UNSICHTBARES ADLERSHOF
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Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />
3.2.2 Mentale Karten<br />
In der Geographie wurden mentale Karten erstmalig im<br />
angloamerikanischen Raum angewendet (DOWNS und STEA:1982; Lloyd<br />
1987, LYNCH 1993). Im deutschen Raum beschäftigten sich besonders<br />
BITTER (1999), MAY (1992) und HARD (1986) mit mentalen Karten. Sie<br />
werden als Wissensstrukturen des Langzeitgedächtnisses beschrieben:<br />
… die durch Eigenbewegung im Raum […] oder durch Benutzung<br />
graphischer oder verbaler Raumbeschreibungen […] zustande<br />
kommen [und] die es dem Menschen ermöglichen, sich über den<br />
aktuell wahrnehmbaren Ausschnitt der Umwelt hinaus räumlich zu<br />
orientieren. (MAY1996: 80)<br />
Der Begriff „Karte“ ist in diesem Zusammenhang als Metapher zu<br />
verstehen. „Es handelt sich nicht um kartographische Karten im Kopf eines<br />
Menschen, sondern um raumbezogene Gedächtnisstrukturen.“ (BITTER<br />
1994: 93) Oft sind diese verzerrten und falschen Abbildungen gemessen an<br />
Karten im kartographischen Sinn. Das Gemeinsame an beiden Begriffen ist,<br />
dass sie für Modelle räumlicher Realität stehen. Die mentalen Karten jedoch<br />
sind individuell und vielfältig in ihrer Form und ihrem Inhalt. Dies weist<br />
darauf hin, dass Raumwissen in unterschiedlicher Art, Intensität und<br />
Funktion im Gedächtnis eines Menschen gespeichert ist. Darin sind sehr<br />
individuelle Verzerrungen und Abweichungen gegenüber der räumlichen<br />
Realität begründet. Sie basieren auf der Tendenz der Vereinfachung, der<br />
Schematisierung und der hierarchischen Strukturierung im Gehirn. Das<br />
Wissen, aus denen sich eine mentale Karte zusammensetzt, wird nach<br />
Fakten- und Handlungswissen und der Art des Erwerbs und der<br />
Speicherung unterschieden. Die Hauptquelle des Erwerbs von Wissen ist<br />
die menschliche Bewegung im Raum. (BITTER 1994: 93f)<br />
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