06.12.2012 Aufrufe

UNSICHTBARES ADLERSHOF

UNSICHTBARES ADLERSHOF

UNSICHTBARES ADLERSHOF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>UNSICHTBARES</strong> <strong>ADLERSHOF</strong><br />

eingereicht von: Tina Hilbert<br />

MAGISTERARBEIT<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Geographisches Institut<br />

Bornholmerstraße 78<br />

10439 Berlin<br />

Gutachter: Prof. Dr. Marlies Schulz<br />

Berlin, den 12.12. 2005<br />

Geographisches Institut<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Prof. Dr. Harald Bodenschatz<br />

Institut für Soziologie<br />

Fachgebiet Planungs- und Architektursoziologie<br />

Technische Universität Berlin


1<br />

<strong>UNSICHTBARES</strong> <strong>ADLERSHOF</strong>


Gliederung<br />

<strong>UNSICHTBARES</strong> <strong>ADLERSHOF</strong><br />

Gliederung ................................................................................................ 2<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................ 3<br />

Tabellenverzeichnis ................................................................................. 3<br />

Bildverzeichnis ......................................................................................... 4<br />

Abkürzungsverzeichnis ........................................................................... 5<br />

1 Einleitung ................................................................................. 6<br />

2 Verortung ............................................................................... 11<br />

2.1 Exkurs 1: Ich sehe was, was du nicht siehst - Das Sichtbare vs.<br />

das Unsichtbare ................................................................................ 11<br />

2.2 Exkurs 2: Der Hannoveraner Bahnhof .............................................. 13<br />

2.3 Exkurs 3: Anmerkungen zur Schnittstelle Kunst - (Stadt)Raum -<br />

Wissenschaft..................................................................................... 16<br />

2.4 Exkurs 4: Adlershof – Ein Ort der Verheißung? ................................ 21<br />

3 Methodische Vorgehensweise ............................................. 31<br />

3.1 Qualitative Sozialforschung............................................................... 31<br />

3.2 Methodenmix der Sozialraumanalyse ............................................... 32<br />

3.2.1 Problemzentriertes Interview ........................................................................ 33<br />

3.2.2 Mentale Karten.............................................................................................. 37<br />

3.2.3 Fotostreifzug/ Rundgang .............................................................................. 40<br />

4 Ablauf der Untersuchung ..................................................... 42<br />

4.1 Interviewpartner ................................................................................ 42<br />

4.2 Interviewführung................................................................................ 45<br />

4.3 Datenauswertung .............................................................................. 48<br />

5 Das Sichtbare: Auswertung.................................................. 51<br />

5.1 Bewegung und Verhalten im Raum .................................................. 52<br />

5.2 Wahrnehmung der baulichen und städtischen Struktur .................... 58<br />

5.3 Wahrnehmung einzelner Akkumulationspunkte................................ 60<br />

5.4 Darstellung der Akkumulationspunkte............................................... 66<br />

6 Das Sichtbare: Fazit .............................................................. 77<br />

7 Das Unsichtbare sichtbar machen: Eine Idee..................... 81<br />

8 Resümee ................................................................................ 87<br />

Literatur ................................................................................................ 89<br />

Anlagen ................................................................................................ 98<br />

Danksagung.......................................................................................... 101<br />

2


Abbildungsverzeichnis<br />

<strong>UNSICHTBARES</strong> <strong>ADLERSHOF</strong><br />

Abbildung 1: Lageplan Berlin-Adlershof..................................... 22<br />

Abbildung 2: Adlershof................................................................. 23<br />

Abbildung 3: Derzeitiger Entwicklungsplan für Adlershof ........ 28<br />

Abbildung 4: Bebauungsplan Adlershof (Ausschnitt) ............... 29<br />

Abbildung 5: Entwicklungsmaßnahme Adlershof...................... 30<br />

Abbildung 6: Interviewleitfaden ................................................... 36<br />

Abbildung 7: Grundlagenkarte..................................................... 39<br />

Abbildung 8: Fotos von den Rundgängen .................................. 46<br />

Abbildung 9: Mentale Karte von Sören B.................................... 47<br />

Abbildung 10: Mentale Karte von Konstantin A. ........................ 47<br />

Abbildung 11: Mentale Karte von Bärbel L. ................................ 48<br />

Abbildung 12: Nutzung von Straßen und Einrichtungen........... 53<br />

Abbildung 13: Bezugspunkte ....................................................... 63<br />

Abbildung 14: Fotografierte Orte ................................................. 64<br />

Abbildung 15: Bekannte Einrichtungen ...................................... 65<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Interviewpartner........................................................... 43<br />

Tabelle 2: Verwendete Kürzel....................................................... 44<br />

Tabelle 3: Eingezeichnete bzw. fotografierte Orte...................... 61<br />

3


Bildverzeichnis<br />

<strong>UNSICHTBARES</strong> <strong>ADLERSHOF</strong><br />

Bild 1: Entwurf Bahnhofsvorplatz….………………….…………… 13<br />

Bild 2: Bewegungsabläufe……..………………………….………… 13<br />

Bild 3: Sitzen auf Koffern…..…………………………….………….. 14<br />

Bild 4: Stühle auf dem Platz……………………………….…….….. 15<br />

Bild 5: Laborhäuser………………………………………..…….…… 23<br />

Bild 6: Trudelturm…………………………………………..….……… 23<br />

Bild 7: Motorenprüfstand…………………………..……….……….. 24<br />

Bild 8: Windkanal……………………………………..………….……. 24<br />

Bild 9: Zaun aus DDR-Zeit…………………………………….………24<br />

Bild 10: Werbung November 2005………………………….……….25<br />

Bild 11: Ehemalige Kasernen………………………………..……….26<br />

Bild 12: Mediengebäude…………………...…………………….……26<br />

Bild 13. Geographisches Institut…………………………….….….. 26<br />

Bild 14: Erwin-Schrödinger Zentrum………………………….…… 26<br />

Bild 15: Straßenbau, August 2005……………..……………….….. 26<br />

Bild 16: Brache beim Landschaftspark……………………….……27<br />

Bild 17: Ehemaliges Fernsehzentrum der DDR…..………….….. 27<br />

Bild 18: Ehrmahnung an Autofahrer bei Kita………………….…. 27<br />

Bild 19: Kino……………………………………………………….…… 45<br />

Bild 20: Landschaftspark……………………………….….…….….. 45<br />

Bild 21: Ärztehaus……………………………………….….…….…... 45<br />

Bild 22: Im Blumenladen……………………………………...….….. 45<br />

Bild 23: Luftbild Forumsplatz………………………………….……. 82<br />

Bild 24: Entwurf Häfner/Jiménez…………………………………… 83<br />

Quelle Bilder 1-4: SEGGERN 2003: 69ff<br />

Quelle Bilder 5-18: eigene Aufnahmen<br />

Quelle Bilder 19-22: Fotografien der Befragten<br />

Quelle Bild 23: Adlershof Projekt GmbH<br />

Quelle Bild 24: www.haefner-jimenez.de/indexms.html<br />

4


Abkürzungsverzeichnis<br />

<strong>UNSICHTBARES</strong> <strong>ADLERSHOF</strong><br />

ACA Institut für angewandte Chemie Berlin-Adlershof e.V.<br />

AFM Adlershof Facility Management<br />

BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung<br />

BESSY Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für<br />

Synchrotronstrahlung m.b.H.<br />

DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

ESZ Erwin-Schrödinger-Zentrum<br />

FBH Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik<br />

FIRST Frauenhofer Institut für Rechnerarchitektur und<br />

Softwaretechnik<br />

IGAFA Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungs-<br />

einrichtungen in Adlershof e. V.<br />

IGZ Innovations- und Gründerzentrum Berlin Adlershof<br />

IKZ Institut für Kristallzüchtung<br />

HMI Hahn-Meitner-Institut GmbH<br />

JvN Johann von Neumann Haus<br />

MBI Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeit-<br />

spektroskopie<br />

OWZ Internationales Gründerzentrum Berlin-Adlershof<br />

POT Zentrum für Photonik und optische Technologie<br />

UTZ Zentrum für Umwelt- Bio- und Energietechnologie<br />

WISTA Wista Management GmbH, Wissenschafts- und Wirt-<br />

5<br />

schaftsstandort Adlershof


1 Einleitung<br />

6<br />

Unsichtbares Adlershof – Einleitung<br />

Er blickte auf das Bild.<br />

„Es ist ein gemeines Bild. Alles ist am richtigen Platz, aber es ist eine garstige<br />

Karikatur. Der Künstler hielt es natürlich für Wissenschaft.“<br />

„Ich glaube, nichts ist jemals einfach nur Wissenschaft“, sagte ich.<br />

Er nickte. „Das ist das Problem mit dem Sehen von Dingen. Nichts ist klar.<br />

Gefühle, Ideen formen das, was man vor sich hat. Cézanne wollte die Welt nackt,<br />

aber die Welt ist nie nackt. Ich möchte in meinen Arbeiten Zweifel wecken.“<br />

Siri Hustvedt


Unsichtbares Adlershof – Einleitung<br />

Kunst und Wissenschaft. „Kein Problem, natürlich gehört das zusammen!<br />

Ach so, gemeinsam in einer Arbeit. Nein, das stelle ich mir schwierig vor.“<br />

„Wie jetzt, was wollen Sie denn immer mit der Kunst? Wir sind hier an einer<br />

Universität, wenn Sie Kunst machen wollen, dann sind Sie hier falsch.“<br />

„Nee, zusammen geht nicht. Man kann niemals gute Kunst machen, wenn<br />

man nicht Künstler ist.“<br />

Diese Ansagen waren Reaktionen, wenn ich das Thema meiner<br />

Magisterarbeit erklärte. Scheinbar wird es heute immer noch als<br />

problematisch wahrgenommen, die beiden Richtungen zusammen zu<br />

denken. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen werde ich in meiner<br />

Magisterarbeit stadtgeographische und künstlerische Ansätze<br />

zusammenführen. Ich werde aufzeigen, dass beide Seiten davon<br />

profitieren, den Blick zu erweitern und andere Perspektiven auf den<br />

eigenen als spezifischen und abgrenzungsbedürftig wahrgenommenen<br />

Untersuchungsgegenstand zuzulassen.<br />

Diese Arbeit dient nicht nur dazu zum Abschluss meines Studiums<br />

wissenschaftliches Arbeiten unter Beweis zu stellen. Ich möchte einen<br />

Schritt weiter gehen und eine praktische Umsetzung, der während der<br />

Untersuchung gewonnenen Ergebnisse aufzeigen.<br />

Während der Recherche bin ich auf eine weit reichende Debatte gestoßen,<br />

in der die Überschneidung von Kunst und Wissenschaft bereits praktiziert<br />

wird. So zum Beispiel bei dem Projekt „Kunst als Wissenschaft/<br />

Wissenschaft als Kunst“ welches von 2001 – 2004 vom Hamburger<br />

Bahnhof in Berlin initiiert wurde. Dem Projekt „Kunstraum“ der Universität<br />

Lüneburg liegt ebenso die Idee der Interdisziplinarität zu Grunde. In der<br />

Raum- und Stadtplanung erhält die Debatte um die Integration und<br />

Bedeutung von Kunst im Stadtraum immer mehr Gewicht. Kunst wird im<br />

zunehmenden Maße als Element zur Gestaltung von öffentlichem Raum<br />

begriffen. So schreiben zum Beispiel DITTRICH und MÜLLER in der<br />

Einleitung der 2005 erschienenen Zeitschrift „Kunst und Raum“ des<br />

Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung die Symbiose von Kunst<br />

und Stadtplanung sei eine Chance, die in räumlichen Situationen neue<br />

Orientierungs- und Sehhilfen geben kann. Die Künstler setzten sich<br />

ebenfalls mit der Veränderung ihrer Position in der Gesellschaft<br />

auseinander. Immer mehr schreiben Künstler, die im öffentlichen Raum<br />

tätig sind, ihren Arbeiten die Aufgabe zu, die soziale oder räumliche<br />

Umgebung mit einzubeziehen:<br />

7


Unsichtbares Adlershof – Einleitung<br />

Kunst im öffentlichen Raum hat soziale Funktion. Sie hat sich<br />

entwickelt von der großformatigen, ortsgebundenen Kunst zu einem<br />

Arbeitsfeld mit sozialen Inhalten. Ihre Sprache ist eine Mischung aus<br />

Sozialwissenschaften, Kunst, Architektur und Stadtplanung.<br />

(Siah ARMAJANi 2001: 100)<br />

In einem Artikel der ZEIT vom 17. Februar 2005 erklären die Künstler<br />

Christo und Jeanne-Claude die Stadt sogar zur Leinwand, die es zu<br />

bemalen gilt und sie werden somit zu Akteuren der Stadtgestaltung.<br />

Das Zusammenbringen von Kunst und Wissenschaft stellt den<br />

übergreifenden Aspekt der Arbeit dar. Hieraus lässt sich eine erste Frage<br />

formulieren, die in der Arbeit aufgegriffen werden soll:<br />

� Wie können Wissenschaft und Kunst verbunden werden?<br />

Dieser Frage gehe ich anhand eines konkreten Gegenstandes –dem Gebiet<br />

Berlin Adlershof– nach. Darunter wird in der Arbeit das Gebiet verstanden,<br />

das gängig als „Stadt der Wirtschaft, Wissenschaft und den Medien“<br />

bezeichnet wird. Die Kurzform Adlershof soll stellvertretend dafür in der<br />

Arbeit aus Gründen der Lesbarkeit verwendet werden.<br />

Ich werde das Gebiet mittels einer Sozialraumanalyse untersuchen und<br />

anschließend ein künstlerisches Konzept entwickeln, das die gewonnenen<br />

Erkenntnisse der Untersuchung aufgreift und integriert. Diese<br />

Vorgehensweise, Kunst einer wissenschaftlichen Analyse folgen zu lassen,<br />

ist natürlich nicht zwingend.<br />

Was motivierte mich dazu, eine Forschung über Adlershof zu machen? Die<br />

Widersprüchlichkeit zwischen der eigenen Erfahrung bzw. dem Austausch<br />

mit anderen Beteiligten auf der einen Seite und der Planung bzw. der<br />

Darstellung von Adlershof auf der anderen Seite weckten mein<br />

Forschungsinteresse.<br />

Durch meine eigene Nutzung Adlershofs, meine Bewegungen durch das<br />

Gebiet und meine Ambition, städtische Räume zu entdecken und zu<br />

hinterfragen, ist mir das Gebiet auf vielfältige Weise bewusst geworden. Ich<br />

bin Studentin am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu<br />

Berlin und studiere selbst seit 2003 in Adlershof. Ich war in der „heißen<br />

Phase“ vor und während des Umzugs als Betroffene dabei. In dieser Zeit<br />

wurden rege Diskussionen in der Universität über das Für und Wider des<br />

Umzugs geführt. Die Gegenargumente waren dabei meist im Übergewicht.<br />

8


Unsichtbares Adlershof – Einleitung<br />

Es gab das rationale Argument, Adlershof sei „zu weit draußen“ und „zu<br />

weit weg von dem restlichen Campus der Humboldt Universität.“ Zuhören<br />

waren aber besonders die emotionalen Argumente. Sie waren bestimmt<br />

von dem Gefühl, nicht aus dem „heimeligen“, bekannten „Mitte“ an den<br />

„Stadtrand gedrängt“ werden zu wollen. Man sah sich als „Verlierer, die nun<br />

in die Peripherie zur Uni müssen“, wo das Unmögliche versucht wurde:<br />

einen neuen Standort zu konstruieren. Dagegen waren die Argumente<br />

derer, die dem Umzug positiv gestimmt waren, nur leise zu hören. Sie<br />

versprachen bessere Lern- und Arbeitsbedingungen. Adlershof muss heute<br />

gegen dieses damals konstruierte Negativbild ankämpfen. Nach dem<br />

Umzug erfuhr die Debatte durch die täglichen Nutzungen und damit<br />

einhergehend den wahrgenommenen Vor- und Nachteilen einen erneuten<br />

Schub. Im Austausch mit Studierenden, Dozenten und Professoren über<br />

ihre eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen von Adlershof wird z. B.<br />

deutlich, dass die städtebauliche Struktur und dezentrale Lage negativ<br />

gesehen wird. Diese Beobachtungen oder Wahrnehmungen widersprechen<br />

jedoch dem verbreiteten Image von Adlershof. Es wird als<br />

Wissenschaftsstandort, Ort mit urbaner Qualität, als Stadt, als Campus, als<br />

Europas modernster Technologiepark, als Ort der Bewegung, der<br />

Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaften und Medien präsentiert.<br />

Zwischen dem Image und der heutigen Situation bestehen noch gewaltige<br />

Unterschiede. Das Gebiet wird nicht als Ganzes wahrgenommen und leidet<br />

u. a. unter der städtischen Randlage, sowie seiner fragmentarischen,<br />

zergliederten Stadtstruktur. Diesem Problem sind sich die Planer und<br />

Initiatoren Adlershofs durchaus bewusst. Letztes Jahr wurde z. B. ein<br />

Wettbewerb zur besseren Orientierung durch verschiedene in Adlershof<br />

ansässige Institutionen ausgeschrieben 1 . Eine weitere Idee zur<br />

Verbesserung der Orientierung ist das Projekt „Gedanken-Gang“, das seit<br />

Februar diesen Jahres „über das gesamte Gelände der Stadt der<br />

Wissenschaft, Wirtschaft und Medien“ führen soll. „Er zeigt den Besuchern,<br />

was in Berlin-Adlershof geforscht, gelehrt, entwickelt und produziert wird.“<br />

(www.adlershof.de)<br />

Diese Diskrepanz wird in der Arbeit aufgegriffen. Mein Forschungsinteresse<br />

richtet sich dabei auf die Wahrnehmung der Beschäftigten und<br />

1 Der im Herbst 2004 von der Adlershof Projekt GmbH ausgeschriebene<br />

Ideenwettbewerb „Die Schwinge des Adlers“ wendete sich an Architekturstudenten<br />

der Technischen Universität Berlin. Aufgabe war, Entwürfe zu entwickeln, die das<br />

Erscheinungsbild verbessern sollten. Die Auslobung fand im Mai 2005 statt (vgl.<br />

Adlershof Projekt GmbH: 2005).<br />

9


Unsichtbares Adlershof – Einleitung<br />

Studierenden in Adlershof von dem Gebiet. Die sichtbaren bzw.<br />

unsichtbaren Bereiche innerhalb ihrer Wahrnehmung sollen erfragt und<br />

herausgearbeitet werden. Die Bedeutung, die der täglichen Bewegung und<br />

dem Verhalten im Raum dabei zukommt, soll hinterfragt werden.<br />

Anschließend werden die Resultate in einem künstlerischen Konzept<br />

aufgegriffen mit dem Ziel die Wahrnehmung bzw. Bewegung zu verändern.<br />

Der Titel der Arbeit „<strong>UNSICHTBARES</strong> <strong>ADLERSHOF</strong>“ bezieht sich auf die<br />

Untersuchung.<br />

Im Laufe der Arbeit werden folgende forschungsleitenden Fragestellungen<br />

bearbeitet:<br />

� Wie bewegen und verhalten sich die Befragten im Raum?<br />

� Wie nehmen sie diesen Raum wahr? An welchen Punkten im<br />

Raum orientieren sie sich?<br />

� Was fällt gänzlich aus ihrem Blickfeld/ ihrer Wahrnehmung?<br />

Sie hinterfragen das Sichtbare bzw. Unsichtbare in der Wahrnehmung der<br />

Beschäftigten wie Studierenden. Der Aufbau der Arbeit sieht wie folgt aus:<br />

Zunächst beginne ich mit thematischen, sich aufeinander beziehenden<br />

Exkursen (vgl. Kapitel 2), worin Anmerkungen zu den Themen Sichtbarkeit/<br />

Unsichtbarkeit von Räumen, der Verbindung von künstlerischem und<br />

wissenschaftlichem Arbeiten und der Bedeutung von Kunst im öffentlichen<br />

Raum gemacht werden. Sie sollen für das Thema sensibilisieren und bilden<br />

gleichzeitig die Grundlage meiner Arbeit. Der letzte Exkurs stellt das<br />

Untersuchungsgebiet vor. Die Entwicklung des Gebietes mit den<br />

einhergehenden Bauten, die auch heute noch prägend sind, wird<br />

betrachtet. Diesen Exkursen folgt die Darlegung der verwendeten Methodik<br />

(vgl. Kapitel 3) sowie des Ablaufs in der Untersuchung (vgl. Kapitel 4).<br />

Anschließend folgt die Interpretation und Auswertung (vgl. Kapitel 5) meiner<br />

Untersuchung. Daraus resultierende Erkenntnisse (vgl. Kapitel 6) bilden<br />

wiederum die Grundlage für das nächste Kapitel, in dem eine künstlerische<br />

Idee für die Gestaltung des öffentlichen Raumes aufgezeigt wird (vgl.<br />

Kapitel 7). Abschließend steht ein Resümee (vgl. Kapitel 8). In der Arbeit<br />

wird auf eine durchgängige Sichtbarmachung der weiblichen und<br />

männlichen Schreibweise zu Gunsten der Lesbarkeit verzichtet, die jeweils<br />

andere Form sei immer mitgedacht. Die Fotografien zu Beginn eines neuen<br />

Kapitels stammen aus der Serie „Aliens in Adlershof“ vom Juli 2005.<br />

10


2 Verortung<br />

Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

2.1 Exkurs 1: Ich sehe was, was du nicht siehst - Das<br />

Sichtbare vs. das Unsichtbare<br />

Die Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit eines Raumes wirft eine Fülle von<br />

Gedanken auf: Räume sind nicht reine Behälter, die gefüllt werden<br />

müssen, sondern ihre Entstehung ist ein soziales und prozessgeleitetes<br />

Phänomen. Es gibt Räume, die nur fragmentarisch wahrgenommen<br />

werden. Räume, die durch ihre Zugänglichkeit für bestimmte Personen<br />

sichtbar sind und andererseits durch ihre Verschlossenheit für andere<br />

Menschen unsichtbar bleiben. Räume, von denen, durch moderne Medien<br />

beispielsweise ein sichtbares, vertrautes Bild konstruiert wird. Und Räume,<br />

über die durch bewusste oder unbewusste Ausblendung kaum Wissen<br />

vorhanden ist und die scheinbar nicht existieren.<br />

Es herrscht ein ungleiches Kräfteverhältnis zwischen den verschiedenen<br />

wahrgenommenen Räumen: Wer die Möglichkeit besitzt, mittels Geld,<br />

Technik usw. auf sich aufmerksam zu machen, wird auch gesehen werden.<br />

Wer diese Mittel nicht besitzt, bleibt in der Wahrnehmung vieler unsichtbar.<br />

Das Sehen konstituiert Wirklichkeiten. Das Sichtbare und das Unsichtbare<br />

stehen dabei nebeneinander. Was gesehen wird, existiert. Was nicht<br />

11


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

gesehen wird, existiert in der Wahrnehmung des Raumes nicht. Somit gibt<br />

es sichtbare bzw. unsichtbare Räume für Menschen. Das sichtbar<br />

Wahrgenommene ist nur ein Fragment des Ganzen. Es wird durch<br />

Handlungen täglich bestimmt. Dadurch werden Bilder und Ideen von<br />

Räumen geschaffen. Die konkreten Bewegungen der Menschen im Raum<br />

sind ein konstituierendes Element in diesem Prozess.<br />

Auf eine Kurzformel gebracht, kann man sagen, die Konstitution von<br />

Räumen geschieht durch (strukturierte) (An)Ordnungen von<br />

sozialen Gütern und Menschen an Orten. Räume werden im<br />

Handeln geschaffen, indem Objekte und Menschen synthetisiert<br />

und relational angeordnet werden. (LÖW 2001: 204)<br />

Funktions- und zielgebundene Bewegungen lassen den Raum<br />

verschwinden. Sie sind der Bewegung durch einen Tunnel ähnlich, ohne<br />

Neugierde für den Raum. Es entstehen Inseln einzelner wahrgenommener<br />

Orte, zwischen ihnen breitet sich das Unsichtbare aus. Die Atmosphäre<br />

und Gestalt eines Raumes kann dabei die Bewegung beeinflussen. Fühlt<br />

man sich nicht wohl in einem Raum, versucht man ihn so schnell wie<br />

möglich hinter sich zu lassen. Die Stimmung des Raumes ist entscheidend,<br />

ob man sich in ihm aufhalten möchte oder nicht.<br />

12<br />

Wenn eine Fußgängerunterführung Angst erregend, ein Arbeitszimmer<br />

nüchtern und ein Sonnenuntergang über dem Meer romantisch wirkt,<br />

so sei dies auf dessen Gestimmtheit zurückzuführen. Nun könnte man<br />

annehmen, dass Gestimmtheit nicht mehr ist als die Projektion von<br />

Gefühlen auf die umgebenen Räume, gäbe es nicht das Phänomen<br />

des „Umgestimmt-Werdens“ durch Räume. Man betritt zum Beispiel<br />

hektisch ein kleines Geschäft, um noch schnell vor Ladenschluss die<br />

nötigen Einkäufe zu tätigen, und wird durch ruhige Musik, angenehme<br />

Gerüche etc. in eine Stimmung der Gelassenheit versetzt. Räume<br />

entwickeln demnach eine eigene Potentialität, die Gefühle<br />

beeinflussen kann. (LÖW 2001:205)


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

2.2 Exkurs 2: Der Hannoveraner Bahnhof<br />

Wie viel sieht man befangen vom Alltag, von dieser großartigen Stadt?<br />

Die Routine zeigt Banalität und Gedankenlosigkeit,<br />

alles Persönliche verschwindet.<br />

Norman MANEA<br />

Das Beispiel des Hannoveraner Bahnhofs greift das in Exkurs 1 diskutierte<br />

Phänomen des Unsichtbarwerdens von Räumen oder Gegenständen durch<br />

beschleunigte, funktionsgebundene Bewegung auf und versucht dem<br />

entgegen zu wirken. Dabei werden wissenschaftliche Arbeitsmethoden mit<br />

einer künstlerischen Konzeption verbunden.<br />

Das Architekturbüro Ohrt, v. Seggern, Partner aus Hamburg wurde 1998<br />

von Stadt und Bahn beauftragt, den südlichen Teil des Hannoveraner<br />

Bahnhofsvorplatzes (vgl. Bild1) im Hinblick auf die bevorstehende EXPO<br />

umzugestalten. Zwei Jahre später, im Mai 2000, wurde der Platz eröffnet.<br />

(SEGGERN 2002: 264ff, SEGGERN 2003:69ff) Innerhalb der Planung<br />

entzündete sich eine Debatte über die potentiellen Funktionen eines<br />

Bahnhofsvorplatzes. Das Für und Wider, ob ein Bahnhof „auch“<br />

Aufenthaltsort oder „nur“ Durchgangsort sei, wurde diskutiert. Ursprung der<br />

Debatte war der Vorschlag der Architekten, loses Gestühl auf dem Platz zu<br />

stellen, denn ein Bahnhof sollte, ihrer Ansicht nach, Aufenthaltsfunktionen<br />

übernehmen.<br />

Wir wollten einen Raum gestalten, der einen förderlichen Rahmen<br />

für eine lebendige Aneignung bietet und eine anregende Balance<br />

zwischen den zu erwartenden unterschiedlichen Menschen,<br />

Verhaltensweisen und Nutzungen. Gelassen sollte der Platz<br />

funktionieren und zu Aufenthalt und Kommunikationen verlocken,<br />

eine Tages- und Nachtatmosphäre von großstädtischer<br />

Freundlichkeit, Großzügigkeit und Sicherheit ausstrahlen. (SEGGERN<br />

2003: 69ff)<br />

Sie wollten einen „Raum zum Stehen bleiben, Langsamgehen, Warten und<br />

Sitzen“ schaffen. Unterstützend dafür nutzten sie „Wasser zum Spielen und<br />

als Blickfang, loses Gestühl [und] Poller, die auch zum Sitzen und für<br />

Gepäck geeignet sind.“ (SEGGERN 2003: 69)<br />

13<br />

Bild 1: Entwurf<br />

Bahnhofsvorplatz<br />

Bild 2:<br />

Bewegungsabläufe


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Auch die künstlerische Aktion „Musikschacht“, die im Prozess der Planung<br />

entstand, wurde dazu herangezogen, den Aufenthalt vor Ort zu inspirieren.<br />

Dabei handelte es sich um Musik, die aus einem Gullydeckel an die<br />

Oberfläche gelangten. Ihre Vorstellungen von einem Bahnhofsvorplatz<br />

wurden jedoch nicht von der Interessengemeinschaft Innenstadt, der Stadt<br />

und der Bahn geteilt. Deren Ansicht nach benötigte ein Bahnhofsvorplatz<br />

keine besonderen öffentlichen Aufenthaltsangebote, die lose Bestuhlung<br />

wurde abgewiesen. (SEGGERN 2003: 70)<br />

Motiviert durch den Ärger über die Ablehnung, versuchte die<br />

Architektengruppe, eine Alternative zu finden und schlug vor, die Stühle für<br />

die Länge eines Sommers auf dem Platz zu stellen und deren Nutzung im<br />

Rahmen einer wissenschaftlichen Pilotstudie zu beobachten. Das<br />

Experiment musste nach weiteren Einschränkungen auf einen Tag im<br />

September beschränkt werden. In der Studie wurde untersucht, ob und<br />

inwieweit es gelungen war, dem Stadtplatz eine Atmosphäre der<br />

Freundlichkeit und Lebendigkeit zu geben. Die Platznutzung und<br />

Platzwahrnehmung wurde mittels eines Methodenmix bestehend aus einer<br />

Fotodokumentation, standardisierten und freien Beobachtungen,<br />

materiellen wie personellen Experimenten zum Sitzen und Gesprächen<br />

über Atmosphäre, evaluiert. (SEGGERN 2003: 70f)<br />

Aus der Studie resultierend, konnten Aussagen über die Bewegung und<br />

Nutzung, besonders über das Sitzverhalten, auf dem Platz getroffen<br />

werden (vgl. Bild 2-4):<br />

14<br />

Alles, was das Sitzen nur einigermaßen erlaubt, wurde<br />

entsprechend (zweckentfremdend) genutzt, so z.B. Straßenpoller,<br />

Mauervorsprünge, Geländer, Treppen, erhöhte Baumscheiben,<br />

ebenso eine zeitweise als Kunstprojekt aufgestellte Figurenbank.<br />

Reisende setzten sich teilweise auf mitgebrachte Koffer oder<br />

Rucksäcke, jüngere Leute auch auf das Pflaster. (SEGGERN 2002:<br />

270)<br />

Bild 3: Sitzen auf Koffern


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Die in die Studie integrierten Experimente „Bestuhlung“ und „Musikschacht“<br />

erzielten anregende und positive Resultate:<br />

Mit dem Test, an einem Sommertag leichte, bewegliche Stühle<br />

aufzustellen, und dem „Kommunikationsunterstützer“ Wasser zeigt<br />

sich der wahre Genuss des (unentgeltlichen) Sitzens, Redens,<br />

Sehens und Gesehenwerdens […]. Die Musik aus dem Schacht hat<br />

eine andere Art der Anregung: Einer Irritation folgen oft ein<br />

unwillkürliches Lächeln, eine Bewegung, ein paar Tanzschritte- und<br />

weil diese Reaktion unwillkürlich erfolgt, kommuniziert man sie<br />

häufig fast „ertappt“ mit anderen Anwesenden. (SEGGERN 2003:72)<br />

Beim Musikschacht kommt es bisweilen zu regelrechten<br />

„Recherchen“, wie denn die „Musik aus dem Gully“ zu erklären sei,<br />

andere nehmen die Musik auf, bewegen sich im Rhythmus der<br />

Musik, Schnipsen mit den Fingern, machen ein paar Tanzschritte.<br />

(SEGGERN 2002: 271)<br />

Die Architekten bewerteten abschließend den angewandten Methodenmix<br />

als gewinnbringend und gut anwendbar. (SEGGERN 2002: 278)<br />

Besonders wichtig, vergnüglich und vermutlich effektiv ist dabei, mit<br />

Experimenten zu arbeiten, um das (freiraum)kulturelle Potential sich<br />

entwickeln zu lassen, um Raum und Gelegenheit zu schaffen,<br />

tatsächlich kreative Aushandlungsprozesse zu gestalten, die auch<br />

mit den Menschen vor Ort stattfinden. (SEGGERN 2003: 75)<br />

Das dargestellte Beispiel zeigt, wie auf einer kleinsträumlichen Ebene<br />

wissenschaftliches Forschen und kreative, künstlerische Gestaltungsideen<br />

kombiniert werden können. Die Disziplinen greifen ineinander: Mit der<br />

sozialräumlichen Analyse konnte die Raumwahrnehmung und –nutzung<br />

des Platzes untersucht werden. Die Menschen und ihr Verhalten standen<br />

bei der Untersuchung im Vordergrund. Hier war der angewendete<br />

Methodenmix sehr hilfreich, um Aufschlüsse zu bekommen. Man initiierte<br />

Kunst bzw. kreative Experimente und beobachtete deren Annahme im<br />

öffentlichen Raum. Dabei wurde gezeigt, wie Kunst als Raum gestaltendes<br />

Mittel eingesetzt und eine Veränderung bzw. einen Eingriff in alltäglich<br />

ablaufende Verhaltensmuster schaffen kann.<br />

15<br />

Bild 4: Stühle auf dem<br />

Platz


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

2.3 Exkurs 3: Anmerkungen zur Schnittstelle Kunst -<br />

(Stadt)Raum - Wissenschaft<br />

In dem Hannoveraner Beispiel wurde bezüglich der Kunst im urbanen<br />

Raum deutlich, wie die kreativ oder künstlerisch eingesetzten Mittel in den<br />

städtischen Raum auf verschiedene Art und Weise eingegriffen haben. Der<br />

Raum wurde durch sie gestaltet, es wurde Einfluss auf das Verhalten der<br />

Passanten genommen. Somit wurde die Raumwahrnehmung verändert. Die<br />

gewohnte Durchquerung und die alltäglichen Abläufe im Raum wurden<br />

unterbrochen. Dieser Ausbruch aus den gewohnten Handlungen führte,<br />

zumindest für eine kurze Zeit, zur Überwindung der Anonymität des<br />

öffentlichen Raumes und zur Kommunikation, wenn z.B. die Passanten<br />

über das Kunstwerk ins Gespräch kamen. Der Raum wurde belebt. Kunst<br />

kann also, wenn sie in die Öffentlichkeit geht und dort wirkt, städtische<br />

Prozesse beeinflussen und verändern. In dem Beispiel wurde hinzu das<br />

mögliche Potential deutlich, wenn wissenschaftliche mit künstlerischen<br />

Methoden verbunden werden. Anhand folgender Fragen wird dieses<br />

Spannungsfeld von Kunst und Wissenschaft näher beleuchtet:<br />

� Wie hat sich Kunst im öffentlichen Raum entwickelt?<br />

� Was kann diese Kunst im öffentlichen Raum bewirken und<br />

verändern?<br />

� Was macht das Zusammenwirken von Kunst und Wissenschaft<br />

hier aus?<br />

Die dargestellten Anmerkungen sind Ausschnitte einer weit geführten<br />

Debatte. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr sollen<br />

sie für das Thema der Arbeit sensibilisieren.<br />

Wie hat sich Kunst im öffentlichen Raum entwickelt?<br />

Kunst hat sich im Laufe der Zeit zunehmend dem Raum des Betrachters<br />

angenährt. Das Kunstsystem wurde erweitert, die Kunst hat sich aus den<br />

für sie geschaffenen Räumen wie Museen und Galerien befreit. Sie wurde<br />

damit einem breiteren Publikum zugänglich (Kaltenbrunner 2005: 33,<br />

Büttner 1997, Matzner 2001, Ahner 2003, van Treek 1999). In diesem<br />

16


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Zusammenhang stand die Entwicklung des Environment (später<br />

Happening) in den 1950er und 60er Jahren (KALTENBRUNNER 2005: 28).<br />

Ein wichtiger Vertreter dieser Kunstform war der Künstler Allan Kaprow.<br />

Folgt man der Selbstanalyse Kaprows, basiert der von ihm<br />

vollzogene Übergang von der Malerei zum Environment und vom<br />

Environment zum Happening auf einer immanenten Logik: Seine<br />

Malerei wird durch den Einsatz plastischer Elemente zunehmend<br />

dreidimensional. Sie dehnt sich in den Raum aus und wird zum<br />

raumgreifenden Environment. Während der Betrachter vor einem<br />

Bild steht, befindet er sich im Environment inmitten des Raums<br />

gewordenen Bildes. Der nächste Schritt mündet im Happening […]<br />

Der bereits im Bild stehende, aber immer noch passive Betrachter<br />

wird dazu animiert, als Akteur mitzuwirken und in das Environment<br />

einzugreifen. (KALTENBRUNNER 2005: 28)<br />

In den 1980er Jahren setzte sich der Begriff Installation für künstlerische<br />

Aktionen durch. Der entscheidende Unterschied zwischen den Kunstformen<br />

Environment und Installation lag im Umgang mit den Orten, an dem die<br />

Kunst inszeniert wurde. Das Environment überlagerte bestehende Orte,<br />

während sich die Installation in den Ort hinein begab: „Sie lässt sich auf ihn<br />

ein, um ihn zu akzentuieren, zu kommentieren oder zu transformieren.“<br />

(KALTENBRUNNER 2005: 28) Es zeichnete sich eine Ortsbezogenheit der<br />

Kunst ab. Künstlerische Aktionen nahmen auf einen konkreten Ort in seinen<br />

architektonischen, funktionalen, historischen, politischen und<br />

gesellschaftlichen Eigenschaften Bezug. In den letzten Jahrzehnten<br />

entwickelte sich dieser Ortsbezug zunehmend zu einer selbstverständlichen<br />

Forderung in der Kunst. Er wird heute bei Projekten im öffentlichen Raum<br />

vorausgesetzt und von öffentlichen Institutionen oder Firmen in Auftrag<br />

gegeben. Hier werden Künstler zu „Konstrukteuren verlorener Identitäten<br />

und zu Designern von Corporate Identities.“ (KALTENBRUNNER 2005: 32)<br />

Was kann diese Kunst im öffentlichen Raum bewirken und verändern?<br />

Wenn Künstlern Freiraum in der Gestaltung von Plätzen zugesprochen wird<br />

oder sie mit dem Entwurf von einer Platzkonzeption betraut werden, dann<br />

können sie Orientierungen schaffen, Kontraste zur Umgebung bieten oder<br />

eigene künstlerische Räume entstehen lassen. Durch ihr gestaltendes<br />

Mittel kann die Kunst beispielsweise auf Mängel aufmerksam machen oder<br />

Akzente setzen. Kunst kann Defizite in Lebensräumen aufzeigen und<br />

17


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

darauf reagieren und agieren, in dem sie die Produktion von und den<br />

Umgang mit der gebauten Umwelt in Frage stellt. Somit kann sie ein<br />

Bewusstsein für den urbanen Raum schaffen und vermitteln. Dabei hat<br />

Kunst den Freiraum, Neugier zu wecken. Sie kann sich zwischen neuen<br />

kreativen Ideen und bereits Vorhandenem bewegen. Durch ihre Präsenz<br />

wird sie zum Gegenstand öffentlicher Wahrnehmung und Diskussion und<br />

provoziert die Kommunikation in der Öffentlichkeit. 2<br />

Aus Inszenierungen, die mit Verwunderung oder Empörung zur<br />

Kenntnis genommen wurden, werden alltägliche Bilder in der Stadt,<br />

einige werden gar zum Wahrzeichen, andere sind da, aber werden<br />

vergessen, wieder andere werden wie exotische Pflanzen oder Tiere<br />

dem Sonntagsbesuch vorgeführt. (IPSEN 1997: 78f)<br />

Die Bevölkerung sieht und bewertet den Raum der Stadt im Rahmen<br />

alltäglich konventioneller Sichtweisen. Durch das Verschieben der<br />

gewohnten Blickwinkel und Perspektiven durch Künstler können implizierte<br />

Bewertungen und Werte verändert werden. Dabei ist das Spannungsfeld<br />

zwischen Innovation und Konventionalismus aufgetan:<br />

Wie wird der „Konventionalismus“ einer sich ständig<br />

reproduzierenden Gestalt durchbrochen, wird er überhaupt<br />

durchbrochen? Wie ändern sich Zeichen, und welchen Spielraum<br />

hat die Kunstaktion, um in einem bestehenden Zeichensystem noch<br />

kommunizieren zu können, ohne konventionell zu werden? Auf der<br />

Ebene der Soziologie geht es um Wertewandel und Macht. Wer<br />

kann wem seine Sichtweise oktroyieren? (IPSEN 1997: 79)<br />

2 Hierzu gibt es eine Fülle an Exempeln, wie die zwei Kunstaktionen zu der<br />

documenta 6 und 7 in Kassel: Walter de Maria provozierte zur documeta 6 eine<br />

rege Diskussion mit seiner Aktion des „Vertikale Erdkilometers“. Die zunächst von<br />

den Kassleranern als sinnlos beschmipfte Aktion des Künstlers wandelte sich<br />

letztendlich zu der liebevollen Aktion „Kassler Loch.“ (IPSEN 1997: 85ff.) Joseph<br />

Beuys initiierte 1982 die Aktion „7000 Eichen - Stadtverwaldung statt<br />

Stadtverwaltung“ zur documenta 7. Er forderte die Pflanzung von Bäumen<br />

zusammen mit jeweils einem begleitenden Stein an 7000 Punkten in Kassel. Damit<br />

griff er intensiv und nachhaltig in das Stadtbild ein. (www.7000eichen.de)<br />

18


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Für dieses Problem schlägt IPSEN folgende Lösung vor:<br />

Wahrscheinlich kann man sich die Kommunikation so vorstellen,<br />

dass die Schaffung neuer Konnotation und Denotation von Zeichen<br />

als neue Kombination von Elementen bekannter Zeichen und ihrer<br />

Codes verläuft. Schon die einfache Veränderung der Reihenfolge<br />

von Zeichen, d.h. eine Veränderung ihres settings, schafft<br />

verblüffende, kreative Sichtweisen. (IPSEN 1997: 81)<br />

Kunst kann somit Auswirkungen auf den sozialen Kontext in der Stadt<br />

haben. Das Urteil über ein Kunstobjekt dient der Herausbildung<br />

sozialtypischer Sichtweisen der Welt:<br />

Als neue Objekte in einem bekannten Raum können sie<br />

verursachen, dass die Zeichen, die dem Raum bisher angehörten, in<br />

einen anderen Zusammenhang gestellt werden. Dies kann dadurch<br />

geschehen, dass sich der gesamte Code verändert, aber auch so,<br />

dass ein vorhandener Code weiter existiert, jedoch anders<br />

kontextualisiert wird. (IPSEN 2002: 81)<br />

Kunst, die sich als urbane Skulptur pragmatisch oder symbolisch auf<br />

einen Ort einlässt, wird ein Element des urbanen Diskurses und<br />

prägt so Akzeptanz oder Aversion. (IPSEN 1997: 91)<br />

Der urbane Diskurs kann als Indikator für die Veränderung bei Bildern und<br />

Vorstellungen über den Raum und seine Organisation und Gestaltung<br />

gesehen werden. Kunstwerke können sich aus dem instrumentellen<br />

Kontext lösen und in der Stadt, im Leben jedes Einzelnen Raum ergreifen.<br />

Sie initiieren Debatten über Konzepte des täglichen Lebens und alltäglichen<br />

Raumes, sie bewirken somit Kommunikation.<br />

Was macht das Zusammenwirken von Kunst und Wissenschaft hier<br />

aus?<br />

Kunst steht sozialräumlichen Analysen nahe, wenn sie sich an<br />

bestehenden unterschiedlichen Wahrnehmungsweisen und Interessen<br />

verschiedener Zielgruppen orientiert und verschiedene Lebenssituationen<br />

von Menschen aufgreift. Dabei kann sie in enger Verflechtung mit<br />

städtebaulichen, architektonischen und sozialen Maßnahmen stehen.<br />

Die Sozialraumanalyse (vgl. Kapitel 3.2.) nähert sich wiederum der Kunst<br />

an, wenn sie Analysen städtischer Räume und Prozesse flexibel gestaltet<br />

und neue bzw. offene Methoden einsetzt. Das Zusammenwirken schafft die<br />

19


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Möglichkeit, nicht nur zu analysieren oder nicht nur zu platzieren, sondern<br />

ein vielfältiges Herangehen an den Raum und die Menschen.<br />

Im konkreten Kontext dieser Arbeit bedeutet dies, dass sozialräumlich<br />

analysierte alltägliche und funktionsgebundene Abläufe künstlerisch<br />

aufgegriffen werden können. Kunst kann sich die Aussagen der<br />

sozialräumlichen Untersuchung zu nutze machen und auf sie reagieren.<br />

Sie kann dadurch ein Hinschauen provozieren, wo vorher keins war, auf<br />

Wahrnehmungs- und Bewegungsabläufe einwirken und diese letztlich<br />

verändern. Die Kunst kann die Konfrontation mit der konstituierten Realität<br />

hervorrufen. Durch die Kombination wird somit ein differenziertes<br />

Hinterfragen und darauf abgestimmtes Handeln ermöglicht.<br />

20


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

2.4 Exkurs 4: Adlershof – Ein Ort der Verheißung?<br />

Eine merkwürdige Leere<br />

umgibt<br />

diesen Ort der Verheißung<br />

weit im Südosten Berlins.<br />

Unvermittelt, auch ein wenig<br />

verloren,<br />

steht die Wissenschaftsstadt<br />

Adlershof<br />

in karger Landschaft,<br />

der konturlosen Vorstadt<br />

entrückt<br />

und ihr doch verwandt im<br />

Fragmentarischen.<br />

REMMELE 1998: 96<br />

Das Zitat von Martin REMMELE entstammt dem Jahr 1998, das Foto wurde<br />

im Juli 2005 aufgenommen. Es zeigt die Vorderseite des<br />

Obdachlosenheims in der Köpenicker Straße (vgl. Abbildung 4). Beides<br />

offenbart Einblicke in die Situation des Gebietes: Es ist heute ein Ort, an<br />

den bestimmte Erwartungen gestellt werden und der sich in seiner heutigen<br />

Form als Wissenschaftsstadt erst entwickelt. Der Umbruch, der sich seit<br />

einigen Jahren in Adlershof vollzieht beinhaltet das Suchen nach einer<br />

festen städtischen Struktur und die Einbindung in ein gesamtstädtisches<br />

Bild. Er beinhaltet auch, dass das Gebiet zwischenzeitlich zu einem<br />

verlorenen Ort avanciert ist.<br />

Adlershof wurde auch früher schon als „Ort der Verheißung“ angesehen,<br />

oder zumindest als „Ort mit Zukunft“. Es wurde stets verscheiden genutzt.<br />

Darauf verweisen Relikte aus der Vergangenheit, wie diese Lettern an dem<br />

heutigen Obdachlosenheim. Es befindet sich heute am Rande der neu<br />

gebauten Wissenschaftsstadt und hat scheinbar nichts mit dem Bild des<br />

seit Beginn der 1990er Jahre ausgebauten Standorts zu tun.<br />

21


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Adlershof liegt im Südosten Berlins im Bezirk Köpenick (vgl. Abbildung 1).<br />

Abbildung 1: Lageplan Berlin-Adlershof<br />

Quelle: http://www.statistik-berlin.de/berl/berl5a.htm<br />

In Adlershof wird derzeit ein integrierter Wissenschafts-, Wirtschafts-, und<br />

Medienstandort ausgebaut (vgl. Abbildung 2). Das Areal setzt sich aus 12<br />

außeruniversitären Forschungsinstituten und rund 570 Unternehmen, dem<br />

Mediengelände, dem Naturwissenschaftlichen Campus der Humboldt-<br />

Universität zu Berlin, dem Gewerbepark und dem Landschaftspark<br />

zusammen. (www.adlershof.de)<br />

22


Abbildung 2: Adlershof<br />

Quelle: FALK Stadtplan, 2002<br />

Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Die unterschiedlichen Relikte der Vergangenheit, die heute im Gebiet<br />

anzutreffen sind und das Stadtbild mitgestalten, entstammen<br />

verschiedenen historischen Phasen städtischer Entwicklung.<br />

1905 wurde Adlershof für den Flugzeugbau entdeckt. In dieser Zeit wurde<br />

ein erstes Flugfeld angelegt. Die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt<br />

(DVL) siedelte sich in Adlershof an. Die beiden heute noch erhaltenen<br />

denkmalgeschützten Laborbauten (vgl. Bild 5) auf dem Forumsgelände<br />

stammen aus dieser Zeit.<br />

Der erste und zweite Weltkrieg spielte eine maßgebende Rolle in den<br />

weiteren Entwicklungen des Gebietes. Adlershof sollte in dieser Zeit zur<br />

Wirkungsstätte der Luft- und Raumfahrtsforschung, sowie der Industrie<br />

werden. (SIMONS 2003: 60ff) Die heutigen technischen Denkmäler des<br />

aerodynamischen Parks Windkanal, Trudelturm und Motorenprüfstand (vgl.<br />

Bild 6-8) sind auf die militärischen Aktivitäten der 30er Jahre<br />

zurückzuführen. (BAAG 2003: 5) Die aktuelle Form des Landschaftsparks<br />

wurde teilweise von dem 1939/40 angelegten Flugplatz übernommen.<br />

23<br />

Bild 5: Laborhäuser<br />

Bild 6: Trudelturm


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Die Teilung Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg hatte eine komplette<br />

Veränderung der Nutzungsstruktur des Gebietes zur Folge:<br />

„sicherheitsempfindliche“ Einrichtungen und ein Wachbataillon der<br />

Staatssicherheit der DDR wurden angesiedelt. Daneben fanden hier<br />

Industriebetriebe, Forschungszentren der Akademie der Wissenschaften<br />

(AdW) und der Deutsche Fernsehfunk (DFF) ihren Platz. Der Flugplatz<br />

wurde von der Nationalen Volksarmee (NVA) als Truppenübungsplatz<br />

genutzt. Diese spezifische Ansiedlung von Einrichtungen hinterließ ihre<br />

Spuren im städtischen Bild. Kennzeichnend war ein Mosaik<br />

unterschiedlicher Bebauungen und Teilbereiche, die wenig interne<br />

Vernetzung vorwiesen und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich waren<br />

(vgl. Bild 9): „Mauern und Zäune gehörten ebenso dazu wie bewachte<br />

Eingänge isolierter Areale. Öffentliche Räume, Plätze und Mischnutzung<br />

fehlten daher vollständig.“ (BODENSCHATZ: 1994: 15ff) Die Einrichtungen<br />

waren zum Großteil in Barackenbauten untergebracht, was zu einer<br />

Zuspitzung der antistädtischen Verhältnisse führte. Die Isolierung des<br />

Gebietes wurde durch das Fehlen von Wohnnutzungen und die städtischen<br />

Barrieren Teltowkanal, Trassen der S- und Fernbahnen, sowie die stark<br />

belastete Hauptstrasse (Adlergestell) verstärkt. (SCHRÖDER 1994: 15)<br />

Mit dem Fall der Berliner Mauer traten Probleme für die zukünftige Nutzung<br />

Adlershofs zu Tage. Wichtige zu bedenkende Punkte bei der weiteren<br />

Planung waren zum einen die stadträumliche Lage Adlershofs und zum<br />

anderen die außergewöhnliche Maßstabsebene des Gebietes (420ha,<br />

www.adlershof.de). Zwei Pläne der Gebietsentwicklung standen sich<br />

gegenüber: der Entwurf eines monostrukturierten Technologiezentrums,<br />

formuliert vom Senat für Wirtschaft und der Vorschlag des Senats für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt, ein Gebiet mit heterogener Nutzungsstruktur<br />

zu entwickeln. Im Sinne eines kleinsten gemeinsamen Nenners beschloss<br />

der Senat im September 1992 die programmatischen Eckpunkte für die<br />

zukünftige Entwicklung Adlershofs. Er formulierte das Ziel:<br />

24<br />

[…] den Entwicklungsbereich zu einer modernen<br />

Wissenschaftsstadt auszubauen und Flächen für Forschung,<br />

Technologie, Produktion und Dienstleistungen für 30.000<br />

Arbeitsplätze auszuweisen, die Naturwissenschaften der Humboldt-<br />

Universität aufzubauen und 5.500 Wohnungen und<br />

Folgeeinrichtungen zu errichten. (SIMONS 2003: 70)<br />

Bild 7: Motorenprüfstand<br />

Bild 8: Windkanal<br />

Bild 9: Zaun aus der<br />

DDR-Zeit


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Im Dezember 1994 wurde die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme 3<br />

Berlin-Johannisthal/ Adlershof festgesetzt. Man ging damals, angelehnt an<br />

den Flächennutzungsplan von 1993, von einem erhöhten Bedarf an Wohn-<br />

und Arbeitsstätten für Berlin aus. Das Großprojekt sollte neue<br />

wirtschaftliche Impulse für Gesamtberlin schaffen und avancierte zu einer<br />

Planung mit gesamtstädtischer Bedeutung. (www.stadtentwicklung.de)<br />

Von Stadt- und Landschaftsplanungsbüros wurden Nutzungs- und<br />

Freiraumkonzepte für das gesamte Gebiet entwickelt, auf denen der<br />

heutige Entwicklungsplan basiert. In der Steuerung des Projektes traten<br />

jedoch bald Probleme auf, denn „die wirtschaftlichen, demografischen und<br />

finanziellen Rahmenbedingungen [stimmten] schon nach Festlegung der<br />

Entwicklungsmaßnahme nicht mehr mit den Prognosen überein, auf die<br />

sich das Großprojekt gegründet hatte.“ (SIMONS 2003: 76) Die<br />

Projektplanung musste fortwährend an die veränderten<br />

Rahmenbedingungen angepasst werden. Die Umsetzung des Projektes<br />

wurde auf einen Kernbereich beschränkt. Geplante Maßnahmen wie der<br />

Wohnungs- oder Mensabau wurden auf Eis gelegt. Die anfangs bis zu<br />

6.000 geplanten Wohnungen im Entwicklungsgebiet wurden in den letzten<br />

Plänen auf ca. 650 bis max. 2000 reduziert. Die<br />

Verteilung der Institute wurde<br />

noch einmal überdacht und modifiziert.<br />

Bild 10: Werbung November 2005<br />

5 Die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme ist ein Instrument des Senats um die<br />

Deckung eines erhöhten Bedarfs an Wohn- und Arbeitsstätten und die Wiedernutzung<br />

brachliegender Flächen zu garantieren. Ein zentrales Merkmal stellt die<br />

Abschöpfung des Entwicklungsgewinns aus Bodenversteigerungen dar. Anfang der<br />

1990er Jahre versprach man sich von dem Instrument Vorteile, da erwartet wurde,<br />

groß angelegte städtebauliche Entwicklungsvorhaben weitgehend frei von<br />

öffentlicher Förderung zügig zu realisieren und die Mittelbewirtschaftung über ein<br />

Treuhandvermögen, zu dessen Lasten die Kredite finanziert werden können, laufen<br />

zu lassen.<br />

25


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Von der ursprünglichen Idee einer starken Nutzungsmischung wurde<br />

in der neueren Planung (erstmal) Abstand genommen. Derzeit gibt<br />

es viele brachliegende Flächen, die potentiellen Investoren zur<br />

Verfügung stehen (vgl. Bild10). Aus den Entwicklungen und<br />

Planungen ergibt sich der heutige Entwicklungsplan für das Gebiet<br />

(vgl. Abbildung 3).<br />

Das heutige Stadtbild spiegelt die historischen Geschehnisse wieder (vgl.<br />

Abbildungen 4 und 5): Eindrücklich zeichnet sich die ausgedehnte 68 ha<br />

Fläche des Landschaftsparks ab. Am nördlichen Rand des<br />

Landschaftsparks sind Industriegebäude, die bis zum zweiten Weltkrieg<br />

angesiedelt wurden, erhalten geblieben. An der westlichen Seite des Parks<br />

werden neue Einfamilienhäuser errichtet. Areale entlang des Großberliner<br />

Dammes werden gegenwärtig als Speditions- und Lagerflächen<br />

verwendet. Kleingartenanlagen an der Südspitze des Gebietes aus den<br />

20er Jahren sind erhalten geblieben. Im Südosten des Parks, östlich und<br />

westlich der Rudower Chaussee, befindet sich das Kernstück der<br />

Entwicklungsmaßnahme: der ausgebaute Wissenschafts-, Wirtschafts-,<br />

und Medienstandort. Institute und andere Einrichtungen,<br />

Firmenansiedlungen und Neugründungen wurden teilweise in die bereits<br />

vorhandenen Gebäude der AdW integriert. Das bisherige<br />

Kasernengelände der NVA nimmt derzeit Einzelhandel- und<br />

Dienstleistungsbetriebe, sowie öffentliche Einrichtungen auf (vgl. Bild 11).<br />

Die in den 20er und 30er Jahren entstanden Filmstudios entlang der<br />

Agarstraße, werden heute überwiegend von Medienproduzenten und -<br />

dienstleistern genutzt (vgl. Bild 12). Hinzu kam seit Beginn der 1990er<br />

Jahre eine Zahl von Neubauten. Es wurde teilweise versucht, den alten<br />

Bestand zu integrieren, wie eindrücklich an dem Erwin-Schröninger-<br />

Zentrum oder dem Geographischen Institut der Humboldt Universität zu<br />

Berlin zu sehen ist (vgl. Bild 13 und 14). (SCHRÖDER 1994: 21ff)<br />

Die vierspurige Rudower Chaussee stellt die wichtigste Verkehrsachse<br />

dar. Ihr Entlang ist ein Großteil der Gebäude der Humboldt- Universität,<br />

der ansässigen Dienstleistungen, Forschungsinstitute und Medien<br />

ausgerichtet. Daneben gibt es eine Vielzahl zum Großteil neu angelegter<br />

Straßen, die sich vereinzelt noch im Bau befinden (vgl. Bild 15).<br />

Durch den beschriebenen Wandel, der sich nicht an allen Stellen<br />

gleichzeitig im Gebiet vollzieht, ergibt sich ein kontrastreiches, teilweise<br />

skurril erscheinendes Stadtbild. Brachflächen (vgl. Bild 16), verwahrloste,<br />

26<br />

Bild 11: Ehemalige Kasernen<br />

Bild 12: Mediengebäude<br />

Bild 13 Geographisches<br />

Institut<br />

Bild 14 Erwin-Schrödinger<br />

Zentrum<br />

Bild 15: Straßenbau,<br />

August 2005


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

leer stehende Häuser fern ab der Hauptverkehrsstraße Rudower<br />

Chaussee (vgl. Bild 17) konterkarieren das Bild der aufstrebenden<br />

Wissenschaftsstadt. Eine Kindertagesstätte an der stark befahrenen<br />

Agarstraße (vgl. Bild 18) wirkt mit den bemalten Bettlaken, auf denen die<br />

Kinder Autofahrer zum langsam Fahren ermahnen, genauso hilflos und<br />

verloren wie das Obdachlosenheim an der Köpenicker Straße. Die<br />

Imbissbuden, die sich in Nähe der S-Bahn etabliert haben, zeichnen am<br />

Eingang der Wissenschaftsstadt ein ganz anderes Bild als das eines hoch<br />

technologisierten Standtortes. Den Exkurs soll eine Beschreibung<br />

Adlershofs aus Außenperspektive abschließen. Der Text erschien im<br />

März 2004 in dem Berliner Stadtmagazin „scheinschlag“.<br />

27<br />

In Berlin-Adlershof sind, dem zögerlichen Wachstum der<br />

Wissenschaftsstadt zum Trotz, in den letzten Jahren viele<br />

sehenswerte Neubauten entstanden: Ein schwarzer,<br />

beeindruckend harscher Block beherbergt die Zentralbibliothek;<br />

das Institut für Physik hat die Front wie ein Kiefernwald; das für<br />

Chemie bildet in demonstrativer Bescheidenheit nach außen nur<br />

seine inneren Funktionen ab. Bunt schillert und schlingert das<br />

Photonikzentrum, dessen „Amöben“- Grundriss Ende der<br />

Neunziger befürchten ließ, dass auch Berlin bald von Blobs und<br />

Bubbles heimgesucht würde, kaltgrau das riesige Rund der<br />

Elektronenbeschleunigunsanlage […]<br />

Mitten in der Wissenschaftsstadt stößt man auf ein Ensemble, das<br />

neugieriger macht als alle grün verglasten Institute und<br />

Forschungszentren zusammen: der „Aerodynamische Park“.<br />

Hinter dem sympathisch unbeholfenen Namen verbirgt sich so<br />

etwas wie der Pandakäfig des Architekturzoos Adlershof.<br />

Verwaiste Zweckbauten aus den Dreißigern, purer Beton, stil- und<br />

zeitlos, ohne Bezug auf irgendetwas außer auf ihre frühere<br />

Funktion. Sie wurden errichtet, um direkt am Flughafen<br />

Johannisfeld Luftfahrtforschung zu betreiben. Heute sind sie<br />

zweckfreie Großskulpturen. (WITTE 2004: www.<br />

scheinschlagonline.de/archiv/2004/03_2004/texte/32.html)<br />

Bild 16: Brache beim<br />

Landschaftspark<br />

Bild 17: Ehemaliges<br />

Fernsehzentrum der<br />

DDR<br />

Bild 18: Ermahnung an<br />

die Autofahrer bei der<br />

Kita


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Abbildung 3: Derzeitiger Entwicklungsplan für Adlershof<br />

Quelle: Adlershof Projekt GmbH<br />

28


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Abbildung 4: Bebauungsplan Adlershof (Ausschnitt)<br />

Quelle: Adlershof Projekt GmbH, bearbeitet<br />

29


Unsichtbares Adlershof – Verortung<br />

Abbildung 5: Entwicklungsmaßnahme Adlershof<br />

Quelle: Adlershof Projekt GmbH, bearbeitet<br />

30


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

3 Methodische Vorgehensweise<br />

3.1 Qualitative Sozialforschung<br />

Der Untersuchung liegen folgende Fragestellungen zur Raumwahrnehmung<br />

sowie Raumnutzung der Beschäftigten und Studierenden in Adlershof zu<br />

Grunde (vgl. Kapitel 1):<br />

� Wie bewegen und verhalten sich die Befragten im Raum?<br />

� Wie nehmen sie diesen Raum wahr? An welchen Punkten im<br />

Raum orientieren sie sich?<br />

� Was fällt gänzlich aus ihrem Blickfeld/ ihrer Wahrnehmung?<br />

Um diese vielseitig und ergiebig beantworten zu können, ist die Wahl der<br />

Methodik zur Datenerhebung entscheidend. Die methodische<br />

Vorgehensweise der Magisterarbeit stützt sich auf die Literatur von RIEGE<br />

(2002), MAYRING (1996), FLICK (1991), WITZEL (1982) und LAMNEK (1995).<br />

RIEGE beschreibt die Sozialraumanalyse und ihre Methoden. MAYRING,<br />

WITZEL, FLICK und LAMNEK beschäftigen sich mit der Qualitativen<br />

Sozialforschung. Warum diese Analyseform und Vorgehensweise<br />

ausgewählt wurde, soll hier diskutiert werden.<br />

31


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

Will man Aufschlüsse über die Raumwahrnehmung und Raumnutzung von<br />

Menschen erhalten, bzw. etwas zu ihren Kognitionen und Emotionen zum<br />

Raum erfahren, beschäftigt man sich mit äußerst komplexen, teilweise<br />

unbewussten Phänomenen. Im Zentrum des Forschungsinteresses steht<br />

die subjektiv wahrgenommene, empfundene und bewertete Realität der<br />

Beschäftigten und Studierenden. Ihr Verhältnis zum Raum soll untersucht<br />

werden. Eine Hypothesen folgende Untersuchung ist in diesem<br />

Zusammenhang nicht angebracht. Vielmehr bietet sich ein induktives<br />

Verfahren an, in dem Hypothesen erst im Forschungsverlauf bzw. als<br />

Forschungsergebnis entworfen werden. Die Offenheit und Flexibilität mit<br />

dem Forschungsgegenstand und -prozess sind ausschlaggebend. Es<br />

ermöglicht das intensive Einlassen auf die Gesprächspartner, die<br />

Integration von vorab unerwarteten Phänomenen in den<br />

Untersuchungsverlauf sowie dessen Modifizierung.<br />

Hier ist anzumerken, dass es prinzipiell nicht möglich und gleichzeitig ein<br />

unrealistischer Anspruch ist, subjektive Welten ganzheitlich zu erfassen.<br />

Das Herantasten an das zu untersuchende Subjekt und das Modifizieren<br />

des Vorverständnisses während des Forschungsprozesses macht es aber<br />

möglich, subjektive Sinnstrukturen heraus zu kristallisieren. Die<br />

Sozialraumanalyse gibt für die Datenerhebung im Kontext raumbezogenen<br />

Arbeitens viel Inspiration. Sie beschäftigt sich auf verschiedenen Ebenen<br />

mit Mensch-Raum Beziehungen.<br />

3.2 Methodenmix der Sozialraumanalyse<br />

Die Ziele der heutigen Sozialraumanalyse sind erstens auf der<br />

gesamtstädtischen Ebene, einzelne Stadtteile miteinander zu vergleichen<br />

und zweitens auf einer kleinsträumlichen Ebene, das „Innenleben“ einzelner<br />

Stadträume intensiv zu betrachten und vielschichtig zu beschreiben. Die<br />

Untersuchung in der vorliegenden Arbeit wurde auf der kleinsträumlichen<br />

Ebene durchgeführt. Nicht der Vergleich mit anderen Gebieten wurde<br />

angestrebt, sondern eine Analyse und Beschreibung des Verhaltens von<br />

Beschäftigten innerhalb eines Gebietes. Um Raumwirkungen und<br />

Raumnutzungen unterschiedlicher Menschen(gruppen) in der Stadt<br />

differenziert zu untersuchen, arbeitet die Sozialraumanalyse mit einem<br />

vielseitigen Repertoire an qualitativen Methoden. (RIEGE 2002: 36ff, DEINET<br />

2002: 133)<br />

32


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

Von diesen wurden folgende in der vorliegenden Untersuchung<br />

angewendet:<br />

� Problemzentrierte Interviews<br />

� Mentale Karten<br />

� Raumbegehung/ Fotostreifzug<br />

Diese Methoden gestatten den Zugang zu Erlebnissen, Erfahrungen und<br />

Wahrnehmungen der Menschen. Sie beziehen sich stark auf den jeweiligen<br />

konkreten Untersuchungsgegenstand. Gemeinsame Kennzeichen sind die<br />

gleichzeitige Berücksichtigung von Strukturmerkmalen („objektive“<br />

Tatbestände), subjektiven Einschätzungen und eine Offenheit und Dynamik<br />

gegenüber dem Forschungsprozess. Da verschiedene Methoden<br />

Anwendung finden, wird auch von einem „Methodenmix“ gesprochen.<br />

(RIEGE 2002: 17)<br />

3.2.1 Problemzentriertes Interview<br />

Die Interviewform geht auf WITZEL (1982) zurück. Sie lehnt sich weitgehend<br />

an das Verfahren der Grounded Theory an, wonach der Erhebungs- und<br />

Auswertungsprozess als induktiv-deduktives Wechselverhältnis gestaltet<br />

wird. Er ist auf der theoretischen Ebene als auch bei der Gesprächsführung<br />

offen. Um dieser Offenheit gerecht zu werden, lässt das Interview den<br />

Befragten möglichst frei zu Wort kommen. Die Vorgehensweise soll<br />

gewährleisten, dass die Problemsicht des Interviewers nicht diejenige des<br />

Befragten überdeckt und den erhobenen Daten nicht einfach eine Theorie<br />

zugeordnet wird.<br />

Die Konstruktionsprinzipien des problemzentrierten Interviews […]<br />

zielen auf eine möglichst unvoreingenommene Erfassung individueller<br />

Handlungen sowie subjektiver Wahrnehmungen und Verarbeitungsweisen<br />

gesellschaftlicher Realität (WITZEL: http://www.qualitativeresearch.net,<br />

15.09.2005).<br />

Nach MAYRING (1993) ist das problemzentrierte Interview eine<br />

Zwischenform von narrativen und standardisierten Interviewverfahren.<br />

Demnach können alle Arten der offenen, halbstrukturierten Befragung als<br />

problemzentrierte Interviews gelten. Die Interviewform eignet sich, um eine<br />

33


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

fokussierte Forschungsfrage mit ihren komplexen Strukturen zu erfassen<br />

und dazu umfangreiches Material zu erhalten. WITZEL (1985:230) gibt drei<br />

Grundgedanken des problemzentrierten Interviews vor:<br />

� Problemzentrierung (Erfassung bestimmter Probleme aus Sicht<br />

der Befragten)<br />

� Gegenstandsorientierung (Flexibilität der Methoden durch<br />

mögliche Anpassung an den Forschungsgegenstand)<br />

� Prozessorientierung des Interview- und Forschungsverlaufs<br />

(Generierung der Theorie)<br />

Bei der Datenerhebung gibt es verschiedene Schritte des Vorgehens:<br />

(1) den Kurzfragebogen zur Erfassung demographischer, biographischer,<br />

situationaler Daten der Interviewpartner, der vor oder nach dem Gespräch<br />

erhoben wird, damit der Gesprächsfluss im Interview nicht unterbrochen<br />

wird;<br />

(2) die Transkription, das Protokoll und die Situationsbeschreibung nach<br />

dem Interview<br />

(3) den Leitfaden, der aufgegliederte Themenbereiche erfassen kann, die<br />

auf dem wissenschaftlichen und theoretischen Vorwissen des Forschers,<br />

seinen Annahmen und Konzepten basiert. Er liefert während der Befragung<br />

einen organisierten Überblick über bereits Angesprochenes oder<br />

Ausgelassenes. Der Leitfaden besteht aus Fragen und Erzählanreizen zur<br />

Sicherung der Vergleichbarkeit. Ausschlaggebend für das Interview ist<br />

jedoch nicht der Leitfaden, sondern es sind die konkreten Äußerungen des<br />

jeweiligen Interviewpartners.<br />

Ein problemzentriertes Interview bietet sich nach MAYRING (1993: 49) bei<br />

stärker theoriegeleiteter Forschungen, sowie Untersuchungen, in denen<br />

bereits einiges über den Gegenstand bekannt ist und spezifische<br />

Fragestellungen vordergründig sind, an.<br />

34


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

Aus folgenden Gründen wurde diese Interviewform für die Untersuchung<br />

gewählt:<br />

� Es gab bereits Vorkenntnisse durch die Erfahrungen als<br />

Studierende vor Ort sowie die vorausgegangene<br />

Recherchearbeit.<br />

� Daraus lagen abgeleitete fokussierte Forschungsfragen vor, zu<br />

denen ein umfangreiches Material gesammelt werden sollte.<br />

� Die Zwischenform von offener bzw. strukturierter<br />

Vorgehensweise war angemessen, um einerseits die<br />

Raumwahrnehmung der Befragten differenziert zu erfassen und<br />

durch die Strukturierung andererseits den Vergleich der Daten<br />

zu ermöglichen.<br />

� Die Flexibilität im Umgang der Methoden und die Anpassung an<br />

den Forschungsgegenstand macht die Kombination mit anderen<br />

Methoden möglich.<br />

Der Interviewleitfaden (vgl. Abbildung 6) wurde so erarbeitet, dass er sich<br />

mit den zwei weiteren verwendeten Methoden verbinden lässt: dem<br />

Fotostreifzug bzw. dem Rundgang durch das Gebiet und den mentalen<br />

Karten. Er wurde während der Untersuchung generiert. Der folgende<br />

Leitfaden lag in dieser Form erst nach den ersten Interviews vor. Er sollte<br />

den offenen und flexiblen Ablauf der Befragung garantieren, sowie eine<br />

Basis von Daten schaffen, die ausgewertet und extrahiert werden konnten.<br />

35


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

Abbildung 6: Interviewleitfaden<br />

Befragung zur Raumwahrnehmung von Berlin Adlershof – der Stadt für<br />

TEIL 1: Rundgang<br />

Wissenschaft, Wirtschaft und Medien<br />

- Sie sind auf ihrem Weg zur Arbeit, (Essen…) fotografieren Sie bitte, welche<br />

Objekte/ Gebäude u.ä. Ihnen dabei auffallen.<br />

- Angenommen, Sie möchten Adlershof einem Bekannten, der das Gebiet nicht<br />

kennt, näher bringen. Fotografieren Sie bitte, was für Sie Adlershof darstellt.<br />

TEIL 2: Mentale Karten<br />

Einstiegsfragen<br />

- Wie oft sind Sie in Adlershof?<br />

- Welche Verkehrsmittel nutzen Sie gewöhnlich zur Anfahrt nach Adlershof?<br />

- Welche Verkehrsmittel nutzen Sie, um sich in Adlershof zu bewegen?<br />

Anweisung für Karten (Karte wird vorgelegt)<br />

1. Zeichnen Sie bitte in die Karte ein, welche Orte bzw. Einrichtungen<br />

Sie in Adlershof aufsuchen!<br />

2. Zeichnen Sie bitte ein, auf welchen Straßen oder Wegen Sie sich<br />

gewöhnlich fortbewegen!<br />

3. Zeichnen Sie bitte ein, an welchen Punkten im Gebiet Sie sich<br />

orientieren, bzw. was ihre Bezugspunkte auf dem Weg sind!<br />

4. Zeichnen Sie bitte ein, welche Orte/ Gebäude/ Plätze/ Institute Sie<br />

Statistische Fragen<br />

sonst noch kennen!<br />

- Was ist Ihr Geburtsjahr?<br />

- Wie lautet Ihre Postleitzahl?<br />

- Welcher Tätigkeit gehen Sie in Adlershof nach?<br />

□ StudentIn<br />

□ MitarbeiterIn einer universitären Einrichtung<br />

□ MitarbeiterIn einer außeruniversitären Einrichtung<br />

- An welchem Institut arbeiten Sie?<br />

- Wie lange sind Sie schon in Adlershof beschäftigt?<br />

________________________________________<br />

Geschlecht: □ weiblich □ männlich<br />

36


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

3.2.2 Mentale Karten<br />

In der Geographie wurden mentale Karten erstmalig im<br />

angloamerikanischen Raum angewendet (DOWNS und STEA:1982; Lloyd<br />

1987, LYNCH 1993). Im deutschen Raum beschäftigten sich besonders<br />

BITTER (1999), MAY (1992) und HARD (1986) mit mentalen Karten. Sie<br />

werden als Wissensstrukturen des Langzeitgedächtnisses beschrieben:<br />

… die durch Eigenbewegung im Raum […] oder durch Benutzung<br />

graphischer oder verbaler Raumbeschreibungen […] zustande<br />

kommen [und] die es dem Menschen ermöglichen, sich über den<br />

aktuell wahrnehmbaren Ausschnitt der Umwelt hinaus räumlich zu<br />

orientieren. (MAY1996: 80)<br />

Der Begriff „Karte“ ist in diesem Zusammenhang als Metapher zu<br />

verstehen. „Es handelt sich nicht um kartographische Karten im Kopf eines<br />

Menschen, sondern um raumbezogene Gedächtnisstrukturen.“ (BITTER<br />

1994: 93) Oft sind diese verzerrten und falschen Abbildungen gemessen an<br />

Karten im kartographischen Sinn. Das Gemeinsame an beiden Begriffen ist,<br />

dass sie für Modelle räumlicher Realität stehen. Die mentalen Karten jedoch<br />

sind individuell und vielfältig in ihrer Form und ihrem Inhalt. Dies weist<br />

darauf hin, dass Raumwissen in unterschiedlicher Art, Intensität und<br />

Funktion im Gedächtnis eines Menschen gespeichert ist. Darin sind sehr<br />

individuelle Verzerrungen und Abweichungen gegenüber der räumlichen<br />

Realität begründet. Sie basieren auf der Tendenz der Vereinfachung, der<br />

Schematisierung und der hierarchischen Strukturierung im Gehirn. Das<br />

Wissen, aus denen sich eine mentale Karte zusammensetzt, wird nach<br />

Fakten- und Handlungswissen und der Art des Erwerbs und der<br />

Speicherung unterschieden. Die Hauptquelle des Erwerbs von Wissen ist<br />

die menschliche Bewegung im Raum. (BITTER 1994: 93f)<br />

37


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

MAY (1992: 82ff) unterscheidet drei Ebenen des räumlichen Wissens:<br />

� Knotenpunktwissen (landmarks): Räumliches Wissen ist um<br />

bestimmte Knotenpunkte organisiert. Das können markante, für<br />

Individuen wichtige Objekte oder Punkte der räumlichen<br />

Umgebung sein. Sie dienen zur Orientierung für die Navigation<br />

oder sind Ankerpunkte zur Strukturierung des räumlichen<br />

Wissens.<br />

� Streckenwissen (route knowledge): Auf der Strecke wird Wissen<br />

über die sequentielle Abfolge von Szenen,<br />

Entscheidungspunkten und deren Verbindungen auf der Strecke<br />

abgerufen und zusammengefügt.<br />

� Überblickswissen (survey knowledge). Auf der Grundlage der<br />

eigenen Bewegung durch den Raum entwickelt sich ein<br />

Überblickswissen aus der Integration und der Vernetzung von<br />

Knotenpunkt- u. Streckenwissen.<br />

Die Methode wird in verschiedenen Punkten kritisiert. (LLOYD/ HARVEY<br />

1987: 1991; HARD 1986:17) Dabei werden vor allem folgende Kritikpunkte<br />

angemerkt:<br />

38<br />

� Eine angefertigte Karte spiegelt die tatsächlich wahrgenommene<br />

Information über den Raum nur im Idealfall wieder: Das<br />

aufgezeichnete Wissen in einer mentalen Karte steht im<br />

Widerspruch zur eigentlich guten Orientierung der Zeichner. Sie<br />

sind nicht im Raum „verloren“, auch wenn es die gezeichnete<br />

Karte vermuten lässt. Somit hängt die Qualität der Karten von<br />

dem zeichnerischen Talent des jeweiligen Befragten ab.<br />

� Mentale Karten sind weder Stimuli des Verhaltens, noch steuern<br />

sie das Handeln: bei Bedarf kann sich der Mensch die soziale<br />

Situation bewusst machen, in der er handelt und somit kann er<br />

sich auch bei Bedarf ein Bild von der physisch-räumlichen<br />

Situation machen. Mentale Karten entstehen meist als<br />

Improvisationen, die auf bestimmte Handlungsziele und<br />

Handlungssituationen zugeschnitten sind, d.h. sie bezieht sich<br />

auf die direkte Aufgabe eine Karte zu zeichnen.


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

In der Arbeit wurde die Mentale Karte (vgl. Abbildung 7) aufgrund der<br />

bestehenden Problematiken nicht als einziges Erhebungselement, sondern<br />

in Kombination angewendet. Es wurde auf eine völlig freie, zeichnerische<br />

Darbietung der Befragten verzichtet, um den oben beschriebenen<br />

Problemen zu entgehen. Den Gesprächspartnern wurde eine Karte mit dem<br />

Straßennetz des Gebietes vorgelegt. Die Karte wurde auf der Grundlage<br />

eines aktuellen Stadtplanes digitalisiert. Die Befragten wurden gebeten, in<br />

die Karte verschiedene Aspekte zu ihren Bewegungen und Verhalten im<br />

öffentlichen Raum sowie ihrer Raumwahrnehmung einzuzeichnen (vgl.<br />

Abbildung 6):<br />

� benutzte Wege bzw. Straßen<br />

� Bezugspunkte auf diesen Wegen<br />

� aufgesuchte Orte<br />

� bekannte Orte<br />

Abbildung 7: Grundlagenkarte<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

39


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

3.2.3 Fotostreifzug/ Rundgang<br />

Die Idee des Rundgangs oder Fotostreifzugs war inspiriert von dem<br />

Gedanken, über die Fotografie die Verbindung mit dem künstlerischen<br />

Projekt zu schaffen, denn „[…] mit der Fotografie gelangt die Soziologie als<br />

Wissenschaft ganz in die Nähe der künstlerischen Tätigkeit.“ (HARPER<br />

1991:402) Praktische Impulse dazu gaben Texte von PSENNER (2004),<br />

FRANZEN (2002), YOUNG und BARRETT (2001).<br />

YOUNG und BARRETT (2001:141-152) führten eine Untersuchung mit<br />

Straßenkindern in Kampala, Uganda durch, wobei sie u. a. auf visuelle<br />

Methoden zurückgriffen:<br />

[…] visual methods proved to be particularly important for developing<br />

gainful insight into the street child’s urban environment from the<br />

child’s perspective. They introduced a relaxed, fun atmosphere and<br />

allowed the children to take control of the process without imposing<br />

adult influence. (YOUNG, BARRETT 2001: 147)<br />

PSENNER (2004) untersuchte die Wahrnehmung im urbanen öffentlichen<br />

Raum anhand der Praterstraße in Wien. Dabei wurden die<br />

Gesprächspartner auf einem Spaziergang über die Praterstraße begleitet<br />

und zum Fotografieren ermuntert. Ähnlich war die Forschung von FRANZEN<br />

(2002: 293ff) in Köln-Kalk angelegt. Darin wurde versucht, die<br />

Wahrnehmung, sowie die Aktions- und Lebensräume von verschiedenen<br />

sozialen Gruppen in dem Gebiet zu erfassen:<br />

Die subjektive Wahrnehmung des Raumes jedes einzelnen<br />

Bewohners liefert Informationen über die Erlebniswelt, Raumnutzung<br />

und Gewohnheiten. Hierüber können Rückschlüsse auf das<br />

Verhalten von Bewohnern, auf Defizite und Bedürfnisse im Quartier<br />

gezogen werden. (FRANZEN 2002: 293)<br />

Der aktive Charakter der Methode schien passend, um Aufschlüsse über<br />

die Sichtweisen der Interviewpartner zum Raum zu erlangen. Durch die<br />

gemeinsame Begehung des Raumes wurde die Möglichkeit geschaffen,<br />

Emotionen und Kognitionen der Befragten direkt zu erfahren. Das visuelle<br />

Element „den Raum direkt vor Augen zu haben“ ermöglichte es zudem, ein<br />

vielseitiges, differenziertes Bild der Raumwahrnehmung und Raumnutzung<br />

der Befragten zu erlangen.<br />

40


Unsichtbares Adlershof – Methodische Vorgehensweise<br />

Der Rundgang gestaltete sich an Hand von zwei Fragestellungen (vgl.<br />

Abbildung 6):<br />

� Sie sind auf ihrem Weg zur Arbeit, (Essen…) fotografieren Sie<br />

bitte, welche Objekte/ Gebäude. Ihnen dabei auffallen.<br />

� Angenommen, Sie möchten Adlershof einem Bekannten, der<br />

das Gebiet nicht kennt, näher bringen. Fotografieren Sie bitte,<br />

was für Sie Adlershof darstellt.<br />

Sie sollten als Inspiration gelten und zum Fotografieren auffordern.<br />

41


Unsichtbares Adlershof – Ablauf der Untersuchung<br />

4 Ablauf der Untersuchung<br />

4.1 Interviewpartner<br />

Die Auswahl der Interviewpartner folgte dem Anliegen, ein breites Spektrum<br />

an Beschäftigten und Studierenden zu befragen, deren Arbeitsplätze im<br />

Gelände des Technologie- und Wissenschaftsparks verteilt sind. Dabei<br />

orientierte ich mich an den ansässigen universitären bzw.<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen, dem Medienbereich und<br />

Unternehmen (vgl. Abbildung 5).<br />

Den Kontakt zu den Interviewpartnern erhielt ich über das Schneeballprinzip<br />

sowie über das Internet. Dies ermöglichte der gute Internetauftritt des<br />

Gebietes. Die Kontaktaufnahme erfolgte via E-Mail, in der ich mich und<br />

mein Anliegen vorstellte und um ein Interview bat. Dies stieß weitestgehend<br />

auf positive Resonanz. Besonders Studierende und Mitarbeiter universitärer<br />

Einrichtungen zeigten sich interessiert und offen. Schwierig war die<br />

Kontaktherstellung zum Medienbereich, wo letztlich auch kein Interview<br />

durchgeführt werden konnte. Es wurden insgesamt 18 Personen befragt,<br />

worunter 9 Studierende, 5 Mitarbeiter universitärer Einrichtungen, 3<br />

Mitarbeiter außeruniversitärer Einrichtungen und 1 Selbstständiger waren.<br />

42


Unsichtbares Adlershof – Ablauf der Untersuchung<br />

Tabelle 1: Interviewpartner<br />

Nr.<br />

Geburts-<br />

jahr<br />

♀♂ Beschäftigung Arbeitsort<br />

1 1981 w Studentin<br />

HU,<br />

Geographie<br />

2 1946 m Dozent HU, Mathematik<br />

3 1977 m Student<br />

HU,<br />

Geographie<br />

4 1944 m Professor HU, Informatik<br />

5 1966 m Dozent<br />

6 1977 m Student<br />

7 1949 w Professorin<br />

8 1980 w Studentin<br />

9 1982 m Student<br />

10 1981 m Student<br />

11 1978 m Student<br />

12 1977 m Student<br />

13 1949 m Professor<br />

14 1955 w<br />

Mitarbeiter<br />

außeruniv.<br />

Einrichtung/<br />

Professorin<br />

15 1981 m Student<br />

16 1954 m<br />

Mitarbeiter<br />

außeruniv.<br />

Einrichtung<br />

HU,<br />

Geographie<br />

HU,<br />

Geographie<br />

HU,<br />

Mathematik<br />

HU,<br />

Geographie<br />

HU,<br />

Informatik, Mathe<br />

HU,<br />

Informatik, SulferCell<br />

HU,<br />

Physik/ Mathe<br />

HU<br />

Informatik, Geographie<br />

HU,<br />

Psychologie<br />

DLR, HU,<br />

Geographie<br />

HU,<br />

Informatik<br />

IKZ<br />

17 1958 m Selbständiger Firma Jenoptik<br />

18 1959 w<br />

Quellle: Eigene Darstellung<br />

Mitarbeiter<br />

außeruniv.<br />

Einrichtung<br />

MBI<br />

Es wurden 13 Männer und 5 Frauen interviewt. Ich habe versucht, auf den<br />

Ausgleich zwischen männlichen und weiblichen Interviewpartnern zu<br />

achten, was sich jedoch schwierig gestaltete, da in den<br />

naturwissenschaftlichen Ausrichtungen der universitären sowie<br />

außeruniversitären Institute Männer in der Mehrzahl sind und es somit<br />

automatisch mehr Männer als Gesprächspartner gab. Daraus ergab sich<br />

43


Unsichtbares Adlershof – Ablauf der Untersuchung<br />

weiterführend, dass nicht ausgewertet wurde, ob und wie sich das<br />

Verhalten und die Wahrnehmung von männlichen und weiblichen<br />

Gesprächspartnern unterscheiden. Es gibt seit geraumer Zeit eine große<br />

Anzahl von Forschungen, die diesen Fokus bewusst setzen, um<br />

Aufschlüsselungen einzelner Zielgruppen zu erhalten. (RIEGE 2002). Dies<br />

aber war nicht der Schwerpunkt meines Erkenntnisinteresses. Die<br />

Fragestellung verläuft nicht in diese Richtung. Es geht darum,<br />

Gemeinsamkeiten in der Wahrnehmung herauszufinden. Das Bemühen war<br />

es demnach, Gesprächspartner aus möglichst unterschiedlichen Bereichen<br />

in Adlershof zu finden. Eine geschlechtsspezifische Untersuchung der<br />

Wahrnehmung des Raumes Adlershof hätte einen anderen Ansatz, eine<br />

andere Fragestellung und eine andere Auswahl der Gesprächspartner<br />

vorausgesetzt.<br />

Die Erhebung fand von Ende Mai bis Mitte Juli 2005 statt. Im Text habe ich<br />

die Namen der Gesprächspartner geändert (vgl. Tabelle 2) und verwende<br />

Kürzel, damit die Anonymität gewahrt bleibt. Ich wurde vermehrt darum<br />

gebeten und benutzte diese Form der Einfachheit halber für alle Befragten<br />

gleichermaßen.<br />

Tabelle 2: Verwendete Kürzel<br />

Nr. Kürzel<br />

1 Anne L.<br />

2 Ingo L.<br />

3 Alex M.<br />

4 Hans B.<br />

5 Knut. S.<br />

6 Ilko B.<br />

7 Elisa W.<br />

8 Heike V.<br />

9 Malze F.<br />

10 Mark S.<br />

11 Andreas G.<br />

12 Sören B.<br />

13 Hartmut W.<br />

14 Bärbel L.<br />

15 Konstantin A.<br />

16 Georg S.<br />

17 Heinz J.<br />

18 Stefanie K.<br />

Quelle. Eigene Darstellung<br />

44


Unsichtbares Adlershof – Ablauf der Untersuchung<br />

4.2 Interviewführung<br />

Der Ablauf der Interviews war festgelegt. Es gab zwei Teile in den<br />

Interviews. Zunächst wurde zum Rundgang durch das Gebiet mit dem<br />

Fotoapparat aufgefordert. Danach wurde meist ein Café oder die Mensa<br />

aufgesucht, um den zweiten Teil der Befragung mit der mentalen Karte<br />

durchzuführen. Dem schloss sich oft ein weiterführendes, lockeres<br />

Gespräch an. Am Ende des Interviews wurden persönliche Daten erfragt.<br />

Die durchschnittliche Interviewdauer lag bei 1 Stunde.<br />

Der Ablauf stand in dieser Form nach den ersten fünf Interviews fest. Die<br />

Reihenfolge der Erhebungselemente wurde an die Situation angepasst und<br />

verändert, um eine Intensivierung der Gespräche zu erreichen. Die<br />

Gewichtung sollte auf den Rundgang gelegt werden, da sich abzeichnete,<br />

dass die mentalen Karten eine weniger intensive Aussagekraft hatten.<br />

Da die Fragestellungen lediglich Richtfragen waren, gestaltete sich der<br />

Rundgang individuell (vgl. Abbildung 8). Es stand den Befragten frei, den<br />

Weg zu bestimmen. Ich regte die Interviewpartner zum lauten Formulieren<br />

ihrer Gedanken an und ließ mich von ihnen führen. Der offene und<br />

individuelle Charakter des Rundgangs zeigt sich an den Bildern auf der<br />

rechten Seite (vgl. Bild 19-22). Es gab sehr ausgedehnte Rundgänge, die<br />

beispielsweise auf die andere Seite der S-Bahn, zu einem geschlossenem<br />

Kino führte (vgl. Bild 19) oder weit in den Landschaftspark hinein (vgl. Bild<br />

20). Manchmal führte der Weg in Häuser hinein (vgl. Bild 21 und 22). Nach<br />

einem teilweise anfänglichen Unbehagen mit einer Fremden und mit der<br />

Kamera durch das Gebiet zu laufen und eventuell von einem Bekannten<br />

entdeckt zu werden, lockerte die Situation mit fortschreitender Zeit auf.<br />

Die meisten Befragten teilten bereitwillig ihre Gedanken mit. Der Rundgang<br />

war sehr abwechslungsreich und hat Spaß gemacht. Positiv ist hier auch<br />

anzumerken, dass die Rundgänge dazu beitrugen, dass die Befragten<br />

Adlershof teilweise neu entdecken konnten. Aussagen wie: „Aha, hier gibt<br />

es eine Apotheke, die hab ich noch nicht gesehen.“ oder „Ach, da steht ja<br />

was dran, das ist mir noch nicht aufgefallen“ waren nicht selten zuhören.<br />

Auf Grund des schlechten Wetters war es einmal nicht möglich, den<br />

Rundgang durchzuführen (Heinz J.). Es wurde bis auf zwei Ausnahmen bei<br />

allen Rundgängen fotografiert. Einmal verhinderte der Regen das<br />

Fotografieren (Stefanie K.). Das andere Mal äußerte der Gesprächspartner,<br />

45<br />

Bild 19: Kino<br />

Bild 20:<br />

Landschaftspark<br />

Bild 21: Im<br />

Ärztehaus<br />

Bild 22: Im<br />

Blumenladen


Unsichtbares Adlershof – Ablauf der Untersuchung<br />

er finde nichts in Adlershof, das zu fotografieren sich lohnen würde (Georg<br />

S.).<br />

Das Einzeichnen in die mentale Karte gestaltete sich bei den meisten ohne<br />

Probleme (vgl. Abbildungen 9-11). Allerdings gab es auch hier anfänglich<br />

Unsicherheiten und Unbehagen. Gründe dafür waren zum einen, die Angst,<br />

etwas „falsch“ einzuzeichnen und zum anderen die Bekundung von wenig<br />

zeichnerischem Talent. Die Angst konnte genommen werden, in dem erklärt<br />

wurde, dass es nicht darum ging eine „perfekte Zeichnung“ abzuliefern.<br />

Abbildung 8: Fotos von den Rundgängen<br />

46


Unsichtbares Adlershof – Ablauf der Untersuchung<br />

Abbildung 9: Mentale Karte von Sören B.<br />

Abbildung 10: Mentale Karte von Konstantin A.<br />

47


Unsichtbares Adlershof – Ablauf der Untersuchung<br />

Abbildung 11: Mentale Karte von Bärbel L.<br />

4.3 Datenauswertung<br />

1. Aufbereitungsverfahren<br />

Während der Interviews protokollierte ich handschriftlich. Nach jedem<br />

Interview wurde dies sofort in Textform niedergeschrieben und mit<br />

Eindrücken während des Rundgangs ergänzt. Insgesamt wurden 104 Fotos<br />

entwickelt und eingeordnet. Zusammen mit den mentalen Karten sind dies<br />

die Rohdaten, auf denen die weitere Interpretationsarbeit aufbaut.<br />

2. Auswertungsverfahren<br />

Es stehen unterschiedliche Auswertungsverfahren zur Analyse qualitativer<br />

Interviews zur Verfügung (LAMNEK 1995: 107ff, MAYRING 1983: 51ff, WITZEL<br />

19982: 53ff). Grundlegendes Ziel ist das Erfassen der hinter den<br />

Handlungen liegenden subjektiven Sinnstrukturen. Angelehnt an die<br />

Forschungsfragen standen 2 größere Aspekte im Fordergrund, nach denen<br />

die Auswertung stattfinden und erörtert werden sollte:<br />

48<br />

1. die Bewegungen und das Verhalten im Raum<br />

2. die Wahrnehmung und Orientierung von/ in Adlershof


Unsichtbares Adlershof – Ablauf der Untersuchung<br />

Das Verfahren der schrittweisen Kategorisierung der Daten schien am<br />

besten geeignet und wurde angewandt. Nach mehrmaligem Lesen der<br />

Protokolle entwarf ich eine Tabelle (vgl. Anhang 2), in der die<br />

verschiedenen Daten (Fotos, Karte, Text) jedes einzelnen Interviews nach<br />

den Leitfragen grob zusammengefasst wurden. Dies ermöglichte eine erste<br />

Übersicht. Die Tabelle richtete sich an den Fragestellungen im Leitfaden<br />

aus:<br />

� Daten zur befragten Person<br />

� Informationen zur Nutzung von Orten/ Einrichtungen, Straßen/<br />

Wegen<br />

� Informationen zur Wahrnehmung von Bezugspunkten, Plätzen/<br />

Orten/ Gebäuden/ Objekten, Straßen/Wegen, Gelände<br />

� Beschreibung des eigenen Verhaltens bzw. Bewegens durch das<br />

Gebiet<br />

� Ansichten über das Gebiet<br />

� Interaktionen im Gebiet<br />

� Sonstiges<br />

Dem folgte ein weiteres Extrahieren der Daten. Es wurden Begriffe zu<br />

Oberbegriffen zusammengefasst und Beziehungen zwischen den Begriffen<br />

und Oberbegriffen bzw. Kategorien und Oberkategorien herausgearbeitet.<br />

Diese wurden nochmals zusammengefasst, aussagekräftige Aspekte<br />

wurden hervorgehoben und ein Themenüberblick gegeben. Es wurden<br />

Schwerpunkte gesetzt und Akkumulationspunkte analysiert. Somit konnten<br />

gezielt Aussagen getroffen werden zur:<br />

49<br />

� Bewegung/Verhalten im Raum<br />

� Wahrnehmung von der baulichen und städtischen Struktur<br />

� Wahrnehmung einzelner Bezugspunkte im Raum


Unsichtbares Adlershof – Ablauf der Untersuchung<br />

Auf diesen Themen beruht die anschließende Auswertung:<br />

1. Es werden einzelne, aus den Gesprächen abgeleitete Thesen zur<br />

Bewegung und Verhalten im Raum vorgestellt. Diese Thesen stützen sich<br />

auf die gewonnen Oberkategorien und damit auf mehrere Aussagen der<br />

Gesprächspartner.<br />

2. Es werden die Hauptaussagen zu der Wahrnehmung der baulichen und<br />

städtischen Struktur vorgestellt.<br />

3. Es werden mittels der schon vorgestellten Grundkarte des Gebietes<br />

Aussagen zu Verteilung und Häufigkeit der wahrgenommenen<br />

Bezugspunkte und bekannten Orte im Raum getroffen. Auf Grundlage der<br />

protokollierten Daten konnten drei Karten angefertigt werden:<br />

1. Karte: Bezugspunkte - Grundlage Mentale Karte<br />

2. Karte: Bekannten Orte - Grundlage Mentale Karte<br />

3. Karte: Fotografierte Orte - Grundlage Fotografien<br />

Aus diesen werden die Akkumulationspunkte erkenntlich, die anschließend<br />

einzeln dargestellt werden. Hier fließen die Aussagen der Gesprächspartner<br />

ein. Die Fotografien der Gesprächspartner sind dabei jeweils an der rechten<br />

Seite in verkleinerter Form zu sehen. Sie werden nicht beschriftet und jeder<br />

einzelnen Person zugeordnet, da sie auch nicht eingehender interpretiert<br />

werden.<br />

Die mentalen Karten sowie die Fotos erzielten ähnliche Resultate. Dabei<br />

sind die Fotos vielschichtiger und geben differenziertere Angaben über die<br />

Raumwahrnehmung. Das mag an dem schwerer herstellbaren räumlichen<br />

Bezug gelegen haben, der bei dem Rundgang gegenwärtig war. Im Großen<br />

und Ganzen ergänzen sich beide Methoden hervorragend.<br />

50


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

5 Das Sichtbare: Auswertung<br />

51<br />

Man muss sich beeilen, wenn man noch etwas sehen will –<br />

Die Dinge verschwinden.<br />

Paul Cézane


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

5.1 Bewegung und Verhalten im Raum<br />

Die Mehrzahl der Befragten (10) kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

nach Adlershof. Das Auto nutzen drei, das Fahrrad zwei der<br />

Gesprächspartner zur Anfahrt. Die Kombination aus öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln und Fahrrad gebrauchen drei der Befragten zur Anreise.<br />

Wege werden im Gebiet selbst von den meisten (15) zu Fuß zurückgelegt,<br />

drei nutzen das Fahrrad.<br />

Die Karte (vgl. Abbildung 12) bildet die Wege und Straßen ab, auf denen<br />

sich die Befragten gewöhnlich fortbewegen, um zu verschiedenen<br />

Einrichtungen im Gebiet zu gelangen. Die Häufigkeit, mit der bestimmte<br />

Objekte und Orte eingezeichnet wurden, ist ebenfalls mit in die Karte<br />

aufgenommen worden. Die aufgesuchten Orte lassen sich in die<br />

Kategorien Arbeit, Essen, Dienstleistungen und Freizeit einordnen.<br />

Mittels der Karte wird ersichtlich, dass die Rudower Chaussee von allen<br />

Befragten für die Fortbewegung im Gebiet genutzt wird. Am stärksten ist<br />

dabei das Stück Straße zwischen der S-Bahn Station und den Gebäuden<br />

Johann von Neumannhaus (JvN) bzw. Erwin-Schrödinger-Zentrum (ESZ)<br />

frequentiert. Auf diesem Straßenabschnitt befindet sich die Mehrzahl der<br />

aufgesuchten Einrichtungen. Daneben werden nur wenige andere Straßen<br />

genutzt, wie z. B: die Parallelstraße der Rudower Chaussee und die Albert-<br />

Einstein-Straße. Bei den meisten aufgesuchten Gebäuden handelt es sich<br />

um die Arbeitsstätten der Befragten. Daneben werden zum Mittagsessen<br />

verschiedene Orte aufgesucht. Die genutzten Dienstleistungen sind<br />

begrenzt. Genauso gaben nur sehr wenige an, Adlershof für<br />

Freizeitaktivitäten zu nutzen.<br />

52


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Abbildung 12: Nutzung von Straßen und Einrichtungen<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

53


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Diese Darstellung, die mittels der mentalen Karten generiert werden<br />

konnte, wird durch die Aussagen der Befragten zu ihrem eigenen Verhalten<br />

und Bewegen im Raum, verstärkt. Folgende Thesen kristallisierten sich<br />

heraus:<br />

54<br />

� Der täglich zurückgelegte Arbeitsweg wird als langweilig<br />

und schlecht gestaltet empfunden.<br />

„Die Wege sind nicht gut gestaltet“, sagte Konstantin A, „auf<br />

dem Weg von der S-Bahn bis zur Höhe von Kaufland kommt<br />

nichts Spannendes. Es gibt eine große Straße, die geht man<br />

runter zu den Gebäuden, mehr passiert nicht.“ Elisa W. erklärte,<br />

ihr Arbeitsweg sei ein „stinklangweiliger Weg“, er ist „furchtbar,<br />

weil nichts passiert, ich habe das Gefühl, er würde sich ewig<br />

hinziehen, es gibt nichts auf dem Weg zu tun.“ Ihr „fehlt etwas,<br />

womit man angelockt wird, um zu schauen.“<br />

� Es wird der kürzeste und schnellste Weg durch das Gebiet<br />

angestrebt.<br />

In den Gesprächen mit Ingo L., Alex M. und Elisa W. wurde<br />

deutlich, dass sie versuchen, immer möglichst schnell zur Arbeit<br />

hin- und wieder weg zukommen. Georg S. erzählte von seinen<br />

Überlegungen, mit wenigen Schritten zur Arbeit zu gelangen.<br />

Um den Weg so kurz als möglich zu gestalten, berichtete Anne<br />

L.: „Ich muss gestehen, ich bin früher auch mit dem Fahrrad<br />

gefahren, damit ich weniger Zeit auf der Strecke verbringe und<br />

damit der Weg schneller vorbei geht.“ Anne L. erklärte weier, sie<br />

sei durch die „offensichtliche, klare Anordnung der Strassen<br />

ohne Verschachtelung“ nicht auf die Idee gekommen, von der<br />

Straße abzugehen. Ingo L., Heike V., Hartmut W. und Heinz J.<br />

gaben an, dass sie aus Zeitgründen keine anderen Wege<br />

entlang gingen.<br />

� Die Bewegung im Raum geht nicht über gezielte Punkte<br />

hinaus.<br />

Heike V. beschrieb ihr Laufverhalten in Adlershof als<br />

„zielorientiert“, Konstantin A. sagte, er laufe „von A nach B“,<br />

wobei er sich nicht im Raum umschaue. Genauso erklärten


55<br />

Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Malze F. und Sören B. es gäbe „nur einzelne Punkte“ in<br />

Adlershof, die sie aufsuchen. Stefanie K. erzählte, dass sie sich<br />

kaum auf dem Gelände bewege und meist nur von einem<br />

Institut zum anderen gehe. Der zurückgelegte Weg von Ingo L.<br />

und Malze F. reiche lediglich bis zu ihren Instituten in der<br />

Rudower Chaussee. Darüber hinaus seien sie noch nicht die<br />

Straße weiter entlang gegangen.<br />

� Der öffentliche Raum wird „nur“ zur Durchquerung genutzt<br />

und wird als wenig belebt wahrgenommen.<br />

Anne L. und Ingo L. erzählten, dass sie sich nur zweckmäßig im<br />

Gebiet bewegen würden und dabei der öffentliche Raum für sie<br />

nur zum Durchschreiten da wäre. Ilko B. beobachtete, dass es<br />

keinen Aufenthalt im öffentlichen Raum gäbe. Mark S.<br />

beobachtete, dass der öffentliche Raum nur genutzt werden<br />

würde, um von Bahnhof weg- und wieder hinzugehen.<br />

Diesbezüglich erzählten Alex M., Malze F. und Sören B. von<br />

den täglichen Strömen von Menschen, die sich von der S-Bahn<br />

schnell in das Gebiet hinein bewegen würde, ohne um sich<br />

zuschauen. Auch Hartmut W. nahm den öffentlichen Raum als<br />

„Durchgangsraum, wo nichts stattfindet, außer an den<br />

Imbissbuden“ wahr. Hans B. erklärte, es fehle ihm das<br />

Laufpublikum auf der Straße und auch Bärbel L. fand es sei<br />

„nichts belebt“ auf der Straße. Hartmut W. schrieb den<br />

Studenten dabei die wichtige Rolle zu, den Raum zu beleben.<br />

Sie verschwänden jedoch nach ihren Veranstaltungen sofort.<br />

Knut S. und Heinz J. haben beobachtet, dass an den Abenden<br />

und an den Wochenenden „nichts in Adlershof los“ sei. Hartmut<br />

W. und Heinz J. erklärten, ab und an sähe man ein paar<br />

Fußballspieler oder Rollerskater. Hartmut W. erzählte von<br />

seiner Beobachtung zur Langen Nacht der Wissenschaften. Da<br />

sei ihm aufgefallen, „wie sich ein Ort verändern kann, wenn<br />

Menschen hier sind.“


56<br />

Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

� Es besteht nur wenig Interesse sich in Adlershof<br />

umzuschauen oder spazieren zu gehen.<br />

Konstantin A. sagte, dass er „schon mal zur Chemie gelaufen<br />

ist“, aber dann habe er gesehen, „dass da nichts mehr kommt.“<br />

Dies hielt ihn von weiteren Erkundungen ab. Heike V. erklärte,<br />

dass ihr durch die Annahme, hier gäbe es nichts anderes als<br />

„Unisachen“, der Antrieb fehle, auch einmal andere Wege<br />

entlang zu gehen und das Gebiet auszukundschaften. Knut S.<br />

erzählte, es gäbe keinen Reiz, hier spazieren zu gehen: „Man<br />

geht nicht los, weil man nicht weiß, was einen erwartet und wo<br />

etwas genau ist und ich habe das Gefühl, hier sei kein Weg für<br />

mich als Nutzer gestaltet.“ Weiterhin fand er, die Plätze und<br />

Einrichtungen seien schlecht beschildert. Das mache es<br />

schwierig, Informationen über das Gebiet zu erlangen. Die<br />

Weitläufigkeit des Gebietes halte ihn zudem davon ab, „einfach<br />

mal so“ loszugehen. Auch Malze F., Hans B. und Ilko B. zeigten<br />

wenig Motivation für etwaige Spaziergänge: „Das Gebiet ist<br />

nicht so spannend und interessant, als das man es erkunden<br />

müsste.“ (Malze F.)<br />

� Wegen mangelnder Möglichkeiten finden neben der Arbeit<br />

wenig andere Aktivitäten im Gebiet statt.<br />

Hartmut W. sagte, er komme lediglich zum Arbeiten nach<br />

Adlershof und fahre anschließend wieder nach Hause.<br />

Konstantin A.s und Heike V.s einziges Ziel sei, Veranstaltungen<br />

in der Universität zu besuchen. Heike V. erklärte, ihr tägliches<br />

Leben finde woanders statt, da sei Adlershof nicht integriert.<br />

Eine Ausnahme war die Beschreibung von Stefanie K.. Sie<br />

fahre extra zum Sport nach Adlershof oder komme „auch gern<br />

mal eine Stunde früher“, um im Landschaftspark zu skaten.<br />

Diesen Aufwand machte sonst kein anderer Gesprächspartner.<br />

Vielmehr wurde die Aussage vertreten „man bleibt nur solange<br />

wie nötig hier.“ Ilko B. sagte, er gestalte sich seinen<br />

Semesterplan so, dass er nicht zu oft nach Adlershof müsse.<br />

Malze F. erklärte, wenn er nichts mehr in Adlershof zu tun habe,<br />

wolle er so schnell wie möglich weg. Er ist der Meinung, dass es<br />

„in Mitte“ in den Pausen mehr zu tun gäbe. Hier könne er „nur


57<br />

Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

pendeln zwischen Bibliothek und Café.“ Auch Konstantin A.<br />

bemängelt: „Was mich am meisten stört ist, dass es in den<br />

Freistunden nichts gibt, wo ich hingehen kann. Ich würde<br />

Adlershof mehr nutzen, wenn etwas los wäre. Es gibt aber<br />

nichts, und deshalb gehe ich nach Hause.“ Dieser Meinung war<br />

auch Alex M: „Es gibt keine Partyzone und keine<br />

Räumlichkeiten zum Treffen wie ein Studentencafé.“ Heike V.<br />

fehlten Treffpunkte für die Zusammenarbeit von Studenten.<br />

Elisa W. und Hans B. sagten, es würden<br />

„Kommunikationsecken“ oder „für die Kommunikation<br />

geschaffene öffentliche Räume“ fehlen. Mark S. kommentierte<br />

diesbezüglich ironisch: „Es gibt nicht viel zum Verweilen in den<br />

Pausen, nur wenige Cafés und sonst nur Wiese und die ist<br />

unangenehm zum Sitzen, wenn es regnet.“ Hartmut W<br />

vermisste besonders etwas für die Abendstunden: „Man kann<br />

abends nur in zwei Hotels gehen, wenn man etwas essen oder<br />

trinken will nach einem Colloquium, ich vermisse ein kleines<br />

Café oder eine Bierstube.“ Auch Bärbel S. fehlte etwas, wo sie<br />

in den Abendstunden einkehren könnte: „Hier gibt es nur ein<br />

überkandideltes Restaurant im Hotel, das ist zu teuer. Es fehlt<br />

abends was, wo man hingehen kann, um ein Bier zu trinken.“


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

5.2 Wahrnehmung der baulichen und städtischen<br />

Struktur<br />

Die Gesprächspartner gingen neben der allgemeinen Betrachtung des<br />

Raumes Adlershof auch auf die dortige bauliche und städtische Struktur<br />

ein. Es wurden Aussagen zur Wahrnehmung der Größe, der Isolierung zu<br />

umgrenzenden Gebieten, seines Flairs und seiner Architektur getroffen.<br />

Folgende Thesen konnten aus den Gesprächen generiert werden:<br />

58<br />

� Das Gelände ist zu weitläufig und zergliedert. Die<br />

Entfernungen zwischen einzelnen Einrichtungen sind zu<br />

groß. Damit einher geht das Gefühl, das Gebiet sei unfertig.<br />

Hans B. und Knut S. erklärten, Adlershof verlaufe sich im<br />

Großen und sei zu weitläufig. Für Alex M. sind die einzelnen<br />

Institute zu weit voneinander entfernt. Hartmut W. sagte, es<br />

gäbe viel Fläche, aber wenig Gebäude. Für Malze F. ist das<br />

Gelände „zu zergliedert und nicht geschlossen.“ Es wirke<br />

strukturlos, man habe hier kein Campusgefühl. Wegen dieser<br />

Weitläufigkeit , so Ilko B., wirke das Gebiet unfertig. Stefanie K.<br />

erklärte, die Gebäude stehen losgelöst im Raum, es gebe keine<br />

„kompakte Masse“. Das Gebiet sehe aus, als müsse hier noch<br />

mehr sein. „Das sieht so unfertig aus, als ob die Häuser noch<br />

warten, dass jemand andockt.“<br />

� Die Architektur der Gebäude im Gebiet wird abgelehnt und<br />

als unschön empfunden. Sie sei nicht für den Nutzer,<br />

sondern nur zu Profilierungszwecken gemacht worden.<br />

Laut Georg S. sei nur „Industriearchitektur“ in Adlershof, die<br />

„abgekupfert“ aussähe. Alex M. fand die Architektur „altbacken<br />

und hässlich“. Knut S. beschrieb die Gebäude in Adlershof als<br />

„monolithische Bauten die sich entlang einer technokratischen<br />

Prachtstraße aufreihen.“ Hans B. sagte, die Architektur der<br />

Gebäude sei nicht für die Menschen gemacht,


59<br />

Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

die sie nutzten. Es handele sich oft nur um die Repräsentation<br />

einzelner Einrichtungen. So erklärte auch Malze F.: „Die<br />

Architektur von Adlershof mag vielleicht spannend sein, ich<br />

finde sie aber nicht schön. Sie ist zu funktional, auch wenn<br />

Architekten darüber anders denken.“<br />

� Das Gebiet wird als isoliert erlebt. Die wahrgenommenen<br />

Grenzen sind der S-Bahnstrang, der den belebten westlich<br />

angrenzenden Stadtteil von dem Wissenschaftsstandtort<br />

abgrenzt, die Wegedornbrücke, der Teltowkanal und der<br />

Landschaftspark. Die meisten Befragten bewegen sich nur<br />

im Wissenschaftspark. Die Distanzen zwischen den<br />

einzelnen Bereichen halten davon ab, in angrenzende<br />

Gebiete zu gehen.<br />

„Das Gebiet ist abgegrenzt zum anderen Teil von Adlershof. Da<br />

ist mehr Leben, aber die wenigsten werden da mal runter<br />

gelaufen sein.“ (Andreas G.) Elisa W. sagte, die Dörpfeldstraße<br />

[Verlängerung der Rudower Chaussee Richtung Westen] sei „zu<br />

weit weg, als das man hingehen könnte.“ Konstantin A. erklärte:<br />

„Hinter der S-Bahnbrücke fängt das alte Adlershof an. Hier hört<br />

der Gewerbepark auf. Es ist auf der anderen Seite belebter,<br />

eine richtige Stadt, die engen Straßen geben das Gefühl von<br />

einer alten Stadt.“ Mark S. erzählte: „Es gibt zwei Teile von<br />

Adlershof, jeweils zur anderen S-Bahnseite, da gibt es kaum<br />

Durchmischung, die Leute haben nichts miteinander zu tun.“<br />

Sören B. erklärte, Adlershof sei nach außen abgeschlossen,<br />

abgeschottet, und begrenzt durch die S-Bahn, den<br />

Landschaftspark und den Teltowkanal. „Es gibt nicht viele<br />

Zugänge zum Gebiet“, so Andreas G., „nur den Park und da<br />

muss man ein Stück laufen.“<br />

� Dem Gebiet wird städtisches Flair abgesprochen. Es wird<br />

als Wissenschaftspark und nicht als Stadt wahrgenommen.<br />

Knut S. fand: „Adlershof wird niemals städtisches Flair haben,<br />

sondern kann es höchstens schaffen, ein anständiger Park zu<br />

werden.“ Es fehle dafür eine städtische Rasterung, die Häuser<br />

seien direkt an der Straße ausgerichtet und es gäbe keine Ziele


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

und Plätze auf die man zugeht. Auch Stefanie K. war der<br />

Ansicht, „man hätte es auch alles zurücksetzen können, dann<br />

würde es angenehmer sein.“ Sie schloss daraus: „Es scheint<br />

eine Methode zu sein, dass alles so ein bisschen hingeklebt<br />

aussieht.“ Hans B. erklärte, „der städtische Raum funktioniert<br />

nicht, es fehlen Bänke, … die Stadt als solche fehlt, … es fehlen<br />

Funktionen wie Wohnen und Freizeit.“ Für Heike V. war<br />

Adlershof „randstädtisch“. Sören B. sagte, Adlershof sei eine<br />

typische Wissenschaftsstadt: es sei weitläufig, grün und es<br />

gäbe immer genügend Parkplätze. „Adlershof erinnert mich an<br />

Seattle und den Microsoftpark, eigentlich generell an<br />

amerikanische Parks.“ Konstantin A. verband mit Adlershof<br />

einen „Gewerbepark.“<br />

5.3 Wahrnehmung einzelner Akkumulationspunkte<br />

In den folgenden Karten (vgl. Abbildungen 13-15) wird gezeigt, was die<br />

Befragten als Bezugspunkte auf ihrem täglichen Weg wahrnahmen und<br />

dementsprechend in die Karte einzeichneten, bzw. was ihnen während des<br />

Rundgangs auffiel und von ihnen fotografiert wurde. Orte, die von vielen<br />

Befragten wahrgenommen und besonders häufig (mindestens von 4<br />

Befragten) fotografiert oder eingezeichnet wurden, sind in Tabelle 3<br />

aufgeführt.<br />

60


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Tabelle 3: Eingezeichnete bzw. fotografierte Orte<br />

Rudower<br />

Chaussee<br />

S-Bahnstation<br />

Adlershof<br />

Hinterausgang<br />

des Bahnhofs<br />

Bezugspunkte<br />

(vgl. Abb. 14 )<br />

Fotografierte<br />

Orte<br />

(vgl. Abb. 15)<br />

Rundgang<br />

(vgl. Anhang<br />

Nr.2)<br />

x<br />

x<br />

x x<br />

Imbiss/ Bus x x<br />

Thermostatischen<br />

Kugellabore<br />

Kaufland x<br />

x x x<br />

Glastürme x x x<br />

Forumsplatz x x<br />

Physik x<br />

ESZ x x x<br />

Aerodynamischer<br />

Park<br />

x x<br />

Akademieplatz x x<br />

JvN x x<br />

IBIS Hotel x<br />

Gedankenskulptur x<br />

Laser x<br />

Die Dichte und die Verteilung der wahrgenommenen Punkte variieren. Es<br />

gibt verschiedene Akkumulationspunkte der Wahrnehmung: so genannte<br />

Funktionsorte wie der Arbeitsort oder aufgesuchte Orte zum Mittagessen.<br />

Diese nehmen somit eine wichtige Stellung im Adlershofer Alltag der<br />

Befragten ein. Weiterhin ist festzustellen, dass sich die Wahrnehmung<br />

entlang oft zurückgelegter Wege und in der Nähe der Arbeitsstätten<br />

intensiviert. Zudem befinden sich die häufigsten Bezugspunkte und<br />

fotografierten Orte an der Rudower Chaussee. Dies korreliert mit der<br />

Darstellung der genutzten Straßen im Gebiet, auch hier ist die Rudower<br />

Chaussee die bestimmende Straße im Gebiet (vgl. Abbildung 12).<br />

61


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Darüber hinaus sind fern der gewohnten Wege nur wenige Orte bekannt<br />

(vgl. Abbildung 15). Es gibt drei verschiedene Akkumulationspunkte von<br />

Orten, ‚die man sonst noch so kennt’:<br />

- die Institute in den Glasgebäuden Geographie,<br />

Psychologie und IB-Hotel<br />

- das JvN mit den dort ansässigen Instituten und<br />

Einrichtungen<br />

- die Institute der Physik und Chemie<br />

Daneben sind vereinzelte Einrichtungen bekannt, wie das Deutsche<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Berliner<br />

Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung m.b.H.<br />

(Bessy), die Domäne und der Medienbereich. Ihre Ortung gestaltete sich<br />

schwierig, da sie völlig abseits der meist genutzten Wege liegen.<br />

Äußerungen wie: „Die Medien sind da irgendwo“, „Hier gibt’s noch<br />

haufenweise Filmstudios“ oder „Bessy ist irgendwo hier“ während des<br />

Einzeichnens mit diffusen Kennzeichnungen in den Karten kamen vermehrt<br />

vor.<br />

Es existiert eine größere Unsicherheit von dem Teil des Geländes, dass<br />

weniger oder gar nicht genutzt wird. Heinz J. erklärte während des<br />

Einzeichnens: „Auf der anderen Seite [der Rudower Chaussee] kenne ich<br />

mich nicht so aus, da würden Sie mich aufs Glatteis führen.“ Sören B.<br />

sagte, dass er sich auf der anderen Seite der Rudower Chaussee noch<br />

nicht so umgeschaut habe und den Teil nicht gut kenne: „Ich habe da nicht<br />

viel zu tun und laufe nur schnell zur Informatik.“<br />

62


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Abbildung 13: Bezugspunkte<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

63


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Abbildung 14: Fotografierte Orte<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

64


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Abbildung 15: Bekannte Einrichtungen<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

65


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

5.4 Darstellung der Akkumulationspunkte<br />

Rudower Chaussee<br />

Die Straße wurde als problematisch wahrgenommen. Sie wurde<br />

als städtebauliche Barriere empfunden. Übergänge und<br />

Durchbrüche fehlten. Sie ist zu groß und durch sie wird das Gebiet<br />

zu sehr verkehrsbelastet.<br />

Knut S. bezeichnete die Rudower Chaussee als „technokratische<br />

Prachtstraße“. Alex M. empfand die Straße als „zu groß“ und „störend“,<br />

es gäbe „keine abgeschotteten Bereiche“. Aus diesem Grunde lade die<br />

Straße dazu ein, „herzukommen und wieder weg zu gehen.“ Elisa W.<br />

erklärte: „Die Rudower Chaussee ist laut, ich gehe deshalb auch gerne<br />

mal die Parallelstraße lang.“ Für Malze F. bedeutete die Straße<br />

„Autolärm und Hupen.“ „Man hat sich zu viele Gedanken gemacht, wie<br />

man Adlershof verkehrstechnisch erschließen kann,“ kritisiert Knut S..<br />

Bärbel L. fand die Straße „schrecklich“, sie schlug vor, Autofahrer zum<br />

langsamen Fahren anzuhalten und die Straße freundlicher für<br />

Fahrradfahrer und Fußgänger zu gestalten. Ilko B., Andreas G. und<br />

Hartmut W. sagten, dass sie die Rudower Chaussee als<br />

„städtebauliche Barriere“ empfinden. Knut S. erklärte, die Straße trenne<br />

das Gebiet in zwei Teile, zudem gäbe es keine vernünftigen Übergänge<br />

und das Laufen über den Mittelstreifen wäre eine Zumutung. Hartmut<br />

W. wies mich auf die fehlenden Übergänge zur Überquerung der<br />

Straße hin, wo sich bereits ein Trampelpfad herausgebildet hat. „Da ist<br />

es nicht so toll, immer rüber zu pirschen.“<br />

66


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

S-Bahnstation Adlershof<br />

Die S-Bahnstation ist Ankunft- und Abfahrtort. Sie symbolisiert<br />

das Gebiet Adlershof. Das Äußere der Station wird negativ<br />

empfunden.<br />

Heike V. sagte: „Die S-Bahn würde ich jemanden zeigen und sagen,<br />

hier studiere ich. Unter der S-Bahn durch und noch ein Stück weiter<br />

geradeaus.“ Der S-Bahnhof Adlershof war für Anne L. Symbol für<br />

Adlershof selbst. Für Bärbel L. gehörte die S-Bahnstation zu Adlershof,<br />

es sei ein „eigenartig versiffter Ort“.<br />

Hinterausgang des Bahnhofs<br />

Der Platz wurde meist positiv wahrgenommen. Die Probanden<br />

befürworteten das Stück Grün auf dem Weg zur Arbeit. Der Platz<br />

dient zur täglichen Durchquerung, um zur S-Bahn zu gelangen<br />

und wird stark frequentiert.<br />

Malze F. erzählte, dass ihm das „Wäldchen“ hinter der S-Bahn gefalle,<br />

er meinte „da bewegt sich etwas“. Hartmut W. fand die „Baumgruppen“<br />

gut, „leider sind sie nicht betont“. Nach ihm müsste man das Gebiet<br />

mehr als Parkstadt unterstreichen und bereits an der S-Bahn damit<br />

beginnen. Konstantin A. fand den „Park“ schön, er dachte aber, dass er<br />

nicht genutzt werde, da er zu nah an der Straße läge: „Es wäre<br />

komisch hier mit einer Decke zu liegen, wenn der Lärm der Straße so<br />

laut ist.“ Georg S. fand die „Bäume an der S-Bahn angenehm“. Es gäbe<br />

immer einen Menschenstrom, der durch den Park rausche, so Malze F.<br />

Wenn er morgens zur Universität komme, drehe er sich oft am Ende<br />

des „Wäldchens“ um und schaue, ob er jemanden kenne, mit dem er<br />

dann gemeinsam weiter gehen könne.<br />

67


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Imbissbuden und Bushaltestelle<br />

Den Imbissbuden standen die Befragten gespalten gegenüber,<br />

einerseits sind sie attraktiv wegen ihres Angebots, andererseits<br />

wurden sie wegen ihres Aussehens kritisiert. Durch die vor den<br />

Imbissbuden befindliche Bushaltestelle wurde der Ort als stark<br />

genutzt wahrgenommen.<br />

Alex M. „fallen immer die vielen Menschen auf, die davor stehen.“<br />

Hartmut W. fand es „kurios“, wie sich die Buden herausbilden. Er<br />

meinte, sie stünden im Kontrast zu den neu gebauten Hotels in<br />

Adlershof und gäben ihm das Gefühl „det hier ist irgendwo an der<br />

Peripherie.“ Er vermutete, dass auch andere so denken und „deshalb<br />

keiner nach Adlershof kommt.“ Die „Buden beißen sich mit dem<br />

Hochglanz- Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort.“ Georg S. fand die<br />

Imbissbuden „nicht so erfreulich“, sie wirken „nicht sehr einladend,<br />

obwohl sie bunt sind.“ Laut Konstantin A. könnten die Imbissbuden<br />

näher an seinem Institut sein, damit er dort öfters essen könnte.<br />

Thermostatische Kugellabore<br />

Die Meinungen zu den Kugellaboren gingen<br />

auseinander: sie wurden in ihrer Form positiv<br />

sowie negativ bewertet. Sie wurden wegen<br />

ihrer runden Form meist nur als „Kugeln“<br />

wahrgenommen. Dabei war die Funktion vielen<br />

nicht klar.<br />

Für Sören B. symbolisierten die Kugellabore das<br />

„alte“ Adlershof. Sie zeigen „was früher hier war“,<br />

„was heute hier ist“ wusste er dagegen nicht so<br />

genau. Konstantin A. sagte, es seien „komische<br />

Teile, die für die Chemie oder so gebaut worden<br />

sind.“ „Die Kugeln“ seien „komische Gebäude, die<br />

für einen bestimmten Zweck gebaut, aber dafür nie<br />

benutzt wurden“, meinte Georg S..<br />

68


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Bärbel L. sagte: „Natürlich gehören die Kugeln<br />

auch zu Adlershof, obwohl ich lange nicht wusste,<br />

was das ist.“ Für Hartmut W. waren es<br />

„funktionslose Kugeln“ die Adlershof symbolisieren<br />

sollen.<br />

Kaufland<br />

Die Wahrnehmung des Kauflands war recht einheitlich. Es fiel in seiner<br />

Größe und Form auf. Der Schriftzug auf dem Gebäude war ebenso<br />

einprägsam. Generell wurde es negativ wahrgenommen.<br />

Ilko B. erklärte, er nehme, wenn er von der S-Bahn komme, den<br />

Schriftzug „Kaufland“ als erstes Element im Gebiet wahr. Heike V.<br />

Glastürme<br />

erklärte, „das Kaufland fällt in der städtischen<br />

Landschaft auf.“ Mark S. bemerkte: „Der große Klotz<br />

wo Kaufland drin ist, fällt mir im Vorbeigehen auf.“<br />

Konstantin A. fragte sich, wie sich ein „Betonklotz von<br />

Kaufland hier halten kann.“ Der Anblick verstärkte bei<br />

ihm „das Gefühl auf der Grünen Wiese zu sein, wie in<br />

Marzahn.“<br />

Die Gebäude fielen in ihrer Form und Funktion auf. Dabei wurden<br />

die Glasvorbauten am stärksten wahrgenommen. Ihre Architektur<br />

wurde von den Befragten positiv wahrgenommen. Negativ wurde<br />

die Verschlossenheit der Gebäude zum öffentlichen Raum<br />

gesehen. Es wurde festgestellt, dass eine vernünftige<br />

Beschilderung an den Gebäuden fehlt.<br />

Elisa W. fiel die Architektur des „3er Gespanns“ mit der Verbindung zu<br />

den alten Kasernengebäuden auf. Sie verkörperten für Elisa W.<br />

Adlershof. Die Gebäude würde sie, wie auch Stefanie K., gerne<br />

anderen zeigen. Stefanie K. fand, sie sähen „besonders“ gegenüber<br />

dem „Rest“ aus. „Der Rest ist Durchschnitt, normal, die Glaskästen<br />

69


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

wirken großstädtisch, neckisch.“ Alex M., Elisa W. und Knut S. fanden<br />

die Gebäude architektonisch gut, da die ehemaligen Kasernen und der<br />

Neubau zusammen in dem Bau integriert seien. Ilko B. sagte, dass ihm<br />

die drei Gebäude auffielen. Allerdings sagte er: „Die Häuser<br />

kommunizieren nicht nach außen, wie an dem unerkennbaren<br />

Schriftzug bei dem Geographieinstitut an der oberen Hauskante<br />

deutlich wird, man sieht von außen nicht was drin ist.<br />

Sie sind benutzerunfreundlich.“ Andreas G. fand den Schriftzug wichtig,<br />

doch sagten ihm die verschiedenen Namen, die an den Gebäuden<br />

stehen, nichts. Es fehle die Bezeichnung der Institute. Das mache es<br />

schwierig sie auseinander zu halten. Ingo L. fielen die „drei<br />

Glasgebäude“ auf dem Weg auf, er fände sie aber nicht attraktiv.<br />

Diejenigen, die ihre Arbeitstätte in einem der Gebäude haben, nahmen<br />

die Gebäude in erster Linie hinsichtlich ihrer Funktion wahr (Knut S.,<br />

Heike V., Hartmut W.).<br />

Forumsplatz mit Laborhäusern<br />

Für viele der Befragten war der Platz ein sehr wichtiger Ort in<br />

Adlershof. Kritisch wurde angemerkt, dass er sehr zentral läge,<br />

aber nicht genutzt werde. Es wurden viele Fragen über die<br />

zukünftige Entwicklung gestellt und Ideen und Wünsche für die<br />

Nutzung der Laborhäuser und die Platzgestaltung geäußert.<br />

Knut S. erklärte, „der Platz mit dem Bolzplatz und der Brache“<br />

repräsentiere für ihn Adlershof. Heike V. sagte, der Ort sei ihr wichtig.<br />

Sie überlege immer, wenn sie daran vorbei gehe, was man darauf<br />

veranstalten könne. Ihrer Meinung nach könnten auf dem Platz<br />

einzelne Institute verbunden werden. Sie fragte sich, warum keine<br />

70


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Studenten auf dem Platz säßen. „Dort könnte ein Austausch<br />

stattfinden, man könnte auf der Wiese sitzen, trommeln und ein Feuer<br />

machen oder ein Beach-Volleyball-Feld anlegen.“<br />

Auch Mark S. fiel die „leere Fläche“ auf. Er meinte, „hier könnte mal<br />

etwas passieren, hier ist noch nicht mal Wiese, sondern es liegt ganz<br />

brach.“ Hartmut W. fand den Platz trostlos. Konstantin A. erklärte, der<br />

Platz sei im Grunde nichts, die Häuschen seien „Müll“, sie würden nicht<br />

genutzt. „Der Rest ist schon ziemlich verbaut“, deshalb wünsche er sich<br />

hier einen Park. Der<br />

Platz sei die Fläche im<br />

Gebiet, die ihn am<br />

meisten störe. Er sähe<br />

nicht einladend aus, sondern abweisend, „eine große ungenutzte<br />

Fläche“. Zu Streikzeiten, so meinte er, wurde der Platz wenigstens<br />

noch genutzt. Auch Alex M. sagte, er würde immer an die<br />

„Streikmensa“ denken, wenn er an dem Platz vorbei laufe. Er fand die<br />

Aktion „toll“. Andreas G. war der Ansicht, der Platz werde noch zu<br />

wenig genutzt. Sören B. fragte sich, was mit den Laborhäuschen<br />

passieren werde. Auch Bärbel L. fielen die Laborgebäude auf. Sie<br />

würde sich freuen, „wenn da mal was nettes passiert, wie ein Cafe.“<br />

Georg S. erklärte, er warte darauf zu sehen, „was hier passiert. Sie<br />

hatten die Laborhäuschen aufwendig saniert und nun stehen sie rum.“<br />

Physikgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Das Gebäude wurde vor allem wegen seiner Architektur<br />

wahrgenommen. Befürwortung sowie Ablehnung der Architektur<br />

wurden geäußert.<br />

Andreas G. fand das Physikgebäude „architektonisch nicht toll“, es sei<br />

für ihn „kein Hingucker“. Sören B. erklärte, dass er zu dem Gebäude<br />

71


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

ambivalente Gefühle hege; es gäbe einen Kontrast zwischen innen und<br />

außen: von außen wirke es „offen“ und „cool“ und von innen „wie ein<br />

Knast“: „Er hat Höfe, die man nicht betreten darf und die<br />

„durchdesignd“ sind.“ Bärbel L. fand das Physikgebäude<br />

„architektonisch witzig“, denn es sähe aus, „als würde es<br />

zusammenbrechen.“ Sie nehme es im Umfeld „sehr stark wahr.“<br />

Stefanie K. sagte, „die Physik sieht nicht schlecht aus.“ Dagegen gefiel<br />

Georg S. das Physikgebäude nicht, es sei „unglaublich hässlich“ und es<br />

„sieht so aus, als würde es gleich zusammenfallen.“ Er hatte einmal<br />

mit jemand gesprochen, „der da drin arbeitet, es ist finster, hat dunkle<br />

Wände, aber die Leute haben sich daran gewöhnt.“ Für Heinz J. war<br />

das Gebäude ein Beispiel dafür, „was hier entstanden ist.“<br />

ESZ<br />

Das ESZ wurde sehr stark und positiv wahrgenommen. Viele<br />

fanden die integrierende Architektur aus alten und neuen<br />

baulichen Elementen gelungen und lobten seine Funktion. Der<br />

Platz vor dem ESZ wurde als zu klein wahrgenommen, besonders,<br />

da er die einzige Möglichkeiten für Studierende sei, sich in<br />

Adlershof zu treffen.<br />

Knut S. sagte, das ESZ falle ihm auf, wenn er mit dem Auto nach<br />

Adlershof fahre. Er fand es in seiner Funktion und Form „toll“. Elisa W.<br />

und Andreas G. sagten das ESZ sei architektonisch gut, Elisa W. gefiel<br />

besonders die Verbindung von alt und neu. Das ESZ, so Heike V., sei<br />

ein markanter Punkt für sie im Gebiet. Ihr sei wichtig, dass der<br />

Schriftzug am Gebäude erkennbar sei. Diese Auffassung vertrat auch<br />

Andreas G.. Hartmut W. fand besonders an der Kombination aus<br />

Bibliothek und Medienzentrum Gefallen. Die Architektur sei für ihn<br />

ansprechend. Er fand es „hervorragend“, dass die „ehemaligen Hallen<br />

der DLR verbaut wurden“ und somit die Verbindung zwischen Altem<br />

und Neuem Umsetzung gefunden hat. Gelungen sei auch die<br />

integrierte Cafeteria. Bärbel L. bestätigte ebenfalls dass das ESZ „toll<br />

von außen“ sei in seiner Verbindung von Alt und Neu. Die Cafeteria<br />

lobte sie wegen ihrer Großzügigkeit. Ingo L. bemerkte, der ältere<br />

72


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Vorbau und die Funktion des ESZ als Kommunikations- und<br />

Medienzentrum seien „super“.<br />

Stefanie K. sagte, dass viele ihrer Kollegen das ESZ („die große<br />

schwarze Platte“) schrecklich finden, sie sehe das aber nicht so.<br />

Der Platz vor dem ESZ wurde von einigen gesondert betrachtet. Heike<br />

V, kommentierte ihr Foto: „Ich habe den Platz mit Bedauern für die<br />

wenigen studentischen Zusammenkünfte in Adlershof fotografiert.“ Für<br />

Alex M. war der Platz mit den „Studenten in der Sonne“ ein Bild für<br />

Freizeit und Pausen. Georg S. bemerkte, der Platz sei „eine kleine Insel<br />

studentischen Treibens.“<br />

Aerodynamischer Park<br />

Der Platz des Aerodynamischen Parks mit den technischen<br />

Denkmälern Motorenprüfstand, Trudelturm und Windkanal wurde<br />

als problematisch wahrgenommen, da er offen und nicht<br />

windgeschützt ist. Die Denkmäler wurden positiv sowie negativ<br />

eingeschätzt. Bemängelt wurde die schlechte Beschilderung des<br />

Platzes.<br />

Malze F. sagte, der Platz sei „touristisch“, was auch durch die<br />

Straßenschilder wie „Zum Windkanal“ zustande käme. Mark S. erklärte,<br />

der Platz sei wieder so „ein Fall von Platten, Beton und Grasfläche“ wie<br />

es viele im Gebiet gäbe. Er fände es „krass“ im Winter dort lang<br />

zulaufen, „denn dann pfeift der Wind und es ist trist.“ Andreas G. fand<br />

es „toll dass man beim Aerodynamischen Park auf der Wiese sitzen<br />

kann.“ Er sagte, der Platz sei „chic“, weil hier „das alte mit dem neuen<br />

zusammen zu sehen ist.“ Andreas G. fiel auf, dass ein Hinweisschild<br />

mit der Platzbezeichnung fehlte. Die Wegweiser vor Ort waren seiner<br />

Ansicht nach falsch angebracht, da sie sich weit oben befänden, eine<br />

zu kleine Schrift aufwiesen und nicht von allen Seiten einsehbar wären.<br />

Des Weiteren wären sie in der Machart sehr unscheinbar. Sören B.<br />

fand es gut, „dass die alten Dinge so belassen sind und man sie sieht.<br />

73


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

Damit wird klar, dass es hier auch schon früher Wissenschaft gab und<br />

dass nicht alles neu ist.“ Der Trudelturm symbolisierte für ihn z.B. das<br />

Alte, „was früher hier einmal war.“ Für Alex M. war der Trudelturm ein<br />

Symbol für den Fortschritt im Gebiet.<br />

Akademieplatz<br />

Der Platz sagte den Befragten zu. Allerdings wurde vermehrt<br />

angemerkt, dass er nicht angenommen und niemand darauf sitzen<br />

würde. Die Kunstwerke auf dem Platz wurden positiv sowie<br />

negativ wahrgenommen.<br />

Malze F. fand die „Bepflanzung nett“, ihm fiel jedoch auf, dass „da noch<br />

keiner saß.“ Elisa W. zeigte Interesse für den Platz und erzählte, wie<br />

sie die Entstehung beobachtet habe. Andreas G. sagte, der Platz sei<br />

„gut gelungen.“ Er mochte das Grün auf dem Platz und fand, der Platz<br />

könnte mehr von Studenten genutzt werden.<br />

Das sei nach seiner Beobachtung noch nicht<br />

der Fall gewesen. Auch Konstantin A. hatte<br />

beobachtet, dass niemand die Wiese nutze:<br />

„Es fehlen Bänke, wo man sich hinsetzen<br />

kann und Wege auf der Wiese, denn so hat man Eindruck, dass man<br />

den Rasen nicht betreten soll.“ Stefanie K. fand den Platz nett. Georg<br />

S. erklärte, er habe sich die „merkwürdige Blumenkunst“ angeschaut<br />

und könne nichts damit anfangen. Elisa W. hingegen freute sich über<br />

die Kunstwerke und versuchte sogar sie zu entziffern.<br />

Johann von Neumannhaus<br />

Das Gebäude wurde wegen seiner baulichen Struktur, die sich<br />

nicht an den Nutzern orientiert, kritisiert. Das JvN erfährt durch die<br />

vorhandenen Dienstleistungen im Komplex eine Aufwertung.<br />

Elisa W., Hans B., Mark S.und Ingo L. war das JvN in seiner Funktion<br />

als Arbeitstätte wichtig. Darüber hinaus sagte Elisa W., dass die Bank<br />

im Gebäude für sie eine qualitative Aufwertung bedeute, da es ihr<br />

Wege erspare. Das Café im Gebäude sei eine „tolle Errungenschaft“<br />

74


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

und ein „Ort der Kommunikation.“ Andreas G. sagte, das Gebäude falle<br />

ihm als erstes auf, wenn er mit dem Auto nach Adlershof fahre. Ihm sei<br />

es wichtig, dass der Name am Haus stehe. Sören B. erinnerte das<br />

Haus an amerikanische Universitätsbauten. Er fand die Gestaltung und<br />

Begrünung hinter dem Gebäude „schön“, doch „sie passt nicht rein.“<br />

Sie würde von den Menschen nicht angenommen werden und sei nur<br />

Schmuck, den niemand nutze. Deshalb finde er das Gebäude<br />

zwiespältig: „Es ist schön, aber künstlich und auf den Effekt<br />

aus. Es ist irgendwie ein angelegter Raum. Es wirkt nicht<br />

natürlich.“ Konstantin A. äußerte, er merke, wenn er im JvN<br />

Haus sei, dass es „mal als Bürohaus geplant war“, und „nicht<br />

für Studenten konzipiert“ worden wäre.<br />

Ibis-Hotel<br />

Durch seine markante Größe und seinen Standort fiel das Hotel auf.<br />

Dabei wurde es als schwierig angesehen, ein Hotel vor Ort halten zu<br />

können.<br />

Konstantin A. erklärte, dass er sich immer frage, wenn er daran vorbei<br />

laufe, ob es vor oder nach dem Wissenschaftsstandort ausgebaut<br />

wurde. „Es war bestimmt mal ein Fünf-Sterne Hotel. Was es jetzt nicht<br />

mehr sein kann, da die laute Straße davor ist und viel zu viel los ist. Ich<br />

frage mich, wer hier draußen ins Hotel geht.“ Georg S. erzählte, dass er<br />

immer auf die Anzeigentafel schaue und sich über die Preise<br />

informiere. Ingo L. fand die Gebäude nicht attraktiv. Für Stefanie K. sah<br />

es „abgekupfert“ aus und „ist viel zu groß für den Ort“, es „fällt heraus“<br />

und „sieht so aus, als ob noch was dahinter kommt, aber da ist nichts.“<br />

Gedankenskulptur<br />

Die „Gedankenskulptur“ fiel den Befragten auf. Sie versuchten, die<br />

Botschaft des Kunstwerks zu entziffern.<br />

Elisa W. meinte, sie falle als „Kunst“ auf. Sie finde sie aber nicht<br />

ästhetisch, da sie verrostet sei. Sie habe sich mit ihren Kollegen über<br />

75


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Auswertung<br />

die Bedeutung unterhalten. Mark S. hatte sich das „Metallding mal<br />

angeschaut und durchgelesen, was ein Künstler für Vorstellungen von<br />

Kryptologie hat.“ Andreas G. erklärte, das Kunstwerk falle ihm im<br />

Grunde nur auf, weil es ungewöhnlich sei. Er habe schon versucht,<br />

darin zu lesen, „es ist eine Verschlüsselung, Kryptologie.“ Georg S.<br />

fand das „Kunstwerk aus Eisen“ gut. Er habe Spaß daran, zu entziffern,<br />

was darin steht. „Die Aussage ist gut und regt zum Nachdenken an, es<br />

sind Worte fürs Leben: Vision – Gedanke…“<br />

Laser<br />

Der Laserstrahl wurde als Attraktion im Winter bzw. in den<br />

Abendstunden des Gebietes ausgewiesen. Er regte viele zum<br />

Nachdenken über seinen Verlauf und sein Zielort an. Der Strahl verläuft<br />

vom Siemensgebäude in Richtung S-Bahn.<br />

Elisa W. fand den Laserstrahl „toll“. Zwischen ihren Kollegen sei<br />

Ausgangs- und Zielort des Lasers „Gesprächsthema“. Für Mark S. sei<br />

der Laser immer wieder ein „Highlight“ in Adlershof. Konstantin A.<br />

erklärte, an dem Verlauf des Strahls merke er „dass die Rudower<br />

Chaussee nicht gerade verläuft“. Georg S. meinte, der Laser falle ihm<br />

auf, „das ist eine schöne Sache, er weist den Weg zum Bahnhof.“ Knut<br />

S. fand, er sei ein „verbindendes Element“ im Gebiet.<br />

76


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Fazit<br />

6 Das Sichtbare: Fazit<br />

Sichtbar ist etwas nur, wenn es wahrgenommen wird. […]<br />

Sichtbar ist ein Verweis auf den Sehenden: Kann er noch sehen? Oder ist das<br />

DING beliebig geworden oder der BLICK? Wenn Gehetztheit und Austauschbarkeit<br />

in der Wahrnehmungskultur Einzug halten, dann verschwinden die Dinge. – Und.-<br />

spitzfindig: auch der Betrachtende – hinsichtlich seiner Fähigkeit wahr zu nehmen,<br />

dann zu interpretieren und vielleicht zu gestalten.<br />

Wim Wenders<br />

77


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Fazit<br />

Die Rudower Chaussee ist die signifikante Straße des Gebietes. Entlang<br />

der Straße befindet sich der Großteil der täglich aufgesuchten Orte. Dabei<br />

handelt es sich in der Mehrzahl um die Arbeitsstätten der<br />

Gesprächspartner. Die Hauptbewegungen verlaufen demnach entlang der<br />

Rudower Chaussee. Es stellte sich heraus, dass der tägliche Arbeitsweg<br />

als langweilig und schlecht gestaltet empfunden wurde. Oft wurde der<br />

kürzeste und schnellste Weg durch das Gebiet angestrebt. Die Bewegung<br />

im Raum geht dabei nicht über gezielte Punkte hinaus. Des Weiteren<br />

bestand nur wenig Interesse, sich in Adlershof umzuschauen oder<br />

spazieren zu gehen. Der öffentliche Raum wurde „nur“ zur Durchquerung<br />

genutzt und als wenig belebt empfunden. Die meisten Gesprächspartner<br />

verrichten lediglich ihre tägliche Arbeit in Adlershof und nutzen aus Mangel<br />

an anderen Möglichkeiten das Gebiet wenig für andere Aktivitäten.<br />

Die Bewegungen spiegeln sich in der Sicht der Befragten auf Adlershof<br />

wider. Die wichtigsten Punkte der Wahrnehmung sind:<br />

78<br />

� Es gibt nur wenige Akkumulationspunkte der Wahrnehmung.<br />

Dabei handelt es sich um so genannte Funktionsorte, wie den<br />

eigenen Arbeitsort (GEO, ESZ, JvN) oder aufgesuchte Orte zum<br />

Mittagessen (Mensa im JvN). Diese nehmen eine wichtige<br />

Stellung im Adlershofer Alltag der Befragten ein. Dabei wird ihre<br />

Form ebenso wie ihre Funktion kommentiert.<br />

� Daneben fallen einzelne Gebäude wegen ihrer Form auf, wie<br />

die Thermostatischen Kugellabore: „die Kugeln“, der<br />

Trudelturm: „das Ei“ oder das Kaufland: „der Klotz“.<br />

� Die Wahrnehmung intensiviert sich entlang oft zurückgelegter<br />

Wege und in der Nähe der Arbeitsstätten.<br />

� Es existiert eine größere Unsicherheit von dem Teil des<br />

Geländes, der weniger oder gar nicht genutzt wird.


Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Fazit<br />

In den Wahrnehmungen einzelner Punkte kristallisierte sich zu dem<br />

folgendes heraus:<br />

� Einzelne Gebäude und Plätze werden herausragend<br />

wahrgenommen. Dabei ist deren Einschätzung positiv<br />

sowie negativ.<br />

Als gut wurde beispielsweise das ESZ empfunden. Viele fanden<br />

die integrierende Architektur aus alten und neuen baulichen<br />

Elementen gelungen und lobten seine Funktion. Negativ wurde<br />

bspw. der Forumsplatz gesehen. Für viele der Befragten war<br />

der Platz ein sehr wichtiger Ort in Adlershof. Es wurde sich<br />

daran gestört, dass sehr zentral läge, aber nicht genutzt werde.<br />

Es wurden viele Fragen über die zukünftige Entwicklung gestellt<br />

und Ideen und Wünsche für die Nutzung und Gestaltung<br />

geäußert.<br />

� Geschichtliche Elemente im Stadtbild werden positiv<br />

wahrgenommen.<br />

Es wurde befürwortet, dass verschiedene alte Gebäude in das<br />

Stadtbild integriert wurden, wie der Trudelturm. Sie stellten für<br />

einige der Befragten ein Stück Geschichte dar. Auch wenn<br />

Bestände von historischen Gebäuden in Neubauten integriert<br />

wurden, wie es beim ESZ und der Geographie bzw. Psychologie<br />

der Fall ist, wurde dies positiv begrüßt. Sie werden sogar zu<br />

Bezugspunkten, wie bei den Thermokonstanten Kugellaboren<br />

zu sehen ist.<br />

Neben der Beschreibung der allgemeinen Wahrnehmung Adlershofs und<br />

der Beantwortung der Fragen, äußerten viele Gesprächspartner Kritik<br />

sowohl an der Architektur als auch an der fehlenden Struktur und<br />

Informationen über das Gebiet. Die wichtigsten Kritikpunkte sind:<br />

79<br />

� Es fehlen Schnittstellen zwischen den Instituten, Orte für die<br />

Kommunikation, Freizeitangebote sowie Treffpunkte außerhalb<br />

der Arbeit zum Aufenthalt im Gebiet, zum Verweilen und zum<br />

Zeitvertreib.


80<br />

Unsichtbares Adlershof – Das Sichtbare: Fazit<br />

� Es fehlen Informationen über Gegebenheiten vor Ort, wie ein<br />

Schaufenster oder Informationspunkt. Dies bezog sich ebenfalls<br />

auf die als unzureichend empfundene Beschilderung einzelner<br />

Gebäude und Plätze.<br />

� Es fehlt die Gestaltung des öffentlichen Raumes: gestaltete<br />

Wege für den Nutzer und Plätze zum Sitzen. Es existiert das<br />

Gefühl, viele Orte seien nicht für die Nutzer angelegt, sondern<br />

wirken steril, komplett fertig gestaltet und so, als dürften sie<br />

nicht betreten werden.<br />

� Das Gelände wurde als zu weitläufig und zergliedert kritisiert.<br />

Die Entfernungen zwischen einzelnen Einrichtungen seien zu<br />

groß. Daraus entstehe das Gefühl, das Gebiet sei unfertig.<br />

� Die Architektur der Gebäude im Gebiet wird abgelehnt: Sie sei<br />

nicht für den Nutzer, sondern nur zu Profilierungszwecken<br />

gemacht worden.<br />

� Das Gebiet wird als isoliert erlebt. Die wahrgenommenen<br />

Grenzen sind der S-Bahnstrang, der den belebten westlich<br />

angrenzenden Stadtteil von dem Wissenschaftsstandtort<br />

abgrenzt, die Wegedornbrücke, der Teltowkanal und der<br />

Landschaftspark.<br />

� Dem Gebiet wird städtisches Flair abgesprochen. Das Gebiet<br />

wird als Park und nicht als Stadt wahrgenommen.


Unsichtbares Adlershof – Das Unsichtbare sichtbar machen: Eine Idee<br />

7 Das Unsichtbare sichtbar machen: Eine Idee<br />

81<br />

Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern sie macht sichtbar.<br />

Paul Klee


Unsichtbares Adlershof – Das Unsichtbare sichtbar machen: Eine Idee<br />

Auf den folgenden Seiten soll eine Gestaltungsidee bzw. ein künstlerisches<br />

Konzept für den öffentlichen Raum entwickelt werden. Die Vorschläge und<br />

Ideenskizzen folgen dem Versuch, die Neugierde der Nutzer Adlershofs für<br />

ihre Umgebung zu wecken. Dies bedeutet, Menschen aus ihren alltäglichen<br />

Abläufen zu reißen und zum Entdecken anzuregen. Dieses Entdecken<br />

kann einen Beitrag zum Wohlfühlen in Adlershof leisten, wenn Menschen<br />

bereit sind, sich ihr persönliches Bild von Adershof zu machen.<br />

Hintergrund für das Konzept bilden die Schlussfolgerungen, welche aus<br />

den Gesprächen gezogen werden konnten: Es gibt nur wenige Orte, die<br />

von den Gesprächspartnern wahrgenommen und genutzt werden. Viele<br />

Facetten und einzigartige Orte Adlershofs werden in der Eile und dem<br />

zielorientierten Laufen übersehen. Sie können dabei direkt auf dem Weg<br />

liegen oder sich fernab vom gewohnten Arbeitsweg befinden. Orte, die<br />

somit unsichtbar werden, sind zum Beispiel die alten Gebäude des Funk-<br />

und Fernsehzentrums, der Landschaftspark, die Kindertagesstätte, der<br />

Teltowkanal, das Obdachlosenheim, die Musikschule oder das Bezirksamt.<br />

Die Gründe der „Rastlosigkeit der Menschen“ sind Zeitmangel,<br />

Gleichgültigkeit gegenüber dem Raum und Lustlosigkeit ihn zu entdecken.<br />

Er ist für viele nicht aufregend genug und wird als langweilig empfunden.<br />

Die Menschen kommen her, weil sie müssen, besuchen ihre Arbeitsplätze<br />

und versuchen danach so schnell wie möglich das Gebiet wieder zu<br />

verlassen. Sie fühlen sich nicht wohl und identifizieren sich auch nicht mit<br />

dem Gebiet. Es ist nicht spannend, sich im Gebiet umzusehen. Hinzu<br />

fehlen Anreize und (Ver-)Lockungen, um von dem gewohnten Weg einmal<br />

abzuweichen. So bleibt das Gebiet ein langweiliges Stück Raum, dass es<br />

schnellstmöglich zu durchqueren gilt. Damit speist sich die Unsichtbarkeit<br />

des Raums. Es soll Aufgabe des Konzeptes sein, in diesen Prozess<br />

einzugreifen und die unsichtbaren Orte sichtbar werden zu lassen.<br />

Wichtig soll für das Konzept jedoch nicht nur der Aspekt sein das<br />

Unsichtbare sichtbar zu machen. Die Ideen und Wünsche der Befragten,<br />

sowie deren negative Wahrnehmung von Orten und Aspekten, sollen<br />

gleichfalls einbezogen werden. Sind sie es doch, die sich täglich in<br />

Adlershof bewegen und sich deshalb auch hier wohl fühlen sollen.<br />

Es zeigte sich beispielsweise, dass die Gestaltung des öffentlichen Raums<br />

als mangelhaft gesehen wurde. Oft wurde das Fehlen von Sitzmöglichkeiten<br />

und Treffpunkten beanstandet. Auf diese Punkte kann und soll im Konzept<br />

Bezug genommen werden.<br />

82<br />

Bild 23: Luftbild<br />

Forumsplatz


Unsichtbares Adlershof – Das Unsichtbare sichtbar machen: Eine Idee<br />

Ein Ort, der besonders negativ wahrgenommen wurde, ist der Forumsplatz<br />

mit der sich anschließenden Wiese (vgl. Bild 23 und Kapitel 5.4.). Es wurde<br />

angemerkt, dass der Platz durch seine Zentralität das Potential besitzt, ein<br />

Ort mit öffentlichen Funktionen zu sein. Dieses Potential wird aber nicht<br />

genutzt. Er wurde als toter Platz empfunden, der brach liegt und auf dem<br />

nichts passiert. Mehrfach wurde der Wunsch geäußert, die Laborhäuser<br />

gastronomisch zu nutzen.<br />

Deshalb soll für den Platz eine Gestaltung vorgeschlagen werden. Der<br />

Platz im Ganzen könnte ein Treffpunkt neben der Arbeit sein, auf dem man<br />

sitzen und entspannen kann. Das Verlangen nach solch einem öffentlichen<br />

Ort ist berechtigt. So schrieb auch der Soziologe Andreas FELDKELLER:<br />

Orte, denen sozialräumliche Qualität zugeschrieben wird, sollen<br />

unabhängig von irgendwelchen Alltagsverpflichtungen zum<br />

Verweilen, zu kürzerem oder längerem Aufenthalt einladen. Die<br />

Bezeichnung Aufenthalt beinhaltet eine einladende Zugänglichkeit,<br />

das zweckfreie Verweilen, eine Entschleunigung von funktionalen<br />

Zwängen und auch das Motiv der Neugierde und des Beobachtens,<br />

das eine psychische Begründung für das Verweilen liefert.<br />

Aufenthalt ist ja mehr als nur stehen oder sitzen bleiben. Es muss<br />

etwas vorgegeben sein, das dazu anregt, sich aufzuhalten, ohne<br />

dass dafür ein unmittelbar nützlicher Grund vorliegt.<br />

Aufenthaltsqualität ist ein Kriterium, das normalerweise nicht auf<br />

einen Wohnraum, ein Büro, ein Einkaufszentrum, eine Sportstätte<br />

angewandt wird: sozialräumliche Aufenthaltsqualität außerhalb der<br />

Funktionsräume (auf städtischen Plätzen, kleinen Parks, Cafeterien<br />

und Foyers) gewährleistet gerade das Ausbrechen aus der durch<br />

Privatheit geschützten und zugleich eingeengten Sphäre von Wohn-<br />

und Arbeitsstätten. (FELDKELLER 2002:109)<br />

In dem Entwicklungsplan für Adlershof (vgl. Exkurs 4) wurde die Anlegung<br />

des Platzes zum zentralen Stadtplatz vorgesehen, „wo sich Hochschule,<br />

außeruniversitäre und städtische Nutzungen begegnen.“ (www.parlament-<br />

berlin.de/ados/Haupt/vorgang/ 2450.htm).<br />

2001/02 fand für die Platzgestaltung ein Gutachterverfahren statt. Der<br />

Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros Häfner/ Jiménez (vgl. Bild 24, vgl.<br />

Anlage 1) ging darin als Gewinner hervor. Mit den Umsetzungsmaßnahmen<br />

soll Ende 2005 bzw. Anfang 2006 begonnen werden. Damals ging man von<br />

stärkeren baulichen Entwicklungen aus. Die potentiellen Bauflächen seitlich<br />

bzw. hinter dem Forumsplatz werden in nächster Zeit nicht bebaut werden.<br />

Das in der Arbeit vorgeschlagene Konzept kann als Ergänzung zu dem<br />

Entwurf der Landschaftsarchitekten gesehen werden.<br />

83<br />

Bild 24: Entwurf Häfner/<br />

Jiménez


Unsichtbares Adlershof – Das Unsichtbare sichtbar machen: Eine Idee<br />

Die Überlegungen für die mögliche Gestaltung, die die Wahrnehmungen<br />

der Befragten aufgreift, führten zu zwei wesentlichen Punkten:<br />

� Es sollen neue Ansichten oder unerwartete Perspektiven auf<br />

Adlershof eröffnet und zum selbstständigen Entdecken<br />

ermuntert werden.<br />

� Es sollen Anreize für das Betreten und den Aufenthalt auf dem<br />

Platz geschaffen werden. Der Platz ist ein öffentlicher Ort, der<br />

für die Menschen erfahrbar gemacht werden kann. Sie können<br />

ihn betreten, sich ihn anschauen, darauf stehen bleiben und<br />

kommunizieren.<br />

Dafür sind Wege und Pfade, die auf den Platz führen, notwendig. Von ihm<br />

wiederum sollen Pfade in das Gebiet gelegt werden:<br />

84<br />

� Es werden Pfade auf den Platz gelegt, damit das Interesse<br />

geweckt wird, ihn zu beschreiten und zu nutzen. Dies soll durch<br />

die Arbeit mit verschiedenen Perspektiven und<br />

Raumerweiterungen des Platzes geschehen. Sie sollen<br />

einladen, um auf den Platz zu gehen. Ihre Gestalt sind Worte<br />

auf dem Boden, Pfeile, verlängerte Ecken. Es sind Wege für die<br />

Nutzer. Sie sollen motiviert werden, weiterzugehen.<br />

� Es werden Pfade von dem Platz in den Raum gelegt, mit dem<br />

Ziel, das Gebiet vielseitiger darzustellen und ein Interesse dafür<br />

zu entwickeln.<br />

Mittels Computercollagen (vgl. nachfolgende Bilder), die auf<br />

dem Platz befestigt werden, können Wege in das Gebiet gelegt<br />

werden. Bekanntes wird mit Unbekanntem verbunden. Somit<br />

soll bei dem Betrachter die Neugierde für das Gebiet geweckt<br />

werden. Es ist ein Erfahrungsspiel: Zeigt der erste flüchtige Blick<br />

noch die gewohnten Bilder, offenbart der zweite ein absurdes<br />

Bild und lässt den Betrachter stutzig werden. Etwas stimmt<br />

nicht. Wird nachgeforscht, dann sind Orte Adlershofs zu<br />

entdecken, die bislang nicht zu sehen waren. Der Betrachter<br />

kann darauf andere Gegenden von Adlershof kennen lernen.<br />

Vielleicht bekommt er sogar Lust, die abgebildeten Orte selbst<br />

im Gebiet ausfindig zu machen. Diese Aktion fordert, das Gebiet


Unsichtbares Adlershof – Das Unsichtbare sichtbar machen: Eine Idee<br />

im Zusammenhang zusehen, nicht in der Fragmentierung. Der<br />

Raum wird in seiner Vielschichtigkeit sichtbar gemacht. Er wird<br />

sichtbar in der Langsamkeit, im Innehalten und Schauen.<br />

Auf dem Platz kann loses Gestühl zum Verweilen einladen (vgl.<br />

Exkurs 2). Die angebrachten Collagen geben dem Platz<br />

Struktur.<br />

Ideen für Collagen<br />

85


86<br />

Unsichtbares Adlershof – Das Unsichtbare sichtbar machen: Eine Idee


8 Resümee<br />

Unsichtbares Adlershof – Resümee<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde die Sozialraumanalyse mit künstlerischen<br />

Überlegungen kombiniert. In der Sozialraumanalyse wurde untersucht, wie<br />

Beschäftige und Studierende den öffentlichen Raum von Adlershof nutzen,<br />

wie sie sich in ihm bewegen und was sie dabei wahrnehmen. Dabei stellte<br />

sich heraus, dass Adlershof fast ausschließlich zum Arbeiten genutzt<br />

wurde. Es wurden nur wenige Institute aufgesucht. Die Rudower Chaussee<br />

stellt die signifikante Straße im Gebiet dar, entlang welcher sich die meisten<br />

aufgesuchten Einrichtungen befinden.<br />

Die Bewegung durch das Gebiet kann in der Tendenz als zielorientiert<br />

beschrieben werden. Die Befragten waren bemüht, das Gebiet so schnell<br />

wie möglich zu durchqueren. Dabei wurde der kürzeste Weg angestrebt.<br />

Der öffentliche Raum dient nur zur Durchquerung und nicht zum Aufenthalt.<br />

Das wurde mit den wenig vorhandenen Möglichkeiten wie Sitzplätzen oder<br />

gastronomischen Einrichtungen, aber auch mit dem Zeitmangel begründet.<br />

Ebenso stellte sich heraus, dass es nur begrenzt die Motivation gab, den<br />

Raum zu entdecken.<br />

Bezüglich der Wahrnehmung wurde deutlich, dass nur wenige<br />

Akkumulationspunkte vorhanden waren. Auch diese konzentrierten sich<br />

entlang der Rudower Chaussee. Dabei wurden Gebäude der täglichen<br />

Nutzung und in Nähe der Arbeitsstätte verstärkt wahrgenommen. Gebäude<br />

und Orte, die sich ebenfalls entlang des Arbeitsweges befanden, aber nicht<br />

genutzt wurden, wurden auch nicht wahrgenommen.<br />

87


Unsichtbares Adlershof – Resümee<br />

In den Gesprächen wurden viele Wünsche, Ideen und wahrgenommene<br />

Probleme bzw. Mängel der Interviewpartner deutlich. Sie wünschten sich<br />

mehr Einrichtungen und Treffpunkte, die neben der Arbeit aufgesucht<br />

werden könnten. Ebenso wurde die Gestaltung des öffentlichen Raumes<br />

mit Sitzmöglichkeiten und eine vernünftige Beschilderung angemahnt.<br />

Diese Resultate konnten in dem sich anschließenden künstlerischen<br />

Konzept aufgegriffen werden.<br />

Das Konzept beschäftigt sich mit dem Phänomen, was von dem Raum<br />

sichtbar bzw. unsichtbar ist. Die in der Untersuchung herausgearbeiteten<br />

sichtbaren Orte wurden mit den unsichtbaren Orten verbunden. Ziel des<br />

Konzeptes ist es, in alltägliche Bewegungsabläufe einzugreifen, Neugierde<br />

für Adlershof zu wecken und die Menschen zu motivieren, den Raum zu<br />

entdecken.<br />

Für die Realisierung der Aktion wurde der Forumsplatz gewählt. Gründe<br />

dafür sind seine zentrale Lage, seine Funktion als öffentlicher Ort und seine<br />

negative Wahrnehmung im Stadtbild. Der Vorschlag für die Gestaltung<br />

bezieht sich auf zwei Ebenen. Erstens werden Pfade gelegt, die auf den<br />

Platz führen. Damit soll seine Annahme und Nutzung seitens der<br />

Beschäftigten und Studierenden erreicht werden. Zweiten sollen vom Platz<br />

aus Pfade in das Gebiet gelegt werden. Das wird mittels Computercollagen,<br />

welche eine Brücke zwischen den sichtbaren und unsichtbaren Orten in<br />

Adlershof schlagen, erreicht. Loses Gestühl lädt zum Verweilen ein.<br />

Die Verbindung zwischen der Sozialraumanalyse und künstlerischen<br />

Erwägungen war sehr gewinnbringend und fruchtbar. Es konnte<br />

differenziert und vielschichtig gearbeitet werden. Es wurde gezeigt, wie die<br />

Analyse der vorherrschenden Situation in konkreten Lösungsvorschlägen<br />

für eine Verbesserung münden kann.<br />

Es wurde also nicht lediglich der Raum analysiert und eventuelle<br />

Problematiken untersucht. Genauso wenig wurde nur eine künstlerische<br />

Installation im Raum platziert. Vielmehr wurde der Fokus auf die enge<br />

Verbindung der künstlerischen Konzeption mit dem Verhalten, der<br />

Wahrnehmung, der Ideen und Vorstellungen einzelner Nutzer gelegt. Diese<br />

Vorgehensweise kann nur befürwortet werden, weil so aktuelle<br />

Entwicklungen, die Wahrnehmungen und Wünsche der Nutzer Eingang in<br />

ein Gesamtkonzept finden. Wie für das vorliegende Beispiel Adlershof<br />

aufgezeigt wurde, ist die Verbindung von Kunst und Wissenschaft äußerst<br />

reizvoll und lohnend.<br />

88


Literatur<br />

Unsichtbares Adlershof – Literatur<br />

Acconci, Vito (1997): Public Space in a Private Time. In:<br />

www.kunstmuseum.ch, letzter Zugriff am 21.08.2005<br />

Adlershof Projekt GmbH, Entwicklungsträger als Treuhänder des Landes<br />

Berlin (2005): Die Schwinge des Adlers - Dokumentation des<br />

Ideenwettbewerbs für Berlin Adlershof, Stadt für Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Medien. Berlin<br />

Ahner, Susanne (2003): Transportale: S2 - Positionen zur Kunst im<br />

Stadtraum. Berlin<br />

Armajani, Siah (2001): Kunst im öffentlichen Raum und die Stadt. In:<br />

Matzner, Florian (Hg.): Public Art: Kunst im öffentlichen Raum.<br />

Ostfildern, 97-102<br />

Atteslander, Peter (1995): Methoden der empirischen Sozialforschung.<br />

Berlin<br />

BAAG – Berlin Adlershof Aufbaugesellschaft mbH (Hg.) (2003): Stadt<br />

Struktur - Von der Vision zur Realität. Berlin<br />

Barrett, Hazel; Young, Lorraine (2001): Adapting Visual Methods: Action<br />

Research with Kampala Street Children. In: Area, Jg. 33, Heft 2,<br />

141-152.<br />

Bitter, Ralf (1999): Kognitive Karten und Kartographie. In: Kartographische<br />

Nachrichten, Jg. 49,Heft 3, 93-97<br />

Blaut, James; Stea, David; Spencer, Christopher; Blades, Mark (2003):<br />

89<br />

Mapping as a Cultural and Cognitive Universal. In: Annals of the<br />

Association of American Geographers, Jg.93, Heft 1, 165-185


Unsichtbares Adlershof – Literatur<br />

Bodenschatz, Harald (1994): Thesen zum Umgang mit den baulich-<br />

räumlichen Zeugnissen der Geschichte in Johannisthal – Adlershof.<br />

In: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz:<br />

Johannisthal - Adlershof: Technologie- und Wissenschaftsstadt.<br />

Berlin, 15-21<br />

Böhme, Gernot (1997): Kunst nach der Natur. In: www.kunstmuseum,<br />

letzter Zugriff am 21.08.2005<br />

Bundesamt für Bauwesen und Raumentwicklung (Hg) (2005): Kunst und<br />

Raum. Informationen zur Raumentwicklung, Jg.05, Heft 1<br />

Burano-Gruppe (2002): Burano – eine Stadtbeobachtungsmethode zur<br />

Beurteilung der Lebensqualität. In: Riege, Marlo; Schubert, Herbert<br />

(Hg): Sozialraumanalyse. Grundlagen – Methoden – Praxis.<br />

Opladen, 85-104<br />

Buren, Daniel; Jerôme Sans (2001): Kunst – Architektur – Stadt- Politik.<br />

Ein Gespräch mit Jerôme Sans. In: Matzner, Florian (Hg.): Public<br />

Art: Kunst im öffentlichen Raum. Ostfildern, 153-160<br />

Büttner, Claudia (1997): Funktionen und Aufträge aktueller Kunst im<br />

„öffentlichen“ Raum. In: www.kunstmuseum.ch, letzter Zugriff am<br />

21.08.2005<br />

Deinet, Ulrich; Krisch, Richard (2002): Konzepte und Methoden zum<br />

Verständnis der Lebensräume von Kindern und Jugendlichen. In:<br />

Riege, Marlo; Schubert, Herbert (Hg): Sozialraumanalyse.<br />

Grundlagen – Methoden – Praxis. Opladen,133-146<br />

Dittrich, Philipp, Müller André (2005): Kunst und Raum. In: Bundesamt für<br />

Bauwesen und Raumentwicklung (Hg): Kunst und Raum.<br />

Informationen zur Raumentwicklung, Jg.05, Heft 1, I-III<br />

Downs, Roger M.; Stea, David (1982): Kognitive Karten – Die Welt in<br />

90<br />

unseren Köpfen. New York


Unsichtbares Adlershof – Literatur<br />

Dugall, Berndt (1999): Untersuchung eines Nutzungskonzeptes für das<br />

Informations- und Kommunikationszentrum Adlershof (IKA). Berlin<br />

Fecht, Tom (2000): Umzug ins Offene: Vier Versuche über den Raum.<br />

Wien<br />

Feldtkeller, Andreas (2002): Gebauter Raum für das Zusammenleben von<br />

Fremden. In: Riege, Marlo; Schubert, Herbert (Hg):<br />

Sozialraumanalyse. Grundlagen – Methoden – Praxis. Opladen,<br />

105-118<br />

Feldtkeller, Andreas (1994): Die zweckentfremdete Stadt. Wider die<br />

Zerstörung des öffentlichen Raums. Frankfurt/Main<br />

Flick, Uwe (Hg) (1991): Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen,<br />

Konzepte, Methoden und Anwendungen. München<br />

Flitner, Michael (1999): Im Bilderwald - Politische Ökologie und Ordnungen<br />

des Blicks. In: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, Jg.43, Heft 3-4,<br />

169-183<br />

Franzen, Dominik (2002): Erkundung von Sozialräumen in Köln-Kalk. In:<br />

Riege, Marlo; Schubert, Herbert (Hg): Sozialraumanalyse.<br />

Grundlagen – Methoden – Praxis. Opladen, 281-294<br />

Glaser, Barney; Anselm L. Strauss (1998): Grounded Theory: Strategien<br />

qualitativer Forschung. Bern<br />

Hard, Gerhard (1987): Umweltwahrnehmung und Mental Maps im<br />

Geographieunterricht. In: Geographische Rundschau, Jg.87, Heft<br />

07, 14-17<br />

Harper, Douglas (2000): Fotografien als sozialwissenschaftliche Daten. In:<br />

91<br />

Flick, Uwe; Kardorff, Ernst von; Steinke Ines (Hg): Qualitative<br />

Forschung - Ein Handbuch. Hamburg, 402-415


Unsichtbares Adlershof – Literatur<br />

Häußermann, Hartmut; Simons Katja (2001): Developing the New Berlin:<br />

Large Projects – Great Risks. In: Geographische Zeitschrift, Jg.89,<br />

Heft 2 und 3, 124-133<br />

Hiort, Karen (1996): Stadtumbau und Stadterweiterung im großen Stil: das<br />

Beispiel Johannisthal – Adlershof. In: Selle, Klaus (Hg.): Planung<br />

und Kommunikation. Gestaltung von Planungsprozessen in<br />

Quartier, Stadt und Landschaft; Grundlagen, Methoden,<br />

Praxiserfahrungen. Wiesbaden, 250-52<br />

Humboldt-Universität zu Berlin (Hg) (1998): Die Humboldt- Universität in<br />

Adlershof. Berlin<br />

Hustvedt, Siri (2003): Was ich liebte. Hamburg<br />

Ipsen, Detlev (2002): Die Kultur der Orte. Ein Beitrag zur sozialen Struktu-<br />

rierung des städtischen Raums. In: Löw, Martina: Differenzierungen<br />

des Städtischen. Opladen, 233-245<br />

Ipsen, Detlev (1997): Raumbilder. Kultur und Ökonomie räumlicher<br />

Entwicklung. In: Häußermann et al. (Hg.): Stadt und Raum.<br />

Soziologische Analysen. Pfaffenweiler<br />

Kaltenbrunner, Robert (2003): Splendid Isolation: Raum und Kunst, Platz<br />

und Gestaltung- oder: Wie man glaubt, Öffentlichkeit herstellen zu<br />

können. In: Bundesamt für Bauwesen und Raumentwicklung (Hg):<br />

Öffentlicher Raum und Stadtgestalt. Informationen zur<br />

Raumentwicklung, Jg.03, Heft 1 und 2, 27-37<br />

Kaltenbrunner, Robert (2005): Orte prägen, Identität schaffen und<br />

92<br />

hinterfragen. Anmerkungen zur Wechselwirkung von Kunst und<br />

Raum. In: Bundesamt für Bauwesen und Raumentwicklung (Hg):<br />

Kunst und Raum. Informationen zur Raumentwicklung, Jg.05, Heft<br />

1, 33-38


Unsichtbares Adlershof – Literatur<br />

Kunst, Friedmann (1998): Leitbilder für Berliner Stadträume – der<br />

„innovative Nordosten“ und die „Wissenschaftsstadt Adlershof“. In:<br />

Becker, Heidede, Jessen, Johann, Sander, Robert (Hg.): Ohne<br />

Leitbild? Städtebau in Deutschland und Europa. Stuttgart, 205-214<br />

Lamnek, Siegfried (1995): Qualitative Sozialforschung. Weinheim<br />

Lloyd, Robert; Heivy, Christopher (1987): Systematic Distortions in Urban<br />

Cognitive Maps. In: Annals of the Association of American<br />

Geographers, Jg.77, Heft 2, 1991-2007<br />

Lynch, Kevin (1993): Das Bild der Stadt. Braunschweig<br />

Löw, Martina (2001): Raumsoziologie. Frankfurt/Main<br />

Manea, Norman (2005): Diese Stadt ist meine Droge. In:<br />

www.zeit.de/2005/07/New_York, Hamburg, letzter Zugriff am<br />

07.12.2005<br />

Matzner, Florian (Hg.) (2001): Public Art: Kunst im öffentlichen Raum.<br />

Ostfildern<br />

May (1992): Mentale Modelle von Städten: Wissenschaftspsychologische<br />

Untersuchungen am Beispiel der Stadt Münster. Münster<br />

Mayring Philipp (1996): Einführung in die qualitative Sozialforschung: eine<br />

Anleitung zu qualitativem Denken. Weinheim<br />

Naegler, David (2003): Planung als soziale Konstruktion. Leitbilder als<br />

Steuerungsmedium in Stadtplanungsprozessen. Berlin<br />

Park, R.E. (1974): Die Stadt als räumliche Struktur und als sittliche<br />

Ordnung. In: Atteslander (Hg.): Materialien zur Siedlungssoziologie.<br />

Köln, 90-100<br />

Pink, Sarah (2001): Doing Visual Ethnography - Images, Media and<br />

93<br />

Representation in Research. London


Unsichtbares Adlershof – Literatur<br />

Psenner, Angelika (2004): Wahrnehmung im urbanen öffentlichen Raum.<br />

Ein Feldforschungsprojekt in der Praterstrasse, Wien/Leopoldstadt.<br />

Wien<br />

Rauterberg, Hanno (2005): Unter goldenen Segeln. In:<br />

www.zeit.de/2005/08/Christo_2fGates Hamburg, letzter Zugriff am<br />

07.12.2005<br />

Reichle, Ingeborg (2003): Where Art and Science Meet. In:<br />

www.kunsttexte.de, letzter Zugriff am 12.11.05<br />

Remmele, Mathias (1998): Wissenschaftsstadt Adlershof. In: Bauwelt<br />

Berlin Annual: Chronik der baulichen Ereignisse. Berlin<br />

Riege, Marlo; Schubert, Herbert (Hg): Sozialraumanalyse. Grundlagen –<br />

Methoden – Praxis. Opladen<br />

Riege, Marlo; Schubert, Herbert (2002): Einleitung: Zur Analyse sozialer<br />

Räume – Ein interdisziplinärer Integrationsversuch. In: Riege,<br />

Marlo; Schubert, Herbert (Hg): Sozialraumanalyse. Grundlagen –<br />

Methoden – Praxis. Opladen, 7-60<br />

Rose, Gillian (2001): Visual Methodologies - An Introduction to the<br />

Interpretation of Visual Materials. London<br />

Schröder, Thies (1994): Johannisthal - Adlershof – Geschichte und<br />

Gegenwart. In: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und<br />

Umweltschutz (Hg.): Johannisthal – Adlershof. Technologie- und<br />

Wissenschaftsstadt. Berlin, 8-31<br />

Schröder, Thies (1994): Die Entwicklung der Planungsziele. In:<br />

94<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz (Hg.):<br />

Johannisthal – Adlershof. Technologie- und Wissenschaftsstadt.<br />

Berlin, 32-38


Unsichtbares Adlershof – Literatur<br />

Schröder, Thies (1994): Das kooperative städtebauliche<br />

Gutachterverfahren. In: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und<br />

Umweltschutz (Hg.): Johannisthal – Adlershof. Technologie- und<br />

Wissenschaftsstadt. Berlin, 39-57<br />

Schütz, Heinz (2005): Raum in der Kunst/ Kunst im Raum. White-Cube-<br />

Transformationen. In: Bundesamt für Bauwesen und<br />

Raumentwicklung (Hg): Kunst und Raum. Informationen zur<br />

Raumentwicklung, Jg.05, Heft 1, 27-32<br />

Seeland, Klaus (1997): Die Kunst in der Natur als Landschaft. In:<br />

www.kunstmuseum.ch, letzter Zugriff am 21.08.2005<br />

Seggern, Hille von; Ohrt, Timm (2003): Lehrstück und Streitfall: Ernst-<br />

August-Platz – Bahnhofsvorplatz in Hannover. Zur Planung und<br />

zum Aneignungsprozess. In: Bundesamt für Bauwesen und<br />

Raumentwicklung (Hg): Öffentlicher Raum und Stadtgestalt.<br />

Informationen zur Raumentwicklung, Jg.03, Heft 1 und 2, 69-75<br />

Seggern, Hille von; Tessin, Wulf (2002): Einen Ort begreifen: Der Ernst-<br />

August-Platz in Hannover. Beobachtungen – Experimente –<br />

Gespräche – Fotos. In: Riege, Marlo; Schubert, Herbert (Hg):<br />

Sozialraumanalyse. Grundlagen – Methoden – Praxis. Opladen,<br />

265-280<br />

Seidel, Andi (2003): Eine Stadt für die Wissenschaft. Konzentriert, aber<br />

ungemütlich: der Campus Adlershof. In:<br />

www.scheinschlagonline.de/archiv/2003/08_2003/texte/34.html,<br />

Berlin, letzter Zugriff am 07.12.2005<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz (Hg.) (1994):<br />

Johannisthal – Adlershof. Technologie- und Wissenschaftsstadt.<br />

Berlin<br />

Simons Katja (2003): Politische Steuerung großer Projekte: Berlin<br />

95<br />

Adlershof; Neue Mitte Oberhausen und Euralille im Vergleich.<br />

Opladen


Unsichtbares Adlershof – Literatur<br />

Taylor, Steven (1998): Introduction to Qualitative Research Methods - A<br />

Guidebook and Resource. New York.<br />

Wista- Management GmbH. (Hg) (2005): Adlershof Aktuell. Informationen<br />

aus Wissenschaft, Wirtschaft, Medien, Jg. 05, Hefte 01-12<br />

Witte, Otto (2004): Schön! Baukultur und Baukunst in Adlershof. In:<br />

www.scheinschlagonline.de/archiv/2004/03_2004/texte/32.html,<br />

Berlin, letzter Zugriff am 07.12.2005<br />

Witzel, Andreas (1982): Verfahren der qualitativen Sozialforschung:<br />

Überblick und Alternativen. Frankfurt/Main<br />

Wuggenig, Ulf (1997): Kulturelle Praxis, sozialer Raum und öffentliche<br />

Sphäre. In: www.kunstmuseum.ch, letzter Zugriff am 21.08.2005<br />

Van Treeck, Bernhard (1999): Street-Art Berlin – Kunst im öffentlichen<br />

96<br />

Raum. Berlin


Unsichtbares Adlershof – Literatur<br />

Internetadressen mit Datum des letzten Zugriffs:<br />

www.adlershof.de, 06.12.2005<br />

www.haefner-jimenez.de/indexms.html<br />

www.kunst-als-wissenschaft.de, 21.08.2005<br />

www.kunstmuseum.ch, 21.08.2005<br />

www.netzspannung.org, 17.07.2005<br />

www.parlament-berlin.de, 17.10.2005<br />

www.publicart.com, 13.06.2005<br />

www.qualitative-research.net, 13.09.2005<br />

www.scheinschlagonline.de, 07.12.2005<br />

www.stadtentwicklung.berlin.de, 28.07.2005<br />

www.statistik-berlin.de, 01.11.2005<br />

www.uni-lueneburg.de, 21.08.2005<br />

www.wissenskuenste.de, 13.06.2005<br />

www.zeit.de, 07.05.2005<br />

97


Anlagen<br />

Unsichtbares Adlershof – Anlagen<br />

Anlage 1: Plan für den Forumsplatz<br />

Als Bindeglied zwischen den beiden Platzhälften wirkt ein<br />

durchgängiger Bodenbelag mit unterschiedlich breiten<br />

Streifen, der sich an die Aufteilung der EG der geplanten<br />

Mensa anlehnt. In seiner Ausrichtung, quer zu den Linien der<br />

benachbarten Bebauung und parallel zur Rudower Chaussee,<br />

fordert er zum Eintritt in das Forum auf. Streifen mit einem Belag aus<br />

Ortbeton wechseln mit Streifen aus Granitkleinsteinpflaster. In die<br />

Treppenanlage eingefügt steht eine Skulptur, die den Statuen vor<br />

dem Hauptgebäude der Humboldt Universität unter den Linden<br />

nachempfunden ist. Sie verweist auf den Standort des<br />

Originals. Der dreidimensionale Körper gibt der Platzfläche<br />

zusätzlichen Halt. Westlich der Mensa führt eine durchgehend<br />

befestigte Fläche in die gärtnerisch gestalteten Grünbereiche.<br />

Großformatige Holzpodeste laden zum Sitzen aber auch zum<br />

Entspannen nach der Mittagspause ein. Als Inseln werden sie in<br />

ihrer differenzierten Zuordnung zu Treffpunkten und<br />

Kommunikationsorten. Das Forum Adlershof liegt als zentraler<br />

Platz an der Rudower Chaussee. Der zur Straße hin liegende<br />

Bereich des Forums ist Teil einer räumlichen Einheit in Form<br />

eines lang gestreckten Rechtecks, bestehend aus dem<br />

Akademieplatz, dem Vorplatz vor dem Informations- und<br />

Kommunikationszentrum, und dem Wista Management Gebäude<br />

(http://www.haefner-jimenez.de/indexms.html).<br />

98


Unsichtbares Adlershof – Anlagen<br />

Anlage 2: Gerüst der Auswertungstabelle<br />

Die Tabelle diente der ersten Erfassung der Daten. Die einzelnen Tabellen<br />

mit den Daten der Interviews befinden sich aus Platzgründen nicht in dem<br />

vorliegenden Ausdruck. Sie sind vollständig auf der eingereichten CD-Rom<br />

zu sehen.<br />

99


Interviewnummer<br />

100<br />

Was? Was und Wie?<br />

Wahrnehmung Rundgang<br />

Wahrnehmung Karte<br />

Nutzung Karte<br />

Allgemeine Angaben<br />

Gelände<br />

Straßen/<br />

Plätze/<br />

Fotos<br />

Bekannte<br />

Bezugspunk.<br />

Straße/<br />

Orte/<br />

Häufigkeit<br />

Wege<br />

Orte/<br />

Gebäude<br />

Wege<br />

Einrichtungen<br />

Gebäude/<br />

Unsichtbares Adlershof – Anlagen<br />

Objekte<br />

Anreise<br />

Bewegung v. Ort<br />

PLZ<br />

Geschlecht<br />

Geb.-Jahr<br />

Beschäftigung<br />

Institut<br />

Seit wann in A.<br />

Sonstiges<br />

Interaktionen<br />

Ansichten<br />

Bewegung / Verhalten<br />

m=manchmal, s= selten


Danksagung<br />

Unsichtbares Adlershof – Danksagung<br />

Mir schien das Schreiben einer Magisterarbeit vergleichbar mit dem<br />

Wellenreiten. Es ist beide Male ein intensiver Lernprozess, bei dem Höhen<br />

und Tiefen nie ausgeschlossen sind. Das Herunterfallen ist gewiss. Die<br />

Motivation, um aus dem kalten Wasser einen neuen Versuch zu starten,<br />

daran zu glauben, dass die Beine bei der nächsten Welle wieder auf dem<br />

Surfbord stehen und mit ihr vielleicht ein Stück zu gleiten, kann nie völlig<br />

aus einem selbst erwachsen. Vielmehr gelingt es nur mit Hilfe, der Kraft<br />

von Betreuern, Freunden und der Familie, die entweder am Ufer stehen<br />

und mir von dort mit voller Stimme „Mach weiter! Los, du schaffst es!“<br />

zurufen oder sogar mit im Wasser schwimmen und direkt auf das Brett<br />

helfen. Ich möchte mich daher herzlich bei Prof. Dr. Marlies Schulz und<br />

Prof. Dr. Harald Bodenschatz für ihre Offenheit, meine Arbeit zu betreuen<br />

bedanken. Zudem bedanke ich mich bei meinen Gesprächspartnern, Frau<br />

Rott, die mir immer wieder erneut bei Fragen behilflich war, bei meinen<br />

Eltern, bei Anja, Miriam, Clara, Cecile, Corinna und Alena, den fleißigen<br />

Leserinnen und Kritikerinnen der Arbeit und bei allen, die mir stets neue<br />

Inspiration gaben, an meiner Seite „paddelten“ und zum Aufsprung<br />

verhalfen oder mir bei ruhigem Seegang die Stunden versüßten. Und wie<br />

es so ist beim Surfen, ist die eine Welle geschafft, wird schon nach der<br />

nächst Größeren Ausschau gehalten. In diesem Sinne:<br />

101<br />

Auf zur nächsten Welle!


ERKLÄRUNG<br />

Unsichtbares Adlershof – Erklärung<br />

Ich erkläre, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und<br />

nur unter Verwendung der angegebenen Literatur und<br />

Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt<br />

oder indirekt übernommenen Inhalte sind als solche kenntlich<br />

gemacht.<br />

Berlin, den________________<br />

102

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!