VDWF im Dialog 2/2007
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Spielen wir zu viel?<br />
Verbringen Sie auch gerne mehr Zeit als unbedingt nötig in Baumärkten? Für nahezu<br />
jedes Problem in Haus und Garten gibt es inzwischen die tollsten Geräte. Besonders<br />
Elektrohandwerkzeuge sind in den letzten Jahren sehr billig geworden. Das perfekte<br />
Spielzeug für den ambitionierten Gelegenheitshe<strong>im</strong>werker.<br />
Manchmal versuche ich, die Preisbildung für solche Geräte ungefähr nachzuvollziehen:<br />
Kosten für Druckgieß- und Spritzgießwerkzeuge, Elektronik, Montage usw. … Sie haben<br />
das ganz sicher auch schon getan. Am Ende bleibt Erstaunen, das sich schließlich zu<br />
einem Wort verdichtet: China. Und zu einem Gefühl: Frustration. In China gibt es billige<br />
Arbeit, billige Werkzeuge und billige Produkte. Wie können wir als deutsche Hersteller<br />
auf Dauer überleben, wenn andere augenscheinlich gleiche Produkte deutlich billiger<br />
produzieren können?<br />
Andere Frage: Kennen Sie einen Waldarbeiter oder professionellen Handwerker, der billige<br />
Elektrowerkzeuge oder Motorsägen aus dem Baumarkt benutzt? Ich kenne keinen.<br />
Und das hat einen Grund: Geräte aus he<strong>im</strong>ischer Produktion sind über die Lebenszeit<br />
gesehen günstiger. Nicht nach fünfmaliger Benutzung, wie es bei den Billiggeräten fast<br />
üblich ist, sondern erst nach frühestens zehn Jahren sollte sich der Besitzer eines<br />
hochwertigen Gerätes Gedanken über die umweltgerechte Entsorgung machen.<br />
Das Gleiche muss für unsere Werkzeuge gelten: Anschaffungskosten, Prozesssicherheit<br />
und Lebensdauer. Daraus errechnet sich der wahre Wert unserer Produkte. Und unsere<br />
Kunden sind zum Glück keine Baumarktkunden, sondern Profis, die das wissen. Darin<br />
besteht unsere Chance. Wir liefern das günstigere Produkt. Wenn es nicht so wäre,<br />
dann gäbe es uns nicht mehr. Sobald irgendwo auf der Welt Werkzeugmaschinen,<br />
Werkzeuge oder Motorsägen in gleicher Qualität zu günstigeren Preisen produziert<br />
werden, verlieren wir unsere wirtschaftliche Daseinsberechtigung. Diese Erkenntnis<br />
ist ebenso bitter wie einfach. Wir sollten alles dafür tun, dass es nie so weit kommt.<br />
Die Möglichkeiten dazu sind vorhanden. Wir verfügen über die Potentiale, die sich<br />
nicht kopieren lassen: Kreativität und die Fähigkeit zur Innovation.<br />
Haben Sie auch Mitarbeiter oder Kollegen, von denen Sie der Meinung sind, dass sie<br />
zu viel herumspielen und die Werkzeuge mit Dingen versehen wollen, die eigentlich<br />
nicht nötig wären und die die Werkzeuge teuer machen? Wenn ja, dann kann ich Sie<br />
nur beglückwünschen. Zugegeben: manches ist wirklich nicht nötig, vieles zu teuer.<br />
Aber es bleibt etwas zurück. Es ist unsere Fähigkeit zur Innovation, die wir niemals<br />
verlieren dürfen. Spielen Sie weiter.<br />
Es grüßt Sie ganz herzlich<br />
Ulrich Härer<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Härer<br />
Vorstandsmitglied des Verbands Deutscher<br />
Werkzeug- und Formenbauer