Beihilfe zur Selbsttötung - Zahnärztekammer Niedersachsen
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Gesundheit<br />
Zu süß und zu fett:<br />
Kinderprodukte sind oft Kalorienbomben<br />
Die extra für Kin-<br />
Die extra für Kinder<br />
angebotenen<br />
Lebensmittel<br />
gehören zu denen,<br />
die nach Expertenempfehlung<br />
nur<br />
sparsam verzehrt<br />
werden sollten<br />
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Kinderprodukte sind nach<br />
einer Studie der VerbraucherorganisationFoodwatch<br />
meist ungesunde<br />
Kalorienbomben. Von<br />
1500 untersuchten Nahrungsmitteln,<br />
die für Kinder angepriesen werden,<br />
seien fast drei Viertel »süße und fettige<br />
Snacks« gewesen, teilte Foodwatch<br />
am Dienstag in Berlin <strong>zur</strong><br />
Stichpobe mit. Raffi nierte Werbung<br />
verführe Kinder zum Konsum solcher<br />
dick machenden Happen und<br />
Softdrinks, hieß es. »Die Unternehmen<br />
tragen eine erhebliche Mitverantwortung<br />
für die grassierende<br />
Fehlernährung von Kindern«, sagte<br />
Foodwatch-Mitarbeiterin Anne<br />
Markwardt. Sie forderte ein Werbeverbot<br />
für solche Kinderprodukte.<br />
Lieber Süßwaren statt Obst<br />
Die extra für Kinder angebotenen<br />
Lebensmittel gehörten zu denen, die<br />
FOTO: M. WEYNAND / PIXELIO<br />
nach Expertenempfehlung nur sparsam<br />
verzehrt werden sollten. Produkte,<br />
die man reichlich essen kann,<br />
wie verarbeitetes Obst, Nudeln oder<br />
Säfte, waren laut Foodwatch dagegen<br />
nur zu zwölf Prozent unter der<br />
Stichprobe. Damit entspreche die<br />
Produktpalette der Industrie für Kinder<br />
»ziemlich genau dem Gegenteil«<br />
der Empfehlungen.<br />
Kinder verputzen laut Foodwatch<br />
nur die Hälfte der empfohlenen Menge<br />
an Obst und Gemüse. Aber sie<br />
ziehen sich über 200 Prozent der<br />
Menge an Süßwaren, Snacks und<br />
Soft Drinks rein, die sie höchstens<br />
konsumieren sollten. Die Folge: Der<br />
Anteil übergewichtiger Kinder sei im<br />
Vergleich zu den 1980er und 90er<br />
Jahren um 50 Prozent gestiegen. 15<br />
Prozent der Kinder sind zu dick,<br />
sechs Prozent sogar fettleibig. Sie<br />
tragen ein erhöhtes Risiko für Diabetes<br />
und andere Krankheiten.<br />
Markwardt hielt der Industrie ihr<br />
Interesse an besonders gewinnträchtigem<br />
Handeln vor. »Mit Obst<br />
und Gemüse lässt sich nur wenig<br />
Profi t machen – mit Junkfood und<br />
Soft Drinks schon mehr.« Hersteller<br />
wollten Kinder zudem früh an ihre<br />
Marken binden und bei ihnen schon<br />
in jungen Jahren Geschmacksprägungen<br />
erreichen.<br />
Foodwatch fordert Verbot<br />
für Industrie<br />
Foodwatch warf auch dem Staat Versagen<br />
vor. Anstelle klarer Vorgaben<br />
für die Hersteller binde die Bundesregierung<br />
die Junkfood-Industrie in<br />
ihre Initiativen und Aktionspläne gegen<br />
Übergewicht ein, hieß es. Mit<br />
Verboten für die Industrie will Foodwatch<br />
den ungesunden Trend stoppen:<br />
Unausgewogene Nahrungsmittel<br />
wie Süßigkeiten sollten nicht<br />
mehr als Kinderprodukte beworben<br />
werden. Produkte dürften auch nicht<br />
mit Comicfi guren oder Gewinnspie-<br />
len gezielt für Kinder vermarktet<br />
werden.<br />
Gemeinsame Programme von<br />
Herstellern im Kampf gegen Übergewicht<br />
mit staatlichen Einrichtungen<br />
wie Schulen und Kindergärten<br />
oder Sportverbänden seien zu beenden.<br />
Denn: »Der Bock macht sich<br />
selbst zum Kindergärtner«, so Markwardt.<br />
Schulen und Kindergärten<br />
müssten werbefreie Räume sein.<br />
Verbraucherministerium<br />
gegen spezielle<br />
Lebensmittel für Kinder<br />
Das Bundesverbraucherministerium<br />
hält spezielle Lebensmittel für<br />
Kinder im Grunde für überfl üssig.<br />
»Ein Kind, das den Geschmack von<br />
klebrigen Puddings oder künstlichen<br />
Süßspeisen gewohnt ist, kann richtige<br />
Obstsüße kaum noch wertschätzen«,<br />
erklärte das Ministerium.<br />
Es appellierte an die »besondere<br />
Verantwortung« der Wirtschaft hinsichtlich<br />
der Werbung. In erster Linie<br />
komme es aber auf die Eltern an.<br />
»Ein Dreijähriger geht schließlich<br />
nicht selbst zum Einkaufen in den<br />
Supermarkt.«<br />
Die Grünen im Bundestag plädierten<br />
für ein »Verbot von Werbung,<br />
die sich an kleine Kinder richtet,<br />
anstatt zahnloser Selbstverpfl ichtungen<br />
der Industrie«. Mit ihrer<br />
Werbung »unterlaufen die Lebensmittelkonzerne<br />
alle Bemühungen<br />
von Eltern, Pädagogen und Gesundheitskampagnen,<br />
Kinder für gesunde<br />
Ernährung zu begeistern«.<br />
Erst vor wenigen Tagen hatten<br />
UN-Experten eine Sondersteuer<br />
auf Chips, Soft Drinks wie Cola und<br />
jeg liche Art von Junk Food gefordert.<br />
Das wäre eine der notwendigen<br />
Maßnahmen <strong>zur</strong> Überwindung der<br />
in reichen Staaten wie Deutschland<br />
verbreiteten ungesunden Ernährungsweise,<br />
hieß es in Genf.<br />
FVDZ NEWSLETTER, 14.3.2012<br />
ZKN SPECIAL · 4 | 2012