite 40 mm. Dass es sich<br />
trotz der Kompaktheit um einen Highend-Sensor<br />
handelt, belegt vor allem<br />
die hohe Messgenauigkeit von 0,02 bis<br />
0,04 mm. Der eingebaute Laser entspricht<br />
der Schutzklasse 2M.<br />
www.knotenpunkt.com<br />
Sprühkompaktieren: Neues Produktionsverfahren<br />
für Werkzeugstahl<br />
Durch die Anwendung des Sprühkompaktierprozesses<br />
“Osprey-Process” entwickelt<br />
der schwedische Stahlhersteller Uddeholm<br />
neue Werkzeugstähle mit einzigartiger<br />
Struktur und verbessertem Eigenschaftsprofil.<br />
Bei Schneidwerkzeugen, die aus den<br />
neuen Stählen hergestellt wurden, zeigte<br />
sich eine deutlich höhere Gesamtwirtschaftlichkeit,<br />
bedingt durch bis zu drei<br />
Mal längere Maschinenstandzeiten.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen Stahlherstellungsverfahren<br />
braucht der Stahl<br />
be<strong>im</strong> Sprühkompaktieren zum Erstarren<br />
nur wenige Sekunden. Dadurch entsteht<br />
ein Block, der nur geringste Mikroseigerungen<br />
enthält. Aufgrund der daraus<br />
resultierenden gleichmäßigen Karbidstruktur<br />
weisen sprühkompaktierte Stähle<br />
eine höhere Dauerfestigkeit, d.h. einen<br />
höheren Widerstand gegen Ausbrüche auf.<br />
Ähnlich wie bei pulvermetallurgischen<br />
Stählen lassen sich auch be<strong>im</strong> Sprühkompaktieren<br />
verschleißfeste Sonderstähle<br />
produzieren, die auf konventionellem Weg<br />
nicht herstellbar wären. Auf diese Weise<br />
entstehen Werkzeugstähle mit einem<br />
hohen Widerstand gegen groben abrasiven<br />
Verschleiß. Durch diese Verschleißfestigkeit<br />
bei gleichzeitig guter Zähigkeit<br />
konnte in vielen Fällen die Standzeit der<br />
hergestellten Werkzeuge erhöht und die<br />
Produktionssicherheit verbessert werden.<br />
www.uddeholm.de<br />
Doppelverdüsung<br />
rotierender<br />
Block in der<br />
Sprühkammer<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 55<br />
Fit für den Wettbewerb mit den<br />
Handlingsystemen von Z<strong>im</strong>mer+Kre<strong>im</strong><br />
Als technischer und konzeptioneller Partner<br />
bei automatisierten Prozessen für den<br />
Werkzeug- und Formenbau profiliert sich<br />
Z<strong>im</strong>mer+Kre<strong>im</strong> mit den Themen Wirtschaftlichkeit<br />
durch Strukturierung und<br />
Opt<strong>im</strong>ierung. Der Firma geht es für ihre<br />
Kunden darum, intelligente Lösungen zu<br />
nutzen und die Effizienz zu steigern bei<br />
gleichzeitiger Qualitätssicherung.<br />
Im Rahmen des Workshops “Fit für den<br />
Wettbewerb” der ZK Academy fomuliert<br />
Dr. Roland Ruppel, Geschäftsführer bei<br />
Z<strong>im</strong>mer+Kre<strong>im</strong>, die Stoßrichtung der<br />
Veranstaltung: “Am Anfang steht wirklich<br />
nicht die große Investition. Nachdenken<br />
und Strukturen schaffen, das sind die<br />
wichtigsten Voraussetzungen für den<br />
Umstieg auf automatisierte Abläufe.<br />
Automation bedeutet Veränderung. Und<br />
Veränderung bedeutet Chance. In unseren<br />
Workshops geben wir den fachlichen<br />
Input für die Herangehensweise an die<br />
ganze Thematik. Wir zeigen Möglichkeiten<br />
und Visionen auf – aber auch Grenzen.”<br />
Zentraler Bestandteil des Möglichen sind<br />
die Handlingsysteme von Z<strong>im</strong>mer+Kre<strong>im</strong>.<br />
Sie garantieren ein Höchstmaß an Qualität<br />
und Flexibilität in der automatisierten<br />
Fertigung. Die Systeme können unterschiedlichste<br />
Maschinen integrierern und<br />
durch offene Schnittstellen individuell den<br />
Anforderungen entsprechend wachsen.<br />
www.z<strong>im</strong>mer-kre<strong>im</strong>.com<br />
Stanzwerkzeug–<br />
Normalien<br />
Führungselemente nach ISO/DIN-Norm<br />
neu:<br />
CAD-Katalog 2D/3D<br />
www.agathon.com<br />
AGATHON bürgt für:<br />
– Austauschbarkeit:<br />
engere Form- und Lagetoleranzen<br />
– einfachere Montage:<br />
Fasen f8<br />
– höhere Belastbarkeit:<br />
mehr Wälzkörper<br />
– höhere Lebensdauer:<br />
opt<strong>im</strong>ierte Einläufe,<br />
reduziertes Kugelspiel<br />
– höhere Standzeiten der Werkzeuge<br />
Präzision zahlt sich aus !<br />
BlechExpo<br />
Halle 5, Stand 5224<br />
AGATHON AG, Normalien<br />
CH-4503 Solothurn/Schweiz<br />
Tel +41 32 617 45 02<br />
Fax +41 32 617 47 01<br />
e-mail normmail@agathon.ch<br />
www.agathon.com
Menschen und Wandel<br />
Man muss nicht <strong>im</strong>mer und überall “Ja” sagen<br />
Marion Lackenbauer <strong>im</strong> Gespräch mit Alexander Huber<br />
Ihr Name steht für extremes Bergabenteuer, die Berchtesgadener<br />
Huberbuam zählen zur Weltspitze des Kletterns und prägten<br />
den Sport neu: Erstbegehungen <strong>im</strong> H<strong>im</strong>alaja, spektakuläre<br />
Geschwindigkeitsrekorde <strong>im</strong> Berg und atemberaubende ungesicherte<br />
“Free Solo”-Touren faszinieren auch sportlich unbedarfte<br />
Laien.<br />
Marion Lackenbauer, eine langjährige Freundin Alexander Hubers,<br />
führte das Gespräch über Antriebe, Bedenken und Ziele, die sich<br />
hinter dem Extremsport verbergen. Ableitungen und Anregungen<br />
für den beruflichen und privaten Alltag, wie Alexander Huber<br />
mit Bezug auf seine zahlreichen Vorträge unterstreicht, “muss<br />
jeder für sich selbst umsetzen”.<br />
Alexander, Du warst schon einigermaßen bekannt als<br />
Du das erste Mal selbst in die Öffentlichkeit getreten<br />
bist, wie ist das gekommen?<br />
Thomas und ich sind vom Vater in die Berge mitgenommen<br />
worden, damals mit 13, 14 Jahren, also der Vater hat schon<br />
den Grundstein gelegt. Natürlich hat sich da noch nicht abgezeichnet,<br />
was möglich ist und welchen Weg wir gehen werden.<br />
Auch das klassische Berufsbild Bergsteiger gab es noch nicht.<br />
Reinhold Messner war der Einzige <strong>im</strong> Bergsport, der als Profi<br />
zu bewerten war, also wirklich der Einzige, der es damals schon<br />
verstanden hat, so an die Öffentlichkeit zu gehen, dass er davon<br />
hat leben können. Er lebte ja nicht vom Bergsteigen, sondern<br />
davon, dass er damit auftrat. Das war aber lange Zeit reine<br />
Utopie für mich, also habe ich zuerst ganz normal die Schule<br />
fertiggemacht, dann zwei Jahre Zivildienst abgeleistet und mich<br />
anschließend für ein Studium entschieden. Aus meiner besten<br />
Begabung heraus entschied ich mich für die Physik.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 57<br />
Am 27. Juli 2006 kletterte Alexander Huber “free<br />
solo” durch die Südwand des Viertausenders<br />
“Dent du Géant”, einem der markantesten Gipfel<br />
des Montblancmassivs. Insgesamt drei Tage<br />
kletterte er zur Vorbereitung in der Route. Die<br />
Herausforderung liegt weder in der Schwierigkeit<br />
noch in der Länge, sondern vielmehr in der<br />
besonderen Lage der Route, mitten in der vergletscherten<br />
Welt des Hochgebirges.
58 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Am 31. Januar erschlossen Stephan Siegrist und<br />
Alexander Huber eine neue Route an der 800<br />
Meter hohen, bisher unbegangenen Südwand<br />
der Aguja Desmochada in Patagonien.<br />
Die 25 Seillängen absolvierten sie bis auf wenige<br />
Meter in freier Kletterei. Die Nacht verbrachten<br />
die zwei Kletterer auf einem markanten Felsvorsprung<br />
hoch oben in der Wand, etwa 250 Meter<br />
unterhalb des Gipfels. Stephan und Alexander<br />
erreichten am nächsten Morgen um 10 Uhr<br />
diesen zum Fitz-Roy-Massiv gehörenden Gipfel.<br />
Du sagst das so – aus Deiner besten Begabung. Ich habe<br />
fast mein ganzes bisheriges Leben nach meiner Begabung<br />
gesucht.<br />
Ja, natürlich, einfach nach meiner besten schulischen Begabung<br />
und das war eindeutig die Physik. Ich habe das Studium als<br />
Chance genutzt, mir mein Leben so zu gestalten, dass ich den<br />
Sport auf professionellem Niveau betreiben konnte – nicht in<br />
Sachen Geldverdienen, sondern opt<strong>im</strong>al trainieren und sportlich<br />
erfolgreich sein. Das Studium erarbeitete ich mir <strong>im</strong> Min<strong>im</strong>um-<br />
Max<strong>im</strong>um-Prinzip, also min<strong>im</strong>aler Aufwand mit bestmöglichem<br />
Ergebnis.<br />
Also <strong>im</strong>mer mit dem Hintergrund, wenn das mit dem Sport<br />
nichts wird, in die Physik einzusteigen ?<br />
Ganz logisch, ich dachte damals überhaupt nicht ans Profitum,<br />
aber sowohl Thomas wie auch ich merkten durch unsere Erfolge,<br />
dass wir ganz offensichtlich das sportliche Niveau hatten, um<br />
ganz vorne mit dabei zu sein. Nur, wirkliche Profis waren wir<br />
anfangs nicht, denn als Studenten versuchten wir noch nicht,<br />
aus den sportlichen Erfolgen heraus unser Leben bestreiten zu<br />
können. Als ich 1997 schließlich das Studium abschloss, war ich<br />
unter den Kletterern weltbekannt. Ich hatte Sportklettererfolge<br />
<strong>im</strong> 11. Schwierigkeitsgrad, war damit auf Weltspitzenniveau<br />
und hatte internationale Erfolge wie an den Bigwalls <strong>im</strong> kalifornischen<br />
Yosemite-Nationalpark oder an den großen Bergen<br />
des H<strong>im</strong>alaja.<br />
Hast Du bereits während des Studiums auf eine<br />
professionelle Karriere als Sportler hingearbeitet?<br />
Im Nachhinein gesehen: Ja! Allerdings eher unbewusst. Mit<br />
der Begehung der berühmten Salathé-Route am El Capitan<br />
(Yosemite-Nationalpark, Kalifornien) wurde ich 1995 international<br />
bekannt. Direkt <strong>im</strong> Anschluss wurde ich gefragt, ob<br />
ich nicht einen Vortrag halten könnte. Darin hatte ich zwar<br />
noch keine Erfahrung, aber ich hatte die genialen Bilder von<br />
der Begehung von “Salathé”. Da hab ich spontan am Telefon<br />
zugesagt, denn ich wusste, dass es für mich eine finanzielle<br />
Zukunftsperspektive öffnen könnte. Nach dem ersten Vortrag<br />
habe ich rumtelefoniert, um weitere Aufträge zu bekommen.<br />
Tatsächlich habe ich dann <strong>im</strong> ersten Jahr 15 Vorträge halten<br />
können - damals für 1000 DM pro Vortrag. Das war für mich<br />
als Student das Paradies: ich muss nicht mehr in Kneipen, Sportgeschäften<br />
oder als Bergführer jobben. Den Freiraum nutzte<br />
ich, um mich sportlich voll zu entfalten.<br />
1997 war ich mit dem Physikstudium fertig. Mein Gefühl sagte<br />
mir, dass ich mir jetzt zwei Jahre Zeit lassen kann – denn ich<br />
hatte ein sehr gutes Diplom, mit dem ich auch später noch einen<br />
Job gefunden hätte. Die Zeit wollte ich damit verbringen, herauszufinden,<br />
ob ich <strong>im</strong> Profisport Fuß fassen kann. In diesem<br />
Zusammenhang hatte ich auch gleich 40000 DM in eine Vortragsanlage<br />
investiert – also Schulden gemacht. Allerdings<br />
war das Risiko überschaubar, denn bereits in der ersten Saison<br />
machte ich 25 Vorträge und das bei mittlerweile doppeltem<br />
Honorar.<br />
Und somit war Dein finanzielles Risiko kalkulierbar?<br />
Es waren kalkulierbare Schulden, es war zwar ein dicker Brocken,<br />
aber nach dem ersten Jahr waren diese Schulden weg. Ich war<br />
jetzt Profi und musste natürlich weiterdenken. Da waren die<br />
Ausgaben für Expeditionen und ich wollte nicht nur von der<br />
Hand in den Mund leben. Erfolge hatte ich zu Genüge, also bin<br />
ich zu Sponsoren gegangen, habe ihnen gesagt: “Ich trete an<br />
die Öffentlichkeit” – viele Artikel von mir gab es ja schon – “und<br />
halte Vorträge.” Deshalb wollte ich einen guten Vertrag und den<br />
habe ich dann auch erhalten und so hatte ich mir damit meine<br />
Zukunft geschaffen.<br />
Das kann aber nur funktionieren, wenn man einen Plan<br />
hat, wenn man das macht, was einem entspricht, dann<br />
kann man es schaffen.<br />
Es geht nur ganz oder gar nicht, also entweder Profisportler<br />
oder Physiker. Also für mich bedeutete das gleich Vollgas rein<br />
und Vorträge halten <strong>im</strong> In- und Ausland. Und <strong>im</strong> Prinzip war<br />
es mit der ersten Vortragssaison klar, dass das klappt. Die erste<br />
Saison ist super gelaufen, und ich hatte ein Produkt, mit dem<br />
ich mich sehen lassen konnte.<br />
Voraussetzung für Deinen Erfolg ist natürlich eine gewisse<br />
Verletzungsfreiheit?<br />
Sollte ich durch Verletzung ausfallen, muss ich mich der Situation<br />
anpassen. Aber <strong>im</strong>mer in der Angst zu leben, dass irgendwann<br />
mal was passieren könnte, würde mir das ganze Leben<br />
versperren. Ein gewisses Wagnis hast du <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Leben. Was<br />
sind die wirklichen Werte <strong>im</strong> Leben, was stellt der Wert des<br />
Lebens dar? Meist wird in Sterbeanzeigen das Leben eines<br />
Menschen reduziert auf das Geburts- und das Sterbedatum,<br />
den Namen und die Familienangehörigen. Ich glaube, das<br />
Leben eines Menschen definiert sich anders.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 59<br />
Man kann trotzdem zufrieden und auch glücklich sein<br />
mit seinem Leben, auch wenn man keine Höchstleistungen<br />
betreibt oder ständig an seine Grenzen stößt.<br />
Ich für mich habe das Gefühl, dass es nicht darauf ankommt,<br />
80 Jahre zu werden und auch nicht auf das Erzeugen von Nachwuchs<br />
– obwohl das ja ein elementarer Baustein des Lebens ist,<br />
geboren zu werden. Sich fortpflanzen und sterben, das vereint<br />
die Menschheit, das sind die elementaren Bausteine. Das sind<br />
aber wiederum nicht die Dinge, die das Leben charakterisieren.<br />
Man charakterisiert sich mit seinem eigenen Tun. Ein 80-jähriges<br />
Leben muss nicht zufriedener verlaufen sein als ein 40-jähriges.<br />
Man kann <strong>im</strong>mer in der Angst leben, sein Leben – oder als Unternehmer<br />
seinen – Betrieb zu verlieren. Nur wird man dann <strong>im</strong>mer<br />
genau das machen, was einen nicht befriedigt. Hat man aber<br />
eine gewisse Vision, einen Traum, dann kann man sein Leben in<br />
die Hand nehmen. Wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht.<br />
Viele Menschen spüren gar nicht, wohin ihre Sehnsucht<br />
geht, oder fangen erst sehr spät damit an, in sich hineinzuspüren,<br />
wohin sie gehen wollen, verbringen den Großteil<br />
ihres Lebens damit, Dinge zu tun, die gar nicht ihren<br />
Fähigkeiten entsprechen. Ich habe das Gefühl, dass Dich<br />
das auszeichnet, dass Du Deine Sehnsucht – wenn man Deinen<br />
Lebenslauf ansieht – kompromisslos auslebst. Ist Dir<br />
dieser Reichtum bewusst?<br />
Das ist mir sehr wohl bewusst. Alle Dinge, die ich gemacht habe,<br />
habe ich <strong>im</strong>mer aus voller Überzeugung gemacht. Da war der<br />
Zivildienst, 2 Jahre mit 60 Stunden in der Woche Dienst als<br />
Rettungssanitäter. Leichter wäre es gewesen, zur Bundeswehr<br />
zu gehen und Sport zu machen. Es kann sein, dass meine Eltern<br />
das mitgeführt haben, aber es ist eine Sache, die ich zu leben<br />
gelernt habe. Bergsteigen, Skifahren, ich hab nichts halb gemacht,<br />
ich hab mich begeistert dafür. Und <strong>im</strong>mer, wenn man sich<br />
engagiert und was Vollgas macht, dann kommt dabei was raus.<br />
Und man n<strong>im</strong>mt eben auch ein potentielles Risiko in Kauf?<br />
Ja, natürlich, wenn man in etwas 100 Prozent Energie reinsteckt<br />
und es wird dann nichts, dann ist es <strong>im</strong>mer mit einem Risiko<br />
verbunden. Das Risiko, zu scheitern, Zeit zu verlieren. Aber wenn<br />
man die Zeit für nichts Besonderes hern<strong>im</strong>mt und auch nichts<br />
erreicht, ist die Zeit sowieso verloren.
60 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Es gab eine Zeit in Deinem Leben, in der du mehr als<br />
100 Prozent Energie verbraucht hast, in der Du nicht<br />
in deiner Mitte gewesen bist.<br />
Auch ich habe schon das Phänomen Burnout duchlebt –<br />
Phänomen deswegen, weil es den “Burnout” an sich eigentlich<br />
nicht gibt. Es ist eben nur die Beschreibung eines Phänomens,<br />
das in unserer Gesellschaft <strong>im</strong>mer wieder auftaucht. Ich hatte<br />
lange die Warnzeichen nicht wahrgenommen. Dadurch war<br />
es möglich, dass mich Stresssituationen aus dem Gleichgewicht<br />
bringen konnten: Ich war lange Zeit am Berg unterwegs, bei<br />
einer Expedition, das bedeutete extrem langes Warten auf gutes<br />
Wetter, <strong>im</strong>mer dieser Druck, du möchtest gerne bergsteigen,<br />
es geht aber nicht. Du bist gezwungen, unten zu sitzen, und<br />
weißt, wenn es schön wird, geht’s richtig hart zur Sache, und<br />
das ist eine Stresssituation für den Bergsteiger. Ich war tatsächlich<br />
so instabil, dass mich diese Situation einfach fertiggemacht<br />
hat, und da hab ich Ängste entwickelt, die sich völlig<br />
verselbständigt haben, und das Problem bei Ängsten ist die,<br />
dass sie wieder Stress verursachen, und dann wird das mit der<br />
Zeit ein Selbstläufer. Eine Angst löst die andere ab, und irgendwann<br />
hast du dann nur noch Angst davor, dass morgen wieder<br />
so eine blöde Angst auftaucht.<br />
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Also Angst vor der Angst?<br />
Ja, Angst vor der Angst. Wichtig in dieser Situation war, mir die<br />
Frage zu stellen, warum ich überhaupt so weit kam, warum ich<br />
so instabil wurde. Ich hatte meine Ressourcen aufgebraucht,<br />
hatte nicht glauben wollen, dass man nicht nur in physischer,<br />
sondern auch in psychischer Hinsicht Ressourcen hat. Das<br />
entscheidende Problem für mich war, dass ich das all die Jahre<br />
davor nicht erkannt hatte und mich so in eine Richtung bewegt<br />
hatte, in der das langsam krankhafte Züge annahm. Ich hatte<br />
eine Phase, da war ich Hypochonder – eines der Warnsignale,<br />
die ich ignoriert hatte. Wichtig war, zu erkennen, dass es die<br />
Situationen, die mich aus dem Gleichgewicht brachten, in<br />
meinem Leben tatsächlich gab. Leistungsdruck, Kritik – unberechtigte<br />
Kritik – von anderen Sportlern hat mir unhe<strong>im</strong>lich<br />
viel Stress bereitet, menschliche Beziehungen, die mich <strong>im</strong>mer<br />
mal wieder durcheinandergebracht haben. Alles in allem war<br />
es irgendwann zu viel.<br />
Ich habe mich aber langsam aus dem Ungleichgewicht herausmanövriert<br />
und zurück in ein Leben gefunden, in dem ich in mir<br />
Ruhe fand. Und ich weiß es heute ganz genau, wenn mir was<br />
nicht passt, ich merke das körperlich: ich habe dann kalten<br />
Schweiß auf meiner Stirn. Wenn ich mich heute in solch einer<br />
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Situation wiederfinde, dann beginne ich sofort damit, mich der<br />
Situation zu stellen: Woher kommt der Stress? Muss ich den<br />
jetzt haben? Wo ist der Weg, der mich wieder herausführt.<br />
Wichtig für mich ist der Grundsatz: “You don´t have to be<br />
everybody´s darling!” Ich muss nicht <strong>im</strong>mer und überall “Ja”<br />
sagen, muss nicht <strong>im</strong>mer für alle funktionieren. Ich muss mich<br />
auf das Wesentliche konzentrieren. Wenn ich merke, dass es<br />
mir zu viel wird, dann sag ich frühzeitig “Nein”.<br />
Was sind Deine Pläne für die Zukunft? Welche Ziele<br />
steckst Du Dir?<br />
Die Ziele sind schon eher strukturiert, man kann beispielsweise<br />
eine Expedition nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Man<br />
muss sich mittelfristig vorbereiten, damit man dann für die<br />
Sache die richtige Form hat, und wenn man auf Expeditionen<br />
geht, muss man rechtzeitig mit den jeweiligen Regierungen<br />
Kontakt aufnehmen und um Erlaubnis fragen, ob man den Berg<br />
besteigen darf, so gesehen ist das nichts Superspontanes und<br />
muss genau geplant werden. Ich hab auch für die nächsten zwei<br />
Jahre einen ganz genauen Plan. Dennoch ist es mindestens zu<br />
zwei Dritteln der Fall, dass sich der Plan wieder ändert. Eigentlich<br />
wollten wir ja den Speedrekord an der “Nose” (El Capitan)<br />
bereits <strong>im</strong> Oktober 2005 holen, jetzt halt <strong>im</strong> Oktober <strong>2007</strong>…<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 61
62 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Der sportliche Werdegang der “Huberbuam”<br />
Bereits als Kinder begleiten die Brüder<br />
Alexander (39) und Thomas (41) Huber ihren<br />
Vater – einen ausgezeichneten Kletterer – auf<br />
Bergtouren. Mit 12 Jahren steht Alexander auf<br />
seinem ersten Viertausender und als Jugendliche<br />
besteigen die beiden Brüder nicht weniger als<br />
30 Viertausender in den Westalpen.<br />
Der internationale Durchbruch gelingt Alexander<br />
Huber 1995 mit der ersten freien “Rotpunkt”-<br />
Begehung der weltberühmten, 1000 Meter<br />
hohen vertikalen “Salathé-Route” am El Capitan<br />
<strong>im</strong> kalifornischen Yosemite-Nationalpark (ohne<br />
technische Hilfsmittel: Die Route muss sturzfrei<br />
bis zum Ende <strong>im</strong> Vorstieg, also als Seil-Erster<br />
begangen werden. Die Sicherungskette darf<br />
dabei nicht belastet werden und als Haltepunkt<br />
be<strong>im</strong> Klettern darf ausschließlich die natürliche<br />
Felsoberfläche benützt werden). Zwei Jahre<br />
später durchsteigen die Brüder als Erste bei<br />
einer Expedition <strong>im</strong> Karakorum die Westwand<br />
des Latok II (H<strong>im</strong>alaja). Diese Gipfelwand ist<br />
mehr als 1000 Meter hoch, eine sogenannte<br />
Bigwall. Zwei Wochen verbringt das Team in<br />
der senkrechten Granitwand in einer Höhe von<br />
zuletzt mehr als 7000 Metern Höhe.<br />
Weitere Meilensteine sind Alexanders “Free Solo”-<br />
Touren an den Drei Zinnen in den Dolomiten.<br />
“Free Solo”, das heißt freies Klettern, allein,<br />
ohne Seilsicherung und Festhalten nur an zum<br />
Teil kleinsten Vorsprüngen der natürliche Felsoberfläche.<br />
Atemberaubend ist dabei, dass der<br />
Kletterer dabei auch schon mal einhändig über<br />
dem Abgrund <strong>im</strong> Fels hängt. Ein Höhepunkt<br />
ist 2002 die Durchsteigung der Hasse-Brandler-<br />
Führe an den Drei Zinnen. 2004 aber legt<br />
Alexander Huber die Messlatte des Freikletterns<br />
nochmals höher, indem er die Route “Kommunist”<br />
beging, der weltweit schwierigsten Route, die<br />
bisher “free solo” geklettert wurde. Vor drei Jahren<br />
schließlich stellen die Brüder an der “Zodiac-<br />
Route” am El Capitan mit 1:51 Stunden einen<br />
neuen Speedrekord auf (zum Vergleich: normale<br />
Seilschaften benötigen für diese Route 2–7 Tage).<br />
Im aktuellen Kinofilm “Am L<strong>im</strong>it” versuchen sie<br />
sich an einer neuen Bestzeit an der berühmtesten<br />
Kletterroute der Welt, der “Nose”, ebenfalls<br />
am El Capitan.<br />
Der fortlaufende Plan ist dann jeweils nach hinten gestellt<br />
worden und die “Nose” wird so lange auf den Plan gesetzt, bis<br />
wir sie haben. So was wie die “Nose” würde ich nicht aufgeben,<br />
das haben wir drauf, dazu brauchen wir wie jeder andere<br />
Leistungssportler auch nur das notwendige Glück, dann geht<br />
das. Das andere ist die langfristige Planung, da wird’s natürlich<br />
<strong>im</strong>mer mehr in Richtung großes Bergsteigen gehen und <strong>im</strong>mer<br />
weniger in Richtung reines Klettern.<br />
Das ist altersbedingt?<br />
Ja, bei der Sprintdisziplin ist das Leistungsmax<strong>im</strong>um bei 26 bis<br />
28 Jahren. Für die kurzen, harten Belastungen, die eine Sprintstrecke<br />
schon darstellt, bin ich auch schon lange nicht mehr<br />
auf meinem Zenit, ich habe 1996 meine letzte Route <strong>im</strong> 11.<br />
Schwierigkeitsgrad gemacht, das war damals Weltspitze, jetzt<br />
bin ich nicht mehr Weltspitze <strong>im</strong> Sportklettern, aber alles, was<br />
ausdauernd ist, das geht. Wenn ich zwei Stunden “free solo”<br />
durch die große Zinnennordwand klettere, ist das natürlich<br />
ausdauernd, oder wenn ich auf Expedition gehe und mich fünf<br />
Tage lang plagen muss, dann ist das extreme Ausdauer; bei<br />
Marathon hat man mit 40 gerade sein Leistungsmax<strong>im</strong>um.<br />
Das ist die langfristige Strategie, wo wir – Thomas und ich –<br />
hingehen wollen. Das andere ist, dass ich mir keine Gedanken<br />
mache, was ich in fünf oder zehn Jahren mache; ich muss<br />
mittelfristig genau wissen, wo ich hinwill, aber langfristig lässt<br />
es sich nicht planen, du weißt nicht, kommen Verletzungen,<br />
du weißt nicht, wie lange bist du als Sportler vorn an der Spitze,<br />
du musst nur mittelfristig darauf reagieren, wenn sich Veränderungen<br />
ergeben. Ich habe das Gefühl, egal was kommt, ich finde<br />
schon eine Lösung.<br />
Mittlerweile hältst Du Vorträge auf der Managementebene.<br />
Wie sehen die inhaltlich aus und was ist da die<br />
Verbindung zum Bergsport?<br />
Meine Schlüsselwörter sind: Risikomanagement, Kreativität,<br />
Visionen, Motivation, Teamfähigkeit. Ich wünsche mir vom<br />
jeweiligen Auftraggeber diese Schlüsselwörter, um meinen<br />
Vortrag zu halten; ich erkläre aber nichts oder gebe etwas vor,<br />
das müssen die Teilnehmer für sich selbst umsetzen. Oft sind<br />
diese durch ihre Pflichten <strong>im</strong> Beruf zu gebunden, zu starr, und<br />
ich kann ihnen eine andere Sichtweise der Dinge liefern. Ich<br />
erzähle keine Neuigkeiten, ich versuche nur, ihnen wieder eine<br />
Tür zu öffnen. Es gibt Psychologen, die wissen weit tiefer über<br />
die Hintergründe Bescheid, haben Fachwissen, über das ich<br />
nicht verfüge. Aber das, worüber ich referiere, ist authentisch,<br />
ist aus dem Leben gegriffen, sind die Grenzerfahrungen, die<br />
ich erlebt habe.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 63<br />
Und das ist auch eine Begabung von Dir, Menschen<br />
zu motivieren und Deine Begeisterung weiterzugeben?<br />
Tja, offensichtlich habe ich diese Begabung.<br />
Mir fällt Deine “Free Solo”-Tour in den Zinnen ein. Kann<br />
es sein, dass Du da Menschen <strong>im</strong> gefährlichen, negativen<br />
Sinn motiviert hast? Deine “Free Solo”-Tour ist zum Teil<br />
ziemlich kritisch aufgenommen worden.<br />
Es war erst mal vordergründig eine kritische Sache, da ging<br />
es erst mal um mein Leben. Es gibt viele, die sagen, es sei verantwortungslos,<br />
eine Spinnerei, “wie kann man sein Leben so aufs<br />
Spiel setzen?”. Ich lebe tatsächlich zu einem gewissen Teil von<br />
dieser Faszination, weil sich die Leute selbst in diese Situation<br />
hineinprojizieren. Sie stellen sich vor, an meiner Stelle zu sein<br />
und da ist es klar, dass sie sich in einer ausweglosen Situation<br />
wiederfinden würden. Sie stellen sich vor, sie stürzen ab und<br />
sind tot. Deshalb halten sie mich für wahnsinnig. Was ihnen<br />
in diesem Moment nicht bewusst wird, ist, dass ich da mein<br />
ganzes Können und meine ganze mentale Kraft reinlege und<br />
so für mich die Situation beherrschbar mache. Es wäre ja der<br />
absolute Wahnsinn, wenn sich ein Normalautofahrer in einen<br />
Formel-1-Wagen setzen und mit 300 Stundenkilometern durch<br />
Monaco jagen würde. Aber für Michael Schumacher ist es ein<br />
überschaubares Risiko, weil er es beherrscht und weil er sich<br />
das somit zutrauen kann.<br />
Der nächste kritische Schritt ist die “schlechte” Vorbildfunktion;<br />
weil es viele andere eventuell motiviert, “Free Solo”-Begehungen<br />
zu machen. Erstes Gegenargument ist, das Ganze ist jetzt fünf<br />
Jahre her, und es gibt keinen einzigen Nachahmer, der verunglückt<br />
wäre. Das Nächste ist, dass die meisten gar nicht auf die<br />
Idee kommen, das nachzumachen, da die Gefahr unmittelbar<br />
und klar erkennbar ist. Parallel zur Formel 1: Nur weil Schumacher<br />
auf der Rennstrecke 300 fährt, fahren die anderen nicht mit<br />
250 Stundenkilometern in die Kurve.<br />
Ohne Zweifel hatte ich das Risiko, dass mich die Leute in der<br />
Öffentlichkeit verteufeln, aber ich hab meine Begeisterung<br />
und meine Faszination, meine Passion, meine Leidenschaft. Und<br />
das Risiko ist ein Teil meiner Leidenschaft, und wenn die Leute<br />
das nicht akzeptieren würden, dann hätte ich natürlich ein<br />
Problem. Irgendwann ist die Frage aufgetaucht, warum ich<br />
diese “Free Solo”-Tour so ausbreite. Das mache ich letztendlich,<br />
weil ich Profi bin. Man hat verstanden, dass ich nicht wegen<br />
der Öffentlichkeit klettere, sondern weil ich es gern mache.<br />
Alexander, ich danke Dir für das Gespräch. | Marion<br />
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<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 65<br />
Boomende Wirtschaft mit verlässlicher Bürokratie<br />
von Ute Harland<br />
Investieren in Indien<br />
Seit dem Beginn der wirtschaftlichen Reformpolitik <strong>im</strong> Jahr<br />
1991 befindet sich Indien auf dem Weg in die soziale Marktwirtschaft.<br />
Seitdem verzeichnet auch sein Handelsvolumen<br />
einen deutlichen, kontinuierlichen Anstieg. Deutschland ist<br />
sein siebtwichtigstes Exportziel und viertwichtigster Importeur.<br />
Indien versteht sich als Gewinner der Globalisierung, sein<br />
Außenhandel macht ein Drittel seines Bruttoinlandsprodukts<br />
aus. Dabei ist der öffentliche Sektor in zentralen Wirtschaftsbereichen<br />
mit einem Anteil von über 70 Prozent noch <strong>im</strong>mer<br />
vorherrschend, obwohl die staatlichen Großbetriebe unwirtschaftlich<br />
arbeiten. Wegen politischer Widerstände sind die<br />
Privatisierungsbemühungen aber ins Stocken geraten.<br />
Stattdessen konzentriert die Regierung sich auf Reformen in<br />
den Bereichen Infrastruktur, Gesundheit und Bildung. Denn<br />
obwohl die indische Wirtschaft und Forschung teilweise zur<br />
internationalen Spitzenklasse zählen, ist Indien <strong>im</strong>mer noch<br />
ein Entwicklungsland: Etwa 25 Prozent aller Inder leben unterhalb<br />
der Armutsgrenze, ebenso viele sind Analphabeten. Die<br />
Lebensbedingungen in zurückgebliebenen ländlichen Gebieten<br />
und in wirtschaftsstarken städtischen Räumen klaffen weit<br />
auseinander.<br />
Bei Investoren ist Indien beliebt: Das Dickicht der indischen<br />
Bürokratie erscheint zwar zunächst unüberwindlich, ist aber<br />
letztendlich verlässlich und beherrschbar. Immerhin haben<br />
die Restriktionen in den letzten Jahren deutlich abgenommen,<br />
und erforderliche Genehmigungen werden schneller erteilt.<br />
Einige Hinweise für deutsche Unternehmen auf dem Weg<br />
nach Indien gibt dieser Artikel.<br />
Der rechtliche Rahmen<br />
Indien besitzt seit Jahrzehnten eine stabile Demokratie. Sein<br />
Rechtssystem ist verlässlich, aber charakterisiert durch eine<br />
äußerst hohe Regelungsdichte. Oft widersprechen sich die<br />
Regelungen auf nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Ebene.<br />
Gerichtsverfahren dauern häufig zehn Jahre pro Instanz, seit<br />
1996 gibt es daher eine Schiedsgerichtsbarkeit, die viel Zeit<br />
(und damit auch Geld) spart.<br />
Gespaltenes Indien: Nur etwa zwei Drittel der<br />
erwachsenen Inder können lesen, gleichzeitig<br />
verlassen jedes Jahr drei Millionen Absolventen<br />
die Universitäten.
66 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Land und Leute<br />
Fläche 3 287000 km2 Einwohnerzahl 1,1 Milliarden, davon ein Drittel unter 15 Jahre;<br />
Bevölkerungswachstum 1,9 %<br />
Deutsche in Indien 2500<br />
Landessprachen Englisch (Geschäfts- und Gerichtssprache),<br />
Hindi, 21 weitere<br />
Religionen Hinduismus (80 %), Islam (13 %),<br />
Christentum (2,3 %), Sikhismus (1,8 %)<br />
Hauptstadt Neu-Delhi (15 Mio. Einwohner)<br />
Kl<strong>im</strong>a tropisch; April bis Juni heiße Trockenzeit,<br />
Juli bis September Monsun<br />
Währung Indische Rupie = 100 Paise<br />
(1 Euro = 56,86 INR, April <strong>2007</strong>),<br />
voll konvertibel, Kontrolle des Devisenverkehrs<br />
durch Reserve Bank of India<br />
Regierungsform Parlamentarische Demokratie,<br />
unabhängig seit dem 15. August 1947,<br />
Mitglied <strong>im</strong> Commonwealth of Nations<br />
Staatsorgane – Haus des Volkes (Lok Sabha): 545 Mitglieder,<br />
Wahl alle fünf Jahre<br />
– Rat der Staaten (Rajya Sabha): 245 Mitglieder<br />
(237 für sechs Jahre indirekt gewählt,<br />
8 vom Staatsoberhaupt ernannt,<br />
Teilwahlen alle zwei Jahre)<br />
– Staatsoberhaupt (Präsident): Wahl durch<br />
Wahlmännerkollegium alle fünf Jahre<br />
Gewerkschaften Starke Position, oft verflochten mit Politik<br />
Daten zur Wirtschaft<br />
Wirtschaftswachstum 9,2 % (2006/07)<br />
Bruttoinlandsprodukt 707 Mrd. Euro (2006/07)<br />
Pro-Kopf-Einkommen 501 Euro (2006/07), jährlicher Anstieg etwa<br />
13 % (am schnellsten steigen Gehälter<br />
für Mitarbeiter auf der mittleren Führungsebene)<br />
Inflation 5,3 % (2006/07)<br />
Miete für Lagerflächen 3,50 Euro/m 2 (April <strong>2007</strong>)<br />
Stahlpreis 375 Euro/Tonne (November 2006)<br />
Benzinpreis 0,76 Euro/Liter (März <strong>2007</strong>)<br />
Strompreis 0,06 Euro/kWh (Juni 2005)<br />
Deutsche Investitionen Direktinvestitionen: 235 Mio. Euro<br />
(Januar bis Oktober 2006); hinzu kommen<br />
Reinvestitionen deutscher Firmen, die ihre<br />
Kapazitäten in Indien ausbauen<br />
Deutsche Unternehmen 1600 Kooperationen, 600 Joint Ventures<br />
Seit den 1990er Jahren dürfen ausländische Unternehmen in<br />
Indien in fast allen Bereichen investieren. Ausnahmen gelten<br />
für strategisch, gesellschaftlich oder unweltpolitisch wichtige<br />
Branchen (z.B. Verteidigung, Atomenergie). Für die meisten<br />
Unternehmen greift das automatische Genehmigungsverfahren<br />
(automatic route), das die früheren aufwendigen Lizenzierungen<br />
ersetzt. Allerdings bestehen in manchen Ballungszentren trotzdem<br />
örtliche Beschränkungen.<br />
Das automatische Genehmigungsverfahren gilt nicht für Unternehmen<br />
mit einem ausländischen Kapitalanteil von über 24<br />
Prozent sowie für die Herstellung von Produkten, die dem Sektor<br />
der Kleinbetriebe vorbehalten sind. Für solche Projekte ist das<br />
Gremium zur Förderung ausländischer Investitionen (Foreign<br />
Investment Promotion Board, FIPB) zuständig. Es prüft und<br />
genehmigt die Investitionspläne anhand verschiedener Kriterien<br />
wie Investitionsumfang, eingebrachte Technologien, Exportpotential,<br />
Grad des Importersatzes, Devisenbilanz, Beschäftigungspotential.<br />
Eine Sonderrolle spielen Abkommen über ausländische Technologie:<br />
Dabei gilt das automatische Genehmigungsverfahren über<br />
die Reserve Bank of India für Pauschalzahlungen von bis zu<br />
2 Millionen US-Dollar sowie für Lizenzzahlungen an das ausländische<br />
Mutterunternehmen bis zu branchenabhängigen<br />
Obergrenzen. Über Projekte, die darüber hinausgehen, entscheidet<br />
das Projektgenehmigungsgremium (PAB) be<strong>im</strong> Sekretär der<br />
Abteilung Industriepolitik und Industrieförderung <strong>im</strong> Handelsund<br />
Industrieministerium.<br />
Um die Abläufe für Investoren zu vereinfachen, hat die indische<br />
Regierung <strong>im</strong> Jahr 2000 die Behörde zur Verwirklichung ausländischer<br />
Investitionen (Foreign Investment Implementation<br />
Authority, FIIA) als zentrale Anlaufstelle geschaffen. Sie koordiniert<br />
die Beschaffung der zahlreichen weiteren Genehmigungen:<br />
von der Aufnahme ins Handelsregister über die ökologische<br />
Genehmigung des Standorts, die Registrierung bei den Steuerbehörden<br />
und die Finanzierung bis hin zur Baugenehmigung<br />
oder Abnahme von Maßen und Gewichten.<br />
Folgende Rechts- und Organisationsformen stehen dem<br />
Investor in Indien zur Verfügung:<br />
– Partnership (Personengesellschaft): keine juristische Person,<br />
Gesellschafter haften persönlich und unbeschränkt<br />
– Private L<strong>im</strong>ited Company (GmbH): Mindestkapital 100 000 INR,<br />
Kapitalanteile nur eingeschränkt veräußerbar, “Board of Directors”<br />
ist gleichzeitig Geschäftsführung und Aufsichtsrat<br />
– Public Company (börsennotierte Gesellschaft): Anteile frei<br />
veräußerbar, Mindestkapital 50 000 INR<br />
– Joint Venture (neu gegründetes Gemeinschaftsunternehmen<br />
mit deutschen und indischen Unternehmen als Gesellschaftern)<br />
– Vereinbarung zum Technologietransfer mit Unternehmen<br />
– Repräsentanz: darf nicht selbst geschäftlich tätig werden<br />
Indien hat 1996 mit Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen<br />
abgeschlossen. Folgende Steuern sind für Unternehmer<br />
wichtig:<br />
– Körperschaftssteuer: 30 Prozent, viele Abschreibungsmöglichkeiten<br />
– Einkommensteuer: bis 100 000 INR 0 Prozent, bis 150 000 INR<br />
10 Prozent, bis 250 000 INR 20 Prozent, ab 250 000 INR 30 Prozent<br />
– Mehrwertsteuer: erhoben auf Verkauf beweglicher Gegenstände,<br />
löst bis 2008 allmählich die regionale Sales Tax ab; Steuersatz<br />
0–50 Prozent (Standardsatz 12,5 Prozent)<br />
– Service Tax: erhoben auf Dienstleistungen, 10,2 Prozent ab<br />
400 000 INR Jahresumsatz<br />
An Zöllen fallen an:<br />
– Basiszollsatz/Basic Duty: 20 Prozent<br />
– Binnenverbrauchssteuer/Additional Duty: 16,3 Prozent<br />
– Erziehungsabgabe/Education Cess: 2 Prozent<br />
In Sonderwirtschaftszonen und Export Oriented Units (EOU)<br />
gelten niedrigere Zollsätze.<br />
Immobilien: Ausländer dürfen in Indien grundsätzlich weder<br />
Grund und Boden noch Gebäude oder Gebäudeteile erwerben.<br />
Davon ausgenommen sind ausländische Unternehmen, die eine<br />
Investitionsgenehmigung der Reserve Bank of India besitzen:<br />
Sie dürfen Grundstücke und Gebäude kaufen, um ihr angemeldetes<br />
Gewerbe auszuüben. Die Erteilung von Baugenehmigungen<br />
dauert sehr lange und beruht oft auf intransparenten Entscheidungsprozessen,<br />
die sich noch dazu in den einzelnen<br />
Bundesstaaten stark unterscheiden.<br />
Was es sonst zu bedenken gibt<br />
– Arbeitskräfte: In Indien steht eine große Zahl gut ausgebildeter<br />
Hochschulabsolventen vor allem aus technischen Fächern zur<br />
Verfügung. Über den künftigen Arbeitgeber eines Bewerbers<br />
entscheiden in erster Linie seine Familienangehörigen. Die Lohnkosten<br />
sind niedrig, leistungsabhängige Bezahlung setzt sich<br />
<strong>im</strong>mer mehr durch. Die Gewerkschaften haben strenge Regelungen<br />
zum Kündigungsschutz durchgesetzt.<br />
– Bankwesen: verschiedene Handelsbanken mit insgesamt 63 000<br />
Zweigstellen, nationale und bundesstaatliche Finanzinstitutionen<br />
– Infrastruktur: Das indische Straßennetz ist völlig unzulänglich,<br />
das Eisenbahnnetz höchst sanierungsbedürftig.<br />
– Korruption: Die Zahlung von Bestechungsgeldern ist in allen<br />
Bereichen und auf allen Ebenen gängige Praxis.<br />
– Politische Krisen: Kaschmir-Frage, Grenzkonflikt mit Pakistan –<br />
für diese Gebiete bestehen Reisewarnungen des Auswärtigen<br />
Amtes.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 67<br />
Chaotisch, mit unterschiedlichsten Bräuchen<br />
und sehr vital. Indiens Regierung wirbt nicht<br />
zu Unrecht mit dem Slogan “Incredible India –<br />
unglaubliches Indien”.
68 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 69<br />
Die Branche in Zahlen<br />
Markt für Werkzeugmaschinen (2006) 558 Mio. Euro<br />
Export von Werkzeugmaschinen (2005/06) 9,35 Mio. Euro<br />
Anteil von Importen am Werkzeugmarkt (2005/06) 68 %<br />
Importe von Werkzeugmaschinen und 173 Mio. Euro<br />
Fertigungssystemen aus Deutschland<br />
(Januar bis September 2006)<br />
Deutsche Direktinvestitionen (Werkzeugmaschinen) 282 000 Euro<br />
(April 2005 bis März 2006)<br />
Importe von Maschinen zum Be- und 65,12 Mio. Euro<br />
Verarbeiten von Kautschuk/Kunststoffen (2004)<br />
Industrielle Kunststoffproduktion (2006/07) 175 Mrd. Euro<br />
Indische Philosophie, Hingabe und Spiritualität<br />
zeigen sich auch in den verschiedenen Religionen<br />
des Landes. Von 100 Indern sind 81 Hindus,<br />
13 Moslems, 2 Christen, 2 Sikhs und 2 gehören<br />
einer anderen Religionsgemeinschaft an.<br />
Die Branche in Indien: Situation und Perspektiven<br />
Indiens Bedarf an Werkzeugmaschinen wächst derzeit um 35<br />
bis 40 Prozent jährlich. Vor allem CNC-Maschinen sind gefragt.<br />
Auch die Kunststoff verarbeitende Industrie expandiert um<br />
10 Prozent jährlich, da Industrie und Verbraucher zunehmend<br />
auf Kunststoff statt Holz und Metall setzen.<br />
Dabei ist Indien <strong>im</strong>mer noch auf Werkzeug<strong>im</strong>porte angewiesen,<br />
denn indische Unternehmen haben ihre Fertigungskapazitäten<br />
nicht rechtzeitig ausgebaut und können nun der Nachfrage<br />
nicht nachkommen. Besonders gefragt sind deutsche Produkte<br />
wegen ihrer hohen Präzision und Servicefreundlichkeit – vor<br />
allem bei internationalen Konzernen, die in Indien fertigen, und<br />
bei einhe<strong>im</strong>ischen Unternehmen, die für den Export produzieren<br />
und entsprechend hohe Qualitätsstandards einhalten müssen.<br />
Aber einhe<strong>im</strong>ische Unternehmen holen auf: Bis 2010 wollen<br />
sie bis zu 500 Millionen Euro in Qualität, Service, Design und<br />
Sicherheit ihrer Produkte investieren. Das ist auch dringend<br />
nötig, denn sie produzieren zunehmend für den Export, und<br />
dort gelten höhere Qualitätsstandards, als sie bisher erreichen<br />
können. Außerdem gehen sie <strong>im</strong>mer mehr Technologiekooperationen<br />
mit Unternehmen aus Deutschland, Japan oder den<br />
USA ein.<br />
Wichtige Abnehmerländer sind nicht mehr nur die direkten<br />
Nachbarstaaten, sondern Indien liefert zunehmend auch nach<br />
Südostasien, in die Golfregion und in die USA. Im eigenen<br />
Land kommt die Nachfrage vor allem aus der Kfz- und Zulieferindustrie,<br />
aber auch die Textil- und Bekleidungsindustrie, die<br />
Kunststoffverpackungsindustrie, die Konsumgüterbranche, die<br />
Telekommunikation, die Elektronikfertigung, der Maschinenbau<br />
und die Medizintechnik melden wachsenden Bedarf an.<br />
Um mit indischen Verhaltensweisen und Gepflogenheiten<br />
angemessen umzugehen, suchen ausländische Unternehmen<br />
sich am besten indische Handelsmittler. Sie sollten auch technisch<br />
versiert sein, um einen reibungslosen Kundendienst zu<br />
gewährleisten, und engen Kontakt mit Regierungsstellen und<br />
Entscheidungsträgern pflegen, um frühzeitig von Ausschreibungen<br />
zu erfahren.<br />
Mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung ist Indien<br />
dann einer der interessantesten Wachstumsmärkte Asiens<br />
und damit weltweit.<br />
Ansprechpartner und Kontakte<br />
für weitere Informationen<br />
Deutsch-Indische Handelskammer<br />
(Indo-German Chamber of Commerce, IGCC)<br />
(gegründet 1956, 6500 Mitglieder [2005],<br />
Hauptsitz Mumbai, Niederlassungen in Neu-<br />
Delhi, Chennai, Kalkutta, Bangalore, Hyderabad)<br />
Angebot: Marktstudien, Marktforschung,<br />
Kontaktvermittlung zu indischen Unternehmen,<br />
Unterstützung be<strong>im</strong> Eintritt in den indischen<br />
Markt, Unterstützung bei Messen und Geschäftstreffen,<br />
Marketingdienstleistungen für deutsche<br />
Unternehmen.<br />
www.indo-german.com<br />
Bundesagentur für Außenwirtschaft (BfAI)<br />
(Repräsentanz in Neu-Delhi)<br />
Angebot: Marktforschung, Marktberichterstattung,<br />
Beratung für deutsche Investoren<br />
www.bfai.de<br />
Indian Investment Centre<br />
(staatliche Organisation)<br />
Angebot: Informationen zu Recht, Politik,<br />
Steuern, Verfahren, Fördermitteln; Unterstützung<br />
bei Investitionen, technischer Zusammenarbeit,<br />
Joint Ventures; Hilfe be<strong>im</strong> Ausfüllen von Anträgen,<br />
Suche nach Kooperationspartnern, Marktstudien.<br />
www.iic.nic.in<br />
Tool & Gauge Manufacturers’ Association of India<br />
(indischer Branchenverband, gegründet 1990,<br />
über 400 Mitglieder)<br />
Angebot: Weiterbildung, Interessenvertretung<br />
gegenüber Staat und Behörden, Vermittlung von<br />
Kooperationen, Bibliothek, Veröffentlichungen<br />
www.tagmaindia.org<br />
Indian Machine Tool Manufacturers’ Association<br />
(IMTMA)<br />
www.<strong>im</strong>tma.in<br />
Diemould India International Exhibition<br />
nächster Terminder Fachmesse:<br />
15.–18. Februar 2008, Bangalore<br />
www.biztradeshows.com/trade-events/<br />
diemould-india.html<br />
Erodieren in jeder Form<br />
Drahterosion<br />
› Fahrwege bis<br />
1100 x 600 mm<br />
› Schneidehöhe bis<br />
620 mm<br />
› Werkzeuggewicht bis<br />
3 Tonnen<br />
– von XXS bis XXL<br />
Senkerosion<br />
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900 x 700 mm<br />
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2 Tonnen<br />
Am Vogelherd 46 Fon 07333 922483 kirschmer-erodiertechnik@t-online.de<br />
72589 Westerhe<strong>im</strong> Fax 07333 922484 www.kirschmer-erodiertechnik.de<br />
opt<strong>im</strong>ale<br />
Werkzeugkonstruktion?<br />
der <strong>VDWF</strong> und das SKZ bilden zum<br />
geprüften Werkzeugkonstrukteur<br />
für Spritzgießwerkzeuge aus.<br />
Wie man die Anforderungen an sein<br />
Produkt schnell erfasst, detailsicher<br />
umsetzt und die Kostengrenzen <strong>im</strong><br />
Auge behält, aber auch <strong>im</strong> Umgang<br />
mit Kunden und Geschäftspartnern<br />
besteht, wird <strong>im</strong> 8-wöchigen Lehrgang<br />
“Geprüfter Werkzeugkonstrukteur<br />
für Spritzgießwerkzeuge” vermittelt.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.vdwf.de und www.skz.de.<br />
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Sonstige<br />
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allen gängien Formaten<br />
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der Blechexpo:<br />
Halle 4, Stand 4308<br />
(Stand der <strong>VDWF</strong>)
70 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Interview mit Helmut Heinson über<br />
seine Erfahrungen in Indien<br />
Helmut Heinson, Geschäftsführer Vertrieb<br />
der Arburg GmbH & Co KG. Das Unternehmen<br />
arbeitet seit Langem in Indien<br />
mit einem indischen Handelspartner<br />
zusammen. Es bietet umfassende Vertriebs-<br />
und Servicedienstleistungen mit<br />
anwendungstechnischer Beratung und<br />
Ersatzteilservice.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong>: Warum haben Sie<br />
sich gerade für Indien entschieden?<br />
Heinson: Als Global Player sind wir auf<br />
allen wichtigen Kunststoffmärkten präsent.<br />
Das Potential von Indien in dieser<br />
Hinsicht haben wir schon vor langer Zeit–<br />
also vor dem Boom der letzten Jahre –<br />
entdeckt. Indien ist bereits ein relevanter<br />
Faktor in der Weltwirtschaft und wird<br />
diese Rolle <strong>im</strong>mer stärker ausbauen. China<br />
und Indien, da sage ich Ihnen nichts<br />
Neues, sind die ökonomischen “places<br />
to be”. Indien hat sicherlich Vorteile hinsichtlich<br />
des politischen Systems und<br />
natürlich <strong>im</strong> offiziellen Gebrauch der<br />
englischen Sprache.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie<br />
<strong>im</strong> Indiengeschäft gemacht?<br />
Ich persönlich habe vor Ort <strong>im</strong>mer nur<br />
gute Eindrücke gewonnen. Über die<br />
Business-Gepflogenheiten, die sich<br />
natürlich bisweilen deutlich von den<br />
europäischen unterscheiden, muss ich<br />
Ihnen ja nichts sagen. Nur so viel: Bringen<br />
Sie Geduld mit. Generell haben wir<br />
über unseren Handelspartner positive<br />
Erfahrungen gemacht. Bei Arburg setzen<br />
wir <strong>im</strong>mer voraus, dass das Verständnis<br />
der Kulturen vor Ort grundlegende<br />
Voraussetzung für den geschäftlichen<br />
Erfolg <strong>im</strong> Ausland ist. Daher arbeiten<br />
wir auf dem hart umkämpften Markt<br />
eben auch langjährig mit einem indischen<br />
Handelspartner zusammen.<br />
Haben Ihnen indische Branchenverbände<br />
geholfen?<br />
Branchenverbände sind insbesondere<br />
<strong>im</strong> Maschinenbau überall von entscheidender<br />
Bedeutung – das ist in Indien<br />
auch nicht grundlegend anders. Durch<br />
unseren nationalen Handelspartner<br />
glauben wir aber, einen besseren, kontaktintensiveren<br />
Zugang zu formellen und<br />
vor allem auch informellen Informationskreisen<br />
zu besitzen.<br />
Was sind die größten Unterschiede<br />
zwischen dem Geschäft in Deutschland<br />
und in Indien?<br />
Kulturelle, religiöse, hierarchische, infrastrukturelle,<br />
rechtliche und wirtschaftspolitische<br />
Unterschiede – bisweilen erheblichen<br />
Ausmaßes – spielen eine entscheidende<br />
Rolle in Indien. Um wirtschaftlichen<br />
Erfolg zu erzielen, sollten Sie die<br />
Dos and Don’ts kennen. Und nochmals:<br />
Nehmen Sie sich Zeit. Der direkte Weg<br />
ist nicht unbedingt der richtige.<br />
Was empfehlen Sie anderen <strong>VDWF</strong>-<br />
Mitgliedern, die in Indien tätig<br />
werden wollen?<br />
Bei Arburg sind wir sehr zufrieden mit<br />
unserem Weg, den wir in Indien gehen.<br />
Allerdings sehen wir uns nicht in der<br />
Position, anderen Unternehmen Ratschläge<br />
zu geben. Wie überall in der Welt<br />
helfen Respekt, Verständnis der Kultur<br />
und sensible Kommunikation weiter. Als<br />
Neuling in Indien sollte man sich vielleicht<br />
einen nationalen Kooperationspartner<br />
suchen – eine bessere Unterstützung<br />
kann es nicht geben. Opt<strong>im</strong>al<br />
ist eine Kombination aus einer indischen<br />
Organisation und ein bis zwei Vertretern<br />
des Stammhauses. Und wie bereits<br />
erwähnt, spielt Geduld in Indien eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Interview mit<br />
Dr. h.c. Wolfgang Leonhardt<br />
Wolfgang Leonhardt, Inhaber des<br />
Graveurbetriebs Leonhardt. Das Unternehmen<br />
bedient in Indien ausgewählte<br />
Kunden mit Prägewerkzeugen für die<br />
Herstellung filigraner Produkte. Die<br />
Tochtergesellschaft OxiMaTec GmbH<br />
kooperiert mit indischen Herstellern in<br />
verfahrenstechnischen Fragestellungen.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong>: Warum haben Sie<br />
sich gerade für Indien entschieden?<br />
Leonhardt: Indien hat mehr als eine<br />
Milliarde Menschen. Die schulische<br />
Bildung ist relativ gut, die englische<br />
Sprache sehr weit verbreitet. Das heißt,<br />
es gibt eigentlich keine Kommunikationsprobleme.<br />
Indiens Wirtschaft, vor allem<br />
der he<strong>im</strong>ische Markt, wächst ziemlich<br />
rasant. Nehmen wir ein konkretes Beispiel:<br />
Man schätzt, dass ca. 30 Millionen<br />
Menschen jedes Jahr einen höheren<br />
Wohlstand erreichen. Als Folge davon<br />
werden jedes Jahr ca. 25 Millionen<br />
Zweiräder benötigt. Der he<strong>im</strong>ische Markt<br />
ist also extrem groß. Auch in der Automobilbranche<br />
findet man ein starkes<br />
Wachstum.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie<br />
<strong>im</strong> Indiengeschäft gemacht?<br />
Der Einstieg hat sich überaus schwierig<br />
und langwierig gestaltet. Unsere Kunden<br />
sind technologisch auf einem sehr<br />
hohen Niveau, so dass eine fachliche<br />
Diskussion ohne größere Probleme<br />
möglich ist. Die Anforderungen an<br />
unsere Produkte sind extrem hoch. Seitdem<br />
wir diese zur Zufriedenheit der<br />
Kunden erfüllen können, gestaltet sich<br />
die Zusammenarbeit durchaus sehr<br />
effizient.<br />
Was sind die größten Unterschiede<br />
zwischen dem Geschäft in Deutschland<br />
und in Indien?<br />
Vor allem ist es die räumliche Distanz.<br />
Man kann nicht einfach kurzfristig mit<br />
dem Kunden eine Problemlösung vor<br />
Ort erörtern. Besuche bei den Kunden<br />
gestalten sich äußerst zeitintensiv, denn<br />
Firmen außerhalb der Ballungszentren<br />
sind schwierig zu erreichen. Überraschenderweise<br />
sind unsere Kunden<br />
ziemlich offen; aber dazu waren viele<br />
vertrauensbildende Maßnahmen erforderlich.<br />
Was empfehlen Sie <strong>VDWF</strong>-<br />
Mitgliedern, die in Indien tätig<br />
werden wollen?<br />
Besuchen Sie Messen, und knüpfen<br />
Sie dort persönliche Kontakte!<br />
Vielen Dank für das Gespräch. |<br />
Ute Harland, Fischbachtal-Lichtenberg<br />
Verlag und Herausgeber<br />
<strong>VDWF</strong> – Verband Deutscher<br />
Werkzeug- und Formenbauer e.V.<br />
Gerberwiesen 3<br />
88477 Schwendi<br />
Telefon +49 (0)7353 9842299<br />
Telefax +49 (0)7353 9842298<br />
info@vdwf.de, www.vdwf.de<br />
Präsident Prof. Dr.-Ing. Thomas Garbrecht<br />
Geschäftsführer Willi Schmid<br />
Redaktion <strong>VDWF</strong> mit c3 | wortundform<br />
Verantwortlicher Redakteur (i.S.d.P.)<br />
Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping (tk), <strong>VDWF</strong>, Schwendi<br />
Gestaltung und Technik<br />
c3 | wortundform<br />
Entenbachstraße 35<br />
81541 München<br />
Telefon +49 (0)89 62500535<br />
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ask@wortundform.de, www.wortundform.de<br />
Herstellung<br />
Medienhaus Kastner AG<br />
Schloßhof 2–6<br />
85283 Wolnzach<br />
Telefon +49 (0)8442 92530<br />
Telefax +49 (0)8442 2289<br />
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Redaktionsbüro<br />
Christine Reisinger (verantwortlich)<br />
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Mediadaten www.media.vdwf.de<br />
AGB www.agb.vdwf.de<br />
Erscheinungsweise viermal <strong>im</strong> Jahr<br />
Druckauflage 11700 Exemplare<br />
Verbreitete Auflage 11446 Exemplare<br />
(Angaben des 4. Quartals 2006)<br />
Der Informationsgesellschaft zur<br />
Feststellung der Verbreitung von<br />
Werbeträgern (IVW) angeschlossen<br />
Preise<br />
Einzelheft: 9,50 Euro, Jahres-Abonnement <strong>im</strong><br />
Inland über vier Ausgaben: 25 Euro (inklusive<br />
Porto und Versand). Das Abonnement kann<br />
unter www.vdwf.de bestellt werden. Für die<br />
Mitglieder des <strong>VDWF</strong> erfolgt der Bezug der<br />
Zeitschrift <strong>im</strong> Rahmen ihrer Mitgliedschaft<br />
ohne gesonderte Berechnung.<br />
“<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong>” 2/<strong>2007</strong> erscheint am<br />
18. Mai u. a. mit folgenden Themen:<br />
Nachwuchs: Arbeitskreis “Ausbildung” des <strong>VDWF</strong><br />
Marktanalyse: Chancen und Risiken in Indien<br />
Anwendungen: Neues aus der Erodiertechnik<br />
Schnittstellen: Von der Idee zum Produkt<br />
Bildnachweise<br />
Titel: c3 | wortundform<br />
Seite 5 unten: photocase.de<br />
Seite 14: Sylvian Wehnert<br />
Seite 16: Matze Steuer<br />
Seite 17: Marc Schippling<br />
Seite 18: Niels Steinhoff<br />
Seite 20–22: c3 | wortundform<br />
Seite 23: Eitech<br />
Seite 24–27: photocase.de<br />
Seite 28: V.G. Kunststofftechnik<br />
Seite 34: Konica Minolta<br />
Seite 35: Mitutoyo<br />
Seite 37: buhrstahlformenbau<br />
Seite 40–45: Schott Systeme<br />
Seite 46, 52: Visipix<br />
Seite 47: MSC.Software<br />
Seite 48, 49 oben: S<strong>im</strong>paTec<br />
Seite 49 unten: Moldflow<br />
Seite 53 oben: UN Photo/Mark Garten<br />
Seite 53 unten: UN Photo/Ryan Brown<br />
Seite 54: who/P. Virot<br />
Seite 58: c3 | wortundform<br />
Seite 60 Hintergrund: flickr/David Dennis<br />
Seite 68 oben: MGM<br />
Seite 68 unten: Sony Pictures<br />
Seite 69 oben: Walther<br />
Seite 69 mitte: Umarex<br />
Seite 69 unten: Smith & Wesson<br />
Seite 70: MGM<br />
Seite 77: c3 | wortundform
20 Jahre Mack Erodiertechnik –<br />
Vision, Motivation und Präzision auf höchstem Niveau<br />
Vision, Motivation und Präzision, das<br />
sind die drei Schlagworte, welche die<br />
Firmenphilosophie der Firma Bernhard<br />
Mack Erodiertechnik treffend beschreiben.<br />
Im Jahr 1987 gründete Bernhard<br />
Mack seine Firma <strong>im</strong> oberschwäbischen<br />
Langenau und kann seither auf ein<br />
stetiges Wachstum seiner Firma zurückblicken.<br />
Der Firmengründer absolvierte bei der<br />
Firma Walther in Ulm seine Ausbildung<br />
zum Werkzeugmechaniker und arbeitete<br />
dort 10 Jahre, bevor er den Schritt<br />
in die Selbständigkeit wagte, auf dem<br />
“Nährboden” des väterlichen Werkzeugbaus<br />
in Langenau. Bernhard Mack<br />
erkannte früh das Potential der neu aufkommenden<br />
Technik der Drahterosion –<br />
dabei kam ihm zugute, dass damals viele<br />
Werkzeugmacher diese einsetzen wollten,<br />
jedoch die Anschaffungskosten einer<br />
eigenen Maschine scheuten.<br />
Stetiges Wachstum als Konstante<br />
in der Firma<br />
Die Gründerphase seines Unternehmens<br />
meisterte Bernhard Mack, indem er die<br />
langen Laufzeiten, die der Drahterosion<br />
eigen sind, nutzte und parallel dazu<br />
selbst neue Kunden akquirierte, Teile<br />
auslieferte und seine Büroarbeit erledigte.<br />
Ein ebenfalls wichtiger Baustein<br />
war ein Existenzgründerfonds, mit dem<br />
sich Bernhard Mack seine erste Maschine<br />
finanzierte.<br />
Die Anfänge der Firma waren vor allem<br />
dadurch best<strong>im</strong>mt, dass die neue Technologie<br />
der Drahterosion erst bekannt<br />
gemacht werden musste. “Viele Werkzeugmacher<br />
wussten damals zwar, dass<br />
es diese Technologie gab, aber die wenigsten<br />
kannten ihre Anwendung”, schildert<br />
Bernhard Mack seine ersten Vertriebsakti-<br />
vitäten. “Im Umfeld Ulm und Heidenhe<strong>im</strong><br />
war meine Firma auch ein Pionier <strong>im</strong><br />
Gebiet der Drahterosion <strong>im</strong> Lohn”, erinnert<br />
sich Bernhard Mack. Natürlich musste<br />
vor allem am Anfang noch einiges an<br />
Überzeugungsarbeit geleistet werden,<br />
doch die Vorteile der Drahterosion, die<br />
nicht nur deutlich schneller als die damals<br />
üblichen Feilmaschinen war, sondern<br />
auch noch eine höhere Genauigkeit<br />
lieferte, waren sehr gewichtige Argumente<br />
für die neue Technologie.<br />
Nach etwa einem Jahr wurden aufgrund<br />
eines stetig steigenden Auftragseingangs<br />
die Kapazitäten der jungen Firma zu klein<br />
und Bernhard Mack kaufte sich eine neue<br />
Drahterodiermaschine und stellte auch<br />
seinen ersten Mitarbeiter ein. Seither<br />
wurde jedes Jahr investiert. Entweder<br />
in neue Technologien, neue Mitarbeiter,<br />
oder – wie <strong>im</strong> Jahr 1997 – in ein neues,<br />
den wachsenden Platzbedürfnissen<br />
gerecht werdendes Firmengebäude. Heute<br />
beschäftigt die Firma Mack Erodiertechnik<br />
5 Mitarbeiter, die auf 11 Erodiermaschinen<br />
in vollkl<strong>im</strong>atisierten Räumen die Kundenaufträge<br />
abarbeiten.<br />
Von Anfang an auf Automatisierung<br />
gesetzt<br />
Schon in den Anfangsjahren der Firma<br />
hat Bernhard Mack kontinuierlich auf<br />
Automation gesetzt. Zunächst auf einem<br />
selbst entwickelten Spannsystem, später<br />
auf Palettenwechselsystemen der Firma<br />
Erowa. Durch die Automatisierung war<br />
es möglich, die Drahterodiermaschinen<br />
nahezu 24 Stunden am Tag in Betrieb zu<br />
halten. “Wir haben auf der einen Palette<br />
<strong>im</strong>mer die Langläufer gehabt, die wir<br />
nachts in die Maschine geschoben haben.<br />
Am nächsten Morgen haben wir auf<br />
der anderen Palette das Tagesgeschäft<br />
hingerichtet und dieses laufen lassen.”<br />
Klasse statt Masse bei den<br />
Mitarbeitern<br />
Seine Mitarbeiter hat sich Bernhard Mack<br />
alle selbst herangezogen. Aufgrund der<br />
Tatsache, dass es das Berufsbild des Erodiertechnikers<br />
in Deutschland nicht gibt,<br />
gibt es bei der Firma Mack keine eigenen<br />
Lehrlinge. “Wir würden sehr gerne ausbilden,<br />
aber für eine klassische Formenbauerlehre,<br />
welche die Grundlage für unsere<br />
Mitarbeiter ist, haben wir hier einfach<br />
nicht genügend Umfeld zu bieten”, schildert<br />
der Firmenchef seine Situation. Deswegen<br />
sucht er sich bei Neueinstellungen<br />
frisch ausgelernte Formenbauer, die er<br />
dann zu Erodierspezialisten weiterbildet.<br />
Um in Spitzenzeiten seine Kunden zeitnah<br />
beliefern zu können, baut Bernhard<br />
Mack außerdem auf ein Netzwerk an<br />
Aushilfen, die er bei Bedarf “aktivieren”<br />
kann. Auch hier achtet der Firmenchef<br />
darauf, dass die Mitarbeiter mindestens<br />
eine Ausbildung <strong>im</strong> Metallhandwerk<br />
haben, um die Qualität seiner Produkte<br />
garantieren zu können.<br />
Maschinenpark in den letzten zwei<br />
Jahren komplett erneuert<br />
Da die Kundenanforderungen an Qualität<br />
und Liefertreue in den letzten Jahren<br />
deutlich gestiegen sind, hat Bernhard<br />
Mack in den vergangenen beiden Jahren<br />
einen Großteil seines Maschinenparks<br />
erneuert: “In unserer Branche sind heute<br />
die 2 Mikrometer zum Standard geworden.<br />
Mit älteren Maschinen wird es jedoch<br />
<strong>im</strong>mer schwerer, diese Anforderungen<br />
seriennah zu erfüllen, deswegen haben<br />
wir die letzten Jahre so viel in neue<br />
Technologien investiert.” Mack vertraut<br />
bei seinem Maschinenpark auf die Spezialisten<br />
von Sodick, die einen Großteil<br />
seines Maschinenparks geliefert haben.<br />
“Neben den neuen AQ 327 L Premium<br />
und der 537 AQ L Premium haben wir <strong>im</strong><br />
Bereich der Drahterosion noch die A 535<br />
und die A 750 <strong>im</strong> Einsatz. Mit der A 750<br />
haben wir unseren max<strong>im</strong>alen Arbeitsbereich<br />
auf mittlerweile 750 x 450 x 315<br />
ausgeweitet.”<br />
Die Kunden der Firma Mack Erodiertechnik<br />
kommen aus allen Bereichen<br />
der modernen Industrie und Forschung<br />
Als Zulieferer für den Werkzeug- und<br />
Formenbau der Region hat Bernhard<br />
Mack mit vielen Einzelaufträgen zu tun.<br />
Daneben ist er jedoch auch als Serienfertiger<br />
für die Automobilindustrie tätig<br />
und beschäftigt sich intensiv mit dem<br />
Werkstoff Hartmetall – sogar <strong>im</strong> senkerosiven<br />
Bearbeitungsverfahren. Individuelle<br />
Lösungen und exotische Werkstoffe,<br />
kein Problem für Mack Erodiertechnik.<br />
Als wichtiges Standbein seiner Firma<br />
sieht der Firmenchef die Entwicklungspartnerschaft<br />
mit der Universität München.<br />
Sie sichert der Firma den nötigen<br />
Wissensvorsprung und hilft gleichzeitig,<br />
den Studenten das Fertigungsverfahren<br />
Erodieren näher zu bringen. Stolz ist<br />
Bernhard Mack auch auf die Aufträge<br />
aus dem Forschungszentrum von Da<strong>im</strong>ler-<br />
Chrysler, die ihn <strong>im</strong>mer wieder vor interessante<br />
Herausforderungen stellen.<br />
Auch für die Zukunft ein gesundes<br />
Wachstum geplant<br />
“Wir haben die letzten zwanzig Jahre<br />
etwa alle drei bis vier Jahre einen neuen<br />
Mitarbeiter eingestellt, weil die Kapazitäten<br />
zu klein geworden sind. Dieses Tempo<br />
möchten wir auch in den nächsten<br />
Jahren beibehalten”, so der Firmeninhaber.<br />
“Gleichzeitig werden wir aber auch nicht<br />
aufhören, <strong>im</strong>mer in die modernsten<br />
Fertigungstechnologien zu investieren,<br />
um auch in Zukunft unsere Kunden<br />
opt<strong>im</strong>al bedienen zu können.” Weniger<br />
wichtig ist für Bernhard Mack die schnelle<br />
Expansion oder eine Produktionsverlagerung<br />
ins Ausland. Vielmehr möchte<br />
er mit einem gesunden Wachstum seiner<br />
Firma seinen Teil zu Standortsicherung<br />
in Deutschland beitragen.<br />
Bernhard Mack und sein Team<br />
Mack Erodiertechnik<br />
Dieselstraße 4<br />
89129 Langenau<br />
Telefon +49 (0)7345 96760<br />
Telefax +49 (0)7345 967629<br />
info@erodiertechnik.de<br />
www.erodiertechnik.de
Amberger Werkzeugbau<br />
Mit Blech zum Erfolg<br />
“Mit Blech zum Erfolg”, das ist die Devise<br />
der Amberger Werkzeugbau GmbH. Mit<br />
seiner klaren strategischen Ausrichtung,<br />
einer motivierten und engagierten Mannschaft<br />
und der Konzentration auf die<br />
Wünsche der Kunden hat sich der Firmenchef<br />
Rolf Schubert auch über die deutschen<br />
Grenzen hinaus einen hervorragenden<br />
Ruf erworben.<br />
Die Firma wurde 1971 von Walther<br />
Schubert als Amberger Werkzeugbau<br />
GmbH in Amberg gegründet. Mit damals<br />
drei Mitarbeitern stellte die Firma<br />
zunächst Betriebsmittel aller Art, Stanzund<br />
Schnittwerkzeuge, Ziehwerkzeuge,<br />
Spritzgussformen sowie Sondermaschinen<br />
her. 1984 stieg der Sohn des Firmengründers<br />
und heutige Geschäftsführer<br />
Rolf Schubert in die Firma ein. Vater und<br />
Sohn erkannten, dass sich die Kundenwünsche<br />
noch besser umsetzen ließen,<br />
wenn man sich auf die Blechumformtechnik<br />
konzentrierte und nicht nur<br />
Werkzeuge, sondern auch die Stanzteilfertigung<br />
anbietet.<br />
Mitarbeiterzahl und Umsatz alle<br />
fünf Jahre verdoppelt<br />
Dieser Wechsel des Geschäftsmodells<br />
brachte für den Amberger Werkzeugbau<br />
einen Aufschwung, der bis heute anhält.<br />
“In den letzten 10 Jahren haben wir es<br />
geschafft, Umsatz und Mitarbeiterzahl<br />
alle 4 bis 5 Jahre zu verdoppeln”, berichtet<br />
Rolf Schubert stolz. Derzeit beschäftigt<br />
der Amberger Werkzeugbau insgesamt<br />
110 Mitarbeiter. Gefertigt wird an<br />
zwei Standorten in Sulzbach-Rosenberg<br />
(Bayern). Eine Tochterfirma in Rumänien<br />
wird zurzeit aufgebaut.<br />
Eine für erfolgreiche “kleinere” Betriebe<br />
typische Führungsmannschaft bildet das<br />
Team um den Chef. Schubert: “Natürlich<br />
geht es in einem Werkzeugbau um Hightech,<br />
d. h. um CAD- und CAM-Systeme<br />
und um CNC-Maschinen, aber das kann<br />
man alles kaufen. Was uns stark macht,<br />
sind unsere Mitarbeiter.” Die gelebte Mitarbeiterorientierung<br />
bestätigt auch die<br />
Ausbildungsquote von 10 Prozent. “Wir<br />
bilden unsere Lehrlinge für den Eigenbedarf<br />
aus”, so Schubert.<br />
70 Millionen Stanzteile <strong>im</strong> Jahr –<br />
Neuwerkzeuge auch ohne Serienproduktion<br />
Mit der Fokussierung auf Werkzeuge<br />
zur Blechumformung und dem Ausbau<br />
der Stanztechnik wurde ein bedeutender<br />
Schritt getan, auf den sich bis heute<br />
der Erfolg der Firma gründet. Neben der<br />
Kernkompetenz Werkzeugbau setzte man<br />
früh darauf, eine <strong>im</strong>mer vollständigere<br />
Prozesskette bis hin zur Serienteilfertigung<br />
anbieten zu können.<br />
Heute liefert der Bereich Stanz- und<br />
Umformtechnik jährlich über 70 Millionen<br />
Teile aus. Das Produktionsspektrum<br />
ist gemischt: Klein- und Mittelserien,<br />
aber auch “Dauerläufer” mit Jahresmengen<br />
von bis zu 15 Millionen Stück.<br />
Die Stärke des Amberger Werkzeugbaus<br />
liegt darin, dass der Kunde Werkzeug<br />
und Stanzteil aus einer Hand erhält.<br />
Ausgehend vom Angebot, den Stanzartikel<br />
in gemeinsamer Arbeit mit dem Kunden<br />
noch zu opt<strong>im</strong>ieren, über die Werkzeugkonstruktion,<br />
wird dann das Werkzeug<br />
realisiert. Parallel dazu werden Musterteile<br />
und Prototypen gefertigt. Abmusterung<br />
und Freigabe erfolgen auf der<br />
für die anschließende Serienfertigung<br />
best<strong>im</strong>mten Maschine oder, falls die<br />
Produktion be<strong>im</strong> Kunden erfolgen soll,<br />
auf einer ähnlichen.<br />
Der Bereich Werkzeugbau fertigt auch<br />
Werkzeuge für andere Stanzbetriebe.<br />
Diese Kunden bestellen gerade be<strong>im</strong><br />
Amberger Werkzeugbau, um auf das<br />
Know-how der Fertigung serienreifer<br />
Werkzeuge zurückgreifen zu können.<br />
Die Kunden kommen zu 90 Prozent<br />
aus der Automobilindustrie. Namhafte<br />
Systemlieferanten gehören dabei ebenso<br />
zum Kundenstamm wie Zulieferbetriebe.<br />
Beeindruckend ist der Exportanteil der<br />
Firma, der <strong>im</strong> vergangenen Jahr bei über<br />
50 Prozent lag.<br />
Max<strong>im</strong>ales Know-how dank eigener<br />
Serienproduktion<br />
Die Stanztechnik, die seit einem Neubau<br />
<strong>im</strong> Jahr 1999 und einer Erweiterung 2004<br />
an einem zweiten Standort in Sulzbach-<br />
Rosenberg auf 4000 m 2 Fläche behe<strong>im</strong>atet<br />
ist, realisiert 80 Prozent des Umsatzes.<br />
Dort arbeiten 78 der 110 Mitarbeiter <strong>im</strong><br />
Dreischichtbetrieb auf 18 Pressen, deren<br />
Spektrum von 150 kN bis 6300 kN reicht.<br />
Verarbeitet werden vor allem Aluminium,<br />
Buntmetalle, Stahlblech sowie Edelstahl<br />
und Federbleche. Die Kernkompetenz<br />
sieht man in Werkzeugen bis zu einer<br />
Größe von 3000 mm Länge und bis zu<br />
einer max<strong>im</strong>alen Breite von 1400 mm.<br />
Dieses Spektrum kann auch in der Stanztechnik<br />
komplett bemustert werden.<br />
Für viele Kunden von entscheidender<br />
Bedeutung ist die große Versorgungssicherheit.<br />
Durch den Werkzeugbau <strong>im</strong><br />
eigenen Haus können selbst größere<br />
Änderungen und Reparaturen schnell<br />
und unkompliziert durchgeführt werden.<br />
Kein Kunde muss sich um den Nachschub<br />
von Teilen sorgen.<br />
Dank einer ehrgeizigen Instandhaltungsabteilung<br />
wird nicht nur repariert, sondern<br />
auch ein vorbeugender Instandhaltungsprozess<br />
initiiert. Mit einem<br />
speziell auf diese Bedürfnisse hin opt<strong>im</strong>ierten<br />
Betriebsdatenerfassungssystem<br />
der Schubert Software KG werden Fehlergründe<br />
und Abstellmaßnahmen mit min<strong>im</strong>alem<br />
Aufwand erfasst und pro Werkzeug<br />
und Verschleißgruppe ausgewertet.<br />
Forschungsprojekte sichern Wettbewerbsvorteile<br />
Um weiterhin erfolgreich am Markt<br />
bestehen zu können, engagiert sich Rolf<br />
Schubert laufend an Forschungsprojekten<br />
mit namhaften Instituten wie dem IPH<br />
Hannover. Vor allem das Thema “Kalkulation<br />
der gesamten Lebenszykluskosten”<br />
wird bearbeitet, um Kunden zukünftig<br />
die günstige Gesamtlösung anbieten und<br />
argumentieren zu können.<br />
Hand in Hand arbeitet der Amberger<br />
Werkzeugbau mit dem Softwarehaus<br />
Dassault (CATIA), um eine sinnvolle<br />
Implementierung der PDM-Software<br />
SmarTeam in einem Werkzeugbau voranzutreiben<br />
und die Leistungsfähigkeit<br />
der eingesetzten CATIA-V5-Arbeitsplätze<br />
weiter zu steigern.<br />
Ehrgeizige Pläne für die Zukunft<br />
Sich international zu positionieren ist<br />
eines der Themen. Dazu dient der Aufund<br />
Ausbau des Werkes in Rumänien.<br />
“Wir folgen unseren Kunden, um sie<br />
weiterhin aktiv und vor Ort bedienen<br />
zu können. Wir gewinnen neue Kunden<br />
und sichern damit den Standort Sulzbach-Rosenberg”,<br />
erklärt Rolf Schubert.<br />
Gleichzeitig plant der Firmenchef einen<br />
Neubau in Deutschland. Unmittelbar<br />
neben der Stanztechnik soll ein Gebäude<br />
für den Werkzeugbau entstehen. “Mit<br />
verbesserten Prozessen werden wir die<br />
Durchlaufzeit <strong>im</strong> Werkzeugbau um ca.<br />
30 Prozent verbessern können”, ist der<br />
Firmenchef überzeugt.<br />
Mit Blech zum Erfolg – so lautet das<br />
Motto. Rolf Schubert und seine Mannschaft<br />
möchten es sogar noch erweitern<br />
und dem Kunden mitteilen: “Im Blech<br />
steckt noch jede Menge Musik!”<br />
Das Führungsteam um Rolf Schubert<br />
(Mitte links) vor dem Werk 2<br />
Amberger Werkzeugbau GmbH<br />
Industriestraße 13<br />
92237 Sulzbach-Rosenberg<br />
Telefon +49 (0)9661 1052220<br />
Telefax +49 (0)9661 1052499<br />
info@ambergerwerkzeugbau.de<br />
www.ambergerwerkzeugbau.de<br />
Mit Blech zum Erfolg.
Gebhardt Werkzeug- und Maschinenbau –<br />
Kompositionen in Blech<br />
Markus Gebhardt, Geschäftsführer von<br />
Gebhardt Werkzeug- und Maschinenbau<br />
Komplexe Folgeverbund- und Transferwerkzeuge<br />
herzustellen – das ist die<br />
Spezialität der Firma Gebhardt Werkzeug-<br />
und Maschinenbau GmbH aus<br />
Baienfurt in der Nähe von Ravensburg.<br />
Viele namhafte Automobilhersteller und<br />
Automobilzulieferer vertrauen auf die<br />
hervorragenden Produkte aus dem<br />
Hause Gebhardt, welches in der zweiten<br />
Generation von Markus Gebhardt als<br />
Geschäftsführer geleitet wird.<br />
Die Gründung der Firma erfolgte 1964<br />
durch den Vater des heutigen Geschäftsführers,<br />
Erwin Gebhardt. Nach jahrelanger<br />
Tätigkeit als Ausbildungsleiter bei der<br />
Firma Nothelfer in Ravensburg wagte<br />
er den Schritt in die Selbständigkeit und<br />
gründete den Werkzeug- und Formenbau<br />
Gebhardt. Mit damals sieben Mitarbeitern<br />
belieferte man Elektronikfirmen der<br />
Region, die damals eine große Nachfrage<br />
an Blech- und Kunststoffteilen hatten.<br />
Eine veränderte Marktsituation zwang<br />
das Unternehmen Anfang der neunziger<br />
Jahre, das bisherige Produktspektrum zu<br />
erweitern und neue Wege zu gehen. Man<br />
entschied sich, den Blechbereich weiter<br />
auszubauen und das Kunststoffsegment<br />
weniger aktiv zu betreiben. Gleichzeitig<br />
wagte man sich an größer d<strong>im</strong>ensionierte<br />
Blechteile heran, wodurch ein neuer<br />
Kundenkreis erschlossen werden konnte.<br />
Der Einstieg von Markus Gebhardt in<br />
die Firma und der Generationswechsel<br />
prägten die Firma in den Neunzigern.<br />
Heute sind bei dem mittelständischen<br />
Familienunternehmen 63 Mitarbeiter mit<br />
einem Durchschnittsalter von 36 Jahren<br />
beschäftigt. Sie sorgen mit Teamgeist<br />
dafür, dass der für <strong>2007</strong> geplante Umsatz<br />
von mehr als neun Millionen Euro erwirtschaftet<br />
wird. Seit 1972 bildet der Betrieb<br />
selbst aus – gut die Hälfte der heutigen<br />
Führungsmannschaft ist aus dem eigenen<br />
Nachwuchs hervorgegangen. Beeindruckend<br />
ist auch die Ausbildungsquote,<br />
die mit derzeit 10 Lehrlingen zu einer<br />
der höchsten in der Branche zählt.<br />
Erste Adresse für die Marktführer<br />
komplexer Blechumformelemente,<br />
für die Fahrzeugstruktur sowie von<br />
Aluminium-Designteilen für den<br />
Fahrzeuginnenraum<br />
Einen technologischen Schwerpunkt<br />
hat die Firma Gebhardt auf tragende und<br />
sicherheitsrelevante Teile <strong>im</strong> Fahrzeug<br />
gelegt. Motor-, Getriebe- und Achsbefestigungen,<br />
hochfeste Umformteile <strong>im</strong><br />
Bereich der Bodengruppe, Schnittstellen<br />
für die Einleitung großer Kräfte oder<br />
Teile mit variablen Blechdicken sind das<br />
Spezialgebiet der Baienfurter Firma. Den<br />
andere Schwerpunkt bilden Werkzeuge<br />
für höchst anspruchsvolle Zierteile <strong>im</strong><br />
Fahrgastinnenraum aus dekorierten<br />
Aluminiumblechen. Werkzeuggrößen bis<br />
zu 5500 x 2000 mm und einem Gesamtgewicht<br />
von bis zu 40 Tonnen können<br />
bis zur Serienreife getestet werden. Aber<br />
auch größere Werkzeuge mit einer Länge<br />
bis zu 9500 mm gehören zum Leistungsumfang<br />
der Firma Gebhardt.<br />
Konstruktion, S<strong>im</strong>ulation und das<br />
Tryout-Center bilden die Herzstücke<br />
der Firma<br />
Besonders stolz ist man bei Gebhardt<br />
auf die hervorragend aufgestellte<br />
Konstruktion, die S<strong>im</strong>ulation und das<br />
in Deutschland einmalige Tryout-Center.<br />
11 Konstrukteure und 4 Programmierer<br />
sind bei Gebhardt damit beschäftigt, die<br />
Wünsche der Kunden in 3-D-Daten und<br />
Fräsprogramme umzusetzen. Die Basis<br />
hierfür bildet das CAD-System CATIA V5.<br />
Parallel zur Konstruktion werden schwierige<br />
Umformprozesse mit Pam Stamp<br />
s<strong>im</strong>uliert. Ein ausgeklügeltes Projekt-<br />
Managementsystem gewährleistet sichere<br />
und reibungslose Abläufe und damit<br />
absolute Termintreue. Man setzt in den<br />
Schlüsseltechnologien Fräsen, Schleifen<br />
und Erodieren auf eine hohe Fertigungstiefe.<br />
Der Maschinenpark besteht aus<br />
hochmodernen Anlagen. Auch der After-<br />
Sales-Service wird bei Gebhardt groß<br />
geschrieben. Alle Änderungen während<br />
des Werkzeug-Entstehungsprozesses<br />
werden sofort wieder in die Konstruktion<br />
mit aufgenommen. Dies versetzt die<br />
Firma in die Lage, auch Jahre nach der<br />
Auslieferung schnell und kostengünstig<br />
Ersatzteile bereitzustellen.<br />
Schuler-Presse mit 15000 kN Presskraft<br />
sichert Wettbewerbsvorteile<br />
Einzigartig für einen Werkzeugbau dieser<br />
Größe ist das Tryout-Center der Firma,<br />
wo auf 4 Pressen die Werkzeuge bis zur<br />
Serienreife eingefahren werden können.<br />
Das Herzstück bildet hierbei eine <strong>im</strong><br />
letzten Jahr installierte Schuler-Presse<br />
mit einer max<strong>im</strong>alen Presskraft von<br />
15000 kN. Diese Presse ermöglicht einen<br />
Großteil der <strong>im</strong> Automobilbau verwendeten<br />
Pressen bezüglich deren Kinematik<br />
als auch der mechanischen Kraftverhältnisse<br />
zu s<strong>im</strong>ulieren. Somit befindet sich<br />
die Firma Gebhardt in der einzigartigen<br />
Lage, das Werkzeug bei sich <strong>im</strong> Hause<br />
unter den gleichen Bedingungen wie<br />
be<strong>im</strong> Kunden einzufahren. Die Marschrichtung<br />
in der Firma lautet ganz klar:<br />
“Wir wollen unsere Werkzeuge mit<br />
einer Serienreife von 98 Prozent unseren<br />
Kunden anbieten.”<br />
Von der Idee bis zur Serie – Gebhardt<br />
Werkzeugbau präsentiert sich seinen<br />
Kunden als technischer Dienstleister<br />
auf höchstem Niveau<br />
Die Investitionen der vergangenen Jahre<br />
bilden heute die Basis für die intensivierte<br />
Begleitung des Kunden über die<br />
gesamte Prozesskette. Man ist in der<br />
Lage, gesamte Bauteil- und Komponentenentwicklungen<br />
zu übernehmen. Sehr viel<br />
Zeit und Geld wird bei Gebhardt in die<br />
kontinuierliche Aus- und Weiterbildung<br />
der Mitarbeiter investiert, damit diese<br />
den <strong>im</strong>mer schneller werdenden Technologiewandel<br />
verarbeiten können. Der<br />
Firmenchef weiß auch, dass nur mit<br />
hervorragend geschulten Mitarbeitern<br />
seine Vision erfüllbar ist, die Marke<br />
Gebhardt weiter auszubauen.<br />
Abschleppöse: Werkstoff ZSTE380,<br />
1,75 mm Materialstärke. Hergestellt<br />
in einem 3400 mm langen Folgeverbundwerkzeug<br />
mit 19 Stationen (oben)<br />
Konsole Hauptlager: Werkstoff DC04,<br />
4 mm Wandstärke, aufgedickt bis 7 mm<br />
und mit einem 86 mm hohen Gewindedurchzug.<br />
Hergestellt in einem Folgeverbundwerkzeug<br />
mit 28 Stationen, Länge<br />
9000 mm (unten)<br />
Gebhardt Werkzeug-<br />
und Maschinenbau GmbH<br />
Löwenstraße 4–8<br />
88255 Baienfurt<br />
Telefon +49 (0)0751 561630<br />
Telefax +49 (0)0751 5616310<br />
info@gebhardt-gmbh.de<br />
www.gebhardt-gmbh.de<br />
GEBHARDT
78 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Neues aus dem Verband<br />
Einstellungstest für neue Auszubildende<br />
zum Werkzeugmacher<br />
Der Arbeitskreis “Ausbildung” des <strong>VDWF</strong><br />
präsentierte auf der diesjährigen Hauptversammlung<br />
des Verbands erste Ergebnisse<br />
seiner Tätigkeit. Ziel des regelmäßig<br />
stattfindenden Arbeitskreises ist es, die<br />
Ausbildungsinhalte für die Lehrlinge des<br />
Werkzeug- und Formenbaus nachhaltig<br />
zu verbessern.<br />
Als erstes Ergebnis wurde in den vergangenen<br />
Wochen ein Einstellungstest<br />
für Interessenten am Beruf des/der<br />
Werkzeugmachers/-in entwickelt. Damit<br />
wurde eine seit langem überfällige<br />
Lücke geschlossen. Künftig wird es<br />
den Betrieben wesentlich erleichtert,<br />
eine erste Einschätzung über die Qualität<br />
der Bewerber zu erhalten.<br />
Der etwa anderthalbstündige Test ist<br />
in sieben thematisch aufgefächerte<br />
Abschnitte unterteilt. Neben der Allgemeinbildung<br />
des Bewerbers werden<br />
Rechtschreibung, mechanische Fähigkeiten<br />
und die Werkstoffkundekenntnisse<br />
abgefragt. Besonderer Wert wurde bei<br />
der Gestaltung des Tests auf die überprüfung<br />
mathematischer, logischer und<br />
räumlich-<strong>im</strong>aginärer Fähigkeiten gelegt.<br />
Die Erprobungsphase des neuen Einstellungstests<br />
wird aller Voraussicht nach<br />
bis Ende Mai in den Betrieben durchlaufen<br />
sein. Spätestens Ende Juli können<br />
interessierte Firmen den Test in der<br />
Geschäftsstelle des Verbands anfordern.<br />
Als besondere Dienstleistung bietet der<br />
<strong>VDWF</strong> allen teilnehmenden Werkzeugund<br />
Formenbauern die Möglichkeit, die<br />
Ergebnisse des Tests bundesweit mit<br />
anderen Testergebnissen vergleichen<br />
zu lassen. So können die Firmenchefs<br />
einfach und schnell ein Bild erhalten,<br />
welches Potential ihr Bewerber für die<br />
Firma besitzt.<br />
Mitglieder des Verbands präsentieren<br />
sich auf der Blechexpo<br />
Vom 13. bis 16. Juni <strong>2007</strong> findet auf<br />
dem Messegelände der Neuen Messe<br />
in Stuttgart die 8. Blechexpo statt. Sie<br />
wird zusammen mit der Schweisstec<br />
die erste Messe auf dem neuen Messegelände<br />
am Flughafen sein. Auf mehr als<br />
60 000 m 2 wird dem Besucher der Messe<br />
die Welt der Blechbearbeitung, der<br />
Füge- und Schweißtechnik präsentiert.<br />
Knapp 900 Teilnehmer nutzen die Messe,<br />
um sich <strong>im</strong> fachkompetenten Umfeld über<br />
die Neuigkeiten in der Branche zu informieren.<br />
Der Anteil an ausländischen<br />
Ausstellern ist <strong>im</strong> Vergleich zum Vorjahr<br />
nochmals deutlich gestiegen. Insgesamt<br />
246 ausländische Firmen unterstreichen<br />
die Internationalität der Messe.<br />
“Qualität” ist eines der übergeordneten<br />
Themen auf der diesjährigen Messe. Es<br />
wurde ein hochkarätiges Forums- und<br />
Seminarprogramm initiiert, in dem sich<br />
die Besucher der Messe über Themen<br />
wie “Wie werden Qualität und Sicherheit<br />
gewährleistet?” oder “Taugen die Tests<br />
der Fachpresse als Kontrollinstrument”<br />
informieren können. Kritisches wie CE-<br />
Konformität und Produktqualität wird<br />
dabei ebenso zur Sprache kommen wie<br />
die Fragestellung, wie qualitätsbewusste<br />
Hersteller sich von “schwarzen Schafen”<br />
abgrenzen können.<br />
Der <strong>VDWF</strong> stellt auch in diesem Jahr<br />
wieder zusammen mit seinen Mitgliedern<br />
auf dieser wichtigen Messe aus. In Halle<br />
4 können am Stand mit der Nummer<br />
4308 auf knapp 100 m 2 die Verbandsmitglieder<br />
Amberger Werkzeugbau, Gebhardt<br />
Werkzeug- und Maschinenbau, Kirschmer<br />
Erodiertechnik, STM Stahl, Transcat<br />
Kunststofftechnik GmbH und die Härterei<br />
Werz besucht werden.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie unter<br />
www.blechexpo-messe.de<br />
Termine und Veranstaltungen<br />
SKZ-Seminar “Kalkulation von Kunststoff-Formteilen”<br />
Würzburg, 12. Juni<br />
RosMould<br />
Moskau, 13.–15. Juni<br />
Blechexpo<br />
Stuttgart, 13.–16. Juni<br />
Seminar “Einblick in die aktuelle Wärmebehandlung<br />
<strong>im</strong> Werkzeug- und Formenbau”<br />
der Werz GmbH<br />
Trochtelfingen, 21. Juni<br />
3. Deutsche Kunststoff-Tage<br />
Düsseldorf, 26.–27. Juni<br />
Brasilien-Wirtschaftsdelegationsreise<br />
1.–8. Juli<br />
SKZ-Fachtagung “Neuigkeiten in<br />
der Extrusion”<br />
Würzburg, 4.–5. Juli<br />
SKZ-Seminar “Chance Reklamation”<br />
Würzburg, 11. Juli<br />
IAA Frankfurt<br />
13.–23. September<br />
EMO Hannover<br />
17.–23. September<br />
Stamping Days Pforzhe<strong>im</strong><br />
19.–21. September<br />
Seminar “Einblick in die aktuelle Wärmebehandlung<br />
<strong>im</strong> Werkzeug- und Formenbau”<br />
der Werz GmbH<br />
Trochtelfingen, 20. September