27.02.2013 Aufrufe

VDWF im Dialog 2/2007

VDWF im Dialog 2/2007

VDWF im Dialog 2/2007

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>im</strong> <strong>Dialog</strong><br />

Magazin des Verbands Deutscher<br />

Werkzeug- und Formenbauer e.V.<br />

Schenken Sie sich<br />

bei der Kalkulation<br />

reinen Wein ein<br />

Preis 9,50 € Ausgabe 2/07<br />

ISSN 1860-4935 www.vdwf.de


Spielen wir zu viel?<br />

Verbringen Sie auch gerne mehr Zeit als unbedingt nötig in Baumärkten? Für nahezu<br />

jedes Problem in Haus und Garten gibt es inzwischen die tollsten Geräte. Besonders<br />

Elektrohandwerkzeuge sind in den letzten Jahren sehr billig geworden. Das perfekte<br />

Spielzeug für den ambitionierten Gelegenheitshe<strong>im</strong>werker.<br />

Manchmal versuche ich, die Preisbildung für solche Geräte ungefähr nachzuvollziehen:<br />

Kosten für Druckgieß- und Spritzgießwerkzeuge, Elektronik, Montage usw. … Sie haben<br />

das ganz sicher auch schon getan. Am Ende bleibt Erstaunen, das sich schließlich zu<br />

einem Wort verdichtet: China. Und zu einem Gefühl: Frustration. In China gibt es billige<br />

Arbeit, billige Werkzeuge und billige Produkte. Wie können wir als deutsche Hersteller<br />

auf Dauer überleben, wenn andere augenscheinlich gleiche Produkte deutlich billiger<br />

produzieren können?<br />

Andere Frage: Kennen Sie einen Waldarbeiter oder professionellen Handwerker, der billige<br />

Elektrowerkzeuge oder Motorsägen aus dem Baumarkt benutzt? Ich kenne keinen.<br />

Und das hat einen Grund: Geräte aus he<strong>im</strong>ischer Produktion sind über die Lebenszeit<br />

gesehen günstiger. Nicht nach fünfmaliger Benutzung, wie es bei den Billiggeräten fast<br />

üblich ist, sondern erst nach frühestens zehn Jahren sollte sich der Besitzer eines<br />

hochwertigen Gerätes Gedanken über die umweltgerechte Entsorgung machen.<br />

Das Gleiche muss für unsere Werkzeuge gelten: Anschaffungskosten, Prozesssicherheit<br />

und Lebensdauer. Daraus errechnet sich der wahre Wert unserer Produkte. Und unsere<br />

Kunden sind zum Glück keine Baumarktkunden, sondern Profis, die das wissen. Darin<br />

besteht unsere Chance. Wir liefern das günstigere Produkt. Wenn es nicht so wäre,<br />

dann gäbe es uns nicht mehr. Sobald irgendwo auf der Welt Werkzeugmaschinen,<br />

Werkzeuge oder Motorsägen in gleicher Qualität zu günstigeren Preisen produziert<br />

werden, verlieren wir unsere wirtschaftliche Daseinsberechtigung. Diese Erkenntnis<br />

ist ebenso bitter wie einfach. Wir sollten alles dafür tun, dass es nie so weit kommt.<br />

Die Möglichkeiten dazu sind vorhanden. Wir verfügen über die Potentiale, die sich<br />

nicht kopieren lassen: Kreativität und die Fähigkeit zur Innovation.<br />

Haben Sie auch Mitarbeiter oder Kollegen, von denen Sie der Meinung sind, dass sie<br />

zu viel herumspielen und die Werkzeuge mit Dingen versehen wollen, die eigentlich<br />

nicht nötig wären und die die Werkzeuge teuer machen? Wenn ja, dann kann ich Sie<br />

nur beglückwünschen. Zugegeben: manches ist wirklich nicht nötig, vieles zu teuer.<br />

Aber es bleibt etwas zurück. Es ist unsere Fähigkeit zur Innovation, die wir niemals<br />

verlieren dürfen. Spielen Sie weiter.<br />

Es grüßt Sie ganz herzlich<br />

Ulrich Härer<br />

Dipl.-Ing. Ulrich Härer<br />

Vorstandsmitglied des Verbands Deutscher<br />

Werkzeug- und Formenbauer


Die Abgrenzung der miteinander<br />

konkurrierenden Fertigungsverfahren,<br />

zeigt gezielt die Potentiale<br />

bei der Erzeugung komplexer dreid<strong>im</strong>ensionaler<br />

Formen.<br />

Eine Auswahl an interessanten<br />

Rennmaschinen, die nicht nur<br />

durch ausgekügelte technische<br />

Dateils, sondern auch durch<br />

hervorragendes Design auffallen.<br />

Wer sich aufmacht, um den Beruf<br />

eines Werkzeugmechanikers be<strong>im</strong><br />

europäischen Nachbarn zu ergreifen<br />

kann dabei auf ganz ungewohnte<br />

Ausbildungswege stoßen.<br />

Die Huberbuam – Ihr Name steht<br />

für extremes Bergabenteuer. Die<br />

Berchtesgadener Brüder Alexander<br />

und Thomas Huber zählen zur<br />

Weltspitze des Klettersports.<br />

Innovation und Technik<br />

Senkerodieren: Versteckte Leistungsreserven 31<br />

Drahterodieren: Die neueRobofil 640cc 32<br />

Kalkulation: Transcat Kunststofftechnik GmbH 34<br />

Vergleich: Hochgeschwindigkeitsfräsen und Senkerodieren 77<br />

Polierschleifen: Mit Rost zum Erfolg xx<br />

Fertigungstechnik: Die neue Hermle C 40 Alchemy xx<br />

Unternehmen stellen Neues aus der Branche vor xx<br />

Wissen und Nachwuchs<br />

Ausbildung in Deutschland: Verwaltungsdschungel 6<br />

Ausbildungsmodell der IHK: “Dual mit Wahl” 8<br />

Ausbildung in Europa: Wie bilden die Nachbarn aus? 10<br />

Einweihung: IFP der Hochschule Karlsruhe 12<br />

Wissensspeicher: Das Europäische Patentamt 14<br />

Märkte und Chancen<br />

Marktanalyse: Investieren in Indien xx<br />

Produkt und Design<br />

Hochgezüchtet mit Stil: Die Fahrräder der Tour de France 20<br />

Menschen und Wandel<br />

Antriebe und Ängste: Gespräch mit Alexander Huber xx<br />

Recht und Rahmen<br />

Arbeitssicherheit: Die neue EU-Verordnung “REACH” 30<br />

Verkehr: Rechte und Pflichten des Unternehmers 26<br />

Arbeitsrecht: Gehaltsumwandlung <strong>im</strong> Betrieb 30<br />

Verband und Netzwerk<br />

Firmenvorstellung xx<br />

Neues aus dem Verband xx<br />

Editorial 3<br />

Impressum xx<br />

Vorschau xx<br />

Bildnachweise xx<br />

Die Karlsruher Transcat Kunststofftechnik<br />

GmbH bietet mit ihrer<br />

Softwarelösung CalCard die Möglichkeit<br />

einer transparenten Feinjustierung<br />

sowie der effizienten<br />

Nachkalkulation zu jedem Zeitpunkt<br />

des Herstellungsprozesses.<br />

Mit “Incredible India–unglaubliches<br />

Indien”. wirbt Indiens Regierung<br />

nicht zu Unrecht für das chaotische<br />

und sehr vitale Land.<br />

Eine Behörde, die die Zukunft<br />

organisiert: Das Europäische<br />

Patentamt kümmert sich um<br />

den Transfer des weltweit <strong>im</strong>mer<br />

schneller und flüchtiger gehandelten<br />

Rohstoff “Wissen”.<br />

Die straf- und bußgeldrechtliche<br />

Verantwortlichkeit des Unternehmers<br />

bei Verkehrsdelikten


Wissen und Nachwuchs<br />

Ausbildung in Deutschland:<br />

Verwaltungsdschungel der<br />

Kompetenzen und Gebietsaufteilungen<br />

von Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping<br />

Ende vergangenen Jahres schlossen sich mehrere Firmen des<br />

<strong>VDWF</strong> zusammen, um den Arbeitskreis Ausbildung ins Leben<br />

zu rufen. Ziel dieses Arbeitskreises ist es, die Ausbildung der<br />

jungen Leute, die sich für den Beruf des Werkzeugmechanikers/<br />

der Werkzeugmechanikerin bzw. des Feinwerkmechanikers/<br />

der Feinwerkmechanikerin entschieden haben, zeitgemäß zu<br />

gestalten.<br />

Die Basis für den Arbeitskreis bildete eine Bestandsaufnahme,<br />

wie sich die Ausbildung in den teilnehmenden Betrieben derzeit<br />

darstellt. Im Anschluss daran wurden von den Mitgliedern die<br />

Anforderungen definiert, die ein Auszubildender aus Sicht der<br />

Führungskräfte heutzutage erfüllen sollte, wenn er die Ausbildung<br />

abgeschlossen hat. Ein Abgleich der Anforderungsliste mit<br />

den Ausbildungsordnungen nach BBiG (Berufsbildungsgesetz)<br />

und HwO (Handwerksordnung) ergab, dass die Ziele und die<br />

Lehrplaninhalte nur in wenigen Fällen nicht deckungsgleich<br />

sind.<br />

Vier verschiedene Verwaltungsbezirke bei vier<br />

Institutionen, die mit der Ausbildung beauftragt sind<br />

Als eine der größten Herausforderungen des Arbeitskreises<br />

stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus, dass die Verwaltungsbezirke<br />

der berufsbildenden Institutionen nur unzureichend<br />

deckungsgleich sind. Oberste Instanz für die Berufsschulen sind<br />

in den einzelnen Ländern die Regierungspräsidien, die direkt den<br />

Ministerien für Kultus, Jugend und Sport der Länder unterstellt<br />

sind. In Baden-Württemberg, welches hier exemplarisch als<br />

Beispiel dient, ist die Landesfläche in vier Regierungspräsidiumsbezirke<br />

aufgeteilt.<br />

Problematischer wird die Recherche nach statistischem Material,<br />

wenn neben den Regierungspräsidien, die aufgrund datenschutzrechtlicher<br />

Best<strong>im</strong>mungen und schwieriger Entscheidungskompetenzen<br />

keine Auskunft geben dürfen, die Industrie- und Handelskammern<br />

(IHK) und die Handwerkskammern (HK) angefragt<br />

werden. Nicht nur, dass sich einige Kammervertreter weigern,<br />

die angeforderten Informationen herauszugeben, durch die<br />

Diskrepanz zwischen Regierungspräsidiumsbezirken und HKbzw.<br />

IHK-Bezirken können keine eindeutigen Aussagen zu den<br />

Schülerzahlen in den Regierungspräsidien gemacht werden.<br />

Die einzig verlässliche Quelle, die Schülerzahlen <strong>im</strong> Werkzeugmechaniker-<br />

bzw. Feinwerkmechanikerhandwerk erhebt, ist das<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Dieses Institut<br />

greift auf die Zahlen der Arbeitsämter zurück, wo die Lehrlingsverträge<br />

gemeldet werden müssen. Einziges Hindernis ist auch<br />

bei diesen Zahlen, dass sich die Arbeitsagenturbezirke weder<br />

mit den IHK- und HK-Bezirken noch mit den Regierungspräsidiumsbezirken<br />

decken.<br />

Erfahrungen zusammentragen und gemeinsam<br />

Lösungen erarbeiten<br />

Da die momentane Situation der Werkzeug- und Formenbaulehrlinge<br />

ein Thema ist, welches nicht nur die Firmen an sich,<br />

sondern die gesamte Gesellschaft etwas angeht, möchten wir<br />

gemeinsam mit den Regierungspräsidien, den Industrie- und<br />

Handelskammern und den Handwerkskammern eine Lösung<br />

erarbeiten, wie das Thema Ausbildung <strong>im</strong> Werkzeug- und Formenbau<br />

für alle Beteiligten zufriedenstellend gelöst werden kann.<br />

Parallel dazu rufen wir alle Werkzeug- und Formenbauer auf,<br />

sich aktiv an diesem Prozess zu beteiligen. Teilen Sie uns per Fax,<br />

per Mail oder per Post an die Geschäftsstelle, unter dem Stichwort<br />

“Ausbildung”, Ihre Erfahrungen und Probleme mit, damit<br />

der Verband diese in die Diskussion einbringen kann. Helfen<br />

Sie uns durch Ihre aktive Mitarbeit, damit wir gemeinsam stark<br />

sein können. | Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping, Schwendi<br />

Baden-Württemberg<br />

Bayern<br />

Berlin<br />

Brandenburg<br />

Bremen<br />

Hamburg<br />

Hessen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Niedersachsen<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Saarland<br />

Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Schleswig-Holstein<br />

Thüringen<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 7<br />

1996 1998 2000 2002 2004 2006<br />

Lehrlingszahlen der <strong>im</strong> Werkzeug- und<br />

Formenbau relevanten Berufsbilder (Werkzeugmechaniker/-in,<br />

Feinwerkmechaniker/<br />

-in, Schneidwerkzeugmechaniker/-in, Werkzeugmacher/-in)<br />

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn


8 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Kein einheitliches europäisches “Werkzeug”–<br />

die Ausbildung zum Werkzeugmechaniker<br />

von Udo Mathee<br />

Wohl kaum ein Reisender möchte zurück<br />

zu einem Europa der Schlagbäume und<br />

Zollkontrollen. Und wer schon einmal<br />

auf der Autofahrt von Amsterdam nach<br />

Rom gleich vier verschiedene Landeswährungen<br />

hat mitführen müssen, weiß<br />

den Euro zu schätzen. Die europäische<br />

Einigung ermöglicht uns eine große Freiheit<br />

– und zwar nicht nur für die Ferien.<br />

So fördert z.B. das deutsch-französische<br />

Sekretariat in Saarbrücken (www.dfssfa.org)<br />

den Austausch zur beruflichen<br />

Bildung zwischen diesen beiden Partnerländern.<br />

Wohl wissend, dass ohne solche<br />

unterstützenden Programme ein Wechsel<br />

manchmal recht mühselig werden kann,<br />

denn Europa ist und bleibt trotz allem<br />

sehr vielfältig. Dies zeigt sich z.B. in der<br />

handwerklichen Ausbildung.<br />

Wer sich aufmacht, um den Beruf eines<br />

Werkzeugmechanikers zu ergreifen, und<br />

zwar nicht in der he<strong>im</strong>atlichen Region,<br />

sondern vielleicht be<strong>im</strong> europäischen<br />

Nachbarn gegenüber, kann dabei auf ganz<br />

ungewohnte Ausbildungswege stoßen.<br />

So ist unser duales System, also das<br />

Zusammenspiel von Betrieb und Berufsschule,<br />

in ähnlicher Form vor allem in<br />

Österreich und der Schweiz zu finden.<br />

In Frankreich dagegen oder in Finnland<br />

sind die Ausbildungssysteme viel mehr<br />

verschult. Und in Italien existiert, mit<br />

der Ausnahme von Südtirol, überhaupt<br />

keine spezifische Werkzeugmechanikerausbildung,<br />

so dass man dort eher von<br />

einem “freien” Beruf spricht.<br />

Dieses duale System aus Lernen und<br />

Arbeiten setzt auf “Learning by doing”,<br />

so dass Praxisschocks nach der Ausbildung<br />

verhindert werden. Es bildet in den<br />

schon genannten Ländern die wichtigste<br />

Säule der beruflichen Bildung und genießt<br />

weltweit einen guten Ruf. So führt der<br />

Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />

(DIHK) die um die Hälfte geringere<br />

Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland<br />

gegenüber Frankreich auf dieses duale<br />

System zurück. (Siehe Broschüre “Pakt<br />

sucht Partner”, 2005)<br />

Die Ausbildung zum Werkzeugmechaniker<br />

definiert sich in Deutschland als ein<br />

sogenannter Monoberuf, dessen Differenzierungen<br />

in Fachrichtungen wie<br />

Stanz- und Umformtechnik, Instrumententechnik<br />

oder Vorrichtungstechnik<br />

in den jeweiligen Betrieben erfolgen.<br />

Obwohl man in Österreich den Lehrabsolventen<br />

natürlich auch eine möglichst<br />

große Mobilität am Arbeitsmarkt geben<br />

möchte, finden sich hier trotzdem zwei<br />

Ausbildungsrichtungen. Dies sind die<br />

Werkzeugbautechnik mit einer dreieinhalbjährigen<br />

Lehrzeit, welche laut dem<br />

Berufs-Informations-Comuter (www.bic.at)<br />

doch mehr die Stanz- und Schneidetechnik<br />

zum Schwerpunkt hat, und die<br />

Werkzeugmechanik mit vier Jahren. In<br />

beiden Berufen übern<strong>im</strong>mt der Betrieb<br />

80 Prozent der Ausbildung und 20 Prozent<br />

die Berufsschule.<br />

In der Schweiz dagegen betrachtet man<br />

den Ausbildungsberuf Werkzeug- und<br />

Formenbau als eine Spezialisierung des<br />

Polymechanikers. Dies ist eine vierjährige<br />

Ausbildung, bei der <strong>im</strong> theoretischen Teil<br />

auf Wunsch die Berufsmaturität (Fachabitur)<br />

zusätzlich miterworben werden<br />

kann. So werden <strong>im</strong> Jahr <strong>2007</strong> in allen<br />

Kantonen 1850 Polymechaniker/-innen<br />

ausgebildet, davon sind ca. 10 Prozent<br />

Werkzeugmechaniker. Die Spezialisierung<br />

des Polymechanikers zum allgemeinen<br />

Werkzeugmechaniker beginnt <strong>im</strong> dritten<br />

Jahr mit der Schwerpunktausbildung.<br />

Genauer betrachtet besteht aber in der<br />

Schweiz eine triale Ausbildung. Denn<br />

neben der betrieblichen Praxis und der<br />

Berufsschule legt man dort ein großes<br />

Gewicht auf vertiefende überbetriebliche<br />

Kurse.<br />

Um diesen Ansprüchen zu genügen,<br />

wird in der Schweiz ein Sekundarschulabschluss<br />

gefordert, der unserem Realschulabschluss<br />

gleichzusetzen ist. Zusätzlich<br />

wird von den meisten Betrieben ein<br />

Test (www.basic-check.ch) verlangt, der<br />

den Firmen ermöglicht, die Zeugnisnoten<br />

entsprechend einzuordnen. Außerdem<br />

wird die Methodenkompetenz und die<br />

Haltung der Jugendlichen oft noch durch<br />

eine Schnupperlehre hinterfragt. Trotzdem<br />

gibt es noch offene Lehrstellen. Auch<br />

hat der dortige Arbeitsmarkt nach einer<br />

Information der Arbeitgebervereinigung<br />

“Swissmem” einen deutlich größeren<br />

Bedarf an Polymechanikern, als zurzeit<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Mit diesem konjunkturellen Aspekt zeigt<br />

sich gleichzeitig der allgemeine Nachteil<br />

eines dualen oder trialen Systems. Denn<br />

durch die enge Bindung an die wirtschaftliche<br />

Entwicklung finden in schlechteren<br />

Zeiten weniger junge Menschen einen<br />

Ausbildungsplatz. Um aber auch diese<br />

Schulabsolventen “von der Straße zu<br />

holen”, geht man in Frankreich einen<br />

anderen Weg. “Nur wenn Ihr Kind wirklich<br />

weiß, dass es Werkzeugmechaniker<br />

werden will”, heißt es sinngemäß auf der<br />

Website www.studyrama.com, sollte es<br />

den betrieblichen Weg gehen. Wenn es<br />

aber mehr die Schule vorzieht, dann wäre<br />

eine theoretische Ausbildung vorteilhafter.<br />

Beide Wege dauern nur zwei Jahre.<br />

Die praktische Ausbildung nennt sich<br />

“Le certificat d’aptitude professionnelle”<br />

(CAP) und bietet dem angehenden<br />

Werkzeugmechaniker zwei Richtungen,<br />

nämlich den allgemeinen Werkzeugund<br />

Formenbau und die Stanztechnik.<br />

Der Anteil der Berufsschule bewegt sich<br />

dabei zwischen 35 und 50 Prozent.<br />

Der theoretische Weg “Le brevet d’études<br />

professionnelles” (BEP) bietet sogar drei<br />

Spezialisierungen. Neben dem Werkzeugund<br />

Formenbau gibt es noch die Umformtechnik<br />

(chaudronnerie) und den Vorrichtungsbau<br />

(structures métalliques). Jedoch<br />

besteht das erste Jahr an diesen Berufsfachschulen<br />

in Vollzeitform aus Theorie<br />

und allgemeiner Bildung und <strong>im</strong> zweiten<br />

finden dann die jeweils mehrwöchigen<br />

Praktika statt. Beiden Wegen kann noch<br />

das Bac pro (baccalauréat professionnel)<br />

angehängt werden. Dieser zweijährige<br />

Zusatz entspricht unserem Fachabitur.<br />

Der deutsche Facharbeiterbrief wird zwar<br />

in Frankreich individuell anerkannt, aber<br />

<strong>im</strong> Gegenzug stellt sich natürlich die<br />

Frage, in welchem Umfang Unternehmen,<br />

die von den Standards des dualen Systems<br />

geprägt sind, französische Werkzeugmechaniker<br />

mit solchen kurzen bzw.<br />

theoretischen Ausbildungswegen überhaupt<br />

einsetzen können.<br />

Für eine dritte europäische Ausbildungsalternative<br />

soll hier das Beispiel Italien<br />

dienen. Während in der autonomen Provinz<br />

Südtirol die duale Ausbildung zum<br />

Werkzeugmechaniker in der Industrie<br />

drei Jahre dauert und <strong>im</strong> Handwerk sogar<br />

noch fünf Jahre, ist die Ausbildung <strong>im</strong><br />

übrigen italienischen Staatsgebiet weniger<br />

spezifiziert. Nach einer Information<br />

der Handwerkskammer in Bozen gibt es<br />

dort keine vergleichbare Ausbildung an<br />

Berufsschulen. Die Fächer sind weniger<br />

berufsspezifisch und die Lehrlinge haben<br />

viel weniger theoretischen Unterricht, der<br />

außerdem mit denen anderer verwandter<br />

Berufe erfolgt.<br />

Was kann man also jemandem raten, der<br />

Werkzeugmechaniker werden und Berufserfahrungen<br />

jenseits der eigenen Landesgrenzen<br />

machen will? Vielleicht nur eins:<br />

Zu lernen und gut zu werden – gleich an<br />

welchem Ort – und <strong>im</strong>mer aufzubrechen,<br />

um weiter zu lernen, denn Europa bleibt<br />

vielfältig und spannend. Nicht nur in den<br />

Ferien. | Udo Mathee, Coesfeld<br />

Österreich<br />

Ausbildungsberufe<br />

Werkzeugmechaniker<br />

Werkzeugbautechniker<br />

Spezialisierung<br />

in den Betrieben<br />

Ausbildungszeit<br />

4 bzw. 3,5 Jahre<br />

Voraussetzung<br />

Pflichtschule<br />

Berufsschule<br />

Duales System,<br />

Schulanteil: 20 Prozent<br />

Prüfungskommission<br />

Wirtschaftskammern<br />

der Bundesländer<br />

Anerkennung<br />

Abkommen z.B. mit<br />

Deutschland, Südtirol,<br />

Tschechien, Ungarn<br />

Informationen<br />

www.bic.at<br />

Schweiz<br />

Polymechaniker<br />

Werkzeugmechaniker<br />

in den Betrieben<br />

4 Jahre<br />

“Realschulabschluss”,<br />

Basis-Check<br />

Triales System: Betrieb,<br />

Berufsschule und überbetriebliche<br />

Kurse<br />

Berufsexpertenkommission<br />

der Swissmem<br />

(Arbeitgeberverband<br />

der Maschinen, Elektround<br />

Metallindustrie)<br />

Individuelle Anerkennungsverfahren<br />

www.swissmem.ch<br />

Südtirol<br />

Werkzeugmechaniker<br />

in den Betrieben<br />

5 Jahre Handwerk,<br />

3 Jahre Industrie<br />

Alter: 15 Jahre,<br />

9 Jahre Pflichtschule<br />

Duales System,<br />

9 Wochen Schule/Jahr<br />

In der Berufsschule,<br />

mit Vertretern von<br />

Schule, Arbeitgeber,<br />

Innung und<br />

Gewerkschaft<br />

Abkommen z.B. mit<br />

Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz<br />

www.provinz.bz.it<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 9<br />

Frankreich<br />

CAP (praktisch)<br />

BEP (theoretisch)<br />

CAP (Werkzeugbau,<br />

Stanztechnik)<br />

BEP (Werkzeugbau,<br />

Umformtechnik,<br />

Vorrichtungsbau)<br />

Je zwei Jahre, dann<br />

Bac Pro (Fachhochschulreife)<br />

Mittlere Reife<br />

Duales System,<br />

35 bis 50 Prozent<br />

Schule oder Vollzeitschulen<br />

mit Praktika<br />

Erziehungsministerium<br />

Gegenseitige<br />

Anerkennung von<br />

Facharbeiterbrief<br />

und Bac pro<br />

www.studyrama.com<br />

www.dfs-sfa.org


10 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

“Dual mit Wahl” – ein Modell der IHK-Organisation<br />

zur Reform der betrieblichen Ausbildung<br />

von Ewald Schamel, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />

Die duale Ausbildung ist seit Jahrzehnten<br />

eine bewährte und bedeutsame Quelle<br />

für den Fachkräftenachwuchs in Deutschland.<br />

Sie garantiert eine hochwertige,<br />

bundesweit einheitliche berufliche Qualifizierung<br />

– und somit die Mobilität<br />

von Arbeitskräften und deren Einsatz<br />

in Unternehmen. Eine zentrale Stärke<br />

des betrieblichen Bildungssystems ist<br />

seine Verankerung in der betrieblichen<br />

Praxis – und zwar vom Fünf-Mann-<br />

Betrieb bis zum großen DAX-Unternehmen.<br />

Dadurch gelingt es dem dualen<br />

System, die Ausbildungsinhalte mit<br />

der technischen Entwicklung à jour zu<br />

halten. Das Resultat: Absolventen finden<br />

anschließend gut eine Beschäftigung –<br />

weit besser als in Ländern, in denen rein<br />

schulische Ausbildungsformen dominieren.<br />

Hierzulande absolvieren 60 Prozent<br />

eines Jahrgangs eine betriebliche Ausbildung;<br />

insgesamt sind das zurzeit 1,6<br />

Millionen junge Menschen.<br />

Die Herausforderungen an das duale<br />

System<br />

Um diese Bilanz auch für die Zukunft<br />

zu sichern, muss die berufliche Bildung<br />

Herausforderungen bewältigen, die durch<br />

die Wissensgesellschaft und den technischen<br />

Fortschritt auf sie zukommen.<br />

Die betriebliche Ausbildung steht unter<br />

Wettbewerbsdruck: Immer mehr wenden<br />

sich leistungsstarke Jugendliche den<br />

Hochschulen zu. Bereits heute ist zugleich<br />

in Teilbereichen ein Mangel an betrieblich<br />

qualifizierten Fachkräften am deutschen<br />

Arbeitsmarkt zu beobachten. Im Zuge<br />

der demografischen Entwicklung könnte<br />

sich dieser noch ausweiten. Folglich muss<br />

das System der beruflichen Ausbildung<br />

noch stärker als bisher für Jugendliche<br />

und für Ausbildungsbetriebe attraktiv<br />

werden.<br />

Die Alterung und Schrumpfung der<br />

Gesellschaft erfordert, dass lebenslang<br />

in die “Köpfe” investiert wird. Denn:<br />

Je weniger wir werden, desto besser<br />

müssen wir das Potential der arbeitsfähigen<br />

Menschen nutzen. Die Berufsausbildung<br />

muss die Basis für ein erfolgreiches<br />

Berufsleben legen und zugleich<br />

den Startschuss für das lebenslange<br />

Lernen in der Arbeitswelt geben. Eine<br />

bessere Verknüpfung mit Weiterbildung<br />

und Höherqualifizierung ist deshalb<br />

wichtig.<br />

Der technische Fortschritt und die zunehmende<br />

Arbeitsteilung haben zu <strong>im</strong>mer<br />

differenzierteren, teilweise branchenspezifischen<br />

Berufen geführt. Die Folge<br />

ist, dass in der aktuell bestehenden<br />

Differenzierung der Berufsbilder und <strong>im</strong><br />

Zuge des Rückgangs der Schulabgängerzahlen<br />

wird ein flächendeckender Berufsschulunterricht<br />

kaum mehr gewährleistet<br />

werden können. Bei der Modernisierung<br />

der Berufsbilder wurde insgesamt auf<br />

die alten Berufe “aufgesattelt”, neue<br />

Berufe wurden “überladen”. Insgesamt<br />

sind die Ausbildungsordnungen heute<br />

oft überfrachtet, berufstypische Fachqualifikationen<br />

kommen zugleich zu kurz.<br />

Des Weiteren kann häufig ein Betrieb<br />

allein die Fülle an Anforderungen von<br />

Ausbildungsberufen nicht mehr bewältigen.<br />

Vereinzelt wird gefordert, anstatt<br />

allgemeiner Berufe betriebsindividuelle<br />

Ausbildungen und Abschlüsse einzuführen.<br />

Die unerwünschten Nebenwirkungen:<br />

Ausbildungsabschlüsse ließen sich kaum<br />

mehr vergleichen; die Arbeitsmarktbefähigung<br />

der ausgebildeten Jugendlichen<br />

würde sinken.<br />

Somit stellt sich die Frage, welche Qualifikationen<br />

in der ersten beruflichen Phase<br />

unbedingt erforderlich sind und welche<br />

<strong>im</strong> weiteren Prozess des lebenslangen<br />

Lernens erworben werden sollten.<br />

Auswahlmodell der IHK-Organisation:<br />

“Dual mit Wahl”<br />

Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen<br />

Herausforderungen hat die IHK-Organisation<br />

einen Vorschlag zur Reform der<br />

Berufsausbildung erarbeitet.<br />

Bei dem Modell “Dual mit Wahl” werden<br />

in einem ersten Abschnitt, der zwischen<br />

einem und zwei Jahren dauert, grundlegende<br />

Qualifikationen einer Branche<br />

oder Berufsgruppe vermittelt. Damit<br />

kann ein Teil der Regelausbildungszeit<br />

bei verwandten Berufen inhaltlich gleich<br />

gestaltet werden. Das bedeutet, dass der<br />

erste Ausbildungsabschnitt z.B. für alle<br />

industriellen Metallberufe (Industriemechaniker,<br />

Konstruktionsmechaniker,<br />

Werkzeugmechaniker etc.) gleich ist.<br />

Ein gemeinsamer Berufsschulunterricht<br />

wird somit ermöglicht.<br />

In einem zweiten Ausbildungsabschnitt,<br />

der bis zum Abschluss der Berufsausbildung<br />

dauert, entwickeln die Jugendlichen<br />

dann die Kompetenzen, die zur Ausübung<br />

eines best<strong>im</strong>mten Berufs befähigen.<br />

Beispielsweise werden dem angehenden<br />

Industriemechaniker Kompetenzen in<br />

der Instandhaltung und der Produktionstechnik<br />

vermittelt, wohingegen be<strong>im</strong><br />

Konstruktionsmechaniker hier Themen<br />

wie Trennen, Umformen und Schweißen<br />

anstehen.<br />

In dieser Phase besteht dann zugleich<br />

die Möglichkeit, dass die Ausbildung<br />

den betriebsspezifischen Anforderungen<br />

und Möglichkeiten Rechnung trägt:<br />

Der Betrieb kann hierbei aus einem –<br />

je nach Beruf unterschiedlichen – Paket<br />

eine best<strong>im</strong>mte Anzahl an Modulen<br />

wählen. Dieses Paket deckt alle berufstypischen<br />

Kompetenzen des jeweiligen<br />

Berufs ab.<br />

Am Ende jeder Ausbildung steht dann –<br />

nach wie vor – eine bundesweit anerkannte<br />

öffentlich-rechtliche Abschlussprüfung.<br />

Das Modell ermöglicht Berufsabschlüsse<br />

sowohl für zwei- als auch für dreijährige<br />

Berufe. Wird die Ausbildung nach dem<br />

ersten Berufsabschluss fortgeführt,<br />

werden die bereits erworbenen Kompetenzen<br />

angerechnet. Ebenso verhält es<br />

sich, wenn Absolventen innerhalb einer<br />

Berufsgruppe wechseln wollen. Beispielsweise<br />

kann der Industriemechaniker den<br />

ersten Ausbildungsabschnitt anrechnen<br />

lassen, wenn er eine Ausbildung zum<br />

Konstruktionsmechaniker beginnen<br />

möchte.<br />

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,<br />

dass leistungsstarke Jugendliche freiwillige<br />

Zusatzqualifikationen schon<br />

während ihrer eigentlichen Ausbildung<br />

erlangen, soweit es der jeweilige Betrieb<br />

ermöglichen kann. Die Bausteine dieser<br />

Zusatzqualifikation können branchenoder<br />

betriebsspezifischer Art sein – oder<br />

aus dem Bereich der <strong>im</strong> zweiten Ausbildungsabschnitt<br />

nicht gewählten Module<br />

entstammen. Damit wird gleichzeitig ein<br />

fließender Übergang in die berufliche<br />

Weiterbildung und Höherqualifizierung<br />

gefördert.<br />

“Dual mit Wahl” verbindet die<br />

Stärken des bewährten Systems mit<br />

den Anforderungen der betrieblichen<br />

Realität:<br />

– Die Ausgebildeten sind in ihrem Beruf<br />

anerkanntermaßen bundesweit qualifiziert.<br />

Dies erhöht die Beschäftigungschancen<br />

der Jugendlichen und stärkt<br />

die gesamtwirtschaftliche Wirtschaftsleistung.<br />

– Jugendliche sind in ihrer beruflichen<br />

Orientierung flexibler: Denn die <strong>im</strong><br />

Verlauf einer Ausbildung erworbenen<br />

Kompetenzen können in der Weiterbildung<br />

oder in anderen Ausbildungsberufen<br />

angerechnet werden, was <strong>im</strong><br />

Übrigen auch die Zahl an Ausbildungsabbrechern<br />

sinken ließe.<br />

– Das Reformmodell macht das duale<br />

System auch für leistungsstärkere<br />

Jugendliche attraktiver, indem es durch<br />

Zusatzangebote frühzeitig Perspektiven<br />

für die Aufstiegsfortbildung bietet.<br />

– Das IHK-Modell knüpft an die bewährten<br />

Strukturen der dualen Ausbildung an.<br />

Es kann sofort umgesetzt werden. Änderungen<br />

des Berufsbildungsgesetzes sind<br />

nicht erforderlich.<br />

– Der erste Ausbildungsabschnitt vermittelt<br />

gemeinsame Kernkompetenzen einer<br />

Berufsgruppe und ermöglicht so selbst<br />

bei sinkenden Lehrlingszahlen einen<br />

betriebsnahen Berufsschulunterricht.<br />

– Die Betriebe erhalten eine flexibilisierte<br />

Ausbildung, indem sich die Zusammensetzung<br />

der Module <strong>im</strong> zweiten Ausbildungsabschnitt<br />

an den betriebsspezifischen<br />

Notwendigkeiten und Erfordernissen<br />

orientiert.<br />

– Das Reformmodell bietet die Chance<br />

einer sinnvollen Entschlackung von<br />

Ausbildungsinhalten. Zudem können<br />

Berufsbilder bei geänderten betrieblichen<br />

Anforderungen schneller als bisher aktualisiert<br />

werden, da Änderungen in einem<br />

Modul die anderen Module unberührt<br />

lässt.<br />

– Die bessere Anrechenbarkeit erworbener<br />

und geprüfter Kompetenzen verhindert<br />

unerwünschte Doppelungen von Lernzeiten.<br />

–<br />

Anders als in voll modularisierten Systemen<br />

mit innerbetrieblichen Teilprüfungen<br />

bleibt es bei den transparenten bundesweit<br />

einheitlichen Abschlussprüfungen.<br />

Nicht ohne Grund ist <strong>im</strong> schulischen<br />

Bereich schon seit längerem ein Trend<br />

hin zu einheitlichen Prüfungsinhalten<br />

zu beobachten.<br />

Die bundesweit einheitlichen Prüfungen<br />

des IHK-Modells verursachen keine<br />

neuen bürokratischen Lasten. Besonders<br />

die vielen kleinen und mittleren Unternehmen<br />

würden bei betriebsintern abzuhaltenden<br />

Prüfungen einen vergleichsweise<br />

hohen bürokratischen Mehraufwand<br />

zu leisten haben. | Ewald Schamel,<br />

Villingen-Schwenningen<br />

profilgebundene<br />

Kompetenzen<br />

unternehmensspezifische<br />

Module von<br />

3 bis 6 Monaten<br />

Kernkompetenzen<br />

grundlegende<br />

Qualifikation für<br />

eine Branche oder<br />

Berufsgruppe<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 11<br />

Aufstiegsfortbildung<br />

Berufsabschluss Zusatzqualifikation<br />

profilgebundene<br />

Kompetenzen<br />

nicht gewählte<br />

Module aus der<br />

Ausbildung<br />

Zusatzqualifikationen<br />

für unterschiedliche<br />

Berufe<br />

geeignete,<br />

branchen- und<br />

berufsspezifische<br />

Module<br />

Ausbildung Weiterbildung


12 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Einweihung des Instituts für Fertigungstechnik<br />

und Produktion (IFP) der Hochschule Karlsruhe<br />

von M. Sc. Dipl.-Ing. (FH) Markus Munz<br />

Prof. Dr. Rüdiger Haas, Leiter das Instituts <strong>im</strong><br />

Gespräch mit Willi Schmid, Geschäftsführer<br />

des <strong>VDWF</strong>.<br />

Am Freitag, 27. April <strong>2007</strong>, wurde das Institut für Fertigungstechnik<br />

und Produktion (IFP) der Hochschule Karlsruhe – Technik<br />

und Wirtschaft feierlich eingeweiht.<br />

Das Institut für Fertigungstechnik und Produktion ging unter<br />

Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Haas 2006 aus dem 2002 an der<br />

Hochschule gegründeten Produktionstechnischen Labor hervor.<br />

Zu seinem einjährigen Jubiläum kann das Institut auf eine<br />

Unterstützung seitens der Industrie <strong>im</strong> Umfang von insgesamt<br />

zwei Millionen Euro zurückblicken. “Mit der augenblicklichen<br />

Ausstattung zählt das Institut zu den modernsten seiner Art<br />

in der gesamten deutschen Hochschullandschaft”, bestätigt<br />

Institutsleiter Prof. Dr. Rüdiger Haas nicht ohne Stolz.<br />

Hauptaufgabe des Instituts ist die praktische Ausbildung von<br />

Maschinenbaustudierenden der Vertiefungsrichtungen Produktion<br />

und Konstruktion sowie die anwendungsorientierte<br />

Forschung <strong>im</strong> Bereich der Fertigungstechnik und Produktion.<br />

“Voraussetzung für eine praxisorientierte ingenieurwissenschaftliche<br />

Hochschulausbildung ist eine moderne Labor- und Institutsausstattung”,<br />

so Rektor Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, “diese<br />

ist für die Hochschule aber auch ein erheblicher Kostenfaktor,<br />

den sie nicht allein aus eigenen Mitteln finanzieren kann. Für<br />

die Bereitstellung hochwertiger Maschinen in beträchtlichem<br />

Wert sind wir daher unseren Kooperationspartnern in der Industrie<br />

ausgesprochen dankbar. Diese privatwirtschaftliche Unterstützung<br />

trägt ganz wesentlich dazu bei, dass die Hochschule<br />

ihren Studierenden eine zeitgemäße Ingenieurausbildung bieten<br />

kann.” Insbesondere gehören hierbei kleinere und mittelständische<br />

Unternehmen des Werkzeug- und Formenbaus zu den<br />

Projektpartnern des Instituts. Für diese wurde auch das Karlsruher<br />

Werkzeug- und Formenbauforum (KaWF) gegründet,<br />

das mehrmals jährlich mit Fachtagungen, Intensivseminaren<br />

und Workshops Neuerungen, aktuelle Problemstellungen und<br />

Lösungsmöglichkeiten innerhalb des Werkzeug- und Formenbaus<br />

aufgreift.<br />

Mit der hochmodernen Institutsausstattung können die Studierenden<br />

der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik mit den<br />

aktuellsten Schlüsseltechnologien des Werkzeug- und Formenbaus<br />

vertraut gemacht werden. Am Institut stehen damit alle<br />

<strong>im</strong> Werkzeug- und Formenbau üblichen Bearbeitungsverfahren<br />

zur Verfügung. Die Mitarbeiter und Studierenden können so<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 13<br />

die Prozesse und Abläufe in einer industriellen Produktion direkt<br />

nachvollziehen und Problemlösungen unter realen Bedingungen<br />

erarbeiten. “Der Einsatz modernster Maschinen ist für die<br />

Aktualität einer praxisorientierten, ingenieurwissenschaftlichen<br />

Hochschulausbildung besonders wichtig”, so Prof. Dr. Rüdiger<br />

Haas der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik sowie<br />

dortiger Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Produktion,<br />

“doch die Entwicklungszyklen der Maschinen <strong>im</strong> Werkzeug-und<br />

Formenbau sind inzwischen so kurz, dass eine solche<br />

Maschine nach zwei, drei Jahren nicht mehr dem aktuellsten<br />

Stand entspricht.“ Aus hochschuleigenen Finanzmitteln ist<br />

jedoch ein Neuerwerb solcher Maschinen in diesen zeitlichen<br />

Abständen nicht möglich. Das Problem konnte am IFP der<br />

Hochschule Karlsruhe in einzigartiger Form gelöst werden:<br />

Namhafte Maschinenbauunternehmen stellen dem Institut<br />

modernste Maschinen als Leihgabe zur Verfügung und sorgen<br />

für entsprechende Programme und Betriebsmittel. “Dies entspricht<br />

einem völlig neuen Konzept”, betont Rektor Prof. Dr.<br />

Karl-Heinz Meisel, “mit dem wir in Zusammenarbeit mit Industriepartnern<br />

die Aktualität unserer Hochschulausbildung auch<br />

längerfristig sicherstellen können.” Die Maschinen werden der<br />

Hochschule als Leihgabe auf unbest<strong>im</strong>mte Zeit zur Verfügung<br />

gestellt. Nach zwei bis drei Jahren werden sie von den beteiligten<br />

Unternehmen gegen die entsprechenden Nachfolgemodelle<br />

ausgetauscht.<br />

Welcher Stellenwert dem Institut und seiner Ausstattung<br />

inzwischen in Hochschul- und Industriekreisen beigemessen<br />

wird, verdeutlicht unter anderem die Anwesenheit eines Ehrengastes<br />

zur feierlichen Inbetriebnahme: Artur Fischer – auf ihn<br />

geht nicht nur der nach ihm benannte “Fischer-Dübel” zurück,<br />

sondern mit 1080 Patenten und 5867 Schutzrechten ist der<br />

Unternehmer einer der erfolgreichsten Erfinder weltweit. Ebenfalls<br />

konnte der Ministerialrat Dr. Hanno Schnarrenberger als<br />

Gast begrüßt werden, der von dieser Art der Partnerschaft<br />

überzeugt war und betonte, dass das Land Baden-Württemberg<br />

in Zukunft diese Art der Forschungskooperation gezielt fördern<br />

möchte. Natürlich zählten auch zahlreiche Industrievertreter,<br />

Partner und Sponsoren des Instituts zu den Gästen an diesem<br />

Tag.<br />

Das Nachmittagsprogramm war den Studentinnen und Studenten<br />

sowie allen Mitarbeitern der Hochschule gewidmet, die die<br />

Chance hatten, sich über die aktuellen Maschinen, die Forschungsschwerpunkte<br />

sowie Möglichkeiten einer Mitarbeit<br />

am Institut zu informieren. | M. Sc. Dipl.-Ing. (FH) Markus Munz,<br />

Karlsruhe<br />

NEWS • www.erowa.com • INFOS<br />

MEHR<br />

MASCHINEN<br />

EROWA AG<br />

CH-6233 Büron LU/Schweiz<br />

Tel. 041 935 11 11<br />

Fax 041 935 12 13<br />

e-mail: info@erowa.com<br />

www.erowa.com<br />

Sie steigern Produktivität, Wirtschaftlichkeit<br />

und Gewinn durch<br />

den Einsatz des EROWA Robot<br />

Multi. Die Mehrmaschinen-<br />

Bedienung und Doppelgreifer-<br />

Technologie erlaubt Ihnen eine<br />

schnelle und flexible Maschinenbestückung.<br />

Sie erledigen mehr<br />

Aufträge in kürzerer Zeit.<br />

Und das Beste:<br />

Mit dem integrierten Werkstückidentsystem<br />

“EWIS-Rapid“<br />

beträgt die Lesezeit für das<br />

Magazin weniger als 25 Sekunden.<br />

Systemlösungen aus einer Hand<br />

EROWA System Technologien GmbH<br />

D-90556 Cadolzburg b. Nbg.<br />

Tel. 09103 7900-0<br />

Fax 09103 7900-10<br />

e-mail: info@erowa.de


14 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Keine normale Behörde:<br />

Das Europäische Patentamt, ein internationaler<br />

Wissensspeicher in München<br />

von Claus Kaelber, München<br />

Die Idee zählt: Neben komplizierten technischen<br />

Patenten werden auch <strong>im</strong>mer wieder scheinbar<br />

“einfache” Ideen als Gebrauchs- und Geschmacksmuster<br />

geschützt. Am Beispiel zweier konsequent<br />

durchdachter Objekte aus der Sammlung<br />

der Designprofessoren Carmen und Urs Greutmann<br />

von der Akademie der Bildenden Künste<br />

München lässt sich erkennen, dass ein cleveres<br />

Konzept und eine entsprechend gute Gestaltung<br />

einem Produkt zu einer eigenständigen Qualität<br />

verhelfen können. Der Grundstein für den späteren<br />

wirtschaftlichen Erfolg ist gelegt.<br />

Silikon-Pillendose mit Filmscharnier: Der Verschluss<br />

stülpt sich be<strong>im</strong> Öffnen nach unten<br />

weg und bildet eine Mulde für den Inhalt.<br />

Vorteil: Das Behältnis lässt sich leicht mit einer<br />

Hand öffnen.<br />

Faltrasierer: Das Produkt verpackt sich selbst.<br />

Der Rasierer wird durch Filmscharniere an vordefinierten<br />

Stellen gefaltet, das Produkt benötigt<br />

nur ein Min<strong>im</strong>um an Platz. Interessanter Nebeneffekt:<br />

Die Handhabung des Objekts reizt den<br />

Spieltrieb. Wir wissen, wovon wir sprechen.<br />

Die nachlassende Anspannung ist den Gesichtern anzusehen.<br />

Alle denkbaren Verkehrswege, die vom Empfang in die Tiefe<br />

des Gebäudes führen, sind durch mobile Absperrungen, wie man<br />

sie vom Sicherheitscheck auf den Flughäfen kennt, klar gekennzeichnet.<br />

Niemand soll sich verlaufen oder zum unerwarteten<br />

Sicherheitsproblem werden. Das spezialisierte Personal trägt<br />

dunkle Anzüge und die obligatorischen Knöpfe in den Ohren,<br />

aber in ein paar Stunden wird wieder die Normalität des Büroalltags<br />

einziehen. Gestern war Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

zu Besuch, heute morgen hielt der Industriekommissar der<br />

Europäischen Union, Günter Verheugen, einen Vortrag. Ein<br />

nicht alltägliches Programm, aber das Europäische Patentamt<br />

(EPA) in München feiert gerade seinen 30. Geburtstag. In der<br />

Wahrnehmung der Öffentlichkeit handelt es sich um eine<br />

unauffällige, distanziert und leise arbeitende Einrichtung,<br />

von der viele Menschen <strong>im</strong> Grunde nicht so genau wissen, was<br />

dort eigentlich gemacht wird. Etwas mit Patenten, nur auf<br />

europäischer Ebene.<br />

Allein aus dem Namen Auftrag und Selbstverständnis des<br />

Europäischen Patentamts abzuleiten führt aber schon fast in<br />

die falsche Richtung. Denn eine europäische Behörde, in irgendeiner<br />

Form dem Brüsseler Verwaltungsapparat unterstellt, ist<br />

die Einrichtung keinesfalls. Auf Eigenständigkeit und separate<br />

Verantwortungen, auch in finanziellen Dingen, legt man betont<br />

großen Wert. Vizepräsident Thomas Hammer unterstreicht die<br />

Bedeutung des Amtes über die nationalen Landesgrenzen hinweg,<br />

verweist aber gleichzeitig auf die besonderen Aufgaben der<br />

jeweiligen nationalen Einrichtungen, die besonders für kleinere<br />

Unternehmen, Betriebe und Einzelpersonen die erste Anlaufstelle<br />

sind. Beide Organisationen eint freilich ein recht komplexes<br />

Regelwerk <strong>im</strong> Verwaltungsablauf zwischen Patentanmeldung,<br />

Prüfung, Bescheid und schließlich der Dokumentation und<br />

Informationsleistung über erteilte Patente. Das ist wesentlich<br />

anspruchsvoller, als es <strong>im</strong> ersten Augenblick klingt, und hat nicht<br />

sonderlich viel mit den üblichen Klischees behördlicher Organisationsabläufe<br />

zu tun. Zumindest die Chefetage vermittelt<br />

diesen Eindruck glaubhaft nach außen.<br />

Eine Behörde, die die Zukunft organisiert<br />

Thomas Hammer, ein sportlicher Endfünfziger, studierter<br />

Maschinenbauingenieur mit langjähriger Industrieerfahrung<br />

und permanent pendelnd zwischen seinen beiden Büros in<br />

Den Haag und München, denkt besonders gerne über die<br />

zukünftigen Herausforderungen und Weichenstellungen seiner<br />

international operierenden Einrichtung nach. Und <strong>im</strong> Zentrum<br />

dieser Aufgaben steht der Umgang mit einem weltweit <strong>im</strong>mer<br />

schneller und flüchtiger gehandelten Rohstoff: Wissen.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 15<br />

Das Europäische Patentamt in München liegt<br />

ein wenig versteckt <strong>im</strong> Grün der Außenanlagen<br />

direkt an der Isar, unmittelbar gegenüber vom<br />

Deutschen Museum. Hier trafen sich Claus<br />

Kaelber und Thomas Hammer, Vizepräsident<br />

des Europäischen Patentamts, zum Gespräch.


16 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Philips<br />

Siemens<br />

Samsung Electronics<br />

Matsushita Electric<br />

LG Electronics<br />

Sony<br />

Bosch<br />

Microsoft<br />

Fujitsu<br />

BASF<br />

Nokia<br />

Thomson<br />

DSM IP Assets<br />

IBM<br />

General Electric<br />

Alcatel<br />

Seiko Epson<br />

Bayer<br />

3M<br />

Canon<br />

Hitachi<br />

Fuji<br />

L´Oréal<br />

Delphi Technologies<br />

NEC<br />

Die größten Anmelder be<strong>im</strong> EPA<br />

<strong>im</strong> Jahr 2005<br />

Quelle: Europäisches Patentamt<br />

Werkzeugbau ERZ<br />

Industriestraße 5<br />

89150 Laichingen<br />

Telefon: 0 73 33 - 92 24 36<br />

Telefax: 0 73 33 - 92 24 38<br />

info@wzb-erz.de<br />

www.wzb-erz.de<br />

1863<br />

1585<br />

1390<br />

1152<br />

1117<br />

1030<br />

879<br />

837<br />

778<br />

688<br />

577<br />

575<br />

573<br />

567<br />

552<br />

521<br />

519<br />

517<br />

499<br />

492<br />

462<br />

448<br />

447<br />

431<br />

4883<br />

Wir sind ein innovativer Formenbau,<br />

der die an uns gestellten Anforderungen<br />

überprüft und mit Abst<strong>im</strong>mung<br />

des Kunden die opt<strong>im</strong>ale<br />

Lösung auswählt.<br />

Höchste Qualitätsansprüche und<br />

Termintreue werden von einem<br />

motivierten Team garantiert.<br />

Beratung und Entwicklung<br />

Wir begleiten Sie von der Produktentwicklung<br />

über Auswahl und<br />

Einsatz von Formenbautechnologie,<br />

sowie Serienherstellung. Mit Vorschlägen<br />

und Herstellung von<br />

Handlingsystemen in Kombination<br />

Weil die Organisation und der Transfer von Wissen elementar<br />

für die Leistungsfähigkeit hochentwickelter Industrienationen<br />

geworden sind und ein Nachlassen des Drucks durch neue<br />

Wettbewerber wie Indien oder China weder zu erkennen noch<br />

in absehbarer Zeit zu erwarten ist, stellen sich für das Europäische<br />

Patentamt natürlich Fragen zur zukünftigen Bewertung<br />

und zum Schutz von Wissen <strong>im</strong> Sog wettbewerbsintensiver<br />

Auseinandersetzungen zwischen wirtschaftlichen und politischen<br />

Machtinteressen. Für Hammer liegt es deshalb auf der Hand,<br />

darüber nachzudenken, ob “wir uns in Zukunft nicht nur über ein<br />

Patentnetzwerk unterhalten, sondern über ein Innovationsnetzwerk<br />

diskutieren werden”. Das Europäische Patentamt sieht<br />

der Vize dabei “<strong>im</strong> Zentrum eines solchen Informationsverbundes<br />

stehen und da spielt die Politik natürlich eine große Rolle. Wie<br />

bringen wir Wissen weiter? Wie trainieren wir, wie bilden wir<br />

weiter?”<br />

Lernen mit der flüchtigen Ware Wissen<br />

Auf eine eventuell nachdrücklicher moderierende Rolle zwischen<br />

Wissensgeneratoren und Wissenverwertern will sich Hammer<br />

nicht eindeutig einlassen, vielleicht ist der Begriff des “Moderators”<br />

auch zu indifferent und zu wenig aktiv und die Diskussion<br />

über das Verständnis von “Intellectual Property” noch bei<br />

weitem nicht abgeschlossen, aber einen konkreten und rapide<br />

wachsenden Handlungsbedarf <strong>im</strong> Umgang mit der flüchtigen<br />

Ware gibt es bereits <strong>im</strong> eigenen Haus. Ein Blick nach innen<br />

veranschaulicht gleichzeitig die Herausforderungen außerhalb<br />

des Amtes: “Wenn wir die Probleme ganz konkret auf uns<br />

reduzieren, dann müssen wir überlegen, wie wir mit Mitarbeitern,<br />

besonders mit jungen Prüfern, die heute häufig direkt<br />

von der Universität weg eingestellt werden, über ihr gesamtes<br />

Berufsleben hinweg umgehen wollen. Wir müssen uns um<br />

deren Chancen und Kompetenzen, aber zugleich auch um deren<br />

Flexibilität und Anpassungsfähigkeiten kümmern. Und in vielen<br />

Technologiebereichen können wir heute gar nicht sagen, wohin<br />

die Reise geht.” Damit kommen der Wirtschaft und den Hochschulen<br />

<strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> mit den Patentämtern möglicherweise schnell<br />

neue Aufgaben zu, zur gegenseitigen Befruchtung und idealerweise<br />

zu beiderseitigem Nutzen.<br />

mit vorhandenen oder Neubeschaffung<br />

der Serienspritzmaschine.<br />

CAD/CAM<br />

Durchgängiges System mit folgenden<br />

Schnittstellen:<br />

VDA/FS, IGES, STEP, DXF, DWG,<br />

SAT, Read PTC, Magics STL FIX<br />

Formenbau<br />

Herstellung von Ein- oder Mehrkavitätenformen,<br />

mit höchsten Qualitätsansprüchen<br />

unter Einhaltung des mit<br />

dem Kunden getroffenen Terminplans.<br />

Branchen<br />

Elektroindustrie<br />

Kommunikationstechnik<br />

Textilindustrie<br />

Automotive<br />

Dienstleistung<br />

Fünf-Achsiges CNC-HSC-Fräsen<br />

von 1200 x 700 mm<br />

Flachschleifen von 1200 x 600 mm<br />

Bemustern aller gebauten<br />

Formen mit unseren Partnern<br />

Lieferung der Serienteile durch<br />

unsere Tochterfirma<br />

Das Europäische Patentamt hat seinem Selbstverständnis zufolge<br />

“den Auftrag, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum<br />

zum Nutzen der Bürger Europas zu fördern”.<br />

Dabei entwickelt sich die Einrichtung <strong>im</strong>mer mehr in Richtung<br />

eines komplizierten Informationsspeichers zur Dokumentation<br />

von Wissen. Einzigartige Produkte und Dienstleistungen daraus<br />

zu entwickeln ist logischerweise Aufgabe der Wirtschaft und der<br />

Industrie, das Patentamt kann diesen Prozess kaum anstoßen.<br />

Vizepräsident Hammer betont, dass “wir mit der Verwertung<br />

der Patente” entgegen manchen Vermutungen, wettbewerbsrelevantes<br />

Wissen würde in den Ämtern brachliegen, “überhaupt<br />

nichts zu tun haben. Das heißt, wir haben keinerlei Information<br />

darüber, wie oder welches Patent eingesetzt wird, ob<br />

es eventuell Erfolg am Markt hat oder nicht.”<br />

Diese Informationen können nur extern und größtenteils mit<br />

erheblichem Rechercheaufwand über verschiedene Einrichtungen,<br />

wie beispielsweise die Industrie- und Wirtschaftsverbände, oder<br />

durch Rückmeldungen direkt von den Anmeldern zusammengetragen<br />

werden. Das Patentamt selbst hat keine Datenbank,<br />

die es erlauben würde, Informationen abzurufen, welches Patent<br />

besonders erfolgreich war und welches nicht. Die einzigen<br />

maßgeblichen Faktoren sind die Erteilung eines Patents oder<br />

die Zurückweisung eines Patentantrags.<br />

Hilfe bei der Suche nach Schätzen<br />

Allerdings steht jedem Antragsteller offen, zumindest <strong>im</strong> Verfahrensweg<br />

des Deutschen Patent- und Markenamts, bereits<br />

<strong>im</strong> Vorfeld mitzuteilen, ob er bereit ist, eine Lizenz auf sein –<br />

erwartetes – Patent zu vergeben. In einem solchen Fall ist<br />

dieses spezielle Merkmal den Informationen zum Patent zugefügt,<br />

jede Recherche in der entsprechenden Datenbank macht<br />

diesen Sachverhalt explizit kenntlich. Mit der Informationssuche<br />

verbunden ist aber grundsätzlich die Hilfe des Amtes, jedem<br />

Rechercheur einen umfassenden Überblick in den unterschiedlichsten<br />

technischen Bereichen zu verschaffen. Thomas Hammer<br />

präzisiert dieses Leistungsspektrum: “Unsere Hilfe heißt, alle<br />

Patentdokumente, die weltweit erscheinen und bei uns ins Haus<br />

Wenn‘s mal wieder brennt...<br />

...sind wir für Sie da!<br />

Dieselstraße 4<br />

89129 Langenau<br />

Telefon 0 73 45 / 96 76 -0<br />

Telefax 0 73 45 / 96 76 -29<br />

www.erodiertechnik.de<br />

info@erodiertechnik.de<br />

Anmeldestärkste technische Gebiete <strong>im</strong> Jahr 2005<br />

Die dargestellten Gebiete stellen 55,5 Prozent aller<br />

Anmeldungen dar. Quelle: Europäisches Patentamt<br />

Medizin; Hygiene<br />

Elektr. Nachrichtentechnik<br />

Datenverarbeitung<br />

Elektrische Bauteile<br />

Organische Chemie<br />

Messen; Prüfen<br />

Fahrzeugtechnik<br />

Biochemie; Gentechnik<br />

Org. makromolekulare<br />

Verbindungen<br />

Maschinenelemente<br />

Werkzeug- und Formenbau<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 17<br />

4175<br />

4098<br />

3331<br />

3278<br />

• Drahterodieren<br />

• Senkerodieren<br />

• Startlochbohren <strong>im</strong> Werkzeug-<br />

und Formenbau<br />

Leistungen<br />

• Draht- und Senkerodieren für<br />

den Formenbau<br />

• Schnittwerkzeuge<br />

• Vorserien- und Serienteile<br />

• Prototypen<br />

• Elektrodenfertigung<br />

• Startlochbohren ab Ø 0,25 mm<br />

6570<br />

6525<br />

7541<br />

8664<br />

Equipment<br />

2004<br />

12 843<br />

14 688<br />

4 Drahterodiermaschinen<br />

(mit Plattenwechsler)<br />

4 Senkerodiermaschinen<br />

2 Startlochbohrmaschinen<br />

Datenaustausch:<br />

DXF · VDA-FS · IGES<br />

DWG · DWT · GEO<br />

Wir bieten Ihnen ein nahezu<br />

grenzenloses Spektrum an<br />

Möglichkeiten –<br />

fordern Sie uns!<br />

Natürlich nicht nur<br />

wenn‘s brennt!


18 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Eingereichte Anmeldungen <strong>im</strong> Jahr 2005<br />

Quelle: Europäisches Patentamt<br />

Im Berichtsjahr sind die Anmeldezahlen erneut<br />

stark gestiegen. So wurden fast 194000<br />

europäische Patentanmeldungen eingereicht,<br />

was einem Zuwachs um 7,2 Prozent gegenüber<br />

der Anmeldezahl des Vorjahres von 180700<br />

entspricht. Da sich die Gesamtzahl der europäischen<br />

Anmeldungen aus allen Anmeldungen<br />

zusammensetzt, die direkt be<strong>im</strong> EPA, bei den<br />

nationalen Patentämtern der Vertragsstaaten<br />

des Europäischen Patentübereinkommens (EPÜ)<br />

und bei der Weltorganisation für geistiges<br />

Eigentum (WIPO) eingereicht werden, ist ihr<br />

weiterer Anstieg ein Indikator für die starke<br />

europa- und weltweite Patentierungstätigkeit.<br />

Europäische Patentanmeldungen<br />

insgesamt<br />

Europäische Recherchen<br />

Internationale Recherchen<br />

Recherchen für nationale<br />

Ämter und Dritte<br />

Recherchentätigkeit<br />

des EPA insgesamt<br />

Recherchen <strong>im</strong> Jahr 2005<br />

Quelle: Europäisches Patentamt<br />

19 354<br />

74 068<br />

69 722<br />

Im Jahr 2005 wurden be<strong>im</strong> EPA mehr als 163 000<br />

Recherchenanträge gestellt. Rund 74 000 davon<br />

betrafen europäische Patentanmeldungen<br />

(2004: 78 000), 70 000 internationale Anmeldungen<br />

(2004: 66 000) und 19 000 stammten<br />

aus nationalen Ämtern von Vertragsstaaten<br />

sowie von Dritten (2004: 22 000).<br />

2004<br />

163144<br />

193 623<br />

kommen, werden von jedem Prüfer einzeln nochmals angeschaut<br />

und schließlich klassifiziert nach einem speziellen Ordnungsschema,<br />

das verschiedene technische Bereiche detailliert<br />

untertitelt in etwa 60000 Teilbereiche. Intern haben wir eine<br />

Verfeinerung dieser Logik mit ungefähr 120000 Einheiten, jedes<br />

Dokument hat dann ein Kürzel, das es einem best<strong>im</strong>mten technischen<br />

Teilbereich zugehörig macht. Über entsprechende Suchanfragen<br />

kann man natürlich sehr stark filtern, inhaltlich und<br />

zeitlich. Auch eine Suche <strong>im</strong> Volltext ist möglich. Letztlich können<br />

wir aber nur die Struktur liefern, was der einzelne Interessent<br />

sucht, muss er selbst wissen.”<br />

Stillstand verbietet sich<br />

Ende 2006 umfasste die Hauptrecherchedatenbank des Europäischen<br />

Patentamts nach eigenen Angaben über 60 Millionen<br />

Dokumente, dazu gehörten über eine Million neu hinzugekommene<br />

chinesische Patente. Die meisten Patentanmeldungen<br />

kamen mit einem Anteil von knapp etwas mehr als 25 Prozent<br />

am Gesamtvolumen von Antragstellern aus den USA, gefolgt<br />

von deutschen Anmeldungen mit 18,5 Prozent und fast 17<br />

Prozent aus Japan. Die drei am meisten frequentierten technischen<br />

Teilgebiete bei Neuanmeldungen waren die Bereiche<br />

Medizin, Nachrichtentechnik und Datenverarbeitung. Der überwiegende<br />

Teil aller Patentanträge, rund 70 Prozent, kommt <strong>im</strong><br />

europäischen Bereich aus der Großindustrie, allen voran vom<br />

holländischen Philips-Konzern.<br />

Das Europäische Patentamt sucht deshalb den konstruktiven,<br />

multilateralen <strong>Dialog</strong> mit vergleichbaren Einrichtungen anderer<br />

Länder. Wissen ist nicht nur zu einer dynamischen und instabilen,<br />

sondern auch zu einer rasend schnellen Ware geworden.<br />

Und die zukünftigen Aufgaben lassen sich erst in groben<br />

Umrissen erkennen. Insofern ist auch <strong>im</strong> Aufgabenbereich der<br />

Patentämter viel selbstbezogener Veränderungsdruck <strong>im</strong>pliziert.<br />

Zum 40. Geburtstag wird man sich möglicherweise wieder in<br />

München treffen. Real, von Angesicht zu Angesicht auf den<br />

Gängen des Hauses, zwischen Vorträgen und Diskussionsrunden<br />

mit prominenten Gästen. Es sei denn, virtuelle Konferenzumgebungen<br />

machen bis dahin riesige Entwicklungsschritte, denen<br />

vermutlich entsprechende Patente vorausgegangen wären.<br />

Und davon hätte man <strong>im</strong> Europäischen Patentamt aber wohl<br />

als Erster Kenntnis erlangt. | Claus Kaelber, München<br />

Österreich<br />

Belgien<br />

Bulgarien<br />

Schweiz<br />

Zypern<br />

Tschechische Republik<br />

Deutschland<br />

Dänemark<br />

Estland<br />

Spanien<br />

Finnland<br />

Frankreich<br />

Vereinigtes Königreich<br />

Griechenland<br />

Ungarn<br />

Irland<br />

Island<br />

Italien<br />

Liechtenstein<br />

Litauen<br />

Luxemburg<br />

Lettland<br />

Monaco<br />

Niederlande<br />

Polen<br />

Portugal<br />

Rumänien<br />

Schweden<br />

Slowenien<br />

Slowakei<br />

Türkei<br />

Japan<br />

USA<br />

Andere<br />

1053<br />

1658<br />

11<br />

5027<br />

35<br />

73<br />

1174<br />

3<br />

972<br />

1514<br />

8034<br />

4649<br />

67<br />

81<br />

311<br />

28<br />

4199<br />

152<br />

1<br />

181<br />

7<br />

15<br />

7799<br />

111<br />

41<br />

8<br />

2486<br />

87<br />

16<br />

68<br />

Ursprungsländer der <strong>im</strong> Jahr 2005<br />

eingereichten europäischen Anmeldungen<br />

Quelle: Europäisches Patentamt<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 19<br />

10 830<br />

23 789<br />

21461<br />

32 738<br />

NEWS • www.erowa.com • INFOS<br />

KOMBINATION<br />

MEHR<br />

EROWA AG<br />

CH-6233 Büron LU/Schweiz<br />

Tel. 041 935 11 11<br />

Fax 041 935 12 13<br />

e-mail: info@erowa.com<br />

www.erowa.com<br />

Sie steigern Produktivität, Wirtschaftlichkeit<br />

und Gewinn durch<br />

den Einsatz des EROWA MTS<br />

Nullpunktspannsystems.<br />

Ob Einzelpalettierung mit einem<br />

Spanntopf oder Mehrfachpalettierung<br />

mit 2, 4, 6 oder 8<br />

Spanntöpfen, alles ist möglich!<br />

Durch die geringe Aufbauhöhe<br />

gewinnen Sie zusätzlich wertvollen<br />

Produktionsraum.<br />

Und das Beste:<br />

Hochpräzise X/Y Lageorientierung<br />

schon mit einem<br />

einzelnen Spanntopf.<br />

Systemlösungen aus einer Hand<br />

EROWA System Technologien GmbH<br />

D-90556 Cadolzburg b. Nbg.<br />

Tel. 09103 7900-0<br />

Fax 09103 7900-10<br />

e-mail: info@erowa.de


Produkt und Design<br />

Die französische Qual<br />

von Dipl.-Ing. Axel Riedelbauch<br />

40 km/h<br />

30<br />

1900 1925 1950 1975 2000<br />

Durchschnitts-Geschwindigkeit der Tour de<br />

France (1903 bis 2006 mit Unterbrechungen)<br />

Das Dumme an der Tour der France ist <strong>im</strong>mer, dass spätestens<br />

mit der Zieleinfahrt in Paris, also genau dann, wenn das individuelle<br />

Radrennsportfieber bei begeisterungsgefährdeten<br />

Zusehern kritische Werte ann<strong>im</strong>mt, auch der Sommer bei uns<br />

langsam seine Ehrenrunden dreht. Sich selbst ein wenig vom<br />

Übermaß anstecken lassen und den hundertmal gefahrenen<br />

Anstieg irgendwo ein paar Kilometer von zu Hause entfernt mit<br />

dem Quäntchen mehr an Biss angehen, das geht in den Julitagen<br />

der Tour viel besser, und noch ein paar Wochen in den August<br />

hinein spielen mit Glück die Temperaturen mit. Die obligatorische<br />

abendliche Ausfahrt mit dem eigenen Rennrad, gleich nach<br />

den Liveübertragungen <strong>im</strong> Fernsehen von den Zieleinläufen<br />

in L´Alpe d'Huez, oder einem Einzelzeitfahren in der Gascogne,<br />

geht nur eine relativ kurze Zeit. Spätestens zur Weltmeisterschaft,<br />

<strong>im</strong>mer am Ende einer Saison, kündigt sich mit unveränderter<br />

Regelmäßigkeit die Winterpause an. Zumindest für<br />

die meisten Amateure und Freizeitsportler. Insofern kann man<br />

mit dem “Aufwärmen” nicht früh genug beginnen, <strong>im</strong> Frühjahr<br />

die eher kurzen Klassiker wie Paris–Roubaix, dann <strong>im</strong> Frühsommer<br />

der Giro d’Italia, die große Testrunde, für uns Begeisterte<br />

leider viel zu wenig beachtet in den Medien, schließlich die<br />

knapp 3500 Kilometer lange Rundfahrt quer durch Frankreich,<br />

“le tour”, der Höhepunkt jeder Saison.<br />

Vermutungen, dass es sich hier um den härtesten Sport der Welt<br />

handelt und nur “unmenschliche” Leistungen zur Bewältigung<br />

der gesamten Strecke befähigen, gab es von Anfang an. Seit 1903<br />

wird die “Tour” ausgetragen und Tricks und Finten zur Leistungsmanipulation<br />

– heute eher harmlos wirkende Dinge wie Juckpulver<br />

in den Trikots der Gegner oder das Zurücklegen ganzer<br />

Etappendistanzen mit dem Zug anstatt auf dem Rad – gehörten<br />

schon <strong>im</strong>mer dazu. Erst in den letzten Jahren hat die ganze<br />

Schieberei industriellen Charakter erhalten. Der allgemeinen<br />

Begeisterung taten solche Interventionen angesichts des Einsatzes<br />

und der Leiden der Sportler – auch ohne jegliche Tricks –<br />

bis heute keinen Abbruch. Natürlich ist die Rundfahrt inzwischen<br />

auch zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftszweig geworden,<br />

sehr viel Geld steckt <strong>im</strong> gesamten Zirkus, an dem neben den<br />

Medien und der Sportindustrie eine Reihe anderer Branchen<br />

ihre Interessen einbringen und auch abschöpfen wollen.<br />

Neben den frühen Tour-Königen der großen Radsportnationen<br />

Frankreich, Italien und den Benelux-Staaten traten in den letzten<br />

Jahrzehnten vermehrt Fahrer aus Spanien, den USA und schließlich<br />

auch aus Deutschland in den Vordergrund. Für den Zuschauer<br />

sind die Rennfahrer Projektionsfiguren, für den Amateurradsport<br />

größtenteils Vorbilder, das Thema Doping einmal außen vor gelassen.<br />

Daneben die nicht unerhebliche Faszination am Trubel, an<br />

den Leistungen und der Leidenschaft, die jedes Jahr Anfang Juli<br />

beginnt, wenn wieder der Startschuss zur “großen Schleife” fällt.<br />

Zur Steigerung der Vorfreude auf die Tour und als Lustbeschleunigung<br />

für die eigenen Ausfahrten auf den folgenden Seiten eine<br />

Auswahl an interessanten Rennmaschinen, die nicht nur durch<br />

ausgeklügelte technische Details, sondern auch durch hervorragendes<br />

Design auffallen. | Dipl.-Ing. Axel Riedelbauch, Augsburg<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 21<br />

Nur Colnago darf für sich reklamieren, die Ferrari<br />

unter den Straßenmaschinen zu produzieren.<br />

Konsequenterweise spielen Tradition, Mythos<br />

und Emotionen eine ebenso große Rolle wie<br />

be<strong>im</strong> springenden Pferd aus Maranello. Seit<br />

den 80er Jahren gibt es <strong>im</strong>mer wieder spezielle<br />

Modelle, die auch den Namen Ferrari auf dem<br />

Rahmen tragen.<br />

Das Mitte der 50er Jahre vom ehemaligen Rennfahrer<br />

Ernesto Colnago gegründete Unternehmen<br />

in der Nähe von Mailand ist von Beginn an<br />

eine feste Größe <strong>im</strong> Straßenrennradsport. Unter<br />

anderem fuhren Gianni Motta und der legendäre<br />

Eddy Merckx auf Colnago. Das Bild links zeigt<br />

den Argentinier Juan Antonio Flecha Giannoni<br />

bei der Tour 2006 auf der 15. Etappe auf dem<br />

Weg nach L’Alpe d´Huez.<br />

In der Abbildung unten die spezielle Zeitfahrmaschine<br />

C50 Crono und das Modell CLX mit<br />

einem in Italien entwickelten, aber in Taiwan<br />

gefertigten Carbonrahmen, mit dem Hightech<br />

auch in bezahlbarere Preisregionen gebracht<br />

werden soll.


22 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 23<br />

Der amerikanische Hersteller Specialized rüstet<br />

seit zwei Jahren das Profiteam Gerolsteiner<br />

aus, das in der Vergangenheit mehrmals durch<br />

Erfolge des österreichischen Bergspezialisten<br />

Georg Totschnig auffiel.<br />

In der Abbildung das Modell Roubaix in der<br />

S-Works-Variante, einer Art Hightechversion<br />

der verschiedenen Baureihen, in der jeweils die<br />

neuesten Technikkomponenten zur Anwendung<br />

kommen. Die verwendeten Carbonteile werden<br />

chemisch verklebt und mit einer zusätzlichen<br />

Faserlage zu einem Bauteil verarbeitet. Eine<br />

Besonderheit sind die in Gabel, Sitzrohr und<br />

Sattelstütze integrierten Elastomer-Vibrationsdämpfer.<br />

Sie sollen für mehr Fahrkomfort sorgen.<br />

Traditionen spielen in Italien eine nicht unwichtige<br />

Rolle. Und eigentlich sind die Maschinen<br />

von Bianchi türkis lackiert, das “celeste bianchi”<br />

ist fester Bestandteil der Radsportgeschichte.<br />

Vor seiner vermurksten Rückkehr zum Team der<br />

Telekom <strong>im</strong> vergangenen Jahr fuhr Jan Ullrich<br />

eine Saison in den Farben der Italiener. Und das<br />

gar nicht mal so schlecht, wenn man bedenkt,<br />

dass Aufwand und Materialeinsatz nicht mit den<br />

Möglichkeiten des Teams von Lance Armstrong<br />

mithalten konnten. Vielleicht hätte er dort bleiben<br />

sollen.<br />

Zu sehen ist hier das “D2 Crono Carbon”. Die<br />

eigenwillige Rahmenform basiert einerseits<br />

auf aerodynamischen Aspekten, die Rohrquerschnitte<br />

sind luftwiderstandsarm ausgeformt<br />

und der Rahmen schmiegt sich an die Form<br />

der Laufräder an. Zum anderen ist die Form der<br />

Knotenpunkte, dem opt<strong>im</strong>ierten Kräfteverlauf<br />

folgend, angepasst.<br />

Cinelli, einer der ganz großen italienischen<br />

Traditionsnamen, war <strong>im</strong>mer eng mit dem<br />

Straßenrennsport verknüpft. Laurent Fignon,<br />

Bernard Hinault und andere Stars fuhren auf<br />

Maschinen der Italiener. Produkte des Herstellers<br />

aus der Lombardei stehen inzwischen aber auch<br />

in Kunstmuseen, denn Design spielt seit langem<br />

eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer<br />

Räder. Abgebildet sind zwei aktuelle Straßenmaschinen<br />

mit Carbonrahmen. Die unverbindliche<br />

Preisempfehlung des Cinelli-Carbon-Lenkers<br />

“RAM 2” liegt bei 650 Euro.<br />

Klassische Straßenmaschine des deutschen<br />

Technikspezialisten Rotwild in der traditionellen<br />

Farbwelt des Hauses Weiß, Schwarz, Silber, Rot.<br />

In der eigenen Entwicklungsabteilung werden<br />

neben der kompletten CAD-Konzeption S<strong>im</strong>ulationen<br />

zu Festigkeitsberechnungen durchgeführt,<br />

die von Langzeittests bezüglich der<br />

Rahmen-Lebensdauer auf den hauseigenen<br />

Prüfständen begleitet werden.<br />

Die <strong>im</strong> realen Versuch ermittelten Verschiebungen<br />

werden in einem virtuellen Abbild des Rahmens<br />

nachs<strong>im</strong>uliert und die Einspann- und<br />

Krafteinleitungsbedingungen abgebildet. Ziel<br />

ist es, <strong>im</strong> Finiten-Elemente-Modell eine Idealform<br />

des Rahmens bezüglich der Steifigkeit und des<br />

Gewichts zu ermitteln. Diese Berechnungsmethode<br />

erlaubt es trotz der Komplexität der einzelnen<br />

Faktoren, detaillierte Rohr- und Rahmengeometrie-Vergleiche<br />

durchzuführen.<br />

Auch für Laien ist das traditionell auffallend<br />

breite Unterrohr der amerikanischen Kultmarke<br />

Cannondale zu einer Art Markenzeichen<br />

geworden. Gleichzeitig wurden die Rahmen<br />

mit Carbonelementen durch <strong>im</strong>mer dünnere<br />

Außenwände so leicht, dass in der Vergangenheit<br />

den Prof<strong>im</strong>aschinen bei Wettbewerben<br />

öfter mal ein Extragewicht draufgepackt<br />

werden musste, weil das jeweilige Reglement<br />

sonst ein Verbot des Materials vorgesehen<br />

hätte.<br />

Mit dem Cla<strong>im</strong> “Legalize my Cannondale” haben<br />

die Amerikaner aus dem Problem gleich ein<br />

cleveres Marketinginstrument abgeleitet. Das<br />

abgebildete Modell SystemSix fällt durch eine<br />

integrierte Gabel-Vorbau-Steuersatz-Steuerrohreinheit<br />

auf.<br />

Das Modell TCR der taiwanesischen Marke Giant,<br />

dem weltweit größten Hersteller von Fahrrädern,<br />

wiegt ohne Sattelstütze knapp 900 Gramm. Auffallend<br />

und verantwortlich dafür ist der kompakte<br />

Rahmen mit abfallendem Oberrohr. Bei der Produktion<br />

werden Composite- und Aluminium-<br />

Einheiten muffenlos mit Carbonfasern verbunden<br />

–die oberste Carbonlage sorgt zudem für verbesserte<br />

Stabilität und glatte Oberflächen. Speziell<br />

dünnflüssiges Harz soll be<strong>im</strong> Zusammenfügen<br />

Lufteinschlüssen <strong>im</strong> Material vorbeugen.


24 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Einsatzgerät von Lance Armstrong. Mehr<br />

muss man eigentlich nicht sagen. Wie fast alle<br />

amerikanischen Hersteller ist Trek ebenso stark<br />

in der Mountainbikeszene verankert. Bei der<br />

Entwicklung neuer Maschinen für die Profiteams<br />

treiben die Amerikaner mittlerweile einen<br />

<strong>im</strong>mensen technischen Aufwand, um möglichst<br />

schnell neue Materialien oder Konstruktionsprinzipien<br />

umsetzen zu können. So werden nach<br />

Angabe von Trek <strong>im</strong>mer gleichzeitig mehrere<br />

mögliche Entwicklungsvarianten verfolgt,<br />

Analyse und Umsetzung gehen bei so einem<br />

Formel-1-ähnlichen Vorgehen Hand in Hand.<br />

Bei dem Fertigungssystem mit mehreren<br />

Elementen liegen die Fügestellen außerhalb der<br />

belasteten Knoten an unkritischen Abschnitten<br />

des Rahmens.<br />

Der Schweizer Hersteller BMC bietet seinen<br />

Kunden die maßgefertigte Zeitfahrmaschine<br />

“T<strong>im</strong>e Machine TT01” mit neu entwickeltem<br />

System zur präzisen Anpassung des Lenkers und<br />

der Sattelhöhe für eine opt<strong>im</strong>ale Formposition<br />

des Fahrers und konsequenter aerodynamischer<br />

Detailausrichtung: Scharnier statt Steuerrohr –<br />

das Gabelschaftrohr wird nicht mehr durch das<br />

Kugellager geführt. Dadurch wird der ganze<br />

Lenkkopf wesentlich schmaler. Der TT01-Rahmen<br />

ist <strong>im</strong> Monocoque-Verfahren, also an einem<br />

Stück ausschließlich mit unidirektionalem<br />

Carbongewebe, gefertigt. Dies ermöglicht – bei<br />

korrekter Ausrichtung der Fasern – eine opt<strong>im</strong>ale<br />

Kräfteführung durch das Material. Nach Angaben<br />

des Herstellers kann dank extrem präziser Formen<br />

auf Nachbearbeitungen der Rahmen, die unweigerlich<br />

die Fasern verletzen würden, verzichten<br />

werden.<br />

Straßenmaschine des designorientierten deutschen<br />

Herstellers Storck, der inzwischen auch<br />

für Porsche verschiedene Mountainbike- und<br />

Rennradmodelle fertigt. Durch ein patentiertes<br />

Steuersatzsystem kann auf Lagerschalen verzichtet<br />

werden. Industrielager werden zum<br />

Erhöhen der Lenkpräzision und der Lebensdauer<br />

mit geringsten Toleranzen direkt in den Rahmen<br />

eingesetzt.<br />

Blech trifft Business<br />

Das Technologie-Paket für die Blechbearbeitung<br />

8. Blechexpo –<br />

Die internationale Fachmesse<br />

für Blechbearbeitung<br />

1. Schweisstec –<br />

Die internationale Fachmesse<br />

für Fügetechnologie<br />

www.blechexpo-messe.de www.schweisstec-messe.de<br />

Warenverzeichnis<br />

Blech und Blechhalbzeuge<br />

(Stahl und NE)<br />

Handhabungstechnologie<br />

Trenntechnologie – Lochen, Ausklinken,<br />

Stanzen, Prägen, Zerteilen<br />

Umformtechnologie<br />

Flexible Blechbearbeitungstechnologie<br />

Rohr-/Profi lbearbeitung<br />

Maschinenelemente<br />

für die Blechbearbeitung<br />

Füge-/Verbindungstechnologie<br />

Oberfl ächentechnologie für Blech<br />

(verfahrensorientiert)<br />

Werkzeugtechnologie für<br />

die Blechteilefertigung<br />

Prozesskontrolle und<br />

Qualitätssicherung<br />

Datenverarbeitung<br />

(Hard- und Software)<br />

Betriebseinrichtungen<br />

Arbeitssicherheit und<br />

Umweltschutz<br />

Dienstleistungen, Information<br />

und Kommunikation<br />

13. – 16. Juni <strong>2007</strong><br />

Neue Messe Stuttgart<br />

Veranstalter:<br />

P.E. Schall GmbH & Co. KG<br />

Gustav-Werner-Straße 6 · D - 72636 Frickenhausen · Tel. +49 7025 9206 - 0<br />

Fax +49 7025 9206 - 620 · info@schall-messen.de · www.schall-messen.de<br />

Mitglied in den Fachverbänden:<br />

Veranstaltungsort:<br />

Neue Messe Stuttgart<br />

Landesmesse Stuttgart GmbH · Messepiazza · 70629 Stuttgart


26 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz <strong>im</strong> Betrieb:<br />

Die neue EU-Verordnung “REACH”<br />

von Dipl.-Ing. Sabine Lemke<br />

REACH-Verfahren für den Anwender<br />

Auf dem “REACH-Helpdesk” des Bundesverbands<br />

der Deutschen Industrie (BDI) finden Sie Hilfestellungen<br />

zur Erfüllung der REACH-Verordnung<br />

(http://reach.bdi.info).<br />

REACH-Verfahren<br />

durch Hersteller<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

Der Hersteller<br />

akzeptiert die<br />

Verwendung?<br />

Identifizierte<br />

Verwendung laut<br />

Sicherheitsdatenblatt?<br />

Plant der Lieferant<br />

seinen Stoff registrieren<br />

zu lassen?<br />

nein<br />

Meldung der<br />

Verwendung an<br />

den Hersteller<br />

REACH-Verfahren<br />

durch Verwender<br />

Wechsel des Lieferanten<br />

oder den<br />

Stoff selbst vorregistrieren<br />

nein<br />

Am 1. Juni <strong>2007</strong> ist es so weit: Nach<br />

langem Hin und Her in den Brüsseler<br />

Entscheidungsgremien tritt die neue<br />

Chemikaliengesetzgebung für Europa<br />

“REACH–Registration, Evaluation, Authorisation<br />

and Restriction of Chemicals”<br />

in Kraft. Zielsetzung von REACH ist es,<br />

alle Chemikalien (Gefahrstoffe), die in<br />

der EU in Mengen größer als eine Tonne/<br />

Jahr auftreten, umfassend auf ihre<br />

Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt<br />

zu untersuchen und registrieren zu lassen.<br />

Es ist zu erwarten, dass durch REACH<br />

gerade kleine und mittlere Unternehmen<br />

– z.B. durch die mehr als 10 000-seitige<br />

Implementierungsanleitung – überfordert<br />

werden, was zu Lasten der europäischen<br />

Wettbewerbsfähigkeit geht. Damit keine<br />

Arbeitsplätze verloren gehen, muss die<br />

EU eine globale Harmonisierung der<br />

Standards anstreben.<br />

Was geht REACH mich an?<br />

Zunächst ist festzustellen, welche chemischen<br />

Stoffe, die als Gefahrstoffe deklariert<br />

sind, <strong>im</strong> Betrieb verwendet werden.<br />

Anhand dieser Bestandsaufnahme ist<br />

festzulegen, ob dieser Stoff registrierungspflichtig<br />

ist. Ist der Lieferant innerhalb<br />

der Europäischen Union, ist dieser für<br />

die Registrierung verantwortlich und<br />

wird diesen Stoff vermutlich registrieren.<br />

Hat der Lieferant seinen Sitz außerhalb<br />

der EU und beabsichtigt nicht, den Stoff<br />

durch einen Vertreter innerhalb der EU<br />

registrieren zu lassen, wird der Verwender<br />

zum Importeur und muss die entsprechende<br />

Registrierung vornehmen.<br />

Was muss der nachgeschaltete<br />

Anwender tun?<br />

Eine wesentliche Pflicht als nachgeschalteter<br />

Anwender ist, so mit den chemischen<br />

Stoffen oder Zubereitungen umzugehen,<br />

dass von diesen kein Risiko ausgeht.<br />

Das von dem Chemikalienlieferanten<br />

zur Verfügung gestellte Sicherheitsdatenblatt<br />

beschreibt u.a., wie mit dem Stoff<br />

umgegangen wird, welche Erste-Hilfe-<br />

Maßnahmen angebracht sind und wie<br />

ein gefährlicher chemischer Stoff entsorgt<br />

werden muss. Die dort beschriebenen<br />

Vorkehrungen für den Umgang müssen<br />

eingehalten werden. Der <strong>im</strong> Sicherheitsdatenblatt<br />

beschriebene Umgang mit<br />

dem chemischen Stoff bezieht sich auf<br />

Verwendungen, die <strong>im</strong> Einzelnen aufgeführt<br />

sind. Prinzipiell darf der Stoff nur<br />

in den Bereichen verwendet werden, die<br />

der Hersteller angegeben hat und die er<br />

somit als eine sichere und beherrschbare<br />

Verwendung ansieht. Der Anwender<br />

hat die Pflicht, festzustellen, ob <strong>im</strong> Stoffsicherheitsbericht<br />

eine “identifizierte<br />

Verwendung” wiederzufinden ist.<br />

Auswirkungen von REACH<br />

Die Auswirkungen auf Spezialchemikalien,<br />

wie sie häufig in Schmierstoffen verwendet<br />

werden, können gravierend sein,<br />

da Schmierstoffe aus zahlreichen Komponenten<br />

(Additive, Grundöle) bestehen.<br />

Die Folgen sind zurzeit noch nicht absehbar,<br />

dürften aber erhebliche Preissteigerungen<br />

zur Folge haben. Deswegen<br />

ist es für den Anwender wichtig, sich<br />

rechtzeitig mit seinem Lieferanten in<br />

Verbindung zu setzen, um festzustellen,<br />

ob er eine Registrierung vorn<strong>im</strong>mt und<br />

ob der erforderliche Anwendungsbereich<br />

<strong>im</strong> Sicherheitsdatenblatt aufgeführt ist. |<br />

Dipl.-Ing. Sabine Lemke, Weilhe<strong>im</strong><br />

Rechte und Pflichten<br />

des Unternehmers<br />

bei Verkehrsdelikten<br />

von Stefan Wally, Rechtsanwalt<br />

Die straf- und bußgeldrechtliche Verantwortlichkeit<br />

des Unternehmers<br />

Die meisten Straf- und Bußgeldvorschriften gehen von der Fallgestaltung<br />

aus, dass der Fahrzeugführer der Verantwortliche ist.<br />

In best<strong>im</strong>mten Fällen kommt aber zusätzlich auch eine Verantwortlichkeit<br />

des Fahrzeughalters in Betracht. Halter ist, wer ein<br />

Fahrzeug auf eigene Rechnung gebraucht und die Verfügungsgewalt<br />

darüber hat. Die häufig vertretene Auffassung, verantwortlicher<br />

Halter sei der Eigentümer oder derjenige, der <strong>im</strong><br />

Fahrzeugbrief eingetragen ist, ist falsch. Werden gegen einen<br />

Unternehmer polizeiliche Ermittlungen wegen eines Verkehrsdelikts<br />

geführt, sollte dieser daher stets prüfen, ob er als verantwortlicher<br />

Halter nach der vorgenannten Definition überhaupt<br />

in Betracht kommt.<br />

Handelt es sich be<strong>im</strong> Fahrzeughalter um eine juristische Person<br />

(z.B. GmbH), so ist der gesetzliche Vertreter (z.B. Geschäftsführer)<br />

oder der bevollmächtigte Vertreter verantwortlich. Probleme bei<br />

der Best<strong>im</strong>mung des Betroffenen treten regelmäßig bei Bevollmächtigten,<br />

z.B. Betriebsleitern, Fuhrparkleitern, auf, insbesondere<br />

wenn die Verantwortlichkeiten innerhalb des Betriebs nicht<br />

klar geregelt sind. Ist die Entscheidungsbefugnis des Betriebsleiters<br />

beispielsweise unklar, so ist er nur verantwortlich, wenn<br />

er ihm obliegende Pflichten verletzt oder seine Entscheidungsbefugnis<br />

eigenmächtig überschreitet.<br />

Entlastung des Unternehmers<br />

Der Inhaber eines Unternehmens kann sich in der Regel nicht<br />

bereits aufgrund der Beauftragung eines anderen (z.B. Fuhrparkleiter)<br />

entlasten. Die insbesondere in Großbetrieben übliche<br />

arbeitsteilige Übertragung von Aufgaben beschränkt aber seine<br />

Verpflichtung darauf, alle organisatorischen Maßnahmen zur<br />

Verhinderung von Straf- und Bußgeldvorschriften zu treffen.<br />

Folglich entfällt eine eigene Verantwortlichkeit des Betriebsinhabers<br />

dann, wenn er lückenlos eine ordnungsgemäße, innerbetriebliche<br />

Organisation nachweist.<br />

Der Betriebsinhaber muss <strong>im</strong> Zweifel die sorgfältige und fachkundige<br />

Auswahl (Qualifikation, Eignung etc.) sowie je nach<br />

Sachkunde und Zuverlässigkeit laufende, stichprobenartige Überprüfungen<br />

des Beauftragten darlegen können. Um all dies gegenüber<br />

der zuständigen Behörde belegen zu können, sollte der<br />

Unternehmer die genannten Punkte soweit wie möglich schriftlich<br />

festhalten und vom jeweiligen Mitarbeiter gegenzeichnen<br />

lassen. Nur so kann er je nach Fallgestaltung die Behörde davon<br />

überzeugen, dass er nicht der Verantwortliche ist.<br />

Es ist die Erstellung eines Fragebogens für die Auswahl der<br />

Mitarbeiter zu empfehlen, laufende Kontrollen, einschließlich<br />

wiederkehrender Prüfungen, z.B. ob Mitarbeiter noch <strong>im</strong> Besitz<br />

einer gültigen Fahrerlaubnis sind, sowie die Führung und<br />

Kontrolle von Fahrtenbüchern etc.<br />

Besondere Tatbestände<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 27<br />

Häufige Tatbestände, bei denen neben dem Fahrer auch der<br />

Fahrzeughalter als Verantwortlicher in Betracht kommt, sind die<br />

Anordnung oder Zulassung der Inbetriebnahme von Fahrzeugen,<br />

die gegen einzelne Vorschriften der Straßenverkehrsordnung<br />

(StVO), insbesondere Verkehrssicherheitsnormen, verstoßen, wie<br />

z.B. das Nichteinhalten des zulässigen Gesamtgewichts, fehlende<br />

ausreichende Profiltiefe von Reifen oder defekte Bremsen oder<br />

Lenkeinrichtungen. Ein Verstoß gegen diese Vorschriften hat<br />

regelmäßig auch für den Halter ein Bußgeld und eine Eintragung<br />

in der Flensburger Verkehrssünderdatei zur Folge. Auf den<br />

tadellosen Zustand seiner Fahrzeuge und die ordnungsgemäße<br />

Beladung sollte der Firmeninhaber daher stets besonderen Wert<br />

legen.


28 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Ein weiteres Beispiel für eine Halterhaftung ist, wenn ein Fahrzeug<br />

nicht der Hauptuntersuchung oder Sicherheitsprüfung<br />

vorgeführt wurde (bei Überschreitung um mehr als 4 bis 8<br />

Monate bereits 1 Punkt).<br />

In Betracht kommt aber neben der Haftung als Fahrzeughalter<br />

auch die Verantwortlichkeit des Unternehmers als selbständig<br />

Handelnder, wie etwa die Anstiftung oder Beihilfe zu best<strong>im</strong>mten<br />

Taten oder in best<strong>im</strong>mten Fällen sogar eine fahrlässige Körperverletzung<br />

oder fahrlässige Tötung. Beispiel: Der Betriebsinhaber<br />

setzt durch unachtsames Liegenlassen eines Fahrzeugschlüssels<br />

die Ursache dafür, dass ein Unbefugter ein Firmenfahrzeug<br />

benutzt und dabei einen schweren Unfall herbeiführt. Der Firmeninhaber<br />

kann dieser Gefahr durch entsprechende Sorgfaltsmaßnahmen<br />

entgegentreten.<br />

Mitwirkungspflichten<br />

Ist der Fahrzeugführer (bei Firmenfahrzeugen) nicht bekannt,<br />

versuchen die Behörden regelmäßig über den Fahrzeughalter<br />

an dessen Daten heranzukommen, entweder durch Versendung<br />

eines Anhörungsbogens oder durch ermittelnde Polizeibeamte.<br />

Wichtig: Der Fahrzeughalter ist in beiden Fällen nur verpflichtet,<br />

seine eigenen Personalien anzugeben, nicht jedoch die des Fahrzeugführers.<br />

Hält die Polizei den Fahrzeughalter für den Fahrzeugführer<br />

oder kommt er als Betroffener wegen eines eigenständigen<br />

Verstoßes gegen Verkehrssicherheitsnormen (s. o.)<br />

in Betracht, so muss er unverzüglich über seine Rechte als<br />

Betroffener belehrt werden (insbesondere über sein Aussageverweigerungsrecht).<br />

Selbstverständlich muss einem Polizeibeamten<br />

auch nicht ohne weiteres der Zugang zum Firmengelände<br />

gewährt werden.<br />

Beispiel: Zwei Polizeibeamte klingeln be<strong>im</strong> Unternehmer mit<br />

einem Radarfoto in der Hand, weil mit einem seiner Geschäftswagen<br />

eine Geschwindigkeitsüberschreitung um mehr als<br />

31 Stundenkilometer innerorts begangen wurde; der Fahrer<br />

ist noch nicht identifiziert (dem Fahrer droht ein Bußgeld von<br />

100 Euro, 3 Punkte und 1 Monat Fahrverbot). Es ist weder strafbar<br />

noch unhöflich, seine Mitarbeiter anzuweisen, den Beamten<br />

in solchen Fällen eine gewisse Reserviertheit und Zurückhaltung<br />

entgegenzubringen und <strong>im</strong> Zweifel die Ermittlungsbehörden<br />

zunächst darauf zu verweisen, dass der Vorgang erst intern<br />

geprüft werden müsse, bevor man hierzu Stellung nehme.<br />

Da gegen den Betroffenen mangels Kenntnis von seiner Person<br />

noch kein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden konnte,<br />

wird die Verjährung allein durch den Besuch der Beamten noch<br />

nicht unterbrochen. Kommt die Behörde auch über einen Passbildvergleich<br />

nicht weiter, bleibt ihr nur die Möglichkeit, den<br />

Fahrzeughalter als Zeugen vorzuladen, erforderlichenfalls kann<br />

die Behörde auch eine richterliche Vernehmung des Fahrzeughalters<br />

beantragen. Von dieser Möglichkeit wird allerdings selten<br />

Gebrauch gemacht, nicht zuletzt deshalb, weil wegen der kurzen<br />

Verjährungsfristen gar keine Zeit mehr bleibt. Wird allerdings<br />

von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, ist der Fahrzeughalter<br />

grundsätzlich verpflichtet, als Zeuge zu erscheinen und,<br />

sofern er kein Aussageverweigerungsrecht hat, zur Sache auszusagen.<br />

Folgen unterbliebener Mitwirkung<br />

Nur wenn der Fahrzeughalter als Zeuge vorgeladen wird, können<br />

bei unentschuldigtem Ausbleiben Ordnungsstrafen festgesetzt<br />

werden. Bei einer Falschaussage vor Gericht droht sogar ein<br />

Strafverfahren wegen Falschaussage. Bei Verstößen <strong>im</strong> ruhenden<br />

Verkehr (Parkverstöße) können ihm die Verfahrenskosten auferlegt<br />

werden, wenn der Fahrer nicht ermittelt werden kann. Auch<br />

droht dem Fahrzeughalter eine Fahrtenbuchauflage, wenn bei<br />

erheblichen Verkehrsverstößen oder bei ständig wiederkehrenden<br />

(auch kleineren) Verstößen der Fahrzeugführer nicht rechtzeitig<br />

vor Eintritt der Verjährung ermittelt werden kann. Im Einzelfall<br />

sollte der Fahrzeughalter daher die Folgen fehlender Mitwirkung<br />

jeweils genau abwägen und sich gegebenenfalls von einem<br />

Rechtsanwalt über die Folgen beraten lassen. Gerade bei geringen<br />

Verstößen (falsches Parken) ist es angezeigt, den Fahrer zu<br />

benennen, da hier die Folgen verweigerter Mitwirkung (insbesondere<br />

die Kostentragungspflicht) oft erheblich schwerwiegender<br />

sind als die Geldbuße selbst.<br />

Beispiel: Das Überschreiten der Parkzeit an einer Parkuhr bis<br />

zu einer Stunde kostet den Fahrer in der Regel 10 Euro. Eine<br />

Punkteeintragung erfolgt nicht. Die Verfahrenskosten liegen<br />

meist bei rund 25 Euro, sind also erheblich höher. Hingegen<br />

kann eine Fahrtenbuchauflage <strong>im</strong> Einzelfall das geringere Übel<br />

darstellen, wenn dem Fahrer ansonsten ein Fahrverbot droht,<br />

insbesondere wenn der Fahrer beruflich dringend auf den Führerschein<br />

angewiesen ist.<br />

Verjährung<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 29<br />

Die meisten Verkehrsverstöße verjähren innerhalb von drei<br />

Monaten. Allerdings kann es auf Grund zahlreicher behördlicher<br />

Maßnahmen zur Unterbrechung und Verlängerung dieser Verjährungsfrist<br />

kommen. Beispiel: Wird der Betroffene innerhalb<br />

von 3 Monaten nach dem Verstoß ermittelt und werden gegen<br />

ihn Ermittlungen eingeleitet, beginnt die 3-monatige Frist mit<br />

der Bekanntgabe des Ermittlungsverfahrens von neuem zu<br />

laufen. Nur wenn innerhalb der dre<strong>im</strong>onatigen Verjährungsfrist<br />

kein Unterbrechungstatbestand vorliegt, kann der Betroffene<br />

nicht mehr verfolgt werden, auch wenn seine Fahrereigenschaft<br />

nachträglich noch festgestellt werden sollte.<br />

Beispiel: Die Geschwindigkeitsüberschreitung war am 31. März.,<br />

die Tat ist damit bereits am 1. Juni. verjährt. Wird der Fahrer<br />

allerdings am 30. Juni ermittelt und ihm gleichzeitig mitgeteilt,<br />

dass gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird, ist<br />

die Verjährung unterbrochen, mit der Folge, dass die Behörde<br />

nun 3 weitere Monate Zeit hat, um einen Bußgeldbescheid zu<br />

erlassen (der Bußgeldbescheid unterbricht die Verjährung dann<br />

erneut um weitere 6 Monate)<br />

Beiziehung eines Verteidigers (Rechtsanwalt)<br />

Sobald gegen eine Person Ermittlungen eingeleitet werden, ist<br />

es ratsam, einen Verteidiger mit der Sache zu beauftragen, der<br />

dann umfassende Akteneinsicht nehmen kann. Bis zur Gewährung<br />

der Akteneinsicht sollte der Betroffene i.d.R. keine Angaben<br />

zur Sache machen. Hierzu besteht keine Verpflichtung und es<br />

dürfen aus dem Schweigen keine für den Betroffenen negativen<br />

Schlussfolgerungen gezogen werden. Der Anwalt kann nach<br />

erfolgter Akteneinsicht erläutern, ob es sinnvoll ist, Angaben<br />

zur Sache zu machen.<br />

Wird der Firmeninhaber lediglich als Zeuge befragt, kann es<br />

<strong>im</strong> Einzelfall sinnvoll sein, sich auch in diesen Fällen anwaltlich<br />

beraten zu lassen, insbesondere über die Folgen unterbliebener<br />

Mitwirkung. | Stefan Wally, Horb am Neckar<br />

C<strong>im</strong>atronE<br />

DieDesign<br />

Die neue D<strong>im</strong>ension<br />

für den Stanz- und<br />

Umformwerkzeugbau<br />

Eine durchgängige Lösung für den Folgeverbundwerkzeugbau<br />

- von der Kalkulation über<br />

das Streifenlayout bis in die Fertigung.<br />

Sparen Sie Stunden und Tage bei der Erstellung<br />

Ihrer Angebote, dem Streifenlayout und der<br />

Werkzeugkonstruktion.<br />

Integrierte Analyse Tools und eine Top-Abwicklungsfunktion<br />

helfen, komplexe Aufgaben<br />

präzise <strong>im</strong> Handumdrehen zu erledigen.<br />

C<strong>im</strong>atron GmbH · Ottostraße 2 · 76275 Ettlingen<br />

Tel.: 0 72 43. 53 88 -0 · info@c<strong>im</strong>atron.de<br />

Weitere Niederlassungen in:<br />

Hamm (Westf.), Ismaning, Köln, Nürnberg<br />

Besuchen Sie uns: www.c<strong>im</strong>atron.de


30 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Gehaltsumwandlung <strong>im</strong> Betrieb: Die Haftung<br />

des Arbeitgebers in der betrieblichen Altersversorgung<br />

von Christoph Rehmann, accaris AG<br />

Vorsicht, Haftung! Viele Arbeitgeber<br />

verkennen, dass betriebliche Altersversorgung<br />

hauptsächlich eine Frage<br />

des Arbeitsrechts ist.<br />

Die Einführung des Rechtsanspruchs auf<br />

die Gehaltsumwandlung (§ 1a BetrAVG)<br />

<strong>im</strong> Jahr 2002 löste einen regelrechten<br />

Boom in der betrieblichen Altersversorgung<br />

(bAV) aus. Allein 2006 wurden<br />

über 780000 Direktversicherungen und<br />

Pensionskassen neu abgeschlossen. Leider<br />

wuchs die Anzahl der qualifizierten<br />

Berater nicht <strong>im</strong> gleichen Ausmaß mit.<br />

Viele Berater sind auf den Zug der betrieblichen<br />

Altersversorgung aufgesprungen<br />

und betrachten diese als “Rentenversicherung<br />

mit spezieller steuerlicher<br />

Förderung”.<br />

Nahezu unbekannt ist beispielsweise,<br />

dass der Arbeitgeber auch bei der Gehaltsumwandlung<br />

für die Erfüllung des Vertrags<br />

haften muss. Beispiel: Bietet ein<br />

Arbeitgeber einen Pensionsfonds als<br />

Durchführungsweg an und kann dieser<br />

aufgrund eines Börsencrashs die Beiträge<br />

nicht zurückzahlen, so muss der Arbeitgeber<br />

dafür einspringen. Gleiches gilt<br />

selbstverständlich auch für fondsgebundene<br />

Pensionskassen oder Direktversicherungen.<br />

Besonders tückisch ist es,<br />

wenn ein neu in die Firma eintretender<br />

Mitarbeiter einen Vertrag mitbringt<br />

und dieser vom Arbeitgeber übernommen<br />

wird.<br />

Was hat es mit der Aufklärungspflicht<br />

des Arbeitgebers auf sich?<br />

Viele Berater setzen Arbeitgeber mit dem<br />

Hinweis der Aufklärungspflicht unter<br />

Druck. Ob den Arbeitgeber eine Pflicht<br />

zur Information des Arbeitnehmers über<br />

dessen Recht auf Entgeltumwandlung<br />

nach § 1a BetrAVG trifft, ist höchstrichterlich<br />

noch nicht entschieden. In<br />

Anlehnung an eine Entscheidung des<br />

Bundesarbeitsgerichts aus dem Jahr<br />

2000 ergibt sich jedoch die Pflicht zur<br />

Aufklärung über das Bestehen eines<br />

Anspruchs nach §1a BetrAVG, der Arbeitgeber<br />

muss aber nicht über die Vor-<br />

und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten<br />

informieren.<br />

Trotzdem ist angeraten die betriebliche<br />

Altersversorgung selbst in die Hand zu<br />

nehmen und zu organisieren. Der Arbeitgeber<br />

hat das Recht, den Anbieter vorzugeben.<br />

Die Vorteile liegen auf der<br />

Hand. Administrative Vereinfachung<br />

und Routine durch Beschränkung auf<br />

einen oder zwei Anbieter und einen<br />

Durchführungsweg – die Buchhaltung<br />

kennt in der Folge Ansprechpartner und<br />

die Abwicklung. Durch die Bündelung<br />

der Verträge auf wenige Anbieter können<br />

attraktive Konditionen mittels Kollektivverträge<br />

für die Mitarbeiter herausspringen.<br />

Und nicht zu vergessen: Bis<br />

zum 31. Dezember 2008 kann der Arbeitgeber<br />

bis zu 504 Euro Sozialabgaben p. a.<br />

je Mitarbeiter einsparen. Schwierig ist<br />

für den Arbeitgeber lediglich die Auswahl<br />

des richtigen Produktpartners. Vorsicht<br />

vor gebundenen Versicherungsvertretern–<br />

nur ein versierter Makler hilft hier mit<br />

transparenten Auswahlkriterien und<br />

übern<strong>im</strong>mt so die Enthaftung des Arbeitgebers.<br />

Neue Mitteilungspflicht seit <strong>2007</strong><br />

Im Schatten der Diskussion um das<br />

Steueränderungsgesetz hat der Gesetzgeber<br />

den Arbeitgebern neue Melde-<br />

und Aufzeichnungspflichten aufgebürdet.<br />

Die wichtigsten sind in der Lohnsteuer-<br />

Durchführungsverordnung <strong>2007</strong>, insbesondere<br />

<strong>im</strong> § 5 LStDV, genannt.<br />

So muss der Arbeitgeber der Finanzverwaltung<br />

melden, ob ihre Arbeitnehmer<br />

die Direktversicherung nach altem<br />

Recht mit der sogenannten Pauschalversteuerung<br />

(20 Prozent)–Höchstbetrag<br />

1752 Euro p. a. – oder die “neue” Direktversicherung<br />

nach § 3 Nr. 63 EStG –<br />

steuerfreie Einzahlung bis 2520 Euro p. a.<br />

und volle Versteuerung der späteren<br />

Leistung – in Anspruch nehmen.<br />

Die Unterscheidung erscheint auf den<br />

ersten Blick recht einfach, ist doch die<br />

alte Direktversicherung nur bis 31.<br />

Dezember 2004 möglich gewesen. Relevant<br />

ist aber nicht, wann der Vertrag<br />

abgeschlossen wurde, sondern lediglich,<br />

wann der Arbeitgeber erstmalig das<br />

Versorgungsversprechen erteilt hat.<br />

Beispiel: Hatte ein Arbeitnehmer bereits<br />

<strong>im</strong> Jahr 2001 eine alte, pauschal versteuerte<br />

Direktversicherung abgeschlossen,<br />

aber den Höchstbetrag von 1752 Euro<br />

p. a. noch nicht voll ausgeschöpft, so<br />

ist ein neuer ergänzender Vertrag <strong>im</strong><br />

Jahr 2005 auch dann eine Altzusage nach<br />

§ 40 b EStG. Im ungünstigsten Fall kann<br />

es hier zu einer Nachversteuerung der<br />

Beiträge kommen, für die der Arbeitgeber<br />

haftet. Die Sache wird unter Umständen<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 31<br />

noch komplizierter, wenn Arbeitnehmer<br />

noch den zusätzlichen Erhöhungsbeitrag<br />

nach § 3 Nr. 63 EStG in Höhe von 1800<br />

Euro in Anspruch genommen haben. Hier<br />

kann nur dringend empfohlen werden,<br />

sich rechtzeitig mit seinem Steuerberater<br />

oder bAV-Fachmann zusammen zu setzen.<br />

Es ist aber gar nicht nötig, so tief in die<br />

Welt der Gehaltsumwandlung einzutauchen:<br />

In der Praxis mangelt es bereits<br />

an einer richtig formulierten Lohnverwendungsabrede(“Gehaltsumwandlungsvereinbarung”)<br />

– häufig ist sogar keine<br />

aufzufinden. Der unterzeichnete Versicherungsvertrag<br />

reicht nicht aus. Auch<br />

herrscht <strong>im</strong>mer noch Unsicherheit bei<br />

der richtigen Buchung des Gehaltsverzichts;<br />

richtig heißt z.B., <strong>im</strong> Monat Mai<br />

verzichtet der Mitarbeiter erstmalig auf<br />

Gehalt und somit auf Teile seiner Maiauszahlung<br />

und dieses wird für den ersten<br />

Beitrag mit Versicherungsbeginn 1. Juni<br />

verwendet. Erst Verzicht und <strong>im</strong> Folgemonat<br />

Versicherungsbeginn des bAV-<br />

Vertrags.<br />

Eine Überprüfung bzw. Hilfestellung<br />

bei der (Neu-)Ordnung der bestehenden<br />

bAV durch Fachleute sei an dieser Stelle<br />

angeraten. Entscheidend ist die gute,<br />

kompetente und laufende Betreuung<br />

durch versierte Makler, die in rechtlichen<br />

Fragen über geeignete Netzwerke verfügen.<br />

| Christoph Rehmann, Lauphe<strong>im</strong>


Innovation und Technik<br />

Versteckte Leistungsreserven be<strong>im</strong> Senkerodieren<br />

von Holger Theilacker, oelheld GmbH<br />

Die Messprotokolle aus dem oelheld-Labor<br />

zeigen mit konventionellem Dielektrikum (oben)<br />

eine unregelmäßige Pulsfolge. Die Messung mit<br />

IonoPlus 3000 (unten) zeigt regelmäßige Impulse,<br />

die einen gleichmäßigen und effizienten Abtrag<br />

am Werkstück gewährleisten. Das oelheld-<br />

Dielektrikum bewirkt eine homogene Verteilung<br />

der Abtragspartikel. Fehlzündungen, die oft<br />

von älterer Generatortechnik nur unzureichend<br />

erkannt und geregelt werden, sind wirkungsvoll<br />

unterbunden.<br />

Dielektrikum IonoPlus 3000 frisiert<br />

EDM-Youngt<strong>im</strong>er<br />

Materialabtrag pro Zeit entscheidet die<br />

Wirtschaftlichkeit der funkenerosiven<br />

Bearbeitung. Die Entwicklung leistungsfähigerer<br />

elektronischer Schaltmodule<br />

und Generatortechnik erlaubt effiziente,<br />

kontrollierte Entladeströme, die wirkungsvoll<br />

Erodierzeiten verkürzt. Nur ein opt<strong>im</strong>ales<br />

Dielektrikum, mit gezielt angereicherten<br />

Satelliten-Elektroden, garantiert<br />

einen hohen Materialabtrag. IonoPlus<br />

3000 ermöglicht effektiveres Erodieren,<br />

auch auf älteren Maschinen und sogar mit<br />

Leistungssteigerungen bis zu 30 Prozent.<br />

Mit komplexen, computergestützten ISO-<br />

Impulsgeneratoren, die seit ca. 1984 in<br />

allen gängigen Senkerodiermaschinen<br />

eingebaut werden, hat die Funkenerosion<br />

auch bei wirtschaftlichen Anwendungen<br />

außerhalb des Werkzeug- und Formenbaus<br />

Einzug gehalten. Allein in Deutschland<br />

wurden mehr als 12000 dieser CNC-<br />

Maschinen ausgeliefert und sind größtenteils<br />

noch zuverlässig in Betrieb. Verglichen<br />

mit Leistungsstandards neuester Erodiermaschinen,<br />

müssen diese Youngt<strong>im</strong>er<br />

nicht “alt aussehen”, wenn alle Leistungsreserven<br />

konsequent genutzt werden.<br />

Mangelnde Maschinenhygiene kann<br />

fatale Folgen nach sich ziehen<br />

Regelmäßige Dielektrika-Wechsel sind<br />

unverzichtbar und richten sich nach<br />

den abgearbeiteten Erodierstunden bzw.<br />

verwendeten Generatoreinstellungen.<br />

Gealtertes, womöglich mit Reinigungsmittel<br />

und Hydrauliköl verschmutztes<br />

Dielektrikum kann entscheidende Anforderungen,<br />

wie Spülen und Kühlen <strong>im</strong><br />

engen Funkenspalt, nicht erfüllen. Selbst<br />

perfekt funktionierende Filtersysteme<br />

el<strong>im</strong>inieren diese negativen Auswirkungen<br />

nicht. Stetiges Nachfüllen anstatt der<br />

Erneuerung schränkt die elektrische Isolation<br />

zwischen Elektrode und Werkstück<br />

zunehmend ein und Verunreinigungen<br />

beeinträchtigen die Leitfähigkeit (lonisation)<br />

der Funkenwirkstrecke; Lichtbögen<br />

bewirken eine schlechte Oberflächenqualität<br />

und geringeren Materialabtrag.<br />

Hohe Abtragsraten bei geringerem<br />

Verschleiß<br />

Das hochreine Syntheseprodukt IonoPlus<br />

3000 fokussiert durch integrierte Satelliten-Elektroden<br />

die elektrische Energie<br />

<strong>im</strong> lonisationskanal; eine effektivere Funkenwirkstrecke<br />

ermöglicht gesteigerten<br />

Materialabtrag, komplementär zum Elektrodenverschleiß,<br />

der wesentlich reduziert<br />

wird. Dielektrikum-Be<strong>im</strong>ischungen von<br />

Additiven (z.B. Graphitstaub) nutzen den<br />

Satelliten-Effekt zumeist unkontrolliert<br />

und bedingen zusätzliche Filtersysteme.<br />

IonoPlus 3000 kontrolliert höhere Leistung<br />

in allen Erodierstufen, vom Schruppen bis<br />

zur Feinbearbeitung mit Oberflächengüte<br />

von weniger als R a 0,1 Mikrometer.<br />

Attestierte Umweltrelevanz für<br />

opt<strong>im</strong>ale Arbeitshygiene<br />

Frei von toxischen oder allergischen<br />

Stoffen, sichert es den weitgehend<br />

unbedenklichen Umgang für Mensch,<br />

Maschine und Umwelt. Es bestehen<br />

weder Toleranzgrenzen für die Raumluft<br />

an der Betriebsstätte (Arbeitsgrenzwert)<br />

noch Klassifizierungen innerhalb der<br />

Verordnung über brennbare Flüssigkeiten<br />

(VbF). Die Alterungsbeständigkeit ist<br />

doppelt so hoch wie bei herkömmlichen<br />

Mineralölraffinaten und prädestiniert<br />

das hochreine oelheld-Dielektrikum<br />

für wirtschaftliches Langzeiterodieren. |<br />

Holger Theilacker, Stuttgart<br />

Hitachi Tool bietet für jeden Fräsertyp die<br />

größte Auswahl verschiedener Nutzlängen,<br />

Durchmesser und Eckenradien.<br />

Das ermöglicht höchste Vorschübe und konturnahes<br />

Fräsen in jeder Bearbeitungsstufe ohne<br />

spätere Nach bearbeitung. Fertigungs zeiten<br />

werden dadurch bis zu 50% verkürzt.<br />

www.high-speed-cutting.com


Innovation und Technik<br />

Robofil 640cc <strong>im</strong> Einsatz bei der<br />

Bosch Erodiertechnik GmbH<br />

von Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping<br />

Teilebeispiel: Rotor aus Edelstahl für die<br />

Lebensmittelindustrie, 560 mm hoch, Außendurchmesser<br />

350 mm<br />

Werkstücke mit Abmessungen von 1300x1000 x<br />

510 mm sind auf der Robofil 640cc bearbeitbar.<br />

Seit einem halben Jahr liefert Charmilles<br />

die neue High-End-Drahterodieranlage<br />

Robofil 640cc an die Kunden aus. Als<br />

eine der ersten Firmen überhaupt konnte<br />

die Firma Bosch Erodiertechnik GmbH<br />

in Dornstadt die neue Maschine auf Herz<br />

und Nieren testen. Für Dipl.-Ing. Hans<br />

Bartosch, seit über zehn Jahren Geschäftsführer<br />

von Bosch Erodiertechnik, war<br />

die Investition in die neue Maschine<br />

ein notwendiger Schritt, um den Kunden<br />

weiterhin den bekannten und bewährten<br />

Service einer permanenten Verfügbarkeit–<br />

auch für größere Auftragsvolumina mit<br />

großen Teilen–garantieren zu können.<br />

Eine besondere Herausforderung für<br />

Charmilles bietet Bosch Erodiertechnik,<br />

da die neue Maschine direkt neben einer<br />

umgebauten 440er-Maschine läuft, die<br />

dank eines Eigenumbaus die gleichen<br />

Höhen wie die neue 640cc erodieren kann.<br />

Sechs Monate nachdem die Maschine<br />

ausgeliefert wurde, kann Hans Bartosch<br />

eines schon mit Sicherheit sagen: Charmilles<br />

hat die sich selbst gesetzten<br />

Anforderungen–gleiche Geschwindigkeit<br />

der neuen Maschine, wie die kleineren<br />

Baureihen 240 und 440 zu realisieren –<br />

voll erfüllt.<br />

Neues Konzept trotz alter Baureihe –<br />

digitaler Generator für mehr Leistung<br />

Obwohl die Maschine dem Namen nach<br />

auf die bereits bestehenden Baureihen<br />

240 und 440 aufbaut, ist die 640cc eine<br />

komplett neu konzipierte Maschine. Diese<br />

Neukonzeption war notwendig geworden,<br />

weil die Maschine in den D<strong>im</strong>ensionen<br />

so groß geworden ist, dass die elektrische<br />

Konzeption der früheren Baureihen für<br />

diesen Maschinentyp nicht mehr aus-<br />

reichend war. Doch nicht nur die elektrischen<br />

Wege machten eine Neukonzeption<br />

erforderlich, auch die größer gewordenen<br />

Verfahrwege erforderten neue Denkrichtungen.<br />

In der 640er-Baureihe verwendet Charmilles<br />

einen neuen, digitalen Generator.<br />

Nicht zuletzt dank dieses Generators<br />

konnte man das Ziel erfüllen, die gleichen<br />

Schneidleistungen wie bei den kleineren<br />

Baureihen zu realisieren. Dies betätigt<br />

auch Hans Bartosch: “Da wir die Werte<br />

der analogen Generatoren nicht eins<br />

zu eins übernehmen konnten, brauchten<br />

wir einige Zeit, um die gleichen Leistungen<br />

zu erreichen. Wir sehen das Ende<br />

der Fahnenstange bei den digitalen<br />

Generatoren jedoch noch nicht erreicht.”<br />

Hier sieht er vor allem auch den Partner<br />

Charmilles in der Pflicht, wo die Erprobung<br />

des digitalen Generators mit verschiedenen<br />

Drahtsorten und Werkstoffen<br />

noch <strong>im</strong> Gange ist.<br />

Hervorragende Leistungen<br />

am Kundenauftrag erbracht<br />

Die Feuertaufe bestand die neue Maschine<br />

bei Bosch Erodiertechnik gleich in den<br />

ersten Wochen ihres Daseins. Wegen<br />

eines großen Kundenauftrags konnte<br />

Hans Bartosch die gleichen Teile sowohl<br />

auf der alten umgebauten Maschine<br />

als auch auf der neuen 640cc laufen<br />

lassen. “Im direkten Vergleich haben<br />

beide Maschinen die gleichen Leistungen<br />

erbracht”, zeigt sich Hans Bartosch<br />

zufrieden mit dem Testergebnis unter<br />

Realbedingungen. Die Verarbeitung<br />

von Hartmetall in diesem Vergleichstest<br />

war eine weitere Schwierigkeit, die<br />

von der neuen Maschine mit Bravour<br />

gemeistert wurde.<br />

Startschwierigkeiten mit dem Häcksler<br />

Einziger Wermutstropfen war jedoch<br />

der Häcksler, der anfänglich nicht mit der<br />

Leistungen der neuen Maschine mitgehen<br />

konnte. “Aufgrund der komplexen Drahtführung<br />

in der Maschine musste Charmilles<br />

wieder einmal einen neuen Häcksler<br />

konzipieren, was jedoch <strong>im</strong> ersten Versuch<br />

nicht so gut gelungen ist”, erinnert sich<br />

Hans Bartosch. “Erst nach mehreren<br />

Reklamationen von uns wurde der<br />

Häcksler verbessert und läuft seither<br />

auch ohne Probleme.” Da dies jedoch<br />

die einzige Beanstandung war, die Hans<br />

Bartosch dem Partner Charmilles weitergeben<br />

musste, trübte sie den hervorragenden<br />

Gesamteindruck der Robofil<br />

640cc nicht.<br />

Hans Bartosch: “Da sich die Bosch Erodiertechnik<br />

GmbH auf die Drahterosion<br />

spezialisiert hat, ist die Maschine eine<br />

ideale Ergänzung der technischen Ausstattung<br />

des Betriebs. Sie hilft nahezu<br />

sämtliche Aufgaben in der Bearbeitung<br />

von Teilen durch diese Technologie abzudecken.<br />

Unsere beiden Spezialitäten –<br />

kleine filigrane Teile mit Dünndraht sowie<br />

sehr große und sehr hohe Teile – wollen<br />

wir gegenüber unseren Kunden mit<br />

der neuen Maschine unterstreichen.” |<br />

Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping, Schwendi<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 35<br />

Maße (B xT x H) 2550 x 2750 x 2565 mm<br />

Max. Werkstückmaße 1300 x 1000 x 510 mm<br />

X-, Y-, Z-Verfahrwege 800 x 550 x 510 mm<br />

U-, V-Verfahrwege 800 x 550 mm<br />

Max. Werkstückgewicht 3000 kg<br />

Max. Freiwinkel 30/510° /mm<br />

Kollisionsschutz (ICP) Standard auf 5 Achsen<br />

Drahtdurchmesser 0,1 bis 0.33 mm<br />

Oberflächengüte CH 6/R a 0,20 µm<br />

Automatische Drahteinfädelung<br />

ThermoCut System<br />

Numerische Steuerung<br />

CNC CT-Millenium/PC Multiprozessoren<br />

Mess-System<br />

Lineare Glasmaßstäbe auf allen 5 Achsen,<br />

Auflösung 0,5 µm<br />

stop<br />

nein<br />

2: Position<br />

erreicht?<br />

ja<br />

3: Achsverfahrung<br />

1: CNC-Befehl<br />

MOV X10<br />

4: Positionsüberprüfung<br />

Hart aber herzlich!


Von Beginn an sorgfältig kalkulieren<br />

mit der Transcat Kunststofftechnik GmbH<br />

von Thomas Wöhrle, Karlsruhe<br />

“Mit CalCard kann die Kalkulation opt<strong>im</strong>al an<br />

die Produktionsweise des Anwenders angepasst<br />

werden.” Michael Wilmsen, Geschäftsführer der<br />

Transcat Kunststofftechnik GmbH.<br />

Komplettanbieter für Kalkulationssoftware<br />

Viele Werkzeug- und Formenbauer haben<br />

massive Schwierigkeiten, ihre Produkte<br />

von Beginn an sorgfältig zu kalkulieren.<br />

Die Karlsruher Transcat Kunststofftechnik<br />

GmbH bietet mit ihrer Softwarelösung<br />

CalCard die Möglichkeit einer transparenten<br />

Feinjustierung sowie der effizienten<br />

Nachkalkulation zu jedem Zeitpunkt des<br />

Herstellungsprozesses. Neben der Kalkulationssoftware<br />

unterstützt Transcat<br />

Kunststofftechnik Unternehmen in ihrem<br />

Tooling Center bei der Entwicklung und<br />

Erstellung von Prototypen oder Kleinserienteilen<br />

aus Kunststoff.<br />

“Wir bilden heute als Lösungsanbieter<br />

durch unseren eigenen Werkzeugbau<br />

beziehungsweise unser Tooling Center<br />

die komplette Prozesskette in der Kunststofftechnik<br />

ab – von der allerersten<br />

Idee bis zum fertigen Endprodukt”, sagt<br />

Michael Wilmsen, Geschäftsführer der<br />

Transcat Kunststofftechnik GmbH mit<br />

Sitz in Karlsruhe. Diese Durchgängigkeit<br />

von der Entwicklung über die Beratung<br />

bis hin zur Werkzeugvorkalkulation findet<br />

man in vergleichbaren Systemen anderer<br />

Hersteller so nicht.“ Für Spritzguss-,<br />

Druckguss- und Folgeverbundwerkzeuge<br />

werden mit unserer Software CalCard<br />

sowohl Richtpreiskalkulationen als auch<br />

Detailkalkulationen mit Ausgabe der voraussichtlichen<br />

Stunden pro Produktionseinheit<br />

wie beispielsweise dem Erodieren<br />

möglich”, so Wilmsen. Neben dem Werkzeugpreis<br />

sei darüber hinaus auch die<br />

Kalkulation des zugehörigen Teilepreises<br />

möglich.<br />

Vollautomatisierte und schnelle<br />

Kalkulation<br />

In aller Regel stellt der Transcat-Kunde<br />

heute zur Kalkulation dreid<strong>im</strong>ensionale<br />

Daten zur Verfügung. “Der große Vorteil<br />

unseres Systems ist, dass diese 3-D-Daten<br />

– aber auch alle anderen – direkt in Cal-<br />

Card eingelesen werden können, die Probleme<br />

eines Bauteils sofort erkannt und<br />

in die Software übernommen werden”,<br />

erklärt Wilmsen. “Dies ermöglicht eine<br />

vollautomatisierte, sehr schnelle Kalkulation<br />

sowie die konkrete Abbildung des<br />

Werkzeugbaus an sich.” Die Merkmale<br />

des Anbieters sind als Werkzeugprofile<br />

direkt <strong>im</strong> System gespeichert und können<br />

vom Anwender selbst individuell eingestellt<br />

werden. Dadurch verringert sich<br />

die durchschnittliche Kalkulationszeit um<br />

bis zu 75 Prozent, durch die Erhöhung<br />

der Genauigkeit bei der Kalkulation<br />

um 5 Prozent erzielt der Kunde eine<br />

Einsparung pro Werkzeug von rund 2500<br />

Euro. Im Ergebnis führt dies zu einem<br />

Return on Investment (ROI) von drei bis<br />

sechs Monaten sowie einer wesentlich<br />

höheren Kapazitätsauslastung auf Seiten<br />

des Kunden.<br />

Branchenfokussierung auf Automobil,<br />

Elektro- und Medizintechnik<br />

Typische Zielgruppen für das Produkt<br />

CalCard sind OEMs, Systemlieferanten,<br />

Hersteller und in letzter Zeit auch verstärkt<br />

Werkzeugbauer. Das Angebot <strong>im</strong><br />

Tooling Center richtet sich in erster Linie<br />

an Anwender aus der Automobilindustrie,<br />

der Elektro- und der Medizintechnik.<br />

Die CalCard-Nutzer sind neben Großkonzernen<br />

wie Da<strong>im</strong>lerChrysler, Opel, Volkswagen<br />

oder Fiat unter anderem Werkzeugmacher<br />

wie das Unternehmen<br />

Hummel Formen oder als internationaler<br />

Dienstleister die Firma Schnitzer. Der<br />

Schulungsaufwand be<strong>im</strong> Anwender<br />

beträgt pro CalCard-Modul “3-D-Analyse”,<br />

“Spritzgusswerkzeuge”, “Druckgusswerkzeuge”<br />

oder “Blechwerkzeuge” jeweils<br />

einen Arbeitstag. Für alle Kunden, die<br />

einen Wartungsvertrag besitzen, bietet<br />

Transcat als weiteren Service eine kostenlose<br />

Hotline während der allgemein<br />

üblichen Geschäftszeiten an.<br />

Die Transcat Kunststofftechnik GmbH<br />

ist eine sechzigprozentige Tochter der<br />

Transcat Verwaltungs GmbH, diese gehört<br />

zu Dassault Systèmes, führender Anbieter<br />

von Lösungen zum Product Lifecycle<br />

Management. Im Geschäftsjahr 2006<br />

erzielte die Transcat Kunststofftechnik<br />

mit 14 Mitarbeitern einen Umsatz von<br />

1,2 Millionen Euro, der in diesem Jahr<br />

um weitere zehn bis fünfzehn Prozent<br />

gesteigert werden soll. | Thomas Wöhrle,<br />

Karlsruhe<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 37<br />

Die Transcat Kunststofftechnik GmbH bildet<br />

durchgängig von der Beratung über die Werkzeugkalkulation<br />

und -planung bis hin zur Entwicklung<br />

des Produkts durch den eigenen Werkzeugbau<br />

die komplette Prozesskette in der Kunststofftechnik<br />

ab.


Das effiziente Technologiepaar:<br />

HSC-Fräsen und Senkerodieren<br />

In den vergangenen zehn Jahren hat sich <strong>im</strong> Bereich Werkzeugund<br />

Formenbau ein drastischer Wandel vollzogen. In kaum<br />

einem anderen Bereich sind die Spuren der Globalisierung<br />

besser zu erkennen als in diesem Industriezweig. Zum einem<br />

wurden viele lohnintensive Arbeitsplätze nach Osteuropa und<br />

Asien verlagert, zum anderen hielten neue Technologien Einzug,<br />

welche die Unternehmen zu einer generellen Restrukturierung<br />

ihrer Produktionsprozesse sowie zu überlebensnotwendigen<br />

Investitionen zwangen. Bezogen auf den betrachteten Industriezweig<br />

sowie den dort relevanten Fertigungsverfahren Funkenerosion<br />

und Fräsen, sind die Innovationsfähigkeit einerseits<br />

sowie die Fähigkeit, die sich aus den Innovationen ergebenden<br />

Potentiale gezielt auszuschöpfen, für Hersteller und Anwender<br />

entsprechender Maschinen gleichermaßen relevant.<br />

Die eigentlich miteinander konkurrierenden Verfahren sind<br />

die funkenerosive Senkbearbeitung und das Hochgeschwindigkeitsfräsen.<br />

Beide Verfahren dienen in erster Linie zur Erzeugung<br />

komplexer dreid<strong>im</strong>ensionaler Kavitäten und Formkerne für<br />

Spritz- oder Druckgussformen sowie zur Herstellung von<br />

Schmiedestempeln und -gesenken, Presswerkzeugen, Prägestempeln,<br />

Sinterpressmatritzen, Blasformen usw.<br />

Die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung hat sich weiterhin insbesondere<br />

in der Herstellung von Graphit- und Kupferelektroden<br />

etabliert und ist unter diesem Gesichtspunkt auch komplementäres<br />

Verfahren zur funkenerosiven Senkbearbeitung. Man<br />

kann davon ausgehen, dass beide Verfahren bezüglich der<br />

erzielbaren Bauteilgenauigkeit weitgehend gleichwertig sind.<br />

Eine Besonderheit stellt das 5-achsige Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />

dar, welches in dieser Hinsicht und je nach Art der<br />

Anwendung besondere Aufmerksamkeit erfordert. Diese Einschränkungen<br />

gelten allerdings in gleichem Maße auch für<br />

Senkerodiermaschinen mit mehr als drei Achsen. Die Betriebskosten<br />

von Maschinen zur funkenerosiven Senkbearbeitung<br />

sind weitgehend identisch mit denen von Hochgeschwindigkeitsfräsmaschinen,<br />

vorausgesetzt, es werden Maschinen der<br />

gleichen Kategorie miteinander verglichen. Ein wichtiger Faktor<br />

bei diesem Vergleich ist die Betrachtung der Kosten für Werkzeuge<br />

(Fräswerkzeuge, Elektrodenherstellung), Hilfsstoffe (Dielektrikum,<br />

Öl für Min<strong>im</strong>almengenschmierung), Ersatz- und Austauschteile<br />

(Spindeln), Entsorgung (Dielektrikum, Späne, Erodierschlamm<br />

usw.).<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 39<br />

von Michael Hauser, Leiter Marketing und Sales Support, Leiter Technologiebereich Fräsen, Agie Charmilles Management Ltd., Genf<br />

Anwendung Senkerodieren (EDM) und Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />

(HSC): Funkenerosive<br />

Bearbeitung von Formeinsätzen für eine Zahnbürste<br />

(oben) und Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />

eines Gesenks zum Schmieden von Kurbelwellen<br />

(unten)


40 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Substitution der funkenerosiven Bearbeitung<br />

EDM durch Hochgeschwindigkeitsfräsen (HSC)<br />

<strong>im</strong> Blasformenbau. Die durch HSC realisierbare<br />

Oberflächengüte und Geometriegenauigkeit<br />

reduziert den Aufwand für das Polieren der Form<br />

auf ein Min<strong>im</strong>um, bei gleichzeitig drastischer<br />

Reduktion der Bearbeitunsgszeiten.<br />

Mit HSC-Fräsen zu besserer Oberfläche<br />

Auch unter dem Aspekt der erreichbaren Oberflächengüte<br />

erscheinen beide Verfahren <strong>im</strong> ersten Moment gleichwertig,<br />

mit geringen Vorteilen für die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung.<br />

In der Praxis gelten aber für die funkenerosive Senkbearbeitung<br />

wesentliche Einschränkungen. Die erzielbare Oberflächengüte<br />

ist abhängig von der aktiven Fläche der Elektrode,<br />

d.h., wenn diese wächst, n<strong>im</strong>mt die erreichbare Oberflächenqualität<br />

ab. Gleichzeitig steigt die erforderliche Bearbeitungszeit<br />

zur Erzeugung einer definierten Oberflächenqualität<br />

mit wachsender aktiver Elektrodenfläche überproportional<br />

an. Im Vergleich dazu ist die Größe einer zu bearbeitenden<br />

Oberfläche ohne Einschränkung der Oberflächenqualität<br />

be<strong>im</strong> Verfahren des Hochgeschwindigkeitsfräsens praktisch<br />

unbegrenzt. Ein l<strong>im</strong>itierender Faktor kann in speziellen Anwendungsfällen<br />

lediglich durch die Lebensdauer des Fräswerkzeugs<br />

auftreten.<br />

Dieser Nachteil der funkenerosiven Senkbearbeitung wird nur<br />

dann kompensiert, wenn die verfahrensspezifische Oberflächenstruktur<br />

der Kavität bzw. des Formkerns, z.B. zur Strukturierung<br />

von Sichtteilen aus Kunststoff, ausdrücklich erwünscht ist. Ist sie<br />

unerwünscht, z.B. bei Kunstoffteilen mit glatter oder glänzender<br />

Oberfläche sowie bei nahezu allen anderen Anwendungen<br />

(Schmiedegesenke und -stempel, Druckgusswerkzeuge usw.),<br />

ist das Verfahren des Hochgeschwindigkeitsfräsens unter dem<br />

Aspekt Oberflächengüte das mit Abstand schnellere Bearbeitungsverfahren.<br />

Wir formen die Zukunft ...<br />

Der <strong>VDWF</strong> sieht seine Aufgabe hauptsächlich<br />

darin, kleine und mittelständische Unternehmen<br />

tatkräftig zu unterstützen und für<br />

gemeinsame künftige Aufgaben zu stärken.<br />

Eine Mitgliedschaft, die sich für Sie rechnet.<br />

Mehr Materialabtrag be<strong>im</strong> HSC-Fräsen<br />

In Bezug auf den erzielbaren Materialabtrag pro Zeiteinheit<br />

be<strong>im</strong> Schruppen bzw. die realisierbare Fläche pro Zeiteinheit<br />

be<strong>im</strong> Schlichten auf eine definierte Oberflächenqualität<br />

zeigt das Hochgeschwindigkeitsfräsen ebenfalls eindeutige<br />

Geschwindigkeitsvorteile. Diese lassen sich auch in der Praxis<br />

in nahezu allen Fällen eindeutig und in beeindruckender<br />

Weise belegen.<br />

Einer der unbestreitbaren Vorteile der funkenerosiven Senkbearbeitung<br />

gegenüber dem Hochgeschwindigkeitsfräsen liegt<br />

eindeutig in der völligen Unabhängigkeit des Verfahrens von<br />

der Härte und der Zähigkeit des zu bearbeitenden Materials.<br />

Realistisch betrachtet funktioniert das Verfahren des Hochgeschwindigkeitsfräsens<br />

weitgehend problemlos bis zu einer<br />

Materialhärte von ca. 58–60 HRc. Übersteigt die Härte des zu<br />

bearbeitenden Materials diesen Wert, muss von einem starken<br />

Anstieg des Werkzeugverschleißes ausgegangen werden. Für<br />

kleinere Bauteile oder Bauteile, die lediglich über eine harte<br />

Oberflächenschicht (z.B. Nachsetzen von Schmiedegesenken)<br />

verfügen, kann eine Bearbeitung bei dieser Härte durchaus<br />

noch wirtschaftlich sein. Bei ca. 62–63 HRc ist heute die<br />

Grenze für eine erfolgreiche Bearbeitung mittels Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />

erreicht.<br />

Euromold<br />

Award 2006<br />

Bronze<br />

3D - CNC Gravieren<br />

CNC - Senk- und Drahterodieren<br />

Startlochbohren<br />

Hochglanzpolieren<br />

HSC-5-Achs-S<strong>im</strong>ultanfräsen<br />

3D-Laserbearbeiten<br />

5-Achs-Ultraschallschleifen<br />

Verfahrensabgrenzung HSC/EDM<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 41<br />

EDM HSC<br />

Genauigkeit 5–10 µm 3-achsig: 5–10 µm<br />

5-achsig: 10–20 µm<br />

Materialabtrag 900 mm 3 /min 2500–3500 mm 3 /min<br />

150 mm 2 /min<br />

(R a = 0,2 µm)<br />

Oberflächengüte R a < 0,1 µm R a = 0,1 µm<br />

Max<strong>im</strong>al bearbeitbare abhängig von Rauheit, unbegrenzt<br />

Oberfläche Bearbeitungszeit<br />

Prozess indirekt direkt<br />

Max<strong>im</strong>al bearbeitbare unbegrenzt ≤ 60 HRc prozesssicher<br />

Materialhärte (Stahl) 60–65 HRc bei<br />

hohem Verschleiß<br />

Max<strong>im</strong>al bearbeitbare unbegrenzt in Verbindung mit<br />

Zähigkeit des Materials hoher Härte<br />

problematisch<br />

Max<strong>im</strong>ales Tiefe-Breite- unbegrenzt ≤ 7 prozesssicher<br />

Verhältnis für Nuten 7–10 möglich<br />

> 10 fallabhängig<br />

Min<strong>im</strong>aler Radius für Funkenspalt Fräserradius<br />

Innenkanten Begrenzung durch<br />

L/Ø Verhältnis<br />

www.leonhardt-gravuren.de --- Telefon 0 71 53 / 95 94 0<br />

Mozartstr. 26 - 73269 Hochdorf<br />

Mit uns haben<br />

Sie alle Kurven<br />

<strong>im</strong> Griff<br />

Ihr Spezialist für<br />

filigranste Geometrien <strong>im</strong><br />

Werkzeug- und Formenbau


42 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Be<strong>im</strong> räumlich begrenzten Übergang horizontaler<br />

in geneigte Flächen, be<strong>im</strong> Schnitt senkrechter<br />

Zylinder mit gewölbten Flächen oder bei gegenüber<br />

der angrenzenden Geometrie zurückgesetzten<br />

kleinen Radien, stößt HSC an seine Grenzen.<br />

horizontal/geneigt<br />

senkrecht/gewölbt<br />

zurückgesetzter<br />

kleiner Radius<br />

Senkerodieren bei schwierigen Härte- und Zähigkeitsverhältnissen<br />

Im Fall des Hochgeschwindigkeitsfräsens muss in Verbindung<br />

mit der Härte des zu bearbeitenden Materials unbedingt auch<br />

die Zähigkeit betrachtet werden. Beide Merkmale werden<br />

durch spezielle Geometrien der empfohlenen Fräswerkzeuge<br />

adressiert. Treten beide Merkmale getrennt voneinander auf,<br />

kann somit durch korrekte Auswahl des Fräswerkzeugs eine<br />

opt<strong>im</strong>ale Lösung gefunden werden. Problematisch ist die<br />

Bearbeitung von Werkstoffen, die bei hoher Härte gleichzeitig<br />

eine hohe Zähigkeit aufweisen. Hier müssen Kompromisse<br />

bei der Werkzeugauswahl gemacht werden, die ein gewisses<br />

Know-how auf der Anwenderseite voraussetzen. Im Extremfall<br />

ist das Material durch Hochgeschwindigkeitsfräsen nicht<br />

zu bearbeiten. Eine weitere Einschränkung für das Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />

gegenüber der funkenerosiven Senkbearbeitung<br />

besteht <strong>im</strong> realisierbaren Verhältnis von Tiefe<br />

zu Breite einer Kavität. Ähnlich ist die Situation in Bezug auf<br />

das Verhältnis der Tiefe einer Kavität <strong>im</strong> Punkt des Radius ihrer<br />

Innenkanten. Die Problematik wächst mit kleiner werdendem<br />

Radius und verschlechterter Zugänglichkeit.<br />

Grundsätzlich erfordern beide Merkmale Fräswerkzeuge mit<br />

einem großen Aspektverhältnis (Verhältnis von Länge zu<br />

Durchmesser). Dabei ist die Komplexität dieses Fertigungsproblems<br />

von vielen Faktoren abhängig, dazu zählen die<br />

Härte und Zähigkeit des Materials, die Bearbeitungssituation<br />

(Späneabfuhr, Schmiermittelzufuhr), die Qualität des Fräswerkzeugs,<br />

die Qualität der Werkzeugspannung (Rundlauf),<br />

die Bearbeitungsstrategie usw. Obwohl die Hersteller von<br />

Fräswerkzeugen heute eine ständig wachsende Auswahl<br />

hervorragender Werkzeuge für derartige Fertigungsprobleme<br />

anbieten, bleibt ihre Anwendung dennoch problematisch.<br />

Aus der Erfahrung lassen sich pauschal und ohne besondere<br />

Berücksichtigung der oben genannten Faktoren folgende<br />

Grenzwerte für das max<strong>im</strong>ale Verhältnis zwischen Länge<br />

und Durchmesser eines Werkzeugs angeben: Bis zu einem<br />

Verhältnis von L/Ø=10 verläuft der Fräsprozess in der Regel<br />

prozesssicher. Bearbeitungen bei einem Verhältnis von<br />

L/Ø =10–15 sind ohne weiteres möglich, erfordern aber<br />

erhöhte Aufmerksamkeit auf der Anwenderseite. Ab einem<br />

Verhältnis von L/Ø =15 ist spezielles Know-how erforderlich,<br />

um das Fertigungsproblem wenn überhaupt erfolgreich zu<br />

lösen.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 43<br />

Verfügt die Kavität über ausreichend Anzug, sind schlanke<br />

konische Werkzeughalter, konische Fräswerkzeuge oder Fräswerkzeuge<br />

mit einem zylindrischen Schneidteil und einem<br />

konischen Schaft eine ausgezeichnete Lösung. Im Fall guter<br />

Zugänglichkeit zu den Radien einer Kavität bedeutet der<br />

Einsatz 5-achsiger Maschinen zum Anstellen des Werkstücks<br />

eine praktikable Alternative. Im Extremfall bleibt aber lediglich<br />

der Einsatz der funkenerosiven Senkbearbeitung zur Lösung<br />

eines derartigen Fertigungsproblems. Alternativ dazu kann<br />

eine Kombination beider Fertigungsverfahren zum Einsatz<br />

kommen, wobei mittels funkenerosiver Senkbearbeitung<br />

diejenigen Partien nachbearbeitet werden, die durch Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />

nicht realisierbar waren.<br />

Beide Verfahren haben ihre Anwendungsgebiete<br />

Während das funkenerosive Drahtschneiden mit ablaufender<br />

Drahtelektrode heute weitgehend konkurrenzlos in der Herstellung<br />

von Schnitt- und Stanzwerkzeugen ist, stehen sich<br />

die funkenerosive Senkbearbeitung und das Hochgeschwindigkeitsfräsen<br />

in vielen Anwendungsbereichen als konkurrierende<br />

Fertigungsverfahren direkt gegenüber. Trotzdem lässt sich<br />

die Frage nach dem Gewinner nicht endgültig beantworten.<br />

Trotz massiver Vorteile des Hochgeschwindigkeitsfräsens bleiben<br />

spezielle Geometrieelemente, auf die das Verfahren heute<br />

und in Zukunft keine Antwort weiß. In dieser Hinsicht sind<br />

die beiden Verfahren zum heutigen Stand der Technik eher<br />

als komplementär zu betrachten.<br />

Da die Vorteile des HSC-Fräsens bei der Elektrodenfertigung<br />

unbestritten sind, wählen viele Anwender diesen Einstieg, um<br />

mit der Hochgeschwindigkeitsbearbeitung erste Erfahrungen<br />

zu gewinnen. In einem weiteren Schritt können die bei der<br />

Weichbearbeitung gemachten Erfahrungen dann den Einstieg<br />

in die Hartbearbeitung zweifelsfrei erleichtern. Die Effizienz<br />

des sinnvoll genutzten Technologiepaars HSC und EDM werden<br />

dabei deutlich. | Michael Hauser, Genf


44 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Mit Rost zum Erfolg<br />

Prozessopt<strong>im</strong>ierung durch<br />

Polierschleifen<br />

von Dipl.-Ing. Alexander Grüntzig M.S. und Daniel Hollstegge,<br />

Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT<br />

Die wenigsten Werkzeugmechaniker mögen Rost. Er greift<br />

Oberflächen an und verändert ihre optischen und mechanischen<br />

Eigenschaften. Korrodierte Werkstücke müssen zumindest<br />

aufwendig entrostet werden, mit zunehmender Güte und<br />

Genauigkeit der Bauteiloberflächen wächst bei Korrosion auch<br />

die Gefahr, komplette Werkstücke ersetzen zu müssen. Doch<br />

gerade bei der Herstellung hochpräziser polierter Werkzeugoberflächen<br />

eröffnet der gezielte Einsatz von Rost neue Chancen<br />

für die Prozessopt<strong>im</strong>ierung und kann dazu beitragen, Kosten<br />

zu senken.<br />

Rost als Poliermittel <strong>im</strong> Schleifprozess<br />

Um polierte Werkzeugoberflächen herzustellen, sind mehrere<br />

Arbeitsschritte notwendig. Bei sprödharten und hochfesten<br />

Materialien umfassen diese das Vorschleifen, Feinschleifen<br />

und Polieren. Das Polieren n<strong>im</strong>mt dabei bis zu 70 Prozent der<br />

gesamten Bearbeitungszeit in Anspruch und verursacht entsprechende<br />

Kosten. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie<br />

IPT in Aachen nutzt ein innovatives Polierschleifverfahren,<br />

mit dem die letzten beiden Arbeitsschritte, das<br />

Feinschleifen und das Polieren, zusammengefasst werden. Dabei<br />

hilft ein Poliermittel, das <strong>im</strong> Schleifprozess gezielt selbst produziert<br />

wird: Rost, chemisch Eisenhydroxid (Fe(OH) 2).<br />

Der Einsatz von Metalloxiden und namentlich von Rost als<br />

Poliermittel ist nicht neu: Unter dem Namen “Polierrot” oder<br />

“Rouge” kannte es beispielsweise Meyers Konversationslexikon<br />

noch in verschiedenen Härtegraden von Goldrouge bis Stahlrouge.<br />

Genutzt wird dabei die Eigenschaft von Metalloxiden, ein<br />

lockeres Gefüge mittlerer Härte zu bilden, das sich hervorragend<br />

zum Polieren eignet. Neu ist nun die Verwendung von Rost als<br />

Poliermittel in einem Schleifprozess.<br />

Mit der Elektrolyse zur justierbaren, gleichmäßigen<br />

und selbstschärfenden Schleif- und Polierschicht<br />

Dabei wird das Prinzip der elektrolytischen Durchflusszelle<br />

angewandt, in der zwei Elektroden durch einen Spalt getrennt<br />

sind, der von einem Elektrolyt durchflutet ist. Angepasst an<br />

den Schleifprozess und die Schleifkinematik, fungiert eine<br />

positiv gepolte Schleifscheibe als Anode, während eine negativ<br />

geladene Kupferelektrode als Kathode dient und der Kühlschmierstoff<br />

die Rolle des Elektrolyts übern<strong>im</strong>mt. Durch den<br />

Stromfluss werden Metallionen aus der Oberfläche der Schleifscheibe<br />

herausgelöst und in Metallhydroxide umgewandelt.<br />

Der am Fraunhofer IPT eingesetzte Kühlschmierstoff enthält<br />

zusätzliche Molybdän-Ionen, die zu einer Mischkristallbildung<br />

führen. Dadurch baut sich eine gleichmäßige und flächendeckende<br />

Oxidschicht auf und die Haftung der Oxide an der<br />

Schleifscheibe verbessert sich. Der Kühlschmierstoff besteht<br />

zu mehr als 97 Prozent aus Wasser und kann daher auch bei<br />

einem konventionellen Schleifprozess eingesetzt werden. Eine<br />

Kombination aus einem üblichen Vorschleifprozess mit einem<br />

nachgelagerten Polierschleifverfahren gelingt damit auf einer<br />

Zweispindelmaschine in einem gemeinsamen Arbeitsraum<br />

ohne Einschränkungen.<br />

Die Dicke der sich aufbauenden Oxidschicht lässt sich durch<br />

eine entsprechende Einstellung der Strom- und Spannungswerte<br />

gezielt beeinflussen und kann eine Stärke von bis zu<br />

100 µm erreichen. Die passivierende Wirkung der Oxidschicht<br />

setzt die Leitfähigkeit zwischen den Elektroden herab und<br />

unterbindet zunächst die weitere Korrosion. Bei der Bearbeitung<br />

des Werkstücks reibt sich die Oxidschicht ab und der Korrosionsprozess<br />

beginnt erneut. Das Ergebnis ist eine kontinuierliche<br />

Selbstschärfung der Schleifscheibe.<br />

Das Polierschleifen lässt sich ohne Einschränkungen<br />

in den konventionellen Schleifprozess<br />

integrieren. Durch die Oxidbildung wird die<br />

Bindung der Schleifscheibe herabgesetzt. Die<br />

Schleifkörner brechen heraus und rollen auf<br />

dem Werkstück ab.<br />

Anfangszustand<br />

Nach Oxidschichtaufbau<br />

Während des Schleifens<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 45<br />

Kühlschmierstoff-/<br />

Elektrolyt-Zuleitung<br />

Kupferelektrode<br />

(Kathode)<br />

Stromzuführung<br />

Schleifscheibe<br />

(Anode)<br />

Schleifscheibenbindung<br />

Metalloxide<br />

abrollendes Korn<br />

Werkstück


46 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Ein Formstempel aus Keramik als Anwendungsbeispiel<br />

Aixtooling GmbH<br />

Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen der<br />

Oxidschicht vor der Bearbeitung: links Aufnahme<br />

der Schleifscheibenoberfläche (200fache Vergrößerung),<br />

rechts Schnitt durch die Schleifscheibe<br />

(1000fache Vergrößerung): braun die Oxidschicht,<br />

blau die Schleifscheibenbindung<br />

Gleichzeitig erzeugt der Abrieb der Oxidschicht das Poliermittel<br />

Rost <strong>im</strong> Prozess selbst und beeinflusst direkt den Schleifprozess.<br />

Die elektrolytische Auflösung verändert das Bindungsverhalten<br />

der Schleifscheibenoberfläche. Die Bindung der einzelnen<br />

Schleifkörner wird zurückgesetzt, das einzelne Korn wird gelockert<br />

und bricht früher aus der Schleifscheibenoberfläche heraus.<br />

Dadurch verändert sich das Spanabtragungsverhalten massiv<br />

und die Spandicke <strong>im</strong> Schleifprozess verringert sich. Zudem<br />

rollen die ausbrechenden Körner <strong>im</strong> Spalt zwischen Werkstück<br />

und Schleifscheibenbindung ab. Unter dem Arbeitsdruck des<br />

Werkzeugs üben sie ebenso wie das abgeriebene Korrosionsprodukt<br />

Rost eine zusätzliche Polierwirkung aus.<br />

Präzise Oberflächen <strong>im</strong> Polierschleifverfahren<br />

Nach erfolgreichen Testläufen auf mehreren Schleifmaschinen<br />

zeigt das Ergebnis des Polierschleifverfahrens besonders bei<br />

sprödharten Materialien eine wesentlich geringere Rauheit<br />

der Bauteiloberfläche <strong>im</strong> Verhältnis zum konventionellen<br />

Feinschleifen.<br />

Das Polierschleifen dient damit nicht nur der Prozessopt<strong>im</strong>ierung,<br />

sondern bietet sich auch für alle Präzisionsoberflächen an, bei<br />

denen eine besondere Konturschärfe gefordert ist. Da der Spanabtrag<br />

<strong>im</strong> Schleifprozess in einem Punktkontakt stattfindet,<br />

lassen sich auch komplexe Oberflächenstrukturen mit hoher<br />

Formgenauigkeit erzeugen. Grenzen setzt an dieser Stelle<br />

nur die Geometrie der Schleifscheibe. Die hohe Güte poliergeschliffener<br />

Glasoberflächen eröffnet außerdem neue Möglichkeiten<br />

in der Herstellung von Werkzeugen für die Verarbeitung<br />

von UV-härtenden Kunststoffen. |<br />

Dipl.-Ing. Alexander Grüntzig M. S.<br />

Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPTIPT<br />

Steinbachstraße 17<br />

52074 Aachen<br />

Telefon +49 (0)241 8904241<br />

Telefax +49 (0)241 89046241<br />

www.ipt.fraunhofer.de<br />

www.werkzeugbau-aachen.de<br />

Keramik 5<br />

2<br />

Stahl 15<br />

5<br />

Glas 80<br />

10<br />

Hartmetall 8<br />

5<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 47<br />

Polierschleifen (oben) erzielt bei sprödharten<br />

Materialien geringere Rauheiten der Oberflächen<br />

als konventionelles Feinschleifen (unten).<br />

Vergleich der Oberflächen-Rauheit R a [nm]<br />

bei verschiedenen Materialien<br />

Konventionell<br />

Polierschleifen<br />

FIBRO Speed-Control TM -Gasdruckfedern<br />

SPC. Reduzierung<br />

des Blechhalter-Rücksprungs.<br />

Gasdruckfedern für schnelle<br />

Produktionsprozesse<br />

Die FIBRO-Speed-ControlTM-Gasdruckfedern SPC sind entwickelt<br />

worden, um den Blechhalter-Rücksprung zu verhindern bzw. zu<br />

reduzieren. Dieser Rücksprung wird oft durch die erhöhten<br />

Rückhubgeschwindigkeiten bei schnell laufenden Pressen (Link-<br />

Drive-Pressen) verursacht.<br />

Die SPC-Gasdruckfedern verfügen über eine integrierte Rückhubverzögerung,<br />

die die Hubgeschwindigkeit auf den letzten 30 mm<br />

auf 0,4 m/s reduziert. Dadurch wird der Blechhalter sanft gestoppt.<br />

Eigenschaften der Speed-ControlTM-Gasdruckfedern SPC, gedrosselt:<br />

- verhindert das Rückspringen des Blechhalters<br />

- Produktivitätssteigerung durch effizienteren Teiletransport<br />

- einfach in vorhandene Werkzeuge einzubauen<br />

- Hublängen von 125 bis 300 mm<br />

- an vorhandenes Schlauchsystem anschließbar<br />

FIBRO GmbH · Bereich Normalien<br />

Postfach 1120 · DE-74851 Hassmershe<strong>im</strong><br />

Tel. 06266-73-0 · Fax 06266-73-237<br />

e-mail: info@fibro.de<br />

www.fibro.com<br />

13.–16.06.<strong>2007</strong><br />

Halle 5, Stand 5113


Hummel-Formen GmbH<br />

Da<strong>im</strong>lerstraße 9 -13 73252 Unterlenningen<br />

Telefon 07026 / 93 10 - 0 Telefax 07026 / 93 10 - 8686<br />

Email: info@hummel-formen.de www.hummel-formen.de<br />

Ansprechpartner: Volker Hummel, Eugen Kübler<br />

Hermann Rauscher, Jean-Michel Deck<br />

HERMLE C 40 Alchemy –<br />

die (R)Evolution in der<br />

Fertigungstechnik<br />

Dipl.-Ing (FH) Tobias Knipping<br />

Technische Daten der C 40 Alchemy<br />

5-Achsen Bearbeitungszentrum<br />

2-Achsen NC-Schwenkrundtisch<br />

Verfahrweg 770 x 700 x 500 mm<br />

Werkstückabmessungen ca. 500 x 500 x 400 mm<br />

Werkstückgewicht bis 600 kg<br />

Herstellung von<br />

scharfkantigen Innengeometrien<br />

Hinterschneidungen<br />

Bauteilen mit Einlegeteilen<br />

Legierungen (Materialmischungen)<br />

Materialkombinationen<br />

Gradientenwerkstoffen (fließender Materialübergang)<br />

Besonderheiten<br />

Materialauftrag komplett in die Maschine integriert<br />

Materialbevorratung (Pulver) integriert<br />

Wasserlösliches Füll-/Trägermaterial<br />

Arbeitsraum in glatter Edelstahlausführung<br />

Wasservorhänge <strong>im</strong> gesamten Arbeitsraum<br />

Komplette Schallschutzverkleidung<br />

Bei der diesjährigen Hausausstellung, die vom 25. bis zum 28.<br />

April <strong>im</strong> Hermle-Stammwerk in Goshe<strong>im</strong> stattgefunden hat,<br />

präsentierte Hermle erstmalig die Studie C 40 Alchemy, eine<br />

Maschine, die das Potential hat, den Formenbauprozess zu<br />

revolutionieren. Auf den ersten Blick sieht die C 40 Alchemy<br />

wie ein kompaktes Bearbeitungszentrum mit Schallschutzverkleidung,<br />

integrierter Magazinerweiterung und integrierter<br />

Absaugung aus. Auffällig ist die große Maschinentür, die eine<br />

gute Sicht und Zugängigkeit in den Arbeitsraum erlaubt. Dessen<br />

Wände sind mit glatten Edelstahlblechen verkleidet und werden–<br />

ebenso wie die Maschinentür–mit einem laminaren Wasservorhang<br />

gespült.<br />

Zwei (fast) unauffällige Details unterscheiden die Maschine<br />

jedoch ganz wesentlich von einem üblichen Bearbeitungszentrum:<br />

eine in der Z-Achse (Hauptspindelgehäuse) integrierte<br />

Auftragsvorrichtung sowie eine in den Schwenkrundtisch<br />

integrierte Tischheizung mit Wärmetauscher.<br />

Konturnahe Kühlung, Kupfereinlagen oder Heizwendeln<br />

in Konturnähe realisierbar<br />

Die Auftragstechnologie der neuen C 40 Alchemy ermöglicht<br />

in Kombination mit der bewährten Frästechnik eine neue<br />

D<strong>im</strong>ension in der Bauteilkomplexität. Selbst bisher nicht für<br />

möglich gehaltene Geometrien und Materialkombinationen sind<br />

realisierbar. Dazu gehören unter anderem Spritzgusswerkzeuge<br />

mit konturnahen Kühlkanälen in Kombination mit einem<br />

wärmeleitfähigen Kern aus Kupfer und einem Außenbereich<br />

aus Werkzeugstahl. Selbst Gradientenwerkstoffe mit einem<br />

fließenden Übergang zwischen Aluminium und Stahl sind<br />

realisierbar.<br />

Bislang basieren generative Fertigungsverfahren zur Herstellung<br />

metallischer Bauteile auf schmelzmetallurgischen Schweißverbindungen<br />

wie z.B. durch Auftragsschweißen oder Sintern <strong>im</strong><br />

Pulverbett mit Laser oder Elektronenstrahl. Diese Verfahren sind<br />

jedoch in den möglichen Materialkombinationen sowie in der<br />

Bauteilgröße stark l<strong>im</strong>itiert. Be<strong>im</strong> Auftragsschweißen können<br />

weder komplexe Geometrien wie Hinterschneidungen noch<br />

konturnahe Kühlkanäle realisiert werden; be<strong>im</strong> Sintern <strong>im</strong><br />

Pulverbett sind Werkstoffkombinationen wirtschaftlich nicht<br />

verarbeitbar, da sonst das teure Sinterpulver vermischt und<br />

somit unbrauchbar wird.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 49<br />

Arbeitsraum mit Frässpindel und Auftragseinheit<br />

Späne aus Kupfer-Stahl-Gemisch mit Aluminium<br />

und Werkzeugstahl mit Aluminium


50 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 51<br />

Mikroschmieden: Metallpulver wird mit hoher<br />

Geschwindigkeit (durch Wasserdampf und sauerstoffreduzierte<br />

Druckluft) auf das Werkstück<br />

“geschossen”. Die hohe Auftreffgeschwindigkeit<br />

bewirkt, dass sich die Metallpartikel dauerhaft<br />

mit dem Werkstück verbinden.<br />

Bauteil mit fließendem Übergang der Werkstoffe<br />

Kupfer und Werkzeugstahl<br />

Wasser, Strom, Druckluft und Metallpulver –<br />

Alltägliches bildet den Ausgangspunkt<br />

Die C 40 Alchemy basiert auf einem durchgängigen, kundenorientierten<br />

Konzept. Das betrifft insbesondere die Infrastruktur,<br />

um die Anlagentechnik zu betreiben. Das kompakte Bearbeitungszentrum<br />

benötigt keine aufwendige Infrastruktur wie Laser<br />

oder Brenngase. Die C 40 Alchemy benötigt nur Wasser, Druckluft<br />

und Strom. Selbst der Kontakt des Bedieners mit dem Metallpulver<br />

wird auf ein Min<strong>im</strong>um reduziert. Die benötigten Metallpulver<br />

werden in versiegelten Fässern in die Maschine eingesetzt.<br />

Die Steuerung liest automatisch den integrierten Transponder<br />

aus, auf dem z.B. Materialart, Prozessparameter und Inhaltsmengen<br />

gespeichert sind. Ferner sind durch vertauschungssichere<br />

Prozessanschlüsse Fehlbedienungen praktisch ausgeschlossen.<br />

Mikroschmieden als neues Auftragsverfahren<br />

Die Hermle C 40 Alchemy arbeitet nach dem Prinzip des Mikroschmiedens.<br />

Das zu verarbeitende Metallpulver wird in der<br />

Auftragseinheit mit Wasser vermischt und erhitzt. Durch die<br />

sehr schnelle Verdampfung des Wassers vergrößert sich das<br />

Volumen schlagartig und baut dadurch in der Auftragseinheit<br />

einen enormen Druck auf. Dieser Druck beschleunigt die Metallpartikel<br />

auf mehrfache Schallgeschwindigkeit und “schießt”<br />

diese auf das Werkstück auf. Die hohe Auftreffgeschwindigkeit<br />

bewirkt, dass sich die Metallpartikel dauerhaft mit dem Werkstück<br />

verbinden. Im Wesentlichen können mit diesem Verfahren<br />

alle schmiedbaren metallischen Werkstoffe wie z.B. Buntmetalle<br />

und Werkzeugstahl verarbeitet werden.<br />

Selbst unmittelbar nach dem Auftragen kann die neue Schicht<br />

schon wieder bearbeitet werden. Die dabei entstehenden Späne<br />

können auf den ersten Blick nicht als Späne der neuen Technologie<br />

identifiziert werden. Spätestens nach einer Warmbehandlung<br />

des neuen Werkstücks können, nach Aussagen von Markus<br />

Dirscherl, Geschäftsführer der Innovaris GmbH & Co. KG,<br />

die Gefügebilder der generierten Teile nicht mehr von denen<br />

konventionell hergestellter Bauteile unterschieden werden. Das<br />

für die Herstellung von konturnahen Kühlkanälen notwendige<br />

Füll-/Trägermaterial ist wasserlöslich und umweltverträglich.<br />

Nach dem Aufbau der Geometrie wird es aus dem Werkstück<br />

ausgespült. Auch das Füllmaterial hat metallähnliche Verarbeitungseigenschaften.<br />

Somit kann es – wie der Grundkörper–<br />

einer formgebenden Fräsbehandlung unterzogen werden. |<br />

Dipl.-Ing (FH) Tobias Knipping, Schwendi<br />

Zyklusbeginn<br />

Baumaterial auftragen<br />

Kavitäten fräsen –<br />

zugängliche Bereiche<br />

fertig fräsen, nicht<br />

zugängliche Bereiche<br />

freifräsen<br />

Füllmaterial<br />

auftragen<br />

Kontur an den zuvor<br />

nicht zugänglichen<br />

Bereichen fräsen<br />

Schrittweise Wiederholung<br />

(Schichtdicke<br />

0,1–2,0mm)<br />

Hinterschneidungen, scharfkantige Innengeometrien,<br />

innen liegende Kühlkanäle, Materialkombinationen<br />

und Bauteile mit Einlegeteilen<br />

sind mit dem dargestellten Verfahren herstellbar.<br />

Für Sie gibt es<br />

hier etwas<br />

BeSONDERes !<br />

Zusätzlich zu den lagermäßig<br />

verfügbaren Normalien liefert<br />

HASCO auch<br />

� Sonderwerkstoffe<br />

� Sondermaße<br />

� Sonderbearbeitung<br />

� Sonderzubehör<br />

Im Rahmen der Sonderfertigung<br />

bieten wir unseren Kunden<br />

technische, konstruktive und<br />

mechanische Unterstützung<br />

für Heißkanal-, Spritzgieß- und<br />

Druckgießwerkzeuge.<br />

Es steht Ihnen ein Höchstmaß an<br />

Kompetenz und Erfahrung zur<br />

Verfügung. Wir liefern das gesamte<br />

Spektrum von der Einzelplatte<br />

mit normabweichenden Maßen,<br />

Platten in Sonderwerkstoffen oder<br />

rundum bearbeiteten Formaufbaukomponenten<br />

bis hin zu<br />

komplexen, mehrd<strong>im</strong>ensionalen<br />

Sonderbearbeitungen nach<br />

Kundendaten.<br />

Konzentrieren<br />

Sie sich auf die<br />

formgebenden<br />

Teile.<br />

Den Rest machen wir!<br />

HASCO Hasenclever GmbH+Co KG<br />

Im Wiesental 77<br />

58513 Lüdenscheid<br />

Telefon 02351 957-0<br />

Telefax 02351 957-237<br />

E-mail info@hasco.com<br />

Internet www.hasco.com<br />

Sonderservice<br />

Ihr Partner für Qualitätsstähle<br />

und Sonderanfertigungen


Unternehmen stellen Neues aus der Branche vor<br />

Werkzeugsysteme von Horn für<br />

den Werkzeug- und Formenbau<br />

Als Spezialist für das hochpräzise Zerspanen<br />

zwischen den Flanken wird die<br />

Firma Paul Horn GmbH täglich mit Bearbeitungsaufgaben<br />

konfrontiert, bei denen<br />

nicht nur die Werkstückabmessungen,<br />

sondern auch die Werkstoffe höchste<br />

Anforderungen an die Bearbeitungsstrategie<br />

und das Zerspanungswerkzeug<br />

stellen. Dank der mehr als 35-jährigen<br />

Erfahrung kann Horn auch für den Werkzeug-<br />

und Formenbau Lösungswege und<br />

Werkzeugsysteme aufzeigen, die sowohl<br />

den technischen als auch den wirtschaftlichen<br />

Anforderungen voll gerecht werden.<br />

Für die Weich- und Hartbearbeitung von<br />

NE und Stahlwerkstoffen mit einer Härte<br />

von bis zu 70 HRC stehen Vollhartmetallfräser<br />

aus dem System DS in unterschiedlichsten<br />

Ausführungen vom Durchmesser<br />

0,3 bis 16 mm als Standardwerkzeuge<br />

ab Lager zur Verfügung. Auf Anfrage<br />

sind nahezu alle Sonderformen und Ausführungen<br />

erhältlich. Zur Vorbearbeitung<br />

oder für das Semifinishing von größeren<br />

Formen kommt das Wechselkopfsystem<br />

DM in den Durchmesserbereichen 8, 10<br />

und 12 mm mit Vollradius- oder Eckfrässchneidköpfen<br />

mit unterschiedlichen<br />

Eckenradien zum Einsatz.<br />

Das 3-schneidige Wendeschneidplattensystem<br />

DA erweitert seit <strong>2007</strong> die Einsatzmöglichkeiten<br />

der Fräserreihe DS<br />

und DM. Das als Schaft- und Schraubkopfausführung<br />

lieferbare Werkzeugsystem<br />

mit Durchmessern von 16, 20,<br />

25 und 32 mm dient zum Plan-, Eck-<br />

und Taschenfräsen, Tauchfräsen mit<br />

schrägem Eintauchen sowie zum Aufbohren.<br />

Ein besonderes Merkmal der<br />

neuen Werkzeuge ist die 3-schneidige<br />

Wendeschneidplatte mit Axial- und<br />

Radialschneiden. Sie ist in zwei Größen<br />

lieferbar, so dass bei dem größten Fräsdurchmesser<br />

bis zu fünf kleine oder bis<br />

zu drei große Wendeschneidplatten einsetzbar<br />

sind. Fünf verschiedene Eckenradien<br />

von 0 bis 1,0 mm bei der großen<br />

Platte und drei Eckenradien von 0 bis<br />

0,4 mm bei der kleinen bieten Anpassungsmöglichkeiten<br />

an die Zerspanungsaufgabe.<br />

Die Auslegung der Geometrie<br />

erlaubt das exakte Fräsen von 90°-Schultern.<br />

Dabei sichert der Viper-Schliff bei<br />

der Axialschneide eine sehr gute Oberfläche<br />

bei hoher Spanleistung. Der seitlich<br />

radiale Bogenschliff mit der vom<br />

Durchmesser abhängigen radialen Wendeschneidplatte<br />

erhöht die Stabilität des<br />

Werkzeugs und gewährleistet mit der<br />

positiven Geometrie einen weichen und<br />

ruhigen Schnitt, der insgesamt zu einer<br />

langen Standzeit führt.<br />

Bei der Konstruktion und technischen<br />

Ausführung aller Werkzeugsysteme<br />

wurde besonderer Wert auf die opt<strong>im</strong>ale<br />

Kombination zwischen den Einzelkomponenten<br />

Hartmetall, Geometrie<br />

und Beschichtung gelegt, um ein Bearbeitungsergebnis<br />

in höchster Präzision<br />

und Qualität zu erreichen.<br />

www.phorn.de<br />

C<strong>im</strong>atron zeigt auf der Blechexpo<br />

die neue Applikation “DieDesign”<br />

C<strong>im</strong>atronE DieDesign ist eine innovative<br />

Anwendung, die bei der Entwicklung von<br />

Stanz- und Umformwerkzeugen, idealerweise<br />

bei Folgeverbundwerkzeugen, eingesetzt<br />

wird. Sie zeichnet sich durch<br />

eine professionelle Technologie für die<br />

Abwicklung von beliebig freigeformten<br />

Blechartikeln aus. Es erlaubt die Abwicklung<br />

beliebig freigeformter Blechartikel.<br />

Dies verdankt das C<strong>im</strong>atronE DieDesign<br />

seiner leistungsstarken Finite-Elemente-<br />

Lösung, die integraler Bestandteil jedes<br />

Basispakets ist.<br />

Die Lösung ist intuitiv und einfach zu<br />

bedienen, da sie sich an den üblichen<br />

Prozessabläufen des Werkzeugbaus und<br />

den Erfahrungen der Branche orientiert.<br />

C<strong>im</strong>atronE 8.0, das mit der neuen Die-<br />

Design-Applikation auf die speziellen<br />

Belange der Folgeverbundtechnik ausgerichtet<br />

ist, wird vom 13. bis zum 16. Juni<br />

auf der Blechexpo in Stuttgart gezeigt<br />

werden. C<strong>im</strong>atron bietet dem Werkzeug–<br />

und Formenbau mit seiner Entwicklung<br />

eine durchgängige Anwendung – von<br />

der Kalkulation bis zur Fertigung: Die<br />

Komplettlösung erlaubt die schnelle<br />

und exakte Erstellung von Kalkulation,<br />

Streifendesign und Werkzeugaufbau.<br />

Erweitert mit der C<strong>im</strong>atron NC-Lösung,<br />

wird der Prozess bis in die Fertigung<br />

unterstützt.<br />

www.c<strong>im</strong>atron.de<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 53<br />

Erowa FTS – Werkstückpalettierung<br />

auf kleinen Maschinen<br />

Die Wichtigkeit des hauptzeitparallelen<br />

Rüstens hängt nicht von der Größe der<br />

Werkstücke ab. Vielmehr ist es der Aufwand<br />

des Wechselns von einem Fertigungslos<br />

zum nächsten, der die Produktivität<br />

der Maschinen wesentlich beeinflusst.<br />

Speziell an diese Umstände angepasst<br />

ist das Erowa-Spannsystem “Fine<br />

Tooling System” (FTS) . Mit der extrem<br />

flachen Bauweise ist es das ideale Werkstück-Palettiersystem,<br />

um den Bearbeitungsraum<br />

kleiner Maschinen opt<strong>im</strong>al<br />

auszunutzen, wie z. B. in der Mikromechanik,<br />

Optik-, Uhren- und Schmuckindustrie<br />

oder der Medizinaltechnik.<br />

Die Spannfutter lassen sich direkt oder<br />

mit Adapterplatten auf den Maschinentisch<br />

montieren. Der Hub zum Ausfahren<br />

der Palette beträgt nur 4 mm. Mit einer<br />

Positioniergenauigkeit von weniger<br />

als 0,002 mm und der Indexierung der<br />

Paletten von 4 x 90° lässt das Spannsystem<br />

auch in puncto Genauigkeit keine<br />

Wünsche offen. Eine 18-mm-Bohrung<br />

in der Mitte der Spannfutter bietet genügend<br />

Platz, um Leitungen mit Pressluft,<br />

Vakuum oder Hydraulik auf die Palette<br />

zu führen. So werden Vorrichtungen<br />

auch automatisch bedienbar. Durch die<br />

Dichtung am Spannfutter wird sichergestellt,<br />

dass auch unter erschwerten<br />

Bedingungen sauber und präzise gespannt<br />

und positioniert wird.<br />

www.erowa.com<br />

Wir formen die Zukunft –<br />

Der Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer<br />

besteht seit 14 Jahren als Vereinigung mittelständischer<br />

Unternehmen aus dem Werkzeugund<br />

Formenbau. Mit dem Verband haben diese<br />

Unternehmen sich eine Plattform geschaffen, um<br />

sich untereinander auszutauschen, gemeinsam<br />

Probleme zu lösen und sich zu unterstützen.<br />

Als größter deutscher Fachverband für den Werkzeug-<br />

und Formenbau vertitt der <strong>VDWF</strong> aktiv die<br />

Belange und Wünsche seiner Mitglieder. Gemeinsam<br />

mit den Partnern setzt er sich dafür ein,<br />

den Standort Deutschland für den Werkzeug- und<br />

Formenbau zu erhalten und vertritt die politischen<br />

Interessen der Branche. Ein wichtiges Instrument<br />

für die Zusammenarbeit sind die regelmäßig stattfindenden<br />

Arbeitskreise, die den Mitgliedern eine<br />

Plattform bieten sich über aktuelle Themen auszutauschen.<br />

Des Weiteren bietet der Verband für die verschiedensten<br />

Themenbereiche professionelle Beratung<br />

durch Sachverständige, Vertragsanwälte für Vertrags-,<br />

Arbeits- und Patentrecht, eine eigene Zertifizierungsstelle,<br />

eine Umweltbeauftragte. Die<br />

Einkaufsgemeinschaft des Verbands bietet den<br />

Mitgliedern zudem Einkaufsvorteile in den unterschiedlichsten<br />

Bereichen.<br />

Machen Sie mit<br />

Entschließen Sie sich noch bis zum<br />

31. Juni <strong>2007</strong>, Mitglied <strong>im</strong> <strong>VDWF</strong> zu<br />

werden, und sparen Sie 250 Euro,<br />

die Hälfte der Aufnahmegebühr.<br />

Ihre Vorteile auf einen Blick:<br />

– Politische Interessenvertretung<br />

– Aktiver Austausch mit anderen<br />

Werkzeug- und Formenbauern<br />

– Fachanwälte für Vertrags-,<br />

Arbeits- und Patentrecht<br />

– Sachverständige<br />

– Zertifizierungsstelle<br />

– Umweltbeauftragte<br />

– Einkaufsgemeinschaft<br />

– Seminare, Fachtagungen<br />

und Infoveranstaltungen<br />

– Arbeitskreise zu zukunftsweisenden<br />

Themen<br />

<strong>VDWF</strong><br />

Gerberwiesen 3<br />

88477 Schwendi<br />

Tel.: 07353 / 98 42 299<br />

Fax: 07353 / 98 42 298<br />

info@vdwf.de<br />

www.vdwf.de


Mitgliedsantrag<br />

Die mit * markierten Felder müssen ausgefüllt werden.<br />

Mitgliedsbeiträge und Satzung finden Sie unter www.vdwf.de<br />

Firma*<br />

Strasse, Nr.*<br />

PLZ* Ort*<br />

Postfach* Homepage*<br />

Telefon* Telefax*<br />

E-Mail*<br />

Inhaber/Geschäftsführer* geboren am<br />

Ansprechpartner* geboren am<br />

Funktion/Position*<br />

Gründungsjahr der Firma*<br />

Anzahl Mitarbeiter inkl. Geschäftsführer*<br />

Vollzeitkräfte* Teilzeitkräfte* Aushilfen/Azubis*<br />

Die Firma ist tätig <strong>im</strong> / als*<br />

Werkzeugbau Formenbau Ausrüster<br />

Konstruktion / EDV Sonstige<br />

In die Handwerksrolle eingetragen seit*<br />

In die Industrie- und Handelskammer eingetragen seit*<br />

Geworben durch<br />

Unterschrift* Datum, Firmenstempel*<br />

Ausfüllen und per Fax an: +49 (0)7353 9842298<br />

oder per Post an: Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer e.V.,<br />

Gerberwiesen 3, 88477 Schwendi<br />

Die Daten werden nur zur internen Verarbeitung be<strong>im</strong> <strong>VDWF</strong> genutzt.<br />

Eine unbefugte Weitergabe an Dritte erfolgt nicht!<br />

Scannerlösung für Messaufgaben<br />

und Automationsprozesse<br />

Mit der Scannerlösung “ShapeTracer”<br />

zeigt C-Technologie-Spezialist Knotenpunkt<br />

einen kompakten Highend-Streifenlaser-Sensor<br />

zu geringen Investitionskosten.<br />

Mit 230 g und den Abmessungen<br />

100 x 68 x 50 mm ist ShapeTracer ein sehr<br />

kompakter 3-D-Lasersensor. Er macht aus<br />

einer 3-Achsen-Fräsmaschine z.B. eine<br />

Messmaschine zur 3D-Qualitätssicherung,<br />

da er sich an jede CNC-Steuerung adaptieren<br />

lässt. Für den Einsatz in Messmaschinen<br />

verfügt der Sensor über einen<br />

Renishaw-Multiwireadapter. Für die Verwendbarkeit<br />

bei Automationsprozessen<br />

ist der Sensor in der Lage, Soll-Ist-Vergleiche<br />

vorzunehmen, um damit die<br />

unterschiedlichsten Prozesse zu steuern.<br />

Verarbeitet werden die Scannerdaten mit<br />

der seit vielen Jahren bewährten Lösung<br />

für Reverse-Engineering und Messauswertungen,<br />

der von Knotenpunkt entwickelten<br />

Software PointMaster. Der<br />

Datenaustausch erfolgt durch die USB 2.0<br />

Highspeed-Schnittstelle. Die Datenformate<br />

sind *.D3D, *.XYZ und *.BIN.<br />

Die Scangeschwindigkeit liegt bei 48000<br />

pts/sec. Der Messbereich beträgt 90 mm,<br />

die Streifenbreite 40 mm. Dass es sich<br />

trotz der Kompaktheit um einen Highend-Sensor<br />

handelt, belegt vor allem<br />

die hohe Messgenauigkeit von 0,02 bis<br />

0,04 mm. Der eingebaute Laser entspricht<br />

der Schutzklasse 2M.<br />

www.knotenpunkt.com<br />

Sprühkompaktieren: Neues Produktionsverfahren<br />

für Werkzeugstahl<br />

Durch die Anwendung des Sprühkompaktierprozesses<br />

“Osprey-Process” entwickelt<br />

der schwedische Stahlhersteller Uddeholm<br />

neue Werkzeugstähle mit einzigartiger<br />

Struktur und verbessertem Eigenschaftsprofil.<br />

Bei Schneidwerkzeugen, die aus den<br />

neuen Stählen hergestellt wurden, zeigte<br />

sich eine deutlich höhere Gesamtwirtschaftlichkeit,<br />

bedingt durch bis zu drei<br />

Mal längere Maschinenstandzeiten.<br />

Im Gegensatz zu herkömmlichen Stahlherstellungsverfahren<br />

braucht der Stahl<br />

be<strong>im</strong> Sprühkompaktieren zum Erstarren<br />

nur wenige Sekunden. Dadurch entsteht<br />

ein Block, der nur geringste Mikroseigerungen<br />

enthält. Aufgrund der daraus<br />

resultierenden gleichmäßigen Karbidstruktur<br />

weisen sprühkompaktierte Stähle<br />

eine höhere Dauerfestigkeit, d.h. einen<br />

höheren Widerstand gegen Ausbrüche auf.<br />

Ähnlich wie bei pulvermetallurgischen<br />

Stählen lassen sich auch be<strong>im</strong> Sprühkompaktieren<br />

verschleißfeste Sonderstähle<br />

produzieren, die auf konventionellem Weg<br />

nicht herstellbar wären. Auf diese Weise<br />

entstehen Werkzeugstähle mit einem<br />

hohen Widerstand gegen groben abrasiven<br />

Verschleiß. Durch diese Verschleißfestigkeit<br />

bei gleichzeitig guter Zähigkeit<br />

konnte in vielen Fällen die Standzeit der<br />

hergestellten Werkzeuge erhöht und die<br />

Produktionssicherheit verbessert werden.<br />

www.uddeholm.de<br />

Doppelverdüsung<br />

rotierender<br />

Block in der<br />

Sprühkammer<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 55<br />

Fit für den Wettbewerb mit den<br />

Handlingsystemen von Z<strong>im</strong>mer+Kre<strong>im</strong><br />

Als technischer und konzeptioneller Partner<br />

bei automatisierten Prozessen für den<br />

Werkzeug- und Formenbau profiliert sich<br />

Z<strong>im</strong>mer+Kre<strong>im</strong> mit den Themen Wirtschaftlichkeit<br />

durch Strukturierung und<br />

Opt<strong>im</strong>ierung. Der Firma geht es für ihre<br />

Kunden darum, intelligente Lösungen zu<br />

nutzen und die Effizienz zu steigern bei<br />

gleichzeitiger Qualitätssicherung.<br />

Im Rahmen des Workshops “Fit für den<br />

Wettbewerb” der ZK Academy fomuliert<br />

Dr. Roland Ruppel, Geschäftsführer bei<br />

Z<strong>im</strong>mer+Kre<strong>im</strong>, die Stoßrichtung der<br />

Veranstaltung: “Am Anfang steht wirklich<br />

nicht die große Investition. Nachdenken<br />

und Strukturen schaffen, das sind die<br />

wichtigsten Voraussetzungen für den<br />

Umstieg auf automatisierte Abläufe.<br />

Automation bedeutet Veränderung. Und<br />

Veränderung bedeutet Chance. In unseren<br />

Workshops geben wir den fachlichen<br />

Input für die Herangehensweise an die<br />

ganze Thematik. Wir zeigen Möglichkeiten<br />

und Visionen auf – aber auch Grenzen.”<br />

Zentraler Bestandteil des Möglichen sind<br />

die Handlingsysteme von Z<strong>im</strong>mer+Kre<strong>im</strong>.<br />

Sie garantieren ein Höchstmaß an Qualität<br />

und Flexibilität in der automatisierten<br />

Fertigung. Die Systeme können unterschiedlichste<br />

Maschinen integrierern und<br />

durch offene Schnittstellen individuell den<br />

Anforderungen entsprechend wachsen.<br />

www.z<strong>im</strong>mer-kre<strong>im</strong>.com<br />

Stanzwerkzeug–<br />

Normalien<br />

Führungselemente nach ISO/DIN-Norm<br />

neu:<br />

CAD-Katalog 2D/3D<br />

www.agathon.com<br />

AGATHON bürgt für:<br />

– Austauschbarkeit:<br />

engere Form- und Lagetoleranzen<br />

– einfachere Montage:<br />

Fasen f8<br />

– höhere Belastbarkeit:<br />

mehr Wälzkörper<br />

– höhere Lebensdauer:<br />

opt<strong>im</strong>ierte Einläufe,<br />

reduziertes Kugelspiel<br />

– höhere Standzeiten der Werkzeuge<br />

Präzision zahlt sich aus !<br />

BlechExpo<br />

Halle 5, Stand 5224<br />

AGATHON AG, Normalien<br />

CH-4503 Solothurn/Schweiz<br />

Tel +41 32 617 45 02<br />

Fax +41 32 617 47 01<br />

e-mail normmail@agathon.ch<br />

www.agathon.com


Menschen und Wandel<br />

Man muss nicht <strong>im</strong>mer und überall “Ja” sagen<br />

Marion Lackenbauer <strong>im</strong> Gespräch mit Alexander Huber<br />

Ihr Name steht für extremes Bergabenteuer, die Berchtesgadener<br />

Huberbuam zählen zur Weltspitze des Kletterns und prägten<br />

den Sport neu: Erstbegehungen <strong>im</strong> H<strong>im</strong>alaja, spektakuläre<br />

Geschwindigkeitsrekorde <strong>im</strong> Berg und atemberaubende ungesicherte<br />

“Free Solo”-Touren faszinieren auch sportlich unbedarfte<br />

Laien.<br />

Marion Lackenbauer, eine langjährige Freundin Alexander Hubers,<br />

führte das Gespräch über Antriebe, Bedenken und Ziele, die sich<br />

hinter dem Extremsport verbergen. Ableitungen und Anregungen<br />

für den beruflichen und privaten Alltag, wie Alexander Huber<br />

mit Bezug auf seine zahlreichen Vorträge unterstreicht, “muss<br />

jeder für sich selbst umsetzen”.<br />

Alexander, Du warst schon einigermaßen bekannt als<br />

Du das erste Mal selbst in die Öffentlichkeit getreten<br />

bist, wie ist das gekommen?<br />

Thomas und ich sind vom Vater in die Berge mitgenommen<br />

worden, damals mit 13, 14 Jahren, also der Vater hat schon<br />

den Grundstein gelegt. Natürlich hat sich da noch nicht abgezeichnet,<br />

was möglich ist und welchen Weg wir gehen werden.<br />

Auch das klassische Berufsbild Bergsteiger gab es noch nicht.<br />

Reinhold Messner war der Einzige <strong>im</strong> Bergsport, der als Profi<br />

zu bewerten war, also wirklich der Einzige, der es damals schon<br />

verstanden hat, so an die Öffentlichkeit zu gehen, dass er davon<br />

hat leben können. Er lebte ja nicht vom Bergsteigen, sondern<br />

davon, dass er damit auftrat. Das war aber lange Zeit reine<br />

Utopie für mich, also habe ich zuerst ganz normal die Schule<br />

fertiggemacht, dann zwei Jahre Zivildienst abgeleistet und mich<br />

anschließend für ein Studium entschieden. Aus meiner besten<br />

Begabung heraus entschied ich mich für die Physik.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 57<br />

Am 27. Juli 2006 kletterte Alexander Huber “free<br />

solo” durch die Südwand des Viertausenders<br />

“Dent du Géant”, einem der markantesten Gipfel<br />

des Montblancmassivs. Insgesamt drei Tage<br />

kletterte er zur Vorbereitung in der Route. Die<br />

Herausforderung liegt weder in der Schwierigkeit<br />

noch in der Länge, sondern vielmehr in der<br />

besonderen Lage der Route, mitten in der vergletscherten<br />

Welt des Hochgebirges.


58 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Am 31. Januar erschlossen Stephan Siegrist und<br />

Alexander Huber eine neue Route an der 800<br />

Meter hohen, bisher unbegangenen Südwand<br />

der Aguja Desmochada in Patagonien.<br />

Die 25 Seillängen absolvierten sie bis auf wenige<br />

Meter in freier Kletterei. Die Nacht verbrachten<br />

die zwei Kletterer auf einem markanten Felsvorsprung<br />

hoch oben in der Wand, etwa 250 Meter<br />

unterhalb des Gipfels. Stephan und Alexander<br />

erreichten am nächsten Morgen um 10 Uhr<br />

diesen zum Fitz-Roy-Massiv gehörenden Gipfel.<br />

Du sagst das so – aus Deiner besten Begabung. Ich habe<br />

fast mein ganzes bisheriges Leben nach meiner Begabung<br />

gesucht.<br />

Ja, natürlich, einfach nach meiner besten schulischen Begabung<br />

und das war eindeutig die Physik. Ich habe das Studium als<br />

Chance genutzt, mir mein Leben so zu gestalten, dass ich den<br />

Sport auf professionellem Niveau betreiben konnte – nicht in<br />

Sachen Geldverdienen, sondern opt<strong>im</strong>al trainieren und sportlich<br />

erfolgreich sein. Das Studium erarbeitete ich mir <strong>im</strong> Min<strong>im</strong>um-<br />

Max<strong>im</strong>um-Prinzip, also min<strong>im</strong>aler Aufwand mit bestmöglichem<br />

Ergebnis.<br />

Also <strong>im</strong>mer mit dem Hintergrund, wenn das mit dem Sport<br />

nichts wird, in die Physik einzusteigen ?<br />

Ganz logisch, ich dachte damals überhaupt nicht ans Profitum,<br />

aber sowohl Thomas wie auch ich merkten durch unsere Erfolge,<br />

dass wir ganz offensichtlich das sportliche Niveau hatten, um<br />

ganz vorne mit dabei zu sein. Nur, wirkliche Profis waren wir<br />

anfangs nicht, denn als Studenten versuchten wir noch nicht,<br />

aus den sportlichen Erfolgen heraus unser Leben bestreiten zu<br />

können. Als ich 1997 schließlich das Studium abschloss, war ich<br />

unter den Kletterern weltbekannt. Ich hatte Sportklettererfolge<br />

<strong>im</strong> 11. Schwierigkeitsgrad, war damit auf Weltspitzenniveau<br />

und hatte internationale Erfolge wie an den Bigwalls <strong>im</strong> kalifornischen<br />

Yosemite-Nationalpark oder an den großen Bergen<br />

des H<strong>im</strong>alaja.<br />

Hast Du bereits während des Studiums auf eine<br />

professionelle Karriere als Sportler hingearbeitet?<br />

Im Nachhinein gesehen: Ja! Allerdings eher unbewusst. Mit<br />

der Begehung der berühmten Salathé-Route am El Capitan<br />

(Yosemite-Nationalpark, Kalifornien) wurde ich 1995 international<br />

bekannt. Direkt <strong>im</strong> Anschluss wurde ich gefragt, ob<br />

ich nicht einen Vortrag halten könnte. Darin hatte ich zwar<br />

noch keine Erfahrung, aber ich hatte die genialen Bilder von<br />

der Begehung von “Salathé”. Da hab ich spontan am Telefon<br />

zugesagt, denn ich wusste, dass es für mich eine finanzielle<br />

Zukunftsperspektive öffnen könnte. Nach dem ersten Vortrag<br />

habe ich rumtelefoniert, um weitere Aufträge zu bekommen.<br />

Tatsächlich habe ich dann <strong>im</strong> ersten Jahr 15 Vorträge halten<br />

können - damals für 1000 DM pro Vortrag. Das war für mich<br />

als Student das Paradies: ich muss nicht mehr in Kneipen, Sportgeschäften<br />

oder als Bergführer jobben. Den Freiraum nutzte<br />

ich, um mich sportlich voll zu entfalten.<br />

1997 war ich mit dem Physikstudium fertig. Mein Gefühl sagte<br />

mir, dass ich mir jetzt zwei Jahre Zeit lassen kann – denn ich<br />

hatte ein sehr gutes Diplom, mit dem ich auch später noch einen<br />

Job gefunden hätte. Die Zeit wollte ich damit verbringen, herauszufinden,<br />

ob ich <strong>im</strong> Profisport Fuß fassen kann. In diesem<br />

Zusammenhang hatte ich auch gleich 40000 DM in eine Vortragsanlage<br />

investiert – also Schulden gemacht. Allerdings<br />

war das Risiko überschaubar, denn bereits in der ersten Saison<br />

machte ich 25 Vorträge und das bei mittlerweile doppeltem<br />

Honorar.<br />

Und somit war Dein finanzielles Risiko kalkulierbar?<br />

Es waren kalkulierbare Schulden, es war zwar ein dicker Brocken,<br />

aber nach dem ersten Jahr waren diese Schulden weg. Ich war<br />

jetzt Profi und musste natürlich weiterdenken. Da waren die<br />

Ausgaben für Expeditionen und ich wollte nicht nur von der<br />

Hand in den Mund leben. Erfolge hatte ich zu Genüge, also bin<br />

ich zu Sponsoren gegangen, habe ihnen gesagt: “Ich trete an<br />

die Öffentlichkeit” – viele Artikel von mir gab es ja schon – “und<br />

halte Vorträge.” Deshalb wollte ich einen guten Vertrag und den<br />

habe ich dann auch erhalten und so hatte ich mir damit meine<br />

Zukunft geschaffen.<br />

Das kann aber nur funktionieren, wenn man einen Plan<br />

hat, wenn man das macht, was einem entspricht, dann<br />

kann man es schaffen.<br />

Es geht nur ganz oder gar nicht, also entweder Profisportler<br />

oder Physiker. Also für mich bedeutete das gleich Vollgas rein<br />

und Vorträge halten <strong>im</strong> In- und Ausland. Und <strong>im</strong> Prinzip war<br />

es mit der ersten Vortragssaison klar, dass das klappt. Die erste<br />

Saison ist super gelaufen, und ich hatte ein Produkt, mit dem<br />

ich mich sehen lassen konnte.<br />

Voraussetzung für Deinen Erfolg ist natürlich eine gewisse<br />

Verletzungsfreiheit?<br />

Sollte ich durch Verletzung ausfallen, muss ich mich der Situation<br />

anpassen. Aber <strong>im</strong>mer in der Angst zu leben, dass irgendwann<br />

mal was passieren könnte, würde mir das ganze Leben<br />

versperren. Ein gewisses Wagnis hast du <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Leben. Was<br />

sind die wirklichen Werte <strong>im</strong> Leben, was stellt der Wert des<br />

Lebens dar? Meist wird in Sterbeanzeigen das Leben eines<br />

Menschen reduziert auf das Geburts- und das Sterbedatum,<br />

den Namen und die Familienangehörigen. Ich glaube, das<br />

Leben eines Menschen definiert sich anders.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 59<br />

Man kann trotzdem zufrieden und auch glücklich sein<br />

mit seinem Leben, auch wenn man keine Höchstleistungen<br />

betreibt oder ständig an seine Grenzen stößt.<br />

Ich für mich habe das Gefühl, dass es nicht darauf ankommt,<br />

80 Jahre zu werden und auch nicht auf das Erzeugen von Nachwuchs<br />

– obwohl das ja ein elementarer Baustein des Lebens ist,<br />

geboren zu werden. Sich fortpflanzen und sterben, das vereint<br />

die Menschheit, das sind die elementaren Bausteine. Das sind<br />

aber wiederum nicht die Dinge, die das Leben charakterisieren.<br />

Man charakterisiert sich mit seinem eigenen Tun. Ein 80-jähriges<br />

Leben muss nicht zufriedener verlaufen sein als ein 40-jähriges.<br />

Man kann <strong>im</strong>mer in der Angst leben, sein Leben – oder als Unternehmer<br />

seinen – Betrieb zu verlieren. Nur wird man dann <strong>im</strong>mer<br />

genau das machen, was einen nicht befriedigt. Hat man aber<br />

eine gewisse Vision, einen Traum, dann kann man sein Leben in<br />

die Hand nehmen. Wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht.<br />

Viele Menschen spüren gar nicht, wohin ihre Sehnsucht<br />

geht, oder fangen erst sehr spät damit an, in sich hineinzuspüren,<br />

wohin sie gehen wollen, verbringen den Großteil<br />

ihres Lebens damit, Dinge zu tun, die gar nicht ihren<br />

Fähigkeiten entsprechen. Ich habe das Gefühl, dass Dich<br />

das auszeichnet, dass Du Deine Sehnsucht – wenn man Deinen<br />

Lebenslauf ansieht – kompromisslos auslebst. Ist Dir<br />

dieser Reichtum bewusst?<br />

Das ist mir sehr wohl bewusst. Alle Dinge, die ich gemacht habe,<br />

habe ich <strong>im</strong>mer aus voller Überzeugung gemacht. Da war der<br />

Zivildienst, 2 Jahre mit 60 Stunden in der Woche Dienst als<br />

Rettungssanitäter. Leichter wäre es gewesen, zur Bundeswehr<br />

zu gehen und Sport zu machen. Es kann sein, dass meine Eltern<br />

das mitgeführt haben, aber es ist eine Sache, die ich zu leben<br />

gelernt habe. Bergsteigen, Skifahren, ich hab nichts halb gemacht,<br />

ich hab mich begeistert dafür. Und <strong>im</strong>mer, wenn man sich<br />

engagiert und was Vollgas macht, dann kommt dabei was raus.<br />

Und man n<strong>im</strong>mt eben auch ein potentielles Risiko in Kauf?<br />

Ja, natürlich, wenn man in etwas 100 Prozent Energie reinsteckt<br />

und es wird dann nichts, dann ist es <strong>im</strong>mer mit einem Risiko<br />

verbunden. Das Risiko, zu scheitern, Zeit zu verlieren. Aber wenn<br />

man die Zeit für nichts Besonderes hern<strong>im</strong>mt und auch nichts<br />

erreicht, ist die Zeit sowieso verloren.


60 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Es gab eine Zeit in Deinem Leben, in der du mehr als<br />

100 Prozent Energie verbraucht hast, in der Du nicht<br />

in deiner Mitte gewesen bist.<br />

Auch ich habe schon das Phänomen Burnout duchlebt –<br />

Phänomen deswegen, weil es den “Burnout” an sich eigentlich<br />

nicht gibt. Es ist eben nur die Beschreibung eines Phänomens,<br />

das in unserer Gesellschaft <strong>im</strong>mer wieder auftaucht. Ich hatte<br />

lange die Warnzeichen nicht wahrgenommen. Dadurch war<br />

es möglich, dass mich Stresssituationen aus dem Gleichgewicht<br />

bringen konnten: Ich war lange Zeit am Berg unterwegs, bei<br />

einer Expedition, das bedeutete extrem langes Warten auf gutes<br />

Wetter, <strong>im</strong>mer dieser Druck, du möchtest gerne bergsteigen,<br />

es geht aber nicht. Du bist gezwungen, unten zu sitzen, und<br />

weißt, wenn es schön wird, geht’s richtig hart zur Sache, und<br />

das ist eine Stresssituation für den Bergsteiger. Ich war tatsächlich<br />

so instabil, dass mich diese Situation einfach fertiggemacht<br />

hat, und da hab ich Ängste entwickelt, die sich völlig<br />

verselbständigt haben, und das Problem bei Ängsten ist die,<br />

dass sie wieder Stress verursachen, und dann wird das mit der<br />

Zeit ein Selbstläufer. Eine Angst löst die andere ab, und irgendwann<br />

hast du dann nur noch Angst davor, dass morgen wieder<br />

so eine blöde Angst auftaucht.<br />

Gerberwiesen 1<br />

D-88477 Schwendi<br />

Telefon +49 -73 53- 98 42 0<br />

Telefax +49 -73 53- 98 42 26<br />

www.schenk-schmid.de<br />

info@schenk-schmid.de<br />

Ansprechpartner:<br />

Thomas Schmid<br />

Martin Schmid<br />

LEISTUNGSPROFIL<br />

• Formenbau für Thermo- und<br />

Duroplastwerkzeuge<br />

• Spezialist für Etagenwerkzeuge<br />

• Mehrkomponentenwerkzeuge<br />

• Stanz-, Biege- und Folgeverbundwerkzeuge<br />

für die Blechverarbeitung<br />

• Schnitt- und Formwerkzeuge<br />

für die Verpackungsindustrie<br />

• Instandhaltung von Spritzgieß- und<br />

Blechbearbeitungswerkzeugen<br />

• Entgratwerkzeuge für Druckgießteile<br />

• Lohnfertigung technischer Bauteile<br />

Also Angst vor der Angst?<br />

Ja, Angst vor der Angst. Wichtig in dieser Situation war, mir die<br />

Frage zu stellen, warum ich überhaupt so weit kam, warum ich<br />

so instabil wurde. Ich hatte meine Ressourcen aufgebraucht,<br />

hatte nicht glauben wollen, dass man nicht nur in physischer,<br />

sondern auch in psychischer Hinsicht Ressourcen hat. Das<br />

entscheidende Problem für mich war, dass ich das all die Jahre<br />

davor nicht erkannt hatte und mich so in eine Richtung bewegt<br />

hatte, in der das langsam krankhafte Züge annahm. Ich hatte<br />

eine Phase, da war ich Hypochonder – eines der Warnsignale,<br />

die ich ignoriert hatte. Wichtig war, zu erkennen, dass es die<br />

Situationen, die mich aus dem Gleichgewicht brachten, in<br />

meinem Leben tatsächlich gab. Leistungsdruck, Kritik – unberechtigte<br />

Kritik – von anderen Sportlern hat mir unhe<strong>im</strong>lich<br />

viel Stress bereitet, menschliche Beziehungen, die mich <strong>im</strong>mer<br />

mal wieder durcheinandergebracht haben. Alles in allem war<br />

es irgendwann zu viel.<br />

Ich habe mich aber langsam aus dem Ungleichgewicht herausmanövriert<br />

und zurück in ein Leben gefunden, in dem ich in mir<br />

Ruhe fand. Und ich weiß es heute ganz genau, wenn mir was<br />

nicht passt, ich merke das körperlich: ich habe dann kalten<br />

Schweiß auf meiner Stirn. Wenn ich mich heute in solch einer<br />

KOMPETENZ & KNOWHOW<br />

Unsere bestens ausgebildeten Fachkräfte<br />

in Konstruktion, Produktion und Organisation<br />

bilden ein eingespieltes Team:<br />

Vom Auszubildenden bis zum Ingenieur<br />

zeigt sich hier die Produktivkraft echter<br />

Motivation.<br />

CAD-KONSTRUKTION<br />

Die Kompetenz unserer Konstruktionsabteilung<br />

wird durch die CAD-Systeme<br />

Mechanical Desktop und Pro-Engineer<br />

opt<strong>im</strong>al unterstützt.<br />

CAM-PROGRAMMIERUNG<br />

Unsere intern vernetzte Produktion integriert<br />

modernste Fertigungsverfahren<br />

mit den 3-D CAD/CAM-Systemen C<strong>im</strong>atron,<br />

Work NC, NC-Graphics und dem<br />

2,5-D-System PEPS.<br />

FERTIGUNGSPROFIL<br />

• max<strong>im</strong>ale Formgröße:<br />

1500 x 1000 x 1000 mm<br />

• max<strong>im</strong>ales Formengewicht:<br />

10 Tonnen<br />

• Bearbeitungverfahren:<br />

Fräsen: 2200 x 800 x 800 mm<br />

5-Achsfräsen auf 800 mm Rundtisch<br />

HSC-Fräsen bis 50.000 U/min<br />

Senkerodieren: 1000 x 800 x 500 mm<br />

Drahterodieren: 600 x 600 x 320 mm<br />

Schleifen: 1200 x 600 x 400 mm<br />

Drehen: ø500 x 1000 mm<br />

Messen: 500 x 500 x 300 mm<br />

• Bemusterung von Schnitt- und<br />

Spritzgießwerkzeugen<br />

• Eigener Fuhrpark bis 7.5 t<br />

Situation wiederfinde, dann beginne ich sofort damit, mich der<br />

Situation zu stellen: Woher kommt der Stress? Muss ich den<br />

jetzt haben? Wo ist der Weg, der mich wieder herausführt.<br />

Wichtig für mich ist der Grundsatz: “You don´t have to be<br />

everybody´s darling!” Ich muss nicht <strong>im</strong>mer und überall “Ja”<br />

sagen, muss nicht <strong>im</strong>mer für alle funktionieren. Ich muss mich<br />

auf das Wesentliche konzentrieren. Wenn ich merke, dass es<br />

mir zu viel wird, dann sag ich frühzeitig “Nein”.<br />

Was sind Deine Pläne für die Zukunft? Welche Ziele<br />

steckst Du Dir?<br />

Die Ziele sind schon eher strukturiert, man kann beispielsweise<br />

eine Expedition nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Man<br />

muss sich mittelfristig vorbereiten, damit man dann für die<br />

Sache die richtige Form hat, und wenn man auf Expeditionen<br />

geht, muss man rechtzeitig mit den jeweiligen Regierungen<br />

Kontakt aufnehmen und um Erlaubnis fragen, ob man den Berg<br />

besteigen darf, so gesehen ist das nichts Superspontanes und<br />

muss genau geplant werden. Ich hab auch für die nächsten zwei<br />

Jahre einen ganz genauen Plan. Dennoch ist es mindestens zu<br />

zwei Dritteln der Fall, dass sich der Plan wieder ändert. Eigentlich<br />

wollten wir ja den Speedrekord an der “Nose” (El Capitan)<br />

bereits <strong>im</strong> Oktober 2005 holen, jetzt halt <strong>im</strong> Oktober <strong>2007</strong>…<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 61


62 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Der sportliche Werdegang der “Huberbuam”<br />

Bereits als Kinder begleiten die Brüder<br />

Alexander (39) und Thomas (41) Huber ihren<br />

Vater – einen ausgezeichneten Kletterer – auf<br />

Bergtouren. Mit 12 Jahren steht Alexander auf<br />

seinem ersten Viertausender und als Jugendliche<br />

besteigen die beiden Brüder nicht weniger als<br />

30 Viertausender in den Westalpen.<br />

Der internationale Durchbruch gelingt Alexander<br />

Huber 1995 mit der ersten freien “Rotpunkt”-<br />

Begehung der weltberühmten, 1000 Meter<br />

hohen vertikalen “Salathé-Route” am El Capitan<br />

<strong>im</strong> kalifornischen Yosemite-Nationalpark (ohne<br />

technische Hilfsmittel: Die Route muss sturzfrei<br />

bis zum Ende <strong>im</strong> Vorstieg, also als Seil-Erster<br />

begangen werden. Die Sicherungskette darf<br />

dabei nicht belastet werden und als Haltepunkt<br />

be<strong>im</strong> Klettern darf ausschließlich die natürliche<br />

Felsoberfläche benützt werden). Zwei Jahre<br />

später durchsteigen die Brüder als Erste bei<br />

einer Expedition <strong>im</strong> Karakorum die Westwand<br />

des Latok II (H<strong>im</strong>alaja). Diese Gipfelwand ist<br />

mehr als 1000 Meter hoch, eine sogenannte<br />

Bigwall. Zwei Wochen verbringt das Team in<br />

der senkrechten Granitwand in einer Höhe von<br />

zuletzt mehr als 7000 Metern Höhe.<br />

Weitere Meilensteine sind Alexanders “Free Solo”-<br />

Touren an den Drei Zinnen in den Dolomiten.<br />

“Free Solo”, das heißt freies Klettern, allein,<br />

ohne Seilsicherung und Festhalten nur an zum<br />

Teil kleinsten Vorsprüngen der natürliche Felsoberfläche.<br />

Atemberaubend ist dabei, dass der<br />

Kletterer dabei auch schon mal einhändig über<br />

dem Abgrund <strong>im</strong> Fels hängt. Ein Höhepunkt<br />

ist 2002 die Durchsteigung der Hasse-Brandler-<br />

Führe an den Drei Zinnen. 2004 aber legt<br />

Alexander Huber die Messlatte des Freikletterns<br />

nochmals höher, indem er die Route “Kommunist”<br />

beging, der weltweit schwierigsten Route, die<br />

bisher “free solo” geklettert wurde. Vor drei Jahren<br />

schließlich stellen die Brüder an der “Zodiac-<br />

Route” am El Capitan mit 1:51 Stunden einen<br />

neuen Speedrekord auf (zum Vergleich: normale<br />

Seilschaften benötigen für diese Route 2–7 Tage).<br />

Im aktuellen Kinofilm “Am L<strong>im</strong>it” versuchen sie<br />

sich an einer neuen Bestzeit an der berühmtesten<br />

Kletterroute der Welt, der “Nose”, ebenfalls<br />

am El Capitan.<br />

Der fortlaufende Plan ist dann jeweils nach hinten gestellt<br />

worden und die “Nose” wird so lange auf den Plan gesetzt, bis<br />

wir sie haben. So was wie die “Nose” würde ich nicht aufgeben,<br />

das haben wir drauf, dazu brauchen wir wie jeder andere<br />

Leistungssportler auch nur das notwendige Glück, dann geht<br />

das. Das andere ist die langfristige Planung, da wird’s natürlich<br />

<strong>im</strong>mer mehr in Richtung großes Bergsteigen gehen und <strong>im</strong>mer<br />

weniger in Richtung reines Klettern.<br />

Das ist altersbedingt?<br />

Ja, bei der Sprintdisziplin ist das Leistungsmax<strong>im</strong>um bei 26 bis<br />

28 Jahren. Für die kurzen, harten Belastungen, die eine Sprintstrecke<br />

schon darstellt, bin ich auch schon lange nicht mehr<br />

auf meinem Zenit, ich habe 1996 meine letzte Route <strong>im</strong> 11.<br />

Schwierigkeitsgrad gemacht, das war damals Weltspitze, jetzt<br />

bin ich nicht mehr Weltspitze <strong>im</strong> Sportklettern, aber alles, was<br />

ausdauernd ist, das geht. Wenn ich zwei Stunden “free solo”<br />

durch die große Zinnennordwand klettere, ist das natürlich<br />

ausdauernd, oder wenn ich auf Expedition gehe und mich fünf<br />

Tage lang plagen muss, dann ist das extreme Ausdauer; bei<br />

Marathon hat man mit 40 gerade sein Leistungsmax<strong>im</strong>um.<br />

Das ist die langfristige Strategie, wo wir – Thomas und ich –<br />

hingehen wollen. Das andere ist, dass ich mir keine Gedanken<br />

mache, was ich in fünf oder zehn Jahren mache; ich muss<br />

mittelfristig genau wissen, wo ich hinwill, aber langfristig lässt<br />

es sich nicht planen, du weißt nicht, kommen Verletzungen,<br />

du weißt nicht, wie lange bist du als Sportler vorn an der Spitze,<br />

du musst nur mittelfristig darauf reagieren, wenn sich Veränderungen<br />

ergeben. Ich habe das Gefühl, egal was kommt, ich finde<br />

schon eine Lösung.<br />

Mittlerweile hältst Du Vorträge auf der Managementebene.<br />

Wie sehen die inhaltlich aus und was ist da die<br />

Verbindung zum Bergsport?<br />

Meine Schlüsselwörter sind: Risikomanagement, Kreativität,<br />

Visionen, Motivation, Teamfähigkeit. Ich wünsche mir vom<br />

jeweiligen Auftraggeber diese Schlüsselwörter, um meinen<br />

Vortrag zu halten; ich erkläre aber nichts oder gebe etwas vor,<br />

das müssen die Teilnehmer für sich selbst umsetzen. Oft sind<br />

diese durch ihre Pflichten <strong>im</strong> Beruf zu gebunden, zu starr, und<br />

ich kann ihnen eine andere Sichtweise der Dinge liefern. Ich<br />

erzähle keine Neuigkeiten, ich versuche nur, ihnen wieder eine<br />

Tür zu öffnen. Es gibt Psychologen, die wissen weit tiefer über<br />

die Hintergründe Bescheid, haben Fachwissen, über das ich<br />

nicht verfüge. Aber das, worüber ich referiere, ist authentisch,<br />

ist aus dem Leben gegriffen, sind die Grenzerfahrungen, die<br />

ich erlebt habe.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 63<br />

Und das ist auch eine Begabung von Dir, Menschen<br />

zu motivieren und Deine Begeisterung weiterzugeben?<br />

Tja, offensichtlich habe ich diese Begabung.<br />

Mir fällt Deine “Free Solo”-Tour in den Zinnen ein. Kann<br />

es sein, dass Du da Menschen <strong>im</strong> gefährlichen, negativen<br />

Sinn motiviert hast? Deine “Free Solo”-Tour ist zum Teil<br />

ziemlich kritisch aufgenommen worden.<br />

Es war erst mal vordergründig eine kritische Sache, da ging<br />

es erst mal um mein Leben. Es gibt viele, die sagen, es sei verantwortungslos,<br />

eine Spinnerei, “wie kann man sein Leben so aufs<br />

Spiel setzen?”. Ich lebe tatsächlich zu einem gewissen Teil von<br />

dieser Faszination, weil sich die Leute selbst in diese Situation<br />

hineinprojizieren. Sie stellen sich vor, an meiner Stelle zu sein<br />

und da ist es klar, dass sie sich in einer ausweglosen Situation<br />

wiederfinden würden. Sie stellen sich vor, sie stürzen ab und<br />

sind tot. Deshalb halten sie mich für wahnsinnig. Was ihnen<br />

in diesem Moment nicht bewusst wird, ist, dass ich da mein<br />

ganzes Können und meine ganze mentale Kraft reinlege und<br />

so für mich die Situation beherrschbar mache. Es wäre ja der<br />

absolute Wahnsinn, wenn sich ein Normalautofahrer in einen<br />

Formel-1-Wagen setzen und mit 300 Stundenkilometern durch<br />

Monaco jagen würde. Aber für Michael Schumacher ist es ein<br />

überschaubares Risiko, weil er es beherrscht und weil er sich<br />

das somit zutrauen kann.<br />

Der nächste kritische Schritt ist die “schlechte” Vorbildfunktion;<br />

weil es viele andere eventuell motiviert, “Free Solo”-Begehungen<br />

zu machen. Erstes Gegenargument ist, das Ganze ist jetzt fünf<br />

Jahre her, und es gibt keinen einzigen Nachahmer, der verunglückt<br />

wäre. Das Nächste ist, dass die meisten gar nicht auf die<br />

Idee kommen, das nachzumachen, da die Gefahr unmittelbar<br />

und klar erkennbar ist. Parallel zur Formel 1: Nur weil Schumacher<br />

auf der Rennstrecke 300 fährt, fahren die anderen nicht mit<br />

250 Stundenkilometern in die Kurve.<br />

Ohne Zweifel hatte ich das Risiko, dass mich die Leute in der<br />

Öffentlichkeit verteufeln, aber ich hab meine Begeisterung<br />

und meine Faszination, meine Passion, meine Leidenschaft. Und<br />

das Risiko ist ein Teil meiner Leidenschaft, und wenn die Leute<br />

das nicht akzeptieren würden, dann hätte ich natürlich ein<br />

Problem. Irgendwann ist die Frage aufgetaucht, warum ich<br />

diese “Free Solo”-Tour so ausbreite. Das mache ich letztendlich,<br />

weil ich Profi bin. Man hat verstanden, dass ich nicht wegen<br />

der Öffentlichkeit klettere, sondern weil ich es gern mache.<br />

Alexander, ich danke Dir für das Gespräch. | Marion<br />

Lackenbauer, Traunstein<br />

Werkzeug- und Formenbau für Fortgeschrittene.<br />

»Schritt für Schritt<br />

zum Erfolg.«<br />

Werkzeugbau – Formenbau<br />

Unsere „Seilschaft“ für den Werkzeug- und Formenbau besteht aus<br />

einem Team hochqualifizierter und motivierter Mitarbeiter. Das schafft<br />

Sicherheit und Vertrauen in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden.<br />

Durch Zuhören, Analysieren, Bewerten, Beraten wollen wir Sie in<br />

unser Team integrieren. Denn nur gemeinsam schaffen wir den Erfolg.<br />

Fordern Sie unsere Broschüre an und überzeugen Sie sich von unserer<br />

Kompetenz: Fon 07172.9 27 99-0<br />

Alfred Härer GmbH · Kiesäckerstraße 9 · D-73547 Lorch<br />

Fon 07172.9 27 99-0 · Fax 07172.9 27 99-49 · www.haerer-formenbau.de


Märkte und Chancen<br />

Neu-Delhi<br />

Varanasi<br />

Kalkutta<br />

Mumbai (Bombay) Hyderabad<br />

Bangalore<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 65<br />

Boomende Wirtschaft mit verlässlicher Bürokratie<br />

von Ute Harland<br />

Investieren in Indien<br />

Seit dem Beginn der wirtschaftlichen Reformpolitik <strong>im</strong> Jahr<br />

1991 befindet sich Indien auf dem Weg in die soziale Marktwirtschaft.<br />

Seitdem verzeichnet auch sein Handelsvolumen<br />

einen deutlichen, kontinuierlichen Anstieg. Deutschland ist<br />

sein siebtwichtigstes Exportziel und viertwichtigster Importeur.<br />

Indien versteht sich als Gewinner der Globalisierung, sein<br />

Außenhandel macht ein Drittel seines Bruttoinlandsprodukts<br />

aus. Dabei ist der öffentliche Sektor in zentralen Wirtschaftsbereichen<br />

mit einem Anteil von über 70 Prozent noch <strong>im</strong>mer<br />

vorherrschend, obwohl die staatlichen Großbetriebe unwirtschaftlich<br />

arbeiten. Wegen politischer Widerstände sind die<br />

Privatisierungsbemühungen aber ins Stocken geraten.<br />

Stattdessen konzentriert die Regierung sich auf Reformen in<br />

den Bereichen Infrastruktur, Gesundheit und Bildung. Denn<br />

obwohl die indische Wirtschaft und Forschung teilweise zur<br />

internationalen Spitzenklasse zählen, ist Indien <strong>im</strong>mer noch<br />

ein Entwicklungsland: Etwa 25 Prozent aller Inder leben unterhalb<br />

der Armutsgrenze, ebenso viele sind Analphabeten. Die<br />

Lebensbedingungen in zurückgebliebenen ländlichen Gebieten<br />

und in wirtschaftsstarken städtischen Räumen klaffen weit<br />

auseinander.<br />

Bei Investoren ist Indien beliebt: Das Dickicht der indischen<br />

Bürokratie erscheint zwar zunächst unüberwindlich, ist aber<br />

letztendlich verlässlich und beherrschbar. Immerhin haben<br />

die Restriktionen in den letzten Jahren deutlich abgenommen,<br />

und erforderliche Genehmigungen werden schneller erteilt.<br />

Einige Hinweise für deutsche Unternehmen auf dem Weg<br />

nach Indien gibt dieser Artikel.<br />

Der rechtliche Rahmen<br />

Indien besitzt seit Jahrzehnten eine stabile Demokratie. Sein<br />

Rechtssystem ist verlässlich, aber charakterisiert durch eine<br />

äußerst hohe Regelungsdichte. Oft widersprechen sich die<br />

Regelungen auf nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Ebene.<br />

Gerichtsverfahren dauern häufig zehn Jahre pro Instanz, seit<br />

1996 gibt es daher eine Schiedsgerichtsbarkeit, die viel Zeit<br />

(und damit auch Geld) spart.<br />

Gespaltenes Indien: Nur etwa zwei Drittel der<br />

erwachsenen Inder können lesen, gleichzeitig<br />

verlassen jedes Jahr drei Millionen Absolventen<br />

die Universitäten.


66 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Land und Leute<br />

Fläche 3 287000 km2 Einwohnerzahl 1,1 Milliarden, davon ein Drittel unter 15 Jahre;<br />

Bevölkerungswachstum 1,9 %<br />

Deutsche in Indien 2500<br />

Landessprachen Englisch (Geschäfts- und Gerichtssprache),<br />

Hindi, 21 weitere<br />

Religionen Hinduismus (80 %), Islam (13 %),<br />

Christentum (2,3 %), Sikhismus (1,8 %)<br />

Hauptstadt Neu-Delhi (15 Mio. Einwohner)<br />

Kl<strong>im</strong>a tropisch; April bis Juni heiße Trockenzeit,<br />

Juli bis September Monsun<br />

Währung Indische Rupie = 100 Paise<br />

(1 Euro = 56,86 INR, April <strong>2007</strong>),<br />

voll konvertibel, Kontrolle des Devisenverkehrs<br />

durch Reserve Bank of India<br />

Regierungsform Parlamentarische Demokratie,<br />

unabhängig seit dem 15. August 1947,<br />

Mitglied <strong>im</strong> Commonwealth of Nations<br />

Staatsorgane – Haus des Volkes (Lok Sabha): 545 Mitglieder,<br />

Wahl alle fünf Jahre<br />

– Rat der Staaten (Rajya Sabha): 245 Mitglieder<br />

(237 für sechs Jahre indirekt gewählt,<br />

8 vom Staatsoberhaupt ernannt,<br />

Teilwahlen alle zwei Jahre)<br />

– Staatsoberhaupt (Präsident): Wahl durch<br />

Wahlmännerkollegium alle fünf Jahre<br />

Gewerkschaften Starke Position, oft verflochten mit Politik<br />

Daten zur Wirtschaft<br />

Wirtschaftswachstum 9,2 % (2006/07)<br />

Bruttoinlandsprodukt 707 Mrd. Euro (2006/07)<br />

Pro-Kopf-Einkommen 501 Euro (2006/07), jährlicher Anstieg etwa<br />

13 % (am schnellsten steigen Gehälter<br />

für Mitarbeiter auf der mittleren Führungsebene)<br />

Inflation 5,3 % (2006/07)<br />

Miete für Lagerflächen 3,50 Euro/m 2 (April <strong>2007</strong>)<br />

Stahlpreis 375 Euro/Tonne (November 2006)<br />

Benzinpreis 0,76 Euro/Liter (März <strong>2007</strong>)<br />

Strompreis 0,06 Euro/kWh (Juni 2005)<br />

Deutsche Investitionen Direktinvestitionen: 235 Mio. Euro<br />

(Januar bis Oktober 2006); hinzu kommen<br />

Reinvestitionen deutscher Firmen, die ihre<br />

Kapazitäten in Indien ausbauen<br />

Deutsche Unternehmen 1600 Kooperationen, 600 Joint Ventures<br />

Seit den 1990er Jahren dürfen ausländische Unternehmen in<br />

Indien in fast allen Bereichen investieren. Ausnahmen gelten<br />

für strategisch, gesellschaftlich oder unweltpolitisch wichtige<br />

Branchen (z.B. Verteidigung, Atomenergie). Für die meisten<br />

Unternehmen greift das automatische Genehmigungsverfahren<br />

(automatic route), das die früheren aufwendigen Lizenzierungen<br />

ersetzt. Allerdings bestehen in manchen Ballungszentren trotzdem<br />

örtliche Beschränkungen.<br />

Das automatische Genehmigungsverfahren gilt nicht für Unternehmen<br />

mit einem ausländischen Kapitalanteil von über 24<br />

Prozent sowie für die Herstellung von Produkten, die dem Sektor<br />

der Kleinbetriebe vorbehalten sind. Für solche Projekte ist das<br />

Gremium zur Förderung ausländischer Investitionen (Foreign<br />

Investment Promotion Board, FIPB) zuständig. Es prüft und<br />

genehmigt die Investitionspläne anhand verschiedener Kriterien<br />

wie Investitionsumfang, eingebrachte Technologien, Exportpotential,<br />

Grad des Importersatzes, Devisenbilanz, Beschäftigungspotential.<br />

Eine Sonderrolle spielen Abkommen über ausländische Technologie:<br />

Dabei gilt das automatische Genehmigungsverfahren über<br />

die Reserve Bank of India für Pauschalzahlungen von bis zu<br />

2 Millionen US-Dollar sowie für Lizenzzahlungen an das ausländische<br />

Mutterunternehmen bis zu branchenabhängigen<br />

Obergrenzen. Über Projekte, die darüber hinausgehen, entscheidet<br />

das Projektgenehmigungsgremium (PAB) be<strong>im</strong> Sekretär der<br />

Abteilung Industriepolitik und Industrieförderung <strong>im</strong> Handelsund<br />

Industrieministerium.<br />

Um die Abläufe für Investoren zu vereinfachen, hat die indische<br />

Regierung <strong>im</strong> Jahr 2000 die Behörde zur Verwirklichung ausländischer<br />

Investitionen (Foreign Investment Implementation<br />

Authority, FIIA) als zentrale Anlaufstelle geschaffen. Sie koordiniert<br />

die Beschaffung der zahlreichen weiteren Genehmigungen:<br />

von der Aufnahme ins Handelsregister über die ökologische<br />

Genehmigung des Standorts, die Registrierung bei den Steuerbehörden<br />

und die Finanzierung bis hin zur Baugenehmigung<br />

oder Abnahme von Maßen und Gewichten.<br />

Folgende Rechts- und Organisationsformen stehen dem<br />

Investor in Indien zur Verfügung:<br />

– Partnership (Personengesellschaft): keine juristische Person,<br />

Gesellschafter haften persönlich und unbeschränkt<br />

– Private L<strong>im</strong>ited Company (GmbH): Mindestkapital 100 000 INR,<br />

Kapitalanteile nur eingeschränkt veräußerbar, “Board of Directors”<br />

ist gleichzeitig Geschäftsführung und Aufsichtsrat<br />

– Public Company (börsennotierte Gesellschaft): Anteile frei<br />

veräußerbar, Mindestkapital 50 000 INR<br />

– Joint Venture (neu gegründetes Gemeinschaftsunternehmen<br />

mit deutschen und indischen Unternehmen als Gesellschaftern)<br />

– Vereinbarung zum Technologietransfer mit Unternehmen<br />

– Repräsentanz: darf nicht selbst geschäftlich tätig werden<br />

Indien hat 1996 mit Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen<br />

abgeschlossen. Folgende Steuern sind für Unternehmer<br />

wichtig:<br />

– Körperschaftssteuer: 30 Prozent, viele Abschreibungsmöglichkeiten<br />

– Einkommensteuer: bis 100 000 INR 0 Prozent, bis 150 000 INR<br />

10 Prozent, bis 250 000 INR 20 Prozent, ab 250 000 INR 30 Prozent<br />

– Mehrwertsteuer: erhoben auf Verkauf beweglicher Gegenstände,<br />

löst bis 2008 allmählich die regionale Sales Tax ab; Steuersatz<br />

0–50 Prozent (Standardsatz 12,5 Prozent)<br />

– Service Tax: erhoben auf Dienstleistungen, 10,2 Prozent ab<br />

400 000 INR Jahresumsatz<br />

An Zöllen fallen an:<br />

– Basiszollsatz/Basic Duty: 20 Prozent<br />

– Binnenverbrauchssteuer/Additional Duty: 16,3 Prozent<br />

– Erziehungsabgabe/Education Cess: 2 Prozent<br />

In Sonderwirtschaftszonen und Export Oriented Units (EOU)<br />

gelten niedrigere Zollsätze.<br />

Immobilien: Ausländer dürfen in Indien grundsätzlich weder<br />

Grund und Boden noch Gebäude oder Gebäudeteile erwerben.<br />

Davon ausgenommen sind ausländische Unternehmen, die eine<br />

Investitionsgenehmigung der Reserve Bank of India besitzen:<br />

Sie dürfen Grundstücke und Gebäude kaufen, um ihr angemeldetes<br />

Gewerbe auszuüben. Die Erteilung von Baugenehmigungen<br />

dauert sehr lange und beruht oft auf intransparenten Entscheidungsprozessen,<br />

die sich noch dazu in den einzelnen<br />

Bundesstaaten stark unterscheiden.<br />

Was es sonst zu bedenken gibt<br />

– Arbeitskräfte: In Indien steht eine große Zahl gut ausgebildeter<br />

Hochschulabsolventen vor allem aus technischen Fächern zur<br />

Verfügung. Über den künftigen Arbeitgeber eines Bewerbers<br />

entscheiden in erster Linie seine Familienangehörigen. Die Lohnkosten<br />

sind niedrig, leistungsabhängige Bezahlung setzt sich<br />

<strong>im</strong>mer mehr durch. Die Gewerkschaften haben strenge Regelungen<br />

zum Kündigungsschutz durchgesetzt.<br />

– Bankwesen: verschiedene Handelsbanken mit insgesamt 63 000<br />

Zweigstellen, nationale und bundesstaatliche Finanzinstitutionen<br />

– Infrastruktur: Das indische Straßennetz ist völlig unzulänglich,<br />

das Eisenbahnnetz höchst sanierungsbedürftig.<br />

– Korruption: Die Zahlung von Bestechungsgeldern ist in allen<br />

Bereichen und auf allen Ebenen gängige Praxis.<br />

– Politische Krisen: Kaschmir-Frage, Grenzkonflikt mit Pakistan –<br />

für diese Gebiete bestehen Reisewarnungen des Auswärtigen<br />

Amtes.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 67<br />

Chaotisch, mit unterschiedlichsten Bräuchen<br />

und sehr vital. Indiens Regierung wirbt nicht<br />

zu Unrecht mit dem Slogan “Incredible India –<br />

unglaubliches Indien”.


68 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 69<br />

Die Branche in Zahlen<br />

Markt für Werkzeugmaschinen (2006) 558 Mio. Euro<br />

Export von Werkzeugmaschinen (2005/06) 9,35 Mio. Euro<br />

Anteil von Importen am Werkzeugmarkt (2005/06) 68 %<br />

Importe von Werkzeugmaschinen und 173 Mio. Euro<br />

Fertigungssystemen aus Deutschland<br />

(Januar bis September 2006)<br />

Deutsche Direktinvestitionen (Werkzeugmaschinen) 282 000 Euro<br />

(April 2005 bis März 2006)<br />

Importe von Maschinen zum Be- und 65,12 Mio. Euro<br />

Verarbeiten von Kautschuk/Kunststoffen (2004)<br />

Industrielle Kunststoffproduktion (2006/07) 175 Mrd. Euro<br />

Indische Philosophie, Hingabe und Spiritualität<br />

zeigen sich auch in den verschiedenen Religionen<br />

des Landes. Von 100 Indern sind 81 Hindus,<br />

13 Moslems, 2 Christen, 2 Sikhs und 2 gehören<br />

einer anderen Religionsgemeinschaft an.<br />

Die Branche in Indien: Situation und Perspektiven<br />

Indiens Bedarf an Werkzeugmaschinen wächst derzeit um 35<br />

bis 40 Prozent jährlich. Vor allem CNC-Maschinen sind gefragt.<br />

Auch die Kunststoff verarbeitende Industrie expandiert um<br />

10 Prozent jährlich, da Industrie und Verbraucher zunehmend<br />

auf Kunststoff statt Holz und Metall setzen.<br />

Dabei ist Indien <strong>im</strong>mer noch auf Werkzeug<strong>im</strong>porte angewiesen,<br />

denn indische Unternehmen haben ihre Fertigungskapazitäten<br />

nicht rechtzeitig ausgebaut und können nun der Nachfrage<br />

nicht nachkommen. Besonders gefragt sind deutsche Produkte<br />

wegen ihrer hohen Präzision und Servicefreundlichkeit – vor<br />

allem bei internationalen Konzernen, die in Indien fertigen, und<br />

bei einhe<strong>im</strong>ischen Unternehmen, die für den Export produzieren<br />

und entsprechend hohe Qualitätsstandards einhalten müssen.<br />

Aber einhe<strong>im</strong>ische Unternehmen holen auf: Bis 2010 wollen<br />

sie bis zu 500 Millionen Euro in Qualität, Service, Design und<br />

Sicherheit ihrer Produkte investieren. Das ist auch dringend<br />

nötig, denn sie produzieren zunehmend für den Export, und<br />

dort gelten höhere Qualitätsstandards, als sie bisher erreichen<br />

können. Außerdem gehen sie <strong>im</strong>mer mehr Technologiekooperationen<br />

mit Unternehmen aus Deutschland, Japan oder den<br />

USA ein.<br />

Wichtige Abnehmerländer sind nicht mehr nur die direkten<br />

Nachbarstaaten, sondern Indien liefert zunehmend auch nach<br />

Südostasien, in die Golfregion und in die USA. Im eigenen<br />

Land kommt die Nachfrage vor allem aus der Kfz- und Zulieferindustrie,<br />

aber auch die Textil- und Bekleidungsindustrie, die<br />

Kunststoffverpackungsindustrie, die Konsumgüterbranche, die<br />

Telekommunikation, die Elektronikfertigung, der Maschinenbau<br />

und die Medizintechnik melden wachsenden Bedarf an.<br />

Um mit indischen Verhaltensweisen und Gepflogenheiten<br />

angemessen umzugehen, suchen ausländische Unternehmen<br />

sich am besten indische Handelsmittler. Sie sollten auch technisch<br />

versiert sein, um einen reibungslosen Kundendienst zu<br />

gewährleisten, und engen Kontakt mit Regierungsstellen und<br />

Entscheidungsträgern pflegen, um frühzeitig von Ausschreibungen<br />

zu erfahren.<br />

Mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung ist Indien<br />

dann einer der interessantesten Wachstumsmärkte Asiens<br />

und damit weltweit.<br />

Ansprechpartner und Kontakte<br />

für weitere Informationen<br />

Deutsch-Indische Handelskammer<br />

(Indo-German Chamber of Commerce, IGCC)<br />

(gegründet 1956, 6500 Mitglieder [2005],<br />

Hauptsitz Mumbai, Niederlassungen in Neu-<br />

Delhi, Chennai, Kalkutta, Bangalore, Hyderabad)<br />

Angebot: Marktstudien, Marktforschung,<br />

Kontaktvermittlung zu indischen Unternehmen,<br />

Unterstützung be<strong>im</strong> Eintritt in den indischen<br />

Markt, Unterstützung bei Messen und Geschäftstreffen,<br />

Marketingdienstleistungen für deutsche<br />

Unternehmen.<br />

www.indo-german.com<br />

Bundesagentur für Außenwirtschaft (BfAI)<br />

(Repräsentanz in Neu-Delhi)<br />

Angebot: Marktforschung, Marktberichterstattung,<br />

Beratung für deutsche Investoren<br />

www.bfai.de<br />

Indian Investment Centre<br />

(staatliche Organisation)<br />

Angebot: Informationen zu Recht, Politik,<br />

Steuern, Verfahren, Fördermitteln; Unterstützung<br />

bei Investitionen, technischer Zusammenarbeit,<br />

Joint Ventures; Hilfe be<strong>im</strong> Ausfüllen von Anträgen,<br />

Suche nach Kooperationspartnern, Marktstudien.<br />

www.iic.nic.in<br />

Tool & Gauge Manufacturers’ Association of India<br />

(indischer Branchenverband, gegründet 1990,<br />

über 400 Mitglieder)<br />

Angebot: Weiterbildung, Interessenvertretung<br />

gegenüber Staat und Behörden, Vermittlung von<br />

Kooperationen, Bibliothek, Veröffentlichungen<br />

www.tagmaindia.org<br />

Indian Machine Tool Manufacturers’ Association<br />

(IMTMA)<br />

www.<strong>im</strong>tma.in<br />

Diemould India International Exhibition<br />

nächster Terminder Fachmesse:<br />

15.–18. Februar 2008, Bangalore<br />

www.biztradeshows.com/trade-events/<br />

diemould-india.html<br />

Erodieren in jeder Form<br />

Drahterosion<br />

› Fahrwege bis<br />

1100 x 600 mm<br />

› Schneidehöhe bis<br />

620 mm<br />

› Werkzeuggewicht bis<br />

3 Tonnen<br />

– von XXS bis XXL<br />

Senkerosion<br />

› Fahrwege bis<br />

900 x 700 mm<br />

› Werkzeuggewicht bis<br />

2 Tonnen<br />

Am Vogelherd 46 Fon 07333 922483 kirschmer-erodiertechnik@t-online.de<br />

72589 Westerhe<strong>im</strong> Fax 07333 922484 www.kirschmer-erodiertechnik.de<br />

opt<strong>im</strong>ale<br />

Werkzeugkonstruktion?<br />

der <strong>VDWF</strong> und das SKZ bilden zum<br />

geprüften Werkzeugkonstrukteur<br />

für Spritzgießwerkzeuge aus.<br />

Wie man die Anforderungen an sein<br />

Produkt schnell erfasst, detailsicher<br />

umsetzt und die Kostengrenzen <strong>im</strong><br />

Auge behält, aber auch <strong>im</strong> Umgang<br />

mit Kunden und Geschäftspartnern<br />

besteht, wird <strong>im</strong> 8-wöchigen Lehrgang<br />

“Geprüfter Werkzeugkonstrukteur<br />

für Spritzgießwerkzeuge” vermittelt.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter<br />

www.vdwf.de und www.skz.de.<br />

b<br />

Sonstige<br />

Dienstleistungen<br />

› Startlocherosion<br />

› HSC Fräsen<br />

› Datenübernahme aus<br />

allen gängien Formaten<br />

Besuchen Sie uns auf<br />

der Blechexpo:<br />

Halle 4, Stand 4308<br />

(Stand der <strong>VDWF</strong>)


70 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Interview mit Helmut Heinson über<br />

seine Erfahrungen in Indien<br />

Helmut Heinson, Geschäftsführer Vertrieb<br />

der Arburg GmbH & Co KG. Das Unternehmen<br />

arbeitet seit Langem in Indien<br />

mit einem indischen Handelspartner<br />

zusammen. Es bietet umfassende Vertriebs-<br />

und Servicedienstleistungen mit<br />

anwendungstechnischer Beratung und<br />

Ersatzteilservice.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong>: Warum haben Sie<br />

sich gerade für Indien entschieden?<br />

Heinson: Als Global Player sind wir auf<br />

allen wichtigen Kunststoffmärkten präsent.<br />

Das Potential von Indien in dieser<br />

Hinsicht haben wir schon vor langer Zeit–<br />

also vor dem Boom der letzten Jahre –<br />

entdeckt. Indien ist bereits ein relevanter<br />

Faktor in der Weltwirtschaft und wird<br />

diese Rolle <strong>im</strong>mer stärker ausbauen. China<br />

und Indien, da sage ich Ihnen nichts<br />

Neues, sind die ökonomischen “places<br />

to be”. Indien hat sicherlich Vorteile hinsichtlich<br />

des politischen Systems und<br />

natürlich <strong>im</strong> offiziellen Gebrauch der<br />

englischen Sprache.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie<br />

<strong>im</strong> Indiengeschäft gemacht?<br />

Ich persönlich habe vor Ort <strong>im</strong>mer nur<br />

gute Eindrücke gewonnen. Über die<br />

Business-Gepflogenheiten, die sich<br />

natürlich bisweilen deutlich von den<br />

europäischen unterscheiden, muss ich<br />

Ihnen ja nichts sagen. Nur so viel: Bringen<br />

Sie Geduld mit. Generell haben wir<br />

über unseren Handelspartner positive<br />

Erfahrungen gemacht. Bei Arburg setzen<br />

wir <strong>im</strong>mer voraus, dass das Verständnis<br />

der Kulturen vor Ort grundlegende<br />

Voraussetzung für den geschäftlichen<br />

Erfolg <strong>im</strong> Ausland ist. Daher arbeiten<br />

wir auf dem hart umkämpften Markt<br />

eben auch langjährig mit einem indischen<br />

Handelspartner zusammen.<br />

Haben Ihnen indische Branchenverbände<br />

geholfen?<br />

Branchenverbände sind insbesondere<br />

<strong>im</strong> Maschinenbau überall von entscheidender<br />

Bedeutung – das ist in Indien<br />

auch nicht grundlegend anders. Durch<br />

unseren nationalen Handelspartner<br />

glauben wir aber, einen besseren, kontaktintensiveren<br />

Zugang zu formellen und<br />

vor allem auch informellen Informationskreisen<br />

zu besitzen.<br />

Was sind die größten Unterschiede<br />

zwischen dem Geschäft in Deutschland<br />

und in Indien?<br />

Kulturelle, religiöse, hierarchische, infrastrukturelle,<br />

rechtliche und wirtschaftspolitische<br />

Unterschiede – bisweilen erheblichen<br />

Ausmaßes – spielen eine entscheidende<br />

Rolle in Indien. Um wirtschaftlichen<br />

Erfolg zu erzielen, sollten Sie die<br />

Dos and Don’ts kennen. Und nochmals:<br />

Nehmen Sie sich Zeit. Der direkte Weg<br />

ist nicht unbedingt der richtige.<br />

Was empfehlen Sie anderen <strong>VDWF</strong>-<br />

Mitgliedern, die in Indien tätig<br />

werden wollen?<br />

Bei Arburg sind wir sehr zufrieden mit<br />

unserem Weg, den wir in Indien gehen.<br />

Allerdings sehen wir uns nicht in der<br />

Position, anderen Unternehmen Ratschläge<br />

zu geben. Wie überall in der Welt<br />

helfen Respekt, Verständnis der Kultur<br />

und sensible Kommunikation weiter. Als<br />

Neuling in Indien sollte man sich vielleicht<br />

einen nationalen Kooperationspartner<br />

suchen – eine bessere Unterstützung<br />

kann es nicht geben. Opt<strong>im</strong>al<br />

ist eine Kombination aus einer indischen<br />

Organisation und ein bis zwei Vertretern<br />

des Stammhauses. Und wie bereits<br />

erwähnt, spielt Geduld in Indien eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Interview mit<br />

Dr. h.c. Wolfgang Leonhardt<br />

Wolfgang Leonhardt, Inhaber des<br />

Graveurbetriebs Leonhardt. Das Unternehmen<br />

bedient in Indien ausgewählte<br />

Kunden mit Prägewerkzeugen für die<br />

Herstellung filigraner Produkte. Die<br />

Tochtergesellschaft OxiMaTec GmbH<br />

kooperiert mit indischen Herstellern in<br />

verfahrenstechnischen Fragestellungen.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong>: Warum haben Sie<br />

sich gerade für Indien entschieden?<br />

Leonhardt: Indien hat mehr als eine<br />

Milliarde Menschen. Die schulische<br />

Bildung ist relativ gut, die englische<br />

Sprache sehr weit verbreitet. Das heißt,<br />

es gibt eigentlich keine Kommunikationsprobleme.<br />

Indiens Wirtschaft, vor allem<br />

der he<strong>im</strong>ische Markt, wächst ziemlich<br />

rasant. Nehmen wir ein konkretes Beispiel:<br />

Man schätzt, dass ca. 30 Millionen<br />

Menschen jedes Jahr einen höheren<br />

Wohlstand erreichen. Als Folge davon<br />

werden jedes Jahr ca. 25 Millionen<br />

Zweiräder benötigt. Der he<strong>im</strong>ische Markt<br />

ist also extrem groß. Auch in der Automobilbranche<br />

findet man ein starkes<br />

Wachstum.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie<br />

<strong>im</strong> Indiengeschäft gemacht?<br />

Der Einstieg hat sich überaus schwierig<br />

und langwierig gestaltet. Unsere Kunden<br />

sind technologisch auf einem sehr<br />

hohen Niveau, so dass eine fachliche<br />

Diskussion ohne größere Probleme<br />

möglich ist. Die Anforderungen an<br />

unsere Produkte sind extrem hoch. Seitdem<br />

wir diese zur Zufriedenheit der<br />

Kunden erfüllen können, gestaltet sich<br />

die Zusammenarbeit durchaus sehr<br />

effizient.<br />

Was sind die größten Unterschiede<br />

zwischen dem Geschäft in Deutschland<br />

und in Indien?<br />

Vor allem ist es die räumliche Distanz.<br />

Man kann nicht einfach kurzfristig mit<br />

dem Kunden eine Problemlösung vor<br />

Ort erörtern. Besuche bei den Kunden<br />

gestalten sich äußerst zeitintensiv, denn<br />

Firmen außerhalb der Ballungszentren<br />

sind schwierig zu erreichen. Überraschenderweise<br />

sind unsere Kunden<br />

ziemlich offen; aber dazu waren viele<br />

vertrauensbildende Maßnahmen erforderlich.<br />

Was empfehlen Sie <strong>VDWF</strong>-<br />

Mitgliedern, die in Indien tätig<br />

werden wollen?<br />

Besuchen Sie Messen, und knüpfen<br />

Sie dort persönliche Kontakte!<br />

Vielen Dank für das Gespräch. |<br />

Ute Harland, Fischbachtal-Lichtenberg<br />

Verlag und Herausgeber<br />

<strong>VDWF</strong> – Verband Deutscher<br />

Werkzeug- und Formenbauer e.V.<br />

Gerberwiesen 3<br />

88477 Schwendi<br />

Telefon +49 (0)7353 9842299<br />

Telefax +49 (0)7353 9842298<br />

info@vdwf.de, www.vdwf.de<br />

Präsident Prof. Dr.-Ing. Thomas Garbrecht<br />

Geschäftsführer Willi Schmid<br />

Redaktion <strong>VDWF</strong> mit c3 | wortundform<br />

Verantwortlicher Redakteur (i.S.d.P.)<br />

Dipl.-Ing. (FH) Tobias Knipping (tk), <strong>VDWF</strong>, Schwendi<br />

Gestaltung und Technik<br />

c3 | wortundform<br />

Entenbachstraße 35<br />

81541 München<br />

Telefon +49 (0)89 62500535<br />

Telefax +49 (0)89 62500536<br />

ask@wortundform.de, www.wortundform.de<br />

Herstellung<br />

Medienhaus Kastner AG<br />

Schloßhof 2–6<br />

85283 Wolnzach<br />

Telefon +49 (0)8442 92530<br />

Telefax +49 (0)8442 2289<br />

kastner@kastner.de, www.kastner.de<br />

Anzeigen<br />

Redaktionsbüro<br />

Christine Reisinger (verantwortlich)<br />

Portenschlagerweg 14<br />

85276 Pfaffenhofen<br />

Telefon +49 (0)8441 784191<br />

Telefax +49 (0)8441 784192<br />

werbung@vdwf.de<br />

Mediadaten www.media.vdwf.de<br />

AGB www.agb.vdwf.de<br />

Erscheinungsweise viermal <strong>im</strong> Jahr<br />

Druckauflage 11700 Exemplare<br />

Verbreitete Auflage 11446 Exemplare<br />

(Angaben des 4. Quartals 2006)<br />

Der Informationsgesellschaft zur<br />

Feststellung der Verbreitung von<br />

Werbeträgern (IVW) angeschlossen<br />

Preise<br />

Einzelheft: 9,50 Euro, Jahres-Abonnement <strong>im</strong><br />

Inland über vier Ausgaben: 25 Euro (inklusive<br />

Porto und Versand). Das Abonnement kann<br />

unter www.vdwf.de bestellt werden. Für die<br />

Mitglieder des <strong>VDWF</strong> erfolgt der Bezug der<br />

Zeitschrift <strong>im</strong> Rahmen ihrer Mitgliedschaft<br />

ohne gesonderte Berechnung.<br />

“<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong>” 2/<strong>2007</strong> erscheint am<br />

18. Mai u. a. mit folgenden Themen:<br />

Nachwuchs: Arbeitskreis “Ausbildung” des <strong>VDWF</strong><br />

Marktanalyse: Chancen und Risiken in Indien<br />

Anwendungen: Neues aus der Erodiertechnik<br />

Schnittstellen: Von der Idee zum Produkt<br />

Bildnachweise<br />

Titel: c3 | wortundform<br />

Seite 5 unten: photocase.de<br />

Seite 14: Sylvian Wehnert<br />

Seite 16: Matze Steuer<br />

Seite 17: Marc Schippling<br />

Seite 18: Niels Steinhoff<br />

Seite 20–22: c3 | wortundform<br />

Seite 23: Eitech<br />

Seite 24–27: photocase.de<br />

Seite 28: V.G. Kunststofftechnik<br />

Seite 34: Konica Minolta<br />

Seite 35: Mitutoyo<br />

Seite 37: buhrstahlformenbau<br />

Seite 40–45: Schott Systeme<br />

Seite 46, 52: Visipix<br />

Seite 47: MSC.Software<br />

Seite 48, 49 oben: S<strong>im</strong>paTec<br />

Seite 49 unten: Moldflow<br />

Seite 53 oben: UN Photo/Mark Garten<br />

Seite 53 unten: UN Photo/Ryan Brown<br />

Seite 54: who/P. Virot<br />

Seite 58: c3 | wortundform<br />

Seite 60 Hintergrund: flickr/David Dennis<br />

Seite 68 oben: MGM<br />

Seite 68 unten: Sony Pictures<br />

Seite 69 oben: Walther<br />

Seite 69 mitte: Umarex<br />

Seite 69 unten: Smith & Wesson<br />

Seite 70: MGM<br />

Seite 77: c3 | wortundform


20 Jahre Mack Erodiertechnik –<br />

Vision, Motivation und Präzision auf höchstem Niveau<br />

Vision, Motivation und Präzision, das<br />

sind die drei Schlagworte, welche die<br />

Firmenphilosophie der Firma Bernhard<br />

Mack Erodiertechnik treffend beschreiben.<br />

Im Jahr 1987 gründete Bernhard<br />

Mack seine Firma <strong>im</strong> oberschwäbischen<br />

Langenau und kann seither auf ein<br />

stetiges Wachstum seiner Firma zurückblicken.<br />

Der Firmengründer absolvierte bei der<br />

Firma Walther in Ulm seine Ausbildung<br />

zum Werkzeugmechaniker und arbeitete<br />

dort 10 Jahre, bevor er den Schritt<br />

in die Selbständigkeit wagte, auf dem<br />

“Nährboden” des väterlichen Werkzeugbaus<br />

in Langenau. Bernhard Mack<br />

erkannte früh das Potential der neu aufkommenden<br />

Technik der Drahterosion –<br />

dabei kam ihm zugute, dass damals viele<br />

Werkzeugmacher diese einsetzen wollten,<br />

jedoch die Anschaffungskosten einer<br />

eigenen Maschine scheuten.<br />

Stetiges Wachstum als Konstante<br />

in der Firma<br />

Die Gründerphase seines Unternehmens<br />

meisterte Bernhard Mack, indem er die<br />

langen Laufzeiten, die der Drahterosion<br />

eigen sind, nutzte und parallel dazu<br />

selbst neue Kunden akquirierte, Teile<br />

auslieferte und seine Büroarbeit erledigte.<br />

Ein ebenfalls wichtiger Baustein<br />

war ein Existenzgründerfonds, mit dem<br />

sich Bernhard Mack seine erste Maschine<br />

finanzierte.<br />

Die Anfänge der Firma waren vor allem<br />

dadurch best<strong>im</strong>mt, dass die neue Technologie<br />

der Drahterosion erst bekannt<br />

gemacht werden musste. “Viele Werkzeugmacher<br />

wussten damals zwar, dass<br />

es diese Technologie gab, aber die wenigsten<br />

kannten ihre Anwendung”, schildert<br />

Bernhard Mack seine ersten Vertriebsakti-<br />

vitäten. “Im Umfeld Ulm und Heidenhe<strong>im</strong><br />

war meine Firma auch ein Pionier <strong>im</strong><br />

Gebiet der Drahterosion <strong>im</strong> Lohn”, erinnert<br />

sich Bernhard Mack. Natürlich musste<br />

vor allem am Anfang noch einiges an<br />

Überzeugungsarbeit geleistet werden,<br />

doch die Vorteile der Drahterosion, die<br />

nicht nur deutlich schneller als die damals<br />

üblichen Feilmaschinen war, sondern<br />

auch noch eine höhere Genauigkeit<br />

lieferte, waren sehr gewichtige Argumente<br />

für die neue Technologie.<br />

Nach etwa einem Jahr wurden aufgrund<br />

eines stetig steigenden Auftragseingangs<br />

die Kapazitäten der jungen Firma zu klein<br />

und Bernhard Mack kaufte sich eine neue<br />

Drahterodiermaschine und stellte auch<br />

seinen ersten Mitarbeiter ein. Seither<br />

wurde jedes Jahr investiert. Entweder<br />

in neue Technologien, neue Mitarbeiter,<br />

oder – wie <strong>im</strong> Jahr 1997 – in ein neues,<br />

den wachsenden Platzbedürfnissen<br />

gerecht werdendes Firmengebäude. Heute<br />

beschäftigt die Firma Mack Erodiertechnik<br />

5 Mitarbeiter, die auf 11 Erodiermaschinen<br />

in vollkl<strong>im</strong>atisierten Räumen die Kundenaufträge<br />

abarbeiten.<br />

Von Anfang an auf Automatisierung<br />

gesetzt<br />

Schon in den Anfangsjahren der Firma<br />

hat Bernhard Mack kontinuierlich auf<br />

Automation gesetzt. Zunächst auf einem<br />

selbst entwickelten Spannsystem, später<br />

auf Palettenwechselsystemen der Firma<br />

Erowa. Durch die Automatisierung war<br />

es möglich, die Drahterodiermaschinen<br />

nahezu 24 Stunden am Tag in Betrieb zu<br />

halten. “Wir haben auf der einen Palette<br />

<strong>im</strong>mer die Langläufer gehabt, die wir<br />

nachts in die Maschine geschoben haben.<br />

Am nächsten Morgen haben wir auf<br />

der anderen Palette das Tagesgeschäft<br />

hingerichtet und dieses laufen lassen.”<br />

Klasse statt Masse bei den<br />

Mitarbeitern<br />

Seine Mitarbeiter hat sich Bernhard Mack<br />

alle selbst herangezogen. Aufgrund der<br />

Tatsache, dass es das Berufsbild des Erodiertechnikers<br />

in Deutschland nicht gibt,<br />

gibt es bei der Firma Mack keine eigenen<br />

Lehrlinge. “Wir würden sehr gerne ausbilden,<br />

aber für eine klassische Formenbauerlehre,<br />

welche die Grundlage für unsere<br />

Mitarbeiter ist, haben wir hier einfach<br />

nicht genügend Umfeld zu bieten”, schildert<br />

der Firmenchef seine Situation. Deswegen<br />

sucht er sich bei Neueinstellungen<br />

frisch ausgelernte Formenbauer, die er<br />

dann zu Erodierspezialisten weiterbildet.<br />

Um in Spitzenzeiten seine Kunden zeitnah<br />

beliefern zu können, baut Bernhard<br />

Mack außerdem auf ein Netzwerk an<br />

Aushilfen, die er bei Bedarf “aktivieren”<br />

kann. Auch hier achtet der Firmenchef<br />

darauf, dass die Mitarbeiter mindestens<br />

eine Ausbildung <strong>im</strong> Metallhandwerk<br />

haben, um die Qualität seiner Produkte<br />

garantieren zu können.<br />

Maschinenpark in den letzten zwei<br />

Jahren komplett erneuert<br />

Da die Kundenanforderungen an Qualität<br />

und Liefertreue in den letzten Jahren<br />

deutlich gestiegen sind, hat Bernhard<br />

Mack in den vergangenen beiden Jahren<br />

einen Großteil seines Maschinenparks<br />

erneuert: “In unserer Branche sind heute<br />

die 2 Mikrometer zum Standard geworden.<br />

Mit älteren Maschinen wird es jedoch<br />

<strong>im</strong>mer schwerer, diese Anforderungen<br />

seriennah zu erfüllen, deswegen haben<br />

wir die letzten Jahre so viel in neue<br />

Technologien investiert.” Mack vertraut<br />

bei seinem Maschinenpark auf die Spezialisten<br />

von Sodick, die einen Großteil<br />

seines Maschinenparks geliefert haben.<br />

“Neben den neuen AQ 327 L Premium<br />

und der 537 AQ L Premium haben wir <strong>im</strong><br />

Bereich der Drahterosion noch die A 535<br />

und die A 750 <strong>im</strong> Einsatz. Mit der A 750<br />

haben wir unseren max<strong>im</strong>alen Arbeitsbereich<br />

auf mittlerweile 750 x 450 x 315<br />

ausgeweitet.”<br />

Die Kunden der Firma Mack Erodiertechnik<br />

kommen aus allen Bereichen<br />

der modernen Industrie und Forschung<br />

Als Zulieferer für den Werkzeug- und<br />

Formenbau der Region hat Bernhard<br />

Mack mit vielen Einzelaufträgen zu tun.<br />

Daneben ist er jedoch auch als Serienfertiger<br />

für die Automobilindustrie tätig<br />

und beschäftigt sich intensiv mit dem<br />

Werkstoff Hartmetall – sogar <strong>im</strong> senkerosiven<br />

Bearbeitungsverfahren. Individuelle<br />

Lösungen und exotische Werkstoffe,<br />

kein Problem für Mack Erodiertechnik.<br />

Als wichtiges Standbein seiner Firma<br />

sieht der Firmenchef die Entwicklungspartnerschaft<br />

mit der Universität München.<br />

Sie sichert der Firma den nötigen<br />

Wissensvorsprung und hilft gleichzeitig,<br />

den Studenten das Fertigungsverfahren<br />

Erodieren näher zu bringen. Stolz ist<br />

Bernhard Mack auch auf die Aufträge<br />

aus dem Forschungszentrum von Da<strong>im</strong>ler-<br />

Chrysler, die ihn <strong>im</strong>mer wieder vor interessante<br />

Herausforderungen stellen.<br />

Auch für die Zukunft ein gesundes<br />

Wachstum geplant<br />

“Wir haben die letzten zwanzig Jahre<br />

etwa alle drei bis vier Jahre einen neuen<br />

Mitarbeiter eingestellt, weil die Kapazitäten<br />

zu klein geworden sind. Dieses Tempo<br />

möchten wir auch in den nächsten<br />

Jahren beibehalten”, so der Firmeninhaber.<br />

“Gleichzeitig werden wir aber auch nicht<br />

aufhören, <strong>im</strong>mer in die modernsten<br />

Fertigungstechnologien zu investieren,<br />

um auch in Zukunft unsere Kunden<br />

opt<strong>im</strong>al bedienen zu können.” Weniger<br />

wichtig ist für Bernhard Mack die schnelle<br />

Expansion oder eine Produktionsverlagerung<br />

ins Ausland. Vielmehr möchte<br />

er mit einem gesunden Wachstum seiner<br />

Firma seinen Teil zu Standortsicherung<br />

in Deutschland beitragen.<br />

Bernhard Mack und sein Team<br />

Mack Erodiertechnik<br />

Dieselstraße 4<br />

89129 Langenau<br />

Telefon +49 (0)7345 96760<br />

Telefax +49 (0)7345 967629<br />

info@erodiertechnik.de<br />

www.erodiertechnik.de


Amberger Werkzeugbau<br />

Mit Blech zum Erfolg<br />

“Mit Blech zum Erfolg”, das ist die Devise<br />

der Amberger Werkzeugbau GmbH. Mit<br />

seiner klaren strategischen Ausrichtung,<br />

einer motivierten und engagierten Mannschaft<br />

und der Konzentration auf die<br />

Wünsche der Kunden hat sich der Firmenchef<br />

Rolf Schubert auch über die deutschen<br />

Grenzen hinaus einen hervorragenden<br />

Ruf erworben.<br />

Die Firma wurde 1971 von Walther<br />

Schubert als Amberger Werkzeugbau<br />

GmbH in Amberg gegründet. Mit damals<br />

drei Mitarbeitern stellte die Firma<br />

zunächst Betriebsmittel aller Art, Stanzund<br />

Schnittwerkzeuge, Ziehwerkzeuge,<br />

Spritzgussformen sowie Sondermaschinen<br />

her. 1984 stieg der Sohn des Firmengründers<br />

und heutige Geschäftsführer<br />

Rolf Schubert in die Firma ein. Vater und<br />

Sohn erkannten, dass sich die Kundenwünsche<br />

noch besser umsetzen ließen,<br />

wenn man sich auf die Blechumformtechnik<br />

konzentrierte und nicht nur<br />

Werkzeuge, sondern auch die Stanzteilfertigung<br />

anbietet.<br />

Mitarbeiterzahl und Umsatz alle<br />

fünf Jahre verdoppelt<br />

Dieser Wechsel des Geschäftsmodells<br />

brachte für den Amberger Werkzeugbau<br />

einen Aufschwung, der bis heute anhält.<br />

“In den letzten 10 Jahren haben wir es<br />

geschafft, Umsatz und Mitarbeiterzahl<br />

alle 4 bis 5 Jahre zu verdoppeln”, berichtet<br />

Rolf Schubert stolz. Derzeit beschäftigt<br />

der Amberger Werkzeugbau insgesamt<br />

110 Mitarbeiter. Gefertigt wird an<br />

zwei Standorten in Sulzbach-Rosenberg<br />

(Bayern). Eine Tochterfirma in Rumänien<br />

wird zurzeit aufgebaut.<br />

Eine für erfolgreiche “kleinere” Betriebe<br />

typische Führungsmannschaft bildet das<br />

Team um den Chef. Schubert: “Natürlich<br />

geht es in einem Werkzeugbau um Hightech,<br />

d. h. um CAD- und CAM-Systeme<br />

und um CNC-Maschinen, aber das kann<br />

man alles kaufen. Was uns stark macht,<br />

sind unsere Mitarbeiter.” Die gelebte Mitarbeiterorientierung<br />

bestätigt auch die<br />

Ausbildungsquote von 10 Prozent. “Wir<br />

bilden unsere Lehrlinge für den Eigenbedarf<br />

aus”, so Schubert.<br />

70 Millionen Stanzteile <strong>im</strong> Jahr –<br />

Neuwerkzeuge auch ohne Serienproduktion<br />

Mit der Fokussierung auf Werkzeuge<br />

zur Blechumformung und dem Ausbau<br />

der Stanztechnik wurde ein bedeutender<br />

Schritt getan, auf den sich bis heute<br />

der Erfolg der Firma gründet. Neben der<br />

Kernkompetenz Werkzeugbau setzte man<br />

früh darauf, eine <strong>im</strong>mer vollständigere<br />

Prozesskette bis hin zur Serienteilfertigung<br />

anbieten zu können.<br />

Heute liefert der Bereich Stanz- und<br />

Umformtechnik jährlich über 70 Millionen<br />

Teile aus. Das Produktionsspektrum<br />

ist gemischt: Klein- und Mittelserien,<br />

aber auch “Dauerläufer” mit Jahresmengen<br />

von bis zu 15 Millionen Stück.<br />

Die Stärke des Amberger Werkzeugbaus<br />

liegt darin, dass der Kunde Werkzeug<br />

und Stanzteil aus einer Hand erhält.<br />

Ausgehend vom Angebot, den Stanzartikel<br />

in gemeinsamer Arbeit mit dem Kunden<br />

noch zu opt<strong>im</strong>ieren, über die Werkzeugkonstruktion,<br />

wird dann das Werkzeug<br />

realisiert. Parallel dazu werden Musterteile<br />

und Prototypen gefertigt. Abmusterung<br />

und Freigabe erfolgen auf der<br />

für die anschließende Serienfertigung<br />

best<strong>im</strong>mten Maschine oder, falls die<br />

Produktion be<strong>im</strong> Kunden erfolgen soll,<br />

auf einer ähnlichen.<br />

Der Bereich Werkzeugbau fertigt auch<br />

Werkzeuge für andere Stanzbetriebe.<br />

Diese Kunden bestellen gerade be<strong>im</strong><br />

Amberger Werkzeugbau, um auf das<br />

Know-how der Fertigung serienreifer<br />

Werkzeuge zurückgreifen zu können.<br />

Die Kunden kommen zu 90 Prozent<br />

aus der Automobilindustrie. Namhafte<br />

Systemlieferanten gehören dabei ebenso<br />

zum Kundenstamm wie Zulieferbetriebe.<br />

Beeindruckend ist der Exportanteil der<br />

Firma, der <strong>im</strong> vergangenen Jahr bei über<br />

50 Prozent lag.<br />

Max<strong>im</strong>ales Know-how dank eigener<br />

Serienproduktion<br />

Die Stanztechnik, die seit einem Neubau<br />

<strong>im</strong> Jahr 1999 und einer Erweiterung 2004<br />

an einem zweiten Standort in Sulzbach-<br />

Rosenberg auf 4000 m 2 Fläche behe<strong>im</strong>atet<br />

ist, realisiert 80 Prozent des Umsatzes.<br />

Dort arbeiten 78 der 110 Mitarbeiter <strong>im</strong><br />

Dreischichtbetrieb auf 18 Pressen, deren<br />

Spektrum von 150 kN bis 6300 kN reicht.<br />

Verarbeitet werden vor allem Aluminium,<br />

Buntmetalle, Stahlblech sowie Edelstahl<br />

und Federbleche. Die Kernkompetenz<br />

sieht man in Werkzeugen bis zu einer<br />

Größe von 3000 mm Länge und bis zu<br />

einer max<strong>im</strong>alen Breite von 1400 mm.<br />

Dieses Spektrum kann auch in der Stanztechnik<br />

komplett bemustert werden.<br />

Für viele Kunden von entscheidender<br />

Bedeutung ist die große Versorgungssicherheit.<br />

Durch den Werkzeugbau <strong>im</strong><br />

eigenen Haus können selbst größere<br />

Änderungen und Reparaturen schnell<br />

und unkompliziert durchgeführt werden.<br />

Kein Kunde muss sich um den Nachschub<br />

von Teilen sorgen.<br />

Dank einer ehrgeizigen Instandhaltungsabteilung<br />

wird nicht nur repariert, sondern<br />

auch ein vorbeugender Instandhaltungsprozess<br />

initiiert. Mit einem<br />

speziell auf diese Bedürfnisse hin opt<strong>im</strong>ierten<br />

Betriebsdatenerfassungssystem<br />

der Schubert Software KG werden Fehlergründe<br />

und Abstellmaßnahmen mit min<strong>im</strong>alem<br />

Aufwand erfasst und pro Werkzeug<br />

und Verschleißgruppe ausgewertet.<br />

Forschungsprojekte sichern Wettbewerbsvorteile<br />

Um weiterhin erfolgreich am Markt<br />

bestehen zu können, engagiert sich Rolf<br />

Schubert laufend an Forschungsprojekten<br />

mit namhaften Instituten wie dem IPH<br />

Hannover. Vor allem das Thema “Kalkulation<br />

der gesamten Lebenszykluskosten”<br />

wird bearbeitet, um Kunden zukünftig<br />

die günstige Gesamtlösung anbieten und<br />

argumentieren zu können.<br />

Hand in Hand arbeitet der Amberger<br />

Werkzeugbau mit dem Softwarehaus<br />

Dassault (CATIA), um eine sinnvolle<br />

Implementierung der PDM-Software<br />

SmarTeam in einem Werkzeugbau voranzutreiben<br />

und die Leistungsfähigkeit<br />

der eingesetzten CATIA-V5-Arbeitsplätze<br />

weiter zu steigern.<br />

Ehrgeizige Pläne für die Zukunft<br />

Sich international zu positionieren ist<br />

eines der Themen. Dazu dient der Aufund<br />

Ausbau des Werkes in Rumänien.<br />

“Wir folgen unseren Kunden, um sie<br />

weiterhin aktiv und vor Ort bedienen<br />

zu können. Wir gewinnen neue Kunden<br />

und sichern damit den Standort Sulzbach-Rosenberg”,<br />

erklärt Rolf Schubert.<br />

Gleichzeitig plant der Firmenchef einen<br />

Neubau in Deutschland. Unmittelbar<br />

neben der Stanztechnik soll ein Gebäude<br />

für den Werkzeugbau entstehen. “Mit<br />

verbesserten Prozessen werden wir die<br />

Durchlaufzeit <strong>im</strong> Werkzeugbau um ca.<br />

30 Prozent verbessern können”, ist der<br />

Firmenchef überzeugt.<br />

Mit Blech zum Erfolg – so lautet das<br />

Motto. Rolf Schubert und seine Mannschaft<br />

möchten es sogar noch erweitern<br />

und dem Kunden mitteilen: “Im Blech<br />

steckt noch jede Menge Musik!”<br />

Das Führungsteam um Rolf Schubert<br />

(Mitte links) vor dem Werk 2<br />

Amberger Werkzeugbau GmbH<br />

Industriestraße 13<br />

92237 Sulzbach-Rosenberg<br />

Telefon +49 (0)9661 1052220<br />

Telefax +49 (0)9661 1052499<br />

info@ambergerwerkzeugbau.de<br />

www.ambergerwerkzeugbau.de<br />

Mit Blech zum Erfolg.


Gebhardt Werkzeug- und Maschinenbau –<br />

Kompositionen in Blech<br />

Markus Gebhardt, Geschäftsführer von<br />

Gebhardt Werkzeug- und Maschinenbau<br />

Komplexe Folgeverbund- und Transferwerkzeuge<br />

herzustellen – das ist die<br />

Spezialität der Firma Gebhardt Werkzeug-<br />

und Maschinenbau GmbH aus<br />

Baienfurt in der Nähe von Ravensburg.<br />

Viele namhafte Automobilhersteller und<br />

Automobilzulieferer vertrauen auf die<br />

hervorragenden Produkte aus dem<br />

Hause Gebhardt, welches in der zweiten<br />

Generation von Markus Gebhardt als<br />

Geschäftsführer geleitet wird.<br />

Die Gründung der Firma erfolgte 1964<br />

durch den Vater des heutigen Geschäftsführers,<br />

Erwin Gebhardt. Nach jahrelanger<br />

Tätigkeit als Ausbildungsleiter bei der<br />

Firma Nothelfer in Ravensburg wagte<br />

er den Schritt in die Selbständigkeit und<br />

gründete den Werkzeug- und Formenbau<br />

Gebhardt. Mit damals sieben Mitarbeitern<br />

belieferte man Elektronikfirmen der<br />

Region, die damals eine große Nachfrage<br />

an Blech- und Kunststoffteilen hatten.<br />

Eine veränderte Marktsituation zwang<br />

das Unternehmen Anfang der neunziger<br />

Jahre, das bisherige Produktspektrum zu<br />

erweitern und neue Wege zu gehen. Man<br />

entschied sich, den Blechbereich weiter<br />

auszubauen und das Kunststoffsegment<br />

weniger aktiv zu betreiben. Gleichzeitig<br />

wagte man sich an größer d<strong>im</strong>ensionierte<br />

Blechteile heran, wodurch ein neuer<br />

Kundenkreis erschlossen werden konnte.<br />

Der Einstieg von Markus Gebhardt in<br />

die Firma und der Generationswechsel<br />

prägten die Firma in den Neunzigern.<br />

Heute sind bei dem mittelständischen<br />

Familienunternehmen 63 Mitarbeiter mit<br />

einem Durchschnittsalter von 36 Jahren<br />

beschäftigt. Sie sorgen mit Teamgeist<br />

dafür, dass der für <strong>2007</strong> geplante Umsatz<br />

von mehr als neun Millionen Euro erwirtschaftet<br />

wird. Seit 1972 bildet der Betrieb<br />

selbst aus – gut die Hälfte der heutigen<br />

Führungsmannschaft ist aus dem eigenen<br />

Nachwuchs hervorgegangen. Beeindruckend<br />

ist auch die Ausbildungsquote,<br />

die mit derzeit 10 Lehrlingen zu einer<br />

der höchsten in der Branche zählt.<br />

Erste Adresse für die Marktführer<br />

komplexer Blechumformelemente,<br />

für die Fahrzeugstruktur sowie von<br />

Aluminium-Designteilen für den<br />

Fahrzeuginnenraum<br />

Einen technologischen Schwerpunkt<br />

hat die Firma Gebhardt auf tragende und<br />

sicherheitsrelevante Teile <strong>im</strong> Fahrzeug<br />

gelegt. Motor-, Getriebe- und Achsbefestigungen,<br />

hochfeste Umformteile <strong>im</strong><br />

Bereich der Bodengruppe, Schnittstellen<br />

für die Einleitung großer Kräfte oder<br />

Teile mit variablen Blechdicken sind das<br />

Spezialgebiet der Baienfurter Firma. Den<br />

andere Schwerpunkt bilden Werkzeuge<br />

für höchst anspruchsvolle Zierteile <strong>im</strong><br />

Fahrgastinnenraum aus dekorierten<br />

Aluminiumblechen. Werkzeuggrößen bis<br />

zu 5500 x 2000 mm und einem Gesamtgewicht<br />

von bis zu 40 Tonnen können<br />

bis zur Serienreife getestet werden. Aber<br />

auch größere Werkzeuge mit einer Länge<br />

bis zu 9500 mm gehören zum Leistungsumfang<br />

der Firma Gebhardt.<br />

Konstruktion, S<strong>im</strong>ulation und das<br />

Tryout-Center bilden die Herzstücke<br />

der Firma<br />

Besonders stolz ist man bei Gebhardt<br />

auf die hervorragend aufgestellte<br />

Konstruktion, die S<strong>im</strong>ulation und das<br />

in Deutschland einmalige Tryout-Center.<br />

11 Konstrukteure und 4 Programmierer<br />

sind bei Gebhardt damit beschäftigt, die<br />

Wünsche der Kunden in 3-D-Daten und<br />

Fräsprogramme umzusetzen. Die Basis<br />

hierfür bildet das CAD-System CATIA V5.<br />

Parallel zur Konstruktion werden schwierige<br />

Umformprozesse mit Pam Stamp<br />

s<strong>im</strong>uliert. Ein ausgeklügeltes Projekt-<br />

Managementsystem gewährleistet sichere<br />

und reibungslose Abläufe und damit<br />

absolute Termintreue. Man setzt in den<br />

Schlüsseltechnologien Fräsen, Schleifen<br />

und Erodieren auf eine hohe Fertigungstiefe.<br />

Der Maschinenpark besteht aus<br />

hochmodernen Anlagen. Auch der After-<br />

Sales-Service wird bei Gebhardt groß<br />

geschrieben. Alle Änderungen während<br />

des Werkzeug-Entstehungsprozesses<br />

werden sofort wieder in die Konstruktion<br />

mit aufgenommen. Dies versetzt die<br />

Firma in die Lage, auch Jahre nach der<br />

Auslieferung schnell und kostengünstig<br />

Ersatzteile bereitzustellen.<br />

Schuler-Presse mit 15000 kN Presskraft<br />

sichert Wettbewerbsvorteile<br />

Einzigartig für einen Werkzeugbau dieser<br />

Größe ist das Tryout-Center der Firma,<br />

wo auf 4 Pressen die Werkzeuge bis zur<br />

Serienreife eingefahren werden können.<br />

Das Herzstück bildet hierbei eine <strong>im</strong><br />

letzten Jahr installierte Schuler-Presse<br />

mit einer max<strong>im</strong>alen Presskraft von<br />

15000 kN. Diese Presse ermöglicht einen<br />

Großteil der <strong>im</strong> Automobilbau verwendeten<br />

Pressen bezüglich deren Kinematik<br />

als auch der mechanischen Kraftverhältnisse<br />

zu s<strong>im</strong>ulieren. Somit befindet sich<br />

die Firma Gebhardt in der einzigartigen<br />

Lage, das Werkzeug bei sich <strong>im</strong> Hause<br />

unter den gleichen Bedingungen wie<br />

be<strong>im</strong> Kunden einzufahren. Die Marschrichtung<br />

in der Firma lautet ganz klar:<br />

“Wir wollen unsere Werkzeuge mit<br />

einer Serienreife von 98 Prozent unseren<br />

Kunden anbieten.”<br />

Von der Idee bis zur Serie – Gebhardt<br />

Werkzeugbau präsentiert sich seinen<br />

Kunden als technischer Dienstleister<br />

auf höchstem Niveau<br />

Die Investitionen der vergangenen Jahre<br />

bilden heute die Basis für die intensivierte<br />

Begleitung des Kunden über die<br />

gesamte Prozesskette. Man ist in der<br />

Lage, gesamte Bauteil- und Komponentenentwicklungen<br />

zu übernehmen. Sehr viel<br />

Zeit und Geld wird bei Gebhardt in die<br />

kontinuierliche Aus- und Weiterbildung<br />

der Mitarbeiter investiert, damit diese<br />

den <strong>im</strong>mer schneller werdenden Technologiewandel<br />

verarbeiten können. Der<br />

Firmenchef weiß auch, dass nur mit<br />

hervorragend geschulten Mitarbeitern<br />

seine Vision erfüllbar ist, die Marke<br />

Gebhardt weiter auszubauen.<br />

Abschleppöse: Werkstoff ZSTE380,<br />

1,75 mm Materialstärke. Hergestellt<br />

in einem 3400 mm langen Folgeverbundwerkzeug<br />

mit 19 Stationen (oben)<br />

Konsole Hauptlager: Werkstoff DC04,<br />

4 mm Wandstärke, aufgedickt bis 7 mm<br />

und mit einem 86 mm hohen Gewindedurchzug.<br />

Hergestellt in einem Folgeverbundwerkzeug<br />

mit 28 Stationen, Länge<br />

9000 mm (unten)<br />

Gebhardt Werkzeug-<br />

und Maschinenbau GmbH<br />

Löwenstraße 4–8<br />

88255 Baienfurt<br />

Telefon +49 (0)0751 561630<br />

Telefax +49 (0)0751 5616310<br />

info@gebhardt-gmbh.de<br />

www.gebhardt-gmbh.de<br />

GEBHARDT


78 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Neues aus dem Verband<br />

Einstellungstest für neue Auszubildende<br />

zum Werkzeugmacher<br />

Der Arbeitskreis “Ausbildung” des <strong>VDWF</strong><br />

präsentierte auf der diesjährigen Hauptversammlung<br />

des Verbands erste Ergebnisse<br />

seiner Tätigkeit. Ziel des regelmäßig<br />

stattfindenden Arbeitskreises ist es, die<br />

Ausbildungsinhalte für die Lehrlinge des<br />

Werkzeug- und Formenbaus nachhaltig<br />

zu verbessern.<br />

Als erstes Ergebnis wurde in den vergangenen<br />

Wochen ein Einstellungstest<br />

für Interessenten am Beruf des/der<br />

Werkzeugmachers/-in entwickelt. Damit<br />

wurde eine seit langem überfällige<br />

Lücke geschlossen. Künftig wird es<br />

den Betrieben wesentlich erleichtert,<br />

eine erste Einschätzung über die Qualität<br />

der Bewerber zu erhalten.<br />

Der etwa anderthalbstündige Test ist<br />

in sieben thematisch aufgefächerte<br />

Abschnitte unterteilt. Neben der Allgemeinbildung<br />

des Bewerbers werden<br />

Rechtschreibung, mechanische Fähigkeiten<br />

und die Werkstoffkundekenntnisse<br />

abgefragt. Besonderer Wert wurde bei<br />

der Gestaltung des Tests auf die überprüfung<br />

mathematischer, logischer und<br />

räumlich-<strong>im</strong>aginärer Fähigkeiten gelegt.<br />

Die Erprobungsphase des neuen Einstellungstests<br />

wird aller Voraussicht nach<br />

bis Ende Mai in den Betrieben durchlaufen<br />

sein. Spätestens Ende Juli können<br />

interessierte Firmen den Test in der<br />

Geschäftsstelle des Verbands anfordern.<br />

Als besondere Dienstleistung bietet der<br />

<strong>VDWF</strong> allen teilnehmenden Werkzeugund<br />

Formenbauern die Möglichkeit, die<br />

Ergebnisse des Tests bundesweit mit<br />

anderen Testergebnissen vergleichen<br />

zu lassen. So können die Firmenchefs<br />

einfach und schnell ein Bild erhalten,<br />

welches Potential ihr Bewerber für die<br />

Firma besitzt.<br />

Mitglieder des Verbands präsentieren<br />

sich auf der Blechexpo<br />

Vom 13. bis 16. Juni <strong>2007</strong> findet auf<br />

dem Messegelände der Neuen Messe<br />

in Stuttgart die 8. Blechexpo statt. Sie<br />

wird zusammen mit der Schweisstec<br />

die erste Messe auf dem neuen Messegelände<br />

am Flughafen sein. Auf mehr als<br />

60 000 m 2 wird dem Besucher der Messe<br />

die Welt der Blechbearbeitung, der<br />

Füge- und Schweißtechnik präsentiert.<br />

Knapp 900 Teilnehmer nutzen die Messe,<br />

um sich <strong>im</strong> fachkompetenten Umfeld über<br />

die Neuigkeiten in der Branche zu informieren.<br />

Der Anteil an ausländischen<br />

Ausstellern ist <strong>im</strong> Vergleich zum Vorjahr<br />

nochmals deutlich gestiegen. Insgesamt<br />

246 ausländische Firmen unterstreichen<br />

die Internationalität der Messe.<br />

“Qualität” ist eines der übergeordneten<br />

Themen auf der diesjährigen Messe. Es<br />

wurde ein hochkarätiges Forums- und<br />

Seminarprogramm initiiert, in dem sich<br />

die Besucher der Messe über Themen<br />

wie “Wie werden Qualität und Sicherheit<br />

gewährleistet?” oder “Taugen die Tests<br />

der Fachpresse als Kontrollinstrument”<br />

informieren können. Kritisches wie CE-<br />

Konformität und Produktqualität wird<br />

dabei ebenso zur Sprache kommen wie<br />

die Fragestellung, wie qualitätsbewusste<br />

Hersteller sich von “schwarzen Schafen”<br />

abgrenzen können.<br />

Der <strong>VDWF</strong> stellt auch in diesem Jahr<br />

wieder zusammen mit seinen Mitgliedern<br />

auf dieser wichtigen Messe aus. In Halle<br />

4 können am Stand mit der Nummer<br />

4308 auf knapp 100 m 2 die Verbandsmitglieder<br />

Amberger Werkzeugbau, Gebhardt<br />

Werkzeug- und Maschinenbau, Kirschmer<br />

Erodiertechnik, STM Stahl, Transcat<br />

Kunststofftechnik GmbH und die Härterei<br />

Werz besucht werden.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter<br />

www.blechexpo-messe.de<br />

Termine und Veranstaltungen<br />

SKZ-Seminar “Kalkulation von Kunststoff-Formteilen”<br />

Würzburg, 12. Juni<br />

RosMould<br />

Moskau, 13.–15. Juni<br />

Blechexpo<br />

Stuttgart, 13.–16. Juni<br />

Seminar “Einblick in die aktuelle Wärmebehandlung<br />

<strong>im</strong> Werkzeug- und Formenbau”<br />

der Werz GmbH<br />

Trochtelfingen, 21. Juni<br />

3. Deutsche Kunststoff-Tage<br />

Düsseldorf, 26.–27. Juni<br />

Brasilien-Wirtschaftsdelegationsreise<br />

1.–8. Juli<br />

SKZ-Fachtagung “Neuigkeiten in<br />

der Extrusion”<br />

Würzburg, 4.–5. Juli<br />

SKZ-Seminar “Chance Reklamation”<br />

Würzburg, 11. Juli<br />

IAA Frankfurt<br />

13.–23. September<br />

EMO Hannover<br />

17.–23. September<br />

Stamping Days Pforzhe<strong>im</strong><br />

19.–21. September<br />

Seminar “Einblick in die aktuelle Wärmebehandlung<br />

<strong>im</strong> Werkzeug- und Formenbau”<br />

der Werz GmbH<br />

Trochtelfingen, 20. September

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!