VDWF im Dialog 2/2007
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66 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
Land und Leute<br />
Fläche 3 287000 km2 Einwohnerzahl 1,1 Milliarden, davon ein Drittel unter 15 Jahre;<br />
Bevölkerungswachstum 1,9 %<br />
Deutsche in Indien 2500<br />
Landessprachen Englisch (Geschäfts- und Gerichtssprache),<br />
Hindi, 21 weitere<br />
Religionen Hinduismus (80 %), Islam (13 %),<br />
Christentum (2,3 %), Sikhismus (1,8 %)<br />
Hauptstadt Neu-Delhi (15 Mio. Einwohner)<br />
Kl<strong>im</strong>a tropisch; April bis Juni heiße Trockenzeit,<br />
Juli bis September Monsun<br />
Währung Indische Rupie = 100 Paise<br />
(1 Euro = 56,86 INR, April <strong>2007</strong>),<br />
voll konvertibel, Kontrolle des Devisenverkehrs<br />
durch Reserve Bank of India<br />
Regierungsform Parlamentarische Demokratie,<br />
unabhängig seit dem 15. August 1947,<br />
Mitglied <strong>im</strong> Commonwealth of Nations<br />
Staatsorgane – Haus des Volkes (Lok Sabha): 545 Mitglieder,<br />
Wahl alle fünf Jahre<br />
– Rat der Staaten (Rajya Sabha): 245 Mitglieder<br />
(237 für sechs Jahre indirekt gewählt,<br />
8 vom Staatsoberhaupt ernannt,<br />
Teilwahlen alle zwei Jahre)<br />
– Staatsoberhaupt (Präsident): Wahl durch<br />
Wahlmännerkollegium alle fünf Jahre<br />
Gewerkschaften Starke Position, oft verflochten mit Politik<br />
Daten zur Wirtschaft<br />
Wirtschaftswachstum 9,2 % (2006/07)<br />
Bruttoinlandsprodukt 707 Mrd. Euro (2006/07)<br />
Pro-Kopf-Einkommen 501 Euro (2006/07), jährlicher Anstieg etwa<br />
13 % (am schnellsten steigen Gehälter<br />
für Mitarbeiter auf der mittleren Führungsebene)<br />
Inflation 5,3 % (2006/07)<br />
Miete für Lagerflächen 3,50 Euro/m 2 (April <strong>2007</strong>)<br />
Stahlpreis 375 Euro/Tonne (November 2006)<br />
Benzinpreis 0,76 Euro/Liter (März <strong>2007</strong>)<br />
Strompreis 0,06 Euro/kWh (Juni 2005)<br />
Deutsche Investitionen Direktinvestitionen: 235 Mio. Euro<br />
(Januar bis Oktober 2006); hinzu kommen<br />
Reinvestitionen deutscher Firmen, die ihre<br />
Kapazitäten in Indien ausbauen<br />
Deutsche Unternehmen 1600 Kooperationen, 600 Joint Ventures<br />
Seit den 1990er Jahren dürfen ausländische Unternehmen in<br />
Indien in fast allen Bereichen investieren. Ausnahmen gelten<br />
für strategisch, gesellschaftlich oder unweltpolitisch wichtige<br />
Branchen (z.B. Verteidigung, Atomenergie). Für die meisten<br />
Unternehmen greift das automatische Genehmigungsverfahren<br />
(automatic route), das die früheren aufwendigen Lizenzierungen<br />
ersetzt. Allerdings bestehen in manchen Ballungszentren trotzdem<br />
örtliche Beschränkungen.<br />
Das automatische Genehmigungsverfahren gilt nicht für Unternehmen<br />
mit einem ausländischen Kapitalanteil von über 24<br />
Prozent sowie für die Herstellung von Produkten, die dem Sektor<br />
der Kleinbetriebe vorbehalten sind. Für solche Projekte ist das<br />
Gremium zur Förderung ausländischer Investitionen (Foreign<br />
Investment Promotion Board, FIPB) zuständig. Es prüft und<br />
genehmigt die Investitionspläne anhand verschiedener Kriterien<br />
wie Investitionsumfang, eingebrachte Technologien, Exportpotential,<br />
Grad des Importersatzes, Devisenbilanz, Beschäftigungspotential.<br />
Eine Sonderrolle spielen Abkommen über ausländische Technologie:<br />
Dabei gilt das automatische Genehmigungsverfahren über<br />
die Reserve Bank of India für Pauschalzahlungen von bis zu<br />
2 Millionen US-Dollar sowie für Lizenzzahlungen an das ausländische<br />
Mutterunternehmen bis zu branchenabhängigen<br />
Obergrenzen. Über Projekte, die darüber hinausgehen, entscheidet<br />
das Projektgenehmigungsgremium (PAB) be<strong>im</strong> Sekretär der<br />
Abteilung Industriepolitik und Industrieförderung <strong>im</strong> Handelsund<br />
Industrieministerium.<br />
Um die Abläufe für Investoren zu vereinfachen, hat die indische<br />
Regierung <strong>im</strong> Jahr 2000 die Behörde zur Verwirklichung ausländischer<br />
Investitionen (Foreign Investment Implementation<br />
Authority, FIIA) als zentrale Anlaufstelle geschaffen. Sie koordiniert<br />
die Beschaffung der zahlreichen weiteren Genehmigungen:<br />
von der Aufnahme ins Handelsregister über die ökologische<br />
Genehmigung des Standorts, die Registrierung bei den Steuerbehörden<br />
und die Finanzierung bis hin zur Baugenehmigung<br />
oder Abnahme von Maßen und Gewichten.<br />
Folgende Rechts- und Organisationsformen stehen dem<br />
Investor in Indien zur Verfügung:<br />
– Partnership (Personengesellschaft): keine juristische Person,<br />
Gesellschafter haften persönlich und unbeschränkt<br />
– Private L<strong>im</strong>ited Company (GmbH): Mindestkapital 100 000 INR,<br />
Kapitalanteile nur eingeschränkt veräußerbar, “Board of Directors”<br />
ist gleichzeitig Geschäftsführung und Aufsichtsrat<br />
– Public Company (börsennotierte Gesellschaft): Anteile frei<br />
veräußerbar, Mindestkapital 50 000 INR<br />
– Joint Venture (neu gegründetes Gemeinschaftsunternehmen<br />
mit deutschen und indischen Unternehmen als Gesellschaftern)<br />
– Vereinbarung zum Technologietransfer mit Unternehmen<br />
– Repräsentanz: darf nicht selbst geschäftlich tätig werden<br />
Indien hat 1996 mit Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen<br />
abgeschlossen. Folgende Steuern sind für Unternehmer<br />
wichtig:<br />
– Körperschaftssteuer: 30 Prozent, viele Abschreibungsmöglichkeiten<br />
– Einkommensteuer: bis 100 000 INR 0 Prozent, bis 150 000 INR<br />
10 Prozent, bis 250 000 INR 20 Prozent, ab 250 000 INR 30 Prozent<br />
– Mehrwertsteuer: erhoben auf Verkauf beweglicher Gegenstände,<br />
löst bis 2008 allmählich die regionale Sales Tax ab; Steuersatz<br />
0–50 Prozent (Standardsatz 12,5 Prozent)<br />
– Service Tax: erhoben auf Dienstleistungen, 10,2 Prozent ab<br />
400 000 INR Jahresumsatz<br />
An Zöllen fallen an:<br />
– Basiszollsatz/Basic Duty: 20 Prozent<br />
– Binnenverbrauchssteuer/Additional Duty: 16,3 Prozent<br />
– Erziehungsabgabe/Education Cess: 2 Prozent<br />
In Sonderwirtschaftszonen und Export Oriented Units (EOU)<br />
gelten niedrigere Zollsätze.<br />
Immobilien: Ausländer dürfen in Indien grundsätzlich weder<br />
Grund und Boden noch Gebäude oder Gebäudeteile erwerben.<br />
Davon ausgenommen sind ausländische Unternehmen, die eine<br />
Investitionsgenehmigung der Reserve Bank of India besitzen:<br />
Sie dürfen Grundstücke und Gebäude kaufen, um ihr angemeldetes<br />
Gewerbe auszuüben. Die Erteilung von Baugenehmigungen<br />
dauert sehr lange und beruht oft auf intransparenten Entscheidungsprozessen,<br />
die sich noch dazu in den einzelnen<br />
Bundesstaaten stark unterscheiden.<br />
Was es sonst zu bedenken gibt<br />
– Arbeitskräfte: In Indien steht eine große Zahl gut ausgebildeter<br />
Hochschulabsolventen vor allem aus technischen Fächern zur<br />
Verfügung. Über den künftigen Arbeitgeber eines Bewerbers<br />
entscheiden in erster Linie seine Familienangehörigen. Die Lohnkosten<br />
sind niedrig, leistungsabhängige Bezahlung setzt sich<br />
<strong>im</strong>mer mehr durch. Die Gewerkschaften haben strenge Regelungen<br />
zum Kündigungsschutz durchgesetzt.<br />
– Bankwesen: verschiedene Handelsbanken mit insgesamt 63 000<br />
Zweigstellen, nationale und bundesstaatliche Finanzinstitutionen<br />
– Infrastruktur: Das indische Straßennetz ist völlig unzulänglich,<br />
das Eisenbahnnetz höchst sanierungsbedürftig.<br />
– Korruption: Die Zahlung von Bestechungsgeldern ist in allen<br />
Bereichen und auf allen Ebenen gängige Praxis.<br />
– Politische Krisen: Kaschmir-Frage, Grenzkonflikt mit Pakistan –<br />
für diese Gebiete bestehen Reisewarnungen des Auswärtigen<br />
Amtes.<br />
<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 67<br />
Chaotisch, mit unterschiedlichsten Bräuchen<br />
und sehr vital. Indiens Regierung wirbt nicht<br />
zu Unrecht mit dem Slogan “Incredible India –<br />
unglaubliches Indien”.