bandes - CVJM Kreisverband Siegerland
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Am Anfang eine sachliche Klarstellung:<br />
Kalkutta liegt nicht am<br />
Ganges! Dr. Ludwig Brügmann,<br />
früher Chefarzt im Ev. Krankenhaus<br />
Kredenbach und Referent<br />
bei der Gesprächsreihe „<strong>CVJM</strong><br />
im Gespräch“, stellte zu Beginn<br />
klar, dass Kalkutta an einem Nebenstrom<br />
des Ganges liegt. Vico<br />
Torriani hatte in einem früheren<br />
Schlager die Wahrheit also nicht<br />
ganz getroffen.<br />
Die wirkliche Wahrheit schilderte<br />
indes Dr. Brügmann, der<br />
im vergangenen Jahr für eine geraume<br />
Zeit in einem der Slums in<br />
Bombay lebte und arbeitete. Im<br />
Rahmen der Aktion „Ärzte für die<br />
Dritte Welt“ half er als „German<br />
Doctor“, das größte Elend unter<br />
den dort lebenden Menschen zu<br />
lindern. Erschüttert ist er heute<br />
noch, wie in einem Schwellenland<br />
wie Indien mit steiler wirtschaftlicher<br />
Aufwärtsentwicklung viele<br />
Menschen „nicht in Armut, sondern<br />
buchstäblich im Elend“ leben<br />
müssen. In der überbevölkerten<br />
und – auf dem Papier – der größten<br />
Demokratie der Welt leben 1,1<br />
Milliarden Menschen. Einige wenige<br />
sind steinreich und sehr viele<br />
der „unteren Kasten“ und der so<br />
genannten „Unberührbaren“ leben<br />
16 .<br />
„Kalkutta liegt am Ganges ...“<br />
Kreuztaler Arzt arbeitete in einem indischen Slum<br />
in unbeschreiblichem Elend. Während<br />
die Wellblechbehausungen<br />
im Slum noch Schutz bieten, leben<br />
Hunderttausende Tag und Nacht<br />
auf nackter Straße. Anstrengende<br />
Hitze und Luftfeuchtigkeit, Smog<br />
und Gestank, ständiger Lärm sowie<br />
Ungeziefer<br />
wie Ratten und<br />
Kakerlaken, davon<br />
wusste Ludwig<br />
Brügmann zu berichten.<br />
Das jahrtausendelang<br />
praktizierte<br />
hinduistische Kastenwesen,<br />
zwar<br />
seitens der indischen<br />
Regierung offi ziell aufgehoben,<br />
ist aber real in den Köpfen und<br />
im Alltag noch gegenwärtig und<br />
wird gelebt. Dies erklärt die vorherrschenden<br />
gesellschaftlichen<br />
Unterschiede und das isolierte Leben<br />
in den einzelnen Schichten der<br />
Bevölkerung. Der Hinduismus mit<br />
seinen verschiedenen Gottheiten,<br />
an die etwa 80 % der Inder glauben,<br />
sei, so Brügmann, mehr eine<br />
Lebensweise als eine Religion,<br />
so wie wir Christen unseren<br />
Glauben verstehen. Vieles in Indien<br />
sei für unsere Denkweise kaum<br />
verständlich und nachvollziehbar.<br />
Als Arzt in einem indischen<br />
Slum zu arbeiten, sei unter den<br />
gegebenen hygienischen Umständen<br />
kaum vermittelbar. Der<br />
Hunger und die chronische Unterversorgung<br />
an z.B. Eiweißen<br />
und Vitaminen, also den eigentlichen<br />
Bausteinen des Lebens, sei<br />
erschreckend und führe zu einer<br />
Fülle von Krankheiten. Man habe<br />
sich auf bestimmte Maßnahmen<br />
beschränken müssen, z.B. auf im<br />
großen Stil notwendige Impfungen<br />
oder die Bekämpfung der zurzeit<br />
sich stark verbreitende Tuberkulose.<br />
Die Versorgung mit den<br />
Grundnahrungsmitteln für die<br />
Ärmsten sei bei weltweit steigenden<br />
Marktpreisen alles andere als<br />
gesichert. Es fehle in den Slums