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Produkt und Design
Sammlung verschiedener Werkstücke und
Modelle zur Veranschaulichung der Design–
entwicklung
Zukunft auf der Schiene: Variabilität und Vielfalt
von Claus Kaelber
Es ist schwer vorstellbar, dass irgendwann auf der Schiene
die gleiche Vielfalt an Fahrzeugen zu finden wäre wie auf
der Straße. Hunderte verschiedener Modelle, ganz nach
Gebrauch, Gelegenheit und Geldbeutel. So ist das mit dem
Auto. Aber bei der Bahn oder einem städtischen Verkehrsbetrieb,
dort hält man ein paar Baumuster in Betrieb, oft
jahrzehntelang. Landauf, landab fast immer Graubrot statt
Pastete. Die Nutzer haben sowieso keine Wahl, Zug ist Zug.
An den Designern liegt das eher nicht, zumindest nicht
an den rund 15 Spezialisten um Frank Schuster und Thomas
Koenig, Gründer und Vorstände der Tricon Design AG im
württembergischen Kirchentellinsfurt, einem kleinen Ort
zwischen Tübingen und Stuttgart.
Seit rund 20 Jahren entwickeln und erarbeiten die Tricon-
Designer neue Lösungen im Transportsektor, vornehmlich für
den Schienenverkehr. Die Branche steht, wie fast alle anderen
Verkehrssegmente auch, vor einem Strukturwandel. Aber es
sind nicht überall die gleichen Einflüsse, im Schienenverkehr
sorgen die Faktoren Umwelt und Energiekosten eher für einen
Vorsprung. Theoretisch zumindest, denn Grund zum Zurücklehnen
haben die Bahn oder kleinere regionale und kommunale
Betreiber nicht. Frank Schuster sieht die Branche gegenwärtig
eher in einem Spannungsfeld. “Es ist im Schienenverkehr gerade
die Zeit, nachzudenken, wie man zu Serienprodukten kommt,
um Kosten zu sparen. Bisher hatte man ja fast jedes Produkt
neu angefangen, neu konstruiert, neu entwickelt”, skizziert er
die Herausforderungen und benutzt einen Begriff, den eher
die Automobilindustrie für sich gepachtet zu haben scheint:
Plattformstrategie. “Es ist die Kunst, eine Plattform so zu
gestalten, dass sie alles Wichtige aufgreift und alles Unwichtige
fallenlässt.” Dass diese Überlegungen von den Autobauern
im Entwicklungs- und Produktionsalltag mittlerweile zu einem
hohen Reifegrad gebracht wurden, macht die Sache aber nicht
einfacher. “Die Gedanken kommen natürlich aus dieser Richtung”,
bestätigt Schuster, denn “es geht darum, schneller zu Ergebnissen
zu kommen, schneller auf Ausschreibungen zu reagieren
und natürlich kostengünstiger Produkte für den Kunden ausführen
zu können”. Und ähnlich, fügt er an, arbeitet inzwischen
auch schon die Luftfahrtindustrie. Zu tun wäre also eine
Menge.
Eines der besonderen Tricon-Projekte ist der
Glacier-Express für die Rhätische Bahn und die
Matterhorn Gotthard Bahn. Die schweizer Auftraggeber
gaben den Designern maximalen
Gestaltungsfreiraum, lediglich das Gewicht der
Fahrzeuge, der Zug hat eine komplette Küche
an Bord, war wegen der Streckensteigungen
in der Bergwelt für die Entwickler eine große
Herausforderung.
Transportation-Designer Frank Schuster: “Es ist
die Kunst, eine Plattform so zu gestalten, dass
sie alles Wichtige aufgreift und alles Unwichtige
fallenlässt.”
VDWF im Dialog 3/2009 7