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VDWF im Dialog 2/2007

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62 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

Der sportliche Werdegang der “Huberbuam”<br />

Bereits als Kinder begleiten die Brüder<br />

Alexander (39) und Thomas (41) Huber ihren<br />

Vater – einen ausgezeichneten Kletterer – auf<br />

Bergtouren. Mit 12 Jahren steht Alexander auf<br />

seinem ersten Viertausender und als Jugendliche<br />

besteigen die beiden Brüder nicht weniger als<br />

30 Viertausender in den Westalpen.<br />

Der internationale Durchbruch gelingt Alexander<br />

Huber 1995 mit der ersten freien “Rotpunkt”-<br />

Begehung der weltberühmten, 1000 Meter<br />

hohen vertikalen “Salathé-Route” am El Capitan<br />

<strong>im</strong> kalifornischen Yosemite-Nationalpark (ohne<br />

technische Hilfsmittel: Die Route muss sturzfrei<br />

bis zum Ende <strong>im</strong> Vorstieg, also als Seil-Erster<br />

begangen werden. Die Sicherungskette darf<br />

dabei nicht belastet werden und als Haltepunkt<br />

be<strong>im</strong> Klettern darf ausschließlich die natürliche<br />

Felsoberfläche benützt werden). Zwei Jahre<br />

später durchsteigen die Brüder als Erste bei<br />

einer Expedition <strong>im</strong> Karakorum die Westwand<br />

des Latok II (H<strong>im</strong>alaja). Diese Gipfelwand ist<br />

mehr als 1000 Meter hoch, eine sogenannte<br />

Bigwall. Zwei Wochen verbringt das Team in<br />

der senkrechten Granitwand in einer Höhe von<br />

zuletzt mehr als 7000 Metern Höhe.<br />

Weitere Meilensteine sind Alexanders “Free Solo”-<br />

Touren an den Drei Zinnen in den Dolomiten.<br />

“Free Solo”, das heißt freies Klettern, allein,<br />

ohne Seilsicherung und Festhalten nur an zum<br />

Teil kleinsten Vorsprüngen der natürliche Felsoberfläche.<br />

Atemberaubend ist dabei, dass der<br />

Kletterer dabei auch schon mal einhändig über<br />

dem Abgrund <strong>im</strong> Fels hängt. Ein Höhepunkt<br />

ist 2002 die Durchsteigung der Hasse-Brandler-<br />

Führe an den Drei Zinnen. 2004 aber legt<br />

Alexander Huber die Messlatte des Freikletterns<br />

nochmals höher, indem er die Route “Kommunist”<br />

beging, der weltweit schwierigsten Route, die<br />

bisher “free solo” geklettert wurde. Vor drei Jahren<br />

schließlich stellen die Brüder an der “Zodiac-<br />

Route” am El Capitan mit 1:51 Stunden einen<br />

neuen Speedrekord auf (zum Vergleich: normale<br />

Seilschaften benötigen für diese Route 2–7 Tage).<br />

Im aktuellen Kinofilm “Am L<strong>im</strong>it” versuchen sie<br />

sich an einer neuen Bestzeit an der berühmtesten<br />

Kletterroute der Welt, der “Nose”, ebenfalls<br />

am El Capitan.<br />

Der fortlaufende Plan ist dann jeweils nach hinten gestellt<br />

worden und die “Nose” wird so lange auf den Plan gesetzt, bis<br />

wir sie haben. So was wie die “Nose” würde ich nicht aufgeben,<br />

das haben wir drauf, dazu brauchen wir wie jeder andere<br />

Leistungssportler auch nur das notwendige Glück, dann geht<br />

das. Das andere ist die langfristige Planung, da wird’s natürlich<br />

<strong>im</strong>mer mehr in Richtung großes Bergsteigen gehen und <strong>im</strong>mer<br />

weniger in Richtung reines Klettern.<br />

Das ist altersbedingt?<br />

Ja, bei der Sprintdisziplin ist das Leistungsmax<strong>im</strong>um bei 26 bis<br />

28 Jahren. Für die kurzen, harten Belastungen, die eine Sprintstrecke<br />

schon darstellt, bin ich auch schon lange nicht mehr<br />

auf meinem Zenit, ich habe 1996 meine letzte Route <strong>im</strong> 11.<br />

Schwierigkeitsgrad gemacht, das war damals Weltspitze, jetzt<br />

bin ich nicht mehr Weltspitze <strong>im</strong> Sportklettern, aber alles, was<br />

ausdauernd ist, das geht. Wenn ich zwei Stunden “free solo”<br />

durch die große Zinnennordwand klettere, ist das natürlich<br />

ausdauernd, oder wenn ich auf Expedition gehe und mich fünf<br />

Tage lang plagen muss, dann ist das extreme Ausdauer; bei<br />

Marathon hat man mit 40 gerade sein Leistungsmax<strong>im</strong>um.<br />

Das ist die langfristige Strategie, wo wir – Thomas und ich –<br />

hingehen wollen. Das andere ist, dass ich mir keine Gedanken<br />

mache, was ich in fünf oder zehn Jahren mache; ich muss<br />

mittelfristig genau wissen, wo ich hinwill, aber langfristig lässt<br />

es sich nicht planen, du weißt nicht, kommen Verletzungen,<br />

du weißt nicht, wie lange bist du als Sportler vorn an der Spitze,<br />

du musst nur mittelfristig darauf reagieren, wenn sich Veränderungen<br />

ergeben. Ich habe das Gefühl, egal was kommt, ich finde<br />

schon eine Lösung.<br />

Mittlerweile hältst Du Vorträge auf der Managementebene.<br />

Wie sehen die inhaltlich aus und was ist da die<br />

Verbindung zum Bergsport?<br />

Meine Schlüsselwörter sind: Risikomanagement, Kreativität,<br />

Visionen, Motivation, Teamfähigkeit. Ich wünsche mir vom<br />

jeweiligen Auftraggeber diese Schlüsselwörter, um meinen<br />

Vortrag zu halten; ich erkläre aber nichts oder gebe etwas vor,<br />

das müssen die Teilnehmer für sich selbst umsetzen. Oft sind<br />

diese durch ihre Pflichten <strong>im</strong> Beruf zu gebunden, zu starr, und<br />

ich kann ihnen eine andere Sichtweise der Dinge liefern. Ich<br />

erzähle keine Neuigkeiten, ich versuche nur, ihnen wieder eine<br />

Tür zu öffnen. Es gibt Psychologen, die wissen weit tiefer über<br />

die Hintergründe Bescheid, haben Fachwissen, über das ich<br />

nicht verfüge. Aber das, worüber ich referiere, ist authentisch,<br />

ist aus dem Leben gegriffen, sind die Grenzerfahrungen, die<br />

ich erlebt habe.<br />

<strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 2/<strong>2007</strong> 63<br />

Und das ist auch eine Begabung von Dir, Menschen<br />

zu motivieren und Deine Begeisterung weiterzugeben?<br />

Tja, offensichtlich habe ich diese Begabung.<br />

Mir fällt Deine “Free Solo”-Tour in den Zinnen ein. Kann<br />

es sein, dass Du da Menschen <strong>im</strong> gefährlichen, negativen<br />

Sinn motiviert hast? Deine “Free Solo”-Tour ist zum Teil<br />

ziemlich kritisch aufgenommen worden.<br />

Es war erst mal vordergründig eine kritische Sache, da ging<br />

es erst mal um mein Leben. Es gibt viele, die sagen, es sei verantwortungslos,<br />

eine Spinnerei, “wie kann man sein Leben so aufs<br />

Spiel setzen?”. Ich lebe tatsächlich zu einem gewissen Teil von<br />

dieser Faszination, weil sich die Leute selbst in diese Situation<br />

hineinprojizieren. Sie stellen sich vor, an meiner Stelle zu sein<br />

und da ist es klar, dass sie sich in einer ausweglosen Situation<br />

wiederfinden würden. Sie stellen sich vor, sie stürzen ab und<br />

sind tot. Deshalb halten sie mich für wahnsinnig. Was ihnen<br />

in diesem Moment nicht bewusst wird, ist, dass ich da mein<br />

ganzes Können und meine ganze mentale Kraft reinlege und<br />

so für mich die Situation beherrschbar mache. Es wäre ja der<br />

absolute Wahnsinn, wenn sich ein Normalautofahrer in einen<br />

Formel-1-Wagen setzen und mit 300 Stundenkilometern durch<br />

Monaco jagen würde. Aber für Michael Schumacher ist es ein<br />

überschaubares Risiko, weil er es beherrscht und weil er sich<br />

das somit zutrauen kann.<br />

Der nächste kritische Schritt ist die “schlechte” Vorbildfunktion;<br />

weil es viele andere eventuell motiviert, “Free Solo”-Begehungen<br />

zu machen. Erstes Gegenargument ist, das Ganze ist jetzt fünf<br />

Jahre her, und es gibt keinen einzigen Nachahmer, der verunglückt<br />

wäre. Das Nächste ist, dass die meisten gar nicht auf die<br />

Idee kommen, das nachzumachen, da die Gefahr unmittelbar<br />

und klar erkennbar ist. Parallel zur Formel 1: Nur weil Schumacher<br />

auf der Rennstrecke 300 fährt, fahren die anderen nicht mit<br />

250 Stundenkilometern in die Kurve.<br />

Ohne Zweifel hatte ich das Risiko, dass mich die Leute in der<br />

Öffentlichkeit verteufeln, aber ich hab meine Begeisterung<br />

und meine Faszination, meine Passion, meine Leidenschaft. Und<br />

das Risiko ist ein Teil meiner Leidenschaft, und wenn die Leute<br />

das nicht akzeptieren würden, dann hätte ich natürlich ein<br />

Problem. Irgendwann ist die Frage aufgetaucht, warum ich<br />

diese “Free Solo”-Tour so ausbreite. Das mache ich letztendlich,<br />

weil ich Profi bin. Man hat verstanden, dass ich nicht wegen<br />

der Öffentlichkeit klettere, sondern weil ich es gern mache.<br />

Alexander, ich danke Dir für das Gespräch. | Marion<br />

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