bandes - CVJM Kreisverband Siegerland
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Umgeben? Von allen Seiten? Ist<br />
das nicht ein bisschen viel? Ist das<br />
nicht ein bisschen eng? Das nimmt<br />
mir ja die Luft! So mag manch<br />
einer denken. Es ist wohl wahr:<br />
Kaum jemand behauptet von sich,<br />
dass es sein Traum sei, von allen<br />
Seiten umgeben zu sein. Dagegen:<br />
Frei sein. Unabhängig sein. Selbstständig<br />
sein. Ja, das sind doch erstrebenswerte<br />
Ziele. Das will ich:<br />
Freiheit.<br />
Trotzdem ist es eine interessante<br />
Erfahrung, dass kaum jemand den<br />
bekannten Vers aus Ps. 139,5 als<br />
beengend bezeichnet. Wie kommt<br />
es, dass man hier dem Psalmbeter<br />
gerne zustimmt und mit ihm einstimmt<br />
in die Anbetung der Größe<br />
Gottes?<br />
Halten wir zunächst einmal fest,<br />
dass das, was hier beschrieben<br />
wird, man wohl am Besten mit den<br />
Worten „Geborgenheit“ und „Behütung“<br />
umschreiben kann. Und<br />
auch, wenn das keine besonders<br />
modernen und coolen Begriffe<br />
sind, ist mit ihnen doch etwas in<br />
unserem Inneren angerührt, wonach<br />
wir uns sehnen: Geborgenheit<br />
und behütet sein. Wie kommt<br />
es, dass unser Sehnen nach Behü-<br />
4 .<br />
Die Bibel –<br />
neu erlebt<br />
Monatsspruch<br />
für Juli<br />
Von allen Seiten umgibst du mich<br />
und hältst deine Hand über mir.<br />
PS 139,5<br />
tung und Geborgenheit so groß ist,<br />
wo wir auf der anderen Seite doch<br />
immer wieder nach Freiheit, Unabhängigkeit<br />
und Selbstbestimmtheit<br />
rufen?<br />
Vielleicht liegt es daran, dass<br />
wir oft bei uns oder anderen erleben,<br />
wie Geborgenheit sich schnell<br />
in Enge und Behütung schnell in<br />
Überbehütung verkehren und uns<br />
tatsächlich die Luft zum Atmen<br />
nehmen. Freiheit und Geborgenheit<br />
scheinen nicht recht zusammenpassen<br />
zu können. So sagt es<br />
uns unsere Erfahrung.<br />
Das ist ein bisschen so wie in der<br />
Sicherheitspolitik auf Staatsebene.<br />
Da erleben wir eine sehr aktuelle<br />
Diskussion angesichts der Bedrohungen<br />
von Terror und Gewalt.<br />
Je mehr der Staat Sicherheit für<br />
seine Bürger gewährleisten will,<br />
desto mehr müssen offensichtlich<br />
Kontrolle und Überwachung her.<br />
Von allen Seiten… Was auf der<br />
anderen Seite wiederum die Freiheit<br />
und Selbstbestimmung auch<br />
derjenigen einschränkt, die nicht<br />
zu Terrornetzwerken gehören und<br />
zur Gewaltausübung neigen. Sicherheit<br />
ist sicher ein hoher Wert,<br />
Freiheit aber auch. Und je mehr<br />
wir merken, im Staat wie auch im<br />
persönlichen Miteinander, dass<br />
Sicherheit bzw. Geborgenheit und<br />
Freiheit gegeneinander gestellt<br />
werden und offensichtlich nicht<br />
miteinander vereinbar sind, desto<br />
vorsichtiger werden wir, wenn da<br />
jemand behauptet, er umgebe uns<br />
von allen Seiten.<br />
Es kommt wohl darauf an, von<br />
wem gilt, dass er uns von allen Seiten<br />
umgibt.<br />
Der Psalmbeter redet nun gerade<br />
nicht vom Menschen und spricht<br />
nicht vom Staat und seinen Or-<br />
ganen. Er meint Gott. Der Psalmbeter<br />
sagt: Gott, von allen Seiten<br />
umgibst du mich und hältst deine<br />
Hand über mir. Und es ist tatsächlich<br />
so, dass Gott die hier beschriebene<br />
Behütung nicht in Überbehütung<br />
verkehrt. Es geht also gerade<br />
nicht um diese Erfahrung, die wir<br />
ja vielleicht kennen und die uns<br />
tatsächlich das Gefühl der Einengung<br />
gibt.<br />
Wer überbehütet ist, dem fehlt<br />
schnell die Luft zum Atmen. Denn<br />
Überbehütung hat etwas mit Herrschaft,<br />
Macht und Machtmissbrauch<br />
zu tun. Sie unterdrückt den<br />
Behüteten.<br />
Gottes behütende Gegenwart ist<br />
anders. Gott liebt uns. Und seine<br />
Liebe hat nicht zum Ziel, uns zu<br />
beherrschen und zu versklaven.<br />
Seine Nähe erdrückt nicht, auch<br />
wenn falsche Gottesbilder uns das<br />
manchmal lehren wollen. Gott will<br />
uns befreien und unterstützt unsere<br />
Persönlichkeit. Gott ist im besten<br />
Sinne ein liebender Vater, der für<br />
sein Kind da ist, ohne es mit seiner<br />
Gegenwart einzuengen. Im Gegenteil,<br />
Gottes Nähe und Gegenwart<br />
gibt uns nicht nur Geborgenheit,<br />
sondern auch wahre Freiheit. Geborgenheit<br />
und Freiheit sind bei<br />
Gott keine Gegensätze. Gott macht<br />
uns frei von allem, was uns knechtet.<br />
Er schickte seinen Sohn auf diese<br />
Welt, um uns von der Knechtschaft<br />
der Sünde zu befreien und<br />
von allen Bindungen und Stricken,<br />
die uns einengen und ersticken.<br />
Gottes Gegenwart lässt unsere Seele<br />
aufatmen und macht sie frei. Frei<br />
von der Sünde. Im Blick auf Psalm<br />
139,5 können wir erweitert sagen:<br />
Wir sind immer umgeben – entweder<br />
von der Sünde, die uns einengt<br />
und knechtet oder von Gottes Liebe,<br />
die uns in Jesus Christus begegnet<br />
und uns frei macht. Wie gesagt,